Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

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Atheisius
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Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Meine Kurzfassung dazu:

Am Anfang war das Chaos, ein Universum unermesslicher Verwirrung, ohne Form und Inhalt, ein schwarzes Nichts. In Jahrmilliarden entstand unser Sternensystem (Milchstraße) und unsere Sonne mit ihren Planeten. Auf einem (unserem) kam Leben auf - und durch Evolution traten nach Millionen Jahren erstmals Menschen mit Verstand in Erscheinung.
Ängstlich starrten diese ersten Menschen in den Himmel hinauf, fürchteten Blitz und Donner, zitterten wenn die Erde bebte und verkrochen sich in Felshöhlen, die Menschen fürchteten die Dunkelheit, sehnten das Ende der Nacht herbei. Und am anderen Morgen ging im Osten die Sonne wieder auf, und es wurde Licht. Die Sonne war auferstanden. Die Sonne war wiedergeboren. Ihre Strahlen spendeten Licht. Und das Licht ließ die Erde ergrünen.

So verehrten die Menschen auf allen Kontinenten seit Anbeginn der Zeit dieses göttliche Licht, brachten ihm Opfer dar und schufen ihm gewaltige Monumente. Man versuchte, die Sprache der göttlichen Sonne zu ergründen, ihren Kosmos, ihren Sternenhimmel. Es war die Geburt der astrotheologischen Mysterien, die Geburt der bronzezeitlichen Sonnenkulte, es war die Geburt des Religiösen, die Geburt der Mythologien, der Versuch, die Entstehung der Welt und den Sinn unseres Daseins zu ergründen.

Wieso konnte sich das Christentum gegen die Sonnenkulte der Antike durchsetzen und bis heute überleben?

Die Erfolgsgeschichte des Christentums liegt darin begründet, dass die uralten mythologischen Weisheiten und Symbole simplifiziert und für eine breite, ungebildete Masse verständlich gemacht wurden.
Doch indem jede mythische Aussage konkretisiert wurde, hat man gleichzeitig jeden spirituellen Funken erstickt. Es war eine Form der Infantilisierung, und der Gipfel war die Personifizierung des „kosmischen Geistes“ in der Gestalt eines real existierenden Menschen.

Aus alten Mythen wurden „historische Wahrheiten“, die von Herrschern instrumentalisiert und von Religionsführern kommerzialisiert wurden.
Das ist das Fundament der meisten heute existierenden Religionen.

Das Christentum ist eine Kopie des wesentlich älteren Mithras-Kultes, die Figur des Jesus-Christus ist ein Plagiat.

Jesus hat keinen einzigen Satz hinterlassen, während seine schreibenden Zeitgenossen ganze Bibliotheken füllten. Jesus-Christus ist eine literarische Figur wie Hamlet oder Odysseus. Das erste Evangelium entstand ein halbes Jahrhundert nach dem Tod des Jesus, verfasst von Schriftstellern, die Jesus nie gekannt haben.

Die Bibel ist ein Sammelsurium von Überlieferungen volkstümlicher Sagen und Legenden. Zur Zeit Jesu waren die Menschen süchtig nach Heilsverkündern, Wahrsagern, Propheten aller Art, so dass sie selbst den einfachsten Wanderprediger für die Inkarnation des Sonnengottes hielten.

Die Evangelien sind deshalb nichts anderes als hundertfach umgeschriebene Interpretationen von Quellen, die sich eine neue Kirche für ihre Zwecke zunutze machen wollte.

Es ist die Instrumentalisierung der „göttlichen Sonne“ um sich die Völker untertan zu machen. Die Lehre Christi ist nicht die Lehre von Christus, sondern die Lehre einer Kirche über das Fabelwesen Christus.

Christus ist nicht Urheber, sondern Gegenstand des Kirchenglaubens.

Das Christentum hat nichts Einmaliges. Nebst Mithras gibt es die Erlösergestalten Osiris, Horus, Krishna, Bacchus, Orpheus, Hermes, Baldur, Adonis, Herkules, Attis und Thor, die allesamt verblüffend ähnliche Geschichten erzählen, von der jungfräulichen Geburt bis zur Opferung zum Wohle der Menschheit.

Die Kreuzigung des Sonnengottes wurde bereits im vierten Jahrhundert v. Chr. dargestellt – mit der Figur des Orpheus.

Die Fleischwerdung des Göttlichen im Menschen ist ein zentraler Punkt der meisten Religionen: In jedem Menschen und in jedem Lebewesen schlummert der göttliche Funke. Die „Göttliche Sonne“ hat weder Gesicht noch Geschlecht. Sie braucht keine Kirche. Aber die Kirche braucht zahlende Gläubige.

Claire Goll:

„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute? Auf solche Märchen kann ich mühelos verzichten“.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Mittwoch 24. Januar 2024, 21:09 Meine Kurzfassung dazu:
Wer hat sich diese Geschichte in der langen Form ausgedacht?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Dies "Geschichte" habe ich mir selbst nicht "ausgedacht", sondern ich habe etliche wissenschaftlich belegte Feststellungen aus meinem reichhaltigen naturalistischem und atheistischem Bücherbestand zu diesem Thema zusammengetragen.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Sonntag 28. Januar 2024, 19:41 Dies "Geschichte" habe ich mir selbst nicht "ausgedacht", sondern ich habe etliche wissenschaftlich belegte Feststellungen aus meinem reichhaltigen naturalistischem und atheistischem Bücherbestand zu diesem Thema zusammengetragen.
"wissenschaftlich belegte Feststellungen" Bild

Entschuldige Athesius das ist zu komisch. "Wissenschaftlich belegt" Bild

Hast Du denn zu Deiner Zeit als Katholik gar nichts gelernt, noch nicht mal die Grundlagen?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Bei der Auferstehungsgeschichte im Neuen Testament handelt es sich um geistigen Diebstahl.

Fast alle Religionen haben Elemente aus vorbestehenden Lehren übernommen, also aus anderen Religionen/Kulten/Mythen/Philosophien.
In der Tat ist auch die jüdisch-christliche Bibel voller „geklauter“ Elemente, die von anderen Mythen, Religionen und sogar aus der antiken Philosophie stammen, z. B. der Schöpfungsmythos, der Garten Eden, die Sintflut, der Dualismus zwischen dem Guten und dem Bösen, der Monotheismus, mehrere der Zehn Gebote, die Messiaserwartung, Weissagungen, die Jungfrauengeburt, die Gottessohnschaft, die Taufe, der die Geburt des Messias anzeigende Stern, die Anbetung durch Magier bzw. Könige, Totenerweckungen, die Heilung Blinder und Lahmer und anderer „Wunder“, die Logoslehre, das kultische Mahl mit Brot und Wein, die (stellvertretende) Opferung unschuldiger Tiere und Menschen, die Kreuzigung eines Gottes, die Auferstehung am dritten Tag, die Himmelfahrt, die unkörperliche Seele, die Engel, die Dämon und deren Austreibung, die Weltuntergangsvorstellung, das Totengericht, der Jenseitsglaube usw.

Die Autoren, vor allem des Neuen Testaments ,stellen sich mit diesen massenhaften Plagiaten selbst ein Armutszeugnis aus.

Zum Abkupfern des Auferstehungsthemas schreibt Michael Schmidt-Salomon im „Manifest des evolutionären Humanismus“ auf Seite 60:

„Im Kern ist das Wunder der jesuanischen Auferstehung nämlich nichts weiter als eine 1:1 Kopie antiker Mythen. Nicht nur die Göttersöhne Herakles und Dionysos mussten leiden, sterben, auferstehen wie der christliche Messias, das gleiche Auferstehungswunder glückte vor Jesus u.a. auch dem babylonischen Tammuz, dem syrischen Adonis, dem phrygischen Attis sowie dem ägyptischen Osiris“.

„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Hast Du denn zu Deiner Zeit als Katholik gar nichts gelernt, noch nicht mal die Grundlagen?
Was soll das? Gelernt habe ich sehr viel, was du zu deinem Leidwesen sicher schon oft hier gemerkt hast. Nach meinen Schuljahren habe ich dann sehr schnell erkannt:

Religionen sind Hokus Pokus Fidipus

Warum muss man sich immer wieder mit dem Thema Religion beschäftigen?

  • Die Antwort ist denkbar einfach: weil der Hokuspokus, verkündet von der Kanzel (oder von wo auch immer), nicht aufhört.
  • Weil auch ich jahrelang Opfer von Infantilisierung und Verdummung gewesen bin und ich den Widerstand gegen Infantilisierung und
    Verdummung für mich zum Thema gemacht habe.
  • Und weil ich denke, dass der Mensch aufhören sollte, sich von einer monströsen Angstmaschine – "Du sollst keine fremden Götter neben
    mir haben!" – terrorisieren zu lassen.
  • Der Mensch sich weigern sollte, sich von den seltsamen Figuren, die man uns die letzten sechstausend Jahre als "Gott" zumutete,
    drangsalieren zu lassen.
  • Frei soll der Mensch sein und selbstverantwortlich. Soll den von Menschenhand fantasierten „Kokolores“ auslachen und nicht an
    Jungfrauen und Niederkünfte à la "heiligen Geist" glauben, auch nicht an Propheten, denen ein Herr Erzengel Gabriel Nachrichten von hoch
    oben einflüsterte, auch nicht an einen Himmelsfürsten, der an "Auserwählte" ein "holy land" verschenkt, er soll sein Hirn in Betrieb nehmen,
    den Verstand.
  • Er soll aufwachen und nimmer den uralten Stuss nachleiern. Er soll Würde zeigen und Courage, er soll sich seinen Mitmenschen zuwenden
    und nicht – auf Knien – in den (leeren) Himmel winseln.
  • Wie erfreulich, dass ich nicht mehr um Leib und Leben fürchten muss, wenn ich solche Absätze notiere. Ja, die Gesellschaft hat sich
    entwickelt. Dank der "lumières", der Aufklärung, die Licht in den überirdischen Obskurantismus brachte.
  • Früher hätte ich tollkühn sein müssen, denn umgehend hätte ein Pfaffe zum Sammeln von Reisig aufgerufen. Um mich kurzerhand
    verfeuern zu lassen. Heute muss ich nur noch den (harmlosen) Zorn der Beleidigten aushalten, die solches wie dies hier lesen und – ganz tief,
    unbewusst fühlen, dass ihr innig vergötterter Herrgott nicht existiert.
Die Instrumentalisierung der menschlichen Angst vor dem Tod, Verhütungsverbote aus dem Vatikan und haufenweise Missbrauchsvorwürfe – viel anzubieten hat gerade die katholische Kirche nicht für junge Leute.
Doch auch die evangelische Kirche verliert an Anhängern, wie eine Studie der EKD zeigt: Nur 34% der 22-29-Jährigen Kirchenmitglieder im Westen fühlen sich der Kirche verbunden, im Osten sind es 36%.
Muslime sind zwar augenscheinlich religiöser als Anhänger der katholischen oder evangelischen Kirche, 36% geben an, sehr stark gläubig zu sein. Doch fast genauso viele, 35,7% beten nie oder nur ein paar Mal im Jahr.

Wieso an Gott glauben, wenn wir schon so sehr an uns selbst glauben?
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Christel »

Schon die Überschrift „religiöse Schöpfungsgeschichte“ ist merkwürdig. In vielen Religionen entstanden zahlreiche Schöpfungserzählungen und Mythen zum Thema Schöpfung.

In Bibel stehen gleich auf den ersten Seiten zwei unterschiedliche Schöpfungstexte. Das Thema Schöpfung durchzieht die gesamte Bibel, es taucht folglich in unterschiedlicher Weise in der gesamten Bibel immer wieder auf.
Atheisius hat geschrieben: Mittwoch 24. Januar 2024, 21:09 Am Anfang war das Chaos, ein Universum unermesslicher Verwirrung, ohne Form und Inhalt, ein schwarzes Nichts. In Jahrmilliarden entstand unser Sternensystem (Milchstraße) und unsere Sonne mit ihren Planeten.
Wieso fängst Du nicht mit dem Urknall an?

Die Naturwissenschaft sieht darin den Anfang unseres Universums.

Das passt recht gut hierzu:
Creatio ex nihilo (lateinisch: Schöpfung aus dem Nichts oder Schöpfung aus nichts) bezeichnet die Erschaffung der Welt bzw. des Universums voraussetzungslos aus dem Nichts.

Der Begriff entstand in der frühchristlichen Theologie (Tatian und Theophilos von Antiochien) in Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie. Diese setzte seit Melissos einen ewigen und ungeordneten Stoff (Chaos) voraus, da aus nichts unmöglich etwas werden kann („ex nihilo nihil fit“). https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo
Atheisius hat geschrieben: Mittwoch 24. Januar 2024, 21:09So verehrten die Menschen auf allen Kontinenten seit Anbeginn der Zeit dieses göttliche Licht, brachten ihm Opfer dar und schufen ihm gewaltige Monumente. Man versuchte, die Sprache der göttlichen Sonne zu ergründen, ihren Kosmos, ihren Sternenhimmel. Es war die Geburt der astrotheologischen Mysterien, die Geburt der bronzezeitlichen Sonnenkulte, es war die Geburt des Religiösen, die Geburt der Mythologien, der Versuch, die Entstehung der Welt und den Sinn unseres Daseins zu ergründen.
Der Sonnenkult ist nur einer von vielen Kulten. Der ganze Kosmos galt als göttlich. Alle Planten waren Götter.
Auch das Chaos:
In orientalischen und westlichen Schöpfungs¬mythen ist der Drache ein Sinnbild des Chaos, ein gott- und menschenfeindliches Ungeheuer, das die fruchtbringenden Wasser zurückhält und Sonne und Mond zu verschlingen droht. Es muss von einem Helden oder einer Gottheit in einem Kampf überwunden und getötet werden, damit die Welt entstehen oder bestehen kann (siehe Drachentöter). https://de.wikipedia.org/wiki/Drache_(Mythologie)
Atheisius hat geschrieben: Mittwoch 24. Januar 2024, 21:09
Die Erfolgsgeschichte des Christentums liegt darin begründet, dass die uralten mythologischen Weisheiten und Symbole simplifiziert und für eine breite, ungebildete Masse verständlich gemacht wurden.
Das Christentum tat damit gar nicht zu tun. Zwei Drittel der Bibel sind jüdisch, der Tanach. Wenn Du die ersten beiden Schöpfungstexte der Bibel liest, dann liest Du aus der Tora.

Simplifiziert wurde nichts, sondern entgöttlicht. Das Chaos ist kein Gott. Sonne, Mond und Sterne sind keine Götter. Genesis 1 spottet über solche Vorstellungen, indem das Gedicht sagt, es sind nur Lampen, die Gott ans Himmelszelt gehängt hat.

Die Welt der Kosmos wurde durch das Judentum entgöttlicht. Der jüdisch/christliche Gott ist kein Teil dieser Welt. Die Welt ist nicht göttlich und daher frei zur Erforschung.
Atheisius hat geschrieben: Mittwoch 24. Januar 2024, 21:09und der Gipfel war die Personifizierung des „kosmischen Geistes“ in der Gestalt eines real existierenden Menschen.
Nein, kein „kosmischer Geist“. Der Kosmos ist nur Schöpfung.

Gott ist:
Aus monotheistischer Sicht ist Gott die alleinige Ursache für die Erschaffung der Welt. Auch Raum und Zeit sind erst mit der Erschaffung einer außergöttlichen Wirklichkeit in Erscheinung getreten. Da Gott absolut überzeitlich, ohne jegliche Dauer ist bzw. lebt, kann man von ihm nicht aussagen, dass er „vor“ der Weltentstehung allein existierte, sondern „nur“, dass er sich „ohne“ Welt befand. Durch die Erschaffung aus nichts ist jedes außergöttliche Seiende von Gott abhängig (vgl. Kontingenz).
https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Schon die Überschrift „religiöse Schöpfungsgeschichte“ ist merkwürdig. In vielen Religionen entstanden zahlreiche Schöpfungserzählungen und Mythen zum Thema Schöpfung.
Was ist daran merkwürdig? Worin liegt der Unterschied zwischen Schöpfungserzählungen und Schöpfungsgeschichten?

Zur jüdisch-christlichen Schöpfungsgeschichte:

Die einzige Stelle im Alten Testament, die explizit von einer „Schöpfung aus dem Nichts“ spricht, findet sich im Buch 2. Makkabäer (7,28); dort heißt es:
„Ich bitte dich, mein Kind, schau dir den Himmel und die Erde an; sieh alles, was es da gibt, und erkenne: Gott hat das aus dem Nichts erschaffen, und so entstehen auch die Menschen.“

Im neuen Testament der christlichen Bibel heißt es in Hebräer 11,3:

„Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.“
In der christlichen theologischen Interpretation wird der Ursprung der gesamten außergöttlichen Wirklichkeit auf Gott selbst als alleinige Allursache (Causa prima) zurückgeführt. Mit „Himmel und Erde“ ist die Gesamtheit aller außergöttlichen Dinge gemeint. Das Wort „im Anfang“ soll den absoluten Anfang aller Dinge und der Weltzeit ausdrücken.

Schon Jahrhunderte vor der Erfindung des Christentums wurde dagegen erkannt, das aus Nichts – Nichts entstehen kann.

Die philosophische Gegenposition zur theologischen Annahme einer Schöpfung aus dem Nichts wird oft auf Melissos (um 490 v. Chr.; † 430 v. Chr.) zurückgeführt; aber schon Parmenides (um 520/515 v. Chr.; † um 460/455 v. Chr.) lehrte:

„Auch kann ja die Kraft der Überzeugung niemals einräumen, es könne aus Nichtseiendem irgend etwas anderes als eben Nichtseiendes hervorgehen.“

Aus diesen Ideen entstand später die Formel Ex nihilo nihil fit („aus nichts entsteht nichts“), die sich so oder dem Sinne nach auch bei Aristoteles , Lukrez, Thomas von Aquin und anderen Philosophen findet.

https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo

Der ehemalige katholische Priester und Hochschullehrer Peter de Rosa befasste sich u. a. mit dem Gottesverständnis des "modernen Menschen" und mit dem "Reden über Gott":

"Was Nietzsche mit prophetischer Deutlichkeit sah, war, dass die Welt, wie sie gegenwärtig verstanden wird, den modernen Menschen daran hindert, an den Gott der Vergangenheit zu glauben. Im vorwissenschaftlichen Zeitalter war es möglich, an einen Gott zu glauben, der sich auf Gebete oder die Bedürfnisse seiner Gläubigen hin einmischte. Doch das ist vorbei. »Dass kleine Mucker und Dreiviertels-Verrückte sich einbilden dürfen, dass um ihretwillen die Gesetze der Natur beständig durchbrochen werden – eine solche Steigerung jeder Art von Selbstsucht ins Unendliche, ins Unverschämte kann man nicht mit genug Verachtung brandmarken.«
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Christel »

Merkwürdig an Deiner Überschrift ist, dass Du verallgemeinerst und nicht konkret Dein Thema benennst.
"Gott hat es ihnen offenbart. Seit Erschaffung der Welt wird nämlich seine unsichtbare Wirklichkeit an den Werken der Schöpfung mit der Vernunft wahrgenommen." (Römer 1,19f.)
Gott offenbart sich nicht nur in der Bibel, die ihrerseits selbst einen geschichtlichen Weg abbildet, sondern durch die Vernunft.

Es gab immer unterschiedliche Vorstellungen von der Welt. Vorstellungen, wonach die Welt ewig ist, als auch Vorstellungen, wo die Welt einen Anfang hatte. Noch Albert Einstein sah die Welt als ewig und statisch an. Daher lehnte er auch zunächst die Urknalltheorie ab.
Als Urknall (englisch Big Bang) bezeichnet man das früheste Anfangsstadium des Universums nach einer angenommenen Entstehung von Materie, Raum und Zeit vor etwa 13,8 Milliarden Jahren. „Urknall“ bezeichnet dabei keine Explosion in einem bestehenden Raum, sondern die extrem schnelle Ausdehnung des Raums selbst aus einer ursprünglichen Singularität. https://de.wikipedia.org/wiki/Urknall
In den Urknalltheorien „startet“ die Raumzeit in einer mathematischen Singularität. Den ersten physikalisch beschreibbaren Zeitpunkt legt man auf den kürzest möglichen Zeitabstand von dieser Singularität, nämlich die Planck-Zeit von ca. 10−43 Sekunden. Die Urknalltheorien beschreiben also nicht den Urknall selbst, sondern nur die Entwicklung des Universums seit diesem Weltalter. In der mathematischen Anfangssingularität sind Raum und Zeit noch nicht vorhanden. https://de.wikipedia.org/wiki/Singulari ... stronomie)
Da hast Du das "Nichts"!
Creatio ex nihilo (lateinisch: Schöpfung aus dem Nichts oder Schöpfung aus nichts) bezeichnet die Erschaffung der Welt bzw. des Universums voraussetzungslos aus dem Nichts.

Auch Raum und Zeit sind erst mit der Erschaffung einer außergöttlichen Wirklichkeit in Erscheinung getreten.

https://de.wikipedia.org/wiki/Creatio_ex_nihilo
So, wie es die heutige Astrophysik sagt, sagten es christliche Theologen bereits im 2. Jahrhundert.
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Aus Nichts kann nichts entstehen. Auch keine göttliche Schöpfung

Auch der Urknall enstand nicht aus dem Nichts sondern es bestand ewig vorher schon das "Ur-Atom". Da zu diesem Zeitpunkt die Materie stark komprimiert war, muss es extrem klein und heiß gewesen sein. Diese komprimierte Energie dehnte sich dann schlagartig mit unvorstellbarer Geschwindigkeit aus. Eine Explosion – wie es der Name vermuten lässt – war es allerdings nicht. Schon eine Sekunde danach war es etwa zehn Billionen Grad heiß und hatte etwa einen Durchmesser von der Erde bis zum Mond. Die Materie zu diesem Zeitpunkt hätte allerdings eher noch in eine Kaffeetasse gepasst. Ab da bildeten sich dann auch die ersten Elementarteilchen. Seitdem wird das Universum immer größer, kälter und weniger dicht.

Als Begründer der Urknalltheorie gilt der belgische Theologe und Physiker Georges Lemaître. Am 17. Juli 1894 wird der belgische Priester und Astrophysiker Georges Lemaître geboren. Als Priester trennte er konsequent christlichen Glauben und Wissenschaft und wurde so zum Begründer der Urknalltheorie.

Lemaître entwickelte 1927 eine erste Urknalltheorie, der zufolge das Universum aus einem einzigen Teilchen, dem „Uratom“ hervorgegangen sei.

1931 beschreibt Lemaître in einem kurzen Brief an Nature erstmals seine Theorie des „Ur-Atoms“, „ein kosmisches Ei, das im Moment der Entstehung des Universums explodierte“.

Diese Idee entsprang nicht – wie man annehmen mag – dem Schöpfungsgedanken seines christlichen Glaubens, sondern war durch die Quantentheorie inspiriert.

1933 veröffentlichte Lemaître seine Theorie in dem Buch „L'univers en expansion“. Auch Einstein konnte der Belgier nun für seine Urknalltheorie gewinnen: Als die beiden Physiker 1933 zusammen eine Vorlesungsreihe in Kalifornien gaben, sagte Einstein nach einem Seminarvortrag Lemaîtres: „Das ist die schönste und befriedigendste Erklärung für die Schöpfung, die ich je gehört habe.“

Gegen eine Vereinnahmung der Urknalltheorie als naturwissenschaftlichen Beweis für die Schöpfungsgeschichte durch Papst Pius XII im Jahr 1951 hat sich Lemaître erfolgreich gewehrt.

Für ihn war der „Beginn“ des Universums ein physikalisches Konzept, der „Schöpfungsakt“ dagegen ein philosophisches Konzept.

So hatte es bereits sein Vorbild Thomas von Aquin gesehen, der lehrte, die Schöpfung sei kein Akt innerhalb der Zeit. Thomas von Aquin hatte diese Konstruktion gebraucht, um nicht in Konflikt mit dem aristotelischen Weltbild zu geraten, in dem das Universum als schon immer existent angesehen wurde. Lemaître verwendete dieselbe Argumentation nun, um die Physik endgültig aus dem aristotelischen Weltbild zu befreien.

https://pro-physik.de/nachrichten/der-p ... ssen-knall


Kirche und Wissenschaft heute

Die Wissenschaft dringt immer weiter in alle Bereiche vor – in die Welt der Atome und der Nanopartikel ebenso wie in die Weiten des Alls. Wissenschaftler verändern das Erbgut von Pflanzen, klonen Tiere, die Medizintechnik macht rasante Fortschritte.

Die Kirche hat heutzutage weder Einfluss auf die Forschung, noch auf deren Erkenntnisse oder Veröffentlichungen. Und je mehr Bereiche die Wissenschaft durchdringt, desto weniger Raum bleibt für Erklärungen der Kirche.

Die Kirche von heute fungiert eher als moralische Instanz bei der Bewertung wissenschaftlicher Arbeit. Auch die bildlichen Erklärungen, die Theologen früher direkt der Bibel entnahmen, sind heute nicht mehr haltbar.

Die Kirchenvertreter trösten sich hingegen damit, dass erst ein kleiner Teil dessen erforscht ist, was erforscht werden kann. Oft werden die fehlenden Teile mit Erklärungen der Religion gefüllt. :lol:

Der Vatikan hat Wissenschaft und Kirche als miteinander vereinbar erklärt. Doch es gilt auch weiterhin:
Im Vatikan haben bei beiden Wissensquellen Vernunft und Offenbarung die Offenbarung, also der religiöse Glaube, leider noch immer den Vorrang.

https://www.planet-wissen.de/natur/welt ... r%20Mensch.
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Christel »

Richtig, der katholische Priester und Atomphysiker Georges Lemaître hatte die Idee eines Uratoms.

Heute spricht man dagegen von einer "Singularität". Was weiß man darüber? Nichts!
Was weiß man über den Urknall? Nichts!

Alle naturwissenschaftlichen Aussagen beginnen erst nach dem Urknall:
Den ersten physikalisch beschreibbaren Zeitpunkt legt man auf den kürzest möglichen Zeitabstand von dieser Singularität, nämlich die Planck-Zeit von ca. 10−43 Sekunden. Die Urknalltheorien beschreiben also nicht den Urknall selbst, sondern nur die Entwicklung des Universums seit diesem Weltalter.
https://de.wikipedia.org/wiki/Singulari ... stronomie)
Was passiert nach dem Urknall?

Es entstehen nach und nach Atome:
Etwa zehn Millionstel Sekunden dauerte es, bis die Bausteine der Materie unserer heutigen Alltagswelt entstanden, so die gängige Annahme von Experten: Nach dem Urknall vor 13,7 Milliarden Jahren bewegten sich Quarks und Gluonen, zwei Arten von Elementarteilchen, in den allerersten Augenblicken des Universums frei in einem Quark-Gluon-Plasma. Dann, in einem Phasenübergang, vereinigten sich diese Teilchen und bildeten Hadronen, darunter die Bausteine von Atomkernen – Protonen und Neutronen.
https://www.uni-heidelberg.de/de/newsro ... er-materie
Fazit:
Naturwissenschaftlich lässt sich der Anfang nicht verifizieren. Wir wissen heute lediglich das unser Universum, der Raum und sogar die Zeit tatsächlich einen Anfang hatten.

Johannes 1:

"Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist."

Nicäno-Konstantinopolitanum:
Wir[2] glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.

Und an den einen Herrn Jesus Christus,
Gottes eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Woher wusste man im Jahr 451, dass auch die Zeit einen Anfang hatte?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Holuwir schrieb am 31. Mai 2022:
"Es ist eigentlich unfassbar, wie leicht man glaubensbereiten Menschen so völlig absurde Behauptungen wie Christi Auferstehung und Himmelfahrt als historische Tatsachen verkaufen kann.
Aber wenn erst einmal die Grundlage für den Gottesglauben gelegt ist - die Welt kann nur durch Schöpfung entstanden sein - kann der Faden beliebig weitergesponnen werden, weil der dann geglaubte allmächtige Gott ja alles vermag".

Dazu kommen noch andere Märchen welche zum Dogma erhoben wurden z. Beispiel:
• Das Märchen von der „unbefleckten“ Empfängnis Marias
• Das Märchen von der Jungfrauengeburt
• Das Märchen von Mariä Himmelfahrt
• Das Märchen von der „Dreifaltigkeit“ Gottes
• Das Märchen von der Gottessohnschaft des Jesus
• Die Ernennung Marias zur Gottesmutter
• Die Ernennung der Hl. Anna zur Gottesgroßmutter (wird aber heute nicht mehr erwähnt)
• Das Märchen von der Unfehlbarkeit der Päpste, welche diesen Unsinn damit zum Dogma erheben konnten.
und noch etliche andere Märchen.

Gläubige Christen habe keine Probleme damit, dass alle Weinachten Gott als Säugling in Windeln in der Krippe liegt (Weihnachtsmärchen).

Die Theologin Dr. Uta Ranke-Heinemann bezeichnet dies im Übrigen als infantilisierende Theologie bzw. als theologische Schizophrenie. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Sie schreibt weiter:

„Dieser infantilisierende Theologie, mit der Säuglingswerdung Gottes, die alles für möglich hält, kommt sogar entgegen, dank dem Einsatz der Universal-Waffe gegen jeden Funken von Verstand: „ Gott ist kein Ding unmöglich“ einer Zauberformel die noch nie versagt hat, den Christen auch auf verlorenstem Posten ihr Gefühl der Überlegenheit über die menschliche Vernunft zu belassen, denn je größer die Beschädigung der Vernunft, desto stärker die Macht des Glaubens.“
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
Christel
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Christel »

Sind Dir die Argumente schon ausgegangen?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Atheisius
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Die christliche Welt wurde geprägt von 3 klassischen Schöpfungsgeschichten:

1) Die erste ist die aus dem ersten Kapitel der Genesis, die die christliche Kirche mit der Übernahme der hebräischen Bibel aus dem Judentum integriert hat. Hinter der hebräischen Schöpfungsgeschichte steht eine noch ältere:

2) das Enuma Elisch. Das ist die babylonische Schöpfungsgeschichte, sie wurde jährlich am vierten Tag des Neujahrsfestes gelesen, um die Erneuerung des Kosmos sicherzustellen. Das Epos wurde in seiner babylonischen Form vermutlich im ersten Teil des zweiten Jahrtausends v.Chr. verfasst. Die Priester, die im babylonischem Exil1die hebräischen Schöpfungsgeschichten verfassten, hatten Kenntnis von der babylonischen Erzählung. Sie schufen ihre eigene Geschichte einerseits als Spiegel für ihr eigenes kultisches System, andererseits als Aneignung und Korrektur dieser älteren Erzählung.

3) Die dritte Schöpfungsgeschichte ist Platons Timaios.

Sie wurde im frühen vierten Jahrhundert v. Chr. verfasst und spiegelt Platons eigene Kosmologie. Diese galt während der folgenden klassischen Antike und des Mittelalters als ,,wissenschaftlich". Sie wurde erst im 16. Und 17. Jahrhundert durch das heliozentrische Modell von Kopernikus und Galilei in Frage gestellt wurde.

DIE BABYLONISCHE SCHÖPFUNGSGESCHICHTE

Die babylonische Schöpfungsgeschichte hatte ihre Wurzeln in älteren Erzählungen aus der sumerischen Welt. Diese beginnen mit einer Ur-Mutter, die Ursprung des Kosmos und der Götter war. Somit waren diese Erzählung zugleich kosmologisch und theogonisch. Die Gottheiten traten in aufeinanderfolgenden Generationen in Erscheinung. Sie repräsentieren die Stadien der Entstehung des Kosmos. Als erstes gehen aus dem Körper der Ur-Mutter die Ur-Eltern: Himmel und Erde, hervor; dann folgen die kosmischen Urkräfte, Wasser, Luft und Pflanzenwelt und schließlich die anthropomorphen Götter und Göttinnen. Die Erzählung geht von einem Kampf zwischen den Generationen aus, der sowohl für die politischen Siege der jüngeren Staaten über die älteren steht, als auch für den Kampf um die politische Kontrolle und Herrschaft über die ,,chaotischen" sozialen Kräfte und Naturkräfte, die sich regelmäßig gegen die Ordnung auflehnten.

Dürren und Überschwemmungen bedrohten immer wieder das landwirtschaftliche System, das unter die Kontrolle der städtischen Eliten der Priester und Könige war. Soziale Unruhen, die von den Leibeigenen und Sklaven ausgingen, aber auch Invasionen feindlicher Staaten und wandernden Nomaden bedrohten die zerbrechliche Ordnung.

Das Enuma Elisch wurde aus älteren Schöpfungsgeschichten neu geschaffen, um die Überlegenheit der Stadt Babylon und ihrer Gottheit Marduk über die anderen Städte zu bekunden und feiern.

In dieser Umarbeitung mussten die alte Muttergöttin Tiamat und die ihr untergeordneten Gemahle Apsu und Kingu die Rolle der Kräfte des ,,Chaos" übernehmen (Chaos = o.g. Zuständer der Bedrohung).

Es wird geschildert, wie Tamats Gemahl Apsu plant, die jüngeren Götter zu töten, weil ihr Lärm seinen Frieden stört.

Tiamats Sohn Ea, schützt die jüngeren Götter, indem er Apsu überwältigt. Er entreißt Apsu seine Krone, setzt sie sich selbst auf und tötet ihn dann. Ea erhebt nun den Anspruch, dem Kosmos und den Göttern überlegen zu sein, er führt seinen Kult ein und erschafft, zusammen mit seiner Gattin Damkina, seinen Sohn Marduk.

Die Muttergöttin Tiamat greift ein, um Apsus Tod zu rächen. Sie stellt ein Heer von Ungeheuern bereit, stellt es unter das Kommando Kingus, den sie zu ihrem neuen Gemahl erhebt. Die jungen Götter fallen in Panik, wenden sich zuerst an den Gott Anu und dann an den Gott Ea, damit diese sie vor Tiamat schützen, aber beiden gelingt es nicht, sich ihr zu stellen. Schließlich wenden sie sich an den jungen Helden Marduk.

Marduk tritt Tiamat im Nahkampf gegenüber. Er fängt sie in einem Netz und schießt ihr mit einem Pfeil mitten ins Herz. Er löscht ihr Leben aus, wirft sie nieder und trampelt auf ihren toten Überresten herum.

Dann spaltet Marduk Tiamats Körper in zwei Hälften. Er erhebt die eine Hälfte als Himmel, um die oberen Wasser zu versiegeln. Dann bildet er in der Unterseite ihres Körpers die Sterne und Planetenhäuser der Himmel. Dann lässt Marduk Kingu zu sich kommen, verurteilt und tötet ihn. Aus Kingus Blut vermischt mit Lehm erschafft Marduk die Menschen, die er zu Sklaven und Sklavinnen macht, um den Göttern Muße zu verschaffen.

Wie bereits am Anfang angedeutet, zeigen Schöpfungsgeschichten auch Weltbilder und Gesellschaftsentwürfe. Es stellt sich die Frage, welche soziale Botschaften wir aus dieser Erzählung herauslesen können.

1) Erstens gaben die Herren des neu aufgestiegenen Stadtstaates Babylon und ihr Gott Marduk nicht vor, sie hätten bereits vor der Welt existiert.

Sie wussten, dass sie als jüngste Herrschaftsgeneration aus früheren Entwicklungsstufen, aus früheren Staaten und vor diesen aus einer vorstadtstaatlichen Welt, die weniger menschlicher Kontrolle als vielmehr dem Einfluss nichtmenschlicher Kräfte unterstand, hervorgegangen waren.

2) Zweitens wird diese früheste Welt als matriarchal betrachtet. Die Frau dominiert; ihr unterstehen männliche Gefährten.

Diese Welt war erst in der Generation von Marduks Vater, Ea, einer Welt dominanter männlicher Macht mit untergeordneten weiblichen Gefährtinnen gewichen.

3) Drittens ist das früheste Modell der Fortpflanzung die Parthenogenese.

Apsu, der uranfängliche Erzeuger alter Dinge, vermischt sich in einem einzigen Körper mit Tiamat, die alle Dinge zur Welt bringt. Die Götter und Göttinnen wurden in der Vermischung dieser männlich-weiblichen Vereinigung ausgetragen.

4) Mit Marduk wird das neue Herrschaftsmodel militärisch und architektonisch. Marduk tilgt alles Leben aus Tiamats Körper, macht ihn zu totem ,,Material", aus dem er den Kosmos schafft. Dem Leichnam Kingus entnimmt er das Blut, um versklavte Menschen zu machen. Dieser Übergang von eine reproduktiven zu einer handwerklichen Bildsprache für die Entstehung des Kosmos weist auf ein Vertrauen in die Aneignung der ,,Materie" durch die neue herrschende Klasse hin. Tote Materie hingegen, die zu Produkten verarbeitet wird, macht den Kosmos zum privaten Besitz ihres ,,Schöpfers".

5) Schließlich erhebt die Erzählung Anspruch auf eine grundlegende Klassenhierarchie von Herrschenden. Die Götter sind die unsterblichen Spiegelbilder der Aristokratie in Tempel und Palast.

DIE HEBRÄISCHE SCHÖPFUNGSGESCHICHTE

Die hebräische Schöpfungsgeschichte ist einerseits eine Weiterführung der babylonischen Erzählung, andererseits weist sie wichtige Unterschiede dazu auf.

In der hebräischen Erzählung ist der Schöpfer gleichzeitig mit dem ursprünglichen ,,Stoff" des Kosmos.

Die Auseinandersetzungen mit der Ur-Mutter sind damit aus dem Weg geräumt. Gott braucht niemanden zu töten, um Grundstoff für die seine Werke zu haben, da die Ur-Mutter bereits formloser, aber auch formbarer ,,Stoff" ist, der sich dem Gebot des Schöpfers augenblicklich fügt.

Die hebräischen Autoren gestalten ihre Schöpfungsgeschichte nach dem Modell der Arbeitswoche, die sie in heiliges Gesetz einbinden wollten. Sie beschreiben die Erschaffung des Kosmos als Vorgang, der sich majestätisch während der sechs Tage des Schöpfungswerkes vollzieht.
  • Der Schöpfer schafft zuerst das Licht, indem er es von der Dunkelheit scheidet.

    Am zweiten Tag schafft er, genau wie Marduk, das Himmelsgewölbe, um die oberen Wasser von den unteren zu trennen.

    Am dritten Tag erhebt sich aus den unteren Gewässern das trockene Land, und die samentragenden Pflanzen erscheinen.

    Am vierten Tag formt der Schöpfer die Sterne, die Sonne und den Mond, damit sie über Nacht und Tag herrschen.

    Am fünften Tag schafft er Fische und Vögel.

    Am sechsten Tag die Landtiere, das Vieh, die Reptilien und wilden Tiere und schließlich den Menschen.
Der Mensch unterscheidet sich von den Tieren darin, daß er ,,im Bilde Gottes" gemacht ist. Ihm wird die Herrschaft über alle Tiere der Erde, Fische, Vögel und Landtiere übertragen. Alle samen- und fruchttragenden Pflanzen sollen dem Menschen als Nahrung dienen, während die grünen Pflanzen den wilden Tieren, Vögeln und Reptilien zur Nahrung bestimmt werden.

Mit der Vollendung, jedes Tageswerkes wird das Werk des Schöpfers gesegnet, indem es als ,,gut" bezeichnet wird.

Am siebten Tag ruht der Schöpfer und heiligt diesen Tag als Ruhetag.

Welche sozialen Botschaften vermittelt uns diese Erzählung?

1) Gott ist in dieser Erzählung der intellektuellen Macht der Priesterklasse nachgezeichnet; sie kann alles durch rituelles Benennen ins Leben rufen. Das gebieterische ,,Es werde" ist die Art und Weise wie Gott erschafft.

2) Die Trennung zwischen Herrschenden und Arbeitern, zwischen Muße und Arbeit wurde aufgehoben.

Gott selbst arbeitet und ruht und bestimmt dies zum Rhythmus für alle.

3) Der Mensch ist eher ein Dienender im Sinne des Königtums und nicht wie ein Sklave. Als kollektiver Träger des ,,Bildes" Gottes, ist der Mensch Repräsentant der göttlichen Herrschaft auf Erden.

4) Oberflächlich gesehen gibt diese Erzählung keine Hierarchie einer Klasse von Menschen über andere her, zumindest nicht in der Art wie die babylonische Schöpfungsgeschichte sie vermittelt. Das hebräische Recht ließ Sklaverei durchaus zu, betrachtete sie allerdings zwischen Juden als unangemessenen währenddem sie Nichtjuden gegenüber erlaubt war.

5) Obwohl der Text die Gleichheit von Mann und Frau ,,im Bilde" Gottes offenlässt, legt das männliche Pronomen für Gott und für Adam bereits nahe, dass die Männer die Repräsentanten dieses Gottes sind, wobei Frauen an den Vorrechten der gemeinsamen ,,menschlichen" Souveränität teilhaben, aber der Herrschaft des männlichen unterstehen. Damit darüber keinerlei Zweifel aufkommen, übernahmen die priesterlichen Autoren eine ältere Volkserzählung über die Erschaffung von Mann und Frau und fügten sie ihrem eigenen Schöpfungsbericht ein.

In dieser Erzählung aus Genesis 2 wird der Mann als der zuerst Erschaffene beschrieben; die Frau kommt als zweite und ist Adams Rippe entnommen. Diese Erzählung verfolgt die klare Absicht, die patriarchale Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau zu postulieren.

6) Damit findet die Herrschaft Gottes über den (jüdischen patriarchalen) Mann als Gottes königlichen Diener sein Gegenstück in der Herrschaft des Mannes über seine Frau.

7) Zweifellos ist diese Erzählung anthropozentrisch. Obwohl der Mensch zuletzt geschaffen wurde, ist er die Krone der Schöpfung und erhält Herrschaftsrechte über sie. Dennoch ist sicherlich weder eine ausbeuterische noch eine zerstörerische Herrschaft gemeint. Der Mensch erhält nicht das Verfügungsrecht über die Erde oder die Erde als Besitz; diese gehört weiterhin dem ,,Herrn". Gott selbst ist es schließlich, der die Erde als seine Schöpfung besitzt. Der Mensch hat Nutznießungsrecht. Seine Herrschaft ist stellvertretend, indem er als königlicher Sachwalter für sie Sorge trägt, nicht als Eigentümer, der mit ihr tun kann, was er will.

8) Das Wort für Mensch, Adam (von adamah,Erde), geht von einer tiefen Verwandtschaft zwischen Mensch und Erde aus.

DIE GRIECHISCHE SCHÖPFUNGSGESCHICHTE

Platons Schöpfungsgeschichte,Timaios,ist abstrakter und philosophischer.

Platon beginnt mit der Definition des ursprünglichen, der Realität zugrunde liegenden Dualismus, mit der Aufteilung in den unsichtbaren, ewigen Bereich des Denkens und den sichtbaren Bereich der Körperlichkeit.

Der unsichtbare Bereich des Denkens ist der erste, ursprüngliche. Gleichzeitig existiert bereits am Anfang die umgeformte Matrix des Sichtbaren.

Zwischen diesen beiden befand sich der Schöpfer. Wie der babylanische Marduk und der hebräisch - Schöpfer, erschafft Platons Schöpfer durch das ,,Machen".

Diese Vorstellung des Kosmos als ,,gemacht" und nicht ,,gezeugt" ist in der christlichen Theologie zum wichtigsten Merkmal der Unterscheidung zwischen der Erzeugung, des Göttlichen in der Trinität und der Erschaffung der Weit durch Gott. Zuerst formt der Demiurg das Weltall zu den Ur-Elementen Feuer, Luft, Wasser und Erde, dann formt er diese zum sphärischen Körper des Kosmos. Dieser Kosmos wird geozentrisch und hierarchisch aufgefasst.

Die Erde im Mittelpunkt wird umringt von den sieben Planetensphären und dem Reich der Sterne. Die über den Mond hinausgehende Welt der Planeten und Sterne wir aus dem Element Feuer gemacht, der Bereich unterhalb des Mondes aus Wasser und Erde, die Luft steht dazwischen. Dann formt der Schöpfer die Weltseele und pflanzt sie dem kosmischen Körper als dessen Lebens- und Beweggrund ein.

In jedem der Bereiche erhalten die passenden Wesen ihren Ort: die Götter bei den Planeten und Sternen; die Vögel, die mit den Göttern verkehren, in der Luft; die Fische im wässerigen Bereich und die Tiere auf der Erde.

Der Demiurg fährt dann fort, aus den gleichen Elementen, aus denen er die Weltseele gemischt hat aber in einer verdünnten Form menschliche Seelen zu formen. Diese Seelen teilt er auf Gegenden und Orte in den Sternen auf, wo sie ihre himmlische Belehrung über die ewige Natur der Wirklichkeit erhalten. Die Körper dieser Wesen zu erschaffen, ist eine zu

niedrige Arbeit für den Demiurg und wird deshalb den Planetengöttern übergeben.

Sobald die Seelen den himmlischen Wahrheitstrank empfangen haben, werden sie in männlichen Körpern inkarniert, Dort besteht ihre Aufgabe darin, die chaotischen Empfindungen, die aus dem Körper aufsteigen, unter Kontrolle zu halten.

Wenn die Seelen diese Aufgabe erfolgreich bestehen, werfen sie ihren Körper ab und kehren beim Tod zu ihrem Geburtsstern zurück, um dort ein glückseliges, Leben zu führen. Wer aber das Ziel verfehlt, wird sich re-inkarnieren und bei einer zweiten Geburt in eine Frau eingehen. Wenn er in diesem Zustand nicht vom Schlechten ablässt, wird er sich in einem tierischen Wesen re-inkarnieren, das der schlechten Natur gleicht der er verfallen war. Diese Folge von Inkarnationen wird solange weitergehen, bis die Seele den Körper gemeistert hat und in ihre erste und beste Beschaffenheit zurückkehrt, das heißt als Mann (der herrschenden Klasse), und schließlich die Rückkehr in seine ursprünglich nicht-inkarnierte Beschaffenheit auf seinem Stern schafft.

Welche sozialen Botschaften vermittelt diese Geschichte?

1) Platon denkt die Wirklichkeit aufgeteilt in Geist und Körper. Geist oder Bewusstsein sind ursprünglich, ewig und gut. Körper ist sekundär und Ursprung des Bösen. Seele, Geist bzw. Bewusstsein stehen der Erde und dem Körper feindlich gegenüber.

2) Diese Hierarchie des Geistes über den Körper wiederholt sich in der Hierarchie des Mannes über die Frau und des Menschen über die Tiere. Ebenso wiederholt sie sich in der Klassenhierarchie der Herrschenden über die Arbeiter und Arbeiterinnen, was aber inTimaios nicht klar zum Ausdruck gebracht wird. Es zeigt sich deutlich erst in PlatonsPolitea,wo die gerechte und geordnete Gesellschaft der Hierarchie des wohlgeordneten Ichs entspricht.

Diese drei Schöpfungsgeschichten wurden im zweiten und ersten vorchristlichen Jahrtausend in der patriarchalen Skiavenhalterwelt der frühen Stadtzivilisation im östlichen Mittelmeerbereich geschaffen.

In der babylonischen Schöpfunpsgeschichte ist diese städtische Weit noch neu und unsicher. Auch die hebräischen Priester bewohnen diese patriarchale, sklavenhaltende Welt; aber in Erinnerung an ihre Wurzeln in einer nomadischen, einfacheren und der Gleichberechtigung näheren patriarchalen Gesellschaft, suchen sie diese Welt zu modifizieren. Sie verwerfen die Aufteilung in Arbeit und Muße zwischen den Göttern und den Menschen. In Platons Erzählung sind männliche Vorherrschaft, Klassenhierarchie und Herabsetzung der Tiere Teil der akzeptierten sozialen Ordnung.

Platon fügt diesem Anspruch der sozialen Vorherrschaft eine zusätzliche kulturelle Haltung, Die Erde selbst wird als niedrigste Ebene der kosmischen Hierarchie der Planetensphären gesehen. Wie der Körper das Gefängnis der Seele ist, so ist die Erde das gemeinsame Gefängnis der inkarnierten Seelen.

DIE CHRISTLICHE KOSMOLOGISCHE SYNTHESE

Das westliche Christentum akzeptierte den Bericht in Genesis 1 als die eigene Schöpfungsgeschichte, las diesen Bericht aber mit den Augen der griechischen Wissenschaft. So wurden die alten nahöstlichen, hebräischen, griechischen und christlichen Ideen vereinigt. Was dabei herauskommt ist eine Auffassung, dass Gott nicht nur bereits vor dem sichtbaren Kosmos ewig existierte, sondern dass er den Kosmos aus dem Nichts erschuf. Genaugenommen gab es in keiner vorherigen Schöpfungsgeschichte das Dogma der creation ex nihilo6. Die christliche philosophische Theologie hatte nämlich die Vorstellung, dass Gott die einzige Quelle des Seins ist, somit darf natürlich keine Materie von Anfang an ,,koexistieren". Damit dieser Schluß nicht gezogen werden konnte, wurde Gott als Schöpfer der ursprünglichen Materie verstanden.

Zum Glück ist im Christentum auch kein Platz für eine Abfolge von Reinkarnationen der Seele vom Mann über Frau bis zum Tier. Jede Seele ist von Gott einzigartig und als ,,sehr gut" geschaffen. Damit kommt allerdings die Frage nach dem Bösen auf, wenn ,,sehr gut" frei von allem Bösen bedeutet. Die christliche Lösung bestand darin, das Böse als Folge der Sünde zu verstehen. Und von der wiederum wird der Mensch durch Christus erlöst. Was aber ist mit tierischem und pflanzlichen Leben?

Diese Vermischung vieler Schöpfungsgeschichten hat als im Endeffekt ein ambivalentes christliches Weltbild hervorgebracht. Einerseits wird dem Menschen die Schuld für die Unzulänglichkeit der übrigen Natur zugeschoben, andererseits tragen die Menschen letztlich keine Verantwortung für die übrige Schöpfung. Tiere und Pflanzen können als Besitz des Menschen nach Belieben ausgebeutet werden, da sie keinen Status als Person besitzen.

Auf die Frage ob die Naturwissenschaften eine neue Schöpfungsgeschichte schaffen gibt Rosemary Radfort Ruether die folgende Antwort:

Schöpfungsgeschichten waren Entwürfe für das, was wir heute als kombiniertes wissenschaftliches, sozio-ethisches und theologisch-spirituelles Weltbild bezeichnen.

Durch neu physikalischen und biologischen Wissenschaften begann im 16. Und 17. Jh. für die westlich christlichen Menschen das Weltbild zu zerbrechen. Während Jahrhunderte stritten sich Kirchenführer mit Führern von Naturwissenschaften.


Warum Kirchenführer sich gegen ein heliozentrisches Universum wehrten ist für uns heute relativ unverständlich, aber man muss sich klar machen, was auf dem Spiel stand.

Das heliozentrische Weltbild verschob nicht nur die Welt aus dem Brennpunkt der Schöpfung, sondern zerstörte ganze moralische und geistige Systeme, die um dieses geozentrische Weltbild aufgebaut wurden. Zerstört wurde auch die Vorstellung von verschiedenen Typen von Materie auf denen die christliche Eschatologie aufgebaut war. Ein zweiter Schlag gegen die christliche Auffassung der Schöpfung war die Darwinsche Evolutionslehre. Sie zerschlug das Konzept verschiedener, separat erschaffener Arten. Neben der Frage nach der Besonderheit des Menschen gegenüber dem Tier, wies die Evolutionslehre immer mehr auf weit längere Zeitspanne der Erdgeschichte hin, als aufgrund von Berechnungen aus der Bibel angenommen worden war.

In den letzten 100 Jahren hat die Auseinandersetzung zwischen dem christlich-biblischen Weltbild und dem der Physik und Biologie an Gewicht verloren. Nicht etwa durch Schaffung neuer Synthesen auf beiden seiten, sondern eher durch ein gegenseitiges stillschweigendes Übereinkommen, je eine separate sich nicht überschneidende Autoritätsbereiche abzustecken.


RELIGIÖSE ERZÄHLUNGEN ÜBER DIE ZERSTÖRUNG DER WELT

Die Vorbilder für diese Art von Erzählungen bilden Erfahrungen realer Zerstörung in der Vergangenheit, verursacht sowohl durch die Natur als auch durch Menschen.

Eine besonders große Flut, die alles zerstörte, blieb im Nahen Osten lange Zeit in Erinnerung. Die erste Version dieser Geschichte von der großen Flut reicht bis in sumerische Zeiten zurück, also ca. 3000 v. Chr. und ist sicherlich das Urbild für die hebräische Sintfluterzählung.

In dieser Erzählung beschloss die Götterversammlung, den ,,Samen der Menschheit" zu zerstören. Bald bereuten einige Götter diese grausame Entscheidung. Sie wählten einen frommen König und leiteten ihn an, ein großes Schiff zu bauen. Leider ist der Text so bruchstückhaft, dass nicht klar hervorgeht, was der König ins Schiff mitnahm, trotzdem gilt er als derjenige, der es möglich machte, dass nach der Flut menschliches Leben wieder neu beginnen konnte.

Nach 7 Tagen und Nächten Flut kam Utu (die Sonne) hervor, der König öffnete die Fenster und ließ die Strahlen in das große Schiff hinein. Er vollzog Dankesriten für Utu und die Wasser gingen zurück. Der König wurde in den Stand eines Gottes erhoben und ,,Bewahrer des Namens der Vegetation und des Samens der Menschheit" genannt.

Die alten Gesellschaften des Nahen Ostens waren vielen Katastrophen ausgesetzt. Zu den Überschwemmungen kamen plündernde Nomadenherden, später Armeen, die Städte und Dörfer überfielen und alles das machten, was man sich eben als Zerstörung vorstellt. Krieg ist also durchaus ein weiters Schlüsselbild in den Erzählungen von der Zerstörung der Welt. Genauso wurden aber rund um den jährlichen Zyklus von Dürre und Regen Kult und Erzählungen gestaltet. Mit der Dürre stellte man sich vor, sei eine Gottheit gestorben und in die Unterwelt verschwunden, mit dem neuem Regen wurde sie wieder ins Leben zurückgerufen.

Man kann also sagen, dass in den Geschichten Zerstörung und Neuschöpfung, Tod und Auferstehung zwei Seiten der selben Geschichte sind.

Die herbräische Welt übernahm diese Urbilder, revidierte sie aber in Übereinstimmung mit ihrem Bild von Gott. Die Zerstörung wird zur Strafe Gottes, zur Vergeltung für das Scheitern in der Erfüllung der Gesetze.

Die hebräische Version der Sintfluterzählung erzählt in etwa folgendes:

In der zehnten Generation nach Adam begann die Bosheit überhandzunehmen so dass es Gott reute die Menschen geschaffen zu haben. Gott beschloss, seine Schöpfung zu Zerstören, nur Noah als rechtschaffener Mann fand Gottes Gunst, der mit ihm einen Bund schloss und ihn anwies, ein großes Schiff zu bauen. In das Innere des Schiffes nahm Noah jeweils paarweise alle Arten von Tieren.

Vierzig Tage und Nächte fiel Regen und alle Wesen der Erde verenden, nach nochmaligen 100 und 50 Tagen begann das Wasser zu sinken, bis Noah und seine Familie die Arche wieder verlassen können.

Als erstes baute Noah einen Altar und macht ein Brandopfer, welches Gott gefiel, worauf wieder ein Bund geschlossen wurde und Gott verspracht, nie wieder die Erde durch eine Flut zu zerstören.

Trotzdem ist die herbräische Bibel voller Bilder der Zerstörung, die Gott seinem auserwählten Volk Israel androht, besonders wenn es versäumt die göttlichen Gebote zu halten. [Z.B. Ezechiel 7,1-4 Das Ende kommt über die vier Ecken der Erde (...) Mein Auge zeigt kein Mitleid, und ich übe kein Schonung, sondern dein Verhalten lasse ich auf dich zurückfallen (...), Jesaja 24,1.3-6 malt bei der Beschreibung der göttlichen Vergeltung die Zerstörung des Landes durch alljährliche Dürren , und für jene, die die Dürre überlebt haben kommen die Fluten in Jesaja 24, 18-20.]

Trotz solcher Hinweise auf die Endgültigkeit, ist das göttliche Zerstören nicht das letzte Ende. Es dient als Warnung die Israel zur Reue aufrufen soll. Wenn Israel bereut und auf den rechten Weg zurückkehrt, wird Gott Israels Wohlergehen wiederherstellen.

Die jüdischen apokalyptischen Erzählungen, die vom Beginn des zweiten Jh. v. Chr. an niedergeschrieben wurden, waren vermutlich vom religiösen Denken der Perser beeinflusst. Dieses Weltbild basierte auf einem kosmischen Konflikt zwischen dem guten Gott und einem bösen Geist. Die Weltgeschichte war aufgeteilt auf vier Zeitalter, wovon jedes 3000 Jahre dauert.

In den ersten 3000 Jahren bleiben die Mächte getrennt und schaffen je eigene Geschöpfe.

Im zweiten Zeitalter führen die zwei Geister Krieg um deren Besitz.

Im dritten Zeitalter festigt die Macht des Bösen ihre Überlegenheit auf der Erde.

Im vierten Zeitalter wird Zoroaster geboren und eine wahre Religion breitet sich aus, wodurch ein Triumpf des Guten über das Böse herbeigeführt wird.

In den letzten 3000 Jahren regieren 3 gute Herrscher und die Menschheit wird einem Zustand nahe der Vollkommenheit erreichen, dann wird der letzte Retter erscheinen und ,,die letzten Dinge" herbeiführen. Die ganze Menschheit wird versammelt und gerichtet auf Grund ihrer guten und bösen Taten. Daraufhin folgt ein Zeitalter kosmischer Transformation. Die Berge werden schmelzen und alle Menschen müssen durch die Schmelze durch wodurch sie gereinigt werden. Der Retter tötet dann das kosmische Tier und bereitet aus ihm ein Sakrament der die gereinigten unsterblich macht. Zuletzt zerstört der gute Gott den bösen Geist. So wird die Welt vom Bösen und Vergänglichkeit gereinigt.

Die hebräische Version der Erlösung der Welt im Feuer ist weniger universal. Nach der Auferstehung werden nämlich die Gerechten von den Gottlosen getrennt, die Sünder werden für immer Zerstört und nicht durch eine Reinigung erneuert.

CHRISTLICHE APOKALYPTIK

Nach der Darstellung in der Offenbarung leiden die christlichen Heiligen unter der Macht eines gottlosen Kaisers nach dem anderen, doch die Befreiung ist in Sicht. Gott wird die Schalen des Zorns ausgießen und Plagen über die bringen, die den Kaiser und dem Satan göttlich Verehren. Es wird ein Urteil über das böse Reich gesprochen und die Heiligen werden dazu aufgerufen, die gottlose Stadt zu verlassen. Die Imperialmacht wird gestürzt, die Engel stimmen ein großes Hallelujah über die Vernichtung ein. Dann beginnt die letzte Schlacht zwischen dem Messias mit seinen himmlischen Heeren und dem Satan mit seinen Heeren. Die gottlosen werden besiegt, der Teufel wird gefangengenommen und für 1000 Jahre eingesperrt. Dann geschieht die Auferstehung der Heiligen, die mit Christus während 1000 Jahre regieren. Nach 1000 Jahren wird der Satan wieder entlassen, es kommt zu einer letzten Schlacht zwischen Gott und Satan. Er wird zusammen mit andere bösen Mächten in einen Feuersee geworfen wo sie in Ewigkeit gequält werden. Hiernach folgt die allgemeine Auferstehung, alle Menschen werden gerichtet. Die Bösen müssen mit dem Teufel baden gehen.

Nach diesem Gericht geschieht eine allgemeine Erneuerung der Schöpfung. Der erste Himmel und Erde vergehen, das neue Jerusalem kommt vom Himmel herab.

Diese apokalyptische Vision sprach jene Christen an, die sich selbst als verfolgte Außenseiter der römischen Reiches sahen, die in einer tödlichen Auseinandersetzung mit dessen politischer Macht standen. Bereits im frühen zweiten Jahrhundert wurde das Christentum dann zur Staatsreligion. Den konvertierten Christen war aber die Apokalypse zuwider, am liebsten hätten sie die Offenbarung ganz aus dem Kanon gestrichen, was nicht der Fall geworden ist.

Die Bedeutung der Offenbarung wurde allerdings heruntergespielt. Zwar blieb die Offenbarung offiziell ein Teil der historischen Zukunft, aber Spekulationen über die Nähe solcher Ereignisse wurde nicht gefördert.

Nur am Rande des Christentums beschäftigte man sich weiter mit der apokalyptischen Perspektive.

Immer wieder haben sich aber Gruppierungen des Christentums für die Offenbarung interessiert. Z.B.:

Im vierten Jh. hatten die nordafrikanischen Donatisten9die Apokalypse für sich wiederentdeckt.

Im 17. Jh. wurde die Lateinische Katholische Kirche zunehmend unglaubwürdig und wurde immer mehr in der Rolle der Hure Babylon gesehen, deren Herrschaft demnächst durch den Messias gestürzt werden würde. Wieder wurde das Buch Daniel und die Offenbarung interpretiert und man erkannte die eigene Zeit.

Genauso gab es apokalyptische Deutungen während des englischen Bürgerkriegs (1640-60), wobei England Gottes ausgewählte Nation und Rom mit Babylon gleichgesetzt wurde. Diese Tradition wurde vom amerikanischen Volksprotestantismus zusammen mit dem Glauben übernommen, Amerika wurde nun Gottes auserwählte Nation und das verheißene Land.

In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts zog ein Baptisten-Prediger aus New-England, (William Miller10) große Menschenmengen an, als er das Ende der Welt für ungefähr 1843 verkündete. Als diese Zeit nicht eintraf, wurde die Zeit neu errechnet auf 1844. Die meisten Anhänger wanderten enttäuscht ab, enttäuscht, dass die Welt nicht untergegangen war. Die katastrophische Schule des amerikanischen Christentums entstand typischerweise in Sekten wie den Adventisten11und den Zeugen Jehovas12.

In unserem Jahrhundert erwies sich der Kalte Krieg in den 50er bis 80er Jahren als fruchtbarer Boden für apokalyptische Spekulationen.

Die Apokalyptiker des 20. Jahrhunderts waren schnell bereit, den Krieg zwischen Messias und dem Satan als Atomkrieg aufzufassen. Sehr populär bei den amerikanischen fundamentalistischen Christen waren apokalyptische Traktate wie ,,The great planet earth" oder ,,Countdown to Armageddon".

Die Krise am persischen Golf von 1990 brachte eine Neuauflage dieser Spekulationen mit Einbezug von Saddam Hussein. Der Bestseller heißt übrigens: ,,Armageddon, Oil and the Middle East Crisis".

Abschließende Überlegungen:

Die bisher betrachteten Erzählungen von der Zerstörung der Welt dienten als Warnungen und als Androhung von Strafen für die Gottlosen, letztlich aber als Vergewisserung des Heils. In den apokalyptischen Erzählungen richtet sich die Strafe gegen feindliche Nationen und Ungläubige. Die kosmische Zerstörung garantiert die Vernichtung allen Bösen. Nach der

Zerstörung soll sich eine neue Welt erheben.

Die Erzählungen von der Zerstörung der Welt, wie sie die Ökologen im letzten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts aufgebracht haben erhalten aber keine solche Erneuerung. Die ökologische Apokalyptik vermittelt eine Botschaft, die schier unbegreiflich scheint. Sie lautet: der Mensch hat sich solche Macht über die Lebensgrundlagen angeeignet und weiß mit dieser Macht so wenig weise umzugehen, dass wir uns am Ende des 20. Jh. mit der realen Möglichkeit der unwiderruflichen Zerstörung der von der Natur entwickelten Biosphäre konfrontiert sehen. Die Zerstörung des Heimatplanetens aber bedeutet die Zerstörung unserer selbst.

Für religiöse Liberale ist es leicht, die apokalyptischen Visionen als Fanatismus einer verschwindend kleinen Gruppe abzutun. Das verkennt aber die immer neue Anziehungskraft dieser Visionen. Immerhin bieten sie eine Möglichkeit, mit sozialem Chaos zurechtzukommen.

Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Apokalyptik direkter Nachkomme des prophetischen Denkens ist und daher oft Träger des Protestes gegen das herrschende System. Das Ende des 20. Jh., mit seinen Extremen von Reich und Arm, Waffenarsenalen und Bedrohungen durch nukleare Waffen und einen ökologischen Zusammenbruch, ist durchaus bereit für solche schnellen magischen Lösungen, die den Sieg des total Guten über das total Böse garantieren.

Leider erscheint es uns eher unwahrscheinlich, dass irgend eine ökologische oder nukleare Katastrophe, in der die meisten Menschen vernichtet würden, die Erde wieder zum Paradies machen würde. Wenn wir diesen, wie die Autorin es nennt, ,,verzweifelten Abkürzungen des Heilwegs" vermeiden wollen, müssen wir anerkennen, dass solchen Visionen tiefe Ängste und verzweifelte Hoffnungen zu Grunde liegen.

Wir müssen nach einer alternativen Spiritualität und nach einer Ethik suchen, die diese Ängste und Hoffnungen in eine realistischere Bahn lenkt. Ganz besonders wichtig erscheint es gerade zum Schluß des 20. Jh., wo die extremen Bilder drohender Katastrophen, wie sie die Propheten der ökologischen Bewegung gerne an die Wand malen, sich viel zu bereitwillig für diese Fluch in paranoides und magisches denken benutzen lassen.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Ursachen für das Entstehen einer religiösen Schöpfungsgeschichte

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„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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