Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

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niels
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Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von niels »

...und "Gottesdienst", gegen Willen der Mutter wie der Kinder selbst, und folgt der Argumentation des Vaters, der in der katholischen Gegend, in der seine Kinder aufwachsen, diese durch die Teilnahme an den christlichen Veranstaltungen vor Diskriminierung durch Mitmenschen usw. schützen will.

Soviel einmal mehr zum Thema "Religionsfreiheit" in Deutschland - hätte aber auch gut ins Eichsfeld gepasst...

http://www.taz.de/!97875/
Christel
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Die Kinder sind 6 Jahre!
Das heißt, sie sind nicht religionsmündig und können auch noch gar nicht wissen, was Religionsunterricht ist. Sie halten vermutlich einfach zur Mutter.

Es ist ein Streit unter den Eltern, die beide das Sorgerecht haben.

Wer atheistische Eltern hat darf meist nicht zum Religionsunterricht und wenn es noch so schön dort ist. Soweit zur "Religionsfreiheit" - > Kinder haben nie die Wahl, bis 14 entscheiden die Eltern und die müssen sich einigen.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Noch ist die Gerichtsentscheidung nicht rechtskräftig. Die Anwältin von Susanne W. hat Berufung eingelegt. Unklar bleibt auch, inwiefern sich die Rechtsauffassung des Gerichts mit der grundgesetzlich verbrieften Religionsfreiheit verträgt, die zum einen auch das Recht auf die Freiheit von Religion umfasst und zum anderen nicht nur in säkular geprägten Großstädten gilt. Mit dieser Frage wird sich wohl demnächst das Oberlandesgericht Köln auseinandersetzen müssen.
Nun kann man ja mal gespannt sein, zu welchem Urteil das Oberlandesgericht kommt.
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niels
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel: Dann frage ich mich, warum - wenn Kinder eh nicht religionsmündig sein sollen - sie bereits mit einer (!) Religion indoktriniert werden? Damit sie sich später mal "frei" zwischen der einen und der selben entscheiden können?

Religiotenkunde hat in öffentlichen Schulen nichts zu suchen - so wie in den meisten anderen Ländern der Erde...
Christel
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von Christel »

„lediglich eine Fortsetzung des Kontaktes mit Religion, den die Kinder bislang außerhalb der Haushalte der Eltern erlebt haben“. http://www.taz.de/!97875/
Die Eltern sind demnach keine praktizierenden Christen.
Während der Vater dafür ist seine Kinder alles mitmachen zu lassen, damit sie keine Außenseiter sind, will die Mutter das in Kauf nehmen, denn:
Susanne W. will ihre Kindern hingegen „weiterhin offen für sämtliche Religionsanschauungen halten, bis diese in einem Alter sind, selbstständig eine Entscheidung zu treffen, ob und welcher Konfession sie sich zugehörig fühlen“. Deswegen wehrt sie sich gegen eine einseitige „Aufoktroyierung einer Glaubensrichtung“ http://www.taz.de/!97875/
Beide Eltern haben im Grunde nichts gegen die Religion.
Die Eltern konnten sich nicht einigen, daher entschied das Gericht für die Zeit der Grundschule zu Gunsten des Vaters.
Hier streiten sich Eltern auf Kosten der Kinder!

Möglicherweise wäre das Angebot eines ökumenischen Religionsunterrichts in diesem Fall hilfreich. Davon abgesehen werden die Unterschiede und die konfessionelle Prägung durch den Religionsunterricht von der Mutter deutlich überschätzt. Wenn sie wirklich will, dass ihre Kinder sich einst entscheiden können, sollte sie die Wissensvermittlung nicht verhindern.
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niels
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von niels »

Ein "ökumenischer Religionsunterricht", hallo? Damit würde man den Kinder die "freie Wahl des Bekenntnisses" ermöglichen, weil - sozusagen - sind ja die beiden einflussreichsten gleichzeitig vertreten?

Mal ganz abgesehen davon, das die Kinder kein Anrecht auf einen Religionsunterricht hätten, der nicht dem bereits von einer Kiche angebotenem entspräche.

Religions (genauer gesagt Bekenntnisfreiheit) bedeutet gleichwertig die Freiheit von Religion oder welchem Bekenntnis auch immer.

Das klänge so nen Stück weit nach dem mittleren Osten, über den sich hier die halbe Christiotie aufregt. Zwei an Jesus glaubende Kinder dürfen, im "Sinne der Religionsfreiheit" im Irak zwischen sunnitischen und shiitischem Religionsunterricht wählen - oder gar einen "kombinierten" haben, womit ja ihre "Religionsfreiheit" im Sinne von "Sie haben ja eine Wahl" realisiert wäre... An Christus glauben is ja eh out dort und wer's tut, kann auch mal diskriminiert oder vermöbelt werden - so ist halt die Kultur, nich wahr?

Schöne Nächstenliebe - da sieht sogar ein Richter (selbst Kirchenchrist) das Kindeswohl von Kindeswohl durch die Diskriminierung durch seine "Christenbrüder" gefährdet - das lässt tief blicken, zumal er ja recht hat, was ebendie zugleich ja wehement bestreiten...

Wir haben u.a. ein Gleichstellungsgesetz u.a. gesetzliche Normen - nur Religioteninstitutionen dürfen diskriminieren und schikanieren - weil es Teil Ihres Glaubens sein soll. Wir brauchen wohl noch ein paa Jahrhunderte um auch nur ansatzweise in einem aufgeklärten Verstand anzukommen, der das Recht auf freies Bekenntnis vs "Religion" auch konsequent durhchsetzt - in gleichem Maße für alle.
Christel
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von Christel »

„Kindeswohl durch die Diskriminierung“ davon steht nichts im Zeitungsartikel, Niels.
Dort steht:
Die Nichtteilnahme stelle aufgrund von „Ausgrenzung“ „eine Gefährdung des Kindeswohls dar“.
http://www.taz.de/!97875/
Die Kinder werden von der Mutter ausgegrenzt bzw. schließen sich selbst aus, wenn sie bei diesen Dingen nicht mitmachen. Das ist ähnlich wie bei Kindern von Zeugen Jehovas. Auch sie schließen sich von allen religiösen Veranstaltungen… und außerdem auch von Geburtstagen aus.

Ökumenischen Religionsunterricht gibt es, soweit ich weiß, leider noch nicht. Gerade in der Diaspora könnte es manches vereinfachen. Sobald man sich im Unterricht auf das Wesentliche des Christlichen Glaubens konzentriert dürfte das kein Problem sein. Die Beheimatung in einer bestimmten Kirche erreicht der Religionsunterricht sowieso nicht, auch Schulgottesdienste schaffen das kaum. Dazu muss man am Gemeindeleben teilnehmen.
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Heinrich5

Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Man sollte es sich zur heiligsten Pflicht machen, dem Kinde nicht zu früh einen Begriff von Gott beibringen zu wollen. Die Forderung muss von innen heraus geschehen, und jede Frage, die man beantwortet, ehe sie aufgeworfen ist, ist verwerflich. Das Kind hat vielleicht seine ganze Lebenszeit daran zu wenden, um jene irrigen Vorstellungen wieder zu verlieren. (Friedrich von Schiller)
http://www.glauben-und-wissen.de/M17.htm
Christel
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wer nichts weiß, hat auch keine Fragen, denn Fragen setzen Wissen voraus.
Es ist so ähnlich wie mit der sexuellen Aufklärung. Wann sag ich‘s meinem Kinde?
Erst dann, wenn es durch „die Straße“ aufgeklärt wurde? Oder sollte man nicht doch früher kindgerecht beginnen?
Gerade eben, damit das Kind nicht ein Leben lang damit zu tun hat, irrigen Vorstellungen wieder zu verlieren.
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von niels »

Christel, im in Deutschland üblichen Religionsunterricht geht es nicht allein um die Vermittlung von Wissen, sondern um die Indoktrination mit einer Glaubenslehre, mit irrationalen Behauptungen, die einen absoluten Wahrheitsanspruch erheben, wie der "Vermittlung" heraus gebotener Handlungsgrundlagen bzw. "Gesetze" (die wiederum nicht ganz richtig als "Werte" dargestellt werden). Wie hätte der Richter entschieden, wenn der Vater das Kind hätte in eine salafistische Moschee schicken wollen oder ins Kinderprogramm zu Scientology? Diskriminierung hätten die Kinder als Nichtgläubige ja auch dort zu erwarten...

Ginge es nur um Wissen, gäbe es wohl auch kein weltanschauliches Problem, gäbe es weder den Bedarf den Religionsunterricht unter kirchliche Aufsicht zu stellen noch das Problem, das Kinder hier zu christlichen Betübungen und "Gottesdienste" gezwungen werden.

Das Intoleranz und Diskriminierung gegen Andere üblich, ja Grundstock der "Weltreligionen" darstellt, ist nicht neu - erstaunlich aber ist, das heute mehr und mehr auch die im öffentlichen Raum / Leben gegen Dritte ausgeübte Diskriminierung Dritter als legitim, ja als Recht Religiöser dargestellt und - entgegen allen nationalen wie internationalen Rechtsnormen gegen Diskriminierung - sogar juristisch fundiert werden sollen.

Nur ein weiteres Beispiel: Das kirchenrechtliche Institut der Evangelen schlug erst kürzlich in der Beschneidungsdebatte folgenden neuen Gesetzestext vor, mit der man die Illegalität elterlicher Körperverletzung im strafbaren Sinn auszuhebeln sucht:

“Die elterliche Sorgeberechtigung in religiösen Angelegenheiten umfasst auch die Einwilligung in eine von medizinisch qualifiziertem Personal de lege artis durchgeführte Zirkumzision, wenn eine solche nach dem religiösen Selbstverständnis der Sorgeberechtigten zwingend geboten ist.”

Natürlich ist "Weltreligion" auf Dauer und bei freiwilliger, mündiger Entscheidung für diese wohl kaum zu machen, das aber kann doch kein Argument für die Entrechtung von Kindern sein?

Was heißt hier konkret "zwingend"? Als Erklärung hört man dann, na das es doch selbstverständlich sei, das ein nichtbeschnittener Junge in seinem religiösen Umfeld starker Diskriminierung ausgesetzt sei, die sogar kindeswohlgefärdend wirken könne.

Man will also die eine Straftat legalisieren, weil sonst eine andere droht, die - weil durch religiöse durchgeführt - doch keine ist? (immerhin freuen sich inzwischen auch einige Religionsgemeinschaften in DE muslimischer Herkunft, in der die "leichte" Mädchenbeschneidung noch praktiziert wird, bei der nur ein Teil der Klitoris entfernt wird, wieder zugelassen werden muß)

Ich sehe die Entwicklung mit einigen Bedenken, obgleich gerade Religiöse derzeit nicht müde werden Politik und Judikative immer wieder vor "gefährlichen Atheisten" zu warnen wie deren "Diskriminierung" ihrer Religionsmitglieder, zugleich aber auch den "Blasphemieparagraphen" des deutschen Strafgesetzbuches wieder häufiger und "rigoroser" angewandt haben wollen, oder - wie nach muslimischen Rechtsphilosophen nun auch von deutschen Christenphilosophen gefordert wird, wer Gott als höchsten Gesetzgeber beleidige, dem müsse auch die höchste Strafe zukommen: die Todesstrafe...
Christel
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Re: Gericht "verdonnert" Kinder zu Religionsunterricht...

Ungelesener Beitrag von Christel »

"Indoktrination mit einer Glaubenslehre", "Diskriminierung" sind Unterstellungen von Dir, Niels! - Es sind keine Tatsachen, sondern lediglich Deine Behauptungen.

Es geht um Kinder, die nicht mitmachen dürfen. Die draußen bleiben müssen!

Dies verlangt die Mutter von den Kindern.
Diese verlangt weder der Vater, noch verlangen es die anderen Christen.
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