haben nicht-Religiöse auch Werte?
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haben nicht-Religiöse auch Werte?
Haben Nichtreligiöse, Agnostiker oder auch Atheisten "Werte"? "Können auch diese Menschen so etwas wie Werte entwickeln"?
Diese - für das 21. Jahrhundert doch recht "erstaunliche" - Frage stellte die (selbsterklärend christliche) Moderatorin der heutigen SAT1 Frühseundung.
Ihr Gesprächspartner - der Theologe und wohl auch Priester - blieb die Antwort schuldig bzw. wich mehr oder weniger geschickt mit einer Gegenfrage: "Was ist für Sie christliches Leben?" aus und blieb auch dann jede Antwort schuldig.
"Werte und Glaube hängen eng zusammen", war sein Statement (richtiger wäre wohl, das "religiöse Werte eng mit Religion verbunden sind" oder ev. auch das "die Werte Gläubiger eng mit ihrer Religion" zusammenhängen).
Denn so vermittelt diese Äußerung entweder, das "Werte zu haben" ein "Exklusiv" religiöser Menschen, deren Entwicklung eines der Kirche bzw. Glaubenslehre sei bzw. auch die Werte Nichtreligiöser einer Religion, zwangsweise aber mindestens "irgendwie" aus einem "Glauben" entspringen, welcher bei Europäern - quasi automatisch - der "christliche" gewesen sein muß (war ja fast ganz Europa über viele Jahrhunderte quasi "zwangschristianisiert").
Auf jeden Fall impliziert diese Aussage, das Nichtreligiöse in der Lage sind, selbst Werte zu bilden bzw. zu entwickeln.
Eine mögliche Antwort bietet da die katholische Uni Eichstätt in Ihrer Zuarbeit an das Land Bayern, die u.a. mit an der Ausgestaltung des bayrischen Lehrplanes für den Ethik-Unterricht beteiligt war bzw. hierzu vom Land beauftragt wurde. Dort findet sich in etwa:
"Es ist wichtig, das Nicht-Religiösen Jugendlichen eine ethische Unterweisung zuteil wird..." (als verstehe sich diese für Gläubige von selbst...) aber auch, das "...die Werte unserer heutigen Gesellschaft christlichen Traditionen erwachsen sind". (wohl ein Wink mit dem Zaun, wie man sich die inhaltliche Gestaltung der "ethischen Unterweisung" in Bayern konkret vorstellt)
Es scheint schon, als traue man nichtreligiösen Menschen nicht zu, aus eigenem Antrieb oder Leistung Werte zu bilden bzw. zu entwickeln ODER das deren Werte für ein heutiges, funktionierendes Miteinander in einer Gesellschaft nicht "ausreichend" bzw. "nicht geeignet" seien.
Eine offene Antwort hätte mich da doch sehr interessiert - vielleicht finde ich die ja hier?
In der Sendung fallen da Beispiele wie der "Familienzusammenhalt" oder auch "soziale Miteinander".
Nun, Ich halte Werte wie den Familienzusammenhalt" nicht für "typisch christlich" - findet der sich doch bis heute auch in anderen Kulturen - nicht selten sogar noch wesentlich ausgeprägter. Das "soziale Miteinander" wird ebenso von Sozialisten kommuniziert und ist auch dort ein typischer Wert - womöglich sogar noch kompromißloser.
In der folgenden Debatte hieß es dann: "...Die Frage, die CDU zu wählen ist auch eine Frage des Glaubens - um ein gemeinsames gesellschaftliches Werteverständnis mit den Gläubigen, welches die Partei vertritt..." Denkt man diesen Zusammenhang zu Ende, träfe dies ebenso für andere soziale oder gar sozialistische Parteien zu.
Wenn dem tatsächlich so sei, um welche Werte handelt es sich dann konkret?
Diese - für das 21. Jahrhundert doch recht "erstaunliche" - Frage stellte die (selbsterklärend christliche) Moderatorin der heutigen SAT1 Frühseundung.
Ihr Gesprächspartner - der Theologe und wohl auch Priester - blieb die Antwort schuldig bzw. wich mehr oder weniger geschickt mit einer Gegenfrage: "Was ist für Sie christliches Leben?" aus und blieb auch dann jede Antwort schuldig.
"Werte und Glaube hängen eng zusammen", war sein Statement (richtiger wäre wohl, das "religiöse Werte eng mit Religion verbunden sind" oder ev. auch das "die Werte Gläubiger eng mit ihrer Religion" zusammenhängen).
Denn so vermittelt diese Äußerung entweder, das "Werte zu haben" ein "Exklusiv" religiöser Menschen, deren Entwicklung eines der Kirche bzw. Glaubenslehre sei bzw. auch die Werte Nichtreligiöser einer Religion, zwangsweise aber mindestens "irgendwie" aus einem "Glauben" entspringen, welcher bei Europäern - quasi automatisch - der "christliche" gewesen sein muß (war ja fast ganz Europa über viele Jahrhunderte quasi "zwangschristianisiert").
Auf jeden Fall impliziert diese Aussage, das Nichtreligiöse in der Lage sind, selbst Werte zu bilden bzw. zu entwickeln.
Eine mögliche Antwort bietet da die katholische Uni Eichstätt in Ihrer Zuarbeit an das Land Bayern, die u.a. mit an der Ausgestaltung des bayrischen Lehrplanes für den Ethik-Unterricht beteiligt war bzw. hierzu vom Land beauftragt wurde. Dort findet sich in etwa:
"Es ist wichtig, das Nicht-Religiösen Jugendlichen eine ethische Unterweisung zuteil wird..." (als verstehe sich diese für Gläubige von selbst...) aber auch, das "...die Werte unserer heutigen Gesellschaft christlichen Traditionen erwachsen sind". (wohl ein Wink mit dem Zaun, wie man sich die inhaltliche Gestaltung der "ethischen Unterweisung" in Bayern konkret vorstellt)
Es scheint schon, als traue man nichtreligiösen Menschen nicht zu, aus eigenem Antrieb oder Leistung Werte zu bilden bzw. zu entwickeln ODER das deren Werte für ein heutiges, funktionierendes Miteinander in einer Gesellschaft nicht "ausreichend" bzw. "nicht geeignet" seien.
Eine offene Antwort hätte mich da doch sehr interessiert - vielleicht finde ich die ja hier?
In der Sendung fallen da Beispiele wie der "Familienzusammenhalt" oder auch "soziale Miteinander".
Nun, Ich halte Werte wie den Familienzusammenhalt" nicht für "typisch christlich" - findet der sich doch bis heute auch in anderen Kulturen - nicht selten sogar noch wesentlich ausgeprägter. Das "soziale Miteinander" wird ebenso von Sozialisten kommuniziert und ist auch dort ein typischer Wert - womöglich sogar noch kompromißloser.
In der folgenden Debatte hieß es dann: "...Die Frage, die CDU zu wählen ist auch eine Frage des Glaubens - um ein gemeinsames gesellschaftliches Werteverständnis mit den Gläubigen, welches die Partei vertritt..." Denkt man diesen Zusammenhang zu Ende, träfe dies ebenso für andere soziale oder gar sozialistische Parteien zu.
Wenn dem tatsächlich so sei, um welche Werte handelt es sich dann konkret?
Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Da ich die Sendung nicht sah, kann ich darüber eigentlich nicht diskutieren. Gibt es eine Aufzeichnung im Internet? Ich gehe jetzt einfach von dem aus, was ich hier lese:
Die Gegenfrage des Theologen macht mehr Sinn "Was ist für Sie christliches Leben?"
Ich kann Christsein, nicht auf das Vertreten von christlichen Werten reduzieren. Zumal das Vertreten christlicher Werte weit weniger mit Christsein zu tun hat, als die meisten hier lebenden Christen glauben. Aber das ist halt der Punkt, weshalb man seine Kinder oft zur Kirche schickt, nicht wegen des Glaubens. Ein Vorteil für die Kirche, diese Leute kommen wenigstens und ein Nachteil zugleich. Das Eigentliche des christlichen Glaubens wird übersehen und es schreckt andere ab. Damit fehlt das Erneuerungspotential, was jede Gemeinschaft, auch die Kirche braucht.
Was sind Werte?
Werte haben mit Bedürfnissen zu tun, mit Idealen…
Jeder Mensch hat Bedürfnisse, strebt nach Glück… daraus ergeben sich für ihn Werte.
Werte sind z.B. Gemeinschaft, Freiheit, Treue, Liebe…
Früher stand der Wert „Pflicht“ hoch im Kurs, heute ist es mehr die „Freiheit“. „Wahrheit“ ist ein Wert, auch Toleranz.
Das klingt alles erst einmal sehr gut. Aber Werte können missbraucht oder auch gegeneinander ausgespielt werden. Aus dem Wertesystem gelöst und isoliert vertreten, können sie sehr viel Unheil anrichten. Jemand der Werte vertritt, muss deshalb noch lange kein Christ sein. –
Ich kann noch weiter gehen und sagen „Jemand der Werte vertritt, muss deshalb noch lange kein guter Mensch sein.
Daher ist Werteerziehung wichtig. Die Frage besteht nämlich nicht darin, ob Werte entwickelt werden, sondern wie diese eingeordnet und angewandt werden.
LG Christel
Die Frage ist absurd, weil das gar keine sinnvolle Frage ist. „Wert“ hat mit bewerten, Wertschätzung, anders ausgedrückt mit Vorlieben zu tun. Und natürlich ist das ein Vermögen aller Menschen.Haben Nichtreligiöse, Agnostiker oder auch Atheisten "Werte"? "Können auch diese Menschen so etwas wie Werte entwickeln"?
Die Gegenfrage des Theologen macht mehr Sinn "Was ist für Sie christliches Leben?"
Ich kann Christsein, nicht auf das Vertreten von christlichen Werten reduzieren. Zumal das Vertreten christlicher Werte weit weniger mit Christsein zu tun hat, als die meisten hier lebenden Christen glauben. Aber das ist halt der Punkt, weshalb man seine Kinder oft zur Kirche schickt, nicht wegen des Glaubens. Ein Vorteil für die Kirche, diese Leute kommen wenigstens und ein Nachteil zugleich. Das Eigentliche des christlichen Glaubens wird übersehen und es schreckt andere ab. Damit fehlt das Erneuerungspotential, was jede Gemeinschaft, auch die Kirche braucht.
Was sind Werte?
Werte haben mit Bedürfnissen zu tun, mit Idealen…
Jeder Mensch hat Bedürfnisse, strebt nach Glück… daraus ergeben sich für ihn Werte.
Werte sind z.B. Gemeinschaft, Freiheit, Treue, Liebe…
Früher stand der Wert „Pflicht“ hoch im Kurs, heute ist es mehr die „Freiheit“. „Wahrheit“ ist ein Wert, auch Toleranz.
Das klingt alles erst einmal sehr gut. Aber Werte können missbraucht oder auch gegeneinander ausgespielt werden. Aus dem Wertesystem gelöst und isoliert vertreten, können sie sehr viel Unheil anrichten. Jemand der Werte vertritt, muss deshalb noch lange kein Christ sein. –
Ich kann noch weiter gehen und sagen „Jemand der Werte vertritt, muss deshalb noch lange kein guter Mensch sein.
Daher ist Werteerziehung wichtig. Die Frage besteht nämlich nicht darin, ob Werte entwickelt werden, sondern wie diese eingeordnet und angewandt werden.
LG Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Nachtrag:
Ich hoffe, ich ecke damit nicht zu sehr an, die Familie haben noch mehr die Nationalsozialisten betont und das soziale Miteinander: Stichwort „Volksgemeinschaft“. Wer dazugehörte, hatte durchaus Vorteile, wer nicht, - Pech gehabt. Denn das angestrebte Ideal muss ja vollkommen sein, gesäubert werden…
Ansonsten helfen vielleicht die Sinus-Milieus weiter, ein Modell welches die Menschen nach ihren Wertemuster einteilt.
http://www.sinus-institut.de/loesungen/ ... lieus.html
Prinzipiell ja – nur, „soziales Miteinander“ und „Familienzusammenhalt“ das ist ein Unterschied… -niels hat geschrieben:Nun, Ich halte Werte wie den Familienzusammenhalt" nicht für "typisch christlich" - findet der sich doch bis heute auch in anderen Kulturen - nicht selten sogar noch wesentlich ausgeprägter. Das "soziale Miteinander" wird ebenso von Sozialisten kommuniziert und ist auch dort ein typischer Wert - womöglich sogar noch kompromißloser.
Ich hoffe, ich ecke damit nicht zu sehr an, die Familie haben noch mehr die Nationalsozialisten betont und das soziale Miteinander: Stichwort „Volksgemeinschaft“. Wer dazugehörte, hatte durchaus Vorteile, wer nicht, - Pech gehabt. Denn das angestrebte Ideal muss ja vollkommen sein, gesäubert werden…
Ja und Nein. Alle Parteien in Deutschland versuchen alle zu erreichen. Das heißt, ihr Profil ist nicht klar. Damit funktioniert es nicht mehr.niels hat geschrieben:In der folgenden Debatte hieß es dann: "...Die Frage, die CDU zu wählen ist auch eine Frage des Glaubens - um ein gemeinsames gesellschaftliches Werteverständnis mit den Gläubigen, welches die Partei vertritt..." Denkt man diesen Zusammenhang zu Ende, träfe dies ebenso für andere soziale oder gar sozialistische Parteien zu.
Wenn dem tatsächlich so sei, um welche Werte handelt es sich dann konkret?
Ansonsten helfen vielleicht die Sinus-Milieus weiter, ein Modell welches die Menschen nach ihren Wertemuster einteilt.
http://www.sinus-institut.de/loesungen/ ... lieus.html
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Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Leider habe ich den Namen der Sendung nicht mitbekommen - die läuft aber wohl jeden Sonntag Vormittag auf Sat 1 und wird wohl von der Kirche "gesponsert" bzw. "unterstützt". Genaueres findet sich bestimmt bei Sat 1 auf der Website (vom Handy aus macht ein Besuch der Websites deutscher TV-Sender i.d.R. wenig Sinn, da die mit fetten Grafiken und Flash's dafür sorgen, das ein Handy wie meines damit nicht möchte).
Ja, erstens ist "Werte" ein an sich "hohler" bzw. abstrakter Begriff. Ich nehme mal an, das man dort gemeinschaftliche Werte wie auch Werte, die die soziale Interaktion bedingen, meinte.
Aber ebenso hohl / abstrakt ist auch der Term "soziales Miteinander" - zwar weiß man, was "sozial" bedeutet (zusammen, gemeinschaftlich), dennoch kann "soziales Miteinander" oder "Verhalten" (z.B. übergeordnet betrachtet) "a-sozial" sein - also nicht alles, was von bzw. für eine Gruppe oder Familie "produktiv" sein kann, muß zwangsweise auch übergeordnet "produktiv" sein - ja kann sogar "kontraproduktiv" sein. So ist z.B. das Handeln einer Familie oder Gruppe, die gemeinschaftlich Straftaten zum eigenen Vorteil begeht "sozial" soweit es die eigene Gruppe betrifft - aber übergeordnet "kontraproduktiv". Sozial muß also nicht zwangsweise positiv sein. Aber das nur mal am Rande...
Im Kontext einer offenenm, freien Gesellschaft sind alle Werte des einen legitim, soweit andere nicht unter deren Auswirkungen zu leiden haben. Was wer wie für produktiv hält, ist eines jedem Sache selbst.
Politikwissenschaftler sprechen dabei von der Glockenkurve bzw. Glockenkurventheorie (abgeleitet von der Gaussschen Verteilungskruve) nach der alle Parteien im Wahlkampf zeitlich gegen den Zeitpunkt der Wahl versuchen, das Optimum der Erwartungen der Wähler anzunähern - ohne das man dieses aber erreichen will oder tut. Am Tag vor der Wahl sind deshalb die "Ziele" der Parteien erstaunlich ähnlich...
Aber leider beantwortet das meine Frage bisher nicht, welche Werte die CDU derart mit den Christen verbindet, als das sich daraus quasi eine "Glaubensverantwortung" ergibt die Partei zu wählen.
Gemeinschaft, Treue, Liebe sind Bedürfnisse - keine Werte. Wer käme z.B. auf die Idee zu behaupten, der tägliche Toilettengang (oder häufiger) sei ein oder erwachse aus einem Wert.
"Glück" ist ein Zustand - den mancheiner vielleicht auch mit einem "Wert" gleichsetzt - aber nicht zwangsweise jeder (auch wenn das sicher seltener passiert). Ebenso ist "1 Euro" auf jeden Fall ein "Wert", der sich gegen Lieferungen und Leistungen, die der Käufer als "Wert" erachtet - eintauschen lässt (wenn wohl auch nicht gegen alle denkbaren Lieferungen und Leistungen - und damit Werte).
Auf der anderen Seite stehen die "Normen" (oder besser: Verhaltens- bzw. Handlungsnormen - denn "Norm" und "Wert" wären sonst das gleiche), die sich aus Erfahrungen ergeben (wobei nicht zwingend ist, das die Erfahrungen selbst gemacht wurden - der Mensch ist ja ein "Kopiertier"
und Kontraproduktivität verhindern sollen - oder anders: Schaden abwenden sollen (von sich selbst, von Dritten, von der Umwelt usw.).
Normen entwickeln sich demnach aus "Werten" bzw. der Bewertung in Form von Priorisierung erwünschter Zustände (oder schlicht "Ziele").
Wollte man annehmen, jemand habe keine Werte, so muß man auch annehmen, das er weder Ziele hat noch Prioritäten setzt. Ich kenne bis heute niemanden, auf den dies zuträfe - nicht mal für Komapatienten sind (solange sie einen Rest Lebensdrang betreiben) ohne diese. Der Grundwert für das Lebewesen ist demnach das Überleben - seines wie das seiner Art. Aus diesem ergeben sich über kürzere oder längere Kausalketten alle Werte eines Lebewesens.
Demnach findet ein Mensch zu seinen Werten, wenn er sich bewusst mit diesen Kausalketten auseinandersetzt und diese - mit fortschreitender Entwicklung seines Wesens, seiner Art wie des Lebens insgesamt immer wieder neu erkundet.
Mein Eindruck ist der, das Religionen dem Menschen einen Teil dieser Betrachtung abnehmen bzw. Resultate anderer Betrachter übergeben wollen, dabei aber die Optionen der Selbsterkundung von vornherein begrenzt - ebenso tut dies auch die Wissenschaft, wenngleich ohne dabei kausale Pfade zu verlassen.
Also könnte niemand fundiert begründbar behaupten, der Wert des einen stünde über dem des anderen oder trage mehr Gehalt an "Richtigkeit"? Demnach könnte man niemandem vorschreiben, welche Werte für ihn die "Richtigen" seien usw.
Ja, erstens ist "Werte" ein an sich "hohler" bzw. abstrakter Begriff. Ich nehme mal an, das man dort gemeinschaftliche Werte wie auch Werte, die die soziale Interaktion bedingen, meinte.
Aber ebenso hohl / abstrakt ist auch der Term "soziales Miteinander" - zwar weiß man, was "sozial" bedeutet (zusammen, gemeinschaftlich), dennoch kann "soziales Miteinander" oder "Verhalten" (z.B. übergeordnet betrachtet) "a-sozial" sein - also nicht alles, was von bzw. für eine Gruppe oder Familie "produktiv" sein kann, muß zwangsweise auch übergeordnet "produktiv" sein - ja kann sogar "kontraproduktiv" sein. So ist z.B. das Handeln einer Familie oder Gruppe, die gemeinschaftlich Straftaten zum eigenen Vorteil begeht "sozial" soweit es die eigene Gruppe betrifft - aber übergeordnet "kontraproduktiv". Sozial muß also nicht zwangsweise positiv sein. Aber das nur mal am Rande...
Im Kontext einer offenenm, freien Gesellschaft sind alle Werte des einen legitim, soweit andere nicht unter deren Auswirkungen zu leiden haben. Was wer wie für produktiv hält, ist eines jedem Sache selbst.
Ja,Alle Parteien ...
Politikwissenschaftler sprechen dabei von der Glockenkurve bzw. Glockenkurventheorie (abgeleitet von der Gaussschen Verteilungskruve) nach der alle Parteien im Wahlkampf zeitlich gegen den Zeitpunkt der Wahl versuchen, das Optimum der Erwartungen der Wähler anzunähern - ohne das man dieses aber erreichen will oder tut. Am Tag vor der Wahl sind deshalb die "Ziele" der Parteien erstaunlich ähnlich...
Aber leider beantwortet das meine Frage bisher nicht, welche Werte die CDU derart mit den Christen verbindet, als das sich daraus quasi eine "Glaubensverantwortung" ergibt die Partei zu wählen.
Gemeinschaft, Treue, Liebe sind Bedürfnisse - keine Werte. Wer käme z.B. auf die Idee zu behaupten, der tägliche Toilettengang (oder häufiger) sei ein oder erwachse aus einem Wert.
"Glück" ist ein Zustand - den mancheiner vielleicht auch mit einem "Wert" gleichsetzt - aber nicht zwangsweise jeder (auch wenn das sicher seltener passiert). Ebenso ist "1 Euro" auf jeden Fall ein "Wert", der sich gegen Lieferungen und Leistungen, die der Käufer als "Wert" erachtet - eintauschen lässt (wenn wohl auch nicht gegen alle denkbaren Lieferungen und Leistungen - und damit Werte).
Auf der anderen Seite stehen die "Normen" (oder besser: Verhaltens- bzw. Handlungsnormen - denn "Norm" und "Wert" wären sonst das gleiche), die sich aus Erfahrungen ergeben (wobei nicht zwingend ist, das die Erfahrungen selbst gemacht wurden - der Mensch ist ja ein "Kopiertier"

Normen entwickeln sich demnach aus "Werten" bzw. der Bewertung in Form von Priorisierung erwünschter Zustände (oder schlicht "Ziele").
Wollte man annehmen, jemand habe keine Werte, so muß man auch annehmen, das er weder Ziele hat noch Prioritäten setzt. Ich kenne bis heute niemanden, auf den dies zuträfe - nicht mal für Komapatienten sind (solange sie einen Rest Lebensdrang betreiben) ohne diese. Der Grundwert für das Lebewesen ist demnach das Überleben - seines wie das seiner Art. Aus diesem ergeben sich über kürzere oder längere Kausalketten alle Werte eines Lebewesens.
Demnach findet ein Mensch zu seinen Werten, wenn er sich bewusst mit diesen Kausalketten auseinandersetzt und diese - mit fortschreitender Entwicklung seines Wesens, seiner Art wie des Lebens insgesamt immer wieder neu erkundet.
Mein Eindruck ist der, das Religionen dem Menschen einen Teil dieser Betrachtung abnehmen bzw. Resultate anderer Betrachter übergeben wollen, dabei aber die Optionen der Selbsterkundung von vornherein begrenzt - ebenso tut dies auch die Wissenschaft, wenngleich ohne dabei kausale Pfade zu verlassen.
Also könnte niemand fundiert begründbar behaupten, der Wert des einen stünde über dem des anderen oder trage mehr Gehalt an "Richtigkeit"? Demnach könnte man niemandem vorschreiben, welche Werte für ihn die "Richtigen" seien usw.
Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Ja, das wissen die Christen wohl auch nicht so genau. Christen wählen alle Parteien und sie finden sich als Mitglieder in allen Parteien, selbst in der PDS.Aber leider beantwortet das meine Frage bisher nicht, welche Werte die CDU derart mit den Christen verbindet, als das sich daraus quasi eine "Glaubensverantwortung" ergibt die Partei zu wählen.
Vielleicht haben Katholiken einen etwas größeren Hang zur CDU. Das könnte an Werten hängen wie Lebensschutz ungeborener Menschen, aber in anderen Dingen, die auch wichtig sind, wie Umwelt, kein Kriegsdienst … ist die CDU nicht so gut.
Ich schätze der Hang zur CDU hat eher mit Beheimatung zu tun und das hängt mit der Geschichte zusammen, mit der Weimarer Republik, mit der Zentrumspartei.
Ich bin zwar kein Parteimitglied, aber ich denke, Partei (egal welche) ist wesentlich so etwas wie Heimat. Daher tun sich die Parteien mit ihrem Focus auf Wechselwähler keinen Gefallen. Viele enttäuschte Wähler bleiben eher zu Hause als dass sie eine andere Partei wählen.
Demnach sind „Gemeinschaft, Treue, Liebe“ nicht nur Bedürfnisse, sondern auch Werte.Normen entwickeln sich demnach aus "Werten" bzw. der Bewertung in Form von Priorisierung erwünschter Zustände (oder schlicht "Ziele").
Ja! Und wie Du sagst, es trifft auf jeden zu, alle haben Werte.Wollte man annehmen, jemand habe keine Werte, so muß man auch annehmen, das er weder Ziele hat noch Prioritäten setzt.
Richtig! Außerdem ändern sich Prioritäten innerhalb eines Lebens, was ebenfalls Auswirkungen auf das Werteverständnis hat.Demnach findet ein Mensch zu seinen Werten, wenn er sich bewusst mit diesen Kausalketten auseinandersetzt und diese - mit fortschreitender Entwicklung seines Wesens, seiner Art wie des Lebens insgesamt immer wieder neu erkundet.
Religionen? Ich kenne die anderen Religionen zu wenig, um das bestätigen zu können.Mein Eindruck ist der, das Religionen dem Menschen einen Teil dieser Betrachtung abnehmen bzw. Resultate anderer Betrachter übergeben wollen, dabei aber die Optionen der Selbsterkundung von vornherein begrenzt - ebenso tut dies auch die Wissenschaft, wenngleich ohne dabei kausale Pfade zu verlassen.
Sagen wir mal so, alle Milieus, ob religiös oder nicht, wirken darauf ein.
http://www.sinus-institut.de/loesungen/ ... lieus.html
Bindet man Christentum zu sehr an die Wertvorstellungen einer bestimmten Gruppe, dann ist das a) falsch und b) für die Sache selbst kontraproduktiv. Die „Platzhirsche“ fühlen sich zwar wohl, sie verschließen damit aber gleichzeitig anderen „den Himmel“.
Ich weiß nicht!Also könnte niemand fundiert begründbar behaupten, der Wert des einen stünde über dem des anderen oder trage mehr Gehalt an "Richtigkeit"? Demnach könnte man niemandem vorschreiben, welche Werte für ihn die "Richtigen" seien usw.
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Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Jaein,... Gemeinschaft, Treue, Liebe auch Werte ...
sie können Werte sein - oder auch ein Bedürfnis, das hinter Werten steht.
Liebe allerdings nimmt da weithin eine Sonderstellung ein, denn es ist den (meisten) Menschen in erster Linie ein "Bedürfnis", aus welchem alles, was als "Liebe" empfunden bzw. dieser zuträglich erachtet wird einen "Wert" bildet. Das eine wird aber häufig zu sehr mit dem anderen zusammengewürfelt / verwechselt, was nicht selten zu Mißverständnissen oder zu gar Fehlinterpretationen führt.
.
Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Du kannst nicht für andere Menschen bestimmen, was für sie ein Wert ist. Das legt jeder selbst fest.
Wert hat mit Wertschätzung zu tun. Es ist ein Ziel, was man bewusst anstreben und verwirklichen kann.
Das anstreben von Gemeinschaft, Teure, Liebe muss kein besonderes persönliches Bedürfnis zu sein, um es wertzuschätzen und anzustreben.
Angenommen, Herr „X“ ist lieber allen.
Gar nicht gern treu, sondern eher wechselhaft und bindungsarm.
Liebe?
Aber er ist Idealist und arbeitet begeistert an einem bestimmten Thema. Um sein Ziel zu erreichen, braucht er treue Mitstreiter. Gemeinschaft mit ihnen und liebevolle Aufmerksamkeit der Menschen untereinander. Anders läuft gar nichts. – Er wird also die Werte Gemeinschaft, Teure, Liebe schätzen, anstreben und verwirklichen, um sein Ziel zu erreichen, obgleich sie seiner eigenen Natur nicht entsprechen und er ansonsten ganz gut ohne diese auskommen würde.
Wert hat mit Wertschätzung zu tun. Es ist ein Ziel, was man bewusst anstreben und verwirklichen kann.
Das anstreben von Gemeinschaft, Teure, Liebe muss kein besonderes persönliches Bedürfnis zu sein, um es wertzuschätzen und anzustreben.
Angenommen, Herr „X“ ist lieber allen.
Gar nicht gern treu, sondern eher wechselhaft und bindungsarm.
Liebe?
Aber er ist Idealist und arbeitet begeistert an einem bestimmten Thema. Um sein Ziel zu erreichen, braucht er treue Mitstreiter. Gemeinschaft mit ihnen und liebevolle Aufmerksamkeit der Menschen untereinander. Anders läuft gar nichts. – Er wird also die Werte Gemeinschaft, Teure, Liebe schätzen, anstreben und verwirklichen, um sein Ziel zu erreichen, obgleich sie seiner eigenen Natur nicht entsprechen und er ansonsten ganz gut ohne diese auskommen würde.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Nochmal dazu:
Beispiel:
Beruft sich jemand auf den Wert „Wahrheit“, kann es passieren, dass er sich den Vorwurf der Intoleranz einhandelt.
Warum?
Unser Zeitgeist bringt es mit sich, dass der Wert „Toleranz“ heute höher im Kurs steht als der Wert „Wahrheit“. Dieses Verhältnis wird ausgenutzt. Dabei eignet sich der Wert „Toleranz“ gut dazu, sich selbst aufzuwerten, denn wer Toleranz fordert wird leicht selbst für tolerant gehalten.
Das zeugt allerdings von mangelnder Reflektion:
Jemanden etwas vorzuhalten (und sei es mangelnde Toleranz) bedeutet, dass man das Verhalten bzw. die Wertewahl des anderen missbilligt, also nicht toleriert. Die Forderung nach Toleranz bedeutet also nicht, dass jemand selbst tolerant ist.
Wie gesagt, steht ein Wert höher im Kurs als ein anderer, dann eignet er sich zur Selbstaufwertung und zur Abwertung anderer Menschen. Daraus folgt, bei der Betonung eines Wertes, die Forderung nach Einhaltung dieses Wertes, muss es dem Betreffenden gar nicht um diesen Wert gehen. Der Wert kann auch lediglich miss/gebraucht werden.
Zu bedenken ist weiterhin, dass kein Mensch für sich allein steht, auch nicht mit seinen Werten. Was ein Mensch tut, seine Wertvorstellungen… haben immer auch Einfluss auf die Mitmenschen, auf die Gesellschaft. Folglich braucht eine Gesellschaft Werte, die deren Erhalt, ein vernünftiges Zusammenleben… stärken. Unsere Gesellschaft kann z.B. nicht auf den Wert „Demokratie“ verzichten ohne sich selbst in Frage zu stellen.
Umgekehrt, die Gesellschaft… wirkt über die Erziehung (auch nonverbal), Vorbilder, Zeitgeist… auf die Wertvorstellungen der einzelnen Menschen ein. D.h., wer sich über seine Werte, Ideale… keine Gedanken macht, bekommt etwas übergestülpt, wird über Werte manipuliert.
Praktisch kommt es vor.niels hat geschrieben:Also könnte niemand fundiert begründbar behaupten, der Wert des einen stünde über dem des anderen oder trage mehr Gehalt an "Richtigkeit"? Demnach könnte man niemandem vorschreiben, welche Werte für ihn die "Richtigen" seien usw.
Beispiel:
Beruft sich jemand auf den Wert „Wahrheit“, kann es passieren, dass er sich den Vorwurf der Intoleranz einhandelt.
Warum?
Unser Zeitgeist bringt es mit sich, dass der Wert „Toleranz“ heute höher im Kurs steht als der Wert „Wahrheit“. Dieses Verhältnis wird ausgenutzt. Dabei eignet sich der Wert „Toleranz“ gut dazu, sich selbst aufzuwerten, denn wer Toleranz fordert wird leicht selbst für tolerant gehalten.
Das zeugt allerdings von mangelnder Reflektion:
Jemanden etwas vorzuhalten (und sei es mangelnde Toleranz) bedeutet, dass man das Verhalten bzw. die Wertewahl des anderen missbilligt, also nicht toleriert. Die Forderung nach Toleranz bedeutet also nicht, dass jemand selbst tolerant ist.
Wie gesagt, steht ein Wert höher im Kurs als ein anderer, dann eignet er sich zur Selbstaufwertung und zur Abwertung anderer Menschen. Daraus folgt, bei der Betonung eines Wertes, die Forderung nach Einhaltung dieses Wertes, muss es dem Betreffenden gar nicht um diesen Wert gehen. Der Wert kann auch lediglich miss/gebraucht werden.
Zu bedenken ist weiterhin, dass kein Mensch für sich allein steht, auch nicht mit seinen Werten. Was ein Mensch tut, seine Wertvorstellungen… haben immer auch Einfluss auf die Mitmenschen, auf die Gesellschaft. Folglich braucht eine Gesellschaft Werte, die deren Erhalt, ein vernünftiges Zusammenleben… stärken. Unsere Gesellschaft kann z.B. nicht auf den Wert „Demokratie“ verzichten ohne sich selbst in Frage zu stellen.
Umgekehrt, die Gesellschaft… wirkt über die Erziehung (auch nonverbal), Vorbilder, Zeitgeist… auf die Wertvorstellungen der einzelnen Menschen ein. D.h., wer sich über seine Werte, Ideale… keine Gedanken macht, bekommt etwas übergestülpt, wird über Werte manipuliert.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Du meinst in etwa das (eigentlich nicht wirklich neue) Phänomen der "political correctnes" in der Form, wo eine sachliche / kausale Feststellung allein deshalb abgelehnt wird, weil sie der aktuell üblichen politischen "Korrektheit" widerspricht?Beruft sich jemand auf den Wert „Wahrheit“, kann es passieren, dass er sich den Vorwurf der Intoleranz einhandelt.
Nun, Wahrheiten sind nicht immer angenehm, vor allem wenn sie Veränderungen bedingen - und es gibt (fast schon gemäß dem Trägheitsgesetz) nicht wenige Menschen die sich gegen diese sträuben oder halt nicht sehen wollen. Das können sie auch gern tun, soweit die Folgen ihre persönlichen bleiben oder zB mit "Gesinnungsgenossen" innerhalb der eigenen Gruppe bleiben.
Keinesfalls, denn Wahrheiten sind auch Basis jedweder Toleranz - das heißt: ohne Wahrheitsliebe wird man auch keine Toleranz erreichen - auf welcher Ebene auch immer.Unser Zeitgeist bringt es mit sich, dass der Wert „Toleranz“ heute höher im Kurs steht als der Wert „Wahrheit“
Und mein Eindruck ist, das sich der Wert Freiheit in Form gegenseitier, gleichberechtigender sozialer Toleranz nach einem über Jahrhunderte mit manch auf und ab entwickelten Hoch momentan eher wieder im Rückzug begriffen ist - womöglich auch weil gerade jüngeren Menschen der Wert der Freiheit mangels Negativerlebnissen so immer weniger zugänglich ist.
Wenn jemandem also Toleranz wichtiger als Wahrheit ist, dann ist es keine Toleranz, die er da meint bzw für wichtig hält.
Das einzige Maß für Toleranz binnen Gesellschaftsmitgliedern ist das Maß der Freiheit des am geringsten Freien in der Gesellschaft.
Eben, wie zB über irgendwelche Lehren aus Religionen oder Verbreitern von Ideologien.Demokratie“ verzichten ohne sich selbst in Frage zu stellen. Umgekehrt, die Gesellschaft… wirkt über die Erziehung (auch nonverbal), Vorbilder, Zeitgeist… auf die Wertvorstellungen der einzelnen Menschen ein. D.h., wer sich über seine Werte, Ideale… keine Gedanken macht, bekommt etwas übergestülpt, wird über Werte manipuliert.
Während Ideologien allerdings immerhin noch einem kausalen Ansatz folgen, der somit prinzipbedingt auch - ebenso kausal - anfechtbar und/oder reflektierbar sind, entziehen insbesondere absolutistische wie monotheistische Religionen (aber auch einiges, was man mE fälschlich in Ideologien einordnet) dem Bekommunizierten jedwede Basis zur Reflektion oder kritischen Betrachtung und, das halte ich für wesentlich gefährlicher, auch einen Teil der Eigenverantwortung für das eigene Tun, die sich nicht auf genetische wie mnemetische Prägung zurückführen lässt. Damit bedingen vor allem derartige religiöse Ideologien / Lehrkonzepte, das der Mensch nicht nur nicht mehr lernt selbst Werte durch eigene Reflektion, durch eigene Betrachtung und Bewertung zu entwickelt, sie gewöhnt es ihm sogar ab und entzieht ihm die Verantwortung für die Folgen der "gemeinschaftlichen" Werte. Im Umkehrschluß versprechen diese sogar Sicherheit und damit eine "Geborgenheit" in der Gruppe, nach der sich womöglich mancher Mensch sehnt - aber so, das heißt in der "versprochenen" Form und Wirkung weder vorhanden ist noch nachhaltig existieren kann - in etwa so wie der Schnuller dem Kleinkind eine Geborgenheit vermittelt, die der Schnuller an wie in sich so gar nicht bieten kann, was wir spätestens dann bemerken, wenn sich unser Bewusstsein über den mit der Lebenszeit wie wachsenden Hirnstrukturen idR wachsenden Erfahrungsschatz ausbreiten kann.
Warum sollte ausgerechnet der Mensch - entgegen zB allen anderen Tierarten - gerade nicht in der Lage sein aus eigener Veranlagung wie mehr oder weniger bewusstem Antrieb heraus geeignete - dh vor allem für das nachhaltige Fortkommen seiner Art - erforderliche bzw förderliche Werte auszubilden bzw entwickelt zu haben?
Re: haben nicht-Religiöse auch Werte?
Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Ich stimme Dir voll und ganz zu!niels hat geschrieben:Wenn jemandem also Toleranz wichtiger als Wahrheit ist, dann ist es keine Toleranz, die er da meint bzw für wichtig hält.
Meine Aussage, >>Beruft sich jemand auf den Wert „Wahrheit“, kann es passieren, dass er sich den Vorwurf der Intoleranz einhandelt.<<, beruht auf praktischen Erfahrungen. Gesagt wird, was ankommt/wirkt. Hingegen werden die wirklichen Gründe mitunter nicht gesagt.
Ich stellte fest, Wahrheit und Toleranz werden gegeneinander ausgespielt.
Nicht, weil es wirklich um Toleranz geht, sondern
- um die eigene Position durchzusetzen,
- das eigene Ego zu befriedigen…
Das ist nur möglich, so meine Schlussfolgerung, weil der Wert Toleranz in weiten Kreisen der Bevölkerung höher steht als der Wert Wahrheit. Ich habe es so beobachtet.
Das gefällt mir sehr gut! Das möchte ich unterstreichen.niels hat geschrieben: Keinesfalls, denn Wahrheiten sind auch Basis jedweder Toleranz - das heißt: ohne Wahrheitsliebe wird man auch keine Toleranz erreichen - auf welcher Ebene auch immer.
Leider wird es selten so gut reflektiert.
„monotheistische Religionen“ ist mir zu allgemein. Dahinter verbirgt sich eine Vielfalt von Anschauungen. Selbst dann noch, wenn wir die Betrachtung auf das Christentum beschränken. Warum diese die Eigenverantwortung einschränken sollen verstehe ich nicht. Das erscheint mir unlogisch:
Verantwortung für etwas/jemanden ist ein Wert. Dieser wird als solcher entweder erkannt und akzeptiert oder der Mensch wird evt. durch Gesetze, Institutionen, andere Menschen… zur Verantwortung gezogen.
Ein Mensch muss (Eigen)Verantwortung als Wert nicht für sich nicht erkennen. Er kann ebenso meinen, man muss nur clever sein und sich nicht erwischen lassen.
Als Christ weiß ich, ich werde erwischt. Ich muss dereinst vor dem Richterstuhl Christi treten. Dort werde ich gefragt, was ich getan habe. Ich kann mich mit nichts und niemanden, mit keinem Chef, Institution, Staat, auch nicht mit Pfarrer oder Kirche herausreden.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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