...gegen solche Abzocker immun?
So?
Das wäre mir dann doch recht neu.
In kaum einer anderen Region Deutschland (mal Bayern außen vor gelassen) gab und gibt es so viele Katholiken wie im Eichsfeld (die Zahl der Fiat Luxer insgesamt dürfte [bis heute jedenfalls] wesentlich niedriger liegen).
Katholiken beten bekanntlich die Kirche wie dessen Oberhaupt den Papst an, der nicht nur mit Gott spricht, sondern von dem sogar berufen und legitimiert wurde und "oberster Brückenkopf" oder "-bauer" zum einzigen Gott sein will. Und auch die lassen sich - sogar ganz offiziell per Finanzamt - das Geld "aus der Tasche ziehen" - von "freiwilligen" Kirchgeldern wie auch Klingelbeutel bzw. -kastenspenden und Haustürsegnern sowieso mal abgesehen.
Ich denke aber kaum, das sich eine auch nur nennenswerte Zahl von Eichsfeldern zu der für die Plakate (augenscheinlich) verantwortlichen Gruppierung bzw. "Sekte" hinreißen lassen wird. Wer katholisch ist, wird es (wahrscheinlich) eh bleiben und wer davon weg ist, wird sich auch kaum von dieser Gruppe - wenn auch auf andere Weise - "zurückholen" lassen - egal ob er sich als Christ, Andersgläubiger, Atheist oder Agnostiker sieht.
Die Inhalte dagegen haben zumindest einen öffentlichen Diskurs bestärkt, den es zuvor derart öffentlich nicht gab - jedenfalls für eine Reihe von Menschen dürfte dies zutreffen. Was jeder Leser für sich daraus macht, ist ja allein ihm überlassen.
Damit hat der Inhalt wahrscheinlich mehr Aufsehen erregt, denn er entspricht dem, was immer mehr Menschen über die bzw. "ihre" Kirche denken, aber möglicherweise (warum auch immer) nicht öffentlich auszusprechen wagen. Demnach hätten die Plakate auch vom Verein junger Bäcker oder einem "Aktionskünstler" ohne jedwedes politische Ziel im Background aufgehängt worden sein können - das hätte für die meisten kaum einen Unterschied gemacht.
Die zitierten Reaktionen aus den üblichen Kirchenblättern sehe ich als den üblichen Versuch der Beschwichtigung aus Richtung Kirche - aber auch als Ablenkungsmanöver, denn indem man sich mit dem Autor und dessen "Defiziten" an Glaubwürdigkeit beschäftigt, lenkt man von den eigenen Defiziten ab und geht einer offenen, inhaltlichen Debatte aus dem Weg. Wozu z.B. sollte man über einen persönlichen Rat eines armen Bettlers nachdenken, wenn schon dessen Äußeres und Situation "belegt", wie wenig dessen Rat wert sein kann? Nun, auch ein Bettler kann mit seinem Rat Recht haben...
Es scheint wohl uralte Sitte, andere zu erniedrigen um sich selbst zu erhöhen, so das Inhalte (scheinbar) keine Rolle mehr spielen und man sich dazu nicht mehr äußern braucht. Man braucht einfach nur Ursache mit Wirkung zu verdrehen... Man diskreditiert eine Meinung indem man deren Aussprecher diskreditiert - ohne auf die Meinung inhaltlich einzugehen.
Dank Kirche wissen wir heute - das die "bösen Hippies" der "68/69er Bewegung" eine der wichtigsten "Ursachen" für die Mißbrauchsfälle in der Kirche und Dank Hrn. ("Papst") Ratzinger, das die "Modernisierungsreförmchen" der "Weltverbesserer" des II. vatikanischen Konzils "Ursache" für den immer schneller werdenden Mitgliederschwund sind. Man sieht sich gar als "Opfer" einer Kampagne... Also Augen zu und durch...
Die aktuelle Kritik wie die Berichte von Opfern - selbst aus Kirchenkreisen - wird "oben" höchstöffentlich als "dummes Geschwätz" deklariert - nur selbst hat man - da scheint man sich seit 1000 Jahren sicher - keine Fehler gemacht - jedenfalls keine, die es zu kritisieren und auszumerzen gilt. Immerhin "war das damals so" - nur warum es so war, wird wohl nie diskutiert werden)...
So bewegt sich die Kirche momentan mit immer größeren Schritten - ja Sprüngen - in Richtung einer ähnlichen Ebene an Glaubwürdigkeit, wie sie Gruppen a la Fiat Lux oder Personen wie Uriella in der breiten Gesellschaft genießen.
Ich denke aber, das derartige Plakate - damit meine ich deren Inhalte - der Initiatoren-Gruppe selbst kaum bei der Mitgliederaquise hilfreich sein werden. Hatte man das dort im Sinn, war es ein Fehlgriff...
Immerhin - ich verstehe dennoch nicht, warum gerade Gläubige Religionsanhänger der größeren Glaubensgruppen derart abschätzig und intolerant gegenüber derart kleinen Glaubensgruppen reagieren bzw. sich über diese äußern. In unserer Gesellschaft haben wir eine grundgesetzlich verbriefte Glaubensfreiheit, aber auch Glaubensformen wie das Christentum predigen ihren Anhängern Toleranz gegen andere.
Mir scheint das oft gerade die, die Toleranz und Glaubensfreiheit am meisten betrifft, sie am wenigsten praktizieren oder leben.
"Gott" und "Götze" sind linguistisch das selbe Substantiv für den selben Zusammenhang - für die selbe Sache. Eine (immer noch von manchem praktizierte) Einteilung in ("legitime") Kirchen und ("illegitimen") Sekten halte ich nicht nur für weltfremd, sondern in einer Welt der (angeblich) freien Weltanschauung für diskriminierend und intolerant.
Aber nochmal zurück zum Eichsfeld:
Gegen Pseudo-Wissenschaftler wie Erich von Däniken, der im Eichsfeld regelmäßig vor ausverkauftem Publikum auftritt um seine Verschwörungstheorien für klingende Münze unter's ("gläubige") Volk zu bringen, hätte hier kaum ein seriöser Wissenschaftler auch nur annähernd eine Chance auf derart große Popularität unter den Eichsfeldern.
Mein Eindruck ist, das gerade dort, wo am "strengsten" geglaubt wird, auch der Hang nach Esoterik und mystischen Verschwörungsideen - inkl. den dahinterstehenden Geschäftemachern - sogar am ausgeprägtesten ist - wie z.B. im Eichsfeld....