Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

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niels
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Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von niels »

 Das öffentliche Schulsystem nimmt einen steilen Niedergang – lag zuvor die Alphabetisierungsrate bei rund 50% so unterschritt man diesen Wert binnen weniger Generationen auf unter 5 Promille (0,5%). Anders ausgedrückt: Zuvor konnte eine Person von zweien lesen und schreiben, danach eine von 200. Das entspricht einer Verschlechterung um das Hundertfache.

http://www.wissenbloggt.de/?p=16686
Heinrich5

Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Ich stimme dem voll zu.
Es ist kaum zu glauben dass zwischen dem Todestag von Archimedes (+212 v.u.Z.) und dem von Newton (+1727) fast zweitausend Jahre gelegen haben und in dieser Zeit auf Betreiben der Kirche keine wissenschaftliche Weiterentwicklung stattgefunden hat.
Da können wir von Glück reden, dass vor zweihundert Jahren bei uns gegen den Willen der Kirche die Aufklärung einsetzte.
Dem Islam steht diese Aufklärung ja noch bevor.

Im letzten Satz ist dem Autor aber ein kleiner Fehler unterlaufen. Es muss wohl heißen: „….als zutiefst unmoralisch abzulehnen!“
Christel
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Immanuel Kant 1784 die Frage "Was ist Aufklärung?":
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht aus Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. 'Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!' ist also der Wahlspruch der Aufklärung." http://www.dhg-westmark.de/immakant3.html
Folglich ist nicht der, der sich nur „Aufklärer“ nennt oder der sich nur auf die Aufklärung beruft, oder der, der die „Aufklärung“ dazu missbraucht, um anderen Menschen herabzusetzen ein Aufklärer, sondern nur der, der sich seines eigenen Verstandes bedient.
Na dann wollen wir das man tun:
Zu dem von Niels eingestellten http://www.wissenbloggt.de/?p=16686 „Wo könnten wir wohl heute ohne die Kirche sein?“

Die Antike – was wir verloren haben (eine unvollständige Auswahl)

In der Antike war, wie gesagt, die Alphabetisierungsrate bei 50%, und es gab ein öffentliches Schulsystem und öffentliche Bibliotheken in jeder großen und kleinen Stadt.
In dieser Zeit der Antike waren „Wir“ Analphabeten:
Außer über praktische Dinge war Bildung bei den Germanen in den Anfängen nicht sehr groß geschrieben. Sie konnten weder lesen noch schreiben. Einige Zeichen wurden vor allem zu religiösen Zwecken eingesetzt. Erst im 4. Jahrhundert n.Chr. schuf der Bischof Wulfila ein germanisches Alphabet, um die Bibel ins Gotische zu übersetzen. Später nannte man die Zeichen Runen.
http://www.welt-geschichte.de/html/die_germanen.html
Wie der Autor auf eine solch hohe Alphabetisierungsrate im antiken Mittelmeerbereich kommt ist mir schleierhaft. Ich fand dies:
Bildung und Erziehung im antiken Rom

In der Antike konnten nie mehr als 20-30 % der Männer und 10 % der Gesamtbevölkerung überhaupt lesen und schreiben.
http://www.erzwiss.uni-hamburg.de/Perso ... ktuell.ppt
Beginnend gegen Ende des vierten Jahrhunderts …
Das öffentliche Schulsystem nimmt einen steilen Niedergang – lag zuvor die Alphabetisierungsrate bei rund 50% so unterschritt man diesen Wert binnen weniger Generationen auf unter 5 Promille (0,5%). Anders ausgedrückt: Zuvor konnte eine Person von zweien lesen und schreiben, danach eine von 200. Das entspricht einer Verschlechterung um das Hundertfache.
Kritik der Zahlenangaben siehe oben.
„Die Christen sind an allem Schuld“, das hatte wir schon im Jahr 64 beim großen Brand von Rom:
„Um daher das Gerede zu beenden, gab Nero denen, die wegen ihrer Schandtaten verhasst, das Volk Christen nannte, die Schuld und belegte sie mit den ausgesuchtesten Strafen. [...] Anfangs wurden nur solche ergriffen, welche sich dazu bekannten, und dann, auf deren Anzeige hin eine ungeheure Menge nicht nur der Brandstiftung als auch des allgemeinen Menschenhasses überwiesen. Bei ihrem Tod wurde auch noch Spott mit ihnen getrieben, indem sie, bedeckt mit den Fellen wilder Tiere von Hunden zerrissen oder ans Kreuz geheftet starben oder zum Feuertode bestimmt, sich zur nächtlichen Erleuchtung verbrennen lassen mussten, wenn sich der Tag neigte. Nero hatte seinen Park zu diesem Schauspiele geöffnet und gab ein Zirkusspiel, wobei er sich im Aufzug eines Wagenlenkers unter das Volk mischte, oder auf dem Wagen stand.“[66] Die genaue Anzahl der Christen - 30 Jahre nach dem Kreuzestod - ist nicht bekannt. http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Brand_Roms

Was gab es besonderes gegen Ende des 4. Jahrhunderts?

Nach seinem Tod 395 kam es unter seinen Söhnen Honorius (im Westen) und Arcadius (im Osten) zur Reichsteilung, die von da an endgültig sein sollte. Dennoch blieb die Idee der Reichseinheit lebendig – so galten die Gesetze des einen Kaisers normalerweise auch im Machtbereich des jeweils anderen.

Untergang des Reiches im Westen und Behauptung im Osten

Das Oströmische Reich überlebte die Wirren der Völkerwanderung, vor allem, da es der ökonomisch gesündere und dichter bevölkerte Reichsteil war. Im Laufe des 5. Jahrhunderts zerfiel allmählich das Römische Reich im Westen. Das Vordringen der Hunnen hatte einen Dominoeffekt ausgelöst, der die politische Aufteilung Europas gänzlich veränderte. Das Reich verlor nach der Schlacht von Adrianopel 378 zunehmend die Kontrolle über seine westlichen Provinzen. Große Teile Galliens und Spaniens gingen bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts an die eingedrungenen Germanen (Vandalen, Franken, Goten) verloren. Vor allem der Verlust Africas an die Vandalen 435 war ein schwerer Schlag für Westrom. Der Regierungssitz war bereits um die Jahrhundertwende von Mailand nach Ravenna verlegt worden. Und selbst Italien geriet immer mehr unter den Einfluss der Germanen. 410 plünderten die Westgoten die Stadt Rom, 455 folgten ihnen darin die Vandalen. (Der an diese Eroberung angelehnte Ausdruck „Vandalismus“ kam erst im 18. Jahrhundert auf und ist historisch nicht gerechtfertigt, da es sich eher um eine „systematische Plünderung“ als um „sinnlose Zerstörung“ handelte; zudem wurde die Bevölkerung Roms weitgehend verschont, was zu dieser Zeit – auch bei Eroberungen der Römer – keine Selbstverständlichkeit war.)

Es gab mehrere Gründe für den Verfall und Untergang des Römischen Reiches.
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6misches_Reich

Die Germanen gewannen an Einfluss ("Wir"). Das waren zu dieser Zeit Heiden und Analphabeten:
Erst im 4. Jahrhundert n.Chr. schuf der Bischof Wulfila ein germanisches Alphabet, um die Bibel ins Gotische zu übersetzen. Später nannte man die Zeichen Runen.
http://www.welt-geschichte.de/html/die_germanen.html
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Bücherverluste und Wissensverluste in der Spätantike
In der Antike gab es eine große Zahl an Bibliotheken. Öffentliche Stadtbibliotheken und private Bibliotheken mit 20.000 bis 50.000 Rollen sind bekannt, sowohl in Rom (29 öffentliche um 350) als auch in den Provinzen. Bei Caesars Besuch in Alexandria verbrannte wahrscheinlich nicht die große Bibliothek, sondern vielleicht nur ein Lagerhaus am Hafen mit 40.000 Rollen, die als Jahresproduktion für den Export bestimmt gewesen sein könnten. Als gesichert gilt, dass Alexandria noch lange danach ein Buch- und Gelehrtenzentrum blieb. Die Bibliothek von Alexandria umfasste bereits in hellenistischer Zeit mehr als 490.000 Rollen, diejenige in Pergamon 200.000 Rollen. Spätestens in der Kaiserzeit dürften einige Städte dieses Niveau erreicht haben, da eine Bibliothek ein Statussymbol war.

Über die Bestandszahlen der großen Bibliotheken Roms sind keine Angaben überliefert. Archäologisch kann über die Größe von Wandnischen für Bücherschränke bei der Palatina und der Ulpia Trajana auf mindestens 100.000 Rollen geschlossen werden. Wahrscheinlich befanden sich darin aber nur die kostbarsten Rollen. Auch die Bibliothek von Pergamon hatte fast alle ihre Bestände in Depoträumen. Von der Größe der Gebäude her hätten die Hauptbibliotheken Roms, wie auch jene in Alexandria und Athen, jeweils Millionen Rollen Platz geboten. Bei einer solchen geografischen Verteilung der antiken Literatur konnten einzelne Ereignisse wie der Verlust einer Bibliothek für die Überlieferung kein wesentliches Problem darstellen

Die Bücherverluste in der Spätantike (der Epoche zwischen dem späten 3. und dem späten 6. Jahrhundert) stellen eine unwiederbringliche Einbuße für das kulturelle Erbe der klassischen Antike dar. Durch den Überlieferungsverlust eines Großteils der antiken griechischen und lateinischen Literatur ist die Anzahl der Werke, die bis in die Neuzeit erhalten geblieben sind, äußerst gering. Die meisten der dennoch überlieferten Texte sind in mittelalterlichen Abschriften bewahrt, originale Textzeugnisse der Antike sind nur sehr wenige erhalten.

Die Folgen des Verlusts großer Teile der antiken Literatur waren beträchtlich. Erst mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert wurden die erhaltenen antiken Texte allmählich wieder für einen größeren Leserkreis zugänglich. Viele Errungenschaften der Neuzeit wurden durch diese Schriften direkt oder indirekt mit angeregt. Bestandszahlen wie in der Antike erreichten neuzeitliche Bibliotheken wohl erst wieder im 19. Jahrhundert.

Das naturwissenschaftlich-technische Wissen in der Spätantike war sicher so umfangreich und kompliziert, dass eine mündliche Überlieferung nicht mehr möglich war. Sofern dieses Wissen mit nichtchristlichen Namen und Anschauungen verbunden war, konnte es in Konkurrenz zum Christentum stehen. In der nichtchristlich-römischen Kultur waren auch pornografische Darstellungen aller Art im Alltag verbreitet, die vom Christentum verachtet wurden. Um 200 verdammte der christliche Schriftsteller Tertullian nicht nur die Philosophen, sondern auch die Schauspieler und wünschte sie zur Hölle. Isidor von Sevilla warnt später ausdrücklich vor den nichtchristlichen Dichtern und stellt Schauspieler auf eine Stufe mit Prostituierten, Verbrechern und Räubern. Die klassische Literatur war außerdem voll von Anspielungen auf nichtchristliche Götter und Heroen.

Unter den nachweisbaren Verlusten im lateinischen Bereich sind vor allem republikanische Geschichtswerke, Dichtkunst aller Art sowie besonders Tragödien zu beklagen. Bereits in der römischen Kaiserzeit wurden Bücher dissidenter Geschichtsschreiber, wie etwa Cremutius Cordus, vernichtet. Das zehnte Buch der Institutio oratoria des Quintilian bespricht gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. zahlreiche literarische Werke, von denen ein durchaus beträchtlicher Teil heute noch erhalten, vieles jedoch auch verloren ist. Rezensiert wird die zu dieser Zeit besonders etablierte überwiegend fiktionale Literatur.

Innerhalb der Überlieferungsgeschichte ist der Zeitraum von 350 bis 800 der entscheidende. Im Hochmittelalter meinte man, Papst Gregor der Große (540–604) habe die große Palatina-Bibliothek in Rom verbrennen lassen. Nach heutigem Forschungsstand ist auszuschließen, dass Papst Gregor die Bibliothek vernichten ließ, da der Verlust bereits vor seinem Pontifikat stattgefunden haben muss. Die Palatina-Bibliothek, von Augustus gegründet und wahrscheinlich die größte Roms, verschwand aus der Geschichte ohne jeden Hinweis auf ihr Schicksal. Dies ergab der Forschungsstand seit den 1950ern, wonach gesichert erschien, dass der Verlust vor 500 eingetreten war. Mit dem Abschluss des C.L.A. in den 1970ern wurde diese Erkenntnis noch weiter gefestigt.

Während Konstantin der Große aber nur wenige Tempel nachweislich niederreißen ließ, empfahl der christliche Konvertit Firmicus Maternus um 350 in seiner apologetischen Schrift „Über den Irrtum der gottlosen Kulte“ den Söhnen Konstantins die Ausrottung aller antiken Religionen sowie die Zerstörung ihrer Tempel. Im Jahre 391 erließ Kaiser Theodosius I. ein Gesetz, wonach alle nichtchristlichen Tempel zu schließen seien. Im Begriff der damaligen Zeit waren Tempel aber die meisten nicht-kirchlichen Kulturgebäude, etwa eine den Göttern geweihte Bibliothek oder auch das Museum, ein Tempel der Muse. In diesem Kontext wurde Theodosius’ Edikt von manchen Forschern als Versuch interpretiert, auch alle nichtchristlichen Bibliotheken zu vernichten. Die moderne Geschichtsforschung bewertet die Gesetzgebung des Kaisers freilich differenzierter, offensichtlich hat Theodosius I. Tempelzerstörungen nie angeordnet.

Unter Honorius gab es 399 einen Erlass zum Schutz öffentlicher Kunstwerke, die mit wohlwollender Unterstützung von „Autoritäten“ durch Christen zerstört wurden. Ein ähnlicher Erlass sah Gewaltvermeidung bei der Zerstörung ländlicher Heiligtümer vor. Im Jahre 408 wurde durch ein reichsweites Gesetz die Zerstörung aller bis dahin verbliebenen nichtchristlichen Kunstwerke angeordnet (Ikonoklasmus): „Wenn irgendwelche Bildnisse noch in Tempeln oder Schreinen stehen, und wenn sie heute oder jemals zuvor Verehrung von Heiden irgendwo erhielten, so sollen sie herunter gerissen werden.“
Aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCche ... %A4tantike

Daraus kann ich nur Schlussfolgern:
Die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion durch Konstantin den Großen und die dadurch erfolgte Machtübernahme durch die Kirche warf die Wissenschaft und Forschung um Jahrhunderte zurück.
Christel
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Daraus kann ich nur Schlussfolgern:
Die Erhebung des Christentums zur Staatsreligion durch Konstantin den Großen und die dadurch erfolgte Machtübernahme durch die Kirche warf die Wissenschaft und Forschung um Jahrhunderte zurück.
Weißt Du, man kann manches spekulieren, doch die Trefferquote ist äußerst gering. Man kann auch Lottospielen und auf richtige Ergebnisse hoffen.
Ich nannte oben die Gründe für den Verfall des Römischen Reiches: Völkerwanderung… Das ist übrigens Schulstoff, das hat jeder von uns in der Schule gelernt.
Es steht ebenso in dem Text in Wikipedia aus dem Du zitiert hast:
Die meisten der dennoch überlieferten Texte sind in mittelalterlichen Abschriften bewahrt, originale Textzeugnisse der Antike sind nur sehr wenige erhalten.
Die Gründe für diesen massiven Verlust sind vielfältig und umstritten. Ein Einschnitt kann in der sogenannten Reichskrise des 3. Jahrhunderts gesehen werden. Belegt sind systematische Vernichtungen christlicher Schriften während der Christenverfolgung sowie paganer („heidnischer“) Schriften im Zuge der Christianisierung des Römischen Reiches. Andere Ursachen dürften im kulturellen Niedergang und den Wirren der Völkerwanderungszeit besonders im Westen zu finden sein, als zahlreiche Buchbestände kriegerischen Zerstörungen zum Opfer gefallen sein dürften und mit den gebildeten Eliten die noch verbleibenden kulturellen Träger der Überlieferung schwanden. Veränderungen der Medien – so die Umschreibung vom Beschreibstoff Papyrus auf Pergament und von der Schriftrolle zum Codex – sowie des literarischen Kanons und des Schulwesens bildeten weitere Barrieren. Die Überlieferung von Werken endete, wenn sie nicht in das neue Medium umgeschrieben wurden und somit aus dem Kanon ausschieden.
Während im byzantinischen Reich die literarische Tradition der Antike noch bis zum Fall Konstantinopels – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung – gepflegt wurde, bewahrte am Ende der Antike im lateinischen Westen nur eine kleine Elite von Wohlhabenden und Gebildeten das literarische Erbe der Antike in geringerer Auswahl.
http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCche ... %A4tantike


Im Übrigen wurde unter Konstantin den Großen die Kirche nie Staatskirche:
Bis zum Konzil von Nicäa im Jahr 325 wurden Christen verfolgt, ihr Vermögen konfisziert und ihre Kirchen angezündet. Besonders unter Kaiser Diokletian (ca. 245 – 316) hatten die Christenverfolgungen zugenommen. http://www.dw.de/christentum-wird-zur-s ... /a-3840155
Am 27. Februar 380 unterzeichnete der oströmische Kaiser Theodosius I. (347 – 395) in Thessaloniki in Gegenwart des weströmischen Kaisers Valentinian II. (371 – 392) und dessen mitregierenden Halbbruder Gratian (359 – 383) ein Dekret, mit dem das Christentum zur Staatsreligion erklärt
http://www.dw.de/christentum-wird-zur-s ... /a-3840155
Die Macht haben die Römischen Kaiser nie an die Kirche abgegeben!
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Die Macht haben die Römischen Kaiser nie an die Kirche abgegeben!
Wirklich?
Das Christentum wurde durch die römischen Kaiser zur Durchsetzung ihrer machtpolitischen Ziele missbraucht.
Aus diesem Grunde wurde durch sie das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Die Macht der Päpste wuchs beständig. Das führte später sogar dazu, dass Päpste Kaiser krönen aber auch mit dem Kirchenbann belegen konnten, was ihre Enttrohnung bedeutete.
Es gibt da etliche Beispiele. Mir fallen da im Moment zwei ein:
1077 wurde Heinrich IV gebannt und musste den bekannten Gang nach Canossa antreten. Der Kaiser war also hier auf die Gnade des Papstes angewiesen.
Karl der Große wäre ohne den Zuspruch und Krönung des Papstes nie akzeptiert worden.
Christel
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Eine andere Erklärung:
Die Argumentationsmuster sind in der Regel wie folgt: In den westlichen Teilen des Imperiums, in Italien, Gallien, der iberischen Halbinsel und Nordafrika war die Kleinbauernschaft weitgehend verdrängt und durch die Latifundienwirtschaft, Großbetriebe, die auf Sklavenarbeit basierten, ersetzt worden, im Gegensatz etwa zu dem östlichen Teil des Reiches, wo sich die Kleinbauern und Mittelbauern weitgehend erhalten konnten. Dies wird auch als Grund genannt, weshalb sich die östliche Hälfte, das spätere byzantinische Reich, noch 1000 Jahre länger halten konnte.

Als die Expansion des Reiches im 3. Jahrhundert u.Z. endete und der Nachschub an Sklaven stockte, wurden diese in leibeigene Bauern, sogenannte Kolonen umgewandelt. Die Produktivität sank vermutlich, denn die brutale Ausbeutung, die ein großes Mehrprodukt ermöglicht hatte, konnte nicht mehr fortgeführt werden. Andererseits konnten sich die Kolonen aufgrund ihrer Abhängigkeit vom Grundherrn nicht in eine selbstbewusste, große Überschüsse produzierende Klasse von Bauern entwickeln.

Durch den Druck, vor allem von Seiten der Germanen auf die Grenzen, benötigte der Staat eine gewaltige Militärmaschinerie und zog immer mehr Steuern ein. Die großen Landbesitzer konnten sich dem entziehen, zusammen mit den von ihnen abhängigen Bauern. Eine Interessengemeinschaft aus Großgrundbesitzern und Kolonen bildete sich, die dem Staat die dringend erforderlichen Steuern verweigerten. Es entstand der typische Konflikt zwischen Steuer und Grundrente, dem Einkommen der Latifundienbesitzer. Die reiche Oberschichte zahlte nicht und genoss praktisch Steuerfreiheit. Das Geld trieb der Staat nun von den Städtern ein, deren Wirtschaftskraft dadurch erheblich gemindert wurde. Viele Bewohner verließen daraufhin die Städte und stellten sich unter den Schutz von Großgrundbesitzern. Auf dem Land entstanden bald lokale Subsistenzwirtschaften, Ackerbau und Handwerk auf den Latifundienwirtschaften. Die Warenströme zwischen Stadt und Land versiegten. Die Stadtbevölkerungen verließen ihre Siedlungen. Dies war natürlich ein langer Prozess, aber im frühen Mittelalter waren ja zum Schluss viele Großstädte wie Köln und Trier, zeitweilig überhaupt nicht bewohnt und Rom selbst auf ein kleines Dorf zusammengeschrumpft. Der wachsende Steuerdruck lähmte die Wirtschaft, deren Produktivität daraufhin sank. Niedrigere Produktivität bedeutete aber weniger Erträge, weniger Möglichkeiten Steuern zu zahlen. Der Staat reagierte darauf mit noch höheren Abgabenforderungen, wodurch die Produktivität noch weiter sank. Ein Teufelskreis.
http://geschichte-wissen.de/antike/35-d ... riums.html
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von niels »

Das Chrisstentum wurde durch die römischen Kaiser zur Durchsetzung ihrer machtpolitischen Ziele missbraucht
Was heisst "missbraucht"? Ich würde eher sagen "gebraucht", denn selbst heutige christliche Theologen (wie erst neulich wieder in einer öffentlich rechtlichen Geschichtsdoku geäußert) sprechen von der "großen Tat" des römischen Kaisers, der "das Christentum legalisiert" hätte. Denen passte die neue Religion zeitbedingt gut ins Machtkonzept, weshalb sie diese auch als Staatsreligion durchsetzten. Religion ist immer hilfreich, wenn man zB kriegerisch agieren will, denn Söldner sind bekanntlich teuer - was liegt da näher, als den Menschen mittels Religion die Tötungshemmungen vor Andersgläubigen zu nehmen wie mit "Gotteslohn" zu locken wie den Tod "für Gott" mit dem Geschenk des Paradieses schmackhaft zu machen? Der kriegerische Motivationsaspekt damals ist ja historisch bekannt.

Dabei war das Christentum zuvor nie wirklich verboten - es war halt nur noch keine staatliche Zwangsreligion. Zumindest aus Christenkreisen hört man wenig Kritisches zum Thema Constantin oder Karl dem Großen - beide werden eher als "wichtig für die Verbreitung des Glaubens" bewertet - über die Mittel spricht man da eher ungern, denn der Zweck heiligt wohl mal wieder die Mittel...
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Dabei war das Christentum zuvor nie wirklich verboten - es war halt nur noch keine staatliche Zwangsreligion.
Es gab zwar die Jahrhunderte zuvor im römischen Reich zahlreiche blutige staatliche Christenverfolgungen doch das offizielle Verbot erließ erst Kaiser Diokletian am 23. Februar 303 in einem Verfolgungsedikt:
Es verbot die christlichen Gottesdienste, ordnete die Zerstörung von Kirchen, die Verbrennung christlicher Schriften und die Inhaftierung von christlichen Staatsbeamten an; es enthielt auch ein Ämterverbot für Christen.

Damit verloren Christen entscheidende Bürgerrechte und waren leichter zu belangen. Das Edikt verfügte die Einkerkerung und Folterung aller Gemeindevorsteher, Bischöfe oder Presbyter, um sie auf jede Weise von ihrem Glauben abzubringen; vor allem aber verfügten Diokletian und seine Mitkaiser die Todesstrafe für alle, die das Kaiseropfer weiterhin verweigerten.


Im Ostteil des Reiches, der Galerius unterstand, waren die Verfolgungen sehr blutig und wurden noch intensiver, als Diokletian 305 abdankte und Galerius sein Amt übernahm. Im Westen dagegen endeten danach wohl die meisten Hinrichtungen; stattdessen wurden standhafte Christen bis 311 in die Bergwerke deportiert.
Galerius setzte das Werk seines Vorgängers noch bis 311 fort, ehe er schwer erkrankt die Verfolgung einstellen ließ.

Dann kam die „Konstantinische Wende“:
Konstantin setzte auf die Duldung der Kirche, damit diese seine Alleinherrschaft als zusätzliches Machtinstrument stützen würde. 313 erlaubten er und Licinius in der Mailänder Vereinbarung (fälschlich oft als Toleranzedikt bezeichnet, denn ein solches reichsweites Edikt wurde 313 keineswegs erlassen) jedem römischen Bürger die freie Wahl seiner Religion (also nicht nur den Christen). Die berühmte Passage lautete:
Wir geben den Christen und anderen die politische Ermächtigung, derjenigen Religion zu folgen, die sie wollen.
Der Kaiserkult als Zwang wurde abgeschafft. Das Christentum wurde damit offiziell gleichberechtigt zu den römischen Staatskulten.

Von mir zusammengefasst, vgl.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Christenve ... chen_Reich
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Das Christentum wurde damit offiziell gleichberechtigt zu den römischen Staatskulten.
Ja, das war 313.
Schon 380 bzw. 392 kam es unter Theodosius I. zum Verbot aller nichtchristlichen Kulte. Die Religionsfreiheit war zu Ende. Das Christentum war Staatsreligion. Bischöfe segneten die gleichen Waffen, mit denen Christen früher ermordet worden waren. Seit etwa 400 wurden auch Zwangsmaßnahmen zur Christianisierung theoretisch gerechtfertigt: Augustinus begründete dies im Donatismusstreit damit, wie kleine Kinder müssten auch die „Schismatiker“ zu ihrem Glück gezwungen werden.
Nicht wenige Kleriker erlagen nun den Verlockungen, die die neu gewonnene Stellung mit sich brachte. Große und reich ausgestattete Kirchen wurden gebaut; für die Liturgie wurde das kaiserliche Hofzeremoniell Vorbild. Der höhere Klerus wurde durch Schenkungen reich.
Christel
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Auch Theodosius I. war römischer Kaiser!
Weltanschauungswechsel ist nicht unbedingt ein Persönlichkeitswechsel, auch heute nicht.

Kleiner Überblick über die „tolerante“ Religionspolitik der römischen Kaiser vorher:
Christenverfolgungen im Römischen Reich
von mir zusammengefasst auf Grundlage von http://de.wikipedia.org/wiki/Christenve ... chen_Reich

Claudius (41–54)
38 war die jüdische Religion in Italien verboten worden
49 erließ Kaiser Claudius ein Edikt, das Juden als Anhänger des „Chrestus“ aus Rom auswies

Nero (64–68)
Die von Nero 64 veranlasste Christenverfolgung ; Nero beschuldigte hingegen seinerseits die verhasste religiöse Minderheit der „Chrestianer“ die Brandstiftung begangen zu haben. In diesem Zusammenhang erwähnt Tacitus „Christus“ und seine Kreuzigung durch Pilatus und fährt fort:
Man verhaftete zuerst Leute, die bekannten, dann auf ihre Anzeige hin eine riesige Menge. Sie wurden nicht gerade der Brandstiftung, wohl aber des allgemeinen Menschenhasses überführt. Die Todgeweihten benutzte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen, man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an und ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen.
Nero stellte dafür seinen privaten Garten zur Verfügung, veranstaltete dort ein Zirkusspiel und feierte als Wagenlenker gekleidet mit dem Volk die Hinrichtung der Christen.


Domitian (81–96)
Der römische Historiker Cassius Dio berichtet, im Jahr 95 habe der Kaiser neben vielen anderen, die in die jüdischen Sitten verirrt waren, auch seinen Vetter Titus Flavius Clemens wegen „Gottlosigkeit“ hinrichten lassen und dessen Frau verbannt. Es konnte dabei also um die Ablehnung der Staatsgötter gehen: Christen galten deswegen später als atheoi.

Trajan (98–117)
Nach der endgültigen Trennung vom Judentum sollten Christen wie alle Staatsbürger regelmäßig dem Staatskult nachgehen. Dabei konnten sie sich von einem Haussklaven vertreten lassen, was gerade für Ägypten auf Papyri belegt ist. Da jedoch Sklaven mit ihrem Herrn zu Christen wurden („kam zum Glauben an den Herrn mit seinem ganzen Hause“, Apg 18,8), schied dieser Ausweg aus.
Anfang des Jahres 112 bat der Statthalter der Provinz Bithynien in Kleinasien, Plinius, in einem Brief den Kaiser Trajan um Rat, wie er sich gegenüber den in offenbar größerer Anzahl von römischen Bürgern angeklagten Christen verhalten solle: Sei schon ihr Name (= ihr Christusbekenntnis) an sich strafbar, auch wenn kein weiteres Verbrechen vorliege, oder seien es die Verbrechen, die mit dem Namen zusammenhingen? Er habe sie verhört, mit der Todesstrafe bedroht und die, die sich weigerten, ihrem Glauben abzuschwören, hinrichten

2. Jahrhundert: Von Domitian bis zu Commodus (180–192) gab es einige lokal begrenzte Verfolgungen von Christen mit unterschiedlicher Intensität.

Severus (193–211)

erließ er 202 unter Androhung der Todesstrafe ein Verbot aller Bekehrungen zum Christentum oder Judentum. Es sollte vor allem die stärker von beiden Religionen betroffenen Grenzprovinzen treffen und den Zulauf zur Kirche dort stoppen. Ein generelles Verbot war damit nicht verbunden.
Aber das Edikt ermutigte römische Bürger, die verhassten „Menschenverächter“ jetzt öfter bei den Behörden anzuzeigen. Die Folge waren vermehrte lokale Christenverfolgungen, besonders von Katechumenen, Neugetauften und deren Lehrern.
Eine auf Rom begrenzte Verfolgung fand vielleicht 235 unter dem Soldatenkaiser Maximinus Thrax (235-238) statt

Gesamtstaatliche Verfolgungen


Decius (249–251)
Mit Decius begann die erste administrativ und systematisch im gesamten Römischen Reich durchgeführte Christenverfolgung.

Kurz nach seiner Thronbesteigung erließ Decius denn auch ein allgemeines Opfergebot:
Wer die Götter Roms nicht verehrt und dem allmächtigen Kaiser das Opfer verweigert, ist des Religionsfrevels [sacrilegium] und des Majestätsverbrechens [crimen laesae maiestatis] schuldig.
Jeder Bürger musste sich schriftlich bescheinigen lassen, dass er den Göttern, zu denen die früheren Kaiser gehörten, geopfert habe. Andernfalls wurden schwere Strafen bis hin zur Todesstrafe angedroht.
Vielmehr wird in der Forschung heute nicht mehr bestritten, dass Decius nicht speziell die Christen im Auge hatte, sondern jeden, sogar heidnische Priester, die zweifellos keine Christen sein konnten, opfern ließ. Erst als einige Christen durch demonstrative Opferverweigerung auffielen, geriet ihre Religion ins Zentrum der staatlichen Aufmerksamkeit.
Wie viele Christen sich dem Opfer verweigerten und daraufhin gefoltert und hingerichtet wurden, ist unbekannt.
Eine kleine, radikale Minderheit aber trotzte demonstrativ jeder Drohung. Meist wurden diese Bekenner (confessores) dann verbrannt. Römische Bürger, die sich zum Christentum bekannten, waren früher meist (wie Paulus) enthauptet worden, doch bereits seit 212 waren die meisten Reichsbewohner Bürger, und die Sonderbehandlung entfiel daher nun vielfach; in seltenen Fällen wurden die Opfer gekreuzigt oder in der Arena von wilden Tieren zerrissen. Bei Bedarf sah man von der Todesstrafe ab und lieferte die Männer als Arbeitssklaven an Bergwerke, die Frauen und Mädchen an Freudenhäuser aus.

Valerian (253–260)
nahm er die Verfolgungspolitik seines Vorgängers 257 wieder auf, zielte aber von Anfang an bewusst auf das Christentum und verschärfte die decischen Maßnahmen durch ein generelles Versammlungsverbot für Christen. 258 ließ er darüber hinaus die christlichen Bischöfe verhaften und ohne Prozess hinrichten.
260 tauchte für sie ein unvermuteter Silberstreif am Horizont auf: Valerians Sohn Gallienus hob die valerianischen Dekrete auf und ließ die Verfolgungen einstellen.

Diokletian und Galerius (303–311)
Zwei Jahre, bevor sich Diokletian nach Abschluss des Reformwerkes von der Macht zurückzog, begann er 303 eine reichsweite Christenverfolgung. Sie zielte auf die endgültige Zerschlagung der Kirche und Ausrottung ihrer Anhänger und sollte der Stabilisierung des Reiches dienen.

Kaiser Diokletian am 23. Februar in einem Verfolgungsedikt:
Es verbot die christlichen Gottesdienste, ordnete die Zerstörung von Kirchen, die Verbrennung christlicher Schriften und die Inhaftierung von christlichen Staatsbeamten an; es enthielt auch ein Ämterverbot für Christen.

Damit verloren Christen entscheidende Bürgerrechte und waren leichter zu belangen. Das Edikt verfügte die Einkerkerung und Folterung aller Gemeindevorsteher, Bischöfe oder Presbyter, um sie auf jede Weise von ihrem Glauben abzubringen; vor allem aber verfügten Diokletian und seine Mitkaiser die Todesstrafe für alle, die das Kaiseropfer weiterhin verweigerten.

Im Ostteil des Reiches, der Galerius unterstand, waren die Verfolgungen sehr blutig und wurden noch intensiver, als Diokletian 305 abdankte und Galerius sein Amt übernahm. Im Westen dagegen endeten danach wohl die meisten Hinrichtungen; stattdessen wurden standhafte Christen bis 311 in die Bergwerke deportiert.

Galerius setzte das Werk seines Vorgängers noch bis 311 fort, ehe er schwer erkrankt die Verfolgung einstellen ließ.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Schon 380 bzw. 392 kam es unter Theodosius I. zum Verbot aller nichtchristlichen Kulte. Die Religionsfreiheit war zu Ende. Das Christentum war Staatsreligion....
So einfach war das wohl dich nicht, denn ca. 400 Jahre später wurde Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“ von Heiden erschlagen: „Auf dem Weg zur Firmung von bereits zuvor getauften Friesen aus der Umgebung wurde er am Morgen des 5. Juni 754 oder 755 zusammen mit seinen Begleitern am Ufer des Flusses Boorne bei Dokkum von heidnischen Friesen erschlagen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Bonifatius

Außerdem, um beim Thema zu bleiben, der Verfasser von http://www.wissenbloggt.de/?p=16686 behauptet, die Bücherverluste seien eine Folge der Bevorzugung des Christentums durch Konstantin.
Doch nach dem Tod Theodosius I. wurde das Römische Reich geteilt. Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsteilung_von_395
Die beiden Teile nahmen eine unterschiedliche Entwicklung.
Das Byzantinische Reich war bis zu seinem Untergang durchgängig von christlichen Herrschern geführt. Das Reich bestand bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453. http://de.wikipedia.org/wiki/Politische ... _im_Orient
Gerade in diesem christlichen byzantinischen Reich (Ostrom) wurde die literarische Tradition der Antike gepflegt, nicht in „Westrom“:
Während im byzantinischen Reich die literarische Tradition der Antike noch bis zum Fall Konstantinopels – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung – gepflegt wurde, bewahrte am Ende der Antike im lateinischen Westen nur eine kleine Elite von Wohlhabenden und Gebildeten das literarische Erbe der Antike in geringerer Auswahl. http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCche ... %A4tantike
Wie kommt das, wenn doch die christliche Kirche schuld sein soll?
Konstantinopel war nicht unbedeutend für die Kirche. Hier fanden wichtige Konzile statt:
http://www.heiligenlexikon.de/Glossar/K ... inopel.htm
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Heinrich5 hat geschrieben:
Schon 380 bzw. 392 kam es unter Theodosius I. zum Verbot aller nichtchristlichen Kulte. Die Religionsfreiheit war zu Ende. Das Christentum war Staatsreligion....

So einfach war das wohl dich nicht, denn ca. 400 Jahre später wurde Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“ von Heiden erschlagen......
Ja, und noch weitere 1200 Jahre weiter wurde Giordano Bruno auf dem Scheiterhaufen verbrannt, wurde der Prozess gegen Galileo Galilei geführt, wurde Nikolaus Kopernikus und Johannes Keppler verteufelt.
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, Niels hatte einen Link eingestellt, indem folgendes behauptet wird:
Es sollte mehr als 300 Jahre dauern, ehe ein skrupelloser römischer Herrscher (Konstantin, genannt der Große) seine Macht dadurch stärken wollte, dass er eine Religion besonders privilegierte – und keine vier Generationen später wurde dann diese zur Staatsreligion erhoben.

Welche Folgen hatte das?
http://www.wissenbloggt.de/?p=16686
Dann werden die angeblichen „Folgen“ aufgeführt, wie der Niedergang des Bildungssystems in der Spätantike, die geringe Anzahl der überlieferten antiken Schriften.

Doch das war nicht Folge des Christentums, sondern des Untergangs des Römischen Reiches, genauer gesagt „Westroms“. Dies passierte nur dort, nicht so in „Ostrom“, also nicht im christlichen byzantinischen Reich:
Während im byzantinischen Reich die literarische Tradition der Antike noch bis zum Fall Konstantinopels – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung – gepflegt wurde, bewahrte am Ende der Antike im lateinischen Westen nur eine kleine Elite von Wohlhabenden und Gebildeten das literarische Erbe der Antike in geringerer Auswahl. http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCche ... %A4tantike
All jene Forscher, die primär innere Faktoren für den Untergang des Reiches verantwortlich machen, müssen sich grundsätzlich der Frage stellen, wieso der Osten des Imperiums die Krisen des 5. und 6. Jahrhunderts im Unterschied zum Westen praktisch unbeschadet überdauerte und anschließend sogar die Islamische Expansion (in drastisch verringerter Größe) überstand. http://de.wikipedia.org/wiki/Untergang_ ... en_Reiches
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Re: Wo wären wir heute ohne das Christentum?!?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Das weströmische Kaisertum verlor alle Autorität und wurde 476 als überflüssig abgeschafft. Auf das Christentum und das Papsttum hatte das keinen wesentlichen Einfluss. Es ging eher gestärkt daraus hervor.

Die christliche Haltung zur paganen Literatur

Die Haltung der Christen zur nichtchristlichen Literatur wandelte sich im Laufe der Zeit. Oft zitiert wird der Angsttraum des Hieronymus (347–420), in dem sich der junge Gelehrte von seinen geliebten weltlichen Büchern abwendet.

Der Kirchenvater Augustinus (354–430) argumentierte zwar für den Erhalt des nichtchristlichen Schrifttums, wollte es aber im Prinzip nur verschlossen in einer Bibliothek aufbewahrt sehen; es sollte weder verbreitet noch gelehrt werden. Er sprach sich gegen die Lehre der ars grammatica und alles, was dazu gehört, aus. Nur kirchliche Schriften seien zu benutzen.

Papst Gregor der Große (540–604) nahm eine deutlich negative Haltung zur antiken Bildung ein. Er vermied klassische Zitate und duldete diese auch nicht in seiner Umgebung. Außerdem verbot er den Bischöfen gesetzlich, Grammatik zu lehren und sprach auch persönlich Rügen hierzu aus, wobei auch die Furcht vor einer Profanierung heiliger Texte eine Rolle gespielt haben mag.

Auch Isidor von Sevilla gab in seinen Regeln für das Mönchstum zu bedenken, dass es nur sehr gefestigten Schülern erlaubt sein dürfe, nichtchristliche Schriften zu lesen. „Man fühlt sich nach Cassiodor,“ sagt Manitius, „in eine andere Welt versetzt: Mystik, Aberglaube und Wundersucht überwuchern jetzt die früher oft so logische und sachgemäße Darstellung‘“.

Als Folge dieser Kulturpolitik konnte auch der Klerus den Alphabetisierungsgrad nicht halten. Cassiodor schrieb ein Lehrbuch zur antiken Grammatik. E.A. Lowe urteilte darüber: „Von den Regeln der Orthographie und Grammatik, die er niederlegte, kann man ermessen, wie tief die Gelehrsamkeit zu seiner Zeit bereits abgesunken war.“ Für den lateinischen Westen „ist das 6. Jahrhundert die dunkelste Phase im kulturellen Verfall dieser Zeit, in der das Abschreiben klassischer Texte so sehr abnahm, dass es einem Abbruch der Kontinuität der heidnischen Kultur gefährlich nahe kam. Die Dunklen Jahrhunderte bedrohten unwiederbringlich die Überlieferung klassischer Texte.“
Die Briefe des Bonifatius, in denen er den Bildungsnotstand des Klerus zu seiner Zeit beklagt, deuten ebenfalls auf den Verfall, der nach Laudage und anderen auf das 5. Jahrhundert zurückgeht. Zur Zeit Isidors wurde ein Gesetz erlassen, das Analphabeten vom Amt des Bischofs ausschloss – dem höchsten Amt, das die Kirche damals zu vergeben hatte. Laut den Briefen des Alkuin, der sich bemühte, den Bildungsstand im karolingischen Reich zu heben, hatte dieses Gesetz allerdings kaum Erfolg.

http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCche ... _Literatur
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