Was ist Barmherzigkeit?

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Christel
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Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heiliges Jahr | 11.04.2015 - Bonn
Barmherzigkeit - für Papst Franziskus ist es "der" Begriff für die Liebe Gottes, der Schlüsselbegriff seines Pontifikates und der Kern des Evangeliums schlechthin. "Etwas mehr Barmherzigkeit verändert die Welt; es macht sie weniger kalt und mehr gerecht", erklärte er bereits bei seiner ersten Ansprache als Papst am 17. März 2013.
http://www.katholisch.de/de/katholisch/ ... s_jahr.php

Siehe auch Lk 6, 32-36:
Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben,
Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun,
Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft,

Dann tun Ihr nur das, was alle tun.

Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt.
denn auch Gott ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!

Was ist Barmherzigkeit?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von niels »

"Barmherzigkeit" in letzter Konsequenz bedeutet nicht mehr, als Verstand und Vernunft über die (eigene oder auch kollektive) Emotion zu stellen.

Wer an deren Stelle einen Dritten oder ein Hilfsmittel benötigt, ist demnach mir seinem Verstand noch nicht im Reinen bzw. der Lage, ihn einzusetzen (oder hat erst gar keinen...).

Die (nicht nur bei religiösen Ideologen) verbreitete Idee, das "mehr Gefühl" / "mehr Emotion" (oder "Herz") bei der Entscheidungsfindung zu einer "gerechteren" Gesellschaft führe, ist so irreführend wie sie nicht in der Lage ist, ein friedlicheres Miteinander/Nebeneinander zu schaffen. Dabei spielt auch nur eine untergeordnete Rolle, ob die Emotion nur das ich oder auch Dritte/Andere einbezieht.

Aber solange Religionen wie Ideologien an diesem Unsinn festhalten, brauchen wir uns auch nicht wundern, das es vor allem jene sind, die die schlimmsten Uebergriffen auf andere betreiben.
Christel
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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Wer an deren Stelle einen Dritten oder ein Hilfsmittel benötigt, ist demnach mir seinem Verstand noch nicht im Reinen bzw. der Lage, ihn einzusetzen (oder hat erst gar keinen...).
Ein neugeborener Mensch ist ganz Emotion. Der Verstand muss sich erst entwickeln. Der Mensch lernt erst nach und nach seinen Verstand zu gebrauchen, Emotionen zu reflektieren… Die Bedingungen für dieses Lernen sind aufgrund von Veranlagung, Umwelt und Möglichkeiten unterschiedlich…
Da diese Geschichte mit jedem Menschen, der zur Welt kommt neu beginnt, kann das Ideal, wie es Niels beschreibt, für die Menschheit insgesamt nie erreicht werden:
niels hat geschrieben:"Barmherzigkeit" in letzter Konsequenz bedeutet nicht mehr, als Verstand und Vernunft über die (eigene oder auch kollektive) Emotion zu stellen.
Außerdem ist zu Fragen, ob diese Definition tatsächlich wiedergibt was Barmherzigkeit ist?

Einerseits bin ich geneigt die Frage mit JA zu beantworten. Beispiel:
Ein Mensch ärgert sich zu Recht über seinen Nachbarn. Er ist aufgebracht. Doch er gibt der Emotion nicht nach, denn sein Verstand sagt ihn, das hat keinen Sinn. Als der Nachbar Hilfe benötigt, hilft er ihm. Er handelt nicht entsprechend seiner Emotion „Wut“, sondern barmherzig.

Anderseits bin ich geneigt die Frage mit NEIN zu beantworten. Beispiel:
Erwachsenen Menschen errechnen mittels ihres Verstandes kalt und emotionslos, dass es vernünftig ist einen Teil der Menschen eines Landes zu beseitigen, um eines großen Zieles willen. Dazu setzen sie u.a. Kindersoldaten ein. Denen werden systematisch Gefühle / Emotionen abtrainiert. Kürzlich las ich, die Kindersoldaten wären die brutalsten Kämpfer. Sie kennen keine Barmherzigkeit.

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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von niels »

Ein neugeborener Mensch ist ganz Emotion.
Ein neugeborener Mensch agiert / entscheidet auch nicht. Schon ab der ersten Entscheidung / "bewussten" Aktion ist bereits auch Ratio enthalten.
Da diese Geschichte mit jedem Menschen, der zur Welt kommt neu beginnt, kann das Ideal, wie es Niels beschreibt, für die Menschheit insgesamt nie erreicht werden:
Das habe ich auch nie behauptet. Allerdings halte ich es für mehr als kontraproduktiv, sich mit dieser Begründung aus der Affäre ziehen zu wollen bzw. zu ziehen und auf das Primat der Emotionen zu fokussieren - genau das aber ist einmal mehr in Mode und wird von Religiösen wie Ideologen postuliert.
Erwachsenen Menschen errechnen mittels ihres Verstandes kalt und emotionslos, dass es vernünftig ist einen Teil der Menschen eines Landes zu beseitigen, um eines großen Zieles willen.
Und genau DIEs ist ein gutes Beispiel für die von mir targetierte Irreführung.

Um andere Menschen umzubringen, die Tötungshemmung zu überwinden, war immer wieder Haß vonnöten oder zumindest aus besonderer emotionaler Abneigung resultierende Ignoranz. Überall dort, wo diese "Im großen Stil" passierte, ging eine ausgiebige, vor allem emotionale (schein- bis irrationale) Debatte und/oder Indoktrination voraus, eine emotionale Konditionierung von Menschen, denen zugleich das selbstständige Denken - die eigenverantwortliche Anwendung ihres eigenen Verstandes / ihrer Vernunft - wirksam weitgehend aberzogen werden sollte/wurde. Ebendiese "WIR"-basierten Gesellschaftssystemideen feiern ja auch heute wieder neuen Rückhalt, wenngleich auch unter anderen Farben und unter anderen Flaggen - aber natürlich wieder mit dem Ziel, "endlich die bessere Gesellschaft" zu schaffen.

"Warm" UND "kalt" sind die zwei Seiten der selben Medaille - der Emotion - und selbst das heißeste Gemüt liebt und hasst zugleich, obgleich offenkundig ist, das Liebe (von "Buddha" [Gautama] bereits vor dreitausend Jahren auch treffend als "Anhaftung" bezeichnet) ohne Haß bzw. erhebliche Abneigung gegen ein Gegenteil des Geliebten nicht möglich ist - gleich einem Magnetfeld, das Anziehung nur bei gleichzeitiger (potentieller) Abstoßung ermöglicht - wie ein elektrisches Feld, das es nur mit plus und minus gibt - oder das Leben, das es nur mit Anfang (zB Geburt) und Ende (zB Tod) gibt.

Deshalb funktioniert auch keine der angeblichen Ideologien / Religionen der "Liebe" ohne gefestigte Hassbilder und/ oder des "Friedens" ohne gefestigte Feindbilder - mit den uns allen bekannten Resultaten: von Kreuzzügen über Inquisition über braunen und roten Sozialismus bis hin zum modernen, heute die Länder der Erde sukzessive erschleichenden Islamismus. Und an der Gewalt wie sogar dem Aß waren/sind dann natürlich andere Schuld - vor allem menschen, da Ideologien / Religionen ja selbst nicht fehlen...
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niels
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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von niels »

Dann tun Ihr nur das, was alle tun.
"Alle" ist wohl die falsche Begrifflichkeit. Es gibt und gab auch schon lange vor Jesus Menschen, die das Prinzip Ursache und Wirkung - auch auf sozialer Ebene - in weiterreichendem Kontext verstanden und es gab / gibt sogar auch immer wieder Menschen, die in freier Destruktivität ihrer "zugunsten anderer" selbst handeln (und das idR sogar ohne darüber nachzudenken).

Ebenso unsinnig aber wäre es gegenteilig zu pauschalisieren - zB das es erstrebenswert / konstruktiv wäre, das jeder jedem (ungeachtet dessen Ansinnen, Gegenleistungswillen und/oder Loyalität) uneingeschränkte Hilfe bzw. eigene Ressourcen zukommen zu lassen - in der selben Form und im selben Umfang wie jenen, die zB nicht destruktive Absichten im Kontext eigener Ziele / Interessen verfolgen.

Derlei Sprüche mögen ja manch Naiven beeindrucken - aber schon eine nur etwas eingehendere Betrachtung zeigt nicht nur die Destruktivität einer auch nur halbwegs konsequenten Auslegung derlei Handlungsempfehlungen, sondern auch deren mangelnde, rationale Tiefe wie die Gefährlichkeit, die ein dumbes Folgen solcherlei "Gebote" mit sich brächte. Sie gehen von einem idealisierten Bild eines jeden Menschen - ja jeden Lebewesens aus, das fern der Realität ist, aber deshalb so erfolgreich ist, weil es den Anschein erweckt eine Art "perpetuum mobile" der Bedienung grundlegender "menschlicher" - d.h. nicht zuletzt primär egoistischer - Wünsche zu dienen. Der Mensch "will" also jedweden Egoismus abschaffen, weil die erhofften Resultate seinem egoistischen Willen entsprechen wollen...

Natürlich steht es jedem frei, konsequent nach diesem Gebot seiner Ideologie / Religion zu handeln - bis dato ist mir aber auch noch kein auch so heiliger Christ aufgefallen, der dem Handlungsprinzip tatsächlich wirklich nahe gekommen wäre - also über bestimmte und / oder bedingte Einzelfälle hinaus.

Kürzlich las ich, die Kindersoldaten wären die brutalsten Kämpfer. Sie kennen keine Barmherzigkeit.
Kinder kennen auch kaum Ratio - bei Ihnen überwiegen Emotionen bei primären Handlungsentscheidungen. Primär bei Kindersoldaten dürfte die Liebe sein - zu ihren Eltern bzw. Erwachsenen, deren Anerkennung sie suchen. Welcher Kindersoldat hat sich rational überhaupt auch nur in Ansätzen rational mit dem Konflikt auseinandergesetzt?!?

Eben,
deshalb sind auch so Sprüche wie "Kinder an die Macht" schlichtweg Unsinn - erfreuen sich dennoch breiter Beliebtheit und nicht selten großer Überzeugung, selbst bei Erwachsenen - weil Kinder ja so "unversaut von Verstand" seien u.ä..
Christel
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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:
Da diese Geschichte mit jedem Menschen, der zur Welt kommt neu beginnt, kann das Ideal, wie es Niels beschreibt, für die Menschheit insgesamt nie erreicht werden:
Das habe ich auch nie behauptet. Allerdings halte ich es für mehr als kontraproduktiv, sich mit dieser Begründung aus der Affäre ziehen zu wollen bzw. zu ziehen und auf das Primat der Emotionen zu fokussieren - genau das aber ist einmal mehr in Mode und wird von Religiösen wie Ideologen postuliert.
Es ist schon möglich, dass das „Primat der Emotionen“ von „von Religiösen wie Ideologen postuliert“ wird. Doch ich hab’s nicht getan! Von aus der Affäre ziehen kann auch keine Rede sein.

Auf Deine These hatte ich unentschieden geantwortet, nämlich mit JA und NEIN und setzte damit den Weg der Suche nach einer Antwort fort.

Liebe und Hass sind starke Emotionen. Reduziert man Liebe auf eine Emotion/Gefühl, dann ist wohl jemand der zur Liebe fähig ist, einfach fähig starken Gefühlen, also auch fähig zu Hass.

Erich Fromm hält dieses starke Gefühl, wie es gerade in Form der romantischen Liebe propagiert wird, noch gar nicht für Liebe ist. Ich habe sein Buch gelesen und folge seinen Thesen:
Die Kunst des Liebens / von Erich Fromm. - Ullstein Taschenbuch Verlag, 12.04.2005, Taschenbuch 8,99 € Sofort Lieferbar https://www.buchhandel.de/buch/Die-Kuns ... 3548367842
Dem Werk liegt Fromms Sichtweise zugrunde, nach der Liebe Wissen und aktives Bemühen erfordert. Liebe ist demnach nicht einfach ein schönes Gefühl, dem man sich hingibt. http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Liebens
Ist Liebe ein aktives Bemühen, welches Reflektion und Wissen (also Verstand und Vernunft) voraussetzt, dann stimmt die dargestellte Abhängigkeit von Liebe und Hass nicht.

Übrigens, zwar stimmt es, dass immer wieder Hass geschürt wurde/wird um Menschen dazu zubringen die Tötungshemmung zu überwinden, trotzdem war/ist nicht immer Hass im Spiel, wenn Menschen, Menschen töten. Eine gute Portion Gleichgültigkeit diesen Menschen gegenüber ist mitunter völlig ausreichend. Und wie Du selbst sagst, bei den Kindersoldaten dürfte das Bestreben nach Anerkennung der Grund sein.
niels hat geschrieben: Eben,
deshalb sind auch so Sprüche wie "Kinder an die Macht" schlichtweg Unsinn - erfreuen sich dennoch breiter Beliebtheit und nicht selten großer Überzeugung, selbst bei Erwachsenen - weil Kinder ja so "unversaut von Verstand" seien u.ä..
Seitdem dies Herbert Grönemeyer gesungen hat, wird es einfach unreflektiert nachgesprochen.
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Christel
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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:
Dann tun Ihr nur das, was alle tun.
"Alle" ist wohl die falsche Begrifflichkeit.
Du hast Recht! In der von mir wiedergegebenen Stelle Lk 6, 32-36 steht genau „Das tun auch die Sünder.“ Mit dem Wort „Sünder“ kann heute kaum jemand etwas anfangen, deshalb suchte ich nach einem Ersatzwort. Mit „alle“ wollte ich ausdrücken, dass dies das Normale ist, nichts Besonderes.

niels hat geschrieben:aber schon eine nur etwas eingehendere Betrachtung zeigt nicht nur die Destruktivität einer auch nur halbwegs konsequenten Auslegung derlei Handlungsempfehlungen, sondern auch deren mangelnde, rationale Tiefe wie die Gefährlichkeit, die ein dumbes Folgen solcherlei "Gebote" mit sich brächte.
Jede beliebige Handlungsempfehlung, Regel, Gebot oder Gesetz wirkt, wenn man sie konsequent und unter allen möglichen/beliebigen Umständen als unumstößliche Regel betrachtet, destruktiv.

Doch ging es Jesus wirklich darum?
Immerhin kritisiert er konsequente Buchstaben genaue Gesetzesbefolgung so:
„Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele.“ Mt 23,23 f.

Geht es Jesus um Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue, dann muss jede Handlung daraufhin überprüft werden, ob sie in der jeweiligen Situation, tatsächlich diesem Ziel dient. Jede andere Handlungsweise, die nicht zu diesen Zielen führt, wäre nicht nur inkonsequent, sondern falsch und sei sie noch so "Regelkonform".

In Lk 6, 32-36 geht es darum dieses Ziel zu erreichen: „Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist!“ Lk 6, 36
Jesus nennt Beispiele, wie man dieses Ziel „Barmherzigkeit“ erreichen kann: „Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.“
Analog ist die gesamte Bergpredigt zielorientiert aufgebaut: „Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“

Jesus lehrt kein Schwarz/Weiß-Bild, kein Freund/Feind-Denken sondern Barmherzigkeit:
"Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte." Mt 5,44 f.
"Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen." Lk 6,27

„Jesus stellt fest, dass Barmherzigkeit nicht nur eine Eigenschaft des Handelns Gottes ist. Sie wird vielmehr auch zum Kriterium, an dem man erkennt, wer wirklich seine Kinder sind.“
PAPST FRANZISKUS
MISERICORDIAE VULTUS
VERKÜNDIGUNGSBULLE DES AUSSERORDENTLICHEN
JUBILÄUMS DER BARMHERZIGKEIT

http://w2.vatican.va/content/francesco/ ... ultus.html
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von blaubär »

Die Barmherzigkeit ist eine Eigenschaft des menschlichen Charakters. Eine barmherzige Person öffnet ihr Herz fremder Not.
Die Zukunft existiert zuerst in der Phantasie, dann im Willen und dann in der Realität.
Christel
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Re: Was ist Barmherzigkeit?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ja so ist es!

Der Irrtum von Niels besteht in dieser Gleichsetzung:
niels hat geschrieben:das "mehr Gefühl" / "mehr Emotion" (oder "Herz")
Wird jemandes Herzlosigkeit beklagt, wird immer seine (unterlassene) Tat beklagt.

Das klassische Beispiel für Barmherzigkeit ist Lk 10, 30-37:
"Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen.
Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter.
Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter.
Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid,
ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde?
Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!"
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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