haben Affen religiöse Gefühle?

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haben Affen religiöse Gefühle?

Ungelesener Beitrag von niels »

Ein interessanter Diskurs mit einem aus dem nordhessischen stammenden Theologen, der sich heute als "evolutionären Humanisten" bezeichnet:

http://www.fr-online.de/kultur/anthropo ... 60648.html
Heinrich5

Re: haben Affen religiöse Gefühle?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Also wieder eine Naturreligion, wie einst im Grimm’schen Wald?
Nicht ganz, weil Religionen ja ewige Werte behaupten, die wir nicht hinterfragen dürfen. Wir müssen aber unsere Ideen austauschen und besprechen und verändern können, um uns auf Normen zu einigen. Die wir wiederum brauchen, weil wir als soziale Tiere aufeinander angewiesen sind. Endgültige Positionen kann es nicht geben.
Genau deshalb kann ev. Humanismus keine neue Religion sein, wie auch schon hier im Forum unterstellt wurde.
niels
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Re: haben Affen religiöse Gefühle?

Ungelesener Beitrag von niels »

Nun, dafür behauptet man dann, das es ja auch "Atheisten" oder "Humanisten" "gäbe", die ihre Weltanschauung ebenso absolutistisch vertreten würden ß)

Das allerdings lässt außer Acht, das ebendiese angeführten selbst den Grundideen des (ggf. evolutionären) Humanismus widersprechen, sie damit explizit die Unvollkommenheit (menschlichen) Wissens - auf allen Ebenen, verneinen - und damit selbst letztlich zu Religiösen werden.
Heinrich5

Re: haben Affen religiöse Gefühle?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Die heutigen Primaten und die ersten Menschen hatten vor Jahrtausenden eine gleiche Lebensweise.
Der Arzt und Tiefenpsychologe Sigmund Freud schreibt in seinem Buch „Totem und Tabu“ Jahr 1913 zu diesem Thema unter anderem:
Erste soziale Ordnung:

Die Menschheit lebte über Jahrtausende in einer Horde. Das starke Männchen war Herr und Vater der ganzen Horde, unbeschränkt in seiner Macht, die er gewaltig gebrauchte. Alle weiblichen Wesen waren sein Eigentum, die Frauen und Töchter der eigenen Horde, wie vielleicht auch die aus anderen Horden geraubten. Das Schicksal der Söhne war ein hartes; wenn sie die Eifersucht des Vaters erregten, wurden sie erschlagen oder kastriert oder ausgetrieben. Sie waren darauf angewiesen in kleinen Gemeinschaften zusammenzuleben und sich Frauen durch Raub zu verschaffen, wo es dann dem einen oder anderen gelingen konnte, sich zu einer ähnlichen Position emporzuarbeiten wie des Vaters in der Urhorde. Eine Ausnahmestellung ergab sich aus natürlichen Gründen für die jüngsten Söhne, die durch die Liebe der Mütter geschützt aus dem Altern des Vaters Vorteile ziehen und ihn nach seinem Ableben ersetzen konnten. Sowohl von der Austreibung der älteren wie von der Bevorzugung der jüngsten Söhne glaubt man Nachklänge in Sagen und Märchen zu erkennen.

Änderung dieser sozialen Ordnung:

Der nächste entscheidende Schritt zur Änderung dieser ersten Art von sozialer Organisation soll gewesen sein, dass die Vertriebenen, in Gemeinschaft lebenden Brüder, sich zusammentaten, den Vater überwältigten und nach der Sitte jener Zeit roh verspeisten. An diesem Kannibalismus braucht man keinen Anstoß zu nehmen, er ragt weit in spätere Zeiten hinein. Wesentlich ist, dass wir diesen Urmenschen die nämlichen Gefühlseinstellungen zuschreiben wie wir sie bei den Primitiven der Gegenwart (nämlich unseren Kindern) durch analytische Forschung feststellen können. Also, dass sie den Vater nicht nur fürchteten und hassten, sondern ihn auch als Vorbild verehrten, und dass jeder sich in Wirklichkeit an seine Stelle setzen wollte. Der kannibalische Akt wird dann verständlich als Versuch, sich durch Einverleibung eines Stücks von ihm der Identifizierung mit ihm zu versichern.

Erste Form einer sozialen Ordnung mit Triebverzicht: Inzesttabu, Exogamie

Die Einsicht in die Erfolglosigkeit dieser Kämpfe, die Erinnerung an die vollbrachte Befreiungstat, die Gefühlsbindungen aneinander führten zu einer Einigung unter ihnen, einer Art von Gesellschaftsvertrag. Es entstand die erste Form einer sozialen Ordnung mit Triebverzicht, Anerkennung von gegenseitigen Verpflichtungen, Einsetzen bestimmter für heilig erklärter Institutionen, die Anfänge also von Moral und Recht. Jeder einzelne verzichtete auf das Ideal, die Vaterstellung für sich zu erwerben, auf den Besitz von Mutter und Schwestern. Damit war das Inzesttabu und das Gebot der Exogamie gegeben, welches sie sich freiwillig auferlegten.

Als Vaterersatz wurde ein starkes und gefürchtetes Tier gefunden (Totemtier) , das Totem galt einerseits als leiblicher Ahnherr und Schutzgeist des Clans, er mußte verehrt und geschont werden, andererseits wurde ein Festtag eingesetzt, an dem ihm das Schicksal bereitet wurde, das der Urvater gefunden hatte. Er wurde von allen Genossen gemeinsam getötet und verzehrt (Totemmahlzeit). Niemand durfte sich von dieser Mahlzeit ausschließen. Dieser große Festtag war in Wirklichkeit eine Triumphfeier des Sieges der verbündeten Söhne über den Vater.

Fortschritt des Totemismus:

An die Stelle der Tiere treten menschliche Götter, deren Herkunft vom Totem nicht verhüllt ist (Tiergestalt mit menschlichem Kopf, bzw. Menschengestalt mit Tierkopf)
Diese Gestalten finden wir z. Bsp. in den alten ägyptischen Religionen wieder.
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