Grundrechte und Freiheit

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Kategorie: Politik im Eichsfeld
Christel
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Grundrechte und Freiheit

Ungelesener Beitrag von Christel »

Die Freiheit des Einzelnen sowie die Freiheit einer Gruppe enden an den Grundrechten der Anderen. Besonders wichtig ist mir:

http://www.bundestag.de/bundestag/aufga ... _01/245122
I. Die Grundrechte
Artikel 1
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Hier im Grundgesetz wird dies als staatliche Aufgabe beschrieben.
Ideal wäre es, wenn der Staat hier gar nicht eingreifen müsste, wenn es für den Einzelnen sowie für Gruppen selbstverständlich wäre.
Artikel 3
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.
Ich habe mir angewöhnt, wirklich alle Menschen gleich zu betrachten. Dies bewahrt mich vor überzogenen Erwartungen /Ansichten, bewahrt mich davor Menschen „zu vergöttlichen“ oder „zu verteufeln“. Es hilft mir selbst „auf dem Teppich“ zu bleiben.
3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
„Gleich und gleich gesellt sich gern.“
Menschen, die dieselben Ansichten … wie wir vertreten bestärken uns. Helfen uns unsere Ziele durchzusetzen. Mit ihnen verbinden uns die gemeinsamen Ziele. Gemeinsame Aufgaben führen dazu, dass wir miteinander arbeiten, leben…

„Gegensätze ziehen sich an.“
Auch das stimmt. Menschen mit anderen Ansichten… bereichern unser Leben, machen es bunter.
Allerdings, sie machen es nicht leichter. Sie bestärken uns nicht. Sie stellen uns mitunter sogar in Frage. Verlaufen ihre Ziele konträr zu unseren, wird es besonders schwierig. Entweder setzt sich einer durch und der andere „geht leer“ aus oder man einigt sich auf einen Kompromiss.
Hier ist es wichtig, trotzdem den Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren. Den Menschen, der anderer Ansicht ist, nicht „zu verteufeln“.

Du hast ja ein Ziel vor den Augen, damit du in der Welt dich nicht irrst, damit du weißt, was du machen sollst, damit du einmal besser leben wirst.“ http://www.lieder-aus-der-ddr.de/du-has ... den-augen/

Dieses Lied lernte ich in der Schule. – Es stimmt, Menschen brauchen Ziele!
Allerdings, es ist auch das Lied des „Tunnelblicks“, der „Scheuklappen“.
Nicht zuletzt sind es unsere Ziele, unsere guten Absichten, jenes, was wir in diesem Leben Gutes erreichen wollen, was uns den Blick auf den Mitmenschen, auf seine Bedürfnisse und Wünsche, manchmal auch auf seine Grundrechte verstellt.

Dies gilt für alle Menschen gleichermaßen!
Wir sind gleicher als wir zuweilen denken, gleicher als wir manchmal wahrhaben wollen.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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niels
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Re: Grundrechte und Freiheit

Ungelesener Beitrag von niels »

Hier im Grundgesetz wird dies als staatliche Aufgabe beschrieben.
Nein,
der Artikel besagt, das hier jedwede Ansprüche bzw. "Rechte" Dritter am Individuum Mensch enden. Dem Staat obliegt lediglich die Bereitstellung einer Infrastruktur zur Wahrung / Durchsetzung der sich hieraus ableitenden Individualrechte - es ist weder seine Aufgabe diese "zu wahren" noch sich sonst in 8rgend einer Form einzumischen, wie es ja besonders gern mit dem Argument "Gott will das" von Religiösen getan wird.
Ideal wäre es, wenn der Staat hier gar nicht eingreifen müsste, wenn es für den Einzelnen sowie für Gruppen selbstverständlich wäre.
Gruppen haben keine Rechte, die über die sich aus den Individualrechten des Einzelnen hinausgehen würden - auch wenn das viele immer wieder meinen.
Ich habe mir angewöhnt, wirklich alle Menschen gleich zu betrachten.
Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.

Die Gleichstellung vor dem Gesetz / Gleichbrechtigung leitet sich nicht aus der "Gleichheit" von Menschen ab - eine der weitreichendsten Fehlinterpretationen der "modernen" Gesellschaft. Gleichberechtigung und Gleichmachung sind zwei paar Schuhe. Die Idee, das es "bessere Menschen" gäbe, hat zwar schon genug Unheil angerichtet - ebenso aber auch die, das alle Menschen "gleich seien". Es wäre der Untergang der menschheit, wenn alle menschen "gleich" wären, die gleichen Interessen, Werte und Fähigkeiten hätten.
„Gleich und gleich gesellt sich gern.“
Menschen, die dieselben Ansichten … wie wir vertreten bestärken uns. Helfen uns unsere Ziele durchzusetzen.
Vor allem hilft es, sich andere Meinungen wie deren Vertreter "vom Hals" zu halten. Ich finde es - ehrlich gesagt - naiv bis peinlich, wenn ich die vielen Menschen heute sehe, die ihr soziales Umfeld aus ausgesuchten "Gleichgesinnten" stricken und von Andersdenkenden weitgehend bis konsequent abschotten, dies hegen und pflegen - in der irrigen Annahme, das die eigene Meinung dadurch an Wahrheitswert gewönne, weil die Zahl der Zunicker im eigenen Umfeld besonders groß ist.
Allerdings, sie machen es nicht leichter. Sie bestärken uns nicht.
Doch,
zumindest wenn die Stärke Substanz haben soll.

Erst an der gegenteiligen Meinung, Überzeugung oder an anderen Wertevorstellungen wird es möglich, die eigene Meinung fortzuentwickeln und um weiterreichende Erkenntnismengen zu bereichern.

Dem allgemeinen, schlichten Gemüt allerdings erscheinen sie als "gefahr", könnten sie doch Argumente gegen die eigene Meinung vorbringen, denen man sich nicht gewachsen fühlt. Aber vielen scheint ja eh wichtiger überhaupt eine Meinung zu haben als (k)eine fundierte / ehrliche / bewusst kritisch immer wieder hinterfragte.
„Du hast ja ein Ziel vor den Augen, damit du in der Welt dich nicht irrst, damit du weißt, was du machen sollst, damit du einmal besser leben wirst.
...
Nicht zuletzt sind es unsere Ziele, unsere guten Absichten, jenes, was wir in diesem Leben Gutes erreichen wollen, was uns den Blick auf den Mitmenschen, auf seine Bedürfnisse und Wünsche, manchmal auch auf seine Grundrechte verstellt.
Jaja,
natürlich sind die eigenen Ziele immer die "guten" und die, die "bösen" die der anderen, die den eigenen Interessen entgegenstehen. Erst indem man das eigene "gut" zum über das ich hinausreichenden "gut" deklariert bekommt - z.B. mit Hilfe eines imaginären Schöpferalphas - schafft man es andere den eigenen Absichten unterzuordnen - und dabei selbst daran zu glauben, das das natürlich "im Sinne des Guten" ist - des "Guten" für "alle"...
Nicht zuletzt sind es unsere Ziele, unsere guten Absichten, jenes, was wir in diesem Leben Gutes erreichen wollen, was uns den Blick auf den Mitmenschen, auf seine Bedürfnisse und Wünsche, manchmal auch auf seine Grundrechte verstellt.
Da gebe ich Dir allerdings Recht.

Niemand! Auch kein Religiot, der es noch so "gut" mit mir (oder sich) meint und sein "gut" über ein konstruiertes mich schöpfendes "Göttchen" zu legitimieren behauptet, hat Ansprüche gegen MEINE persönlichste Individualfreiheit zu erheben - auch wenn es ihm noch so schwer fällt. das aber ist bis heute noch die rechtliche Situation wie auch die, das diverse Gruppen / Institutionen immer noch über die Individualrechte des Individuums hinweg privilegiert werden und es kommt sogar gerade erst wieder einmal mehr in Mode, dem Individuum das Recht auf Individualrecht abzusprechen, das das "WIR" ja "Gut" und das "Ich" "böse" ist.

Am frechsten wird es, wenn dann auch noch ausgerechnet meine "unantastbare Menschenwürde" dafür herhalten soll, das mir Moralisten und Religioten Individualrechte rauben wollen - sei es um das eigene schlechte Gewissen auf meine Kosten zu toilettieren oder auch nur aus Lust auf persönlicher Macht über andere - das Ergebnis bleibt das selbe.

cheers,


Niels.
Christel
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Re: Grundrechte und Freiheit

Ungelesener Beitrag von Christel »

Niels, aus Deiner Antwort sehe ich, dass es einigen Missverständnisse gibt:
@ Im Grundgesetz steht wie gesagt „ Artikel 1, (1)Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Weiter steht im Grundgesetz
„Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Folglich ist das eine staatliche Aufgabe! Es ist auch die Infrastruktur. Jedoch die staatlichen Institutionen sind auch selbst verpflichtet, dies zu achten und gegebenenfalls durchzusetzen.

@ Wenn ich die Menschen gleich betrachte, dann heißt das nicht, dass ich Unterschiede negiere.
Für die Art von Gleichmacherei, die Du kritisierst bin ich auch nicht. Hier stimme ich Dir also zu.
Ich versuche einfach gerecht zu sein.

@ Andersdenkende bestärken (stützen) uns wirklich nicht. Sie machen es uns nicht leicht.
Aber auch Du hast Recht, sie machen uns stärker.

------------------

Individualrechte <-> Gruppenrechte - Bestehen nicht letztlich Gruppen aus Einzelmenschen?
Sind nicht meistens auch andere Menschen betroffen, wenn wir unsere individuellen Freiheiten ausleben?
Welche Individualrechte möchtest Du gestärkt wissen?
Wo und für wen soll die Freiheit größer werden?
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Re: Grundrechte und Freiheit

Ungelesener Beitrag von niels »

Es ist NICHT Aufgabe des Staates darüber zu befinden, was die "Würde" eines Menschen ist und was weniger bis nicht.

Natürlich hat (auch) der Staat das Recht des Individuums zu achten und sogar zu schützen, d.h. er darf (eigentlich) keine Eingriffe vornehmen oder Maßnahmen ergreifen, die sich über die Individualinteressen des Einzelnen hinweg setzen.

Das allerdings ist eine für die meisten Menschen heute offenkundig immer noch weitreichend neue, "ungewohnte" Situation - nachdem mindestens die letzten zwei- bis dreitausend Jahre in Europa das Recht des (übrigens weil "gottgegebenen") Staates bzw. seiner Vertreter am Individuum schlicht selbstverständlich war - vom Sklavenhandel bis zum "Leibeigentum", was nur Beispiele für die weitreichendsten Auswüchse waren.

Natürlich ist Freiheit vielen Menschen bis heute lästig, sei es weil sie sie ängstigt oder weil sie ihre Verantwortung gern anderen überlassen oder warum auch immer.

Freiheit bedeutet aber auch das Recht, Freiheiten gewollt aufzugeben - daher gibt es in einer modernen freiheitlich-demokratischen Gesellschaft (wie unsere sich ja lange bezeichnete) nur die Option der unbedingten Individualfreiheit.

Von einer auch nur annähernd freien Gesellschaft sind auch wir noch weit entfernt und entfernen uns sogar wieder mehr und mehr. In der irren Idee, das Demokratie ein geeigneter Ersatz für die Individualfreiheit sei - "zum Wohle aller" wird Demokratie zur neuen Form der Diktatur von Mehrheiten über Minderheiten und es ist befremdlich zu sehen, wie wohlwollend selbstverständlich sehr viele Menschen dieser Diktaturform gegenüber stehen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar - dabei ist es gleich, ob es Einzelne, Gruppen oder auch "demokratische Mehrheiten" sind, die sich da am Individuum vergreifen, indem sie die Verfügung der Individuen über sich selbst beschränken bis ihnen entziehen - "zu deren Wohl" natürlich, denn letztlich muss halt Göttchen oder der moderne Abklatsch: "die Moral" bzw "Ethik" dafür herhalten, aus Unrecht Recht zu machen und die faktische Beschränkung des Rechtes des Einzelnen über sich selbst zu legitimieren, denn das funktioniert nur, wenn es ein "höheres GUT" gibt für ein anderes Individuum als dessen eigene individuelle Interpretation.

Diese anmaßende Frechheit kommt grad einmal mehr in Mode - sei es in Form religiotischer "Seelenretter" - mit wie ohne Götterchens - oder wie auch immer ideologisch bestrickter Bessermenschelei.

Da wird z.B. aus dem per Definition freiwilligen Akt "Solidarität" mal eben eine Zwangsmaßnahme gegen den Willen des "solidarischen" (meist durch jene natürlich, die selbst wenig "Solidarität" auf der produktiven/gebenden Seite zu bieten haben oder bieten). Die "Freiwilligkeit" des Individuums wird durch die irgend einer "demokratischen Mehrheit" ersetzt - die verbleibenden Individualrechte sind somit Rechte von der Mehrheits Gnaden, wie sie jede Diktatur ebenso produziert.

Gerade weil Menschen aber nun malNICHT gleich sind, sondern (gerade am "Rand" der Gesellschaften) zT höchst eigenwillige Individualinteressen verfolgen (wollen), entspricht der "demokratische Wille" nicht dem eines jeden Individuums, weshalb die geografisch gefasste Demokratie dort - undNUR dort - legitime Rechtebeschränkungen schaffen kann, wo die geografischen Bedingungen ein Abwägen von Individualrechten der kollidierend interessierten erforderlich machen, zB wo eine GruppeHausbesitzer mit überschneidenden Wegerechten über die künftige Ausstattung der betr. Straße zu befinden haben (um mal ein einfaches Beispiel zu nennen).

Es geht NIEMANDEN außer mich zB etwas an, wann ich arbeiten möchte und wann nicht, wann und wie ich mich töten lassen möchte oder nicht, welche Dinge ich esse und trinke oder nicht oder welche Substanzen ich mir zuführe oder nicht, was mit meiner Asche geschehen darf bzw nicht geschehen darf uswusf..

Ja selbst als Kind haben Erwachsene keine Rechtsansprüche gegen mich - zB ohne mich zu fragen meineGenitalien lebenslang zu verstümmeln. Weder irgend eineKirche nochGewerkschaft oderIdeologievertretung steht in ihrerLegitimation über dem Individuum. Solange man jenen weiterhinPrivilegien einräumt, wird man auchPrivilegienwirtschaft behalten - obgleich diese virtuellen "Körper als solche" keine eigene "Würd"e verkörpern, die demMensch bzw seiner Würde entgegenzusetzen hätte. Das Ganze kann da nicht mehr als die Summe seiner Teile sein.

Ebensowenig gibt es einen automatischen Anspruch Dritter gegen mein Vermögen oder meine Einkünfte, soweit ich diese nicht selbst eingeräumt habe - oder darauf, das ich anderen denLebensunterhalt nach"demokratischemANspruc" zu finanzieren ätte wie ich auch jene nicht für mich in Verantwortung nehmen kann - gegen derenWillen.

DasSteuersystem hat bis heute keine fundierteLegitimation in der FDGO finden önnen, es ist ein Relikt der " Selbstverständlichkeit" der Raubkirchen bund sonstigen Obrigkeiten der Vergangenheit, die ihren Anspruch über Jahrtausende wiederum mit "Göttchen" scheinlegitimierten.

Demokratie ist eine Notlösung, wo kollidierende Interessen nicht anders abzuwägen sind - nicht aber ein in sich selbst legitimer Anspruch der Mehrheit gegenüber Minderheiten.

"Würde des Menschen" bedeutet nichts weniger, als jeden Willen eines jeden Menschens gleichzustellen - unabhängig von der "Güte" seiner Ziele aus welchem Blickvektor oder ideologischem Brillenkonstrukt heraus. Schon deshalb ist ein deutscher "Ethikrat" nicht nur überflüssig, sondern ein Feind des Artikel 1 GG.

Er (als "Berater des Staates", der das ja selbst nicht darf) aber dieBeratungsergebnisse fast immer unkritisch in Gesetze gießt) maßt sich an die Werte von Individuen zu werten. Auch wenn das vielen Deutschen bis heute selbstverständlich scheint, so bleibt er schlichtweg die Anmaßung desBessermenschentums Individuen über ihreIndividualinteressen zu werten - die in dieModerne hinübergerettete moderneForm der Inquisition als wichtiges Machtmittel des (üblicherweise selbsterklärten) Bessermenschentums.
@ Andersdenkende bestärken (stützen) uns wirklich nicht. Sie machen es uns nicht leicht.
Nun,
transzendente Erkenntnisfindung / Bewusstseinserweiterung ist nie "leicht", sondern prinzipbedingt mit Ressourcenaufwand (Lebenszeit, Energie usw.) verbunden. Als "Kopiertier" spart sich der Mensch jedoch eigenes Denken, indem er "Erkenntnisse" anderer adaptiert / kopiert, denen er (warum auch immer) "vertraut". Damit aber verschafft er sich lediglich Scheintranszendenzen - der Bewusstseinsfokus bleibt im Volumen der gleiche. Auch kopierte Erkenntnisse / Schlußfolgerungen können in Transzendenzen münden, wenn der Kopierende sie selbst ehrlich eingehender kritisch wie analytisch betrachtet ODER die dafür erforderlichen Ressourcen aufwendet, den Vertrauensstatus des "Erkenntnisspenders" zu verifizieren / validieren.

Andersdenkende können jedoch den eigenen Erkenntnisfindungsprozess nicht selten abkürzen, da sie folgerichtig über Annahmen / Behauptungen verfügen können, die zum Widerlegen der eigenen Überzeugung / Idee / "Erkenntnis" geeignet sein können, denn der "leichetste" Weg eine Schlußfolgerung als unrichtig zu erkennen / verwerfen zu können ist die widerlegende Evidenz, trivial: das "Gegenbeispiel". ich würde mir oft wünschen, das sich menschen auch nur einmal eingehender mit Anderdenkenden - genauer deren Schlußkette und Grundannahmen und zugrundeliegenden Erfahrungen - auseinanderzusetzen, um sie der eigenen gegenüberzustellen, die eigene daran zu "prüfen", statt sich zum xyten male von einem "Gleichgesinnten bestärken" zu lassen, denn letzteres hat potentiell wie in der Praxis oft bis meist wesentlich weniger Erkenntnisgehalt zu bieten.
Aber auch Du hast Recht, sie machen uns stärker.
ACK.
Individualrechte <-> Gruppenrechte - Bestehen nicht letztlich Gruppen aus Einzelmenschen?
Natürlich bestehen Gruppen aus einzelnen Individuen - entfalten hieraus allerdings keine eigenständige Legitimation, die über die (der "Summe") der Einzelnen hinausgeht. Das aber ist immer noch (oder wieder) der Fall. In der Praxis beanspruchen Gruppen auch "in Vertretung" all ihrer Mitglieder / Anhänger "Interessen" durchzusetzen, die als solche lange nicht von allen Mitgliedern individuell (mit-)getragen werden bzw. vorhanden sind, maximal noch einer "Mehrheit" innerhalb der Gruppe.

In der Folge werden nicht nur aus Minderheiten "demokratische Mehrheiten" - das Individualinteresse von Minderheiten wird Individualinteressen von ebenjenen "Mehrheiten" untergeordnet / diskriminiert.

Die Gleichsetzung von Individualrecht mit einem Recht des "WIR" führt prinzipbedingt in die faktische Auflösung des Individualrechtes, deren Folgen man ja unschön an den "WIR"- Diktaturen der jüngeren Vergangenheit (Nazi-Reich, DDR), aber auch den vorhergehenden christlichen Diktaturen seit spätestens Karl dem Schlächter ("dem Großen", wie ihn Christen heute nennen) immer wieder sehen kann.
Christel
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Re: Grundrechte und Freiheit

Ungelesener Beitrag von Christel »

Hallo Niels, danke für Deine Antwort!
niels hat geschrieben:Natürlich ist Freiheit vielen Menschen bis heute lästig, sei es weil sie sie ängstigt oder weil sie ihre Verantwortung gern anderen überlassen oder warum auch immer.
Wie Du richtig schreibst, Menschen sind unterschiedlich!
Manche handeln sehr verantwortungsbewusst, andere nicht. Es heißt nicht umsonst, „dafür wirst Du zur Verantwortung gezogen“. Menschen müssen mitunter zur Verantwortung gezogen werden, da sie diese nicht freiwillig übernehmen.

An dieser Stelle möchte ich einen weiteren Begriff ins Spiel bringen, nämlich “Gemeinwohl“:
Die Verwirklichung des Gemeinwohls gilt allgemein als die höchste Aufgabe staatlichen und staatsbezogenen Handelns; im Sinne dieser Prämisse ist der Grad der Umsetzung von Gemeinwohlvorstellungen der entscheidende Maßstab für die Legitimation von Politik. http://universal_lexikon.deacademic.com/43966/Gemeinwohl
Um diesem Gemeinwohl zu dienen greift der Staat seinen Bürgern in die Tasche, gegen deren Willen:
niels hat geschrieben:Ebensowenig gibt es einen automatischen Anspruch Dritter gegen mein Vermögen oder meine Einkünfte, soweit ich diese nicht selbst eingeräumt habe - oder darauf, das ich anderen denLebensunterhalt nach"demokratischemANspruc" zu finanzieren ätte wie ich auch jene nicht für mich in Verantwortung nehmen kann - gegen derenWillen.
Man kann darüber diskutieren inwieweit der Staat seinen Bürgern in die Tasche greifen darf…, aber kann man ganz darauf verzichten? Müssen nicht Strukturmaßnahmen, die Unterstützung der Schwächeren... so finanziert werden?

Oder ein anderes Beispiel:
Menschen wollen Sex. Angenommen dabei entsteht ungewollt ein Kind.
Der Mann will die Abtreibung, die Frau will das Kind behalten.
Nach jetziger Rechtsprechung muss der Mann in diesem Fall zumindest finanziell für das Kind die Verantwortung übernehmen, d.h. er zahlt dafür.

Wie soll zukünftig die Rechtsprechung aussehen?
a) Soll es bleiben wie es ist? Dann wird der Mann, auch wenn er das nicht will, für das Kind zahlen müssen.
b) Da der Mann das Kind nicht will, muss er auch nicht zahlen. Der Staat übernimmt das für ihn. Finanziert wird das durch Steuererhöhung. Das heißt jedoch alle müssen unfreiwillig dafür zahlen. Ist das besser?
c) Da der Mann das Kind nicht will, muss die Frau allein für das Kind aufkommen. Sofern sie dazu nicht in der Lage ist, Pech gehabt. Somit ist die Frau der Erpressung des Mannes schutzlos ausgeliefert. Stimmst Du hier zu?

Was ist nun aber mit der körperlichen Unversehrtheit der Frau?
Du hast geschrieben:
niels hat geschrieben:Ja selbst als Kind haben Erwachsene keine Rechtsansprüche gegen mich - zB ohne mich zu fragen meineGenitalien lebenslang zu verstümmeln.
Auch eine Abtreibung ist wie jeder Eingriff mit einem Risiko verbunden. Ich kenne ein Ehepaar, die haben ihre beiden Kinder adoptiert, denn die Frau konnte nach der Abtreibung keine Kinder mehr bekommen.
Erst kürzlich erzählte mir eine Frau von ihrer Abtreibung vor mehr als dreißig Jahren. Ihr Mann wollte damals dieses Kind nicht. Später hatten sie andere Kinder. – Doch nach all den Jahren, nannte mir die Frau ganz genau den Todestag dieses Kindes, den Tag der Abtreibung.

niels hat geschrieben:Es geht NIEMANDEN außer mich zB etwas an, wann ich arbeiten möchte und wann nicht, wann und wie ich mich töten lassen möchte oder nicht, welche Dinge ich esse und trinke oder nicht oder welche Substanzen ich mir zuführe oder nicht, was mit meiner Asche geschehen darf bzw nicht geschehen darf uswusf..
Wenn kein Dritter dabei Nachteile erleidet, wenn Dich niemand liebt, dann könnte es funktionieren. – Doch Mütter, die ihre Söhne/Töchter lieben, gehen daran zugrunde oder leiden zumindest stark darunter, wenn sich ihre Kinder selbst zugrunde richten.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Grundrechte und Freiheit

Ungelesener Beitrag von niels »

Wenn kein Dritter dabei Nachteile erleidet, wenn Dich niemand liebt, dann könnte es funktionieren. – Doch Mütter, die ihre Söhne/Töchter lieben, gehen daran zugrunde oder leiden zumindest stark darunter, wenn sich ihre Kinder selbst zugrunde richten.
Dann verwechseln sie "Liebe" mit Besitzwillen - wer echrlich "liebt", der respektiert den Willen des Geliebten - mit allen Konsequenzen und selbst dann, wenn es bedeutet, das dieser Mensch ihm nicht mehr zeitlich andauernd zur weiteren Verfügung, Ergötzung und Erfreuung steht, z.B. weil dieser sich bewusst dafür entschieden hat, sein Leben zu beenden.

Alle andere "Liebe" ist letztlich egoistisch gerichtet - sie vertritt die eigenen Interessen, nicht die des Geliebten...

Das Menschen derlei "Liebe" allerdings auch noch für etwas "ganz Tolles", ja "übermenschliches", ja sogar als eine Art "oberstes [Lebens-]Ziel" feiern, zeigt mir nur, wie selbstverlogen Menschen mit sich umgehen können und tun... Natürlich steht immer zuerst das eigene Interesse an - so ehrlich darf und kann, ja sollte man schon sein...
Christel
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Re: Grundrechte und Freiheit

Ungelesener Beitrag von Christel »

Du hast völlig rational und logisch begründet was wahre Liebe ist und was nicht.

Doch Liebe ist alles Mögliche, nur nicht rational und logisch.

Was es ist

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Von Erich Fried
http://www.erichfried.de/Was%20es%20ist.htm
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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