Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

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Heinrich5

Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Der Bischof Hudal hatte mit dieser Fluchtsache nichts zu tun.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-77745555.html
Wenn ich Deinem hier gesetztem Link folge, lese ich aber noch mehr:
………………Erst vor kurzem hat der Historiker Gerald Steinacher die Infrastruktur ihrer Flucht enthüllt(*). Das Rote Kreuz, argentinische Behörden und katholische Geistliche arbeiteten danach "Hand in Hand".
……………..Dann musste er einen Pater finden, der beim Roten Kreuz für ihn bürgte. Auch das war kein Problem. Wegen des Flüchtlingselends in Italien hatte der Vatikan eine Hilfskommission eingesetzt; um die Bedürftigen aus Österreich kümmerte sich Bischof Alois Hudal, ein bekennender Nazi-Freund.
……Gegen den gebürtigen Protestanten und späteren Atheisten Eichmann sprach allenfalls, dass Hudal lieber Katholiken unterstützte, doch der Schreibtischtäter erklärte sich kurzerhand zum Anhänger des katholischen Glaubens - und sein Passantrag wurde von einem Pater der Hilfskommission abgezeichnet. Am 1. Juni 1950 konnte er in Genua das wertvolle Dokument entgegennehmen.
niels
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Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel: Da liegst Du falsch, wie Du eigentlich wissen müsstest.

Ich habe nichts gegen die Kultur der Eichsfelder, allerdings ein Problem mit jenen, die sich stets und ständig erdreisten ihre Vorstellung von regionaler Kultur allen Eichsfeldern ungefragt überstülpen bzw. aufdrücken zu wollen, denn ich kenne inzwischen zuviele Miteichsfelder, denen das ebenso ein Dorn im Auge ist und die sich ebenso ungern für ein bestimmtes, vornehmlich von bestimmten Religiösen aufgedrücktes "heimatliches Kulturverständnis" erwärmen wie sich mit diesem identifizieren wollen.

Wer zB behauptet "Eichsfelder seien religiös" liegt bereits faktisch falsch und diskriminiert den nicht unwesentlichen Teil, der es nicht ist - und dennoch kursiert diese Mär heute ebenso - noch wie man einfach die, die es nicht sind, als "Nichteichsfelder" bezeichnet, und damit faktisch zu Gesellschaftsmitgliedern zweiter Klasse degradiert, indem man ihnen jeden - oder jeden wesentlichen - kulturellen Anspruch aberkennt.
niels
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Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von niels »

Nun, @Liborius: In der katholischen Kirche, in der ich aufwachsen "durfte" ging es - folgte man Deiner Argumentation - um das "Verunglimpfen" jedweden Nichtgläubigen oder auch Kirchenkritikers (selbst wenn der gläubig war/ist). Daran änderte auch wenig die vorgegebene "Logik", das man die "armen Ungläubigen" doch als vom "rechten Weg" abgekommen oder -gebrachte Wesen darstellte, denen man jederzeit die gütige Hand hinhalten sollte um ihnen den Lehren Christi (wieder) näher zu bringen (wenn sie sich denn bloß nur - mehr oder weniger - "einsichtig" zeigten).

Religion IST gelebte Diskriminierung Außenstehender im Rock des Gutmenschentums - die ich auch toleriere, aber nicht respektiere. Solange ebendiese Form von Bekenntnis gesellschaftliche Privilegien genießt wie beansprucht, werde ich diese Ungleichstellung nicht hinnehmen wollen und arbeite an der vom GG längst vorgesehenen Trennung von Staat und Kirche, wie sie ja lange nicht nur ich fordere (und noch viel mehr sich nicht öffentlich derart äußernde wollen).

Jeder soll glauben was er will, wie sich darüber ebenso jeder lustig machen wie es kritisieren darf.
niels
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Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von niels »

Und übrigens: Meine Frau ist - da ihre Eltern nichtreligiös, ein "Unding" im kleinen Eichsfeldort - obgleich auf Anraten der Großmutter wenigstens "getauft" - wie schon ihr Vater in seiner während ihrer gesamten Kindheit nahezu tagtäglich von "Mitmenschen" verprügelt, beschimpft, ausgelacht, verspottet wie diskriminiert worden ist - ja diese "Beziehung" zu den "Nächsten" wesentlich ihre Kindheit prägte.

Dabei handelt es sich nicht gerade um einen Einzelfall - auch ich erinnere mich noch gut an Kinder aus meinem Umfeld in kleineren Nachbardörfern, denen es ähnlich erging, während in unserem relativ großen Dorf mit durchwachsenerer Bevölkerungsstruktur inkl. vieler Ungläubiger und hochroter Schuldirektorin kaum jemand traute.

Die vermittelte katholische Ideologie ähnelte sich aber auch hier in der der SED-Diktatur oder den Nazis: Andersgläubige sind eine Art "unvollständiger" Menschen, "verblendet" durch einen fremden Geist mit unhaltbaren Versprechen. Die DDR samt SED haben wir inzwischen hinter uns lassen können, die (katholische) Kirche hingegen nicht. Statt Erich hängen heute Kreuze in den Schule, als Zeichen einer neuen Kaste, die ihren politischen Anspruch auf die Gesellschaft erhoben hat und haben will - auch weitere Beispiele gibt es mehr als genug.
Christel
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Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:Wer zB behauptet "Eichsfelder seien religiös" liegt bereits faktisch falsch und diskriminiert den nicht unwesentlichen Teil, der es nicht ist - und dennoch kursiert diese Mär heute ebenso - noch wie man einfach die, die es nicht sind, als "Nichteichsfelder" bezeichnet, und damit faktisch zu Gesellschaftsmitgliedern zweiter Klasse degradiert, indem man ihnen jeden - oder jeden wesentlichen - kulturellen Anspruch aberkennt.
Niels, das sind einfach die Zahlen! Ich habe gelesen, „über 75 Prozent der Eichsfelder sind Katholiken“.
Das bei Euch auch nur mit Wasser gekocht wird, viel Tradition und auch sozialer Druck wirkt, ist uns Nichteichfeldern dennoch völlig klar. Zu viele Eichsfelder (obwohl katholisch) haben nämlich nach einem Wohnungswechsel die Kirche nicht gefunden.
niels hat geschrieben:Die vermittelte katholische Ideologie ähnelte sich aber auch hier in der der SED-Diktatur oder den Nazis: Andersgläubige sind eine Art "unvollständiger" Menschen, "verblendet" durch einen fremden Geist mit unhaltbaren Versprechen.
Dann sag bitte, was Ihr, Du und Heinrich, anders macht?
Als Katholiken gelten wir in Deinem Forum als verblendet, Menschen zweiter Klasse und Du und Heinrich stellt uns als Katholiken gerade fleißig in die Nazi-Ecke, was historisch falsch ist!
Wenn Du ein Verhalten als falsch erkennst, dann darfst Du es nicht wiederholen!

FG Christel

PS: Nicht nur Deine Frau wurde als Kind verspottet, auch ich, aber aus dem Grund, weil ich katholisch war/bin. – Dafür gebe ich nicht der SED-Diktatur die Schuld. Verantwortlich sind allein die Menschen, die es getan haben. Das waren keine Genossen.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Als Katholiken gelten wir in Deinem Forum als verblendet, Menschen zweiter Klasse und Du und Heinrich stellt uns als Katholiken gerade fleißig in die Nazi-Ecke, was historisch falsch ist!
Katholiken und Anhänger anderer Religionen sind für mich nicht Menschen zweiter Klasse. Der überwiegende Teil meiner Familie ist katholisch und ich war es ja schließlich auch mal. Menschen teile ich nicht in Klassen ein und was die Nazi-Ecke betrifft, hier ist nicht allgemein von Katholiken die Rede sondern von dem was die Kirchenführung in dieser Zeit getan und nicht getan hat. Das ist wohl alles historisch belegbar.
Christel
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Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, argumentieren so nicht auch diverse missionierende Gruppen? Da wie immer getrennt zwischen der bösen Kirchenführung und den guten Katholiken. Ziel ist es den Weizen von der Spreu zu trennen. – „Gehet aus ihr heraus, damit ihr keinen Anteil habt an ihrer Schuld.“
Ich bin niemanden von ihnen gefolgt. Denn ihnen folgen hätte bedeutet, ihren ekelhaften Elitegeist zu übernehmen.

Wer ein Amt in der Kirche hat, ist deshalb nicht Böse oder Nazi und die Kirchenführung war nicht gleichgeschaltet. Nicht nur die vielen Priester, die auch Opfer des Nationalsozialismus wurden, bezeugen das, sondern auch die „ENZYKLIKA „MIT BRENNENDER SORGE“ von 1937:
http://www.vatican.va/holy_father/pius_ ... ge_ge.html

Heinrich, ehe ich irgendwelchen „Bessermenschen“ folge, egal welche Weltanschauung sie vertreten, lasse ich mich lieber von ihnen als rückständig… verspotten.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Heinrich, argumentieren so nicht auch diverse missionierende Gruppen?
Auf Seite 1 habe ich angeregt, einmal bei Google folgende Begriffe einzugeben: „Vatikan Holocaust“ oder „ Vatikan Nationalsozialsozialismus“.
Man kommt dann zu folgenden Ergebnissen:
Vatikan Nationalsozialismus = 670.000 Ergebnisse
Vatikan Holocaust = 453.000 Ergebnisse
Nur fünf beliebige Ergebnisse habe ich als Beispiel aufgeführt. Und die werfen alle ein schlechtes Licht auf den Vatikan. Alles Blödsinn oder was?
Daran kann auch die „ENZYKLIKA „MIT BRENNENDER SORGE“ nicht viel ändern.
Christel
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Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich5 hat geschrieben:Auf Seite 1 habe ich angeregt, einmal bei Google folgende Begriffe einzugeben: „Vatikan Holocaust“ oder „ Vatikan Nationalsozialsozialismus“.
Man kommt dann zu folgenden Ergebnissen:
Vatikan Nationalsozialismus = 670.000 Ergebnisse
Vatikan Holocaust = 453.000 Ergebnisse
Dann gibt doch mal USA Nationalsozialismus ein
oder USA Holocaust
Hast Du da mehr oder weniger Treffer?

Und was sagen die Zahlen? Nichts!

Vielleicht solltest Du, statt zu zählen, Dich mal näher mit den Inhalten beschäftigen. Doch dann könntest Du Deine Vorurteile nicht aufrechterhalten, denn Du müsstest u.a. dies lesen:
Die westliche Presse, allen voran die New York Times,[55] verfolgte aufmerksam die Stellungnahmen des Heiligen Stuhls. Die New York Times berichtete 1940 von einer Audienz des deutschen Außenministers Joachim von Ribbentrop, nach der der Außenminister dem Papst vorwarf, auf der Seite der Alliierten zu stehen, und dass Pius XII. mit einer Liste von nationalsozialistischen Grausamkeiten geantwortet haben soll:
„In den flammenden Worten, mit denen sich der Papst an Herrn von Ribbentrop richtete, verteidigte der Heilige Vater die Juden in Deutschland und Polen.“[55]

Auf seine Weihnachtsansprache 1941 reagierte die New York Times:
„Die Stimme von Pius XII. ist eine einsame Stimme im Schweigen und in der Dunkelheit, welche Europa an dieser Weihnacht umfangen. Er ist so ziemlich der einzige Regierende auf dem europäischen Kontinent, der es überhaupt wagt, seine Stimme zu erheben. […] Indem er eine »wirklich neue Ordnung« forderte, stellte sich der Papst dem Hitlerismus in die Quere. Er ließ keinen Zweifel daran, dass die Ziele der Nazis mit seiner Auffassung vom Frieden Christi unvereinbar sind.“[56] http://de.wikipedia.org/wiki/Pius_XII.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Christentum: "Totengräber der Hochkultur"

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Unter demselben Link zu Pius XII. ist weiter zu lesen:
Haltung zur Judenverfolgung bis 1939
Botschafter, Bischöfe und Nuntii informierten Pacelli laufend, frühzeitig und detailliert über die Lage in Deutschland, besonders über die sich verschärfende Judenverfolgung. Seit Januar 1933 baten viele Prominente ihn darum, auf den Papst einzuwirken, um die Judenverfolgung öffentlich anzuprangern. Doch Pacelli sprach dieses Thema in seinen regelmäßigen Audienzen mit Pius XI. 1933–1939 nach Aktenlage fast nie an und ließ alle Bittbriefe bis auf einen unbeantwortet.[27]
Am 1. April 1933 – dem Tag des Judenboykotts – beauftragte der Papst ihn damit, zu sondieren, „ob und wenn ja was“ der Heilige Stuhl gegen „antisemitische Exzesse in Deutschland“ tun könne. Pacelli notierte dazu: „Es könnten Tage kommen, in denen man sagen können muss, dass in dieser Sache etwas gemacht worden ist.“ Auf seine Anfrage wies Nuntius Cesare Orsenigo am 8. April auf das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ hin: Fortan sei Eintreten für die Juden identisch mit Protest gegen ein Staatsgesetz. Der Vatikan könne sich unmöglich in innere Staatsangelegenheiten einmischen, zumal er vorher nicht gegen „antideutsche Propaganda“ protestiert habe. Er müsse sich heraushalten und Stellungnahmen zur „Judenfrage“ den deutschen Bischöfen überlassen. Dem folgte Pacelli, obwohl auch die deutschen Bischöfe nicht gegen Verletzungen der Menschen- und Bürgerrechte protestierten, sondern allenfalls für getaufte Juden eintraten.[28]

Am 9. April 1933 appellierte der mit dem Papst seit 1920 befreundete Wiener Rabbiner und Hebraist Arthur Zacharias Schwarz über Pacelli an Pius XI.:[29]
„Wenn es Eurer Heiligkeit möglich wäre, auszusprechen, dass auch das gegen die Juden geübte Unrecht ein Unrecht bleibt, so würde ein solches Wort den Mut und die Moral von Millionen meiner jüdischen Brüder erhöhen.“
Am 22. April telegrafierte der New Yorker Rabbiner William Margolis an ihn:[30]
„Im Namen von all dem, was der Christenheit heilig ist, flehe ich Sie an, Ihre Stimme zu erheben, um Hitlers Verfolgungen klar zu verurteilen. Ihre Kritik wird weitreichenden Einfluss auf die deutsche Regierung haben […] und zu einer Änderung der Politik führen.“
Nach seinen Notizen legte Pacelli dem Papst keine dieser Bitten vor, nur die von Edith Stein. Die damals im Vatikan unbekannte Katholikin jüdischer Herkunft schilderte eindringlich die Judenverfolgung und machte die NS-Regierung für viele Selbsttötungen unter den Verfolgten verantwortlich. Diese Verantwortung falle auch „auf die, die dazu schweigen“. Nicht nur Juden, auch Tausende Katholiken warteten seit Wochen darauf, „dass die Kirche Jesu Christi ihre Stimme erhebe“, um der Judenverfolgung durch eine sich christlich nennende Regierung „Einhalt zu tun“. Erzabt Raphael Walzer übergab ihren Brief Pacelli am 12. April 1933 persönlich. Am 20. April antwortete dieser an Walzer, er habe diesen Brief „pflichtgemäß Seiner Heiligkeit vorgelegt“; er bete mit dem Papst um den Schutz der Kirche und den Mut aller Katholiken, die aktuellen Probleme zu überstehen. Zur Judenverfolgung und Bitte um einen Papstprotest nahm er nicht Stellung.[31]
Auch zu den Nürnberger Gesetzen und den Novemberpogromen 1938 ist weder eine interne noch öffentliche Reaktion Pacellis, der genau über die Vorgänge informiert war, und keine Unterredung mit dem Papst belegt.[32] Bei einem Treffen mit deutschen Kardinälen im März 1939 erklärte er dies mit dem Festhalten am Reichskonkordat:[33]
„Die Welt soll sehen, daß wir alles versucht haben, um in Frieden mit Deutschland zu leben.“
Jedoch bemühte er sich im päpstlichen Auftrag vergeblich um Aufnahme verfolgter, besonders getaufter, Juden in außereuropäischen Staaten.
Pius XI. plante seit Sommer 1938 ein Lehrschreiben gegen den Rassismus und Antisemitismus, zu dem er weder das zuständige Heilige Offizium noch Pacelli beauftragte. Zudem wollte er am 11. Februar 1939, dem Zehnjahrestag der Lateranverträge, die Leugnung der nationalsozialistischen Judenverfolgung in der italienischen Presse und die rassistischen Gesetze des italienischen Faschismus vom Juli 1938 als Bruch des Italienkonkordats öffentlich anprangern. Pacelli dagegen wollte diesen Konfrontationskurs vermeiden, um das Konkordat nicht zu gefährden und Mussolini als Vermittler gegenüber Hitler zu behalten.[34] Als Pius XI. am 10. Februar 1939 starb, ließ Pacelli die schon gedruckten Exemplare der geplanten Papstrede vernichten, wie es seine Aufgabe als Camerlengo war.[35]
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