Tatsache ist:Jesus sagt:………Jesus sagte:……
Jesus hat keinen einzigen schriftlichen Satz hinterlassen. Gerade so als ob er Analphabet gewesen wäre. Hätte er schriftlich klare Vorgaben hinterlassen (Was einem Gott ja wohl leicht möglich gewesen wäre), wären den Christen zahllose blutige Kirchenspaltungen, Sektenbildungen, Religionskriege, Pogrome etc. erspart geblieben.
Was Jesus angeblich sagte, ist in den vier Evangelien nachzulesen. Alles was von ihm stammen sollte ist über Generationen mündlich weitergegeben worden, ein naturgemäß fehlerbehaftetes Verfahren mit viel Raum für Übertreibungen, Hinzudichtungen, Auslassungen, Legendenbildung und Anpassung an frühere Prophezeiungen.
Keiner der Evangelien-Schreiber kannte Jesus persönlich. Kein einziger war Augen– oder Ohrenzeuge. Alle waren auf das Hörensagen angewiesen. Auch der wichtigtuerischen Ekstatiker Paulus hat Jesus nicht gekannt. Somit ist für kein einziges Jesuszitat die Echtheit bewiesen.
Die Jesusgeschichten des Neuen Testaments sind allesamt unsicher. Das Johannesevangelium wurde erst ca. 90 bis 110 n. Chr. Verfasst, also 70 Jahre nach den fraglichen Ereignissen, das sind drei Generationen.
Der zweite Brief des Petrus stammt sogar erst aus der Zeit um 130/140 n. Chr., auch dieser Autor war damit sicherlich kein Augen- oder Ohrenzeuge und erst recht mit Petrus identisch.
Nicht ausgeschlossen ist auch, dass selbst zentrale Inhalte der Evangelien frei erfunden sind: So enthalten die frühen Paulusbriefe, die vor (!) den Evangelien verfasst wurden, kein Wort über die Eltern Jesu, die Jungfrauengeburt, den Geburtsort, das Leben Jesu, die Wundertaten, die Verleugnung durch Petrus, Judas, den Prozess Jesu, den Hinrichtungsort und die Story vom leeren Grab.
Ganz sicher frei erfunden sind große Teile des Johannesevangeliums und der Apostelgeschichte. Gleiches gilt für den Taufbefehl in Matthäus 28,19.
Ähnlich beim Alten Testament: Zum Beispiel wurde gemäß historisch-kritischer Bibelforschung festgestellt, dass allein das Zweite Buch Mose aus Textbruchstücken mehrerer Jahrhunderte zusammengestoppelt wurde. Insgesamt wurde das Alte Testament im großen Zeitraum von ca. 700 bis 900 Jahren aus verschiedenen zunächst mündlichen Überlieferungen und Textteilen zusammengestellt. Diese Misere der der verspäteten Verschriftlichung hätte ein allwissender Gott voraussehen müssen. Ein halbwegs vernünftiger Gott hätte dafür gesorgt, dass seine „Heiligen Schriften“ sofort verfasst werden und im Original, also unverfälscht und fehlerfrei, erhalten bleiben.
Der historische Jesus selbst bleibt die gewaltigste Macht gegen die Kirche, welche ihn bis heute als den von einer Jungfrau geborenen Gottessohn zu ihrem Grund macht.
Nicht um dessen willen, was er war, sondern um dessen willen, was er nicht war, ist Jesus der Mittelpunkt der Kirche.
Nun besteht die Ironie dieses Vorgangs religiöser Selbsttäuschung darin, dass die Bibel selbst die Mittel für seine Aufdeckung bereitstellt. Denn die Kirche musste ein Interesse daran haben, Weltenherrn (Christus) und Wanderprediger (Jesus) als ein und dieselbe Person dingfest zu machen.
Ohne diese begriffliche Fixierung und historische Verankerung des mythischen Christus keine Autorität und Macht für die Kirche auf dieser Erde! Daher bewahrte sie in ihren Reihen auch die Traditionen vom historischen Jesus und nahm sie - dogmatisch geschönt - in den Kanon heiliger Schriften auf.
Das gereichte ihr in der Neuzeit aber unter den Gebildeten zur Schande, weil man erkannte: Jesus hat diese Kirche nicht gewollt. Er hat ihr gar nicht die Binde- und Lösegewalt zugeschrieben, die ihre Vertreter (Päpste) bis heute für sich beanspruchen.
Seitdem reißen die Versuche nicht ab, doch noch zwischen historischem Wissen und lieb gewonnenem Glauben zu vermitteln. Der eine besteht darin, die heilsnotwendigen Lehren zu unterteilen in solche, die man wörtlich nehmen soll, und andere, die man besser bildlich versteht.
„So kommen etwa das Heilshandeln Gottes und der Erlösungstod Christi ins Töpfchen der Fakten, die Jungfrauengeburt und der Teufel ins Kröpfchen der Metaphern“ (Christoph Türcke).
Doch ist das nichts anderes als eine Immunisierungsstrategie. Längst hat die historische Kritik auch die harten Fakten als Fiktionen entlarvt.
Der andere Versuch besteht darin zu erklären, es komme nicht darauf an, ob ein Wort von Jesus stamme oder nicht. Doch lässt ein solches Vorgehen die notwendige Ernsthaftigkeit vermissen. Wem alles gleich gültig ist, der erklärt in Wirklichkeit für gleichgültig, was Jesus einst wirklich gesagt und getan hat. Er nimmt Abschied von Jesus.