Islamische Theologen verurteilen ISIS

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Christel
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Islamische Theologen verurteilen ISIS

Ungelesener Beitrag von Christel »

In zahlreichen Ländern der Welt formulierten islamische Theologen Erklärungen gegen die Ideologie der ISIS – nun auch in Deutschland. Der Erklärung von Frankfurt schlossen sich mittlerweile zahlreiche weitere Islamgelehrte an.

Erklärung im Wortlaut

Wir dokumentieren die Stellungnahme im Wortlaut und die Erstunterzeichner, die inzwischen von vielen weiteren Wissenschaftlern unterzeichnet wurde:

„Wir sind zutiefst bestürzt über die aktuellen Ereignisse im Nahen Osten und über den Terror, den der sogenannte ‘Islamische Staat‘ (IS) gegenüber Zivilisten und Gefangenen jeglichen Glaubens walten lässt. Die ungeheuerliche Gewalt, die von den Anhängern des IS ausgeht, negiert alle Regeln der Menschlichkeit und zivilisatorischen Normen, für deren Herausbildung auch der Islam eine wichtige Rolle gespielt hat und an denen er teilhat. Solche Deutungen des Islam, die ihn zu einer archaischen Ideologie des Hasses und der Gewalt pervertieren, lehnen wir strikt ab und verurteilen diese aufs Schärfste.

Angesichts der steigenden Zahl an jungen Menschen in Europa, die sich dem Gedankengut des IS und anderer extremistischer Formationen anschließen, sind wir uns als VertreterInnen von islamisch-theologischen Fächern der Notwendigkeit und Verantwortung bewusst, sich solchen Deutungen des Islam gerade mit Bezug auf die islamischen Traditionen entgegenzustellen. Die Deutungshoheit über den Islam darf nicht Extremisten und Gewalttätern überlassen werden und muss in Deutschland aus der Mitte der Gesellschaft heraus – unter anderem an den Universitäten – erfolgen.

Wir setzen uns, nicht zuletzt in unserer universitären Arbeit, für einen Islam ein, aus dem sich Humanität, Gewaltfreiheit, Wertschätzung der Pluralität und Respekt für Menschen ungeachtet ihrer Zugehörigkeiten schöpfen lassen.

Die aktuellen Konflikte im Nahen Osten und auch in anderen Teilen der Welt zeigen, wie rasant sich unter desolaten soziopolitischen Umständen ein gewaltzentriertes Religionsverständnis herausbilden kann.

In demokratisch-freiheitlich verfassten Staaten Europas sehen wir demgegenüber die Chance, an das reiche Erbe der geistesgeschichtlichen und religiösen Tradition des Islam anzuknüpfen und uns in der Begegnung mit anderen, auch kritischen Perspektiven zu öffnen. So sollen Studierende befähigt werden, eigene religiöse Ressourcen als Mittel zur Gestaltung eines produktiven Miteinanders zu begreifen und sich gestalterisch in die Zukunft der deutschen Gesellschaft einzubringen. Hierzu gehört auch die Anerkennung der Muslime als Teil Deutschlands und das Ernstnehmen vergangener und jüngster islamfeindlicher Übergriffe als Hindernisse auf diesem Weg.

Nur durch eine reflektierte Auseinandersetzung mit der islamischen Lehre und Praxis unter freiheitlichen Bedingungen lässt sich die islamische Wissens- und Normenproduktion von krisenhaften Verhältnissen und Kontexten der politischen Repressionen entkoppeln. Und nur so können produktive Antworten des Islam auf die Herausforderungen des globalen Zusammenlebens gefunden werden. Hierfür ist die freie akademische Wissensproduktion an deutschen Universitäten eine wichtige Voraussetzung.“


Mehr: http://dtj-online.de/is-terror-frankfur ... ress-36539
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Re: Islamische Theologen verurteilen ISIS

Ungelesener Beitrag von niels »

Natkürlich tun Sie das, schon weil sie Shiiten sind die von den sunnitischen IS (Dash) Anhängern als "Kafir", als Ungläubige gesehen werden, so wie man sich auch umgekehrt als ungläubig bezeichnet.

Die Schiiten brauchen derzeit keinen Krieg in den der "Demokratie" zustrebenden Regionen zu führen, stellen sie doch eh die demokratische Mehrheit und wissen daher, das die Demokratie ihnen endlich IHREN Gottesstaat bringen kann.

Die Radikalisierung des Islam wird auch in DE immer spürbarer. So bekommt die Moschee in unserem Stadtteil, die von jenen gegründet worden ist, denen die bestehenden moscheen zu "europäisch", nicht "streng genug" sind, von Woche zu Woche mehr Zulauf und die ersten Salafisten treiben sich inzwischen auch in Göttingens Oeffentlichkeit herum, um vom Glauben abgefallene Landsleute oder auch nur nicht streng nach dem Koran lebende Muslime zu diskriminieren und bedrohlich einzuschüchtern.

Die Idee vieler Deutscher, das der Islam als Glaube wie als ideologie zwei paar Schuhe seien, die keine Verantwortlichkeiten verbindet, ist höchst naiv wie gefährlich und angesichts der Bedrohung durch die globale Islamisierung auf allen Ebenen schon lange nicht mehr hinnehmbar.

Der Islam steht heute ideologisch dort, wo das Christentum vor hunderten Jahren stand: Vor dem Anspruch auf weltherrschaft und Unterjochung/Ausmerzung allen Nichtglaubens - selbstverständlich auch mit höchstfriedlicher Gewalt bis hin zum Genozid.

Auch die Nationalsozialisten haben ideologisch immer wieder beteuert, das Frieden ihr höchstes Ziel sei und niemand käme heute auf die Idee, jene ernst zu nehmen, die heute noch behaupten, das diese Ideologie ja die des Friedens sei und alle in ihrem Namen begangene Gewalt ein "Missbrauch" dieser sei.
Christel
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Re: Islamische Theologen verurteilen ISIS

Ungelesener Beitrag von Christel »

Es gibt einen wesentlichen historischen Unterschied zwischen Islam und Christentum. Mohammed war Heerführer, Christus starb am Kreuz. Bevor sich der erste Machthaber im Jahre 312 zu Christentum bekehrte, hatte sich das Christentum innerhalb des Römischen Reiches bereits so stark auf absolut friedliche Weise verbreitet, dass es nicht mehr zu ignorieren war.

Wir Christen laufen immer nur Jesus Christus hinterher, ohne jemals ihm wirklich gleich zu sein.
Auch der Islam ist nicht mit dem Heerführer gleichzusetzen und schon gar nicht mit dem Islamismus.
So wie Christen unterschiedlich sind, es unterschiedliche Kräfte gibt, so ist es auch im Islam. Islam ist nicht gleich Islamismus. Nicht zu vergessen, auch Muslime, muslimische Kulturgüter… fielen den Islamisten zum Opfer.

Es kommt darauf an die friedlichen… Kräfte innerhalb des Islam zu stärken, anstatt durch Gleichmacherei und Verteufelung des Islam den radikalen Kräften zu zuarbeiten.
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Heinrich5
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Re: Islamische Theologen verurteilen ISIS

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Zitat Christel
Es kommt darauf an die friedlichen… Kräfte innerhalb des Islam zu stärken, anstatt durch Gleichmacherei und Verteufelung des Islam den radikalen Kräften zu zuarbeiten.
Der Terror kommt aus dem Herzen des Islam

Der Islam ist ein theokratischer Totalitarismus mit schriftlich (im Koran) verfasstem Weltherrschaftsanspruch. Erst wenn die Welt – so der einhellige Glaube des Islam – vollkommen islamisch geworden ist, kann und wird ewiger Friede herrschen (dar a-Islam). Und wenn für das Erreichen dieses Endzustands blutiger Terror gegen die Ungläubigen dieser Welt nötig sein sollte, dann muss dieser Terror eben erfolgen – geschieht er doch zum Ziele eines ewigen Weltfriedens unter dem Banner des Islam. So steht es im Koran, so will es Mohammed, so will es der Islam: das oberste Ziel dieser „Friedensreligion“ ist die Herrschaft über die Welt.

Der Befehl zur Erringung der Weltherrschaft stammt von Allah selbst und ist im Koran von jedermann nachzulesen:
Sure 48, Vers 28.

“Er ist es, Der Seinen Gesandten geschickt hat mit der Führung und der Religion der Wahrheit, dass Er sie siegreich mache über jede andere Religion. Und Allah genügt als Bezeuger.”
Es kommt darauf an, dass die Muslime begreifen, dass der Koran keine Anleitung/Befehl zum Handeln ist, dass der Koran nicht vom Himmel gefallenes Gottes Wort ist, sowie auch heute die Bibel der Christen nur noch als ein von Menschen geschaffenes Legendenbuch verstanden wird, dann wird der Islam friedlich werden.

Nur ein säkularisierter Islam hat die Chance ein friedlicher Islam werden zu können. In den islamischen Ländern sind dazu keine Voraussetzungen vorhanden. In Westeuropa wäre dies möglich.
Christel
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Re: Islamische Theologen verurteilen ISIS

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Nur ein säkularisierter Islam hat die Chance ein friedlicher Islam werden zu können. In den islamischen Ländern sind dazu keine Voraussetzungen vorhanden. In Westeuropa wäre dies möglich.
Ich freue mich über unsere grundlegende Übereinstimmung. Es ist ja nicht von ungefähr, dass gerade Wissenschaftler hinter der Erklärung stehen:
Prof. Dr. Maha El-Kaisy Friemuth, geschäftsführende Direktorin am Department Islamisch-Religiöse Studien, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr. Mouhanad Khorchide, geschäftsführender Direktor am Zentrum für Islamische Theologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Prof. Dr. Yaşar Sarıkaya, Professur für Islamische Theologie und ihre Didaktik, Justus-Liebig-Universität Gießen
Prof. Dr. Erdal Toprakyaran, geschäftsführender Direktor am Zentrum für Islamische Theologie, Eberhard Karls Universität Tübingen
Prof. Dr. Bülent Uçar, geschäftsführender Direktor am Institut für Islamische Theologie, Universität Osnabrück http://dtj-online.de/is-terror-frankfur ... ress-36539
Aber der Islam hat ja auch andere Inhalte als „Weltherrschaft“:
Die Fünf Säulen
Der Islam legt fünf grundsätzliche Pflichten fest, die alle Muslime einzuhalten haben und die das Gebäude oder die Säulen seines Glaubens ausmachen. Dabei handelt es sich um:
1. Den Glauben an die Einheit Allahs und das Ablegen des Bekenntnisses zu diesem Glauben mit den folgenden Worten: "Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Sein Gesandter ist."

2. Die fünf täglichen Gebete vor Sonnenaufgang, zur Mittagszeit, am Nachmittag, nach Sonnenuntergang und in der Nacht. Diese fünf täglichen Gebete helfen dem Muslim, sich im Alltagsleben ständig der Gegenwart Allahs bewusst zu sein. Diese Gebete sind eine ständige Erinnerung des Betenden an die Allgegenwärtigkeit und Allmacht Allahs und sie helfen dem Betenden dabei, nicht vom rechten Pfad abzuweichen.

3. Die Wohltätigkeit gegenüber den Mitmenschen. Der Islam legt großen Wert auf Großzügigkeit und Mildtätigkeit als Mittel zur Läuterung der eigenen Seele und zur Annäherung an Allah. Dem Muslim ist auferlegt, freiwillige Gaben zu verteilen, wenn immer es ihm möglich ist; doch ist es davon abgesehen seine Pflicht, einmal jährlich eine Almosen-Steuer von etwa 2.5 Prozent seines Kapitalvermögens zu geben, die an Arme und Bedürftige etc. geht. Die Zakat (Almosen-Steuer) versetzt auf diese Weise die Muslim-Gemeinde in die Lage, sich all ihrer Mitglieder anzunehmen und zu gewährleisten, dass niemand des grundsätzlichen Rechts auf ein menschenwürdiges Dasein beraubt wird.

4. Das Fasten während des Ramadan, dem neunten Monat im islamischen Kalender. Dieses Fasten ist allen Muslimen vorgeschrieben, die gesund sind und das Reifestadium erreicht haben, sofern sie nicht von der Einhaltung des Fastens durch verschiedene Umstände wie eine Reise, hohes Alter, Krankheit, geistige Unzurechnungsfähigkeit oder bei Frauen durch Menstruation, Schwangerschaft oder Stillen abgehalten werden. Das Fasten im Ramadan beginnt vor Anbruch der Morgendämmerung und dauert bis nach Sonnenuntergang. Während dieser Zeit enthält sich der Muslim des Essens, Trinkens von Wasser oder anderen Getränken, des Geschlechtsverkehrs mit seinem Ehepartner und des Rauchens. Das Fasten lehrt den Muslim Selbstdisziplin und Beherrschung und läutert gleichzeitig Seele und Körper, und es stärkt das Gottesbewusstsein.

5. Die Pilgerfahrt nach Mekka: Diese Pilgerfahrt ist allen Muslimen zumindest einmal im Leben zur Pflicht gemacht, sofern sie gesund sind und die finanziellen Mittel dafür aufbringen können. Die jährliche Wallfahrt nach Mekka ist eines der größten Ereignisse in der islamischen Welt, weil sie Muslime aller Rassen und Länder der Erde zusammenführt. Dieses große Erlebnis im Leben eines Muslims hilft ihm gleichfalls, Allah näher zu kommen. http://www.islamisches-zentrum-muenchen ... eulen.html
Und nicht zu vergessen Muslime sind Menschen wie wir. Normale Menschen haben andere Träume als irgendwelchen Herrschaften zur Macht zu verhelfen und dafür ihr Leben wegzuschmeißen. Auch sie möchten sich ausprobieren, einen Beruf, eine Familie, Kinder und Kindeskinder glücklich und gesund aufwachsen sehen.
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Heinrich5
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Re: Islamische Theologen verurteilen ISIS

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Die von dir genannten 5 muslimischen Professoren sind allesamt als muslimische Theologen in islamischen Einrichtungen in Deutschland tätig. Du bezeichnest sie als „Wissenschaftler“ Theologie ist jedoch keine Wissenschaft. Was diese 5 Professoren in Wirklichkeit bewirken können sei dahingestellt. Guten Willen will ich ihnen ja nicht absprechen

Beispiel Türkei (NATO Mitglied)

Nach der Gründung der Republik Türkei wurde der Prozess der Säkularisierung durch eine Reihe von Reformen und Maßnahmen vorangetrieben bis dieser 1937 seinen Höhepunkt erreichte: Der Laizismus wurde als zentraler Grundsatz der Türkischen Republik in der Verfassung verankert. Anzumerken ist, dass Mustafa Kemal, der die Säkularisierung und die Reformen vorantrieb, sich an den französischen Säkularismus der Dritten Republik orientierte. Ziel der radikalen top-down Säkularisierung unter der Führung Mustafa Kemals war es, die Religion zu kontrollieren und ihren Einfluss auf das Private zu beschränken.

Die AKP-Regierung in der Türkei unter der Führung von Recep Tayyip Erdoğan hat sich vom Laizismus verabschiedet. Die Türkei wird heute von einer schleichenden Islamisierung überrollt und die Gülen Bewegung wurde ein „Staat im Staate“. Die Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP) hat von Beginn an eine Strategie verfolgt: Sie fordert und predigt die Islamisierung von Staat und Gesellschaft.

Damit wird die Türkei immer weniger EU-Beitrittsfähig. Es wird vermutet, dass diese Entwicklung in der Türkei bewusst vorangetrieben wird. Ein äußeres Zeichen dafür ist, dass das Kopftuchverbot weggefallen ist. Das Verbot war ein Symbol für die Trennung von Staat und Religion. Lehrerinnen und Anwältinnen dürfen in der Türkei jetzt offiziell Kopftuch tragen. Bislang war das in öffentlichen Institutionen wie Schulen verboten. Kritiker sehen darin einen weiteren Schritt zur Islamisierung der Türkei.

Es sollte mich nicht wundern, wenn in der Türkei in naher Zukunft wieder die Scharia eingeführt wird.
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