Die gesamte vernichtende historische Bibelkritik der Neuzeit ist bereits in der Spätantike von den Christentumsgegnern Porphyrius, Celsus und Julian vorweggenommen worden.Die Bibel besteht aus dem Alten und dem Neuen Testament, nicht weil man das AT zuerst lesen sollte, sondern weil das NT im Alten wurzelt. Ohne dieses verliert das NT / Christentum seine Tiefe und ist nicht wirklich zu verstehen.
Über die fünfzehn Bücher des Porphyrius „Gegen die Christen“ urteilt der protestantische Theologe Adolf von Harnack: „Das Werk ist vielleicht die reichste und gründlichste Schrift, die jemals gegen das Christentum geschrieben worden ist……..dort, wohin Porphyrius den Streit zwischen religionsphilosphischer Wissenschaft und Christentum versetzt hat, liegt er noch heute; auch heute noch ist Porphyrius nicht widerlegt
Die neuzeitliche Bibelkritik zeigt, dass angebliche „Weissagungen“ sich meist als „vaticina ex eventu“ erweisen, als „Weissagungen“, die erst nach dem Ereignis formuliert und dann einer Autorität der Vergangenheit in den Mund gelegt wurden, um das eingetretene Geschehen (göttlich) zu legitimieren. Diesen Sachverhalt deckte Porphyrius auf, als er am Beispiel des alttestamentlichen Daniel erkannte, die Propheten hätten „nichts Zukünftiges gesagt, sondern Vergangenes erzählt. In der Tat gibt das Buch Daniel vor, von einem Seher Daniel im babylonischen Exil des 6. vorchristlichen Jahrhunderts abgefasst zu sein und die Geschichte der Weltreiche zu prophezeien. In Wirklichkeit wurde es um 165 vor Christus zur Zeit der Makkabäerkämpfe verfasst und wollte die verfolgten Gläubigen damit trösten, dass ihr Martyrium als geweissagt vorgetäuscht wurde.
Was Porphyrius über das Neue Testament schrieb, ist nicht weniger aktuell. Die Evangelisten nannte er „Erfinder, nicht Erzähler“ der Begebenheiten. (Heute nennt die Formgeschichte denselben Sachverhalt „Gemeindebildung“) Mit Scharfblick erkannte er die Ungereimtheiten in den verschiedenen Kindheitserzählungen bei Matthäus und Lukas. Die zahlreichen Widersprüche in den vier Passionsberichten bewiesen ihm deren legendären Charakter. Die Verfasser hätten alles nur erraten, aus dem Alten Testament erschlossen. Wenn sie aber nicht einmal den Tod Jesu wahrheitsgemäß erzählen können, so seien auch ihre sonstigen Berichte unzuverlässig. Aus den unauflöslichen Widersprüchen der Auferstehungsberichte folgert er, dass die Christen auch hier „Mythen erzählen“.
Porphyrius argumentiert historisch – nicht dogmatisch. Die Auferstehung bestritt er wegen der Unzuverlässigkeit der Quellen, nicht aus einem „irreleligiösem“ Vorurteil heraus.
Die alte Kirche ließ die hochexplosiven Werke des Porphyrius rasch verschwinden nach dem sie zur Staatskirche erhoben wurde. Die letzten Exemplare der Bücher des Porphyrius wurden 488 unter Theodosius II. auf dem Scheiterhaufen verbrannt und zwar mit ihren christlichen „Widerlegungen“: weil in ihnen zu viele Zitate enthalten waren.