Es gibt nicht wenige Menschen, die das Vaterunser geändert haben möchten. Sie stoßen sich an dem Satz „Und führe uns nicht in Versuchung“. Mir ist das Probelm seit Jahren durch Frau S. bekannt, die dies sehr enthusiastisch zur Sprache bringt. Entstäuscht ist sie, dass diese Bitte auch in der neuen Einheitsübersetzung nicht geändert wurde. (Vergleiche Mt 6,13 und Lk 11,4)
Doch weshalb sollte man es ändern? Die Übersetzung ist korrekt und sehr genau!
Außerdem, das Vaterunser beten wir wörtlich gemeinsam mit evangelischen Christen. Eine einseitige Änderung wäre folglich auch ein ökumenisches Problem.
Wer für die Änderung ist, kann sich auf den „Katechismus der Katholischen Kirche“ berufen, denn der erklärt:
Sowohl „Christ in der Gegenwart“ als auch der „Tag des Herrn“ thematisieren das Problem in ihrer aktuellen Ausgabe auf der ersten Seite.VI „Und führe uns nicht in Versuchung"
2846 Diese Bitte wurzelt in der vorhergehenden, denn unsere Sünden sind die Früchte unserer Zustimmung zur Versuchung. Wir bitten unseren Vater, uns nicht in Versuchung zu „führen". Es ist nicht einfach, den griechischen Ausdruck, der so viel bedeutet wie „laß uns nicht in Versuchung geraten" [Vgl. Mt 26,41] oder „laß uns ihr nicht erliegen" in einem Wort wiederzugeben. „Denn Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und er führt auch selbst niemand in Versuchung" (Jak 1,13); er will uns vielmehr davon befreien. Wir bitten ihn, uns nicht den Weg beschreiten zu lassen, der zur Sünde führt. Wir stehen im Kampf „zwischen dem Fleisch und dem Geist". So fleht diese Bitte des Vaterunsers um den Geist der Unterscheidung und der Kraft.
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_PAH.HTM
Die anstößige Bitte
Bei der Diskussion um das Vaterunser geht es nicht einfach nur um eine Formulierung. Die Änderung betrifft das Gottesbild.
https://www.herder.de/cig/cig-ausgaben/ ... e-ausgabe/
Der Artikel des „Tag des Herrn“ lässt sich derzeit noch online nachlesen. Darin heißt es u.a.:Die Sache mit der Versuchung
Beliebt war die sechste Bitte des Vaterunsers nie: Führe uns nicht in Versuchung. „Warum sollte der gute Gott das tun?“, haben uns Leser schon mehrmals gefragt. Nun ist die Debatte neu entbrannt. Und auch der Papst hat sich zu Wort gemeldet.
http://www.tag-des-herrn.de/content/die ... versuchung
Filinchen, damit sind wir bei dem Problem mit dem Teufel.Er führte auch die Erklärung ein, es sei nicht Gott, sondern der Satan, der uns versucht. „Ich kann nicht glauben, dass Gott mich versucht“, so Pozza. Der Papst bestätigte das und lobte in diesem Zusammenhang die neue französische Übersetzung. „Nicht Gott schubst mich in die Versuchung, um zu sehen, wie ich gefallen bin. Nein. Ein Vater tut das nicht ... Wer in Versuchung führt, ist Satan. Das Gebet will sagen: Wenn Satan mich in Versuchung führt, dann gib du, Gott, mir deine Hand.“ http://www.tag-des-herrn.de/content/die ... versuchung
Die Änderung kann nicht mit einer fehlerhaften Übersetzung begründet werden. Wie gesagt „Und führe uns nicht in Versuchung“ ist eine völlig korrekte und genaue Übersetzung. Der Text ist ein „Stolperstein“ das Gottesbild betreffend.
Ich selbst bin nicht für Harmonisierungen. Ich finde, man muss Spannungen aushalten.
Außerdem führt dies das Problem den Teufels im Schlepptau. Zwar ist jedes Taufbekenntnis ein „kleiner Exorzismus“, man bekennt sich zu Gott und widersagt dem Bösen, doch ein dualistisches Weltverständnis ist letztlich unchristlich. Denn wir glauben „an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde“.
Übrigens, selbst in dem zentralen Text, der gern für die Barmherzigkeit des Vaters angeführt wird, dem "Gleichnis vom verlorenen Sohn" Lk 15,11-32, ist es der Vater selbst, der dem Sohn den Weggang ermöglicht: „Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht. Da teilte der Vater das Vermögen auf.“