....erst kamen die Linke und die Grünen auf die Idee - eine "Transaktionssteuer" auf jede ("riskante") Finanztransaktion am Finanzmarkt - jetzt auch die SPD. Mit der Wahlschlappe in NRW vom Wochenende kommt nun auch die CDU/CSU auf den Trichter - man braucht wieder Wählerstimmen und der Deutsche will schließlich, das "die, die die Krise herbeigeführt haben, dafür auch zahlen sollen" (sollen - auch wenn damit doch eigentlich gar nicht mal die Griechenlandkrise gemeint war, sondern die vorrausgehende Finanzkrise).
Damit bewegt sich nun auch Deutschlands Regierung auf dem Level des ebenso laut schreienden wie uninformierten (oder vielleicht noch von "BILD" "gebildeten") Mobs.
Wer auch immer auf die Idee kam, die Investoren oder Banken seien Schuld an der Misere, hat sich für jedwede sachliche Debatte mangels Sachverstand disqualifiziert.
Die "tolle" Idee der Transaktionssteuer, die doch - in den Augen der gutgläubigen wie unfähigen Politiker - die großen Hedge-Fonds, die Leerverkäufer wie die Hochfinanz treffen soll - belastet lediglich den kleinen Anleger, den deutschen Rentner wie die deutsche Wirtschaft.
Warum?
Ganz einfach (und das ist keine Anleitung zur Steuerhinterziehung, sondern selbstverständlich) Große Finanzer buchen - wie sie schon zuvor buchten - binnen den eigenen Büchern. Buchungen innerhalb einer Buchhaltung sind nicht besteuerbar - soweit denn überhaupt Buchungsvorfälle nötig sind. Je größer das Institut oder die Bank, desto verzweigter der Hedge-Fond, desto seltener wird dieser überhaupt eine solche Abgabe zahlen müssen. Die weniger großen, die es weniger können, verlegen Ihr Geld nach Hong Kong, Dubai oder die USA, wo sie die selben Anlagen unbesteuert handeln können - kostet keine zwei Tastenklicks.
Also wer soll diese Steuer bezahlen? Der Deutsche, der sein bischen Erspaartes in Eigenverantwortung für seinen Altenteil anlegt, statt sich auf staatliche Sozialsysteme zu verlassen? Aber auch der deutsche Rentner, dessen Geld ja bei Landesbanken angelegt wird? Das ist sicher eine faire und vor allem soziale Lösung - toll Herr Gabriel, Herr Gysi und Frau Künast. Da haben Sie mal wieder die nächste Sau durchs Dorf getrieben, die der einfache Bürger wieder einfangen darf...
Die Bürgerinnen und Bürger wollen vor den Risiken des Finanzssystems sicher sein" - tönt derweil der Bundespräsident. Ich frage mich allerdings, warum Schwarz-Rot die Leerverkäufe erst lauthals verbieten wollten, dann doch insgeheim über die Bundesfinanzaufsicht per Dekret erlaubt haben?
Übrigens - für die, die es noch nicht "wussten" (oder wissen wollten). Griechenland ist nicht von bösen Bankern und Anlegern in den Schlamassel gejagt worden, sondern die Politik hat sich mit überfetten Wahlgeschenken beim Wähler eingekauft.
Gerade die risikofreudigen Anleger sind gerade jetzt die, die wir wie Griechenland besonders braucht - denn allein DIE sind bereit große Teile der Risiken zu kaufen. Wir alle in Europa -auch wir Deutschen, ebenso die Amis, der ganze Westen - hat über Jahrzehnte immer neue Schulden generiert. Nun wird es Zeit Inventur zu machen und notfalls den Gürtel enger zu schnallen, wenn wir feststellen, das wir es übertrieben haben.
"Man muß die Finanzindustrie auf ein Normalmaß zurückschrumpfen" - was ist das für ein Quark? Vor allem was ist denn "normal" und wer legt das fest? Die Finanzmärkte müssen erstmal transparent und damit "ehrlich" gemacht werden und betrügerische Konstrukte wie Leerverkäufe dürfte es nicht (mehr) geben.
Aber,
Jetzt den Banken und Investoren die Schuld für die jahrzehntelangen Staats-Schulden in die Schuhe zu schieben, weil die Politik die Ursachen nicht einsehen will, wird die Probleme stetig verschärfen - aber kaum lösen...
Wo wären unsere Staaten, wenn es keine "risikofreudigen" Investoren / Anleger mehr gäbe, die den Staaten für ein entsprechendes Entgelt wirtschaftliche Risiken abkaufen? Das würde ich dann doch gern mal sehen (aber bitte nicht live)...
Der Sozialneid treibt unsere Gesellschaft in den eigenen Ruin - schon Jesus, Zarathustra und Buddha wussten, das Neid selten zielführend ist und selten reich - vor allem aber nie glücklich macht...
Nur meine 0,02 EUR...
Niels.
Transaktionssteuer - das Patentrezept deutscher Politik?
Moderatoren: FENRIS, niels, Politik und Gesellschaft
-
- Senior- Mitglied
- Beiträge: 211
- Registriert: Sonntag 27. Dezember 2009, 18:01
- PLZ: 68740
- Wohnort: Rumersheim le Haut
Re: Transaktionssteuer - das Patentrezept deutscher Politik
Deutschland hatte die Börsenumsatzsteuer, als Nachfolger der Reichsstempelsteuer, 1922 eingeführt. 1944 bis 1948 ausgesetzt, war sie bis 1991 in Kraft und wurde durch die Kohlregierung abgeschafft.
Hat sich irgend etwas geändert, die diese damaligen Abschaffungsgründen in einem anderen Licht sehen?
1984 wurde die Börsenumsatzsteuer in Schweden eingeführt. Erwartet wurden jährliche Einnahmen von 1,5 Mrd. SEK (schwedische Kronen). Realisiert wurden lediglich 50 Mio SEK und die Börsenumsatzsteuer wieder abgeschafft, da die Kapitalabwanderung der Stockholmer Börse Probleme bereitete. Aus diesem Grund ist die schwedische Regierung strikt gegen jede europäische Einführung der Börsentranaktionssteuer.
Die Länder mit einer solchen Transaktionssteuer besteuern wie GB, USA oder die Schweiz besteuern nur eigene Titel, die Steueraufkommen sind daher sehr marginal und erfüllen keineswegs auch nur annähernd die Erwartungen der SPD, Grüne und der Linken.
Das der Finanzmarkt reguliert werden muß, steht wohl ausser Frage. Sollte hier eine Börsenumsatzsteuer von Nutzen sein, so wäre ich auch dafür. Es sollte aber ein Gesamtkonzept auf den Tisch gelegt werden in dem Vorteile und Risiken nicht verschwiegen sind.
Das weltweite Finanzdesaster hat die Firmen und Banken sehr unterschiedlich getroffen. Firmen mit einer guten Eigenkapitalquote waren von der Krise kaum betroffen. Dies sollte in die Überlegungen einfliessen.
Hat sich irgend etwas geändert, die diese damaligen Abschaffungsgründen in einem anderen Licht sehen?
1984 wurde die Börsenumsatzsteuer in Schweden eingeführt. Erwartet wurden jährliche Einnahmen von 1,5 Mrd. SEK (schwedische Kronen). Realisiert wurden lediglich 50 Mio SEK und die Börsenumsatzsteuer wieder abgeschafft, da die Kapitalabwanderung der Stockholmer Börse Probleme bereitete. Aus diesem Grund ist die schwedische Regierung strikt gegen jede europäische Einführung der Börsentranaktionssteuer.
Die Länder mit einer solchen Transaktionssteuer besteuern wie GB, USA oder die Schweiz besteuern nur eigene Titel, die Steueraufkommen sind daher sehr marginal und erfüllen keineswegs auch nur annähernd die Erwartungen der SPD, Grüne und der Linken.
Das der Finanzmarkt reguliert werden muß, steht wohl ausser Frage. Sollte hier eine Börsenumsatzsteuer von Nutzen sein, so wäre ich auch dafür. Es sollte aber ein Gesamtkonzept auf den Tisch gelegt werden in dem Vorteile und Risiken nicht verschwiegen sind.
Das weltweite Finanzdesaster hat die Firmen und Banken sehr unterschiedlich getroffen. Firmen mit einer guten Eigenkapitalquote waren von der Krise kaum betroffen. Dies sollte in die Überlegungen einfliessen.
-
- Senior- Mitglied
- Beiträge: 211
- Registriert: Sonntag 27. Dezember 2009, 18:01
- PLZ: 68740
- Wohnort: Rumersheim le Haut
Re: Transaktionssteuer - das Patentrezept deutscher Politik
niels,
wenn du mit deiner Ablehnung der Leerverkäufe auch die Future meinst, so kann ich dir nicht beipflichten.
Sowohl die Financial Future wie auch die Commodity Future sind unabdingbar für die Aufrechterhaltung der Produktion großer Unternehmen. Man könnte allerdings den Zugang zu diesem Markt beschränken und alle vorlassen, die offensichtlich nur spekulieren wollen. Man könnte auch die Einschußzahlung (Initial Margin) gesetzlich festlegen, damit dem Spekulanten die Lust daran verdorben ist.
Für jene, die sich jetzt nicht auskennen zwei Beispiele
Zur Erstellung eines Angebot muß man sämtliche Preise bereits kennen und auch solche, die erst Monate später im Einkauf von Rohstoffen realisiert werden. Die Firma geht dann mit einem Lieferanten ein Liefervertrag zum festgesetzten Preis ein, ein Commodity Future. Oder ein weiteres Beipiel. Ein Liefervertrag in den außereuropäischen Raum wird oftmals in US-$ vereinbart. Der Zahlungseingang erfolgt in der Regel auch erst Monate nach dem Abschluß des Liefervertrages. Jede Kalkulation kommt aber in Schwierigkeiten, wenn bei Zahlungseingang die Dollarparität sich verringert hat. Hier schliesst man nun an der Börse einen Financial Future ab mit einem Interessenten (oftmals Reiseunternehmen), denen ein kalkulierter Dollarkurs zu einem Zeitpunkt in der Zukunft auch wichtig ist.
wenn du mit deiner Ablehnung der Leerverkäufe auch die Future meinst, so kann ich dir nicht beipflichten.
Sowohl die Financial Future wie auch die Commodity Future sind unabdingbar für die Aufrechterhaltung der Produktion großer Unternehmen. Man könnte allerdings den Zugang zu diesem Markt beschränken und alle vorlassen, die offensichtlich nur spekulieren wollen. Man könnte auch die Einschußzahlung (Initial Margin) gesetzlich festlegen, damit dem Spekulanten die Lust daran verdorben ist.
Für jene, die sich jetzt nicht auskennen zwei Beispiele
Zur Erstellung eines Angebot muß man sämtliche Preise bereits kennen und auch solche, die erst Monate später im Einkauf von Rohstoffen realisiert werden. Die Firma geht dann mit einem Lieferanten ein Liefervertrag zum festgesetzten Preis ein, ein Commodity Future. Oder ein weiteres Beipiel. Ein Liefervertrag in den außereuropäischen Raum wird oftmals in US-$ vereinbart. Der Zahlungseingang erfolgt in der Regel auch erst Monate nach dem Abschluß des Liefervertrages. Jede Kalkulation kommt aber in Schwierigkeiten, wenn bei Zahlungseingang die Dollarparität sich verringert hat. Hier schliesst man nun an der Börse einen Financial Future ab mit einem Interessenten (oftmals Reiseunternehmen), denen ein kalkulierter Dollarkurs zu einem Zeitpunkt in der Zukunft auch wichtig ist.
-
- Site Admin
- Beiträge: 2323
- Registriert: Freitag 22. März 2002, 16:15
- PLZ: 37075
- voller Name: Niels Dettenbach
- Wohnort: Göttingen
- Kontaktdaten:
Re: Transaktionssteuer - das Patentrezept deutscher Politik
Ich bin der Meinung Leerverkäufe sind nur ein seriöses Mittel der Liquiditätsstellung, wenn die Liquidität des Liquiditätsstellers auch gesichert ist.
Hierfür aber fehlt bisher die nötige Markttransparenz - vor allem der Marktteilnehmer.
Was haben Märkte davon, wenn Teilnehmer anderen (für viel Geld) Risiken abkaufen ohne sie im Zweifel auch tragen zu können?
Demnach habe ich mit Futures im klassischen Sinne kein grundsätzliches Problem - nicht zuletzt bilden sie in ihrer Bepreisung recht gut die Psychologie des betr. Marktes ab.
Solange eben diese Transparenz fehlt, bleibt das Instrument des Leerverkaufs eine tickende Zeitbombe. Ich habe überhaupt kein Problem mit den heute so beschimpften sog. "Derivaten" und nutze diese auch aktiv zur Risikoabsicherung im Unternehmen.
Welchen Vorteil aber brächte mir z.B. eine Versicherung die im Schadenfall nicht zahlungsfähig wäre, sondern achselzuckend die Hände hebt?
Zwar würde ein(temporäres) Verbot von Leerverkäufen den Märkten momentan weitere Liquidität entziehen (die momentan leider besonders wichtig ist), allerdings einen Gutteil Vertrauen in die Märkte zurückbringen, solange die wichtigsten Transparenzfragen nicht geklärt sind.
Zur Transparenz gehören strikte Mindest-Quoten zur Eigenkapitalausstattung von Marktteilnehmern bzw. Finanzinstitutionen ebenso wie funktionierende Aufssichtsstrukturen - ebenso aber auch eine striktere Srafverfolgung von den wenigen Marktteilnehmern die durch kriminelle Aktivitäten Märkte gefährden und ggf. sogar Volkswirtschaften beschädigen können.
Sobald die Grundlagen dafür gelegt worden sind, mag man m.E. Leerverkäufe auch wieder erlauben können.
Hierfür aber fehlt bisher die nötige Markttransparenz - vor allem der Marktteilnehmer.
Was haben Märkte davon, wenn Teilnehmer anderen (für viel Geld) Risiken abkaufen ohne sie im Zweifel auch tragen zu können?
Demnach habe ich mit Futures im klassischen Sinne kein grundsätzliches Problem - nicht zuletzt bilden sie in ihrer Bepreisung recht gut die Psychologie des betr. Marktes ab.
Solange eben diese Transparenz fehlt, bleibt das Instrument des Leerverkaufs eine tickende Zeitbombe. Ich habe überhaupt kein Problem mit den heute so beschimpften sog. "Derivaten" und nutze diese auch aktiv zur Risikoabsicherung im Unternehmen.
Welchen Vorteil aber brächte mir z.B. eine Versicherung die im Schadenfall nicht zahlungsfähig wäre, sondern achselzuckend die Hände hebt?
Zwar würde ein(temporäres) Verbot von Leerverkäufen den Märkten momentan weitere Liquidität entziehen (die momentan leider besonders wichtig ist), allerdings einen Gutteil Vertrauen in die Märkte zurückbringen, solange die wichtigsten Transparenzfragen nicht geklärt sind.
Zur Transparenz gehören strikte Mindest-Quoten zur Eigenkapitalausstattung von Marktteilnehmern bzw. Finanzinstitutionen ebenso wie funktionierende Aufssichtsstrukturen - ebenso aber auch eine striktere Srafverfolgung von den wenigen Marktteilnehmern die durch kriminelle Aktivitäten Märkte gefährden und ggf. sogar Volkswirtschaften beschädigen können.
Sobald die Grundlagen dafür gelegt worden sind, mag man m.E. Leerverkäufe auch wieder erlauben können.
Wer ist online?
Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 101 Gäste