In der Wissenschaft ist es unbestritten, alle 18 Ordnungen der heutigen Säugetiere (zu denen rein biologisch auch der Mensch gehört, wir gehören zu den Primaten) entstanden vor rund 100 bis 85 Millionen Jahren. Unsere ältesten Vorfahren waren viel weniger affenartig als bisher vermutet. Das zeigt ein Fund aus Äthiopien. Ardi, wie die Forscher das weibliche Skelett nennen, ist mit 4,4 Millionen Jahren sogar über eine Million Jahre älter als der berühmte Fund Lucy. Menschen und ihre nächsten Verwandten, die Schimpansen, verbindet eine komplizierte und vor allem langandauernde Familiengeschichte. Beide Arten haben sich vor höchstens 6,3 Millionen Jahren, möglicherweise aber auch erst vor fünf Millionen Jahren getrennt.
Vor 2,5 Millionen Jahren wurden wir aus Gejagten, innerhalb von nur einer Million Jahren zu erfolgreichen Jägern. Seitdem entwickelte der Mensch sein Bewusstsein, seinen Verstand. Damals lernten die ersten Angehörigen der Gattung Homo, Werkzeuge aus Steinen herzustellen - zunächst Hammersteine, aber auch scharfkantige Abschläge.
Diese Hilfsmittel benutzte Homo rudolfensis, nach aktuellem Wissen der älteste Vertreter der Gattung Homo, vermutlich ursprünglich, um Früchte zu öffnen, Nüsse zu knacken oder Wurzeln und Knollen aufzubrechen. Denn der Frühmensch war wohl hauptsächlich Vegetarier, wie die heute lebenden Schimpansen.
Dagegen muss man sich das mal veranschaulichen:
Es gibt im Christentum eine Glaubensrichtung (in den USA weitverbreitet) die davon ausgeht, dass die Erde und das Leben auf ihr vor höchstens 10.000 Jahren durch das direkte Handeln Gottes geschaffen wurden. Dieser Glaube wird von Gläubigen vertreten, die annehmen, dass die im 1. Buch Mose genannten sechs Schöpfungstage und ein Resttag jeweils 24 Stunden entsprechen und lückenlos die erste Woche nach einem absoluten Beginn der Zeit beschreiben. Das buchstäbliche Verständnis der gesamten Bibel ist in ihren Augen ein wahrheitsgetreuer historischer Bericht, aus dem sich die Größenordnung der seitdem vergangenen Zeit berechnen lässt. Diese Gläubigen sind außerdem der Ansicht, dass ihren Aussagen im Rahmen einer Schöpfungswissenschaft Vorrang vor der Naturwissenschaft oder zumindest eine Gleichstellung zusteht.
Ihre fundamentalistische Bibelauslegung geht von der Verbalinspiration (durch Gott eingegeben) und Irrtumsfreiheit der Bibel aus. Sie verstehen die Bibel als historische Berichte über Ereignisse, welche genauso geschehen sind, wie sie in der Bibel stehen. Sie haben keinen Zweifel daran, dass die Wunder tatsächlich so geschehen sind, und sind der Meinung, dass man diese Texte nicht weiter interpretieren oder in einem anderen Sinn als dem historischen verstehen muss.
Dagegen steht die tiefenpsychologische Bibelauslegung
Sie stützt sich vor allem auf die Tiefenpsychologie von Sigmund Freud (siehe oben) und Carl Gustav Jung. Ihr Ansatz ist der Traum sowie die Welt des kollektiven Unbewussten.
In der bekanntesten Arbeit über diese Methode, Tiefenpsychologie und Bibelauslegung, legt Eugen Drewermann detailliert dar, wie die Bibel tiefenpsychologisch gedeutet werden kann.
Drewermann geht davon aus, dass die tiefenpsychologische Auslegung eines archetypischen Textes grundsätzlich auf verschiedene Textarten anwendbar ist, es sind dies: Mythos, Legende, Novelle, Erscheinungs- und Berufungsgeschichte, Prophetie sowie Apokalypse. Jede dieser Erzählformen projiziert ein bestimmter Teil des Unbewussten auf ein Bild.
Die Bibel hat somit also grundsätzlich keinen höheren Stellenwert als beispielsweise die Märchen der Gebrüder Grimm.
Eugen Drewermann:
"Gott wird von den Theologen noch immer aus dem bewiesen, was wir nicht wissen: "Wie entstand das Leben? Es ist rätselhaft, aber: Dann muss es Gott gemacht haben. Wie entsteht unser Bewusstsein? Es ist rätselhaft: Also muss es Gott gemacht haben. Auf diese Weise wird Gott zu einem jagdbaren Wild, das wir von Lichtung zu Lichtung hetzen im Fortschritt der Wissenschaften – ein Rückzugsgott."
Eugen Drewermann:
„Wenn wir die Bibel symbolisch verstehen, dann hat sie einen tiefen Sinn. Wenn wir sie aber wortwörtlich verstehen, führt das zum Unglauben. Genau das tut die katholische Kirche. Nehmen Sie die Wundergeschichten Jesu' oder den Glauben an die Geburt Jesu' durch eine Jungfrau. Als Gleichnis betrachtet hat beides eine menschliche Kraft. Aber wörtlich genommen, glaubt das heute doch niemand mehr. Trotzdem ist es Lehrmeinung der katholischen Kirche.“
Menschen neigen dazu, an etwas Größeres, beispielsweise einen Gott, zu glauben, wenn sie überfordert sind. Überfordert etwa durch Krisen, Kriege, Krankheiten usw. Langfristig werden aber nur die Glaubensrichtungen überleben, die klug genug sind und naturwissenschaftliche Erkenntnisse auch zulassen. Alle anderen sind nicht mehr als Modeerscheinungen.
Das Christentum ist bis heute noch existent, weil die Kirche es versteht, neue Forschungsergebnisse, wenn auch ungern, zu akzeptieren und teilweise zu integrieren. Ein aufgeklärter Christ glaubt heute nicht mehr daran, dass die Erde nur wenige Tausend Jahre alt und dass die Bibel (auch das sogenannte Neue Testament) tauglich als Glaubensgrundlage ist oder zieht die Evolution in Zweifel.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Christentum in der Bedeutungslosigkeit versinkt.
Ich denke auch, dass in nicht allzu ferner Zukunft intelligentere Arten die Erde bewohnen werden als wir mit unseren Steinzeitgehirnen. Aus dem Steinzeitjäger mit dem Speer ist ein Steinzeitjäger mit Atomwaffen geworden, weil die technische Evolution der sozialen vorauseilt. Intelligentere Arten können sogar schon recht bald auftauchen, denn die Evolution wird heute nicht mehr von der langsamen natürlichen Entwicklung angetrieben, wie Darwin sie beschrieb, sondern durch die menschliche Kultur, auch genannt „die kulturelle Evolution“. Vielleicht wird eine höher entwickelte menschliche Intelligenz von uns selber gemacht sein.
Dann wäre der Mensch der Schöpfer und unsere Nachfolger werden die Welt besser verstehen.