Der Islam kennt keine Erbsünde und braucht diese nicht:
Der Islam kennt keine Erbsündenlehre. Im Koranwird sogar ausdrücklich erwähnt, dass Allah Adam bereits verziehen habe, weswegen das christliche Dogma von der Erbsünde dem islamischen Dogma vom allverzeihenden Gott gegenübersteht. Jeder einzelne Mensch wird nach islamischer Lehre nur für seine eigenen Taten zur Verantwortung gezogen; beim Gericht kann niemand einem anderen Menschen helfen oder schaden. Wenn ein Mensch schlechte Taten aufrichtig vor Gott bereut und um Vergebung bittet, so wird ihm diese zuteil.
Das Judentum kennt keine Erbsünde und braucht diese nicht:
Das Judentum kennt den Begriff der Erbsünde nicht.
Wenn der Mensch sündigt, verunreinigt er seine Seele, hat aber durch aufrichtige Reue und den konsequenten Entschluss, diese Sünden nie wieder zu begehen die Möglichkeit, seine Seele wieder rein zu machen, denn Gott ist barmherzig und vergibt Sünden. Hätten Adam und Eva ihre Sünde bereut, dann hätte Gott auch ihnen vergeben. Die Sünden der Vorfahren haben keinen Einfluss auf die Seele des Menschen, denn er war nicht an ihnen beteiligt und es wäre ungerecht, ihn dafür verantwortlich zu machen. Eine Erlösung im christlichen Sinne ist darum nicht nötig, weil es eben keine Erbsünde gibt. Das Warten im Judentum auf den Messias hat nichts mit Erlösung zu tun, sondern ist das Zeichen für den Beginn der „Kommenden Welt“, in der alle Juden (von den „vier Enden der Erde“) zusammengesammelt werden.
Quelle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Erbs%C3%BCnde
Der Theologe Eugen Drewermann schreibt über die Erbsünde:
Noch im "Weltkatechismus" von 1992 lehrt die katholische Kirche, daß am "Anfang" der Menschheit "historisch" die "Tat" eines Menschenpaares, von Adam und Eva, gestanden habe, die durch ihren "Ungehorsam" gegen den "Willen Gottes" verstoßen hätten und damit aus der "Gnade" Gottes herausgefallen seien; seither habe zur "Strafe" die gesamte Natur sich verschlechtert, - Krankheit und Tod seien die Folgen der "Erbsünde" und auch moralisch neige der Mensch nunmehr zum Bösen. In dieser Form vorgetragen, ist die Lehre von der "Erbsünde" erkennbar unstimmig.
Sie vereinbart sich nicht mit den elementaren Forderungen menschlicher Gerechtigkeit - es ist nicht richtig, für die Tat eines Einzelnen all seine Kinder in Sippenhaft zu nehmen; sie vereinbart sich nicht mit den Grunddaten der Biologie - der Tod kam mit der Mehrzelligkeit der Lebewesen in die Welt, so wie der Schmerz unvermeidbar mit dem Nervensystem ins Leben trat, beide haben mit dem Verhalten von Menschen nichts zu tun; zudem vereinbart eine solche Lehre sich nicht mit dem heutigen Wissen von der Herkunft des Menschen aus der Tierreihe - wer eigentlich soll Adam und Eva gewesen sein: der Australopithecus africanus vor 3 Millionen Jahren, der homo erectus vor 1 Millionen Jahren, der Neandertaler vor 100 000 Jahren, der Cro Magnon-Mensch vor 30 000 Jahren oder erst die frühen Ackerbauern vor 8 000 Jahren? Das biblische "Weltbild" umfaßt einen Zeitraum von nur etwa 6 000 Jahren, und es ist und war ein schwerer Fehler, die symbolischen Erzählungen am Anfang der "Genesis" von dem "Sündenfall" Adams und Evas als Informationen über "historische" "Tatsachen" mißzuverstehen. In Wirklichkeit handelt es sich um Bilder, die das Dasein des Menschen deuten; sie zeigen eine Alternative auf, vor der ein jeder steht, wenn er seiner Lage in dieser Welt bewußt wird, nämlich, ob er sein Leben von Angst oder von der Haltung eines tieferen Vertrauens bestimmen läßt.
Bereits höher entwickelte Tiere werden in Gefahrenmomenten von Angst heimgesucht; sie merken, daß ihr Leben bedroht ist und versuchen, der jeweiligen Gefahr zu entkommen. Auch wir Menschen haben Angst vor dem Tod, doch anders als jedes Tier wissen wir unser Leben lang, daß wir im letzten dem Tod nicht entlaufen können. In der Sprache der Mythen spricht da die "Schlange", der verschlingende Rachen des Nichtseins, mit uns und stellt uns die Frage, wie wir mit der Angst umgehen, die zu unserer Existenz als Menschen gehört.
Psychologisch scheint es unvermeidlich, auf die Angst immer noch so zu antworten, wie es Tiere tun würden, nur daß sich in unserem Erleben die Angst verunendlicht und nach einer endgültigen Lösung drängt. So häufen wir aus Angst vor dem Verhungern auf der Nordhalbkugel der Erde so viele Geld- und Nahrungsmittel an, daß zwei Drittel der Menschheit dabei verarmen und verhungern; aus Angst vor einem möglichen Feind rüsten wir die Armeen der Länder so weit auf, daß sie alle sich gegenseitig vernichten können; und aus der Angst, als Mensch stets zu wenig, nur "Staub der Erde" zu sein, versucht ein jeder von uns, aus seinem Leben so viel wie möglich zu machen, etwas Absolutes, das man ohne Widerspruch anerkennen muß. Doch dieses Streben, "wie Gott zu sein", offenbart nur um so deutlicher, wie hilflos und "nackt" wir Menschen in Wahrheit sind, und so dreht die Spirale der Angst sich unrettbar immer weiter.
Nicht einen Akt des "Ungehorsams" oder des "Stolzes" beschreibt daher das Symbol der "Erbsünde", sondern es kennzeichnet die Deformation eines Daseins, das von Grund auf durch Angst geprägt ist. Eben deswegen ist es nicht möglich, auf die Not des menschlichen Daseins mit moralischen Mitteln: mit Geboten und Appellen, zu antworten. Die Angst eines Menschen löst sich nicht mit Willensentschlüssen und guten Vorsätzen, sondern nur im Gegenüber einer Person, der er absolut vertrauen kann; dann auch erst begreift er, wie sinnlos all die verzweifelten Fluchtmechanismen der Angst, die vormals so unvermeidbar schienen, in Wirklichkeit sind. Erst wenn ein Mensch das Gefühl wiederbekommt, trotz allem geliebt zu sein, wird er auf dieser Welt wieder zu Hause werden. Dann erst, als ein "durch Gnade" "Erlöster", vermag er den Zustand der Verzweiflung seines Daseins aus Angst als etwas Unnötiges, als "Daseinsschuld" zu begreifen. Nicht zur Anklage, sondern zum tieferen Verstehen des Menschen in seiner Entfremdung sollte die Lehre von der "Erbsünde" dienen.
Weiter Eugen Drewermann:
Die katholische Kirche versucht, diese Angst, die dazugehört, daß man ein Mensch ist und ein Individuum wird, zu beschwichtigen, indem sie ihre eigenen Institutionen als haltgebend an die Stelle Gottes rückt. ... Mein Hauptvorwurf an die katholische Kirche: Sie ist überhaupt nicht daran interessiert, daß Menschen sich als Person in Freiheit entwickeln. Das fürchtet sie geradezu. Denn es untergräbt ihr Herrschaftssystem. ... Wer sagt, daß Menschen Gott in ihrer Seele finden können, der wird der Kirche fürchterlich. Den muss sie bekämpfen. Der macht den Apparat der Außenlenkung offenbar überflüssig. Glaubensfragen werden so zu Machtfragen.