Die Bibel verstehen, aber wie?

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Christel
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Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Die Bibel verstehen, aber wie?

Betritt man einen Raum, dann schaut man zuerst, wo man ist, was für ein Raum das ist, also auf die „Oberfläche“, bevor man beginnt die Details zu betrachten. - Sonst sieht man womöglich den Wald vor Bäumen nicht. - So sollte man auch bei einem Buch vorgehen.

Die Bibel ist ein ziemlich altes und dickes Buch.

Es stammt aus einer Zeit in der die Niederschrift und die Vervielfältigung von Texten handschriftlich erfolgten. Man hat sich also sehr überlegt, was man schrieb und was man vervielfältigte, denn dies alles war sehr aufwendig. Geschrieben wurde, wenn es wichtig war.

Zudem ist die Bibel ein Produkt der alten katholischen Kirche. Dabei stammt nur etwa ein Drittel von der Kirche selbst, zwei Drittel wurden vom Judentum übernommen. Das kirchliche eine Drittel wird als Neues Testament bezeichnet, der jüdische andere Teil als Altes Testament. Im Judentum heißt es Tanach.

Die Unterscheidung zwischen Kirche/Christentum und Judentum ist eine Unterscheidung der Religionen! Sie ist keine ethnische Unterscheidung, keine Unterscheidung von Volksgruppen.
Auch das Neue Testament nimmt seinen Ausgangpunkt im Judentum, spielt sich hauptsächlich innerhalb des Judentums ab, sowohl Ort, Handlung sowie handelnder Personen betreffend. Zum Christentum/zur Kirche gehörten und gehören Menschen aus allen Völkern und natürlich auch immer Menschen jüdischer Herkunft.

Wer christlich sozialisiert ist, der wächst da hinein. Wer nicht, dem dürfte vieles sehr fremd erscheinen, denn immerhin ist eine zeitliche Differenz von mindestens 2000 Jahren und außerdem eine kulturelle Differenz zu überbrücken.
Aber auch Christen, die in dem Glauben aufgewachsen sind, haben Schwierigkeiten insbesondere mit dem Alten Testament.
Unzureichende Kenntnisse des Judentums und seiner Geschichte führen zudem auch zu Missverständnissen/Schwierigkeiten das Neue Testament betreffend.

-> Das Judentum kommt sehr gut ohne Christentum aus. Das Christentum kann nicht ohne Judentum!
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Christel
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wie gesagt, die Bibel ist das Buch (Heilige Schrift) der Kirche/des Christentums. Es besteht aus zwei Teilen. Wobei das Alte Testament, der Tanach, die Heilige Schrift des Judentums, die Wurzel/Grundlage ist.
Das Neue Testament beschreibt einen „neuen Weg“, der zunächst innerhalb des Judentums gegangen wurde, sich abspaltete und den wir heute Christentum nennen.

Trotz des dicken Vorspanns (Altes Testament) dreht sich im Christentum alles um Jesus von Nazareth, der als Messias, lateinisch der „Christus“, also als Erlöser verkündet wird. – (Auch die kirchlichen Dogmen über Maria, Jungfrauengeburt, Dreifaltigkeit… sind letztlich nichts anderes als Christologie.)

Das Neue Testament beginnt mit dem Leben von Jesus und zwar in vier verschiedenen Versionen. Die Texte werden Evangelien genannt. Evangelium bedeutet frohe Botschaft. Es handelt sich also um die frohe Botschaft von Jesus, erzählt von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

Dann folgt die Apostelgeschichte, welche die Taten der Apostel=(Gesandte) schildert. Es folgen Briefe…, wobei den größten Raum die Briefe des Apostel Paulus einnehmen. Es ist so eine Art erste Kirchengeschichte, die Anfänge der heutigen Kirche.

Im Christentum gibt es das Symbol des Kreuzes, welches für Jesu Tod und Auferstehung und für die christliche Hoffnung auf Überwindung des Todes steht.
Und es gibt den Fisch als christliches Symbol, denn das griechische Wort für Fisch lautet: ἰχθύς ichthýs:
ΙΗΣΟΥΣ – Iēsoûs (neugriechisch Ιησούς Iisoús) „Jesus“
ΧΡΙΣΤΟΣ – Christós „der Gesalbte“
ΘΕΟΥ – Theoû (neugriechisch Θεού Theoú) „Gottes“
ΥΙΟΣ – Hyiós (neugriechisch Υιός Yiós) „Sohn“
ΣΩΤΗΡ – Sōtér (neugriechisch Σωτήρας Sotíras) „Retter“/„Erlöser“
https://de.wikipedia.org/wiki/Fisch_(Christentum)
Hat man verstanden, dass die Bibel das Buch der Kirche, der Christen ist und sich bei denen sowieso alles um Jesus von Nazareth dreht, der für sie der Christus, der Sohn Gottes, der Retter und Erlöser ist, dann wird man dieses Buch dort sinnvoller Weise dort beginnen, wo das Wesentliche zum Verständnis steht.

Man wird also nicht, wie bei anderen Büchern mit der ersten Seite beginnen, sondern im letzten Drittel mit dem Neuen Testament, bei den vier Evangelien, bei Matthäus, Markus, Lukas und Johannes!
Hier steht das Wesentliche, das worum es geht. Alles andere ist Vertiefung/Erläuterung dazu.
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Christel
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Das ist eine Halbwahrheit:
Was dazu nicht nötig ist
1. Hohe Bildung oder besondere Fähigkeiten. Die 12 Apostel Jesu wurden von vielen als „ungelehrte und gewöhnliche Menschen“ angesehen. Dennoch verstanden sie, was in den heiligen Schriften stand, und konnten ihr Wissen anderen vermitteln (Apostelgeschichte 4:13).
https://www.jw.org/de/biblische-lehren/ ... tehen-wie/
Zwar erzählt die Bibel, so dass die Geschichten auch Menschen mit geringen geistigen Fähigkeiten sowie aufbereitet als Geschichten für Kinder, auch kleinen Kindern zugänglich sind, doch um sie in der Tiefe zu verstehen, dazu gehört Bildung! Ich denke, ein Grund, weshalb manche Menschen mit ihrem Glauben hadern oder ihn aufgeben ist, weil sie stehengeblieben sind bei dem, was sie als Kind gelernt haben.

Der Hinweis auf Apostelgeschichte 4,13 „Als sie den Freimut des Petrus und des Johannes sahen und merkten, dass es ungebildete und einfache Leute waren, wunderten sie sich.“ sticht aus zwei Gründen nicht:
- Diese einfachen Leute waren Juden und Zeitgenossen Jesu. Damit hatten sie uns zwei Dinge voraus, die wir uns mittels Bildung/Lernen erarbeiten müssen.
- Petrus und Johannes gingen mit Jesus, lebten mit Jesus…

Außerdem, auch die Bibel betreffend gilt: „Wer nichts weiß, muss allen glauben!“
Ohne Bildung urteilen Menschen zwar auch, aber sie Könnens nicht!

Wer nichts weiß, muss auch das glauben:
Wie kann man die Bibel verstehen?
Jehova hat uns nicht nur die Bibel geschenkt, sondern er gibt uns auch Anleitung dazu. Er schickte Jesus auf die Erde, damit er die Schriften erklärte (Lukas 4:16-21). Jesus half seinen Zuhörern, den Sinn von Gottes Wort zu erfassen, und zog dazu einen Bibeltext nach dem anderen heran. (Lesen Sie Lukas 24:27, 32, 45.)
https://www.jw.org/de/bibliothek/zeitsc ... verstehen/
Wenn das stimmt, dann hätte Jesus ungefähr zu dieser Zeit geboren werden müssen:
„Die formale Kanonisierung der biblischen Schriften fand erst im 4. Jahrhundert statt.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Kanon_(Bibel)
Schlägt man die genannten Texte nach, dann liest in Lukas 4 Jesus aus der Buchrolle des Propheten Jesaja und bezieht den Text auf sich selbst:
„18 Der Geist des Herrn ruht auf mir; / denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, / damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde / und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze 19 und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe“
„21 Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“
Lukas 24 ist die bekannte Geschichte in der Jesus mit den Jüngern nach Emmaus geht.
Dort heißt es: „26 Musste nicht der Christus das erleiden und so in seine Herrlichkeit gelangen? 27 Und er legte ihnen dar, ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der gesamten Schrift über ihn geschrieben steht.“
Auch hier geht es um Jesus selbst. Die Schriftauslegung dient dazu, Jesu Tod zu deuten.


Nein Jesus war nicht auf die Erde „damit er die Schriften erklärte“.
1. Er zeigte u.a. anhand der Schriften (Altes Testament) wer er selbst war.
2. Gott gab den Juden auf dem Berg Sinai das Gesetz. Beim Evangelisten Matthäus hält Jesus nicht zufällig eine Predigt auf einem Berg, die Bergpredigt. Jesus handelt hier nicht als Ausleger, denn er sieht sich nicht an die Thora gebunden.


Was bedeutet das? Beispiel "Die Scheidung":
In der heiligen Thora, Gottes Gesetz, Bibel, Altes Testament 5. Mose 24,1-4 steht:
1 Wenn ein Mann eine Frau geheiratet hat und ihr Ehemann geworden ist, sie ihm dann aber nicht gefällt, weil er an ihr etwas Anstößiges entdeckt, wenn er ihr dann eine Scheidungsurkunde ausstellt, sie ihr übergibt und sie aus seinem Haus fortschickt, 2 sie sein Haus verlässt, die Frau eines anderen Mannes wird, 3 wenn dann der zweite Mann sie nicht mehr liebt, ihr eine Scheidungsurkunde ausstellt, sie ihr übergibt und sie aus seinem Haus fortschickt oder wenn der andere Mann, der sie geheiratet hat, stirbt, 4 dann darf sie ihr erster Mann, der sie fortgeschickt hat, nicht wieder heiraten, sodass sie wieder seine Frau würde, nachdem sie für ihn unberührbar geworden ist. Das wäre dem HERRN ein Gräuel.
Männer können also nach dem Gesetz Gottes ihre Frauen jederzeit nach ihrem eigenen Belieben fortschichten. – Man stelle sich vor, was das für die Frauen bedeutet?

Darauf bezieht sich Jesus Widerspruch:
Matthäus5,31
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. 32 Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
Was nun? Laut Gesetz (Bibel, Altes Testament) darf man sich scheiden lassen, zumindest die Männer. Laut Jesu Rede dürfen sie es nicht.

Bei Markus 10,2-12 klingt das so:
2 Da kamen Pharisäer zu ihm und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau aus der Ehe zu entlassen? Damit wollten sie ihn versuchen. 3 Er antwortete ihnen: Was hat euch Mose vorgeschrieben? 4 Sie sagten: Mose hat gestattet, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau aus der Ehe zu entlassen. 5 Jesus entgegnete ihnen: Nur weil ihr so hartherzig seid, hat er euch dieses Gebot gegeben. 6 Am Anfang der Schöpfung aber hat Gott sie männlich und weiblich erschaffen. 7 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen[1] 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. 9 Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. 10 Zu Hause befragten ihn die Jünger noch einmal darüber. 11 Er antwortete ihnen: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt und eine andere heiratet, begeht ihr gegenüber Ehebruch. 12 Und wenn sie ihren Mann aus der Ehe entlässt und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.
Bei Matthäus folgt ein schwieriger Text:
17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 18 Amen, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird kein Jota und kein Häkchen des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. 19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. 20 Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. (Matthäus 5,17-20)
Was soll das? „17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben!“
Nichts anderes hat Jesus laut Markus und Matthäus gerade getan! Der oft zu hörende Hinweis, die Schriftgelehrten und der Pharisäer seien schlechte Gesetzesausleger gewesen, ist Blödsinn!

Nein Jesus verwehrt den Männern hier ihr gesetzlich verbrieftes Recht, ihre Frau(en) jederzeit wegschicken zu dürfen.

Doch hat er das Recht, göttliches Recht, einfach nur geändert?
Ging es ihm wirklich nur um Regeländerung? Kann überhaupt eine Änderung von Regeln wirkliche Gerechtigkeit schaffen?

Wenn es der Wille Gottes ist und letztlich Ziel eines jeden göttlichen Gesetzes wirkliche Gerechtigkeit zu schaffen, dann bringt das ein Regelgehorsam nicht, dazu ist das Leben, sind die Situationen zu vielfältig. Daher können es die Schriftgelehrten und die Pharisäer nicht und nicht, weil sie ihr Fach nicht verstehen würden! Jesus verkündet nicht ein neues Gesetz oder neue geändert Gesetze, sondern das Reich Gottes, die Gottesherrschaft. Gesetze fassen es nicht, so hilfreich sie auch sein mögen!

Wie das Beispiel zeigt, kann man die Texte im Neuen Testament nur verstehen, wenn man den geschichtlichen und religiösen Hintergrund kennt.

Als schwierig empfinden heutige Erwachsene die Geschichte über die Jungfrauengeburt, die Wunder, das Laufen über Wasser, weil es nicht der normalen Lebenserfahrung entspricht. - Das sollen die Geschichten auch nicht!

Es ist völlig egal wie man sie deutet. Es geht nicht um die Maria, nicht um das WIE…
Es geht letztlich immer nur um eins, nämlich zu zeigen WER Jesus ist!

Jesus verkündete das Reich Gottes, seine Nachfolger verkündeten Jesus als Weg, Wahrheit und Leben!

Johannes 1,14 bringt es auf dem Punkt: "Und das [göttliche] Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit."
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Christel
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich fasse noch einmal zusammen, auch in Anlehnung zu meinem letzten Beitrag:

Die Bibel ist nicht frei Von Widersprüchen!

Allgemein wird die Bibel als Wort Gottes bezeichnet. Antwortet die Gemeinde im Gottesdienst auf die Lesung aus der Bibel mit „Wort des lebendigen Gottes“ verstärkt sich diese Eindruck.

Logischerweise müssten die Texte der Bibel somit frei von Widersprüchen sein. Dem ist aber nicht so, wie das Beispiel „Scheidung“ in meinem obigen Beitrag zeigt. Das Alte Testament erlaubt dem Mann sehr wohl die Scheidung von seiner Frau ohne Probleme. Im Neuen Testament wendet sich Jesus gegen diese Praxis.

Zeugen Jehovas behaupten dennoch die Bibel sei widerspruchsfrei. Für sie ist das wichtig, sonst kommen die Lehren, die sie sich mittels der Bibel zusammengebastelt haben, nicht hin. Doch muss man schon sehr blind sein bzw. die Bibel sehr wenig kennen, um hierzu JA zu sagen. Zeugen Jehovas u.a. helfen sich damit zu sagen, das Alte Testament gilt für die Juden, das Neue Testament für die Christen…, so werden die Widersprüche scheinbar aufgehoben. (Gott hat sich halt für die verschiedenen Gruppen jeweils was Anderes ausgedacht.) Erinnert man sich daran, dass Jesus selbst Jude war, zu den Juden gesprochen hat, für Juden die Scheidungspraxis korrigieren wollte, da sie ungerecht war, auch seine Anhänger Juden waren, die ersten Christen Juden waren, dann muss man an dieser Begründung zweifeln.

Fazit:
Die Bibel ist nicht frei von Widersprüchen!
In der Bibel steht nicht alles auf einer Ebene!


Weshalb?
Weil wie Johannes in seinem Prolog schreibt, Gott das Wort(Sohn) Mensch wurde.
„Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.“ (Johannes 1,18)

Oder wie es im Hebräerbrief 1f. heißt:
„Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn“ dem folgt ein Text,der die Erhabenheit des Sohnes auch über die Engel preist

Beide Texte bezeugen eindeutig, dass das, was Jesus gesagt hat, höher zu werten ist als alles andere in der Bibel.
Wenn Gott selbst Mensch wurde, dann hat Gott hier selbstverständlicher deutlicher gesprochen als je zu vor.

Tatsächlich bezeichnet die Katholische Lehre die Bibel nicht einfach platt als "Gottes Wort", sondern als "Gottes Wort im Menschen Wort".
Das 2. Vatikanische Konzil hat sich in diesem Dokument damit beschäftigt:
DOGMATISCHE KONSTITUTION DEI VERBUM ÜBER DIE GÖTTLICHE OFFENBARUNG

Hierin heißt es u.a.:
4. Nachdem Gott viele Male und auf viele Weisen durch die Propheten gesprochen hatte, "hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns gesprochen im Sohn" (Hebr 1,1-2). Er hat seinen Sohn, das ewige Wort, das Licht aller Menschen, gesandt, damit er unter den Menschen wohne und ihnen vom Innern Gottes Kunde bringe (vgl. Joh 1,1-18). Jesus Christus, das fleischgewordene Wort, als "Mensch zu den Menschen" gesandt (3), "redet die Worte Gottes" (Joh 3,34)
https://www.vatican.va/archive/hist_cou ... io_ge.html
Da Gott selbst Mensch wurde und so sehr viel deutlicher zu dem Menschen sprach, steht selbstverständlich in der Bibel nicht alles auf einer Ebene. Was letztendlich zählt ist Jesus Christus, das wirklich lebendige Wort Gottes.
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Aufschlussreich sind die Quellen der Bibel:
Das Alte Testament sind die Heiligen Schriften des Judentuns, der Tanach
Das Neue Testament sind die Schriften der Kirche, von Christen verfasst.
Beides wurde von der Kirche zu einer Heiligen Schrift, der Bibel zusammengestellt.

Die traditionelle Aufteilung der Bibel in Altes Testament und Neues Testament, zeigt, sowohl die Einheit an, als auch die notwendige Unterscheidung:
Das „Alte“ ist die Herkunft, die Grundlage, die Wurzel.
Das „Neue“, sagt, dass aus dieser „Wurzel“ etwas Neues hervorgegangen ist.

In der Bibel beschreibt die Kirche, wer Jesus von Nazareth ist, was er ihnen bedeutet sowie die Anfänge der Kirche selbst.

Hat man das verstanden, dann hat man Wesentliches begriffen.
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb:
Hat man das verstanden, dann hat man Wesentliches begriffen.
Verstanden habe ich das schon, war mir ja auch nichts Neues.

Aber was ist denn das Wesentliche was man zu begreifen hat?
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Das Wesentliche steht doch da:
Grundlage: Judentum,
Bezugspunkt: Heilige Schriften der Juden,
Ort der Handlung: Israel
Aus der Jüngergemeinschaft Jesu entstand am selben Ort die Kirche.

Die Kirche kann man kaum als Fiktion bezeichnen, sie ist eine 2000jährige handfeste Institution, deren jüdische Herkunft unbestreitbar ist.

Damit schließt sich dies aus:
Atheisius hat geschrieben: Dienstag 16. August 2022, 17:41 Das Christentum ist eine Kopie des wesentlich älteren Mithras-Kultes, die Figur des Jesus-Christus ist ein Plagiat.
Denn:
"der römische Mithraskult weist in seiner Mythologie und religiösen Praxis deutliche Unterschiede zur indisch-iranischen Mithra-Verehrung auf. Somit ist heute umstritten, ob der römische Mithraskult sich aus einer Seitenströmung des Zoroastrismus entwickelt hat oder eine synkretistische römische Neuschöpfung ist." https://de.wikipedia.org/wiki/Mithraismus
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, wir hatten darüber schon gesprochen, trotzdem hast Du kürzlich Deine Behauptung wiederholt:
Atheisius hat geschrieben: Dienstag 16. August 2022, 17:41 Das Christentum ist eine Kopie des wesentlich älteren Mithras-Kultes, die Figur des Jesus-Christus ist ein Plagiat.
Unter Faktenprüfung verstehe ich was anderes!!!
Man kann nicht sämtliche Unterschiede bezüglich Herkunft und Inhalt ausblenden und sich spekulativ auf Ähnlichkeiten berufen, denn wirklich bekannt ist über den Mithraskult wenig, da es ein Geheimkult war.


Soviel ist klar:
Mithras ist eine römische Gottheit und als Göttergestalt eine mythologische Personifizierung der Sonne, die im Mithraismus verehrt wurde.
Das Christentum entstand im 1. Jahrhundert, auch die Texte es Neuen Testaments entstanden im 1. Jahrhundert.
Die ältesten nachgewiesenen Mithräen stammen aus der Mitte des 2. Jahrhunderts,

Christentum und Mithraskult trafen im römischen Reich aufeinander und waren Gegner:
Da der Mithraskult keine Textquellen hinterlassen hat, sind polemische Darstellungen christlicher Autoren fast die einzige Quelle für die rituellen Handlungen der Mithrasanhänger.
Quelle der Zitate: https://de.wikipedia.org/wiki/Mithraism ... des_Mythos
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Mithraismus und Christentum

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden von Religionswissenschaftlern Parallelen zwischen dem Mithraismus und dem Christentum sowie zwischen der Figur des Mithras und Jesus Christus in diesen beiden Religionen gesehen. Es wurde dabei auch geäußert, das Christentum habe Teile seiner Lehren und Bräuche vom Mithraskult übernommen. Beim Weihnachtsfest ist dies weitgehend unbestritten, bezüglich anderer Punkte herrscht Uneinigkeit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mithraism ... hristentum
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Und was sagen Parallelen oder mögliche Ähnlichkeiten, die zudem historisch nicht gesichert sind? Nur, weil jemand etwas schreibt, dem man eigentlich Kompetenz zubilligt, ist es schon richtig?

Der Wikipedia-Artikel, den Du zitiert hast, nennt auch eindeutige Unterschiede zwischen beiden. Ist das unrelevant?
Im 19. und 20. Jahrhundert haben mehr als einhundertsechzig Personen, darunter zwei Staatsoberhäupter, in Veröffentlichungen die Auffassung vertreten, Jesus sei kein Jude gewesen, sondern ein „Arier“. https://theologie-geschichte.de/ojs2/in ... ew/113/125
Hatten diese Leute etwa Recht?

Ist es richtig, den eigenen Kenntnisstand zu ignorieren, nur weil wer Gewichtiges etwas behauptet?

Ich hatte geschrieben:
Christel hat geschrieben: Sonntag 21. August 2022, 16:47 Aufschlussreich sind die Quellen der Bibel:
Das Alte Testament sind die Heiligen Schriften des Judentuns, der Tanach
Das Neue Testament sind die Schriften der Kirche, von Christen verfasst.
Beides wurde von der Kirche zu einer Heiligen Schrift, der Bibel zusammengestellt.

Die traditionelle Aufteilung der Bibel in Altes Testament und Neues Testament, zeigt, sowohl die Einheit an, als auch die notwendige Unterscheidung:
Das „Alte“ ist die Herkunft, die Grundlage, die Wurzel.
Das „Neue“, sagt, dass aus dieser „Wurzel“ etwas Neues hervorgegangen ist.

In der Bibel beschreibt die Kirche, wer Jesus von Nazareth ist, was er ihnen bedeutet sowie die Anfänge der Kirche selbst.

Hat man das verstanden, dann hat man Wesentliches begriffen.
Du hast das mit diesen Worten bestätigt:
Atheisius hat geschrieben: Sonntag 21. August 2022, 20:13 Verstanden habe ich das schon, war mir ja auch nichts Neues.
Also müsstest Du dies, Deinen eigenen Kenntnisstand, zum Ausgangspunkt weiterer Überlegungen machen, oder nicht?
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Also müsstest Du dies, Deinen eigenen Kenntnisstand, zum Ausgangspunkt weiterer Überlegungen machen, oder nicht?
Nein.

Wenn rassistische Politiker des 19. und 20. Jahrhunderts behaupteten, Jesus sei kein Jude gewesen, so glaubt das heute doch wohl keiner mehr!

Und das Neue Testament sagt über den Menschen Jesus nur sehr wenig aus Er spielt ja auch da keinen große Rolle. Erst als er durch Paulus zum Gottessohn, zum Messias erhoben wurde berichtet das NT jetzt in ausführlicher Form über den Jesus (Christus) Der Bibelschreiber sind jetzt viele.
Das macht die Sache aber nicht glaubwürdiger.
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Freitag 26. August 2022, 10:30 Und das Neue Testament sagt über den Menschen Jesus nur sehr wenig aus Er spielt ja auch da keinen große Rolle. Erst als er durch Paulus zum Gottessohn, zum Messias erhoben wurde
Weshalb hältst Du diese These für glaubwürdiger als die vom arischen Jesus?

Weshalb ist Jesus sowohl mit der jüdischen Oberschicht als auch mit dem Prokurator Pontius Pilatus angeeckt, der ihn hinrichten ließ. Welchen Grund soll es dafür gegeben haben, wenn Jesus so gar keine messianische Ansprüche gestellt hat?
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich habe des Eindruck, es gibt zwei Wesentliche Fallen, um die Bibel misszuberstehen:

1. Die Feststellung, dass die Bibel das Wort Gottes ist.
2. Das unreflektierte Wiederholen von dem, was in der Bibel angeblich steht. Also die einfachen Zusammenfassungen.
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Eine 3. Möglichkeit die Bibel falsch zu verstehen ist der Hinweis, dass man die Bibel als Ganzes lesen und verstehen muss. Dies geht häufig einher mit dem im obigen Beitrag genannten Punkt 1.

Weshalb ist das so? Es klingt doch alles sehr logisch? Es hat sogar etwas Richtiges! Man kann nicht sagen, es wäre völlig falsch!
Gerade, weil dem so ist, ist es eine ganz hervorragende Basis des Irrtums.
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Re: Die Bibel verstehen, aber wie?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ganz wichtig ist die Unterscheidung zwischen Bibeltext und der Deutung des Textes.

Gar nicht selten wird im Anschluss an einer Deutung behauptet, das steht alles in der Bibel.
Manche besitzen sogar die Frechheit bezüglich ihrer eigenen Deutung zu behaupen, das sage nicht ich, das sagt Gott.

Das ist nichts anderes als Missbrauch der Bibel.
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