Hessen setzt erstmalig "Karfreitag" strafrechtlich durch

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niels
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Hessen setzt erstmalig "Karfreitag" strafrechtlich durch

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Heute TV-Nachrichten Pro7:

"Hessen setzt erstmalig seit 40" (bzw.50) "Jahren das Gesetz zum Schutz des Kartfreitag durch" (Feiertagsgesetz).

In Hessen - wie vielen anderen Bundesländern - gilt der Karfreitag nicht nur als Feiertag, sondern auch als gesetzlich geschützten "stillen Tag", womit z.B. öffentliche Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen (wie z.T. sogar der Ausschank alkoholischer Getränke) gesetzlich untersagt ist.

Zwar existiert dieses Gesetz auch in Hessen bereits seit vielen Jahrzehnten, allerdings ging man bisher vergleichsweise tolerant mit der Regelung um und so hatten viele hessische bzw. frankfurter Clubs "wie selbstverständlich" z.B. Diskotheken, Clubs usw. wie auch sonstigen Freitagen geöffnet. Mit diesem Jahr hat man angekündigt, jedwede Verstöße erstmalig und konsequent zu ahnden und zu bestrafen.

Die angekündigte Maßnahme bestätigt meinen Eindruck, das die Kirchen inzwischen wieder mehr und mehr politischen Einfluß auf die gesamte Gesellschaft suchen und ausüben wollen. Toleranz gegen die, die anderes oder gar nichts glauben, wird su,kzessive abgebaut.

Dazu von Pro7 befragte Passanten in der frankfurter Fußgängerzone zeigten sich wenig verständnisvoll bis erbost. Die Stellungnahmen reichten von:

"Das ist sicher ein Scherz - so ein Gesetz soll es geben?" bis "das ist doch Diskriminierung".

Ja, ähnlich sehe ich das auch.

Ein von Pro7 dazu befragter Pfarrer meinte jedoch: "ohne unseren christlichen Feiertag hätten auch die Nichtgläubigen - das sollten diese bitte nicht vergessen - auch keinen Feiertag und müssten wie immer statt zum tanzen ins Büro gehen".

Nun, dazu möchte ich persönlich nur folgendes entgegnen:

1.) finden derartige Veranstaltungen i.d.R. Abends statt - d.h. auch Freitag abends - also nach (!) der beruflichen Arbeit - wie an anderen Freitagen auch

2.) sind die Osterfeiertage weder Erfindung der Christenkirche noch ist an diesem Tag - aus der Sicht Nichtchristen - etwas passiert, was ein "Stillhalten" in Gedenken rechtfertigen würde. Das Osterfest ist weitaus älter als die Kirche, die dieses Fest lediglich für ihre Zwecke ge- bzw. mißbraucht - den Menschen, die von dieser weitaus älteren Tradition / Ritus nicht lassen wollten quasi "weggenommen" hat (nicht zuletzt indem man christliche Überlieferungen willkürlich umdatierte - jeder Histroker wie Theologe weiß, das Ostern mit der Kreuzigung Jesus faktisch nichts zu tun hat).

Pro7 bemerkte übrigens auch, das wir eine grundgesetzliche Trennung von Staat und Kirche "haben müssten". Immerhin freue ich mich darüber, das zumindest ein journalistisches Medium mit dieser Thematik befasste - interessiert diese offensichtlich doch weitaus mehr Menschen, als manch religiös geprägter Politiker eingestehen oder akzeptieren möchte.

Ich würde mich freuen, wenn es zu solchen Themen zukünftig offenere wie öffentliche Debatten geben würde - immerhin fühlen sich doch Menschen bevormundet oder diskriminiert, die sich weder als Christ noch gläubig sehen.

Achja: Herr Ratzinger lässt uns heute wissen, das der Glaube in den westlichen Ländern zu sehr vernachlässigt sähe. Ich nehme an, das ihm auch die Verflechtung von Staat und Religion lange noch nicht weit genug geht.

Na dann - schöne Ostern und viele bunte Eier ;)

Cheers,


Niels.
niels
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Re: Hessen setzt erstmalig "Karfreitag" strafrechtlich durch

Ungelesener Beitrag von niels »

http://www.hr-online.de/website/rubrike ... t_41280423
http://www.hna.de/nachrichten/stadt-kas ... 12955.html
http://www.echo-live.de/aktuelles/Tanzv ... art190,866
http://www.fr-online.de/frankfurt/behoe ... index.html
http://www.vebwk.com/2011/04/22/kulturk ... s-teufels/
http://www.stern.de/panorama/frankfurte ... 77553.html
http://www.op-marburg.de/Lokales/Marbur ... anzen-nein

Ich sehe das als einen erheblichen Eingriff in meine Lebensführung, Freizeitgestaltung wie Lebensführung - und offensichtlich sehen dies inzwischen immer mehr Deutsche ähnlich. Stattdessen fährt die Politik / Verwaltung in verschiedenen Regionen einen gegenteiligen Kurs - offensichtlich gegen den Willen der Bürger.

Ich fände interessant, was z.B. eine Volksbefragung dazu herausbrächte.

In Heiligenstadt gibt es z.B. Tankstellen, die an Sonntagen nicht vor 10:00 bzw. 11:0 Uhr kein Auto gewachsen werden darf. Allerdings bin ich nicht sicher, wie weit dies gesetzliche Auflage, freie Entwscheidung des Unternehmers ist oder die Massnahme auf sozialen Druck hin erfolgte.
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