Der berühmteste und folgenschwerste Betrug der katholischen Kirche

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Atheisius_2
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Der berühmteste und folgenschwerste Betrug der katholischen Kirche

Ungelesener Beitrag von Atheisius_2 »

(Nach Ignaz Döllinger, «Papstfabeln» 1863. Döllinger [1799—1890], katholischer Theologe und Universitätsprofessor in München, seit 1869 antipäpstlich, 1870 Gegner des Unfehlbarkeitsdogmas, Führer des Altkatholizismus.)
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Bekanntlich gibt es unzählige rührende Heilgenlegenden, die nichts als fromme Erfindungen sind. Die katholische Kirche hat sogar manche Heilige erfunden, die nicht mal als gewöhnliche Menschen je existierten. In ihren ersten Zeiten wollte sie damit heidnische Gottheiten und Halbgötter verdrängen, z. T. indem sie Heilige ähnlichen Namens ersann und populär machte und so der alten heidnischen Verehrung bloß ein christliches (besser kirchliches) Mäntelchen umhängte. Ähnlich wurden ja auch manche heidnischen Heiligtümer christianisiert. Und die meisten alten Tempel, die noch heute stehen, verdanken ihre Erhaltung ihrer frühen Umwandlung in christliche Kirchen.

Von jeher war die katholische Kirche erfinderisch in frommem Betrug. Der wohl berühmteste und folgenschwerste ist die sogenannte

«Konstantinische Schenkung».

Sie gehört zu den ärgsten Fälschungen, deren sie sich zu ihren Gunsten schuldig machte. Das Schriftstück, das vermutlich kurz nach 750 abgefasst wurde, sollte angeblich vom Kaiser Konstantin (gestorben 337) ausgefertigt worden sein. Danach überlässt der Kaiser dem Papste Silvester und seinen Nachfolgern im 9. und letzten Artikel der Urkunde die bleibende Herrschaft in Rom und Italien.

Mit besonderer Ausführlichkeit und Sorgfalt sind aber in den acht vorhergehenden Artikeln die der Kirche übertragenen Befugnisse zu kostbarer und auszeichnender Kleidung, zu hohen Titeln und Ehrenbezeugungen der Geistlichkeit aufgeführt, woraus man wohl mit Recht geschlossen hat, dass der betrügerische Verfasser ein römischer Kleriker gewesen sei. Er legte offenbar großen Wert darauf, dass der römischen Geistlichkeit u. a. das Privileg zustehe, ihre Reitpferde mit weißen Decken zu behängen! Das war ganz im Geiste von Rom im 8. Jahrhundert, wo es als etwas ungemein wichtiges und als ein kostbares und alle anderen ausschließendes Vorrecht der römischen Geistlichkeit betrachtet wurde. (Schon Gregor I., «der Große» [590 bis 604] hatte dem Erzbischof von Ravenna gemeldet: der Klerus von Rom wolle durchaus nicht zugeben, dass der Gebrauch von Pferdedecken den Geistlichen von Ravenna gestattet werde.

Spätere Päpste haben sich viel auf die gefälschte Urkunde berufen.

So stützte Urban II. sich auf sie, als er 1091 das Eigentumsrecht der römischen Kirche an der Insel Korsika beanspruchte. Auf der Auslegung, dass es besonders die Inseln seien, die Konstantin den Päpsten zu freier Verfügung geschenkt habe, baute man nun fort, obgleich sie in der gefälschten Urkunde nicht erwähnt worden waren.

Wie mit einem kühnen Sprung ward die angebliche «Konstantinische Schenkung» von Korsika hinüber nach dem fernen Westen, nach Irland getragen und so verfügte der päpstliche Stuhl über den Besitz einer Insel, welche die Römer selbst (also auch Konstantin) nie besessen, kaum gekannt hatten

Später versuchte man in Neapel das gleiche Mittel zugunsten des dortigen Klerus: Konstantin habe dem Papst Silvester auch das ganze Königreich Sizilien geschenkt!

Bei den Misshelligkeiten zwischen dem Hohenstaufen Friedrich I. und dem päpstlichen Stuhl musste die konstantinische Schenkung wieder eine bedeutende Rolle spielen. Die schroffsten Folgerungen daraus zog Gregor IX. in einer alles bisherige überbietenden Weise gegenüber seinem furchtbarsten und gewandtesten Gegner, dem Kaiser Friedrich II. : Konstantin habe das Imperium der Sorge der Päpste für immer überlassen; die kaiserliche Autorität sei nur durch die Päpste geschaffen.

Erst das 15. Jahrhundert erschütterte die Geltung der Schenkung.

Im Jahre 1443 hatte Eneo Silvio de Piccolomini, der spätere Papst Pius II, damals Sekretär Friedrichs des III. diesem Kaiser die Berufung eines neuen Konzils empfohlen, auf welchem u. a. auch die «viele Geister verwirrende» Frage der konstantinischen Schenkung auf Friedrichs Antrag zur Entscheidung gebracht werden sollte.
Er selbst war offenbar von der Unechtheit überzeugt. Fast gleichzeitig erhoben sich Reginald Pecock, Bischof von Chichester, der Kardinal Cusa und Lorenzo Valla, um mit geschichtlichen Gründen zu zeigen, dass die Tatsache wie die Urkunde erdichtet seien. Die päpstlichen Juristen indes hielten noch gegen hundert Jahre an der Fiktion fest.

Nachtrag
Hatten die Päpste in den folgenden Jahrhunderten nach der „Schenkungsurkund“ Streit mit den Kaisern, zogen sie gern die Konstantinische Schenkung aus der Tasche und pochten auf ihre darin verankerten Privilegien. Selbst bedeutende Kaiser wie Friedrich Barbarossa fügten sich und leisteten den Marschalldienst als rituelle Devotion.

Sobald einer aus den kirchlichen Reihen die Echtheit dieses Dokuments anzweifelte, ließen sie ihm schon mal Zunge, Nase und zwei Finger an der Schreibhand abschneiden - ein Diakon namens Johannes erhielt deswegen den Beinamen "Der an den Fingern verstümmelte".

Kritik wurde dennoch laut:

Der fromme Ordensmann Bernhard von Clairvaux beklagte ebenso wie die Dichter Walther von der Vogelweide und Dante, mit der Konstantinischen Schenkung sei ein Gift in den Klerus gedrungen: Gift in Form von Prunk und Pomp.

Die Fälschung flog erst im 15. Jahrhundert auf. Die Humanisten Nikolaus von Kues und Lorenzo Valla untersuchten den Text unter philologischen Gesichtspunkten. Sie wiesen nach, dass die Urkunde nicht im antiken römischen Latein abgefasst war, sondern in einer mittelalterlichen Ausprägung dieser Sprache. Besonders verräterisch war der Name Konstantinopel. Zu Konstantins Zeit hieß die Siedlung noch Byzanz. Es brauchte gut hundert weitere Jahre, bis sich der Schwindel in Europa herumsprach.

Für die Kirche war das peinlich.

Mit der gefälschten Schenkung wurde auch die Grundlage für das Vermögen der Päpste und des Vatikans geschaffen
.

Lange Zeit schwieg der Vatikan über sein Vermögen. Nun veröffentlichte das Zentrum der römisch-katholischen Kirche (Jahr 2021) erstmals seinen Güterbesitz. Aus der Jahresbilanz der Güterverwaltung des Vatikans (Apsa) geht hervor, dass der Heilige Stuhl über ein Bruttovermögen von 1,4 Milliarden Euro und ein Nettovermögen von 883 Millionen Euro verfügt, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet.
Auch die Anzahl der Immobilien wurde in dem Bericht veröffentlicht. Der Vatikan besitzt allein in Italien 4051 Objekte mit insgesamt 1,5 Millionen Quadratmetern. 688 dieser Objekte stehen leer, heißt es in der „FAZ“. 1123 weitere Objekte befinden sich demnach im Ausland. Davon 752 in Frankreich, 344 in der Schweiz und 27 in England.

Aus den Unterlagen ging auch hervor, dass nur rund 14 Prozent der Immobilien des Vatikans zu marktüblichen Preisen vermietet werden. Der Gewinn daraus wird für die Finanzierung der Arbeit des Kirchenstaats verwendet, heißt es. Die übrigen 86 Prozent der Immobilien werden als Wohn-oder Büroflächen zu geringen Preisen vom Vatikan selbst genutzt.

Prozess gegen Kardinal Angelo Becciu

Seit der Gründung der Aspa im Jahr 1967 von Papst Paul VI. wurde nie eine Bilanz der Güterverwaltung veröffentlicht. Ein Umdenken erfolgte nun im Zuge des Immobilienprozesses gegen einen einflussreichen Kardinal, der vor dem Vatikangericht am Dienstag beginnt. Im Mittelpunkt steht hierbei der Kauf einer Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea. Zehn Verdächtige werden wegen Veruntreuung, Machtmissbrauch und Zeugenbeeinflussung angeklagt. Unter ihnen ist auch der einflussreiche italienische Kardinal Angelo Becciu. Er soll bei dem Immobilienkauf in die eigene Tasche gewirtschaftet haben und Geld aus Wohltätigkeitsfonds an Verwandte weitergeleitet haben. Der Kardinal bestreitet bisher die Vorwürfe.
Papst Franziskus hatte zuvor bereits im November 2020 als Konsequenz aus den Vorwürfen dem Staatssekretariat des Vatikans die Finanzhoheit entzogen. Für die Verwaltung des Vermögens und der Immobilien ist nun die Apsa zuständig. Die Immobilie in Chelsea soll indessen wieder verkauft werden, heißt es aus der vatikanischen Güterverwaltung.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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