Klimagipfel Kopenhagen

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Josef
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Klimagipfel Kopenhagen

Ungelesener Beitrag von Josef »

Leicht überspitzt gesagt :
waren das für die ca. 30.000 Teilnehmer aus allen Herren Ländern nur 2 Monate mit schönen Tagen und wundervollen Nächten - wie einst beim Konzil in Konstanz ? :cry:

> Welche Meinung habt Ihr darüber ? :?:

Josef - heizt mit Gas und Biomasse
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niels
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Re: Klimagipfel Kopenhagen

Ungelesener Beitrag von niels »

(Leider) war es (fast) nur eine weitere riesige Energieverschwending und CO2 Produktion.

Aber vielleicht brauchte die Menscheit diesen "Gipfel" wie sein aktuelles Scheitern um feststellen zu können, das die bisherigen Ideen und Vorstellungen nicht funktionieren.

Nicht ganz fair finde ich, das nun Obama und Merkel in einigen Medien als "die Versager" angeprangert werden, obgleich von den Ländern die die vormals angedachten "härteren" Vereinbarungen boykottierten kaum die Rede ist.

Findet sich mittelfristig keine "weiche" diplomatische Lösung, wird die Menscheit um konkrete, teils auch straffe Saktionen und Massnahmen (u.U. auch gegen afrikanische wie asiatische Länder) nicht herumkommen, wenn wir nicht wieder einen neuen Welt-Krieg wollen. Sanktionen aber funktionieren nur, wenn sie von allen mitgetragen werden.

Ein erster Schritt könnte eine straffe Einfuhr-Besteuerung CO2 aufwendiger Importprodukte, für die keine CO2 Zertifikate an einer internationalen Börse erworben worden sind, sein. Südafrika war sich z.B. nicht zu fein, Importwaren aus China mit pauschal 40% zu besteuern, allein um den lokalen Markt zu halten. Dazu müssten aber alle "Großen" (EU, USA, ev. noch Indien - China und Russland wird man nur schwer überreden können) mitmachen, damit das nicht zu einer neuen Machtteilung auf der Erde führt.

Die europäische CO2 Börse macht erst dann Sinn, wenn keine zertifikate mehr verschenkt werden. Bisher konnten EON, RWE & Co. die geschenkten CO2 Zertifikate billig und trotzdem enorm gewinnbringend an der Börse verhökern. Man bekam umso mehr Zertifikate, desto mehr CO2 Produktion man schaffte. Schlußendlich wurde gerade wegen der Zertifikate besonders CO2 intensive Anlagen neu gebaut um mehr Zertifikate zu bekommen, was totaler Unsinn ist.

Statt den Afrikanern zig Milliarden Subventionen anzubieten, zu denen einige Afrikaner auf der Konferenz sagten "das wäre frech, denn damit könne man ja nicht mal ein Pferd besatteln", sollte man alle bisher schon laufenden Subventionen / Entwicklungshilfe an entsprechende Klimaziele der Länder binden - ggf. besonders klimafreundliche Länder mit Bonis ausstatten.


cheers,


Niels.
Kurt Brakelmann
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Re: Klimagipfel Kopenhagen

Ungelesener Beitrag von Kurt Brakelmann »

Zitat Niels:
Statt den Afrikanern zig Milliarden Subventionen anzubieten, zu denen einige Afrikaner auf der Konferenz sagten "das wäre frech, denn damit könne man ja nicht mal ein Pferd besatteln", sollte man alle bisher schon laufenden Subventionen / Entwicklungshilfe an entsprechende Klimaziele der Länder binden - ggf. besonders klimafreundliche Länder mit Bonis ausstatten.
Sudans Staatsschef Lumumba Di-Aping geriet geradezu geradezu außer sich. Niemand habe das Mandat zur Zerstörung Afrikas, sagte der Sudanese als Sprecher der G77-Entwicklungsländer. Das vorgelegte Dokument töte Millionen Menschen. Schließlich sorgte Di-Aping dann noch mit einem Holocaust-Vergleich (Die Industrieländer begehen einen neuen Holocaust an den afrikanischen Ländern) für einen zusätzlichen Eklat. Gerade der Präsident des Sudan hatte diese Aussage nötig, ist er doch selbst dafür verantwortlich, dass Hunderttausende Menschen im eigenen Land (Südsudan) schon von den eigenen Reitermilizen getötet wurden.

Auch die pazifischen Inselstaaten erklärten sich außerstande, dem Obama-Papier zuzustimmen. Mit Blick auf die versprochenen kurzfristigen Klimahilfen von 30 Milliarden Dollar, von denen im Schlussdokument die Rede ist, sagte der Präsident der Malediven, er sei nicht bereit, seine Inseln „für 30 Silberlinge zu verkaufen.“

Diesen Aussagen aus der Zeitung „Welt“ kann ich mich nur anschließen:

Diktatoren haben den Klimagipfel genutzt, um die westlichen Demokratien an den Pranger zu stellen. Der Westen hatte sich selbst das Büßerhemd mitgebracht, indem er Entwicklungsländern pauschal Finanzhilfen von Hunderten Milliarden Euro in Aussicht stellte. So hat sich der Westen selbst in eine Falle manövriert.

Es kam, wie es kommen musste. Völkermörderische, diktatorische und autokratische Regime vom Schlage des Sudan, Venezuelas, Kubas und des Iran nutzten den Klimagipfel, um die westlichen Demokratien an den moralischen Pranger zu stellen. Der Westen hatte sich selbst das Büßerhemd mitgebracht, indem er „den Entwicklungsländern“ pauschal Finanzhilfen von Hunderten Milliarden Euro über Jahrzehnte hinweg in Aussicht stellte.

Was auf den ersten Blick gerecht klingt, dass nämlich die Reichen den Armen helfen sollen, erscheint in völlig anderem Licht, wenn man sich fragt, wie die Verwendung solch ungeheurer Finanztransfers eigentlich kontrolliert werden soll, wird sie unterdrückerischen Regimes in die Hand gegeben.

Dabei hat sich der Westen selbst in diese Falle manövriert. Grassiert in unseren Breiten doch die schwärmerische Vorstellung, angesichts der drohenden Klimakatastrophe ließen sich alle Gegensätze von Interessen und politischen Systemen hintanstellen. Auf negativem Umweg wird so die Fantasie von der einen, großen Menschheitsfamilie genährt, die im Moment größter Gefahr zur Einheit verschmilzt: „We are the world, we are the people“, so lautet die Hymne dieser rührseligen Illusion.

Man kennt das aus Hollywood-Katastrophenfilmen: Angesichts eines drohenden Meteoriteneinschlags oder der Invasion vernichtungswütiger Außerirdischer werden ideologische und nationale Gegensätze unter den Menschen plötzlich belanglos. In der Stunde der ultimativen Bedrohung obsiegt die reine menschliche Solidarität über alle kleinlichen irdischen Querelen.

Dabei betreiben die westlichen Demokratien in Wahrheit ihre Kampagne für den weltweiten Klimaschutz durchaus nicht nur aus bloßer Liebe zur Gattung Mensch. Sie folgen damit auch handfestem Eigennutz. Bei der Entwicklung klimafreundlicher Technologien verfügen vor allem die Europäer über einen Vorsprung, den sie im Konkurrenzkampf mit aufstrebenden Wirtschaftsmächten wie China und Indien ausspielen wollen.
Doch je ambitionierter die westlichen Demokratien ihre Klimaziele stecken, desto schonungsloser werden sie vom Rest der Welt daran gemessen werden.
Indem sie den Fokus auf den Klimaschutz als dem alles überragenden Menschheitsproblem lenken, geben sie Diktatoren und Autokraten ein unschätzbares Propagandainstrument in die Hand. Forderungen wie die nach Einhaltung der Menschenrechte können sie nun mit dem Argument kontern, der Westen solle doch erst einmal seiner elementaren Verpflichtung gegenüber der Menschheit nachkommen und seinen CO2-Ausstoß wirksam reduzieren.
Schließlich habe er seine technologische Überlegenheit historisch ja der Ruinierung des Weltklimas zu verdanken, unter der die übrige Menschheit ausgerechnet in dem Augenblick zu leiden habe, da sie sich anschicke, den Abstand zum Westen aufzuholen. Woraus eine autoritäre Macht wie China – das nun plötzlich wieder als „Entwicklungsland“ gelten will – die Rechtfertigung ableitet, ihren brachialen Wirtschaftsaufstieg keinesfalls durch fremde Klimaschutzideale stören zu lassen.

Im Zeichen solcher rücksichtsloser nationaler Interessenpolitik erfährt der alte antiwestliche „Antikolonialismus“ eine makabere Auferstehung.

Gerade dieses Rühren am schlechten Gewissen der westlichen Welt aber macht große Teile der intellektuellen Eliten des Westens für den Klimaschutz so empfänglich. Scheint man mit dem CO2 doch zugleich eine als moralische Last empfundene historische Schuld gegenüber den „Verdammten dieser Erde“ abtragen zu können. Zugleich vermittelt das Vorangehen beim Kampf gegen den Klimawandel aber auch das Gefühl, beispielhaft für die gesamte Menschheit das Gute zu tun, dem die anderen dann aus Einsicht folgen würden. Das dürfte sich freilich als Illusion erweisen, solange große Teile
der Welt von Machthabern beherrscht werden, die unseren eigenen Humanismus keineswegs teilen.

Gerade bei einer solch komplexen Frage wie dem Weltklima darf der fundamentale Unterschied zwischen offenen Gesellschaften und Diktaturen nicht verwischt werden. Mit der Selbsteuphorisierung des Westens durch die arglose Vorstellung von einer „one big human family“ wäre jedenfalls niemandem gedient – ihm selbst so wenig wie der übrigen Menschheit, und dem Klimaschutz schon gar nicht.

http://www.welt.de/politik/article55930 ... weltbewegt

Gruß,
Kurt
Josef
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Re: Klimagipfel Kopenhagen

Ungelesener Beitrag von Josef »

Unabhängig von den interessanten Beiträgen vor mir :
>>>>>>>> die gottgesandte, so friedliche, wahrheitsliebend glaubwürdige, so unabhängige, die Menschenrechte so liebende, von der ganzen Welt beneidete heroische Lichtgestalt mit irischem Großvater verkündete in der einzigartig zurückhaltenden und bescheidenen Art seiner Vorgänger und Landsleute die Worte vom "bedeutenden und beispiellosen Klimaabkommen".<<<<<
Der Präsidentensprecher von Dimitri Medwedjew sprach vom " erfolglosestem Treffen auf höchster Ebene überhaupt".
Was eine aalglatte, ehemalige FDJ- Seketärin für Agitation und Propaganda zum meinen hatte, ist mir einerlei...

>>>>Hiermit
wünsche ich ausdrücklich
Nils - als Chef und erstmal Möglichmacher, Heinrich, Kurt, Rolf , auch den Anti-Eichsfelder , sowie der Christel- deren Beiträge ich gern lese und -
UND
alle anderen die ich vergassen haa und die disse Sieten laasen

> ein harmonisches, streitfreies, ruhig - besinnliches, gesegnetes Weihnachten - sowie die Erfüllung der vielen Wünsche durch´s Christkind !
Dar Josef :D
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niels
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Re: Klimagipfel Kopenhagen

Ungelesener Beitrag von niels »

btw: ich bin nicht "Chef", sondern stelle hier lediglich die Technik und sorge für einen möglichst komfortablen, "störungsfreien" Betrieb des Bretts. Erst die Nutzer machen das Forum zu einem Forum. Unter den Nutzern bin ich (hoffentlich) einer von vielen (auch wenn ich recht häufig mitdebattiere).

Euch allen ein frohes Weihnachtsfest, besinnliche Wintersonnenwende oder einfach erholsame Feiertage ;)

Euer,

Niels.
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