Gemeinsam für biologische Vielfalt

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Kirchen im Eichsfeld
mar
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Re: Gemeinsam für biologische Vielfalt

Ungelesener Beitrag von mar »

Huhu Christel, ich denke Menschen müssen sich an ihren Taten messen lassen und nicht nur an ihren Worten. Mit unredlich meine ich, wenn zwischen Handeln und Reden eine Lücke klafft. Und das gilt, finde ich, um so mehr auch für Institutionen, die das Handeln in einer Kultur oder Zivilisation maßgeblich beeinflussen. Deshalb reicht es halt nicht, wenn man einfach eine Interpretation ändert, ohne zu gucken, wie sich das auswirkt. Wenn du eine andere Interpretation der Genesis persönlich lebst, dann brauchst du dich ja nicht angegriffen fühlen. Ich fragte nach der Geschichte der Kirche und ihrer kulturellen Einflüsse.

Ich verstehe Dich in der Tat jetzt so, dass Du die hergebrachte Interpretation der Gensesis (der Mensch ist der Natur übergeordnet), sich nicht bewährt hat und dass du das ändern möchtest. Damit wärest du allerdings im Gegensatz zur Dogmatik der römischen Kirche. Siehe oben Benedikt, worauf du leider nicht eingegangen bist.

Ich wünsche Dir Zeit für schöne Waldspaziergänge mit kristallweißem Schnee auf den Bäumen und knirschendem Frost unter dem Füßen. Und danach einen leckeren heißen Glühwein am warmen Ofen.
mar
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Re: Gemeinsam für biologische Vielfalt

Ungelesener Beitrag von mar »

Kabasch und Kleinviehherden: Die Säugetiere der Erde nach Gewicht
mar
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Re: Gemeinsam für biologische Vielfalt

Ungelesener Beitrag von mar »

Hier noch einen Text zur Genesis, den ich für einen anderen Anlass geschrieben hatte, von dem ich aber finde, dass er hier gut passt. Und den ich hiermit großzügig zweitverwerte.
Ich würde von mir nicht sagen, dass ich die Natur verehre oder sie für heilig halte. Aber da ist etwas, das ich nicht so richtig festnageln kann, wo ich mich sträube. Mein Problem ist dabei nicht die Übersetzung des Herrschens. Denn selbst dann, wenn man das Anliegen der Genesis so wohlwollend und empfindsam ausdrückt, wie man eben kann, dann bleibt für mich immer noch etwas störend Objektivierendes und auch ein wenig anthropozentrische Hybris. Ich lese da immer eine sakrale Rangordnung: Gott, Mensch, restliche Kreatur. Wie kann man anhand der Genesis erklären, dass der Mensch Teil der Natur ist und als solcher nicht über den anderen Organismen steht? Und ich empfinde, dass die Wertschätzung der Genesis sich nie direkt auf die Natur bezieht, sondern aus zweiter Hand kommt: Die Natur ist ein Geschenk Gottes, deshalb ist sie zu bewahren. Warum ist sie nicht zu bewahren, weil sie einfach die Natur ist? Ich gebe gern zu, dass der Gottesbezug für Christen eine Motivation sein kann. Ich argumentiere ja selber auch gern funktional: Wir brauchen die Natur als Lebensgrundlage. Das funktionale Argument ist für mich aber nur notwendig, nicht hinreichend. -- Wenn ich mich mit Religion auseinandersetze, beziehe ich mich häufig auf die katholische Kirche [... privat doxing removed ...]. Dort ist Pantheismus eine Häresie. Und diese Einstufung verhindert auch, dass die Natur (unabhängig von allen theologischen Erwägungen) als das geschätzt werden kann, was sie ist. Jede Wertschätzung der Natur ohne Berücksichtigung Gottes kann auf diese Weise schnell in eine theologische Frage nach der Häresie dieser Auffassung verkehrt werden -- selbst dann, wenn sie gar nicht pantheistisch gemeint ist.
Christel
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Re: Gemeinsam für biologische Vielfalt

Ungelesener Beitrag von Christel »

Anfang Januar gestalte eine Gruppe Katholiken zum Thema „Wir und die Welt“ einen Kurzvortrag. Ihre Aussage lief auf die Bewahrung der Schöpfung hinaus. Eine Katholikin im „Publikum“ kritisierte das scharf. Sie konnte offensichtlich keinen Zusammenhang herstellen zwischen Gott und Naturschutz.

Da die Frau in der katholischen Kirche aktiv ist, war ich einigermaßen erstaunt und fragte mich „Hat sie das komplett verschlafen?“
Ghana
Die Bewahrung unserer Schöpfung als zentrale Herausforderung

Auch in Afrika ist die Bewahrung der Schöpfung zu einer zentralen Herausforderung geworden. Denn der Raubbau, der nicht nur global verursacht, sondern auch auf dem Schwarzen Kontinent seit Jahren an der Natur begangen wird, zeigt verheerende Folgen für Mensch und Umwelt.
Dazu gehören Wasserknappheit, Bodenerosion Wüstenbildung, Entwaldung und der Verlust der Artenvielfalt. Durch den globalen Klimawandel zeichnen sich in Afrika extreme Klimaveränderungen ab wie Dürreperioden und Überschwemmungen. Durch die Zerstörung der Umwelt und die daraus resultierenden Ernterückgänge ist ausreichende Nahrung in vielen Gegenden nicht mehr gewährleistet. In manchen Gebieten eskalieren Konflikte um den Zugang zu Wasser, Weideland oder Feuerholz.

Kirche übernimmt Verantwortung
Auch in Ghana steigt die Bevölkerungszahl, immer mehr Menschen leben in Städten, Industrie und Rohstoffabbau nehmen zu. Doch das Umweltbewusstsein der Bevölkerung entwickelt sich nicht gleichzeitig im erforderlichen Maße. Hier ist auch die Kirche herausgefordert, das Bewusstsein für die Bewahrung der Schöpfung als missionarische Verantwortung aufzugreifen. Ihre Antwort war das „Environmental Concern Office“ in Cape Coast, welches missio seit 1996 fördert. ECO hat seitdem ein umfangreiches Programm entwickelt für Priester, Ordensleute, Seminaristen, Katechisten, Laienführungskräfte, aber auch für Lehrer, Schüler und Politiker, in Ghana und in benachbarten Ländern.

Seminare, Baumpflanzaktionen, ...
Im Fokus dieses aktuellen Projektes stehen zehn Pfarrgemeinden mit Katechisten als Leitern und späteren Multiplikatoren, sechs katholische Frauen- und Jugendverbände, Novizenausbilder von sieben Orden, sowie Lehrer und Schüler einer Sekundarschule und sechs Berufsschulen. Für sie wurden schon 24 Seminare veranstaltet - und weitere sollen nun folgen - um sie zu einem verstärkten Umwelt-Engagement und damit zur Bewahrung der Schöpfung zu motivieren. In den Gemeinden werden Baumpflanzaktionen gefördert und in Pfarreien Blumengärten angelegt. Außerdem wird eine „Woche des Baumes" durchgeführt , mit eigenem Trainings-Handbuch und zehn Lehrvideos für die Bildungsarbeit.
https://www.missio-hilft.de/de/unterstu ... erung.html
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
mar
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Re: Gemeinsam für biologische Vielfalt

Ungelesener Beitrag von mar »

Update: Erhaltung von Natur und der biologischen Vielfalt als gemeinsames Anliegen von Religionsgemeinschaften in Deutschland (Presseerklärung des BfN vom 25. Februar 2015).
Das Forum befasst sich ausgiebig mit der Bedeutung von Natur und biologischer Vielfalt in den verschiedenen Religionen, die in einer großen Bandbreite vertreten sind: Sikh, Muslime, Juden, Hinduisten, Eziden, Christen, Buddhisten, Bahai und Aleviten nehmen unter anderem an der Veranstaltung teil. Thematisiert wird im Gegenzug die Frage "Was erwarten Naturschützer von den Religionsgemeinschaften?"
Gute Frage, bisher ohne Antwort.
Nach den repräsentativen Naturbewusstseinsstudien des Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesumweltministerium sehen weit über 90 Prozent der Menschen in Deutschland den Naturschutz als Pflicht an. "Dieser breite gesellschaftliche Konsens ist ein starker Rückhalt auch für Kooperationsprojekte zwischen unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen. Der Naturschutzgedanke kann hierbei ein Brückenbauer sein und zum gemeinsamen Nenner werden", erklärte Beate Jessel.
Hört sich ja fast so an, als ob Biodiversität hier zum Mittel werden soll, die gebrochenen Beziehungen zwischen Religionsgemeinschaften zu kitten. Warum nicht? Vielleicht ist Natur dafür eine bessere Grundlage als Glaube.
Diese kleinen und großen praktischen Schritten sollen schließlich in einem Memorandum stehen, das zum Ende des Forums als Baustein des Dialogprozesses beraten werden soll. Sein erklärtes Ziel ist der gemeinsame Erhalt der Natur und biologischen Vielfalt.
Man darf gespannt sein, ob diesem Memorandum mehr zu entnehmen sein wird als dessen Ziel, das schon jetzt allen bekannt ist.
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