Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

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Heinrich5

Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden ist die Debatte um sogenannte Killerspiele weitgehend verstummt. Wohl auch, weil es kaum Argumente für ein Verbot gibt. Im Gegenteil: Die größten Massenmörder der Geschichte kannten keine Killerspiele. Und konsequenterweise müsste es zunächst ein Verbot von Bibel und Koran geben.

Eine Vielzahl von Untersuchungen und Studien verneint die Behauptung, dass Killerspiele das Gewaltniveau steigern. Weshalb sollte das auch so sein? Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Fiktion und Realität. Wenn Kinder sich Äste greifen und miteinander kämpfen, wächst in ihnen auch nicht der Wunsch, anderen Menschen den Kopf abzuschlagen. Ein Computerspiel ist ein Computerspiel.

Niemand tötet im Namen von Counter-Strike, im Namen von Religionen hingegen schon. Die Bibel steckt voller Aufrufe zur Gewalt. Von daher müsste eigentlich erst einmal ein Verbot von Religionen gefordert werden.
Aber keiner der Killerspiel-Gegner setzt sich dafür ein.

Offenbar haben Religionen eine bessere Lobby. Es schreibt ja auch niemand Killerbuch, wo die Bibel oder der Koran gemeint sind.

Wer behauptet, zwischen Killerspielen und Amokläufen gäbe es einen notwendigen Zusammenhang, macht es sich zu einfach. Millionen Kinder und Jugendliche spielen solche Spiele. Sie töteten keine Menschen, sie kämpfen in einer virtuellen Welt. Das ist nicht real. Weshalb sollte das ihre Hemmschwelle senken? Wie viele Jugendliche sind gewalttätig, weil sie PC-Spiele besitzen?

Es gibt viele Gründe dafür, warum Jugendliche auf die schiefe Bahn geraten, der Besitz von Counter-Strike gehört nicht dazu. Solche Jugendliche haben in ihrem Umfeld oftmals Aggressivität und Gewalt erlebt, sie haben sich dem angepasst. Die Gewalt in der Realität hat sie zu Schlägern gemacht, nicht die virtuelle auf einem Bildschirm. Dass man bei jugendlichen Amokläufern Killerspiele findet, beweist nichts, außer die weite Verbreitung dieser Spiele.
Der Versuch, Killerspielen zumindest eine Mitschuld an Amokläufen zu geben, ist dem Wunsch geschuldet, eine rationale Erklärung für eine irrationale Tat zu finden. Den Hinterbliebenen ist damit aber nicht geholfen. Was damit erreicht wird, ist eine emotionale bis hysterische Debatte, bei der irritierend leichtfertig das Verbot von Computerspielen gefordert wird. Das führt zu nichts, außer zu mehr Unfreiheit. Was machen wir, wenn nach dem Verbot der Killerspiele wieder etwas passiert? Was verbieten wir dann?
http://www.welt.de/webwelt/article67422 ... weltbewegt
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niels
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Re: Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

Ungelesener Beitrag von niels »

Die Debatten um Killerspiele wie auch echte Waffen bei deutschen (legalen) Waffenbesitzern waren Öl auf's Feuer der Medien und derer, in denen die Akomkläufe in den Schulen Angst und gespürte Hilflosigkeit hochkochen ließen.

Tatsächlich liefen beide Debatten am Kern des Problems - und damit der Ursachen für die Vorfälle - schlicht vorbei.

Ich persönlich fühle mich in Städten wie Kapstadt oder im Nordirak auf jeden Fall sicherer als z.B. In Berlin. Leipzig oder München - dabei ist es in den genannten Ländern weitaus einfacher eine Erlaubnis für den Erwerb und das Mitführen von Waffen in der Öffentlichkeit zu bekommen (wovon auch ein guter Teil der Bevölkerung - wenn auch nicht alle - Gebrauch machen).

Die ersten "heftigen" Ballerspiele kamen mit den Anfängen der Pseudo-3D Grafiktechnik in der Computerspieleindustrie auf. Die ersten 3D Spiele landeten umgehend auf dem deutschen Index (Wolfenstein 3D, Doom usw.) - offenbar wusste der deutsche Jugendschutz mit den Programmen weniger anzufangen als die meisten Jugendlichen, die damals schon Zugang zu den Spielen wie PCs hatten (hauptsächlich wohl Studenten oder ein paar Geeks / Freaks). Zum "Schutz der deutschen Jugend" wurden dann z.B. 3D Shooter derart "jugendgerecht" ausgestattet, das getötete Opfer nicht mehr rot sondern grün bluteten.

Wir haben derartige Spiele auch mal (in den Semesterferien natürlich) ausgiebig über Tage - auch im Netz zu Gruppen von z.B. 3- 15 Leuten - "gezockt", einmal auch über einige Tage...

Niemand davon hat bisher auch nur einer Fliege etwas zu leide getan... Allein die Vorstellung ist Quark, das solche Spiele "gewaltverherrlichend" Jugendliche zur Aggression in der Realität verleiten... Da dürfte jede Action-TV-Serie "einflußreicher" sein.

Aber bedenkenswert finde ich, das man die Motive der Täter bisher fast ausschließlich auf "Ballerspiele" oder "Schießsport" reduizert. Niemand bringt andere UND sich um weil er eine Waffe hat oder weil er das aus Ballerspielen gelernt hat. Wer eine solche Tat begeht, hat diese über Monate oder Jahre geplant - es gab immer eine einschlägige Vorgeschichte von Mobbing, Leistungsdruck oder Diskriminierung der Täter.

Die Reaktionen der Öffentlichkeit wie der Hinterbliebenen unter Lehrern, Schülern oder gar Eltern hört man interessanterweise äußerst selten Fragen stellen wie: "warum hat er/sie das getan"? In welcher Situation muß man enden, um eine solche Selbstmordtat zu begehen?

Fast jeder, der sich an seine Schulzeit erinnert findet einzelne Schüler oder Situationen in "Extremsituationen", als jahrelange Mobbing-Opfer von Schülern wie Lehrern oder auch unter übetriebenem Leistungsdruck aus dem Elternhaus. Ich kann mich da jedenfalls an gleich mehrere Fälle erinnern, wo Lehrer systematisch gemobbt oder auch "nur" weggenschaut haben, wenn Schüler gemobbt haben oder wurden - bis hin zu immer neuer Körperverletzung, Beleidigungen usw.

Das typische Medienbild, diese Jugendlichen hätten ihren Amok-Selbstmord "aus Spaß am Töten" begangen halte ich für hohl und dumm. Offenbar interessiert sich ja nicht auch nur ein Mensch NACH der Tat für seine persönliche Situation oder Verzweiflung, in der ein Mensch angekommen sein muß um solche Taten zu begehen. VOR der Tat wird sich demnach wohl erst recht niemand um die Situation des Täters gekümmert haben.

Ich glaube nicht, das ein Verbot legaler Waffen wie von Computerspielen auch nur ein Menschenleben retten / "verschonen" wird - eher das Gegenteil. Mit solchen Ideen wollen sich politische Lobbyisten oder auch "geschädigte" Eltern in ihrer persönlichen Hilflosigkeit über die Medien für eine "Verbesserung der Welt" einsetzen, weil sie nicht einsehen können (oder wollen) das es genau DORT nichts zu verbessern gibt, das eigentliche Problem einen anderen Grund hat und die Täter fast immer auch Opfer waren - wenn auch im stillen und über längere Zeit...

Einige der Szenarien würde man nach heutigem Recht wohl mit Mißbrauch / Mißhandlung von Schutzbefohlenen gleichsetzen und ahnden - soweit Eltern oder gar Staatsanwaltschaft davon je erfahren...

Traue keiner Regierung, die Dir keine Waffe zutraut[/ì]

Statt vor jede Schule einen Metalldetektor und Sicherheitsbediensteten zu stellen, sollten Schulen - inkl. Lehrer - aufmerksam und fachkompetent auf Schüler mit derartigen Problemen eingehen. Schlimm genug das einige "Vorzeigeschulen" mittlerweile sogar einen Schulpsychologen einstellen mussten - offenbar ist die Kompetenz von Lehrern auf sozialer wie fachlicher Ebene derart niedrig, das man denen keine nennenswerten Erziehungs- und Führungsfragen mehr "aufbürden" mag...
Heinrich5

Re: Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Killerspiele sind nicht die Ursache für Amokläufe haben aber einen Suchtfaktor

In Ballerspielen sind sie der Held, im täglichen Alltag der große Verlierer, der Hartzer, der Zugehörige zur neuen Unterschicht, dem Prekariat (früher sagte man Asoziale, Asi).

Killerspiele oder gewaltverherrlichende Filme können für reale Gewalttaten nicht verantwortlich gemacht werden. Wer das behauptet, macht es sich zu einfach. Jugendliche, die Ballergames spielen, tun dies intensiv, viele Stunden am Tag. Das gilt besonders für „arbeitsuchende“ Jugendliche im Elternhaus mit Hartz IV Bezug.
Im Hotel Mama ist Kost und Logis frei. Ihr Taschengeld haben sie vom Steuerzahler. Solche Spieler haben angegeben, dass sie 48 Stunden am Stück durchspielen können. Das Spiel wird so zum Lebensinhalt. Sie verlieren die Selbsteinschätzung. Bewerbungen um einen Job werden nicht mehr geschrieben. Die ganze Nacht wird geballert. Wenn die Eltern zur Arbeit fahren, legen sie sich ins Bett und ab späten Nachmittag wir weiter geballert. Sie verlieren so den Bezug zum realen Leben.

Ansonsten haben sie keine wirklichen Freunde, die gehen ja normal arbeiten. Über ihre gesellschaftliche Stellung sind sie frustriert aber im Spiel sind sie der Held. Diese Spiele haben einen extrem hohen Suchtfaktor. "Counter-Striker" spielen aber in erster Linie nicht, um Aggressionen abzubauen, sondern es herrscht ein großer Teamgedanke vor. Der Mitspieler kann sogar in der Hierarchie dienstgradmäßig wie bei der Bundeswehr vom einfachen Landser zum Offizier aufsteigen.

Wenn solche Leute ihre ganze Zeit dem Spiel verschenken und sich ein virtuelles soziales Geflecht aufbauen, kann das aber auch zu gewissen Aggressionen führen. Das betrifft aber andere Spiele genauso. Korrelationen zwischen gewalttätigen Inhalten und aggressivem Verhalten treffen wenn, dann aber auch für Horrorfilme oder andere gewaltverherrlichende Filme zu.Man kann keinen konkreten Zusammenhang zwischen dem Spiel und realen Aggressionen herstellen.
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Re: Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

Ungelesener Beitrag von niels »

Computerspiele allgemein haben einen "Suchtfaktor" - Ballerspiele bilden da kaum eine Ausnahme - stechen aber aus den Suchtstatistiken auch nicht hervor. Aktuell sehen Suchtexperten für "Computerspiele" vor allem "Spiele" die "virtuelle Welten" abbilden für die erfolgreichsten Killer von Lebenszeit und sozialem Halt in der Realität.

Aber - nicht nur Spiele bieten Suchtpotential am Computer. Es gibt "Internetsüchtige" der verschiedensten Coleur...

Aber:
Niemand käme auf die Idee z.B. Computer oder das Internet zu verbieten, weil es "süchtig" machen kann und Microsoft Windows verbietet auch niemand, obwohl wohl alle "Ballerspiele" darauf laufen...

Aber:
Was bitteschön bietet kein Suchtpotential? Wieviele Deutsche z.B. sind kauf- bzw. konsumsüchtig? "Shopping" ist für nicht wenige jugendliche Frauen die mit Abstand "wichtigste Beschäftigung" und die Schuhsalons sind dankbar drüber. Neben Drogen und Geldspielsucht finden sich heute eine Vielzahl neuer wie alter - oft kaum weniger gefährlicher - Süchte wieder. Da gibt es die Sucht zu fressen, abzunehmen (Magersucht), Geld auszugeben oder nach sozialen Kontakten, nach Sexualität, nach Geltung und Anerkanntwerden.

Wir als Menschen MÜSSEN den Umgang mit unserer Zeit, mit unseren Interessen wie unserer Umwelt lernen. Das können uns weder Verbote noch schlaue Dritte abnehmen.

Allerdings spielen immer wieder Politiker mit den Ängsten und Sorgen der Menschen und keine noch so blöde wie blinde Verbotsidee scheint da zu blöd. Wer Waffen will, der bekommt sie, wer Drogen oder Ballersiele will, bekommt sie und wer Alkohol oder Internet-süchtig ist, wird auch da rankommen. Wer sein Geld aus Kaufsucht ausgeben will, wird es irgendwie tun.

Verbote von Drogen wie Alkohol haben nicht mal zu einer Einndämmung des Konsums in der Gesellschaft geführt - eher im Gegenteil. Spätestens mit der US-Prohibition dürfte dies jeder gelernt haben.

Verbote führen alle Beteiligte in die Illegalität, wo sie noch weniger greifbar sind und mit allen bekannten gesellschaftlichen Folgen wie "Kriminalität" usw.

Was wir tun können? Ehrliche, nicht über- wie untertreibende - EHRLICHE - Aufklärung wie eine gesunde Erziehung der Menschen.
Josef
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Re: Killerspiele sind harmloser als Bibel und Koran

Ungelesener Beitrag von Josef »

Genau so , Nils !
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