Esoterische Wissenschaft?

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Christel
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Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Was haltet Ihr davon?
Während manche Atheisten versuchen 3. Konfession in Deutschland zu werden, von atheistischer Leitkultur träumen... ist das vielleicht die Esoterik:
Esoterische Medizin an deutschen Universitäten

09.12.2010 (GWUP): Stickstoff im Körper als Bindeglied zum Kosmos, ein todsicheres Roulette-System, Feenträume durch homöopathisch potenzierten Marmor: Was aussieht wie die Themenliste eines Esoterik-Workshops, kommt leider aus dem Umfeld einer deutschen Hochschule. Am „Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften“ (IntraG) der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder stehen esoterische Therapien auf dem Lehrplan, Schlüsselpositionen sind besetzt mit hochrangigen Vertretern der Homöopathie- und Anthroposophielobby.
Mehr:
http://www.gwup.org/infos/nachrichten/1 ... ersitaeten
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
niels
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von niels »

mal vorab:
Der Begriff "Esotherische Wissenschaft" bildet einen Widerspruch in sich selbst, denn Wissenschaft und Esotherik sind zwei konträre, gegenläufige Dinge / Sachverhalte.

Wenn überhaupt, dann ist eine wissenschaftliche Betrachtung der Esotherik nur chronologisch / historisch möglich - also die Betrachtung der Geschichte der Esotherik. Ebenso beschränkt sich auch jedwede Wissenschaft zu Religionen oder Weltanschauungen auf eine rein historische Betrachtung. Jeder Versuch einer inhaltlichen Betrachtung darüberhinaus wäre nicht wissenschaftlich.

Allerdings verstehe ich nicht ganz wie Du von Atheismus und Esotherik im selben Zusammenhang sprechen kannst - das eine hat mit dem anderen doch erstmal gar nix zu tun?

Wenn Atheisten eine eigene Konfession gründen wollen, sollen sie das tun. Ziel unseres Grundgesetzes iwst ja die Freiheit in der Weltanschauung. Wenn diese "Konfession" allerdings ähnliche Forderungen aufstellt, wie die etablierten Konfessionen, dann wird dies sicher einigen Streit hervorbringen, denn in der Realität haben Konfessionen in Deutschland Privilegien und politische Mispracherechte, die einer wirklichen Gleichbehandlung der Konfessionen und Weltanschauungen entgegenstehen. Das dürfte vor allem die mit Privilegien ausgestatteten stören, die ja wissen, welchen Einfluß sie damit verlören bzw. wissen, wie ungleichbehandelnd die Privilegien tatsächlich sind.

M.E. muß man nun mal festlegen, ob man wirklich allen Konfessionen und Weltanschauungen die Rechte und Privilegien geben will, wie den etablierten. Will man das nicht, sollte man diese auch den etablierten wegnehmen - anders kann keine Gleichbehandlung entstehen.

Aus Sicht dessen, dessen Weltbild sich hauptsächlich oder ausschließlich an der (Natur-)Wissenschaft orientiert, hat man eine eher agnostische Betrachtung. Es ist quasi irrelevant, ob es ein höheres Schöpferwesen o.ä. gibt. Man kann es weder reproduktiv beweisen noch in abstarkter Konsequenz widerlegen - es spielt für alle weiteren Betrachtungen solange keine Rolle, bis er womöglich an eine Grenze stößt, an der eine weitere Betrachtung darüber erforderlich ist. Das ist bis heute nicht der Fall.

Ich sehe konsequente weltanschauliche Neutralität als wichtige Basis für ein faires und offenes Zusammenleben in einer modernen, offenen Gesellschaft. Jedwede Bevorzugung irgendwelcher Konfessionen oder Gruppen erreicht das Gegenteil. Da hat Deutschland auch m.E. noch viel zu tun und zu erreichen.

Der Erfolg von Glaubenskonzepten - nennt man es nun Religion oder Esotherik - beide Weltbilder bewegen sich entlang von nicht reproduzierbaren Thesen - ist auf die bei vielen Tieren vorhandene, bei Primaten besonders ausgeprägte Eigenart zurückzuführen, Zusammenhänge "um jeden Preis" erklären zu wollen, obgleich nicht immer ein erkennbarer Sachzusammenhang da ist - jedenfalls kein derart "simpler" wie ihn der- oder dasjenige begreifen mag.

Diese eigentlich der Ressourcenersparnis dienenden Anlage des "Abstraktionszwanges" (der Mensch spart Ressourcen, wenn er über einen fehlenden Zusammenhang nicht lange oder dauerhaft "brüten" muß) haben auch wir Menschen zu verdanken, das wir uns auch nicht reproduzierbaren "Scheinabstraktionen" hingeben - wir wollen eine "Erlärung um jeden Preis" und greifen dabei auch zu welchen, welche sich später oder der Sicht anderer als rein subjektiv bis offensichtlich falsch herausstellen.

Kritisch und destruktiv wird es quasi immer dann, wenn derart subjektive Annahmen zu folgenreichen Schlüssen herangezogen werden - das zeigt unsere Geschichte immer wieder - nicht nur in Religionen. Eine moderne Gesellschaft sollte m.E. nicht so gestrickt sein, das derartige Schlüsse Folgen für die gesamte Gesellschaft haben können. Demnach ist ein an sich der weltbildlichen Neutralität verpflichteter, demokratischer Staat die aktuell wohl beste Option, die uns dies weitestgehend garantieren kann.

Dies bedeutet auch eine saubere, klare Trennung hoheitlicher Aufgaben von weltbildlichen Betrachtungen. Für den Menschen wiederum wird es immer wichtiger zu wissen, das und was man Dinge nun mal nicht weiß und uns der "Abstraktionszwang" schnell an der Nase herumführen kann, wenn wir ihn weiter kultivieren und zum Teil unseres Weltbildes machen. Dies allerdings beträfe alle Konfessionen oder Weltanschauungen, die sich über reproduzierbares hinausbewegen - von Religionen bis zum weltanschaulichen Atheismus. Ob mit einem, vielen oder keinem Überwesen - falsche Annahmen ergeben immer falsche Schlüsse.

Bis dahin aber hat unsere Gesellschaft wie Staat noch viel zu tun - kulkturell stehen wir dem Mittelalter weitaus näher, als viele von uns zugeben wollten - und wir sollten es angehen - im Sinne einer neuen, besseren Menschheit...

Apropos: "Stickstoff und Komos". JEDES Teilchen bzw. Masseteilchen (Proton, Neutron usw.) steht im Zusammenhang bzw. "Wechselwirkung" mit dem "ganzen Universum". Das ist wissenschaftlich belegt. Der Zusammenhang jedoch gestaltet sich weitaus "abstrakter", als dies die Leute in dem von Dir genannten Beispiel annehmen bzw. glaubhaft machen wollen, weshalb auch ihre Folgerungen so unrichtig sind. Ein exzellentes Beispiel von "Abstraktionszwang" der ins Leere führt...
Horst
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von Horst »

M.E. muß man nun mal festlegen, ob man wirklich allen Konfessionen und Weltanschauungen die Rechte und Privilegien geben will, wie den etablierten. Will man das nicht, sollte man diese auch den etablierten wegnehmen - anders kann keine Gleichbehandlung entstehe

Ich sehe konsequente weltanschauliche Neutralität als wichtige Basis für ein faires und offenes Zusammenleben in einer modernen, offenen Gesellschaft. Jedwede Bevorzugung irgendwelcher Konfessionen oder Gruppen erreicht das Gegenteil. Da hat Deutschland auch m.E. noch viel zu tun und zu erreichen.
Bis dahin aber hat unsere Gesellschaft wie Staat noch viel zu tun - kulkturell stehen wir dem Mittelalter weitaus näher, als viele von uns zugeben wollten - und wir sollten es angehen - im Sinne einer neuen, besseren Menschheit...


>> Mittlerweile bin ich zur gleichen Erkenntnis gelangt. Heute stand in der kostenlosen Zeitung das das Land Thüringen für Kirchen und Religionsgemeinschaften 2011 rund 22 Mill. eu ausgibt. Das ist sehr viel Geld, wenn man bedenkt das da noch EINIGES vom Bund dazu kommt. Siehe Buchvorstellung.
Ich meine - Religionen sollten sich ausschließlich selbst durch Ihre Mitglieder tragen und verwalten. So wären sie weit glaubhafter und gäben ein Beispiel der Toleranz und Offenheit gegenüber andersdenkenden. Dann sähe es auch hier im Eichsfeld gans anders aus.
SCHNELL
würde sich "das Korn von der Spreu" trennen ...
niels
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von niels »

Mittlerweile bin ich zur gleichen Erkenntnis gelangt. Heute stand in der kostenlosen Zeitung das das Land Thüringen für Kirchen und Religionsgemeinschaften 2011 rund 22 Mill. eu ausgibt. Das ist sehr viel Geld, wenn man bedenkt das da noch EINIGES vom Bund dazu kommt. Siehe Buchvorstellung.
Man bedenke was passieren würde, wenn nun jeden Glaubens- oder Weltanschauungsgruppe - ggf. auch jede Gruppe welche Riten und Tabus verfolgt - ähnliche Rechte (Privilegien) beanspruchen wollte.

Eine fundierte Begründung, warum man solche anders zu behandeln hätte als z.B. die christlichen Kirchen sehe ich jedenfalls nicht.

Zwar agiert die Kirche mit Begriffen wie "Sekte" oder "Esotherik" - aus Sicht mit Abstand jedoch verschwimmt der angebliche "Unterschied" zwischen "Religion", "Esotherik" - ebenso zwischen "Kirche" und Sekte".

Ebenso wird gern behauptet, Europa wäre ja immerhin "christlich geprägt", weshalb man das "Erbe pflegen" oder zumindest "akzeptieren müsse". dagegen habe ich nichts, soweit es diejenigen selbst und allein tun, die da Wert drauf legen.
Ich meine - Religionen sollten sich ausschließlich selbst durch Ihre Mitglieder tragen und verwalten. So wären sie weit glaubhafter und gäben ein Beispiel der Toleranz und Offenheit gegenüber andersdenkenden. Dann sähe es auch hier im Eichsfeld gans anders aus
.
Das ist richtig.

Religionen sind und bleiben eine der Gefahr für die Demokratie, wenn man Religionen bzw. Glaubensgruppen besondere Wichtunbg in politischen Prozessen verleiht. Wie gefährlich jede noch so scheinbar geringe Einflußnahme in der Summe sein kann, zeigt die aktuelle Situation im Irak, wo sich die im land überzähligen Shiiten schon als "Demokratiesieger" feiern und so Dank Demokratie über Gesetzgebung und Rechte befinden können. Welchen Einfluß die shiitischen Religionsführer damit gewinnen kann sich jeder an fünf Fingern abzählen. Die Religionsführer (oder bei uns die Kirchen) "bestimmen" quasi, was gut und was schlecht ist und die anhängenden Wähler gehen das brav an den Wahlurnen abnicken...

Jeder Bürger (also auch jeder Religiöse) hat bereits Wahlrecht und es ist nicht akzeptabel, das Religionen darüberhinaus Einfluß auf politische Prozesse nehmen (z.B. über "Beratergremien" der Regierung - wie z.B. der "Ethikrat"). Jede Einflußnahme über das Wahlrecht des Einzelnen hinaus ist eine Gefahr für demokratische Gleichgewichte wie die Freiheit aller.

Gut gemeint ist aber noch lange nicht gut gemacht -> "Sie ruinieren die Menschheit im Sinne des Guten".

Das ich die Kirchenstaatsverträge - ähnlich den GEZ Gebühren, GEMA oder auch der Rasterfahndung - eh für rechtsswidrig halte, hatte ich bereits mehrfach dargelegt. Ob die Kirche aus Steuertöpfen nun ein paar tausend oder zig Millionen kassiert, spielt eine untergeordnete Rolle. Jeder Verein würde sich freuen, Mitgliedsgebühren wie die Kirche einkassieren zu können - ganz ohne Unterschrift des Mitglieds und über das Finanzamt. Steurn nicht zahlen gilt in Deutschland als Verbrechen - in etwa schwerster Körperverletzung und Vergewaltigung gleichgestellt, manchmal sogar noch höher. Dagegen kann jeder andere Gläubiger nur "ärgern", das es bfür seine Schuldner Privatinsolvenz und sonstigen Schuldnerschutz gibt - er sich selbst um das Inkasso kümmern muß.

Wer die Kirchenstaatsverträge bejaht, der muß auch Atheoisten, Agnostikern, Scientology wie irgendwelchen rassistischen Glaubensanhängern die selben Rechte zugestehen, welche auch die Kirchen in Deutschland genießen. Aber wer wollte selbst dann festlegen, ab wann etwas Weltanschaung oder Religion ist und wann nicht? Was ist mit den vielen, die ein mehr oder weniger abweichend eigenes Weltbild haben? Die Lösung kann nur in der Toleranz zu finden sein. Toleranz kann in dem Kontext natürlich nicht heißen, das jeder alles beanspruchen darf - nur weil das seine Religion so sieht. Spästestens dort, wo etwas Einfluß auf das Leben anderer nimmt und dieses beschränkt, muß logischerweise Schluß sein. Bezahlte Beamtenposten, Einzug der Mitgliedsbeiträge als Steuern, Rassentheorie und Dianetik als "fakultatives" Schulfach usw. - das ist nicht nur "Begünstigung", sondern wirkt sich einschränkend auf die Freiheit aller aus.

Nur weil eine Regierung etwas in ein Gesetz gießt, ist dies noch lange nicht rechtens -> darauf haben uns Verfassungsgericht wie EU Gerichtshof zum Glück immer wieder aufkerksam gemacht. Kann man nur hoffen, das man auch da mal aufwacht...

Cäsar erkannte bereits: "Teile und Herrsche". Das auf die Demokratie adaptiert bedeutet, das eine Demokratie nur dann funktioniert, wenn einzelne Gruppen mit eigenen Machtinteressen nicht zu groß werden oder gar die Mehrheit bilden - denn dann leiden darunter die "Minderheiten" im Übermaß. Demokratie funktioniert nur dann optimal, wenn JEDER Wähler auf ehrliche, loyale wie bewusste Weise selbst die Wahl trifft - ohne Beeinflussung durch Dritte wie deren Interessen. Das ist zwar ein fernes und hohes Ziel - sollte aber dennoch auf unserer Agenda bleiben.
Horst
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von Horst »

100 pro ! :!:
Christel
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich möchte das Thema präzisieren:
Esoterikliteratur (Begriff weit gefasst) findet sich nicht nur in Esoterikregalen, sondern auch unter der Rubrik "Medizin".
Ich kann mir vorstellen, dass hier widersprochen wird und viele Angebote gar nicht als esoterisch angesehen werden, vor allem wenn ich den Begriff weit fasse und dort Yoga und Reiki mit einordne. Mancher glaubt vielleicht fest an sein Magnetband oder meint der Arzt und Psychotherapeut Rüdiger Dahlke kann doch kein Esoteriker sein. http://www.dahlke.at/

Es geht mir also um Religion, Weltanschauung, Esoterik… wie man will, die gar nicht als solche auftritt oder jedenfalls nicht nur. Hier wird nicht angestrebt mit den Kirchen gleichgestellt zu werden, sondern mit der Naturwissenschaft, genauer mit der sogenannten Schulmedizin.
Demzufolge hält die „Esoterik“ Einzug auch in Hochschulen und Universitäten als Naturwissenschaft. So habe ich jedenfalls die Seite „Die Skeptiker“ verstanden:
So wird beispielsweise eine Professur für Ayurveda am IntraG von der indischen Regierung bezahlt und die Karl und Veronica Carstens-Stiftung finanziert eine alternativmedizinische Einrichtung an der Berliner Charité.
http://www.gwup.org/infos/nachrichten/1 ... ersitaeten
Was meint Ihr dazu?
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niels
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von niels »

Wie bereits beschrieben:

Nicht überall wo "Wissenschaft" drauf steht ist auch "Wissenschaft" (im Sinne von Naturwissenschaft, wobei der Begriff "Naturwissenschaft" heute z.T. immer noch fehlinterpretiert wird) drin.

Wenn Dein Buchhändler derartiges ins Regal "Medizin" räumt, dann hat er entweder einen Fehler gemacht oder einen unwissenschaftlichen Blick auf das, was er unter "Medizin" versteht. Ebenso wird selbst in Apotheken so manches als "Medikament" verkauft, welches diese Bezeichnung ohne sachlich oder fachliche Berechtigung trägt.

Indem so mancher versucht, unwissenschaftlichem einen wissenschaftlichen Stempel aufzudrücken um daran die "Unwissenschaftlichkeit" der Wissenschaft zu belegen, wird das -ihn wie andere - kaum weiter- noch der Wissenschaft irgendwie näher bringen.

Ebenso wird oft "political correctnes" zur Wissenschaft deklariert oder das, was diesem Sozialphänomen widerspricht, als "unwissenschaftlich" abgetan. Ein typisches Beispiel sind z.B. einige der im vergangenen Jahr von Sarazzin zitierten statistischen Auswertungen / Ergebnisse - die von der (vor allem "wissenschaftsfernen") Öffentlichkeit als "unwissenschaftlich" deklariert worden sind, wohl weil sie der aktuell modernen "political correctnes" nicht entsprechen.

Wenn Indien eine Professur zu Ayurverda bezahlt, so entspricht dies ungefähr dem, wenn eine deutsche Verwaltung Theologen bezahlt. Soweit es sich bei der Professur inhaltlich um eine wissenschaftliche Aufarbeitung handelt - also eine insbesondere historische bzw. wissenschaftshistorische Betrachtung handelt, ist dies eine Herangehensweise der Wissenschaft - alles andere dagegen nicht.

Ein wichtiger Teil der sog. (westlich geprägten) "Schulmedizin" heute ist die (wissenschaftliche) Betrachtung bisher für "alternativ" oder gar "esotherisch" befundenen - und damit früher ungeprüft abgetanen medizinischen Verfahren anderer Kulturen mit nicht selten jahrtausender alter Historie.

Während die westliche Schulmedizin vor noch 200 Jahren weithin kaum ein anderes Heilverfahren als Aderlaß und Umschläge kannte, heilte manch Mediziner anderer Kulturen Krankheiten, die in unserem Kulturkreis üblicherweise (Gottes Wille halt) zum Tod des Erkrankten führten.

Sicher wurden auch in diesen Kulturen Erkenntnisse mit Esotherik oder Religion vermischt - die moderne Schulmedizin sieht eine ihrer Aufgaben, den Teil "Glauben" vom faktisch-kausalen abzutrennen um so neues, altes Heilwissen zu erlangen.

Das da - neben Kräuterwissen und Operationsmethoden - auch neue, grundlegendere - aber nicht zwingend weniger wissenschaftliche - Betrachtungsweisen eine Rolle spielen, die den medizinischen Menschen z.B. nicht allein als bio-mechanische Maschine betrachten wie Krankheiten als einen unique lokalisierbaren "Getriebeschaden" - weitgehend oder voll abgetrennt von Psyche und Lebenssituation - ist ein wesentlicher Gewinn für die heutige Medizin wie ihre Patienten. Allerdings gibt es bis heute in der Schulmedizin reproduzierbare Heilerfolge über Heilverfahren, deren genaue Wirkung bis dato nicht durchweg erklärt werden kann - aber kaum ein Schulmedizinier käme deshalb auf die Idee, dies "Gottes Willen" zuzuschreiben oder damit gar jede weitere Detailbetrachtung abzuschneiden.

Buchhändler als üblicherweise "Nicht Mediziner" haben es also in manch Situation gar nicht so einfach, ein wissenschaftliches von unwissenschaftlichem Buch zu unterscheiden, weshalb ich diesen das mal nachsehen - allerdings unterscheiden sich hier Buchhändler in Qualität und Erfahrung, was uns als Kunden einen freien Wettbewerb um uns als Käufer ermöglicht.
Christel
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich hatte jetzt nicht einen bestimmten Buchhändler im Blick…

Auch bin ich nicht der Meinung, dass ein Buchhändler oder andere, deren Aufgabe es ist, Bücher unter die Leute zu bringen, hier etwas falsch machen. Gut den Dahlke könnte man vielleicht noch unter Esoterik stellen, ebenso den Geistheiler…
Irisdiagnostik, Homöopathie (ebenfalls umstritten), Ayurweda, Reiki… das geht gar nicht.

Wer Bücher vertreibt hat nicht die Aufgabe diese besonders wissenschaftlich aufzustellen. Oder vielleicht noch wissenschaftlicher zu sein als Hochschulen, die Alternativmedizin, wie man sieht, ebenfalls im Programm haben.
Wer Bücher vertreibt, hat sie dann richtig aufgestellt, wenn der Kunde schnell findet, was er sucht. Der Kunde sucht unter Medizin. – Die Weltanschauung gibt es gratis dazu. Aber auch das ist umstritten. Vielleicht gleichen wir uns einfach global an. Ich hörte mal, wenn ein Afrikaner krank ist, dann geht er zum Arzt, in die Kirche und zum Schamanen, denn er will gesund werden.
niels hat geschrieben:Ebenso wird oft "political correctnes" zur Wissenschaft deklariert oder das, was diesem Sozialphänomen widerspricht, als "unwissenschaftlich" abgetan. Ein typisches Beispiel sind z.B. einige der im vergangenen Jahr von Sarazzin zitierten statistischen Auswertungen / Ergebnisse - die von der (vor allem "wissenschaftsfernen") Öffentlichkeit als "unwissenschaftlich" deklariert worden sind, wohl weil sie der aktuell modernen "political correctnes" nicht entsprechen.
Hier kann ich Dir nur zustimmen. Ich sah eine Fernsehdiskussion dazu. Alle wussten genau Bescheid, obwohl keiner der Diskutierenden das Buch von Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“ gelesen hatte. Mancher hatte wohl schon rein geschaut, aber was nützt das, wenn das Urteil schon vorher feststeht.
Nur das Volk scheint sich nicht nach diesen Meinungsvorgaben zu richten. Die Nachfrage nach dem Buch ist groß. Viele scheinen zu vermuten, dass der Mann nicht ganz unrecht haben könnte.

Das Schlimme ist, man muss kein Buch schreiben. Ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat, der Verdacht, der falschen Meinung reicht aus, um nachhaltig diskreditiert zu werden. Wer macht sich die Mühe genauer nachzufragen oder sich später zu entschuldigen?

Jan Fleischhauer schreibt da einiges in seinem Buch „Unter Linken“
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,622703,00.html
bezüglich Arnulf Baring http://de.wikipedia.org/wiki/Arnulf_Baring, dem, so wie ich es verstanden habe, einfach unrecht getan wurde.
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von niels »

...womit ich nur einmal mehr meine These belegt sehe, das der Mensch kein "Denktier" sondern vornehmlich ein "Kopiertier" ist - also ungeprüft durch den eigenen Verstand (wie weit dieser auch reichen mag...) Behauptungen anderer als "Faktum" bzw. "Erfahrung" übernimmt.

Dabei scheint die Zahl derer, die Kopf und Verstand überhaupt noch bedienen, zu stagnieren, wobei die Weltbevölkerung davon unbeachtet weiterwächst.

Einzige Lösungen auch hier: Transparenz und Bildung (insbesondere Bildung zum selbstbestimmten Geist) - beides Dinge, die in unserer Kultur bisher geringe Werte darstellten bzw. von Lobbyismus verschiedenster Coleur "unterdrückt" wurde.
Niels.

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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich denke, Menschen sind zuallererst soziale Wesen und sie sind faul.

Als soziales Wesen merkt der Mensch, welches die politisch korrekte Meinung ist und was man besser nicht sagt.
Daher wissen Menschen auch, ohne dass es erst ausgesprochen werden muss, welche Meinung sie haben müssen und welche Meinung sie kritisieren können/sollten. Das ist ein sich selbst verstärkender Prozess.

In der Praxis sieht das so aus:
Hat man die „richtige Meinung“, eckt man nicht an. Kritisiert man die „falsche Meinung“, zeigt man, dass man kompetent ist, zu den Guten zählt… Man kann also herrlich glänzen, ganz ohne eigene Leistung! Man muss auch nichts überprüfen. Oder musste schon mal jemand mit einem Karriereknick rechnen, weil er andere ungerecht beurteilt hat?
Hat jemand die „falsche Meinung“ und sagt sie offen, hat er einen schweren Stand. Wie kann man so denken? Es muss wohl an Inkompetenz liegen oder an moralischen Schwächen… - Das heißt, man braucht sich nicht mit der Meinung und den Argumenten, sondern nur mit seiner Person auseinandersetzen. Und das Tollste dabei, es braucht sich nichts zu ändern!
-> Keine Arbeit, keine anstrengende Änderung und trotzdem Karriere, Macht, Geld, Ruhm.
-> Wer ehrlich ist, sich Gedanken und Arbeit macht, ist man Ende nicht selten der Dumme.

Solange die „richtige Meinung“ sozial belohnt wird, wird sich nichts ändern. - Sie wird überall belohnt!
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Re: Esoterische Wissenschaft?

Ungelesener Beitrag von niels »

Das sehr viele Menschen schlicht faul sind (wobei das nicht wenige mit "bequem" fehinterpretieren) sehe ich ähnlich.

"political correctness" entsteht dort, wo Emotionen den Blick auf kausale Fakten - also den Verstand - verstellen. Besonders irreführend ist der Term "correctnes", denn sie wiegt Beteiligte im Glauben, das die Meinung die konstruktivste sei.

Das allein allerdings würde bedeuten, das die "Faulen" - zu faul eine eigene Meinung zu entwickeln bzw. zu feige, zu dieser zu stehen - nicht auch die angreifen oder kritisieren, die eben nicht so "faul" oder "feige" sind.

Statt diese zu tolerieren oder gar zu unterstützen (wenn man schon selbst nichts tut) stellt man die Betreffenden an die Wand oder drückt sie an den Rand jedweder Gemeinschaft.

Menschen sind insoweit "sozial" wie sie sich nicht asozial verhalten - das aber tun sie, wenn sie "faul" sind bzw. Ihre Faulheit derart ausleben.

Deine These der "korrekten Meinung" folge ich nur in wenigen Ansätzen. Im Übrigen meinst Du wohl eine "angepaste Meinung" - ob und wie weit diese tatsächlich "korrekt" ist/darstellt, bleibt ja unbetrachtet. Eine "angepasste Meinung" - aus der Sicht der Betreffenden - ist nur scheinbar "bequem" - tatsächlich schadet sie der Gemeinschaft wie deren Fortentwicklung in gröüßerem Kontext - je auf Kosten der Interessen weniger.

Der Unterschied zwischen Faulheit und Bequemnis liegt in der Betrachtung der Folgen bzw. eiunes zeitlich längerem Kontext. Faul ist, was mit scheinbar den momentan einfachsten Weg weist - bequem dagegen ist zu überlegen, wie ich auf längere Sicht einen Weg wähle, der insgesamt einfacher ist als andere - dabei womöglich zu Beginn einer der schwereren Wege darstellt. Vergleiche gäbe es da sicher viele...

Die Menschen beschweren sich heute über unehrliche Politiker - dabei haben Sie selbst mit allen Mitteln dafür gesorgt, das diese Personen auf den betr. Machtpositionen stehen.

Das "überall belohnt" sehe ich nicht so. Zum einen wird die Meinung außschließlich unter denen belohnt, die ebenso faul bzw. feige sind (womit man sich immer weiter an die bindet, die un- oder kontraprouktiv bleiben) - zum anderen blockiert man damit gesamtgesellschaftliche oder übergeordnete Entwicklungen, dessen Teil man ist.

Man stellt sich also gleich mehrere Beine - hält sich aneinander fest und dabei zugleich gegenseitig immer unten - ein seltsames Verständnis von "Freundschaft" oder "sozial".

Es sind die Faulen und feigen selbst, die für das betr. Belohnungssystem sorgen - sie sind es selbst, die die verschrobenen Werte damit stützen und hochbringen, sich dann darüber beschweren, wie "ungerecht" doch die Welt sei. Eine gerechtere Welt funktioniert nur mit gerechteren Teilnehmern. Was Gerechtigkeit ist, kann nur laufende bewusste Reflektion möglichst vieler Beteiligter herausbringen sowie die verbriefte Toleranz gegenüber (Anders-)denkenden.

Zwar haben wir inzwischen letzteres erreicht, aber ersteres bis heute nicht gelernt. Offensichtlich steckt es uns immer noch in den Knochen, das über Jahrtausende andere über Werte, Moral - über gut und schlecht - befanden, wir ihnen dazu jedwede Autorität einräumten und eigene Betrachtungen verboten war und öffentliche Kritik nicht selten den Kopf kostete.

Aber wie sagte Brecht (den ich sonst nicht wirklich mag) schon damals treffend: erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral.
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