Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

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Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von niels »

Da wir ds Thema ja neulich mal irgendwo hier angekratzt haben - habe inzwischen ein paar mir bisher unbekannte Schriften, Reden und Briefe Einsteins zu Gemüte geführt - dabei bin ich u.a. auf folgendes gestoßen:

"Judentum ist kein Glaube. Der jüdische Gott ist nur eine Verneinung des Aberglaubens, ein Phantasieersatz für dessen Beseitigung."

Oder

Gott "...ist ein Versuch, das Moralgesetz auf Furcht zu gründen, ein bedauernswerter, unrühmlicher Versuch"

"Das Wesen der jüdischen Lebensauffassung scheint mir zu sein: Bejahung des Lebens aller Geschöpfe. Leben des Individuums hat nur Sinn im Dienst der Verschönerung und Veredelung des Lebens, alles Lebendigen. Leben ist heilig, d.h. der höchste Wert, von dem alle Wertungen abhängen. Die Heiligung des über-individuellen Lebens bringt die Verehrung alles Geistigen mit sich...".

..."So ist das Judentum keine transzendente Religion, es hat nur mit dem von uns erlebten, gewissermaßen greifbaren Leben zu tun und mit nichts anderem." Es scheint mir daher fraglich, ob es eine "Religion" im geläufigen Sinn des Wortes genannt werden kann, zumal eben vom Juden kein "Glaube" verlangt wird, sondern Heiligung des Lebens im überpersönlichen Sinn".

Das entspricht mEn insbesondere den Weltanschauungen, wie ich sie unter Atheisten wie Nichtreligiösen bis dato angetroffen habe, während man unter Religiösen ja gern falschbehauptet, Atheismus sei ein "materialistischer Glaube". Atheismus bedeutet nichts mehr, als eben nicht an eine definierbare, beschreibbare oder in Parametern bestimmbare Schöpferweseheit zu glauben, damit auch jedwede Form theistischen Glaubens, der sich ja genau dies anzumaßen sucht, ablehnt.

Ansonsten habe ich da noch einiges mehr und noch einiges zu lesen. Wer behauptet Einstein sei ein "religiöser" oder gar "gottgläubiger Mensch gewesen, den bitte ich dann doch um Belege - insbesondere wenn es um religiösen, theistischen Gottglauben geht, denn all das, was ich von ihm bisher lese / kenne, deutet doch sehr darauf hin, das er - wie er selbst sagte - fehlinterpretiert wurde von denen, die ihm einen Gottglauben, eine Bejahung des Religiösen der Religionen, unterschieben wollten.
Heinrich5

Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Noch ein paar Zitate von Einstein und seinem Verhältnis zu Gott:

"Wer von der kausalen Gesetzmäßigkeit allen Geschehens durchdrungen ist, für den ist die Idee eines Wesens, welches in den Gang des Weltgeschehens eingreift, ganz unmöglich - vorausgesetzt allerdings, dass er es mit der Hypothese der Kausalität wirklich ernst meint. Die Furcht-Religion hat bei ihm keinen Platz, aber ebensowenig die soziale bzw. moralische Religion. Ein Gott, der belohnt und bestraft, ist für ihn schon darum undenkbar, weil der Mensch nach äußerer und innerer gesetzlicher Notwendigkeit handelt, vom Standpunkt Gottes aus also nicht verantwortlich wäre, sowenig wie ein lebloser Gegenstand für die von ihm ausgeführten Bewegungen. Man hat deshalb schon der Wissenschaft vorgeworfen, dass sie die Moral untergrabe, jedoch gewiss mit Unrecht. Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl, Erziehung und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen Grundlage. Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht vor Strafe und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssten." [1, Religion und Wissenschaft] (Nov. 1930)

"Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach Art desjenigen, den wir an uns selbst erleben, kann ich mir nicht einbilden. Auch ein Individuum, das seinen körperlichen Tod überdauert, mag und kann ich mir nicht denken; mögen schwache Seelen aus Angst oder lächerlichem Egoismus solche Gedanken nähren." [1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

"Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff; man kann ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als 'pantheistisch' (Spinoza) bezeichnen. Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch betrachten; ich habe zu ihnen keine andere Beziehung." [1, Über wissenschaftliche Wahrheit] (1922)

"Ich kann mir keinen persönlichen Gott denken, der die Handlungen der einzelnen Geschöpfe direkt beeinflusste oder über seine Kreaturen zu Gericht säße. [...]
Meine Religiosität besteht in einer demütigen Bewunderung des unendlich überlegenen Geistes, der sich in dem wenigen offenbart, was wir mit unserer schwachen und hinfälligen Vernunft von der Wirklichkeit zu erkennen vermögen. Moral ist eine höchst wichtige Sache, aber für uns, nicht für Gott." [4, S. 9/10] s. a. [14, S. 33/34] (Brief an M. M. Schayer, 1927; s. a. 'Briefe', Diogenes, Zürich)

"Ich bin nicht der Meinung, dass man im Kampf um eine bessere Welt den Namen Gottes ins Spiel bringen sollte. Das ist, wie mir scheint, mit der Integrität eines modernen, gebildeten Menschen nicht vereinbar. Überdies zeigt die Geschichte, dass jede Partei glaubt oder andere davon zu überzeugen sucht, dass Gott auf ihrer Seite stehe. Dadurch werden rationales Verständnis und Verhalten nur noch erschwert. Unablässige, ehrliche Erziehungsarbeit für eine moralisch fundierte, tolerante Geisteshaltung ist der einzige Weg zu einem glücklicheren Leben." [5, S. 591] (1953)

http://home.arcor.de/eberhard.liss/zita ... zitate.htm
Christel
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Ich habe eigentlich keine Lust zu wiederholen, was bereits ausführlich diskutiert wurde. Niels, warum kopierst Du nicht einfach diese Beiträge hierher?

Möglicherweise ist der Begriff „Deismus“ hier treffender bzw. geeigneter, um das Problem zu beschreiben. Dieser Begriff ermöglicht die Unterscheidung zwischen die Form des Gottesglaubens, die Einstein ablehnte und der Form des Gottesglaubens, der Einstein zuordnet werden kann.
Unter diesem Stichwort findet sich in Wikipedia diese Unterscheidung:
Im 20. Jahrhundert wurde Albert Einsteins Sichtweise des Universums mit deistischen oder pandeistischen Gottesvorstellungen in Verbindung gebracht. Seine berühmte Aussage, „Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns doch nicht näher. Jedenfalls bin ich überzeugt davon, dass der nicht würfelt“ wird oft verkürzt als „Gott würfelt nicht“ wiedergegeben.

Von der Unterstellung, er vertrete ein theistisches Gottesbild, distanzierte er sich: „Es ist selbstverständlich eine Lüge, was Sie über meine religiösen Überzeugungen lesen, eine Lüge, welche systematisch wiederholt wurde. Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott und habe dies niemals bestritten, sondern es klar ausgedrückt. Wenn es etwas in mir gibt, was man als religiös[4] bezeichnen kann, dann ist es meine ungeheure Bewunderung für die Struktur dieser Welt, soweit sie die Wissenschaft erforscht hat.“[5]
http://de.wikipedia.org/wiki/Deismus

Anders ausgedrückt, aber dieselbe Unterscheidung:
„Einsteins Äußerungen über das Wesen der Religion“
Einstein zufolge glaube er an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart und er glaube nicht an einen Gott, der sich mit den Schicksalen und Handlungen der Menschen abgibt.
Mehr: http://einstein-gymnasium-vk.de/einstei ... /religion/

Es gibt eben nicht nur den Glauben an den persönlichen Gott (Theismus) und Atheismus (= ohne Gott) sondern viel dazwischen.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Albert Einstein glaubte nicht an einen (persönlichen) Gott wie oft unterstellt wird, sondern brauchte den Begriff „Gott“ metaphorisch für das von ihm bewunderte Universum. Mehr nicht. Einsteins Glaube war der Glaube eines Pantheisten für den Alles Gott ist.
Christel
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Heinrich, Du wiederholst Dinge, die zwischen uns nicht strittig sind, so als wären sie strittig (persönlicher Gott, Theismus). Das wirkt irreführend.
Gott = Natur = Pantheismus = Einstein das geht nicht vollständig auf. Denn für Einstein ist Gott der Schöpfer der Naturgesetze, folglich Einstein = Deismus.
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niels
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von niels »

Man muss Einstein schon genauer lesen, um sich eine Vorstellung davon zu machen, was er als "heilig" ansieht. Das "höchste heilige" ist - so seine Aussage - "das Leben" (aller Lebewesen) und "darüber" kommt für ihn nichts, was sE "heiliger" wäre.

Er hat auch recht ausführlich dargelegt, wie er die Formen und Ausprägungen der Religionen wie ihres Gottesbegriffes sieht - an unterster Stelle den "Furcht-Gott", der belohnt und bestraft, den "sozialen Gott", der bestimmte soziale Zusammenhänge "will" bzw für diese "verantwortlich sei", zB Liebe, Anerkennung und soziale Verhaltensformen wie, weit darüber, wenn auch immer noch "inkonsequent" den geistigen Gott, welche er alle drei als "niedere Erkenntnisstufen" ablehnte. Als "Religion" begriff er ebendies, was noch in der Antike hierunter verstanden wurde, die "ehrliche Suche nach Erkenntnis", das stete Denken und Ueberdenken und lehnte alles Priestertum als solches ab, wie dies die Religionen hervorbrachte und bringt.

Der religiöse Gottesbegriff war für ihn ein menschliches Konstrukt - nicht mehr und nicht weniger. Er war auch der Ueberzeugung, das sich Erkenntnis nur über wissenschaftliches Denken und Handeln - im ehrlichsten Sinne - greifen / gewinnen ließe. "Der Alte", das war für ihn, wie viele andere Naturwissenschaftler, ein Term, der die über das menschliche Bewusstsein weit hinaus reichende Komplexität des Seins darstellte - ohne dieser einer "Persönlichkeit", ja einem "Wesen" mit "eigenem Willen", wie ein Mensch sich Wille oder Wollen vorstellte, zuzuordnen, wie er betonte.

Religionen, wie er und wir sie kennen, gehen diesen Weg nicht nur mehr inkonsequent - sie lehnen Erkenntnisse sogar ab und schränken die Freiheit im Denken, damit auch die Ehrlichkeit, der Erkenntnissuche wesentlich ein. Er vertritt auch die Ansicht, das die Priester der Religionen dafür verantwortlich sind, das die Man muss Einstein schon genauer lesen, um sich eine Vorstellung davon zu machen, was er als "heilig" ansieht. Das "höchste heilige" ist - so seine Aussage - "das Leben" (aller Lebewesen) und "darüber" kommt für ihn nichts, was sE "heiliger" wäre.

Er hat auch recht ausführlich dargelegt, wie er die Formen und Ausprägungen der Religionen wie ihres Gottesbegriffes sieht - an unterster Stelle den "Furcht-Gott", der belohnt und bestraft, den "sozialen Gott", der bestimmte soziale Zusammenhänge "will" bzw für diese "verantwortlich sei", zB Liebe, Anerkennung und soziale Verhaltensformen wie, weit darüber, wenn auch immer noch "inkonsequent" den geistigen Gott, welche er alle drei als "niedere Erkenntnisstufen" ablehnte. Als "Religion" begriff er ebendies, was noch in der Antike hierunter verstanden wurde, die "ehrliche Suche nach Erkenntnis", das stete Denken und Ueberdenken und lehnte alles Priestertum als solches ab, wie dies die Religionen hervorbrachte und bringt.

Der religiöse Gottesbegriff war für ihn ein menschliches Konstrukt - nicht mehr und nicht weniger. Er war auch der Ueberzeugung, das sich Erkenntnis nur über wissenschaftliches Denken und Handeln - im ehrlichsten Sinne - greifen / gewinnen ließe. "Der Alte", das war für ihn, wie viele andere Naturwissenschaftler, ein Term, der die über das menschliche Bewusstsein weit hinaus reichende Komplexität des Seins darstellte - ohne dieser einer "Persönlichkeit", ja einem "Wesen" mit "eigenem Willen", wie ein Mensch sich Wille oder Wollen vorstellte, zuzuordnen, wie er betonte.

Religionen, wie er und wir sie kennen, gehen diesen Weg nicht nur mehr inkonsequent - sie lehnen Erkenntnisse sogar ab und schränken die Freiheit im Denken, damit auch die Ehrlichkeit, der Erkenntnissuche wesentlich ein. Er vertritt auch die Ansicht, das die Priester der Religionen dafür verantwortlich sind, das die Menschheit sich der "Religiösität" im eigentlichen Sinne nicht mehr verpflichtet fühlen. Die "Religiösität", die Einstein meint, findet sich heute maximal noch bei "Atheisten" bzw "Ungläubigen", einem Teil der Agnostiker.

So gesehen ist die Betrachtung "Einsteins Gott" gleich "Natur" keineswegs falsch, denn ein Wissenschaftler betrachtet die "Naturgesetze" ebenso als Teil der Natur wie die Natur selbst und nicht als voneinander verschiedene Ebenen des Seins.

Schon die Idee, ds es Menschen gäbe, die diesem etwas "näher" stünden als andere, durch Glaube mehr Erkenntnis fänden, befand er lächerlich und anmaßend.

Ich suche das gern mal raus...

So gesehen ist die Betrachtung "Einsteins Gott" gleich "Natur" keineswegs falsch, denn ein Wissenschaftler betrachtet die "Naturgesetze" ebenso als Teil der Natur wie die Natur selbst und nicht als voneinander verschiedene Ebenen des Seins.

Schon die Idee, das es Menschen gäbe, die diesem etwas "näher" stünden als andere, befand er lächerlich und anmaßend.

Ich suche das gern mal raus...
Christel
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Niels, die weltanschauliche Position eines Menschen lässt sich nicht durch die eigene Logik erfassen, sondern ausschließlich durch die Aussagen der betreffenden Person. Bereits Spinoza setze einen Unterschied zwischen der Natur und Gott, indem er Gott als die Ursache begriff, aus der die Natur hervorgeht.

Sehr viel deutlicher ist dies bei Einstein zu spüren, der Gott als eine „grenzenlos überlegene Vernunft“, einen „unendlich überlegenen Geist“, die sich uns im unbegreiflichen Weltall offenbart, ansieht:
Jedem tiefen Naturforscher muß eine Art religiösen Gefühls naheliegen, weil er sich nicht vorstellen vermag, daß die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut, von ihm zum erstenmal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Die gängige Vorstellung, ich sei Atheist, beruht auf einem großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum begriffen.
"Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff; man kann ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als 'pantheistisch' (Spinoza) bezeichnen. Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch betrachten; ich habe zu ihnen keine andere Beziehung." [1, Über wissenschaftliche Wahrheit] (1922)
Meine Religiosität besteht in einer demütigen Bewunderung des unendlich überlegenen Geistes, der sich in dem wenigen offenbart, was wir mit unserer schwachen und hinfälligen Vernunft von der Wirklichkeit zu erkennen vermögen. Moral ist eine höchst wichtige Sache, aber für uns, nicht für Gott." [4, S. 9/10] s. a. [14, S. 33/34] (Brief an M. M. Schayer, 1927; s. a. 'Briefe', Diogenes, Zürich)
Albert Einstein:
http://www.arndt-bruenner.de/mathe/Allgemein/zitate.htm
http://home.arcor.de/eberhard.liss/zita ... tate.htm#4
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Heinrich5

Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Wie auch immer. Mit Religionen, weder christlich noch jüdisch usw. hat Einstein nichts am Hut gehabt. Einstein wäre wohl nie auf die Idee gekommen auf die Knie zu fallen um zu einem Gott zu beten oder eine Synagoge oder Kirche aufzusuchen. Sein Gottesbegriff, wenn man davon reden kann, war eher abstrakt, mit Religionen unvereinbar.
In Einsteins Zitaten "Gott würfelt nicht" oder "Gott ist raffiniert, aber boshaft ist er nicht", benutzt Einstein den Begriff "Gott" in einem rein metaphorischen Sinn. "Das Wissen um die Existenz des für uns Undurchdringlichen, der Manifestationen tiefster Vernunft und leuchtendster Schönheit, die unserer Vernunft nur in ihren primitivsten Formen zugänglich sind", so Einstein, "dies Wissen und Fühlen macht wahre Religiosität aus; in diesem Sinne, und nur in diesem, gehöre ich zu den tief religiösen Menschen."

Richard Dawkins erklärte hierzu: "In diesem Sinne bin auch ich religiös". Indes, ich nenne mich lieber nicht "religiös", weil für die allermeisten Menschen "Religion" das "Übernatürliche" impliziert.“
Heinrich5

Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Wenn ich mir das Gottesbild des Lucius Annaeus Seneca ansehe, dann bin auch ich, obwohl Atheist, auch religiös. Denn er sagt, in uns säße ein sacer spiritus (gleichzusetzen mit Gott), ein Beobachter und Wächter unserer schlechten und guten Taten, unser Gewissen. Gott sei schlussendlich in uns. Seneca drückt hiermit eine gewisse Innerlichkeit seines Gottesverständnisses aus. Göttliches oder das göttliche Prinzip wohnt dem Menschen in Form der Vernunft, oder auch Gewissen inne. In allem auf der Welt ist Gott vertreten, alles hat Anteil an ihm und er ist der Welt immanent, er ist verfügbar.
Einstein hat möglicherweise sein Gottesbild hier entlehnt.
niels
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von niels »

Ja Christel, nur hat der "überlegene Verstand" bzw "Geist" nicht im entferntesten etwas mit dem zu tun, was die - insbesondere abrahamitischen Religionen - ihm andichteten und andichten. Ich merke jedenfalls, das Dir der Unterschied nicht zugänglich ist.

Lies doch mal Einsteins Abhandlungen über die verschiedenen Stufen "Gott", wie sie sich die Menschen anmaßen und einbilden - den "Furcht Gott", den "sozialen Gott" wie den "intellektuellen Gott" der Schöpfungstheoretiker. Schon sein Relisiösitätsbegriff hat nichts, aber auch gar nichts mit dem am Hut, was heute landläufig oder kirchentheologisch als solche bezeichnet wird.

Du wirst kaum einen hochrangigen oder aktiven (atheistischen bzw nichtreligiösen) Naturwissenschaftler treffen, der absreitete, das es eine wesentlich höhere Verkunft gäbe bzw Bewusstsein, als der kleine Popelmensch es sich auch nur annähernd vorzustellen gedenken mag. Nur behauptet niemand davon hierüber mehr behaupten zu können als andere - schon gar nicht auf Basis naiv-volksreligiöser Behauptungen wie denen der Bibel, des Korans oder des Talmud.

Einstein lehnte das Priestertum ab, soweit mein seinen Ausserungen entnehmen kann. Wer katholisch ist, hat mit dieser Religiösität Einsteins oder der Klassik nichts am Hut - er sucht einen "persönlichen" Gott, der für Einstein immer naive Erfindung von Menschen aus menschlichen Bedürfnissen war - so wie der Weihnachtsmann oder Grimms Märchen - und anmaßend zugleich. Ja schon den Begriff Gott verspottete er als menschliche Erfindung, womit er sachlich Recht hat, denn "Gott" (gegossene, geformte Figur) ist letztlich nicht mehr als der Versuch des Menschen sich ein Bild der Dinge zu machen, die er noch nicht begreift - nur warum sollten sie ihm beim Begreifen helfen, nicht nur bei dem Versuch der eigenen menschlichen Existenz zu entfliehen.

Ein Leben nach dem Tod war ihm auch immer ein lächerlicher Versuch der naiven Menschen sich an ihrem Ueberlebenstrieb festzuklammern.

Wenn Du also behauptest Einsteins Gottesbegriff sei auch nur annähernd mit dem katholischen oder christlichen vereinbar, dann belege bitte.
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Niels, die Gemeinsamkeit zwischen Einsteins Gottesvorstellung und der christlichen Gottesvorstellung sehe ich darin, dass beide in Gott den Urgrund allen Seins sehen.

Darüber hinaus unterscheidet sich Einsteins Vorstellung von Gott von der kirchlichen Vorstellung. Aber auch die jüdische und die muslimische Gottesvorstellung ist anders, so wie es noch viele weitere Gottesvorstellungen gibt.

Das ändert nichts daran, dass Einstein an einen Gott glaubte. Wenn Atheisten versuchen aus Einstein einen Gesinnungsgenossen zu machen, dann ist das Irreführung. Zudem hat Einstein selbst gesagt, dass er kein Atheist ist.
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel: Einstein glaubte nicht mal an "einen Gott", sondern an eine "überlegene Vernunft", der er weder - über die reine Wissenschaft hinaus - irgendwelche Eigenschaften oder Parameter zumaß. Schon das Prinzip "Gott" bezeichnete er als "menschliche Erfindung". Dieses "Gott" war ihm auch nicht heilig - sondern "heilig" war ihm das Leben in all seinen Ausprägungen und Erscheinungsformen.

Hinzu kommt, das schon der Begriff "Glaube" nicht mit Religionen korreliert, den Religionen / Religiöse glauben an Behauptungen / Aussagen, denen sie einen absoluten Wahrheitswert zumessen, während der wissenschaftliche "Glaube" (wenn man diesen überhaupt "Glaube" nennen kann, es ist eher ein Bauchgefühl oder "Instinkt") zwar postuliert, aber über die menschliche Vernuft, Verstand, Erfahrung keinerlei Wahrheitsanspruch erhebt.

Religionen tun das Gegenteil - sie erheben Wahrheitsanspruch ohne sich Vernunft / Verstand oder Erfahrung zu bedienen. Das ist auch das, was sie so anmaßend gestaltet... Der Einsteinsche Begriff der Religiösität bezog/bezieht sich auf das Betrachten, das Erfahren des Seins durch das Individuums.

Als Atheist bestreite ich - wie viele andere - nicht einmal, das es "keinen Gott" gibt, sondern nur, das dieser eine Erfindung von Menschen ist, in seiner Darstellung ein Abbild menschlicher Sehnsüchte und Wunschvorstellungen. Gäbe es ihn nicht, würde auch niemand darüber reden, nach solchen Ideen handeln - nur hat seine/dessen Darstellung nichts mit dem zu tun, was wir Sein oder Realität nennen - zumindest gibt es hierfür keinen halbwegs haltbaren Anhaltspunkt - wie auch beim Osterhasen, den es auch "gibt" (im Kopf der Menschen, die sich ihn kreieren).
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Christel »

niels hat geschrieben:@Christel: Einstein glaubte nicht mal an "einen Gott", sondern an eine "überlegene Vernunft"
Ach ja! Zitat aus Heinrichs Beitrag (Sa 22 Sep, 2012 18:27) was Einstein dazu sagt: "Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff

Niels bastle Dir ruhig Dein Bild vom Glauben anderen Menschen. Das Du davon nichts verstehst, zeigen Dein Vergleiche mit dem Osterhasen, Frau Holle, Märchen… Das ist übrigens nicht sehr originell, auf diese Art brüsten sich auch andere Atheisten.
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von niels »

@Christel: Klar, deshalb sparst Du Dir auch gleich mal eben auf meine Zitate und Argumente einzugehen. Also leg ich mal nach:

aus "Religiösität und Forschung"
Sie werden sicher keinen tiefschürfenden wissenschaftlichen Geist finden, dem nicht eine eigentümliche Religiösität eigen ist.
Diese Religiösität aber unterscheidet sich von derjenigen des naiven Menschen.

etzterem ist Gott ein Wesen, von dessen Sorgfalt man hofft, dessen Strafe man fürchtet - ein sublimiertes gefühl von der Art der Beziehung des Kindes zum Vater -, ein Wesen, zu dem man gewissermaßen in einer persönlichen Beziehung steht, so respektvoll diese auch sein mag.

Der Forscher aber ist von der Kausalität allen Geschehens durchdrungen. Die Zukunft ist ihm nicht minder notwendig und bestimmt wie die Vergangenheit. Das Moralische ist ihm keine göttliche, sondern eine rein menschliche Angelegenheit. Seine Religiösität liegt im verzückten Staunen über die Harmonie der Naturgesetzlichkeit, in der sich eine so überlegene vernunft offenbart daß alles Sinnvolle menschlichen Denkens und Anordnens dagegen ein gänzlich nichtiger Abglanz ist.
Darüberhinaus unterscheidet er den Gottesbegriff der menschen in den "Furcht und Rachegott" der belohnt und bestraft als unterste Stufe, darüberhinaus den "sozialen Gott", der liebt oder auch nicht liebt, soziale menschliche Bedürfnisse anspricht.

(Bei Bedarf gern im Detail)

Dann schreibt er zu einer Dritten Stufe:
Bei allen (Kulturen) aber gibt es noch eine Dritte Stufe, wenn auch nur sehr selten in reiner Ausprägung - ich will sie als kosmische Religiösität bezeichnen. Diese lässt sich demjenigen, der nichts davon besitzt. nur schwer deutlich machen, zumal ihr kein menschenartiger Gottesbegriff entspricht.
...
Viel stärker ist die Komponente kosmischer Religiösität im Buddhismus, was uns besonders Schopenhauers wunderbare Schriften gelehrt haben... Die religiösen Genies aller Zeiten waren durch diese kosmische Religiösität ausgezeichnet, die keine Dogmen und keinen Gott kennt, der nach dem Bild des menschen gedacht wäre. Es kann daher auch keine Kirche geben, deren hauptsächlicher Lehrinhalt sich auf die kosmische Religiösität gründet.

So kommt es, das wir gerade unter den Häretikern aller Zeiten Menschen finden, die von dieser höchsten Religiösität erfüllt waren und ihren Zeitgenossen häufig als Atheisten erschienen, manchmal auch als Heilige.
WO hat dieser "Gottesbegriff" noch etwas mit dem katholischen zu tun (wo er selbst sagt, das sein Gottesbegriff gerade noch der Buddhismus (Schopenhauers) ähnelt - Christen waren ihm immerhin nicht unbekannt, er lebte ja unter 98% solcher)? Und was bitteschön "verstehe ich nicht"? der Gottesbegriff der katholischen Kirche ist mir Dank ausgiebiger Indoktrination über den Gutteil meiner Jugend durch katechistisches Fachpersonal ausgiebig bekannt. Das, was Einstein als seine "Religiösität" bezeichnet kommt im ehestem dem nahe, was meinem Weltbild seit ca. 20 Jahren entspräche und wie ich es auch bei einer ganzen Reihe an Wissenschaftlern und Forschern erlebt habe, die sich selbst als "nichtreligiös" oder auch "Atheistisch" im heutigen Religionsbegriff bezeichnen, gerade WEIL der von den Religiösen aquirierte und in verschiedensten Parametern wie Eigenheiten ausstaffierte Gottesbegriff schlichtweg eine Anmaßung ist.

Ich weiß sehr wohl wovon ich rede und ein Osterhase ist ebenso eine Erfindung der selbsternannten "Priester", die mittels der Story diesen "besser zu kennen" als die betr. Kinder das Ostereiersuchen zelebrieren (natürlich fehlt dem die Furcht- und Rachekomponente, wie sie z.B. bei den Abrahamiten verbreitet ist) oder wie der "dreifaltige Gott", den die Spätrömer bis heute als "ihren" imaginären Alpha den Kindermenschen präsentieren - wenn Du meinst, dem wäre nicht so, dann komme bitte mit (sachlichen/inhaltlichen) Gegenargumenten.

Achja, und es soll ja Christen geben, die glauben das Gott auf einem Planeten "Kolob" osä leben - der neue Präsidentschaftskanditat der USA ist wohl ein "tiefgläubiger" Vertreter dieser Christengattung...
Christel
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Re: Einstein war "gottesgläubig", wie gern propagiert...

Ungelesener Beitrag von Christel »

Niels, wenn der gemeinsame Nenner Gott ist, wie in diesem Fall, dann lässt er sich das nicht durch Aufzählung von Unterschieden wegdiskutieren!

Übrigens, die Philosophie sowie philosophisches Denken ist keine Erfindung der Neuzeit. Sie ist demzufolge auch keine Erfindung von Spinoza oder gar Einstein.
Die Griechen gaben der Philosophie (= Freund der Weisheit) nicht nur den Namen, sie haben sich auch über Gott in dieser Form Gedanken gemacht.
Als das Christentum sich mit der hellenistischen Kultur verband, übernahm es nicht deren Götter, aber die Denk-, Ausdrucks- und Sprechweise der Philosophie.

Die Trinitätslehre wurde in der Sprache der Philosophie verfasst. Aus diesem Grund meinen Menschen, die nicht philosophisch Denken können…, die Trinität wäre unbiblisch. Doch es passt genau! Die Bibel ist die narrative Form, die Philosophie bringt die dortigen Aussagen über Gott, Jesus und dem Hl. Geist auf eine Formel. - Athanasius, der Verteidiger der trinitarischen Position, der in seinem Osterbrief als erster den Kanon unseres heutigen Neuen Testamentes nannte, der war nicht blöd.
Es ist wie bei der Mathematik. Wer nicht mathematisch Denken kann, kann weder eine Textaufgabe in einer Formel darstellen, noch kann er eine Formel anhand eines konkreten praktischen Beispiels erläutern. Für ihn sind das unüberbrückbare Gegensätze.

Kurz, das Christentum ging von Anfang an Hand in Hand mit der Philosophie, aber nicht jeder Christ kann philosophisch Denken. Die Bekehrung zum Atheismus hilft auch nicht weiter.
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