Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

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Heinrich5
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Noch einmal - auch wenn du das nicht hören willst

Hitler war für gläubige Soldaten, denn „Gläubige Soldaten sind die wertvollsten. Sie setzen alles ein“.

Am 26. April 1933 bemerkte Reichskanzler Adolf Hitler in einem Gespräch mit dem Osnabrücker Bischof Berning: "Es droht eine schwarze Wolke mit Polen. Wir haben Soldaten notwendig, gläubige Soldaten. Gläubige Soldaten sind die wertvollsten. Sie setzen alles ein" (...)

http://www.shoah.de/se/kirche-im-ns.html

Christentum + Antijudaismus / Antisemitismus + Faschismus = Holocaust

Wo konkret kann ich das Schuldbekenntnis der römisch-katholischen Kirche nachlesen? Wo gibt es das?
Christel
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, willst Du das Thema zumüllen?
Oder was steckt hinter Deiner Strategie dermaßen massiv vom eigentlichen Thema abzulenken? Weshalb verwendest Du Antijudaismus und Antisemitismus synonym, wie austauschbare Begriffe, obwohl sie einen unterschiedlichen Inhalt haben?
Marx glaubte, das Sein bestimmt das Bewusstsein. - Doch das Denken wird durch die Sprache bestimmt. Manipulation geschieht wesentlich über die Sprache. Durch eine irreführende Verwendung von Begriffen.

Über den Antisemitismus schreibt der jüdische Religionswissenschaftler Lapide auf S. 39f.:
Es ist kein Zufall, daß der auf der ganzen Welt benutzte Ausdruck „Antisemitismus“ aus Deutschland stammt. Die deutsche Rassentheorie läßt sich auf Hegels Verherrlichung des deutschen Staates und Geistes zurückführen, die von literarischen Antisemiten, wie Immanuel Fichte, Friedrich Wilhelm Schlegel, Friedrich Ernst Schleiermacher und Adolf von Harnack, geschickt wiederholt wurde.
Pinchas E. Lapide,
Rom und die Juden / Pinchas E. Lapide. -2. Aufl. Ulm : Gerhard Hess Verl., 1997. – 371 S.
Es ist ja wohl ziemlich egal auf welche Quellen sich die Nazis berufen:
- Ob sie sich auf Antiochus IV. Epiphanes * um 215 vor Christus; † 164 vor Christus:
A. ließ Jerusalem durch Apollonios besetzen; dieser richtete – an einem Sabbat, wo kein Widerstand geleistet wurde (Ex 5,25) – ein Blutbad an, ließ gegenüber dem Zionsberg eine Zitadelle, die Akra, bauen und besiedelte sie mit „gesetzlosen Männern“ (Gen 1,34), d. h. hellenistisch gesinnten Judäern.
Kurz danach wurden die Opfer im Tempel dem Zeus Olympios bestimmt, was für die Hellenisten nur der griechisch benannte Himmelsgott Israels und zugleich der syrische „Baal schamin“ war, während sein Altar für die Altgläubigen das βδελυγμα ερημαδεας darstellte, „der Gräuel, der Verödung hervorbringt“ (Gen 1,54; Dtn 9,27).
Schließlich 167 a wurde aus dem Dahinfall der von Antiochus III. Jerusalem und Judäa gewährten religionsrechtlichen Privilegien auch die letzte Konsequenz gezogen und in diesem Lande das Praktizieren des Gesetzes (Beschneidung, Sabbatfeier, rituelle Reinheit der Verpflegung) bei schwersten Strafen verboten (Gen 1,56 ff.; Ex 6,1 f.). http://freiburger-rundbrief.de/de/?item=1318
- Oder auf die Römer, die Judäa platt machten und die Juden vertrieben.
- Oder auf Luthers spätere Rhetorik.

Die Nazis hatten andere Gründe. Das waren rassistische Gründe… Sie brachten die Juden "wissenschaftlich" und "modern" um. Religion: Neuheidnisch, säkular, Blut und Erde, Rasse, antichristlich.
Mit dem Christentum unvereinbar.

Bei Hitler war der Grund die Vertuschung eigener Inhaltslosigkeit und Dummheit:
Über Hitler schrieb Lapide im selben Buch aus S. Hitler S. 42:
Um den Mangel eines konstruktiven Programms seiner kürzlich gegründeten nationalsozialistischen Partei zu bemänteln, machte er sich alsbald daran, die Verantwortung für jedes Übel, das Deutschland befiel, dem ältesten und meist mißbrauchten Sündenbock der Geschichte aufzubürden: den Juden.

Während Hitler, von der Volkstümlichkeit dieser Lehre ermutigt, die uralten antijüdischen Vorurteile ausbeutete und sich als den Vorkämpfer Europas gegen eine mystische Wesenheit aufspielte, die er als „internationales Judentum“ bezeichnete und in gelenkter Gehirnakrobatik mit Bolschewismus, Kapitalismus, Freimaurerei und Zionismus gleichsetzte, entdeckte er bald, daß es möglich war, in nahezu allen Staaten der christlichen Welt prodeutsche Gruppen zu schaffen. Bei seinen Ausfällen vergaß er das Christentum, ein Versäumnis, das Alfred Rosenberg, der offizielle Ideologe des Nationalsozialismus, im Jahr 1930 berichtigte. In seinem Buch „Der Mythos des XX. Jahrhunderts erklärte er seinen Parteigenossen: Das Christentum ist eine typisch jüdische, ungarische Lehre, die ihren Gläubigen eine Sklavenmentalität einimpft.

Hitler war sehr deutlich im Hinblick auf die taktischen Vorteile seiner propagandistischen Hauptwaffe: „Meine Juden sind mir ein kostbares Pfand, das ich von den Demokraten besitze. Die Propaganda des Antisemitismus ist in allen Ländern das geradezu unentbehrliche Hilfsmittel für die Verbreitung des politischen Kampfes. Sie werden sehen, in wie kurzer Zeit wir die Begriffe und Maßstäbe der ganzen Welt einzig und allein mit dem Kampf gegen das Judentum umstürzen werden“6
6Hermann Rausching, Gespräche mit Hitler (Zürich – New York 1940; Neudruck o.j. [1945]).
Das faschistische Italien hat sich lange dagegen gewehrt.
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

PS: von Heinrich6 » Mo 09 Dez, 2013 22:47
Heinrich6 hat geschrieben:Noch einmal - auch wenn du das nicht hören willst
Es ist ein schlechter Stil Beiträge absichtlich doppelt einzustellen. Du hast diesen Text zuerst am » So 08 Dez, 2013 18:17“ eingestellt.
Mehr als unhöflich ist es, wenn auf diesen Beitrag bereits ausführlich eingegangen wurde.
Lies bitte meinen Antwort von Christel » Mo 09 Dez, 2013 21:52
viewtopic.php?f=10&t=3654&start=15


Im Eingangsbeitrag stellte ich auf Grundlange des Buches „Rom und die Juden“ von Pinchas Lade diese These auf:
Christel hat geschrieben:Antijudaismus + Säkularisierung + Rassenbiologie + Beschleuniger = Antisemitismus
Der Begriff Antijudaismus beinhaltet alle Formen des Antijudaismus auch den „christlichen“! Dies bestätigte ich ausdrücklich.
Dennoch, unterstellst Du mir unterschwellig und unrichtig, ich würde das leugnen. Diesen Sinn, nämlich Irreführung hat wohl auch Dein Doppelposting.

Außerdem versuchst Du den Christen vollends die Schuld am Holocaust in die Schuhe zu schieben:
Heinrich6 hat geschrieben:Christentum + Antijudaismus / Antisemitismus + Faschismus = Holocaust[/b][/size]
Nein! „Christen“ waren auch Antisemiten, obwohl das nicht vereinbar ist. Aber Antisemiten sind nicht notwendigerweise Christen. Sie waren das auch nicht!
Der Holocaust ist noch mal eine andere Dimension.
Von Treitschke stammt der Satz „Die Juden sind unser Unglück“, der später das Schlagwort des nationalsozialistischen Hetzblattes Der Stürmer wurde. Treitschke formulierte diesen Satz in dem aufsehenerregenden Aufsatz Unsere Aussichten (1879) als angeblichen parteiübergreifenden Konsens seiner Zeitgenossen „wie aus einem Munde“ und erhob darin Forderungen nach Zurückdrängen des gesellschaftlichen Einflusses der Juden.
Der Aufsatz löste den Berliner Antisemitismusstreit aus, der die deutsche Öffentlichkeit landesweit beschäftigte, bis 1881 anhielt und den Antisemitismus gesellschaftsfähig machte.[2
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Treitschke
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Friedensforscher Missalla über die teils unrühmliche Rolle der katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg "Wer glaubt, kann besser sterben"

Heinrich Missalla, emeritierter Professor für Religionspädagogik in Essen, hat die Rolle der katholischen Kirche im Zweiten Weltkrieg ausgiebig erforscht. Selbst Kriegsteilnehmer, war der Theologe und Friedensforscher von 1988 bis 1996 auch als Geistlicher Beirat in der Friedenbewegung "pax christi" aktiv. Im Interview spricht er über die kirchliche Einstellung zu Hitlers Krieg und den Einfluss der Militärseelsorge.

KNA: Herr Missalla, wie war die offizielle Haltung der katholischen Kirche in Deutschland zum Kriegsbeginn?

Missalla: Da gab es eindeutige Zustimmung. Nach dem Angriff gegen Polen sicherte die Kirchenleitung dem Regime ihre Unterstützung zu. In den Messen betete man für einen schnellen Sieg der deutschen Truppen. Viele Bischöfe mahnten die Gläubigen zu Pflichterfüllung, Tapferkeit und Opferbereitschaft. Diesen Krieg hielt die Mehrheit der deutschen Bischöfe für gerecht.

KNA: Solche Worte aus dem Mund von Kirchenvertretern kann man sich heute kaum noch vorstellen. Woher kam diese Bejahung?

Missalla: Auch die Bischöfe und Pfarrer waren Menschen ihres Volkes und ihrer Zeit. Schon im Ersten Weltkrieg hatte der Klerus hinter der Staatsführung gestanden. Den Versailler Vertrag empfand er genauso als "Schandvertrag" wie die meisten Deutschen. Patriotismus und Gehorsam waren schlichtweg selbstverständliche Tugenden. Schließlich erklärt auch der Apostel Paulus im Römerbrief der Bibel, dass alle Obrigkeit von Gott eingesetzt ist. Ihre Befehle sind zu befolgen. Das blieb verbindlich, obwohl viele Geistliche Vorbehalte gegen das NS-Regime hatten und etliche schon vor 1939 verfolgt wurden.

KNA: Durch die Militärseelsorge wurde die Kirche unmittelbar am Kriegsgeschehen beteiligt. Die Militärpfarrer trugen das Hakenkreuz auf der Uniform und die Kette mit dem Kreuz um den Hals. Worin sahen sie ihre Aufgabe?

Missalla: Ihr Hauptmotiv war, den christlichen Glauben unter den jungen Männern in einem glaubensfeindlichen Regime wachzuhalten und ihnen in der Extremsituation an der Front beizustehen. Oft begleiteten die Geistlichen, die sich übrigens freiwillig meldeten, die Soldaten in den Kampf, um möglichst nahe bei den Sterbenden und Schwerverletzten zu sein. Es ging aber auch um Sinnstiftung. Gerade den Krieg gegen die Sowjetunion rechtfertigten Pfarrer ehrlich überzeugt als Verteidigung gegen den "atheistischen Bolschewismus". Es ging auch um den Nachweis, dass der katholische Glaube keineswegs einem "wehrhaften Germanentum" entgegensteht.

KNA: Wie standen Staat und Armee zur Militärseelsorge?

Missalla: Für die Wehrmachtsführung war klar: "Wer gläubig ist, kann besser sterben und geht mutiger in den Tod." Die traditionelle Militärseelsorge wurde deshalb gutgeheißen. Das Regime wiederum hatte sie im Reichskonkordat 1933 ausdrücklich bestätigt - und behielt über das Militärbischofsamt die Kontrolle darüber. Der hitlergläubige Militärbischof Rarkowski - der von seinen Bischofskollegen übrigens geschnitten wurde - bereitete den Nationalsozialisten ohnehin keine Probleme. Doch letztlich sah das Regime die Truppenseelsorge als Relikt einer alten Epoche, das allmählich absterben sollte.

KNA: Wurde das Ziel einer "Entchristlichung" der Wehrmacht denn erreicht?

Missalla: Sie gelang den Nazis jedenfalls immer besser, auch weil immer mehr junge Offiziere nachrückten, die stark von der NS-Ideologie geprägt waren und die Arbeit der Militärpfarrer behinderten. Die der Partei hörigen Befehlshaber der Wehrmacht unterstützten die Wehrmachtsführung darin, die Militärseelsorge "auszuhungern". So wurden Stellen einfach nicht mehr besetzt, oder Frontpfarrer durften keinen Kontakt zu Angehörigen von Gefallenen aufnehmen, denen sie im Tod beigestanden hatten. Der Einfluss der Kirchen auf die Soldaten darf ohnehin nicht überschätzt werden. Im ganzen Krieg waren gerade einmal 650 katholische und etwa ebenso viele protestantische Militärpfarrer hauptamtlich im Einsatz.

KNA: Sie selbst wurden 1944 eingezogen. Wie haben Sie die Truppenseelsorge erlebt?

Missalla: Überhaupt nicht. In Dänemark und Frankreich habe ich keinen einzigen Militärpfarrer zu Gesicht bekommen. Erst 1945 in der Kriegsgefangenschaft bin ich einem begegnet. Und so ging es Millionen Soldaten in dieser Riesenarmee.

KNA: Gab es angesichts der deutschen Kriegsverbrechen auch Protest oder gar Widerstand von Frontgeistlichen?

Missalla: Widerstand gegen die Führung lag völlig außerhalb des Denkrahmens dieser Männer. Schließlich hatte die Wehrmacht Hitler ja "bei Gott" die Treue geschworen. Man kann nur vermuten, dass der eine oder andere mit der Zeit seine Zweifel bekam. Mir ist zumindest ein Fall bekannt, wo ein Pfarrer seinem Bischof entsetzt von Massenerschießungen in Russland berichtete. Der Bischof sagte ihm dann: "Das ist nicht Ihre Angelegenheit" und wollte nichts mehr davon hören.

KNA: Welcher Bischof war das?

Missalla: Ausgerechnet der berühmte "Löwe von Münster", Clemens Graf von Galen, der sich wegen der Ermordung von Behinderten sehr mutig mit dem Regime angelegt hatte und so dazu beigetragen hat, dass die sogenannte "Euthanasie" nahezu eingestellt werden musste.


KNA: Hat die Kirche denn aus der problematischen Rolle der Militärseelsorge gelernt?

Missalla: Ich denke schon. Militärgeneralvikar Werthmann hat nach dem Krieg klar seinen Irrtum hinsichtlich seiner anfänglichen Beurteilung des Krieges eingestanden. Er hat dann in der Bundeswehr zu einem neuen Konzept der Truppenseelsorge beigetragen. Dabei sollen kirchenfremde Einflüsse aus der Arbeit mit den Soldaten herausgehalten werden. Der Appell an Tapferkeit und nationalen Opfersinn etwa in Afghanistan wäre heute so nicht mehr denkbar. Allerdings ist die Bundeswehr nicht mehr nur Verteidigungs-, sondern inzwischen auch Interventionsarmee, durch die auch Menschen sterben. Mir ist nicht bekannt, ob dies zu einer ethischen Diskussion in der Militärseelsorge geführt hat.

http://www.domradio.de/nachrichten/2009 ... -weltkrieg


Das passt dann wieder zu:

Hitler war für gläubige Soldaten, denn „Gläubige Soldaten sind die wertvollsten. Sie setzen alles ein“.

Am 26. April 1933 bemerkte Reichskanzler Adolf Hitler in einem Gespräch mit dem Osnabrücker Bischof Berning: "Es droht eine schwarze Wolke mit Polen. Wir haben Soldaten notwendig, gläubige Soldaten. Gläubige Soldaten sind die wertvollsten. Sie setzen alles ein" (...)

http://www.shoah.de/se/kirche-im-ns.html
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von niels »

Antisemitismus / Antijudaismus gab und gibt es auch in/von anderen religiösen Gruppen / Gesellschaften - nicht nur Christen.

Fakt allerdings bleibt, das auch zu Zeiten Hitlers mehr als 90 bzw. 95% der Deutschen christliches Kirchenmitglied waren - die Idee, die seien erst nach 45 wieder in die Kirchen ein und zuvor mit Machtergreifung Hitlers "ausgetreten" (oder die Mehrheit) ist und bleibt Wunschdenken...

Der Antisemitismus"/-judaismus war vor allem in christlichen / christlich "geprägten" Gesellschaften wie diversen muslimischen Gesellschaften ausgeprägt - da kommt man nun mal nicht umhin, wenn man ehrlich sein will.
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von niels »

...und apropos Hitleritis:

Die Deutschen schworen - das wird gern unterschlagen/ignoriert - "bei Gott" auf "Hitler". Nicht Hitler war ihnen also "der Höchste", wie dies später gern - vor allem von Kirchenseite - gern behauptet wurde. Hitler war lediglich "weltlich" höchste Macht - die angeblich so "gottlose" Zeit baute nicht nur auf dem christlichen Gott, sie wie die Macht Hitlers war auf den Glauben an diesen zementiert und hielt damit wohl nicht zuletzt einige jener ev. doch kritischer betrachtenden Menschen davon ab, ihren Schwur gen Hitler zu brechen - schließlich hatten sie ja bei Gott geschworen.

Das nennt man eben "christlich geprägte Gesellschaft", auf die ja heute so viele stolz zu sein pflegen...

Nur Stalin vertraute nicht auf die Macht des Gottesschwures - als ehemaliger Priesteranwärter und christlich erzogen wusste er um die Macht der Orthodoxen, mit denen ER ungern teilen wollte...

Das machte "die Russen" in den Augen vieler Wehrmachtschristen zu "Gottlosen", deren Tod man mit dem von Tieren gleichsetzte, die im Christentum bekanntlich quasi Gegenständen gleichkommen.
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich,
a) Du machst Dich selbst lächerlich, wenn Du aus Hitler einen Befürworter des Christentums machen willst.- Es ist bekannt, dass dem nicht so war! Dies wurde auch hier im Forum bereits ausführlich diskutiert und es wurden zahlreiche Belegstellen dafür genannt. Du selbst hast zugegeben, dass Hitler kein Christ war. Hitler war ein Taktiker und Lügner.

b) Du ziehst Dir aus Texten nur heraus, was in Dein vorgefertigtes Weltbild passt. In dem von Dir zitierten Text steht auch:
Doch letztlich sah das Regime die Truppenseelsorge als Relikt einer alten Epoche, das allmählich absterben sollte.

KNA: Wurde das Ziel einer "Entchristlichung" der Wehrmacht denn erreicht?

Missalla: Sie gelang den Nazis jedenfalls immer besser, auch weil immer mehr junge Offiziere nachrückten, die stark von der NS-Ideologie geprägt waren und die Arbeit der Militärpfarrer behinderten. Die der Partei hörigen Befehlshaber der Wehrmacht unterstützten die Wehrmachtsführung darin, die Militärseelsorge "auszuhungern". So wurden Stellen einfach nicht mehr besetzt, oder Frontpfarrer durften keinen Kontakt zu Angehörigen von Gefallenen aufnehmen, denen sie im Tod beigestanden hatten. Der Einfluss der Kirchen auf die Soldaten darf ohnehin nicht überschätzt werden. Im ganzen Krieg waren gerade einmal 650 katholische und etwa ebenso viele protestantische Militärpfarrer hauptamtlich im Einsatz.
viewtopic.php?f=10&t=3654&start=30
Dies zeigt eindeutig, dass das NS-Regime antichristlich war. – Wobei das völlig klar ist und keines weiteren Beleges bedarf.

c) Du bist Off-Topic! Wenn Dir das Thema nicht gefällt, dann eröffne einfach ein neues Thema. Aber zerstöre bitte nicht das Vorhandene. Über „manden“ hattest Du Dich aufgeregt, doch was Du hier treibst ist nicht besser. – Thema ist hier nicht Militärseelsorge, auch nicht der Zweite Weltkrieg, sondern die Entstehung des Antisemitismus in Deutschland im 19. Jahrhundert.
http://www.domradio.de/nachrichten/2009 ... -weltkrieg
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Fakt allerdings bleibt, das auch zu Zeiten Hitlers mehr als 90 bzw. 95% der Deutschen christliches Kirchenmitglied waren
Folglich wurde dieses Lied nicht gesunden :wink: : „Soldaten, Kameraden, hängt die Juden, stellt die Schwarzen an die Wand.“
Doch mir ist es aus mehreren Quellen, auch Zeugenaussagen bekannt, z.B.:
Auch die Lörracher Gläubigen mussten im Laufe des Jahres 1934 erleben, wie ihnen parteitreue "deutsche Christen" als Pfarrer aufoktroyiert werden sollten und
Hitlerjungen vor katholischen Pfarrhäusern "Stellt die Schwarzen an die Wand" skandierten – was für eine schnelle Entfremdung vieler Christen vom Nationalsozialismus sorgte. http://www.badische-zeitung.de/suedwest ... 87705.html
Niels, Du weißt schon, dass es einen Unterschied zwischen Kirchenmitgliedschaft und Glaube gibt?
Außerdem:
Zahlreiche Nationalsozialisten, wenn auch nicht Hitler und Goebbels selbst, traten aus der Kirche aus und bezeichneten sich als gottgläubig. Beispielsweise gehörten drei Viertel der Abgeordneten des Großdeutschen Reichstages von 1943 keiner christlichen Kirche mehr an. In der SS und auch in bestimmten Stadtteilen Berlins, in denen viele Ministerialbeamte wohnten, war die Nichtkirchlichkeits-Rate überdurchschnittlich hoch. Genauere Zahlen, teilweise bis auf Gemeindeebene, lassen sich der Auswertung der Volkszählung von 1939 entnehmen, bei der ausdrücklich das Merkmal „gottgläubig“ angegeben werden konnte. Die Partei erfüllte zunehmend auch weltanschaulich-religiöse Funktionen und entwickelte rituelle Formen, die einer rekonstruierten „germanischen“ Religion entlehnt wurden.[11] So wurde der Festkalender der Partei mit neuheidnischen quasi-religiösen Ritualen ausgestaltet. http://de.wikipedia.org/wiki/Gottgl%C3%A4ubig
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:...und apropos Hitleritis:

Die Deutschen schworen
Ich weiß nicht, ob irgendwo Zahlen zu finden sind. Bekannt ist, Hitler gewann zwar die Wahlen, jedoch die Mehrheit der Deutschen hatte gegen Hitler gestimmt.
Diejenigen, die NSDAP wählten taten dies aus ganz unterschiedlichen Gründen. Eine Wahlentscheidung bedeutet in der Regel nicht die Zustimmung zum gesamten Programm.

Fakt ist auch, die Juden waren trotz des aufkommenden Antisemitismus bestens integriert. Die Nazis mussten sie erst aus ihren Stellungen vertreiben. Natürlich kauften die Deutschen bei Juden. Überall gab es jüdische Geschäfte. Allein Propaganda führte nicht dazu, dass die Juden ihre Geschäfte aufgeben mussten. Die Geschäfte wurden bewacht. Es wurde gedroht „Wer hier kauft wird photographiert!“ http://www.dhm.de/ausstellungen/holocaust/r2.htm
Manche trauten sich nicht rein, andere stritten, benutzen den Hintereingang... -> Kein Volkszorn steckte die Synagogen in Brand. Das mussten die Nazis selbst tun.

Die stätische Bibliothek in Nordhausen trug bis 1933 den Namen des jüdischen Ehrenbürgers Jakob Plaut. Sie hieß bis 1933 „Jacob-Plaut-Volksbücherei“. http://www.nnz-online.de/news/news_lang.php?ArtNr=3814

Das alles spricht nicht dafür, dass die Mehrheit der Deutschen große Antisemiten waren. Wie erfolgreich war der Antisemitismus in Deutschland bis 1933 überhaupt?
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Darum schweigt man am besten

Brief Dr. Konrad Adenauers

Kein geringerer als der Katholik Dr. Konrad Adenauer, von den Nazis abgesetzter, verfolgter und inhaftierter Oberbürgermeister von Köln, später CDU-Vorsitzender und erster Bundeskanzler der BRD, schrieb am 23. Februar 1946 (also in noch frischer Erinnerung) in einem Brief an einen katholischen Geistlichen bemerkenswertes über die tatsächliche Haltung der katholischen Kirche während der Zeit des Nationalsozialismus:

„Nach meiner Meinung trägt das deutsche Volk und tragen auch die Bischöfe und der Klerus eine große Schuld an den Vorgängen in den Konzentrationslagern. Das deutsche Volk, auch Bischöfe und Klerus zum großen Teil, sind auf die nationalsozialistische Agitation eingegangen. Es hat sich fast widerstandslos, ja zum Teil mit Begeisterung gleichschalten lassen. Darin liegt seine Schuld. Im Übrigen hat man aber auch gewusst — wenn man auch die Vorgänge in den Lagern nicht in ihrem ganzen Ausmaße gekannt hat, dass die persönliche Freiheit, alle Rechtsgrundsätze mit Füßen getreten wurden, dass in den Konzentrationslagern große Grausamkeiten verübt wurden ... Die Judenpogrome 1933 und 1938 geschahen in aller Öffentlichkeit.

.. Ich glaube, dass, wenn die Bischöfe alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln aus dagegen Stellung genommen hätten, sie vieles hätten verhüten können. Das ist nicht geschehen, und dafür gibt es keine Entschuldigung.

Wenn die Bischöfe dadurch ins Gefängnis oder ins Konzentrationslager gekommen wären, so wäre das keine Schande, im Gegenteil. Alles das ist nicht geschehen und darum schweigt man am besten.“


Quelle:
Adenauer, Teegespräche 1950-1954, bearbeitet von Hans Jürgen Küsters. Berlin 1984, 84 f. BA, DKR, B 259/301.
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich6 hat geschrieben:wenn die Bischöfe alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln aus dagegen Stellung genommen hätten, sie vieles hätten verhüten können. Das ist nicht geschehen, und dafür gibt es keine Entschuldigung.
Wenn sie hätten…- Sie haben es getan! 1937! Nicht nur die Bischöfe, von allen Kanzeln der Katholischen Kirche in Deutschland wurde es verkündet:
Wer die Rasse, oder das Volk, oder den Staat, oder die Staatsform, die Träger der Staatsgewalt oder andere Grundwerte menschlicher Gemeinschaftsgestaltung – die innerhalb der irdischen Ordnung einen wesentlichen und ehrengebietenden Platz behaupten – aus dieser ihrer irdischen Wertskala herauslöst, sie zur höchsten Norm aller, auch der religiösen Werte macht und sie mit Götzenkult vergöttert, der verkehrt und fälscht die gottgeschaffene und gottbefohlene Ordnung der Dinge. Ein solcher ist weit von wahrem Gottesglauben und einer solchem Glauben entsprechenden Lebensauffassung entfernt.

Gott hat in souveräner Fassung Seine Gebote gegeben. Sie gelten unabhängig von Zeit und Raum, von Land und Rasse. So wie Gottes Sonne über allem leuchtet, was Menschenantlitz trägt, so kennt auch Sein Gesetz keine Vorrechte und Ausnahmen. Regierende und Regierte, Gekrönte und Ungekrönte, Hoch und Niedrig, Reich und Arm stehen gleichermaßen unter Seinem Wort. Aus der Totalität Seiner Schöpferrechte fließt seinsgemäß die Totalität Seines Gehorsamsanspruchs an die Einzelnen und an alle Arten von Gemeinschaften. Dieser Gehorsamsanspruch erfaßt alle Lebensbereiche, in denen sittliche Fragen die Auseinandersetzung mit dem Gottesgesetz fordern und damit die Einordnung wandelbarer Menschensatzung in das Gefüge der unwandelbaren Gottessatzung.

Nur oberflächliche Geister können der Irrlehre verfallen, von einem nationalen Gott, von einer nationalen Religion zu sprechen, können den Wahnversuch unternehmen, Gott, den Schöpfer aller Welt, den König und Gesetzgeber aller Völker, vor dessen Größe die Nationen klein sind wie Tropfen am Wassereimer[6], in die Grenze eines einzelnen Volkes, in die blutmäßige Enge einer einzelnen Rasse einkerkern zu wollen.
Mehr: http://www.vatican.va/holy_father/pius_ ... ge_ge.html
Folgen
Die Nationalsozialisten wurden von der Verlesung der Enzyklika überrascht, doch sie reagierten schnell: In der Karwoche kam es zu ersten Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Zwölf Druckereien, die am Druck und der Verbreitung der Enzyklika beteiligt gewesen waren, wurden entschädigungslos enteignet. Eine Reihe von Klöstern und Bekenntnisschulen sowie mehrere theologische Fakultäten und Hochschulen mussten schließen.

Im April 1937 kam es auf Initiative Hitlers und Goebbels' zu einer neuerlichen Welle von Sittlichkeitsverfahren gegen Priester und Ordensleute, wozu Einzelfälle von der NS-Propaganda zu einer „symptomatischen Erscheinung” aufgebauscht wurden. Der Bevölkerung sollte vermittelt werden, dass die Kirche von der Erziehung der Jugend ausgeschlossen werden müsse, und das Vertrauen in sie untergraben werden. Richtigstellungen waren nur von der Kanzel aus möglich. In der Folge wurden 1937/38 die privaten katholischen Schulen aufgelöst oder vom Staat übernommen. Die Geistlichkeit durfte in Volks- und Berufsschulen keinen Religionsunterricht mehr erteilen.

Darüber hinaus wurden – abgesehen von der Entfernung des Bischofs von Rottenburg Joannes Baptista Sproll aus seiner Diözese – spektakuläre Maßnahmen jedoch vermieden. Der seit 1935 verfolgte Kurs gegen die katholische Presse, die Verbände und Schulen mit dem Ziel der beständigen Zurückdrängung der Kirche aus dem öffentlichen und politischen Leben wurde allerdings beibehalten. Die meisten Organisationen – vor allem die Jugendverbände – wurden bis 1939 aufgelöst, ihre Publikationen verboten und ihr Vermögen konfisziert.[ http://de.wikipedia.org/wiki/Mit_brennender_Sorge
1942 protestierten die holländischen Bischöfe. Auch ihr Protest wurde von den Kanzeln verlesen:
Gegen die Deportation von nichtchristlichen Juden durch die deutsche Besatzungsmacht protestierten die katholischen holländischen Bischöfe mit einem Hirtenschreiben, das am 26. Juli 1942 von allen Kanzeln verlesen wurde.
Im Gegenschlag verhafteten die Nationalsozialisten an dem darauffolgenden Sonntag, dem 2. August, alle katholischen Juden in Holland,
Mehr: http://www.edith-stein-medien.de/_basic ... %20bin.pdf

Proteste der Päpste und Bischöfe erreichten bei den Nazis nichts!
Für öffentliche Proteste rächten sie sich. – Die Bischöfe kamen nicht ins Konzentrationslager, die Nazis rächten sich an den kleinen Leuten…


Was tat Konrad Adenauer während dieser Zeit?
Er kümmerte sich um seine privaten Angelegenheiten. Lehnte den Widerstandskampf ab und suchte bei der Kirche Unterschlupf:
Eine jahrelange, Nerven aufreibende Auseinandersetzung mit der Stadt Köln um nicht gezahlte Dienstbezüge und Wohnungsgeldentschädigungen begann. Erst am 28. August 1937 erfolgte ein Vergleich, der ihm 150.000 Mark einbrachte, jedoch nicht dem Wert der Immobilien entsprach, die er an die Stadt verkaufte, die dafür die Hypotheken übernahm.

Von April 1933 an kam Adenauer zunächst in der Benediktinerabtei Maria Laach unter, wo ihn der ehemalige Schulkamerad Abt Alfons Herwegen aufnahm. …
Nach kürzerem Aufenthalt in der Abtei Maria Laach kam er dann für zehn Monate im Pax-Erholungsheim für katholische Priester in Unkel am Rhein unter. …
Seit 1933 hatte sich Adenauer aus der Öffentlichkeit vollkommen zurückgezogen und lebte sozusagen in innerer Immigration. Kontakte unterhielt er nur zu wenigen Personen. Anschluss an Widerstandsgruppen gegen das Hitler-Regime lehnte er ab.
Mehr: http://www.konrad-adenauer.de/drittes_reich.html
„Nach meiner Meinung trägt das deutsche Volk…“
Zum deutschen Volk, zu denen, die nicht gegen die Judenverfolgung protestierten gehörte Dr. Konrad Adenauer.

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PS: Schweigen bedeutet nicht Zustimmung.
Es ist Zeit zum Sprechen, wenn damit eine positive Wendung herbeigeführt werden kann.
Es ist Zeit zum Schweigen, wenn durch das Reden eine Sache verschlimmert wird.

"Während wir die Sonne genossen, dröhnte plötzlich aus den Lautsprechern des Lokals das Fanfarensignal für eine Sondermeldung: Frankreich hat kapituliert ... Die Leute ringsum an den Tischen wußten sich kaum zu fassen; sie sprangen auf, einige stiegen gar auf die Stühle. Mit vorgestrecktem Arm sangen sie ‘Deutschland, Deutschland über alles’. Auch wir waren aufgestanden. Bonhoeffer hob den Arm zum vorgeschriebenen Hitlergruß, während ich wie benommen danebenstand. ‘Nimm den Arm hoch! Bist du verrückt?’ flüsterte er mir zu, und hinterher: ‘Wir werden uns jetzt für ganz andere Dinge gefährden müssen, aber nicht fürdiesen Salut!´ "

(Eberhard Bethge)
http://www.mtm.inet.pl/bonhoeffer.htm

Am 9. April 1945 wurde der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. http://www1.wdr.de/themen/archiv/sticht ... g1238.html
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Heinrich5
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Du hast hier die päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“ vom 14.031937 eingestellt.
Ausgangspunkt für die Enzyklika war die Lage der katholischen Kirche im nationalsozialistisch beherrschten Staat nach dem Abschluss des Reichskonkordats aus dem Jahre 1933.
Es stimmt: Es war aufgrund der Politik Hitlers und seiner Reichsregierung immer wieder zu Protestnoten des Vatikans über die in Art. 31 des Konkordats garantierte Betätigungsfreiheit der katholischen Organisationen gekommen, die durch Maßnahmen der Gleichschaltung bedroht waren.

In seinem Buch „Die katholische Kirche und der Holocaust“ vertritt Daniel Jonah Goldhagen die These, dass die Enzyklika sich in erster Linie gegen Verletzungen des Konkordats gerichtet habe.
„Diese Enzyklika wird oft fälschlich als Beweis für die Abneigung der Kirche, Pacellis oder Pius' XI. gegen den Nationalsozialismus angeführt oder als radikale Verurteilung des Nationalsozialismus dargestellt. Tatsächlich wandte sich die Enzyklika klar und volltönend gegen Verletzungen des Konkordats (…) Die Enzyklika verurteilte den Nationalsozialismus nicht als solchen.“
– Daniel Jonah Goldhagen: Die katholische Kirche und der Holocaust, S. 64f.

In dieser Enzyklika steht deshalb auch kein Wort über:

Den Antijudaismus der christlichen Kirchen
Den Antisemitismus christlicher Parteien, des Klerus und der Christen
Die Verfolgung der Juden und Zigeuner
Dem Geschehen in deutschen Konzentrationslagern

Der Weg vom christlichen Antijudaismus zum christlichen Antisemitismus war nur ein kurzer.


Zitat Christel:
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erkannten die katholischen Bischöfe in einem Hirtenwort vom 23. August 1945 die Mitschuld der katholischen Kirche an den Verbrechen des Nationalsozialismus an.
http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/kirchen/

Eben: Aber erst nach Ende des zweiten Weltkrieges. Da bestand keine Gefahr mehr für Leib und Leben.

Zitat Christel:
1942 protestierten die holländischen Bischöfe. Auch ihr Protest wurde von den Kanzeln verlesen:
Gegen die Deportation von nichtchristlichen Juden durch die deutsche Besatzungsmacht protestierten die katholischen holländischen Bischöfe mit einem Hirtenschreiben, das am 26. Juli 1942 von allen Kanzeln verlesen wurde
.

Eben: Das waren holländische Bischöfe und keine deutschen Bischöfe!

Zitat Christel:
Was tat Konrad Adenauer während dieser Zeit?
Er kümmerte sich um seine privaten Angelegenheiten. Lehnte den Widerstandskampf ab und suchte bei der Kirche Unterschlupf:
Bei der Kirche suchte er keinen Unterschlupf sondern bei seinem Freund.
Ohne die Berliner Dienstwohnung und in Köln bedroht von seinen nationalsozialistischen Gegnern, die auf Wahlkampfplakaten „Adenauer, an die Mauer!“ gefordert hatten und ihm Dienstvergehen vorwarfen, bat Adenauer einen ehemaligen Schulfreund um Hilfe: Der Abt von Maria Laach, Ildefons Herwegen, nahm Adenauer am 26. April 1933 vorübergehend in der Abtei auf.
http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Adenauer


Der Katholik und erste Bundeskanzler nach 1945 Konrad Adenauer hatte schon recht:
.. Ich glaube, dass, wenn die Bischöfe alle miteinander an einem bestimmten Tage öffentlich von den Kanzeln aus dagegen Stellung genommen hätten, sie vieles hätten verhüten können. Das ist nicht geschehen, und dafür gibt es keine Entschuldigung.

Wenn die Bischöfe dadurch ins Gefängnis oder ins Konzentrationslager gekommen wären, so wäre das keine Schande, im Gegenteil. Alles das ist nicht geschehen und darum schweigt man am besten.“
Ja – Darum schweigt man am besten. Für die Kirchen gilt hier: Reden ist Silber – Schweigen ist Gold. Alles andere ist Scheinheiligkeit.
Christel
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ein Originaltext ermöglicht es, sich selbst eine Meinung zu bilden. Die Enzyklika „Mit brennender Sorge!“ liegt vor. Ich habe bereits Stellen daraus zitiert, in denen gegen Rassismus des NS-Regimes protestiert wurde. Hier noch einmal der Link zum Original: http://www.vatican.va/holy_father/pius_ ... ge_ge.html

Noch bevor Juden und Zigeuner systematisch in Konzentrationslagern vernichtet wurden, wurde diese Enzyklika verfasst: Die „Vernichtung der europäischen Juden und wurde von 1941 bis 1945 systematisch betrieben, ab 1942 auch mit industriellen Methoden durchgeführt.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust
Die Enzyklika wurde bereits im Marz 1937 von en Kanzeln verlesen.

Ein Oberbegriff wie „Rassismus“ schließt alle Unterbegriffe wie „Antisemitismus“ ein. Der Rassismus der Nazis erschöpfte sich nicht im Kampf gegen die Juden, noch mehr Menschen und Völker wurden von diesen „Herrenmenschen“ zu „Untermenschen „ degradiert.
Dass die Botschaft der Enzyklika sehr wohl auch als Protest gegen die Judenverfolgung verstanden, sie war klar genug verfasst war, zeigt der jüdische Religionswissenschaftler Pinchas Lapide.
Auch die Nazis verstanden sie sehr wohl. Dies zeigen die Folgen:
Hausdurchsuchungen, Verhaftungen; Zwölf Druckereien, die am Druck und der Verbreitung der Enzyklika beteiligt gewesen waren, wurden entschädigungslos enteignet. Eine Reihe von Klöstern und Bekenntnisschulen sowie mehrere theologische Fakultäten und Hochschulen mussten schließen.
Neue Welle von Sittlichkeitsverfahren gegen Priester und Ordensleute: Einzelfälle wurden von der NS-Propaganda zu einer „symptomatischen Erscheinung” aufgebauscht. Die privaten katholischen Schulen wurden aufgelöst oder vom Staat übernommen. Die Geistlichkeit durfte in Volks- und Berufsschulen keinen Religionsunterricht mehr erteilen
. Vergleiche: http://de.wikipedia.org/wiki/Mit_brennender_Sorge

Es folgten weiter Proteste:
Unmissverständlich erklärten die deutschen Bischöfe der Fuldaer Bischofskonferenz in ihrem Hirtenbrief vom 26. Juni 1941: «Nie darf der Mensch ausserhalb des Krieges und der gerechten Notwehr einen Unschuldigen töten.» Zwei Jahre später, im so genannten «Dekalog-Hirtenbrief» vom 19. August 1943 erneuerten die Bischöfe ihren eindringlichen Appell: «Tötung ist in sich schlecht... an schuld- und wehrlos Geistesschwachen... an Menschen fremder Rassen und Abstammung.» Als sich 1942 die Gerüchte verdichteten, dass die meisten Juden in den Tod deportiert wurden, beschwor der Berliner Bischof von Preysing in einem Hirtenbrief: «Wer immer Menschenantlitz trägt, hat Rechte, die ihm keine irdische Gewalt nehmen darf... Das Recht auf Leben, auf Unversehrtheit, auf Freiheit kann und darf auch denen nicht abgesprochen werden, die nicht unseres Blutes oder nicht unserer Sprache sind.» http://www.kath.ch/skz/skz-2003/buecher/bu39.htm
Kirchliche Proteste brachten nichts. Sie wurden von den Nazis entweder ignoriert oder es wurden stellvertretend an den kleinen Leuten dazu abgestraft.
Beispiel Clemens August Kardinal Graf von Galen:
Bereits sein Fastenhirtenbrief 1934 wurde vom Gauleiter als vom Hass gegen den Nationalsozialismus diktiert eingeschätzt.[50] Nach den drei Predigten forderte der Gauleiter in Berlin dringend die Verhaftung des Bischofs. Martin Bormann, Stabsleiter bei Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß, erwog, von Galen hängen zu lassen. Joseph Goebbels sprach sich dafür aus, keine katholischenMärtyrer während des Krieges zu schaffen und die Beseitigung von Galens auf die Zeit „nach dem Endsieg“ zu verschieben, da er Unruhen im Münsterland befürchtete.[51]
http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_Au ... _von_Galen
Ich habe große Achtung vor Menschen, die aufgrund ihres Einsatzes… zu Märtyrern werden.
Wer jedoch von anderen Menschen ein Märtyrertum fordert, handelt inhuman. Wer klagt, diese Opfer wären zu gering, spricht menschenverachtend:
Insgesamt waren während der zwölf Jahre 2.720 Geistliche inhaftiert; 132 wurden in andere Lager verlegt oder evakuiert, 314 wurden entlassen, 1.034 verstarben im Lager. Am Sonntag, dem 29. April 1945, wurde das Lager Dachau befreit, unter den Häftlingen waren 1.240 Geistliche.[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrerblock_(KZ_Dachau)
Maulhelden, die selbst im sicheren warmen Wohnzimmer sitzen in Pantoffeln und mit Bierchen und von anderen fordern, was die alles müssten…, finde ich zum Kotzen.
Wer unter dem Deckmantel der Klage über den Holocaust Christen bekämpft mit dem Ziel der Vernichtung der Religion der Christen, Juden und Muslime handelt scheinheilig.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Kirche im Nationalsozialismus: Dokumente

Ein Mahnwort zur Judenfrage.

http://www.humanist.de/kriminalmuseum/kirche.htm

http://www.humanist.de/kriminalmuseum/amtsblatt.htm

Die christlichen Wurzeln des Nationalsozialismus

http://www.humanist.de/kriminalmuseum/ns-index.htm

Kirche im Nationalsozialismus

Verrat unter Brüdern

Es war ein Brudermord wie bei Kain und Abel: Nach der Machtübernahme Hitlers opferte die evangelische Kirche jüdischstämmige Geistliche aus den eigenen Reihen - wie den Kölner Krankenhauspfarrer Ernst Flatow.
http://einestages.spiegel.de/static/top ... edern.html
Christel
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Re: Der Antisemitismus ist ein deutsches Produkt

Ungelesener Beitrag von Christel »

Allen, die sich wirklich für dieses Thema interessieren, empfehle ich dieses Buch:

Günter Rohrmoser
Deutschlands Tragödie. Der geistige Weg in den Nationalsozialismus. Hrsg. von Michael Grimminger
München: Olzog 2002; 442 S.; hardc., 39,90 €; ISBN 3-7892-8074-7

Die Grundfragen fasst der Autor so zusammen: „Warum sind die Deutschen in ihrer Mehrheit dem ‚Führer' und seiner Politik mit Begeisterung gefolgt? Wie konnte es ausgerechnet im Land der ‚Dichter und Denker' zum Nationalsozialismus kommen? Worin besteht das Wesen des Nationalsozialismus?" (9) Der Text basiert auf Vorlesungen, die Rohrmoser in den Jahren 1989 bis 1995 in Stuttgart und Hohenheim gehalten hat. Seine Position ist einleuchtend: Den Nationalsozialismus in seinen politischen Dimensionen versteht und begreift man aus der Sicht des verlorenen Ersten Weltkrieges. Geistesgeschichtlich greift Rohrmoser allerdings weiter zurück. Er befasst sich mit dem von Nietzsche formulierten Dekadenzproblem, das der Nationalsozialismus z. B. durch „Rassenzüchtung" (268) zu überwinden suchte. Ebenso fügt Rohrmoser Heidegger, Jünger und Spengler ein, die er einerseits in der Tradition Nietzsches sieht, die aber andererseits im Rahmen der Konservativen Revolution Nietzsches Philosophie entchristlichten und dadurch das Dekadenzproblem naturalisierten. „Dekadenz ist in dieser naturalistischen Sicht dann gegeben, wenn, biologisch gesehen, ein niederer Typus Mensch über den höheren Typus triumphiert." (434) Vor diesem Hintergrund bietet Rohrmoser eine bemerkenswerte Geistesgeschichte zur Vorgeschichte des Nationalsozialismus.

Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
http://pw-portal.de/rezension/16307-deu ... -tragoedie
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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