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Kategorie: Religion im Eichsfeld
Kirchen im Eichsfeld
Horst
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Kurze Buchvorstellung / Bitte zur Diskussion

Ungelesener Beitrag von Horst »

Seit dem Frühjahr besitze ich das Sachbuch von Carsten Frerk : "Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland". 435 Seiten, 150 Graphiken und Schaubilder; Alibri Verlag .
Ein wirklich sachliches Buch mit sehr vielen Nachweisquellen. Die Recherchen dazu waren oberexorbitant schwierig , mühseelig ,zäh und zeitraubend. Oftmals konnten Zahlen nur in DM ausgedrückt werden, da an neuere Daten einfach nicht ranzukommen war. Da ist ein scheinbar undurchdringlicher , unwegsamer Dschungel über dem feingesponnenen unsichtbaren dichten Netz ...

1803 Verweltlichung des Kirchlichen Besitzes der nicht unmittelbar der Seelsorge diente an den Staat - Säkularisation. Als Ausgleich erhielten die vorherigen Besitzer "Dotationen" und obwohl seit dieser Zeit 5 (!) Staatsformen in Deutschland existieren , gelten diese Regelungen noch heute.
...
Nachdem Mussolini an die Macht gekommmen war, suchte er die Anerkennung des Faschistischen Staates durch die Kirche und verhandelte im Lateranpalast. 1929 Vertrag. Kern : gegenseitige Anerkennung als Staat, die staatliche Garantie des verbliebenen und vereinbarten Kirchenbesitzes in Italia, die Gewährung kirchlicher Rechte in der Religionsausübung und schließlich Ausgleichszahlungen für die verlorengegangenen früheren Pfründe. DAMALS umgerechnet 92 Mill. US Dollar .

Auch die Bundesrepublik trägt an einem solchen ungeliebten Erbe, das man nicht gern vorzeigt - das Reichkonkordat vom 20.Juli 1933. Das Datum sagt alles. Ich möchte hier aus Zeit und Platzgründen nicht näher darauf eingehen.



Selbst wenn man eine imens ausgeprägte Phantasie besitzt, wird man nach der Lektüre der 27 Kapitel zumindest sehr erstaunt sein, falls man / frau nicht gar noch zwischendurch Beruhigungspillen geschluckt hat :roll: ...
Allein die Bilanzssumme von 4 ausgewählten Kirchenbanken von 1968 bis 2000 hat sich von 398 Millionen auf 13,9 Mrd. erhöht.
Die Kirchensteuer beträgt ca. 6 % vom Gesammteinkommen der Kichen.
An der Caritas beteiligt sich die kath. Kirche mit 2 % . Für kath. Krankenhäuser und Altenheime gibt die röm.-kath. Kirche nichts .
Auch wenn es formaljursistisch keine "Staatskirche" mehr gibt, hinsichtlich der Bezahlung ihrer Mitarbeiter werden die beiden großen Kirchen zu 76 % öffentlich und staatlich finanziert.
Der Grunbesitz der beiden Kirchen ist nach den Berechnungen von 1990 so groß wie gut die Hälfte des Bundeslandes Schleswig - Holstein.
Die Anstaltsseelsorge wird (obwohl sie nach dem Grundgesetz nur ZUGELASSEN ist) mit 17 Mill. DM bezuschußt.

Mal so ein kleines Schmankerl :
SAT 1 : Schwarz greift ein. Pilotfilm und Folgen Mittwochs 20.10 (ich hab´s nie gesehen) Zu den Produktionskosten haben beide kirchen 10 % beigesteuert (1,5 Mill.), das heißt sie haben eine geldwerte Ersparnis durch Privatfinanzierung von 13,5 Mill. DM. Da inzwischen (damals!) bereits die 3. Staffel lief, beläuft sich die Ersparnis auf mittlerweile 41 Mill. DM. Für ihren Finanzierungsanteil erhält die kath. Kirche die gesammten Inn - und ausländischen Vermarktungsrechte.

Was insgesammt so abgeht, ist für Ottonormalverbraucher so einfach nicht fassbar. Staat und Kirche sind vielfällTIGST und engstens miteinander verwoben und vernetzt. > Syndikatartig ?

Mein persönliches Fazit :
bemerkenswertes, wissensWERTES Buch, bestens und gründlich recherchiert - soweit es irgend möglich war. Ansonsten keine Angabe, es wird nicht spekuliert.
> Für jeden gläubigen Menschen sehr zu empfehlen, der der Verfasser niemals GEHÄßIG war, feine Ironie nachmal doch doch drin war - verständlicherweise !
>>> Dem gläubigen Christen wird es nicht von seinem Glauben wegbringen, er wird aber nachher EINIGES anders sehen und deuten !! 8O

Ein Kirchenaustritt
löst hier - meiner Meinung nach - KEINE Probleme. Beträgt doch die Kichensteuer nur rund 291 DM, die indirekte Kichensteuer PRO KOPF (also auch Nichtgläubige, doofe Heiden, Muslime und Jud ) 476 DM .

Ich bin SEHR für absolute und strikt durchgezogene Trennung von Staat und Kiche. 1990 wäre es unter einem starken uneigennützigen ersten VOLKSvertreter bei den großen Verhandlungen GEICHZEITIG mit der Neutralität UND eines Friedensvertrages möglich gewesen !
Leider
hatten wir damals einen exorbitant egozentrischen Provinzpolitiker mit Ihm eigenen Größenwahnvortellungen, wirtschaftlich völlig ahnungslos mit vernebelten diffusen utopischen Europavorstellungen , TOTAL US - und Israelhörig an der Spitze.

Es ist beruhigend zu wissen, das die , die uns regieren, eigentlich gar kein Volk brauchen.
Horst
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Re: Kurze Buchvorstellung / Bitte zur Diskussion

Ungelesener Beitrag von Horst »

^^ Damals
hat es der Nazaräer einfacher ... der hat einfach die Peitsche (Geischel ) genommen und das Lumpenpack :evil: aus Geldwechslern und Taubenverkäufern aus dem Tempel getrieben. Recht so !

Heute
bräuchte er wohl Monate, wenn nicht gar Jahre dafür. :oops: (Vieleicht wär das Gefecht schon bald hinter seinem Rücken wieder zugewachsen ....) :roll:
Horst
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Re: Kurze Buchvorstellung / Bitte zur Diskussion

Ungelesener Beitrag von Horst »

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Re: Kurze Buchvorstellung / Bitte zur Diskussion

Ungelesener Beitrag von niels »

Nun,
auf meine Frage gegenüber einem Geistlichen in meinem damaligen Heimatort, warum die Kirche denn solch einen Prunk horte, eigene Banken mit globalen Bankgeschäften betreibe (und so wohl u.a. auch erheblicher Mitbesitzer der kommerziellen/mautpflichtigen italienischen Autobahnen war / ist), bekam ich lediglich die Antwort:

"Die Kirche ist nicht Besitzer dieser Güter, sondern lediglich (irdischer) Verwalter"

Damit sei die Kirche nicht "reich", sondern verwalte lediglich das ihr "anvertraute" Vermögen.

In modernes Hoch- und Wirtschaftsdeutsch übersetzt könnte man demnach sagen: Die Kirche ist (u.a.) ein globales Finanzinstitut / Investmentbank.

Ich nehme mal an, das dies auch kein ernsthafter Theologe noch bestreiten würde. Geld ist Macht und eine Religionsistitution braucht offencischtlich Macht, um zu gedeihen / dauerhaft Einfluß zu behalten / sich gegen "Gegner" zu schützen usw.

Oder nicht? Was bzw. wozu denn dann?

Die Moslems sind da heute womöglich erheblich weiter. "Islamic Banking" ist ein erfolgreicher Hype, dem immer mehr Gläubig Moslems folgen und so den Islam über die Verlagerung von Geldwerten aus anderen Kulturkreisen in das islamische stärken wie den Abfluß von Geld in nichtislamische Kulturkreise bremsen/verhindern. Das ist für viele Moslems selbstverständlich und da wird auch nicht groß drumherumgeredet.

Irgendwo las ich mal, würde man das Vermögen allein der katholischen Kirche in Bargeld umsetzen, ließe sich davon die bisher unterernährte Weltbevölkerung mehrere hundert Jahre zumindest ernähren. Abgesehen davon wie weit das zuträfe und das ich eine solche Idee für unpraktikabel hielte, erstaunt doch schon etwas, wie und wo die Kirchen / Religionen so überall finanziell investiert sind. Als Außenstehender nehme ich an, das man die "Einlagen" vornehmlich für die Macht- bzw. Glaubenserhaltung wie Gewinnung neuer Gläubiger verwendet / verwenden möchte. Nicht umsonst sind die christlichen wie islamischen Hilfsorganisationen besonders dort aktiv, wo auch ein bedeutendes Potential neuer oder bestehender (Glaubens-)Anhänger zu finden ist.

Auch der orthodoxen Kirche in Russland geht es mittlerweile wieder prächtig, nachdem man nach den Soviets "bewährte" mittelalterliche Riten wie die Abgabe des Zehnt usw. einführen konnte / durfte. So hat manche sibirische Dorfkirche zwar kräftig vergoldete Dachrinnen, dafür wissen manche Rentner des Dorfes - die die Dachrinne mitbezahlten - oft nicht, woher sie im Winter Essen und Heizmaterial bekommen oder wer eine ggf. nötige Operation im Krankenhaus bezahlt. Dennoch bleibt es für den Pfaffen selbstverständlich, das ein "jede Christ" im Dorf seinen Zehnt zu zahlen, was eine "Gottesaufgabe sei" habe und um sich nicht zu "versündigen".

Nun,
das wird wohl nur verstehen, wer nicht nur an die Religion, sondern dazu auch an die betr. Institution als legitimen irdischen Vertreter glaubt.

Da mir beides fehlt, werde ich dem wohl auch nur schwer folgen können...
Horst
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Re: Kurze Buchvorstellung / Bitte zur Diskussion

Ungelesener Beitrag von Horst »

Wer öfter mal hier in´s Forum gesehen hat weis es.
Bischöfe und Erzbischöfe werden ausschließlich von Steuern bezahlt, also von allen Steuerpflichtigen Bürgern.

Katholikentage
Der Verfasser ^^ mal nachgeforscht. Zahlen dazu : keine. Nachfrage beim Katholikentag - Antwort : keine.
Also mußte er wieder in die öffentlichen Haushaltspläne schauen. Bei Gesammtkosten von 20,58 Mill. beteiligt sich der Staat mit 8,3 Mill. - entspricht 40 % - Beihilfe.

Etwas zeitnaher : Miserior
Warum das Hilfswerk, bei 8 % aus diözesanen Mitteln "BISCHÖFLICHES Hilfswerk Miserior " heißt, bleibt unerklärlich, denn 42% bezahlen die einfachen Gläubigen direkt und weitere 48% sind Staatsgelder (für Entwicklungshilfe).

Fazit
Ohne zu Lügen kann jeder Steuerzahler zu seiner geistlichen lokalen Führungskraft sagen : "Ich werde noch / hab schon gespendet !" :D

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Heinrich wird wohl mitlerweile verschieden sein - das Alter ... und Pong hatte einen Tischtennisunfall ... :cry:
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