@Christel:
"Mit sich selbst nicht im Reinen"?
Ich sehe, Du hast da etwas Grundlegendes übersehen, denn wer mit sich selbst im Reinen ist, hat weder Bedarf nach Religion noch menschlicher Anmaßung gegenüber der Natur, wie es Religiöse tun.
Als Nichtreligiöser weiss ich, das wir Menschen vieles nicht wissen, maße mir aber nicht - wie Religiöse es tun - an zu behaupten, ich kenne mehr "Wahrheiten" über das Sein als andere. Ich behaupte ja auch nicht zu wissen, das es kein "Gott" gibt, aber bin mir sehr sicher, das die, die es behaupten, darüberhinaus noch behaupten zu wissen, was dieses "Gott" sei, was es "will" und wen es "lieb hat", was aus dessen Definition generell "gut" oder "böse" ist, es nicht besser wissen können, ja hieraus sogar Ansprüche ableiten der gesamten Gesellschaft - auf Kosten individueller Grundrechte - ihre Glaubensregeln aufdrücken zu wollen. Derlei Anmaßung nenne ich "Religiotie" - Gesetz dem Fall es gäbe tatsächlich einen "Gott", dann wäre es schlichtweg anmaßend all die heute von Religionen behaupteten Dinge in dessen Namen zu tun oder gar gegen Andere einzusetzen.
"Theologie" behauptet sich als "Wissenschaft", ohne sich auch nur halbwegs konsequent an wissenschaftliche Prinzipien zu halten, man spricht sogar der Wissenschaft ab Wissenschaft zum umfassenden Ziel zu haben. Den Anschein der "Wissenschaftlichkeit" unterstreicht man, idem man akademische Titel verleiht (wie zB in "Wahrheitologie" oder "Methaphysik" in den USA), sich an Universitäten platziert und sogar andere Rechtsgebiete "teilaquiriert" (wie zB die "Rechtsphilosophie").
Bei den Roten der DDR hatten dies die Marxisten/Leninisten inne und erstaunlich exakt adaptiert.
Meine Erfahrung ist: Philosophie ist Wissenschaft ohne Arme - Theologie ist Philosophie ohne Beine. Welche wissenschaftliche Erkenntnis hat die Theologie als solche selbst denn jemals der Menschheit gebracht?
Religionsgeschichte, Soziologie von Religionen uswusf findet bereits eingehende Betrachtung in den betr. Fakultäten. Theologie ist der Versuch Glauben mit der Farbe des Wissens anzustreichen, indem man Wissenschaft verwässert oder als eine "Glaubensform" fehlinterpretiert, um dann aber wiederum mittels dieser "belegen" zu wollen, warum eine Religion "richtig" sei, die Lehre "Wahrheitsgehalt" hätte.
Schaue ich mir die Gründe an, WARUM sie es tun, dann bleibt selten mehr als eine unbestimmte Angst vor dem Leben, zu dem bekanntlich immer der Tod gehört wie der "Möglichkeit", das das eigene "Ich" doch im Kontext der gesamten Welt nicht so wichtig ist, wie es der Mensch gern hätte.
Es ist offensichtlich, wie hier infantile, egoistische und urängstliche Beweggründe den Menschen in eine Glaubenswelt bringen. Man kann das "gut" finden - wie den Schnuller für Erwachsene - muss man aber auch nicht wirklich...
Interessant finde ich übrigens, wie wehement gerade Religiöse den Egoismus als Teil des Lebens pauschalisiert öffentlich ablehnen und als "negativ" abwerten - fusst ihr Handeln doch fast durchweg auf höchst egoistischen Beweggründen (zB das "Ich" nicht verlieren zu wollen, es ins "Paradies" zu schmuggeln oder auch nur der "Angst vor dem Tod", der Anhaftung am ich, zu entrinnen.
Richtig, allein mit dem Austritt aus der Kirche wird man ebensowenig ein "besserer" Mensch wie durch den Eintritt. Allerdings sind es bis heute die Religioten, die öffentlich und sogar im öffentlichen Amt behaupten, das "ohne Religion kein Menschsein" möglich sei...
Ungläubige - die sich (wie viele) - ebenso mit den Fragen des Lebens wie den eigenen Werten auseinandersetzen, machen es sich keineswegs "einfacher", wie ja gern behauptet - im Gegenteil: statt sich blind auf die Behauptungen anderer zu verlassen, suchen sie mit eigenem Engagement, Ressourcen wie Lebenszeit usw stetig neu nach Antworten, denn nur so ist Fortentwicklung der Menschheit wie seiner selbst überhaupt möglich. Religion hingegen vermittelt statische Weisheiten, die weder hinterfragt noch angetastet, schon gar nicht kritisiert werden dürfen. Wir verlassen uns nicht auf andere, sondern wissen, das nur wir selbst und allein wir selbst für unser Handeln verantwortlich sind.
Um nochmal auf die mE nicht unwesentliche "Differenz" zwischen den "Gottesbildern" zurückzukommen:
http://www.stephenjaygould.org/ctrl/news/file002.html
Einzig 7% der Mitglieder der wissenschaftlichen Akademie in den USA glaubt an einen "persönlichen Gott" - 50% der Wissenschaftler hingegen glaubt an eine "höhere Macht". Die Gottesgläubigkeit in den USA korreliert stark umgekehrt proportional zum Bildungsstand, denn die Zahlen über die gesamte Bevölkerung sehen bekanntlich anders aus - gerade mal 5 bzw 7 (vor wenigen Jahren gerade mal 1) % der US Amerikaner glaubt an keinen Gott...
Die "Persönlichkeitsfrage" ist - wie von mir bereits dargelegt / behauptet - keineswegs unwesentlich für Wissenschaftler / wissenschaftliche Denker.
@Liborius:
WER bitteschön ist dann heute "Christ" oder war es jemals, wenn nur der, der der christlichen Lehre als solcher konsequent folgt?
(Weit über 90 % der Deutschen im 2. Wie im ersten Krieg waren Christen - religiöse sowieso. Die höchste Konzentration an Atheisten traf man eher noch in KZs an. "Natürlich" waren sie alle keine "echten" Christen, ebenso wie die, die die zahlreichen Judenprogrome schon zuvor vollbrachten uswusf.., ja selbst der Papst / Vatikan legte sich dicke mit den Nazis ins Bett - auch noch nach dem Krieg - und huldigte erst einmal den Kriegsverbrechern, bis man später merkte, das es auf die Füße fallen könnte, mutierte dann zu "Antifaschisten" (wie immer erst dann, wenn die Nötigkeit schon nicht mehr gegeben war).
Und vor allem: Welche "christliche" Lehre ist dabei gemeint?
Denn wenn man auch nur die für die meisten sich als "Christ" bezeichnenden Menschen/Gruppen relevanten Lehren/Schriften beieinanderlegt und analysiert, wird man schnell über vielfältigste Widersprüche stolpern, noch viel mehr über inhaltliche Ungenauigkeiten, die noch viel mehr Raum für "Interpretationen" lassen. Nicht viel anders sieht es ja beim Islam, dem Judentum usw aus. Man kann sich rauspicken, was man will - und getan wird es ja zuhauf - und weil man ja dem "selben" Glauben anhängt, drückt man auch schon mal zwei Augen zu, wenn ein anderer in religiöser überzeugung Schweinereien begeht, solange er nur schön "gläubig" bleibt, denn es gibt kein schlimmeres Verbrechen, als nicht zu glauben - was sind da schon Massenmord, Kindesmißbrauch, Diktatur und andere "weltliche Kleinigkeiten".
Aber eines ist immer wieder festzustellen: Die, die sich bisher oder auch heute selbst der religiösen Lehre und damit am nächsten wähnen, waren fast immer die, die auch den meisten ärger über die Menschheit brachten.
Gut gemeint ist halt noch lange nicht gut gemacht. Ebenso behaupten ja auch viele Marxisten, Leninisten oder auch Nationalsozialisten, das die ganzen "Greueltaten" und Verbrechen ja kein Resultat, ja nicht mal in entfernter Verantwortung mit der betr. Ideologie stehen würde, jweil ja nicht "könne", weil ebendiese Lehren ja anderes "gewollt" bzw. "zum Ziel" gehabt hätten.
Fazit: Es kommt drauf an, was bei einer Ideologie heraus kommt und nicht eben das, was irgendjemand darüber behauptet.
Nach nunmehr 2.000 Jahren Christentum und tausend Jahren Islam bleibt nur festzustellen, das beide Religionen zwar "viel Bewegung" gebracht haben, ja - wie zB auch Nationalsozialimus oder Sozialismus - auch aus der Sicht so mancheiner "manches Gutes" gebracht haben, die Bilanzsumme allerdings fällt tief in die roten Zahlen. Dazu braucht man nicht mal nur die totgemachten bzw gestorbenen gegenrechnen...
Religion wird auch - wie schon heute anhand der stetig zunehmenden religiös motivierten Gewalt auf der Erde - künftig wieder Kriege initiieren, legitimieren wie realisieren - davon bin ich überzeugt. Kaum ein Tag vergeht an dem nicht wieder irgendwo auf der Erde eine Horde Religiöser Muslime, Christen, Juden o.a. auf Nicht- oder Andersgläubige in Lynchmanier losschlägt, vergewaltigt, verprügelt, mordet oder - weil man selbst ja nicht gewalttätig "werden darf" - andere dazu anstiftet, diskriminiert, schikaniert oder gar das Staatswesen dafür mißbraucht usw..
So ist es nicht verwunderlich, wenn selbst der UN-Gesandte des Vatikan sich gegen eine Resolution gegen Todesstrafe für Homosexualität (zB in vatikannäheren Ländern) einsetzt, da er dies einen "Eingriff" in die "Glaubensfreiheit religiöser Führer" bezeichnet (und damit auch religiöse Staatsdiktaturen meint).