Kirchliche Mitschuld am Holocaust

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Heinrich5
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Re: Kirchliche Mitschuld am Holocaust

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Gleichzeitig soll sie sich dafür entschuldigen, weil sie angeblich nicht antijüdisch genug ist.
Wer die Verbrechen des Staates Israel (des auserwählten Volkes) gegen das palästinensische Volk anprangert handelt also antijüdisch.
Genau das ist dein großer Irrtum.
………..für die Christen im Heiligen Land, also für die Palästinenser.
Aha, wieviel Prozent der Palästinenser sind eigentlich Christen? Die Palästinenser sind mehrheitlich Muslime. Die gehen also dann wieder leer aus :mrgreen: Das ist der große Unsinn jeglicher Religionen.
niels
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Re: Kirchliche Mitschuld am Holocaust

Ungelesener Beitrag von niels »

Ja, es war, ist und bleibt eine insinuative Schweinerei machtversessener Religioten und Politiker, Kritik am Zionismus mit Antijudaismus gleichzusetzen, weil ebendies insinuiert, das alle Juden unkritische Zionisten seien und vice versa, was aber keineswegs der Fall ist.

Von den Kirchen erwarte ich überhaupt nichts. Falls aber die Kirchen erwarten, das ich sie als loyale, offene und ehrliche Einrichtung wahrnehmen soll, dann funktioniert das nur, wenn sie auch ehrlich und loyal handeln. Das sie nicht minder verlogen sind, wie quasi alle erfolgreich demokratisch gewählten Volxpartei-Politiker heute, erstaunt mich allerdings wenig, da Ehrlichkeit und Loyalität bei den "Konsumenten" kaum echte Priorität genießt (oder es ist auch "nur" die "Vergesslichkeit"). Meine Ansprüche sind da offensichtlich andere als die irgendwelcher "Mehrheiten", die ebenjene Institutionen unterstützen, füttern und sich persönliche Vorteile hiervon versprechen. Menschen gehen ja nicht primär zu diesen Entitäten, weil sie wollen, das es "anderen" besser geht, sondern das es ihnen - unmittelbar oder mittelbar - "besser geht" - so ehrlich sollte Mensch zumindest zu sich sein, wenn schon nicht gegenüber anderen. Umso gefährlicher sind Institutionen, die behaupten, das das "Wohl der Anderen" in ihrem primären Interesse stünde, da dies ja immer deshalb argumentiert wird, um Ansprüche gegen Dritte zu legitimieren. Religionen sind der Versuch sich als mehr oder minder geschlossene Gruppe evolutionäre Vorteile gegenüber anderen zu verschaffen - auf deren Kosten wohlgemerkt, denn die Legitimation ihrer Ansprüche gegen Dritte ist nicht gegeben, da auf mythischer, scheinrationaler Basis zementiert.
Christel
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Re: Kirchliche Mitschuld am Holocaust

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Kritik am Zionismus mit Antijudaismus gleichzusetzen, weil ebendies insinuiert, das alle Juden unkritische Zionisten seien und vice versa, was aber keineswegs der Fall ist.
Es ist nicht gleichzusetzen!
Jedoch versteckt sich der Antisemit heute vielfach hinter Israelkritik. - Das ist das Gegenteil von Ehrlichkeit!

Wenn dieser Antisemit zudem noch das Alte Testament abschaffen will, die Juden, die vor Christus lebten in unhistorischer Weise des Völkermords bezichtigt und Parallelen zu heute zieht, dann ist das ein Antisemitismus, der kaum zu überbieten ist.

Allerdings, auch das muss ich zugeben, es gibt noch eine Möglichkeit zu differenzieren. Wenn dieser Antisemit gar nicht aus rassistischen Motiven, sondern aus weltanschaulichen Motiven handelt, dann bekämpft er ja „nur“ die Religion der Juden. Wenn sich also ein Jude zum Atheismus bekehrt und gleichzeitig gegen Israel ist, dann könnte er akzeptiert werden. - Doch, unter Bedingungen z.B. Bekehrung zum Christentum wurden Juden ja immer akzeptiert!

Doch, dass wurde hier eifrig als Antisemitismus (ohne Unterscheidung vom Rassismus des 19./20. Jh.) gebrandmarkt!
Soll jetzt plötzlich ein anderer Maßstab gelten?

Ich finde, was man bei anderen kritisiert, sollte man selbst meiden.
Doch so einfach gestrickt sind wir Menschen nicht. Häufig werden die eigenen Fehler bei anderen Menschen eifrig bekämpft, anstatt sich selbst zu ändern, selbst umzukehren.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Heinrich5
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Re: Kirchliche Mitschuld am Holocaust

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel:
Wenn dieser Antisemit zudem noch das Alte Testament abschaffen will, die Juden, die vor Christus lebten in unhistorischer Weise des Völkermords bezichtigt und Parallelen zu heute zieht, dann ist das ein Antisemitismus, der kaum zu überbieten ist.
Da hier offensichtlich meine Person gemeint ist, will ich dazu Stellung nehmen:

Zitat Christel:
…….zudem noch das Alte Testament abschaffen will….
Das ist vollkommener Unsinn. Das Alte Testament lässt sich nicht abschaffen. Genauso, wie sich auch das Neue Testament oder der Koran oder auch die Märchen der Brüder Grimm sich nicht abschaffen lassen.

Ich hatte geschrieben:
Von einer „Abschaffung“ des Alten Testaments habe ich nicht geredet. Es lässt sich ganz einfach nicht abschaffen. Seine Wertigkeit ist aber neu klar zu stellen. Es hat heute keinen Wert mehr, nicht mehr Wert als ein anderer Epos. Es lassen sich keine „Werte“ in diesem Alten Testament für die heutige Zeit erkennen. Wir brauchen es ganz einfach nicht mehr.
Im 21. Jahrhundert hat die Menschheit Werte, welche mit den archaischen Werten des Alten Testaments nicht mehr kompatibel sind.
Der Glaube an das Alte Testament ist, wie der Glaube an einen Gott, so überflüssig wie ein Kropf.
Zitat Christel:
……die Juden, die vor Christus lebten in unhistorischer Weise des Völkermords bezichtigt
.

Ich habe hier wiedergegeben, was inhaltlich im Alten Testament nachzulesen ist. Ich hatte geschrieben:
Was lesen wir in diesem Alten Testament noch über dieses göttliche Monster?

Es ist die Zeit um 1250 vor Christus. Israel beginnt nach dem Zeugnis der Bibel damit, von Ägypten kommend, gewaltsam nach Palästina einzudringen, und die dort wohnenden Völker nach und nach zu liquidieren.
Und als der König von Arad, der Kanaaniter, der im Südland wohnte, hörte, dass Israel herankam auf dem Wege von Atarim, zog er in den Kampf gegen Israel und führte etliche gefangen. Da gelobte Israel dem HERRN ein Gelübde und sprach: "Wenn du [HERR] dies Volk in meine [Israels] Hände gibst, so will ich an ihren Städten den Bann vollstrecken [= alle Bewohner umbringen]." Und der HERR hörte auf die Stimme Israels und gab die Kanaaniter in ihre Hand und sie vollstreckten den Bann an ihnen und ihren Städten. (4. Mose 21, 1-3)

Bei einer der nächsten Auseinandersetzungen mit den Bewohnern des Landes ist dann der Befehl zur Ausmerzung aller Einwohner direkt von Gott gekommen, der sagte:
"Fürchte dich nicht vor ihm [Og, dem König von Baschan], denn ich habe ihn in deine Hand gegeben mit Land und Leuten, und du sollst mit ihm tun, wie du mit Sihon, dem König der Amoriter getan hast, der in Heschbon wohnte." Und sie schlugen ihn und seine Söhne und sein ganzes Kriegsvolk, bis keiner mehr übrig blieb, und nahmen das Land ein. (4. Mose 21, 34-35)
Die Rache für einzelne tatsächliche oder angebliche Vergehen der Nachbarn übersteigt das ursprüngliche "Delikt" manchmal um ein Mehrfaches, wobei auch zahllose Unbeteiligte ermordet werden. Das ist ein massiver Widerspruch zu dem angeblichen göttlichen Zugeständnis, Gleiches mit Gleichem vergelten zu dürfen. Als ein Israelit z. B. mit einer Frau aus dem Nachbarvolk der Midianiter Sex hat, werden beide noch während des Geschlechtsakts (also "in flagranti" = "auf frischer Tat", wie man sagt) von einem israelischen Priestersohn erstochen. Doch es folgt noch weiteres: Der erstochenen Frau mit Namen Kosbi wird unterstellt, den Israeliten absichtlich verführt zu haben, um ihn von seiner Religion abzubringen. Der Gott Israels soll deshalb laut Altes Testament eine monströse und gigantische Rache am Volk Kosbis gefordert haben. Wörtlich heißt es dazu in der Bibel:

"Rüstet unter Euch Leute zum Kampf gegen die Midianiter, die die Rache des HERRN an den Midianitern vollstrecken ..." Und sie zogen aus zum Kampf gegen die Midianiter, wie der HERR es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war ... Und die Israeliten nahmen gefangen die Frauen der Midianiter und ihre Kinder; all ihr Vieh, alle ihre Habe und alle ihre Güter raubten sie und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte, wo sie wohnten, und alle ihre Zeltdörfer ...
Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres ... und sprach zu ihnen: "Warum habt ihr alle Frauen leben lassen? ... So tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch [für Sex bzw. für Sklavendienste] leben." (4. Mose 31, 3.7.9-10.14-15.17-18)
Hat sich kein Bewohner eines Nachbarvolkes "versündigt", wird von diesem Gott zunächst "nur" die Vertreibung befohlen. Vor der Verschonung einzelner Menschen wird dabei aber ausdrücklich gewarnt.
"So sollt ihr alle Bewohner vertreiben vor euch her und alle ihre Götzenbilder und alle ihre gegossenen Bilder zerstören und alle ihre Opferhöhlen vertilgen und sollt das Land einnehmen und darin wohnen; denn euch habe ich das Land gegeben, dass ihr´s in Besitz nehmen sollt ... Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch her vertreibt, so werden euch die, die ihr übrig lasst, zu Dornen in euren Augen werden und zu Stacheln in euren Seiten und werden euch bedrängen in dem Lande, in dem ihr wohnt." (4. Mose 33, 52.55)
Die Idee eines friedlichen Miteinanders aller in Palästina lebenden Völker wird von dem "HERRN Israels" verworfen. Der Völkermord bzw. die gnadenlose Ausmerzung Andersgläubiger wird "Gott" oder Mose jedoch in Wirklichkeit von den Priestern in den Mund gelegt, um die Kriege und Kriegsverbrechen damit religiös zu legitimieren.
"Wenn dich der HERR, dein Gott, ins Land bringt, in das du kommen wirst, es einzunehmen, und er ausrottet viele Völker vor dir her, die Hetiter, Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völker, die größer und stärker sind als du, und wenn sie der HERR, dein Gott, vor dir dahingibt, dass du sie schlägst, so sollst du an ihnen den Bann vollstrecken [= alle umbringen]. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen und keine Gnade gegen sie üben und eure Töchter sollt ihr nicht geben ihren Söhnen und ihre Töchter sollt ihr nicht nehmen für eure Söhne ... Sondern so sollt ihr mit ihnen tun: Ihre Altäre sollt ihr einreißen, ihre Steinmale zerbrechen, ihre heiligen Pfähle abhauen und ihre Götzenbilder mit Feuer verbrennen." (5. Mose 7, 1-3.5)
Kann es sein, dass du in einem anderen Alten Testament liest als ich? :D

Zitat Christel:
........und Parallelen zu heute zieht, dann ist das ein Antisemitismus, der kaum zu überbieten ist.
Aha, das ist also verboten - weil Antisemitismus. Das sind lächerliche und unglaubwürdige Argumente.

Ich hatte geschrieben:
„Gottes auserwähltes Volk" heute

Wenn man heute die israelische Politik gegenüber den Palästinensern überdenkt, dann könnte man meinen dass sich die Israelis heute noch an den „Werten“ dieses göttlichen Monsters, wiedergegeben in diesem Alten Testaments orientieren: Enteignung und Zerstörung.
Vor dem Krieg von 1948 besaßen Palästinenser 87,5 Prozent des historischen Palästinas (26.323.000 Dunum oder 26.323 km2), während jüdische Einwohner über 6,6 Prozent Landfläche verfügten. Die übrigen 5,9 Prozent waren durch das Britische Mandat als "Staatsland" ausgewiesen. (Britische Regierung, A Survey of Palestine, 1945-1946)

Westbank und Gaza-Streifen

•Seit Juni 1967 haben die israelischen Besatzungsbehörden insgesamt 79 Prozent der Westbank und des Gaza-Streifens enteignet. Von diesem Gebiet wurden 44 Prozent aus militärischen Gründen, 20 Prozent aus Gründen der Sicherheit, 12 Prozent für öffentliche Zwecke (z.B. Grünflächen) und 12 Prozent, weil die Besitzer "abwesend" waren, annektiert.
http://www.palaestina.org/index.php?id=157

viewtopic.php?f=10&t=3822

Noch einmal:
Ich bin weder Rassist noch Antisemit. Ich bin aber dafür, dass man Missionierungsversuche von Religioten nicht unwidersprochen stehen lassen darf. Das gilt auch für Versuche die menschenverachtenden Aussagen (angeblich Gottesbefehle, Gottesweisungen) im Alten Testament heute in einem verklärenden Licht darzustellen.

Und noch einmal:
Wer die Verbrechen des Staates Israel (des auserwählten Volkes) gegen das palästinensische Volk anprangert handelt also antijüdisch.
Genau das ist dein großer Irrtum.
Den Rest von deinem oben geschriebenen hättest du dir sparen können. Es ist Unsinn. Argumentum ad hominem auf unterem Niveau. Unterste Schublade.

Ist US-Außenminister Kerry auch ein Antisemit?

US-Außenminister Kerry sieht Israel auf dem Weg zum "Apartheid-Staat"

US-Außenminister John Kerry hat Israel davor gewarnt, zu einem Apartheidsstaat wie das frühere Südafrika zu werden, falls es weiterhin auf dem Westjordanland und Ost-Jerusalem besteht.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/a ... 66459.html
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