Fremd und nah zugleich

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Politik im Eichsfeld
Kategorie: Politik im Eichsfeld
mar
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Fremd und nah zugleich

Ungelesener Beitrag von mar »

Ich weiss, ich poste hier zuviel. Eins noch, dann reicht's erstmal. Dieses ist zu köstlich: Landrat Henning in bester Schwadronierlaune über den möglichen zukünftigen Landeschef Ramelow. Sein pseudo-philosophischer Stil ist unnachahmlich. Ich bin mir nahezu sicher, dass Redakteur Fabian Klaus hier nur das Wesentliche in gebotener Kürze präsentiert und uns die übrigen drei oder vier zusätzlichen Seiten erspart hat. Was ist also das Eichsfeld in seinem quasi-ideologischem Sosein? Nun, in Hennings Phantasie ist es eine Art Separatisten-Staat mit dem Landkreisamt als Autonomiebehörde. Manchmal glaube ich, Herr Henning hat in seiner Jugend zuviel Asterix und Obelix gelesen. Nur, gab es das in der DDR? Außerdem würde sich Herr Henning nie erlauben, als Majestix vom Schild zu fallen. Slapstick ist nicht seine Art von Humor. Ganz ohne Ironie: Ich schätze ja sehr, dass Herr Henning einer der wenigen Politiker ist, die wirklich glauben, was sie sagen. In der von Henning festgestellten Grundoffenheit darf man sich allerdings nicht täuschen. Sie gilt nur solange, wie die Autonomie nicht angerührt wird. Frei übersetzt sagt er zu Ramelow etwas wie: You don't fuck with us, we don't fuck with you. You fuck with us, we fuck with you.
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Heinrich5
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Re: Fremd und nah zugleich

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Das katholische Eichsfeld als "Gazastreifen von Thüringen" zu bezeichnen ist in der Tat köstlich. Und das kommt immerhin von einem Linken, der sich selbst als evangelischer Christ bezeichnet.
Christel
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Re: Fremd und nah zugleich

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ramelow hatte schon vor fünf Jahren im Eichsfeld für Aufsehen gesorgt: Damals hatte er die Region als "Gazastreifen von Thüringen" bezeichnet, was vielen Eichsfeldern sauer aufgestoßen war. Der Landrat nimmt ihm den Vergleich hingegen keinesfalls übel. Im Gegenteil: Das sei ein anspruchsvolles und geistreiches Kompliment gewesen.
Immerhin zeige ein solcher bildlicher Vergleich, dass Ramelow die Eichsfelder mental als eigenständig in ihrer ganzen Prägung wahrnehme. Daraus zieht der CDU-Politiker folgenden Schluss: "Wir sind auch für ihn nicht austauschbar oder verrührbar im großen Brei der Beliebigkeiten. Wenn er diese Wertschätzung beibehält, dann bleibt er uns fremd und nah zugleich."
Fabian Klaus / 23.10.14 / TLZ http://eichsfeld.tlz.de/web/eichsfeld/s ... 7297333347
Ich weiß nicht, wie Herr Ramelow darauf kommt.
Als Nicht-Eichsfelderin, nehme ich wahr, dass die Eichsfelder einen „gewissen Separatismus“ pflegen.

Das Eichsfeld ist mehr als Thüringen, der niedersächsische Teil gehört dazu.
Aber hat die Grenze wirklich keine Spuren hinterlassen? Wie eng sind die Beziehungen zwischen Duderstadt und Heiligenstadt?

Eine Besonderheit ist die katholische Prägung. Wegkreuze, Formen, Statistikzahlen…
Andererseits ist uns Nicht-Eichsfeldern schon immer aufgefallen, dass Eichsfelder in Ausbildung und Studium außerhalb des Eichsfelds kaum den Weg in Kirche oder christliche Gruppe finden.
2007 sagte mir eine katholische Frau Mitte Zwanzig, sie fühlte sich in Heiligenstadt mit ihrem katholischen Glauben allein…
Angesichts dessen frage ich mich schon, wird im Eichsfeld nur die „Asche“, also die Form weitergetragen oder gibt es da auch noch so was wie Feuer?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
mar
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Re: Fremd und nah zugleich

Ungelesener Beitrag von mar »

Feuer? Nicht mehr, die Brenntage sind gerade abgeschafft worden. Nur unser Landrat glüht manchmal noch, wenn er erregt ist. Christel: "Das Eichsfeld ist mehr als Thüringen, der niedersächsische Teil gehört dazu." Genau, und Dr. Henning hat es gerade nochmal bekräftigt. Es ist ja gemeinhin in der Politik so, dass die Reaktion "Das ist visionär." und "Wie willst du das bezahlen?" als die allerschlimmsten Beleidigungen gelten. Besonders die Grünen kranken enorm daran, dass sie nur über das reden wollen, was realisierbar ist (und selbst von der CDU kaum noch hinterfragt werden kann). Echte Real-Politik eben. Ich glaube die Grünen haben einen größeren Apo-Fundi-Komplex als die Linke einen SED-Komplex hat. Ähm wo war ich? Achso, will jetzt nicht sagen, dass Dr. Henning visionär ist, aber die Idee vom Großeichsfeld ist meilenweit von jedem Mainstream entfernt. Ich würde zwar persönlich eher soziale oder bürgerrechtliche Visionen vorziehen, trotzdem ist Hennings Großeichsfeld ein bemerkenswerterr Fremkörper in unserer Politiklandschaft. Und ich hoffe, wenn Rot-Rot-Grün mit ihrer Kommunalreform ernst macht, werden wir noch mehr davon hören. Vorsichtshalber schonmal eine Niedersächische Fahne kaufen. Ein springendes Pferd ist ja auch viel hübscher als der Zungen-lollende Zombie-Löwe.
Christel
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Re: Fremd und nah zugleich

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wieso Niedersachsen? Verscherzt Ihr Euch damit nicht eine ganze Reihe von katholischen „Sonderfeiertagen“? Oder irre ich mich?
Ihr bekommt noch nicht mal den Reformationstag als Ersatz!

Als niedersächsisches Randgebiet gibt es in Niedersachsen sowieso nichts zu holen…
Außerdem ist Niedersachen flächenmäßig sehr viel größer als Thüringen. Daher kann Niedersachsen den Gebietsverlust des niedersächsischen Eichsfelds sehr viel leichter verkraften als Thüringen den Verlust des Landkreis Eichsfeld.

Wenn schon Groß-Eichsfeld dann doch wohl in Thüringen!

Außerdem haben wir hier jetzt wieder einen Mainzer Bischof: http://de.wikipedia.org/wiki/Bistum_Erfurt - Das erinnert an alte Zeiten eines Groß-Eichsfelds. :)
Wenn Ihr zu Niedersachsen geht, dann müsstet Ihr konsequenter Weise auch zum Bistum Hildesheim wechseln. Ansonsten bleibt nämlich das katholische Eichsfeld kirchlich, bistumsmäßig geteilt.
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