Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt ist am 10.11.2015 im Alter von 96 Jahren in Hamburg gestorben. Er war einer der wenigen deutschen Spitzenpolitiker, die sich offen dazu bekannten, ungläubig zu sein.
Helmut Schmidt (im Jahr 2011):
„Es wird sicherlich dabei bleiben, dass der Mensch vieles von dem, was die Welt ausmacht, nicht begreift. Und das kann er dann Gott nennen, oder er kann es Schicksal nennen, oder er kann hoffen, ins Nirwana einzugehen. Die Menschheit wird dabei bleiben, zu wissen, dass sie nicht alles begreifen kann. Nehmen Sie die moderne Mikromedizin und alles das, was die Zellforscher herausgefunden haben. Und die Tatsache, dass wir längst wissen, dass das Atom keineswegs unteilbar ist, obwohl es immer noch so heißt. Immer neue Rätsel treten auf, immer neue Fragen werden gestellt, dann werden sie teilweise gelöst, und dahinter treten immer wieder neue Fragen auf. Die Vorstellung, dass es Dinge gibt, die wir nicht begreifen, und dass sie möglicherweise zusammenhängen, wird es immer geben, und bei primitiveren Geistern besteht nun einmal das Bedürfnis, diese Vorstellung eines Zusammenhangs zu personifizieren. Das Schlimme an den gegenwärtigen Religionen ist, dass sie sich gegenseitig bekämpfen. Es bekämpfen ja nicht nur die Atheisten die Religion schlechthin, sondern alle Religionen bekämpfen sich. Fast alle. Das ist das Schreckliche. Ich bin erleuchtet, und du? Was ist mit dir? Ich bin Gott wohlgefällig, du kommst in die Hölle. Aber ich habe ja ein Schwert und kann dich mit dem Schwert dazu zwingen, meinen Glauben zu akzeptieren, und dann kommst du auch in den Himmel. Diese Einstellung ist für die allermeisten Religionen ziemlich typisch. Das ist das Schreckliche. Auf diese Weise wird das Prinzip des Krieges am Leben gehalten.“
„Im Christentum steckt eine Reihe von seltsamen Phänomenen. Das Christentum bildet sich ein, eine monotheistische Religion zu sein, ist es aber gar nicht. Jesus Christus ist viel wichtiger als der liebe Gott. Und außerdem gibt es noch einen Heiligen Geist – den hat Jesus Christus nicht erfunden, den hat ein Konzil erfunden. Und neben dieser heiligen Dreieinigkeit gibt es noch die Gottesmutter Maria, die in Polen viel wichtiger ist als Jesus und als der liebe Gott. Der Monotheismus ist eine Selbsttäuschung. Das glaubt der Ratzinger, aber der auch nicht ganz. Es ist auch eine Selbsttäuschung der Protestanten. Die alten Griechen waren da viel ehrlicher, die haben gleich viele Götter erfunden. Und nicht bloß vier. Wie die Jungfrau zum Kind gekommen ist, kann kein Christ wirklich glauben. Aber es wird gelehrt. Und keiner glaubt es. Das sind sehr seltsame Dinge. Es wird gelehrt kraft Autorität, kraft institutionalisierter Autorität. Und natürlich muss auch ein Theologiestudent, der die Hoffnung hat, Gemeindepfarrer und später Propst und noch später Bischof zu werden, so tun, als ob er es glaubt.“
„Was mich immer stört, ist diese Buchgläubigkeit. Die Muslime glauben ja tatsächlich, dass das, was Mohammed als Koran hinterlassen hat, von Gott eingegeben ist. In Wirklichkeit war es ein Mensch, der das geschrieben hat. Und alle die Stücke, die zusammen die Bibel ausmachen, haben Menschen geschrieben. Alle Religionen sind Menschenwerk. Und fast jeder Priester fast jeder Religion wird das leugnen. Man muss Buddha wohl ausnehmen.“
„Ich glaube, dass der Hang zur Religiosität den Menschen eingeboren ist, aber dass die Zeit der Stiftung der Religionen vorbei ist und auch nicht wiederkehrt. Dagegen spricht der gewaltige Einfluss der Aufklärung auf die Menschheit in den letzten dreihundert Jahren. Die Aufklärung ist nicht rückgängig zu machen.“
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„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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