Fastenzeit ist Starkbierzeit

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Heinrich5

Fastenzeit ist Starkbierzeit

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Die Bayern haben eine andere Art zu leben als wir Preußen. Deshalb sind wir auch die Saupreußen.
Deutlch wird das unter anderem auch beim Fasten.
Damit das Fasten in Bayern auch Spass macht, kommt Starkbier auf den Tisch

Woher kommt das Starkbier?

Für den Ursprung des Starkbiers gibt es verschiedene Quellen. Die gängigste Geschichte ist wohl die, dass das kräftige Bier während der Fastenzeit von Salvatormönchen gebraut wurde. Denn wenn schon gefastet werden muss, dann zumindest nicht an der flüssigen Nahrung. Andere Stimmen behaupten auch, dass es kein Fasten- sondern ein Festbier ist, das die Paulanermönche zu Ehren des Festtages des heiligen Franz von Paula (2. April) herstellen.

Die Paulanermönche, die aus Italien nach München kamen, brauten bereits 1629 ihr erstes Starkbier nach dem Rezept des Maibocks, nur noch stärker (Doppelbock). Dieses war aber noch nicht besonders gut. Das änderte sich 1770, als der Mönch Barnabas Still den Posten des Braumeisters erhielt. Schon bald pilgerten die Münchner zum Bier trinken in das Kloster vor den Toren der Stadt, obwohl die Paulaner gar kein offizielles Braurecht besaßen. Bier durfte bis dahin nur an Personen ausgeschenkt werden, die zum Kloster gehörten. Erst der bayerische Kurfürst Karl Theodor lockerte 1780 die strengen Regeln zum Bierausschank, die von den findigen Mönchen eher locker gehandhabt wurden.

1751 erhielten die Paulanermönche als erste die Erlaubnis zu Ehren des Festtages ihres Namenspatrons ein malzreiches "Sankt-Vater-Bier" zu brauen, das im Volksmund schnell zum altbekannten "Salvator" umgetauft wurde. Der Salvator gilt somit als ältestes Starkbier in Bayern.

Damals wie heute ist das Starkbier ein wichtiger Bestandteil der bayerischen Trink- und Festkultur. Vor allem auch der Anstich auf dem Nockherberg gehört jedes Jahr zum Muss für den echten Münchner. Schon früh versuchten andere Brauereien den Erfolg zu nutzen und ebenfalls ein Starkbier zu brauen. Erst 1894 gelang es Paulaner den Namen "Salvator" schützen zu lassen. Seitdem heißen die Starkbiere anders, aber immer mit einem "-ator" am Ende.

"Das erste Glas Salvatorbier, welches überhaupt ausgeschenkt wird, trinkt der Bürgermeister von München, der nach alter Sitte zu Pferde sein muß. Bekanntlich wird zu einer gewissen Stunde mit dem Ausschenken aufgehört und Niemand bekömmt dann einen Tropfen. Allein die guten Münchner wissen sich zu helfen. Sie holen sich, ehe die Stunde schlägt, jeder mehrere Gläser in Vorrat und haben dann auch nach der festgesetzten Schlußstunde noch zu trinken."
Aus Dr. Theodor Grässes »Bierstudien«, 1872.

Die Paulanermönche waren die ersten, die für die fromme Frühjahrskur einen Doppelbock brauten, der auf den ehrwürdigen Namen „Sankt Vater“ getauft wurde. Später machte der Volksmund daraus den Namen „Salvator“.
Auch die anderen Münchner Brauereien kamen auf den Geschmack des herb-süßlichen Energietrunks und zogen nach. Nachdem sich die Paulaner den heiligen Namen ihres „flüssigen Brotes“ hatten schützen lassen, wurde man erfinderisch und weitere, zum Teil römisch- heroisch anmutende Starkbiernamen entstanden: sie heißen Triumphator (Löwenbräu), Maximator (Augustiner), Unimator (Unionsbräu), und Animator (Hacker Pschorr). Die Perlacher Forschungsbrauerei Jakob zeigte sich besonders kreativ und entwickelte mit „St. Jakobus“ den einzigen blonden Doppelbock unter den vornehmlich dunklen Gerstensäften.
Wo getrunken wird, muss auch gefeiert werden, trotz Fastenzeit. Die Starkbierfeste in den Münchner Brauereiwirtshäusern sind legendär und weit über die Grenzen Bayerns hinaus bekannt. Allen voran steht das berüchtigte Nockherberg-Spektakel. Dort wird zur Starkbierprobe geladen, zu der sich der Bayerische Ministerpräsident persönlich begibt. Wie früher dem Kurfürsten reicht ihm der Brauereichef die erste Maß mit den Worten: Salve pater patriae! Bibas, princeps optime! (lat. „Sei gegrüßt, Vater des Vaterlands! Trinke, bester Fürst!) Danach werden ihm, wie auch den anderen Staatsgrößen, beim traditionellen Politiker-Derblecken die Leviten gelesen.

Gelobt sei, was stark macht

In den Löwenbräukeller holt man sich zum Starkbier die stärksten Männer, die auf der Bühne den traditionellen Wettbewerb im Steinheben austragen. Ein 508-Pfünder muss dabei in die Höhe „gelupft“ und so die kräftigende Wirkung des Starkbieres unter Beweis gestellt werden. Zünftig gefeiert und getrunken wird auch im Augustinerkeller, im Unionsbräu Haidhausen und in der Perlacher Forschungsbrauerei.
Wenngleich das untergärige Doppelbockbier der Tradition nach dem leiblichen Wohl genügen sollte, werden bei den Starkbierfesten die Speisekarten nicht versteckt. Schließlich ist bei der etwas höherprozentigen Bierspezialität (zwischen sieben und acht Prozent Alkoholgehalt) auch eine gute kulinarische Grundlage erforderlich, die einem dann wiederum mehr Starkbier aufnehmen lässt.

Deftige Seitenhiebe

Das traditionelle Derbleck'n auf dem Nockherberg findet dieses Jahr am 12. März statt. In der Rolle des Fastenpredigers Bruder Barnabas wird auch heuer wieder Schauspieler Michael Lerchenberg deftige Seitenhiebe auf bayerische und deutsche Politiker austeilen. Er hatte fast 25 Jahre lang beim Singspiel zum Starkbier-Anstich den Ex-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber parodiert, bis er vergangenes Jahr sein Können als Festredner zeigte.
Das Derbleck'n findet jedes Jahr zum Anstich des ersten Salvator-Fasses im Paulaner Festsaal auf dem Nockherberg statt. Diese Starkbierprobe hat in München eine lange Tradition: Quasi erfunden hat es der Münchner Humorist Jakob Geis bei der Starkbierprobe 1891. Seitdem ist es für die jeweiligen Festredner sowohl eine Ehre als auch eine künstlerische, humoristische Herausforderung auf direkte aber lustige Art und Weise das aktuelle politische Geschehen durch den Kakao zu ziehen. Im Laufe der Jahre haben unter anderem Adolf Gondrell, der Roider Jackl, Walter Sedlmayr und Bruno Jonas auf der Paulaner-Bühne brilliert. Im Jahr 1992 schuf Max Grießer die Rolle des "Bruder Barnabas“, in Anlehnung an den historischen Paulaner-Mönch Frater Barnabas, auf den das Rezept des Salvators zurückgehen soll.
In der Fastenpredigt, dem kabarettistischen Teil also, und dem anschließenden Singspiel wird den Anwesenden der Spiegel vorgehalten. Je deftiger der Spott dabei ausfällt, desto lauter sind erfahrungsgemäß die Lacher im Saal. Kein Wunder, dass die Größen der Politik den Weg zum Nockherberg mit weichen Knien antreten. Allerdings: Auch wer nicht derbleckt wird, muss sich Sorgen machen, schien er den Rednern doch offensichtlich nicht prominent und wichtig genug.
http://www.muenchen.de/Stadtleben/Speci ... index.html

Schlussfolgerungen für den Eichsfelder:
Salvator, Triumphator, Maximator, Unimator und Animator haben wir hier nicht. Was wir haben ist aber das gute Dominator aus Apolda. Gerade in der Fastenzeit (Zeit zum Umdenken) sollte man sich damit ausreichend bevorraten. :D
niels
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Re: Fastenzeit ist Starkbierzeit

Ungelesener Beitrag von niels »

...Braugold Bock ist auch naheliegend und qualitytiv nicht zu verachten.

Btw: In den Studentenclubs in Ilmenau gibt es auch den jährlichen "Bockbiertag", an dem gleich ein gutes Dutzend Bockbiersorten ausgeschenkt werden - größtenteils aus Thüringen / der Umgebung. studenten holen einige der Sorten direkt bei den Brauereien mit dem Auto ab, da man die Sorten sonst selten bis gar nicht im Handel bekommt.

Vielleicht sollten wir die Diskussion nach Ilmenau "in die Praxis" verlegen?

Cheers,

Niels.
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