Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

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Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

Ungelesener Beitrag von niels »

Jaja, die Kirche und die Nazis und die SED - will bis heute kaum ein Christ hören...

"1939 wurde in Eisenach ein evangelisches Institut gegründet, das die Aufgabe hatte, die Bibel und das gesamte kirchliche Leben von jüdischen Einflüssen zu befreien. Dabei beriefen sich die Theologen vor allem auf Luthers antijudäistische Schriften."

http://www.deutschlandfunk.de/eisenach- ... _id=310691

""Thüringen war ein braunes Nest"
In Eisenach befand sich bis zur Fusion mit der Kirchenprovinz Sachsen das Konsistorium der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Thüringen. Hier residierte auch Bischof Mitzenheim. Er bemühte sich um eine einvernehmliche Gewaltenteilung zwischen Kirche und Staatsmacht. Ja man kann sagen, der Bischof arrangierte sich mit der SED-Führung.
"Die Thüringer Kirche hat ja einen Kurs gefahren, der als Thüringer Weg bekannt ist, das heißt man hat versucht, sich mit der Obrigkeit gut zu stellen und aus diesem Grunde war' s wahrscheinlich auch überhaupt möglich, einen evangelischen Erinnerungsort mitten im Sozialismus zu schaffen. Und das könnte auch damit zu tun haben, die enge Verbindung mit der Obrigkeit, weil ja auch viele belastet waren durch den Nationalsozialismus."
Zum Beispiel Herbert von Hintzenstern, späterer Leiter des Pfarrhausarchivs und Museums im Lutherhaus, NSDAP-Mitglied seit 1937. Der Theologe hatte bei Walter Grundmann in Jena promoviert und gehörte zum Stab des sogenannten Eisenacher "Entjudungsinstituts", das Grundmann leitete. Gerade in der Thüringer Kirche habe es viele Mitarbeiter gegeben, die entweder den völkischen Deutschen Christen angehörten oder in anderer Weise mit dem NS-Regime verstrickt waren.
"Thüringen war ein sehr braunes Nest, muss man sagen, die Thüringer Kirche hatte auch sehr starke Verbindungen zu den nationalsozialistischen Machthabern. Und damals ist diese Idee geboren, dass man ein Institut braucht, um die Kirche zu entjuden, und man hat damals die verschiedenen Landeskirchen gebeten, Geld dafür zu spenden und das ist auch zustande gekommen. Denn dieses "Entjudungsinstitut" hatte eben zur Aufgabe, die Bibel zu entjuden, auch den Katechismus zu entjuden und das Gesangbuch zu entjuden. Das heißt alle Spuren, die irgendetwas mit der jüdischen Tradition des Christentums zu tun hatten, für immer zu tilgen."
Gegründet wurde das Institut am 6. Mai 1939 auf der Wartburg. Wie Luther den Katholizismus habe überwinden müssen, so müsse der Protestantismus heute das Judentum überwinden, dozierte der deutsch-christliche Gründungsdirektor Walter Grundmann. Er berief sich auf Luthers antijudaistisches Spätwerk, etwa "Von den Juden und ihren Lügen" aus dem Jahre 1543.
"Es ist unser Wille, dass wir uns vom Judentum, von seiner Geschichte und von seinen Überlieferungen bis zur letzten Konsequenz frei machen und lösen müssen", so der NSDAP-Reichsstatthalter von Thüringen, Fritz Sauckel, am 16. Oktober 1936 in der Stadthalle von Weimar. Fanatische Nazis wie er lieferten gerade auch den Deutschen Christen das ideologische Rüstzeug.
"Wir erkennen die Zeit, in der sich Gott in einem der größten Männer und Wohltäter der Menschheit offenbart."
"Ja man muss leider sagen, hier in Thüringen, auch gerade in Eisenach, sind die jüdischen Gemeinden auch vollkommen zerstört worden. Umso wichtiger ist es, daran zu erinnern, dass es hier jüdisches Leben gegeben hat und auch deutlich zu machen, dass die evangelische Kirche hier auch Mitverantwortung trägt und auch dazu beigetragen hat, auf intellektuelle Weise durch das Entjudungsinstitut, hier den Holocaust mit vorzubereiten."
Die Wartburg wurde von den Nazis schon sehr früh als Symbol völkischer Geschichte vereinnahmt. Weil die NSDAP seit 1930 an der Landesregierung in Thüringen beteiligt war, saß der Wartburgstiftung seitdem auch ein treuer Parteisoldat vor.
Aufarbeitung eines unrühmlichen Kapitels Kirchengeschichte
Erst seit wenigen Jahren hat man in Eisenach begonnen, dieses unrühmliche Kapitel der evangelischen Kirchengeschichte aufzuarbeiten. Dazu gehört auch, dass Theologen wie Walter Grundmann oder Herbert von Hintzenstern für ihre aktive Kollaboration mit den Nazis nie zur Verantwortung gezogen wurden. Ja, sie bekleideten zu DDR-Zeiten sogar wichtige Lehramtsfunktionen in ihrer Kirche, etwa am Eisenacher Katecheten-Seminar.
"In der neuen Dauerausstellung werden wir dieses Thema schon behandeln, Luther und die Bibel ist ja das Hauptthema der Ausstellung, da werden wir die sogenannte entjudete Bibel dieses Institutes vorstellen. Ja wir haben in unserer Sammlung, die ja relativ jung ist, aber doch einen guten Bestand auch an Themen, die mit der Lutherrezeption zu tun haben und auch zum Thema Entjudungsinstitut, ist bei uns noch einiges vorhanden", sagt der Historiker Jochen Birkenmeier, Geschäftsführer der Stiftung Lutherhaus Eisenach, zu den notwendigen Forschungsaufgaben in der Zukunft:
"Man muss auch dazu sagen, dass evangelische Pfarrhausarchiv, das immer schon dazu gehörte zum Lutherhaus, hat auch ganz gezielt nationalistische Literatur gesammelt. Man hat geguckt, welche Pfarrer sind Ritterkreuzträger, welche haben sich auf der nationalistischen Ebene besonders bewährt. Das ist für uns auch ein Teil der Geschichtsaufarbeitung unserer eigenen Geschichte. Und insofern betreiben wir da auch Forschung in eigener Sache."
ball123
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Re: Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

Ungelesener Beitrag von ball123 »

Gute Bericht und Information. Das klingt sehr gut und schön!







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Wenn man in die falsche Richtung läuft, hat es keinen Zweck, das Tempo zu erhöhen. hulle6
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Atheisius
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Re: Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Antijudaismus ist eine Erfindung des Apostels Paulus - gehört somit zum Christentum
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben:Antijudaismus ist eine Erfindung des Apostels Paulus - gehört somit zum Christentum
Somit schließt sich der Kreis. Paulus war Jude!
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Es ist ja völlig klar, Christen sind Menschen wie alle anderen. Alle Institutionen ließen sich von der NSDAP gleichschalten, Medien, Universitäten, Schulen… die Kirche in Deutschland bildete keine Ausnahme. Man darf aber nicht ungerecht werden und gerade wenn man sich selbst als nicht kirchlich und nicht christlich versteht mit dem Finger auf die Kirche zeigen, nach dem Motte die waren’s, wir nicht. Die Gleichschaltung betraf alle. Der Nationalsozialismus ging vom Staat aus, der alle Institutionen mit sich gleichschaltete.

Bei der Institution „Kirche“ gelang es der NSDAP allerdings nur zum Teil.

Der von Niels eingestellte Beitrag bezieht nicht auf „die Kirche“ allgemein, sondern nur auf die „Evangelisch-Lutherischen Landeskirche von Thüringen“. Auch die ließen sich nicht alle gleichschalten, sondern die evangelischen Gegner dieser Politik gründeten den "Pfarrernotbund" https://de.wikipedia.org/wiki/Pfarrernotbund, woraus die "Bekennende Kirche" hervorging. Bekannte Vertreter sind Pfarrer Martin Niemöller und Pfarrer Dietrich Bonhoeffer, der von den Nazis am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet wurde.

niels hat geschrieben:"1939 wurde in Eisenach ein evangelisches Institut gegründet, das die Aufgabe hatte, die Bibel und das gesamte kirchliche Leben von jüdischen Einflüssen zu befreien. Dabei beriefen sich die Theologen vor allem auf Luthers antijudäistische Schriften."
Was sagte die Katholische Kirche zu Aktivitäten, die versuchten die Bibel von jüdischen Einflüssen zu befreien?
Immerhin hat das Christentum alle Bücher des jüdischen Tanach übernommen und als sein Altes Testament kanonisiert.

Bereits 1937 entstand auf Drängen der Kardinäle Schulte und von Faulhaber sowie der Bischöfe von Preysing und von Galen, ein Hirtenbrief von Papst Pius XI., zu dem Kardinal Faulhaber im Auftrag von Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., einen Entwurf zu verfasste.
Darin stand u.a.:
Nur Blindheit und Hochmut können ihre Augen vor den heilserzieherischen Schätzen verschließen, die das Alte Testament birgt. Wer die biblische Geschichte und die Lehrweisheit des Alten Bundes aus Kirche und Schule verbannt sehen will, lästert das Wort Gottes, lästert den Heilsplan des Allmächtigen, macht enges und beschränktes Menschendenken zum Richter über göttliche Geschichtsplanung. Er verneint den Glauben an den wirklichen, im Fleische erschienenen Christus, der die menschliche Natur aus dem Volke annahm, das ihn ans Kreuz schlagen sollte. Er steht verständnislos vor dem Weltdrama des Gottessohnes, welcher der Meintat seiner Kreuziger die hohepriesterliche Gottestat des Erlösertodes entgegensetzte und damit den Alten Bund in dem Neuen Bunde seine Erfüllung, sein Ende und seine Überhöhung finden ließ. http://w2.vatican.va/content/pius-xi/de ... sorge.html
Die Enzyklika "Mit brennender Sorge" von Papst Pius XI. Sie ist in deutscher Sprache verfasst. Die Enzyklika wurde 14. März 1937 unterzeichnet und am 21. März veröffentlicht. https://de.wikipedia.org/wiki/Mit_brennender_Sorge
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Wer die biblische Geschichte und die Lehrweisheit des Alten Bundes aus Kirche und Schule verbannt sehen will, lästert das Wort Gottes, lästert den Heilsplan des Allmächtigen, macht enges und beschränktes Menschendenken zum Richter über göttliche Geschichtsplanung. Er verneint den Glauben an den wirklichen, im Fleische erschienenen Christus, der die menschliche Natur aus dem Volke annahm, das ihn ans Kreuz schlagen sollte.
1937 konnte man solch ein Geschwafel noch zu Papier bringen. 2015 macht man sich damit schon lächerlich.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Die Kirche und ihre "Entjudungs-"Aktivitäten "unter" Hitler...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben:1937 konnte man solch ein Geschwafel noch zu Papier bringen. 2015 macht man sich damit schon lächerlich.
Umgekehrt! Heute kann man alles schreiben. Man wird höchstens belächelt.

Damals hatte der Hirtenbrief drastische Folgen:
Die Nationalsozialisten wurden von der Verlesung der Enzyklika überrascht, doch sie reagierten schnell:
In der Karwoche kam es zu ersten Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Zwölf Druckereien, die am Druck und der Verbreitung der Enzyklika beteiligt gewesen waren, wurden entschädigungslos enteignet. Eine Reihe von Klöstern und Bekenntnisschulen sowie mehrere theologische Fakultäten und Hochschulen mussten schließen.

Im April 1937 kam es auf Befehle Hitlers und Goebbels’ zu einer neuerlichen Welle von Sittlichkeitsverfahren gegen Priester und Ordensleute, wozu Einzelfälle von der NS-Propaganda zu einer „symptomatischen Erscheinung” aufgebauscht wurden. Der Bevölkerung sollte vermittelt werden, dass die Kirche von der Erziehung der Jugend ausgeschlossen werden müsse, und das Vertrauen in die Kirche sollte untergraben werden. Richtigstellungen waren nur von der Kanzel aus möglich.

In der Folge wurden 1937/38 die privaten katholischen Schulen aufgelöst oder vom Staat übernommen. Die Geistlichkeit durfte in Volks- und Berufsschulen keinen Religionsunterricht mehr erteilen.
Darüber hinaus wurden – abgesehen von der Entfernung des Bischofs von Rottenburg Joannes Baptista Sproll aus seiner Diözese – spektakuläre Maßnahmen vermieden.

Der seit 1935 verfolgte Kurs gegen die katholische Presse, die Verbände und Schulen mit dem Ziel der beständigen Zurückdrängung der Kirche aus dem öffentlichen und politischen Leben wurde beibehalten. Die meisten Organisationen – vor allem die Jugendverbände – wurden bis 1939 aufgelöst, ihre Publikationen verboten und ihr Vermögen konfisziert.[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Mit_brennender_Sorge
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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