Christel hat geschrieben:wenn Du der Meinung bist, dass alles auf eine Ursache zurückzuführen ist, dann solltest Du nicht behaupten, alles sei von selbst entstanden. Eine Behauptung, die Du regelmäßig wiederholst.
Ich habe dir doch in meinem letzten Beitrag eingehend erklärt, dass das zwingend zusammengehört und keineswegs ein Widerspruch ist. War das zu kompliziert? Dann nehme ich jetzt ein einfaches Beispiel, das Auto. Es heißt so, weil seine Erfinder die Kutsche mit Motor "Automobil" nannten, zu deutsch: "selbstbeweglich". Es wurde von einem Motor angetrieben, der sich im Gefährt befand, im Gegensatz zu den bekannten Wagen, die von Lebewesen mit Muskelkraft gezogen wurden. "Selbstfahrend", "automobil" heißt also, die ursächliche Kraft zur Bewegung entsteht im Wagen selbst. Analog dazu heißt "von selbst entstehen", die Kraft, die zur Entstehung führt, liegt im Entstehenden selbst. Sie wirkt nicht von außen ein. Ich hoffe, du siehst jetzt ein, dass meine obige Aussage kein Widerspruch in sich ist.
Christel hat geschrieben:Dein letzter Beitrag (Holuwir » Freitag 18. November 2016, 10:18) sagt ganz viel über Dich aus, aber gar nichts über mich. Denn mit der Realität haben Deine Behauptungen über meine Person absolut nichts zu tun.
Mir ist nicht bewusst eine Aussage über deine Person gemacht zu haben. Es geht mir immer nur um deine Äußerungen.
Christel hat geschrieben:Holuwir hat geschrieben:
Wenn wir auch manchmal die Begriffe "Ursache" und "Grund" als Synonyme verwenden, hier machst du es ganz bewusst, um Gott ins Spiel zu bringen.
Siehst Du, auf diese Idee bin ich gar nicht gekommen!
Ich wusste nicht, dass ich den Begriff „Grund“ in der Naturwissenschaft nicht verwenden darf.
Hätte ich gewusst, dass Du so ein Spektakel um den Begriff „Grund“ machst, hätte ich darauf verzichtet. Nun ja, in der Rabulistik scheinst Du Dich jedenfalls weit besser auszukennen als ich. Du solltest andern nicht vorwerfen, was Du selbst praktizierst.
Nein, das ist keine Rabulistik von mir, denn es geht hier um die zentrale Frage: Ist die Welt grund-, absichtslos aufgrund einer natürlichen Kausalkette entstanden oder gab es einen Grund, indem es einem allmächtiger Gott in den Sinn kam, diese zu erschaffen. Eine Ursachenkette ist wissenschaftlich nachprüf- und belegbar, ein Grund ist eine reine Annahme, ohne jeden Beleg. Wenn du nun unrichtigerweise beides in einem Atemzug als Synonyme nebeneinanderstellst - "Für alles gibt es eine Ursache, einen Grund", dann erkenne ich darin sehr wohl und sicher zu recht, eine, wenn auch unbewusste, so doch glaubensstärkende Absicht, denn für alles gibt es zwar eine Ursache, einen Grund jedoch nur, wenn die Absicht eines intelligenten Wesens dahintersteht.
Christel hat geschrieben:Davon abgesehen, es ist nicht nötig, den Begriff „Grund“ zu verwenden, um Gott ins „Spiel zu bringen“. Dazu reicht der Begriff "Ursache", dazu reichen „Kausalketten“
Nun denn, der kausale Gottesbeweis:
Der kausale Gottesbeweis („ex ratione causae efficientis“) geht davon aus, dass alles, was in dieser Welt existiert, auf eine Ursache zurückzuführen ist.
Da man die Reihe der Ursachen nicht unendlich fortsetzen könne, müsse eine erste nicht kontingente Ursache (causa prima) existieren, die selbst auf keine andere Ursache zurückführbar sei.
Schon wieder diese Rabulistik! Oben schreibst du von "Kausalketten" und unten schwenkst du einfach zur "causa prima" um. Was ist denn nun Sache? Besteht Erschaffung der Erde in der causa prima? Soll Gott einmalig die Energie geschaffen haben, die sich im
Urknall entlud und zur selbständigen Entstehung der Welt führte? Oder worauf sonst willst du mit deiner jüngsten Argumentation hinaus?
Ganz davon abgesehen, dass es eine bloße, völlig aus der Luft gegriffene Behauptung ist, man könne die Reihe der Ursachen nicht unendlich fortsetzen. Warum denn nicht? Nur weil uns das nicht behagt?
Christel hat geschrieben:Schon Aristoteles postulierte eine solche erste Ursache, die selbst unverursacht ist, und nannte sie „das erste unbewegte Bewegende“ (πρῶτον κινοῦν ἀκίνητον) oder den „unbewegten Beweger“. Viele mittelalterliche Denker, auch Thomas von Aquin, identifizierten diesen mit Gott. Die Argumentation des Aristoteles liegt dem „kosmologischen Gottesbeweis“ zugrunde und wird von manchen zu einem „Kontingenzbeweis“ verallgemeinert.
Na und? Jeder kann denken was er will.
Christel hat geschrieben:Die Zweite Prämisse ist der Satz vom zureichenden Grund.
In der Welt gibt es überall Ursachen (actio) und Wirkungen (reactio), die miteinander in Verbindung stehen.
Jede Wirkung setzt eine hinreichende Ursache voraus.
Das ist absolut naturwissenschaftskonform. Was hat das mit Gott zu tun?
Christel hat geschrieben:Wegen der Unmöglichkeit des regressus in infinitum
Eine bloße Behauptung, ohne irgendeine stichhaltige Begründung. Ich halte sie für falsch.
Christel hat geschrieben:bleibt nur der Schluss,
dass
die Welt eine prima causa efficiens (eine zeitlich erste Wirkursache) hat,
welche selber incausata (unverursacht) ist.
Diese erste, unverursachte Wirkursache (prima causa incausata) wird Gott genannt.
Gott ist sich selbst die Ursache seines Seins; er ist das Sein selbst in seiner ganzen Fülle.
Ein Schluss, der auf einer falschen Prämisse beruht, muss zwangsläufig falsch sein.
Christel hat geschrieben:Holuwir, ich bin noch immer erstaunst über Deine Aufregung, weil ich den Begriff „Grund“ verwendete.
Holuwir hat geschrieben:
Wenn wir auch manchmal die Begriffe "Ursache" und "Grund" als Synonyme verwenden, hier machst du es ganz bewusst, um Gott ins Spiel zu bringen.
Welchen Sinn macht unsere Diskussion, wenn ich Gott nicht ins Spiel bringen darf?
Du darfst deine Annahme eines Gottes so oft ins Spiel bringen, wie du willst. Nur lasse ich es dir nicht durchgehen, wenn du dies über die rabulistische Verwendung von Begriffsdeutungen versuchst und damit nicht vorhandene Begründungen vortäuschst. Noch einmal, dein Satz lautete: "Für alles gibt es eine Ursache, einen Grund". Erklärungen s. oben
Christel hat geschrieben:Wenn Du Dich aufregst über den Begriff Grund, dann weißt Du doch, dass man Gott sehr wohl begründen kann.
Nein, das weiß ich nicht. Du hast mir jedenfalls noch keinen genant. Das mit der Schöpfung war bis jetzt eine Luftnummer. Die Entstehung der Erde ist keine Begründung für Gott. Sie mag es für Paulus gewesen sein, aber nicht für aufgeklärte Menschen unserer Zeit.
Christel hat geschrieben:Zweitens die Aufklärer waren nicht unbedingt Atheisten. Viele von ihnen waren Deisten, die sehr wohl an einen Schöpfergott glaubten. Daher kannst Du Dich in unserer Diskussion um den Schöpfergott nicht auf die Aufklärung berufen.
Wann hätte ich denn behauptet, Aufklärer seien unbedingt Atheisten? Galilei war keiner. Er hat aufgeklärt und wurde dabei von der Kirche massivst behindert bis hin zur Androhung der Inquisition.
So, das reicht für heute. Auf den letzten Beitrag gehe ich später ein.