Christel schrieb:
Das Wertedenken entspricht unserer heutigen Kultur. Mit Deiner Aussage „das göttliche Monster des Alten Testaments und seine Werte“ stülpst Du dem Alten Testament etwas über, was diesem eher fremd ist.
Was lesen wir in diesem Alten Testament noch über dieses göttliche Monster?
Es ist die Zeit um 1250 vor Christus. Israel beginnt nach dem Zeugnis der Bibel damit, von Ägypten kommend, gewaltsam nach Palästina einzudringen, und die dort wohnenden Völker nach und nach zu liquidieren.
Und als der König von Arad, der Kanaaniter, der im Südland wohnte, hörte, dass Israel herankam auf dem Wege von Atarim, zog er in den Kampf gegen Israel und führte etliche gefangen. Da gelobte Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: "Wenn du [HERR] dies Volk in meine [Israels] Hände gibst, so will ich an ihren Städten den Bann vollstrecken [= alle Bewohner umbringen]." Und der HERR hörte auf die Stimme Israels und gab die Kanaaniter in ihre Hand und sie vollstreckten den Bann an ihnen und ihren Städten. (4. Mose 21, 1-3)
Bei einer der nächsten Auseinandersetzungen mit den Bewohnern des Landes ist dann der Befehl zur Ausmerzung aller Einwohner direkt von Gott gekommen, der sagte:
"Fürchte dich nicht vor ihm [Og, dem König von Baschan], denn ich habe ihn in deine Hand gegeben mit Land und Leuten, und du sollst mit ihm tun, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter getan hast, der in Heschbon wohnte." Und sie schlugen ihn und seine Söhne und sein ganzes Kriegsvolk, bis keiner mehr übrig blieb, und nahmen das Land ein. (4. Mose 21, 34-35)
Die Rache für einzelne tatsächliche oder angebliche Vergehen der Nachbarn übersteigt das ursprüngliche "Delikt" manchmal um ein Mehrfaches, wobei auch zahllose Unbeteiligte ermordet werden. Das ist ein massiver Widerspruch zu dem angeblichen göttlichen Zugeständnis, Gleiches mit Gleichem vergelten zu dürfen. Als ein Israelit z. B. mit einer Frau aus dem Nachbarvolk der Midianiter Sex hat, werden beide noch während des Geschlechtsakts (also "in flagranti" = "auf frischer Tat", wie man sagt) von einem israelischen Priestersohn erstochen. Doch es folgt noch weiteres: Der erstochenen Frau mit Namen Kosbi wird unterstellt, den Israeliten absichtlich verführt zu haben, um ihn von seiner Religion abzubringen. Der Gott Israels soll deshalb laut Altes Testament eine monströse und gigantische Rache am Volk Kosbis gefordert haben. Wörtlich heißt es dazu in der Bibel:
"Rüstet unter Euch Leute zum Kampf gegen die Midianiter, die die Rache des HERRN an den Midianitern vollstrecken ..." Und sie zogen aus zum Kampf gegen die Midianiter, wie der HERR es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war ... Und die Israeliten nahmen gefangen die Frauen der Midianiter und ihre Kinder; all ihr Vieh, alle ihre Habe und alle ihre Güter raubten sie und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte, wo sie wohnten, und alle ihre Zeltdörfer ...
Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres ... und sprach zu ihnen: "Warum habt ihr alle Frauen leben lassen? ... So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch [für Sex bzw. für Sklavendienste] leben." (4. Mose 31, 3.7.9-10.14-15.17-18)
Hat sich kein Bewohner eines Nachbarvolkes "versündigt", wird von diesem Gott zunächst "nur" die Vertreibung befohlen. Vor der Verschonung einzelner Menschen wird dabei aber ausdrücklich gewarnt.
"So sollt ihr alle Bewohner vertreiben vor euch her und alle ihre Götzenbilder und alle ihre gegossenen Bilder zerstören und alle ihre Opferhöhlen vertilgen und sollt das Land einnehmen und darin wohnen; denn euch habe ich das Land gegeben, dass ihr´s in Besitz nehmen sollt ... Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch her vertreibt, so werden euch die, die ihr übrig lasst, zu Dornen in euren Augen werden und zu Stacheln in euren Seiten und werden euch bedrängen in dem Lande, in dem ihr wohnt." (4. Mose 33, 52.55)
Die Idee eines friedlichen Miteinanders aller in Palästina lebenden Völker wird von dem "HERRN Israels" verworfen. Der Völkermord bzw. die gnadenlose Ausmerzung Andersgläubiger wird "Gott" oder Mose jedoch in Wirklichkeit von den Priestern in den Mund gelegt, um die Kriege und Kriegsverbrechen damit religiös zu legitimieren.
"Wenn dich der HERR, dein Gott, ins Land bringt, in das du kommen wirst, es einzunehmen, und er ausrottet viele Völker vor dir her, die Hetiter, Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völker, die größer und stärker sind als du, und wenn sie der HERR, dein Gott, vor dir dahingibt, dass du sie schlägst, so sollst du an ihnen den Bann vollstrecken [= alle umbringen]. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen und keine Gnade gegen sie üben und eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen für eure Söhne ... Sondern so sollt ihr mit ihnen tun: Ihre Altäre sollt ihr einreißen, ihre Steinmale zerbrechen, ihre heiligen Pfähle abhauen und ihre Götzenbilder mit Feuer verbrennen." (5. Mose 7, 1-3.5)
Christel schrieb:
Du meinst also dies fordert ein „göttliches Monster“. Dies ist überholt. Das brauchen wir nicht mehr. Das ist „so überflüssig wie ein Kropf“
Richtig. Das meine ich.
Zitat: Müsste die Bibel nicht verboten werden?
Was meinen Sie: Fallen solche Textstellen nicht unter § 131 Strafgesetzbuch: Gewaltdarstellung? Die Vorschrift lautet:
"(1) Wer Schriften (§ 11 Abs. 3), die grausame oder sonst unmenschliche Gewalttätigkeiten gegen Menschen oder menschenähnliche Wesen in einer Art schildern, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung solcher Gewalttätigkeiten ausdrückt oder die das Grausame oder Unmenschliche des Vorgangs in einer die Menschenwürde verletzenden Weise darstellt,
1.
verbreitet,
2.
öffentlich ausstellt, anschlägt, vorführt oder sonst zugänglich macht,
3.
einer Person unter achtzehn Jahren anbietet, überläßt oder zugänglich macht oder
4.
herstellt, bezieht, liefert, vorrätig hält, anbietet, ankündigt, anpreist, einzuführen oder auszuführen unternimmt, um sie oder aus ihnen gewonnene Stücke im Sinne der Nummern 1 bis 3 zu verwenden oder einem anderen eine solche Verwendung zu ermöglichen,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft."
http://die-andere-seite.blog.de/2012/04 ... -13576211/
"Gottes auserwähltes Volk" heute
Wenn man heute die israelische Politik gegenüber den Palästinensern überdenkt, dann könnte man meinen dass sich die Israelis heute noch an den „Werten“ dieses göttlichen Monsters, wiedergegeben in diesem Alten Testaments orientieren:
Enteignung und Zerstörung.
Vor dem Krieg von 1948 besaßen Palästinenser 87,5 Prozent des historischen Palästinas (26.323.000 Dunum oder 26.323 km2), während jüdische Einwohner über 6,6 Prozent Landfläche verfügten. Die übrigen 5,9 Prozent waren durch das Britische Mandat als "Staatsland" ausgewiesen. (Britische Regierung, A Survey of Palestine, 1945-1946)
Westbank und Gaza-Streifen
•Seit Juni 1967 haben die israelischen Besatzungsbehörden insgesamt 79 Prozent der Westbank und des Gaza-Streifens enteignet. Von diesem Gebiet wurden 44 Prozent aus militärischen Gründen, 20 Prozent aus Gründen der Sicherheit, 12 Prozent für öffentliche Zwecke (z.B. Grünflächen) und 12 Prozent, weil die Besitzer "abwesend" waren, annektiert.
http://www.palaestina.org/index.php?id=157