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niels
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Re: Nachrichten ganz besonderer Art

Ungelesener Beitrag von niels »

Aktuelle Dokumente lassen sich ab Office 2003 mit einem Gratisupdate von Microsoft in XML speichern, ein Format, das sich immer mehr als Standard durchsetzt.
das ist mir neu...

Schon mal auf nem "Nicht-Microsoft Endgerät" mit MS XML hantiert (abgesehen von teuren, kommerziellen Zusatzprogrammen, die das ermöglichen)?

Das OpenDocument ( z.B. bekannt per neuem OpenOffice u.a. Programmen) ISO Format ist tatsächlich offen und zudem erheblich simpler dokumentiert / dokumentierbar, was auch der Grund ist, warum es bereits seit Jahren per ISO / IEC als Standard zertifiziert ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/OpenDocument

Hast Du schon mal die volle Dokumentenformatspezifikation für Microsofts XML-Format gesehen (und ggf. mal mit ODF verglichen), wie sie Microsoft - beim Versuch ODF totzumachen und das hauseigene Format dem IEC unterzujubeln - gem. den Standardisierungsrichtlinien eingereicht hat (auch die Kritiken des IEC sind lesenswert - z.B. auch, das es bisher nicht eine komplette, schon gar keine offene, Implementierung des Formates gibt -> selbst MS Office unterstützt es nicht mal annähernd...)...

Das Microsofts XML Dokumentenformat ein "zukunftsweisender Standard" ist, glauben - neben den üblichen Marketingstrategen von Microsoft, Leuten die das Format mit dem tatsächlich offenen XML Standard (der nicht von MS kommt) verwechseln gerade mal noch ein paar deutsche Politiker - die zusammen mit den Vertretern einiger anderer Ländern auf Microsoft Kosten Produktpräsentationen (mit der ganzen Familie) in der Karibik machen durften... In der Zwischenzeit stellen immer neue europäische u.a. Länder auf ODF um, während Deutschland - wie noch ein paar "geschmierte Bananenrepubliken", auf MS XML setzen - allerdings haben die betr. Drittweltländer von Microsoft kostenlose Lizenzen versprochen bekommen, was aber nur wenige von denen überzeugen konnte.

Immerhin: Microsofts Mann für Deutschland war m.W. bisher der einzige Vertreter eines (IT-) Unternehmens, der im deutschen Bundestag sprechen durfte... Der hat dann auch erklärt, das es für Open Source "keine tragenden Anwendungen" gäbe und alles Offene in der IT "Gift für die Wirtschaft".

Da gab es dann doch just noch im letzten Jahr eine zeitlich begrenzte Förderung für Verwaltungen, die noch im selben Jahr auf ein DMS (elektronische Dokumentenverwaltung / -archivierung) umstellten. Angesichts des Zeitdrucks dürften die meisten Käufer kaum einen für solche Lösungen immer einzukalkulierenden späteren Portierungsaufwand auf ein Alternativsystem einkalkuliert haben. Der Druck durch offene (lizenzkostenfreie) CMS-Lösungen ist gerade im letzten jaht enorm gestiegen - es sah schon so aus, als wolle man wenigstens mit den guten Deutschen Freunden schnell noch Nägel mit Köpfen kloppen.

Selbst immer mehr US-Bundesstaaten stellen die eigene Datenhaltung auf ODF um und selbst das Militär überlegt es wohl auch schon. In der EU werden immer neue Forderungen nach offenen Standards lauter. München hat bereits vor vielen Jahren umgestellt usw. Da kann Deutschland nur hoffen, neben Paraguay und Burkina Faso auch dann noch mit Microsoft-Lizenzen und Updates versorgt zu werden, wenn den Kram fast kein anderer mehr haben will. Eine offene, freie Implementierung lohnt sich angesichts des riesigen Aufwandes - schon wegen der viel zu unübersichtlichen Formatdefinition von MS - kaum (oder wäre entsprechend aufwendig).


btw:
Ich arbeite z.B. seit 1993 mit Linux - seit 1996 ausschließlich auf meinen PCs / Notebooks / Servern. Auf dem handy läuft meist ein Symbian oder Linux. Nach laufendem "innerfamiliärem Support-Aufwand" für die Microsoft Notebooks meines Vaters wie meiner Schwester habe ich denen je einen Mac empfohlen - seit dem habe ich endlich wieder für Familiäres Zeit, wenn ich bei meiner Familie bin.

Viele heutige "Netbooks" laufen intern bereits mit Linux oder NetBSD. Die meisten Home-Router der DSL-Kunden dürften Linux oder *BSD basiert laufen. Die auf den aktuellen Home-Entertainment-Messen vorgestellten netzwerkfähigen TV und Unterhaltungsgeräte laufen Linux und NetBSD basiert. Waschmaschinen und Kaffemaschinen laufen per Open Source Systemkernen.

Selbst Apple hat mit dem neuen Mac OS X (was ja recht erfolgreich ist) ein Unixoides System - basierend auf NetBSD (Open Source) - hingelegt, was es auf all seinen Endgeräten einsetzt (iPhone, iPod, Macs usw.). NetBSD ist übrigens das Betriebssystem das auf den meisten Architekturen ("Gerätetypen") läuft. Microsoft läuft bis heute m.W. nur auf x86-kompatiblen / -artigen Prozessoren...

Die meisten Handys laufen bisher mit Symbian OS - Microsoft hat da bisher kaum etwas ausrichten können, trotz Milliardeninvestitionen und rigoroser Marktmethoden.

Mindestens 90-95% aller Internet-Infrastrukturen laufen NICHT mit Microsoft (oder wer dachte ernsthaft Google, Amazon & Co. benutzen Windows Server 2008? Ich glaube kaum, das es dann heute Google wie Amazon gäbe - wahrscheinlich nicht mal das Internet ;). Dafür aber sind min 70%-80% der verwendeten Software Open Source basiert. Das allen zugrundeliegende Konzept "Unix" gibt es seit 1970 und erlebt mit dem Internet und wachsendem Netzwerkeln seinen nächsten Schub.

Moderne Flugzeuge verwenden ebenso Open Source Systeme wie die Wettergroßrechner, Raumstation und Forschungszentren. Wer da glaubt, das seien keine "tragenden Anwendungen" ist nicht ganz dicht. Selbst die jahrelang "tragende Anwendungen" MS Office, Outlook und "Internet Explorer" finden bei den Endnutzern immer seltener selbstverständlichen Anklang. Wo ich auch hinkomme - ich sehe selbst auf Windows PCs immer häufiger Firefox, Thunderbird, OpenOffice & Co - manchmal als Wahlalternative, immer öfter als primäre Anwendung. Diese programme aber gibt es nicht nur für Windows, sondern alle möglichen gängigen Desktop Betriebssysteme...

Microsoft wird an allen Fronten zurückgedrängt und nimmt in der rasant wachsenden IT-Gerätewelt einen immer kleineren Fokus / Bereich ein. Wer denkt, der typische Heim und Büro PC blieben auch zukünftig das Maß aller IT Dinge, wird sich noch wundern...

PDF ist auch nur soweit brauchbar, als man (Adobe) es offengelegt hat - ähnlich Postscript. Auch MP3 ist erst durch freie Implementierungen wirklich "groß" geworden...
Josef
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Re: Nachrichten ganz besonderer Art

Ungelesener Beitrag von Josef »

Hier spricht ein Fachmann - Respekt Nils !
Davon hatte ich noch nicht mal eine Ahnung ...
niels
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Re: Nachrichten ganz besonderer Art

Ungelesener Beitrag von niels »

Hier spricht ein Fachmann - Respekt Nils !
Davon hatte ich noch nicht mal eine Ahnung ...
Nu ja,
das - d.h. offene Software - gehört zu meinem "täglich Brot" (und manchmal auch nen paar Brötchen...)

Dafür verstehe ich aber umso weniger vom Schweißen usw. (hab mal früher mein Fahrrad geschweißt, hat auch gut gehalten, bis ich damit durch nen Lattenzaun fahren wollte - der Lattenzaun war definitiv stärker als meine Schweißnähte...), dafür stell ich im Löten nicht ganz so bräsig an... ;)
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