Sharia in Deutschland und Europa?

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Christel
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Re: Sharia in Deutschland und Europa?

Ungelesener Beitrag von Christel »

Christel hat geschrieben:Offensichtlich haben wir ein funktionierendes System.
niels hat geschrieben:Wer sagt das?
Ich!
niels hat geschrieben:Und wenn aktuell z.B. Herr Bischof Wanke in Erfurt verlauten lässt, man müsse [in Thüringen] die Missionierung von Atheisten "forcieren" mit der Bemerkung: "ein Mensch werde ja nicht als Atheist geboren", dann wünsche ich mir, dieser Mission aus freiem Willen und ohne soziale Diskriminierung aus dem Weg gehen zu können, ohne hierfür (wie in der Diktatur der DDR vor den Kommunisten) erneut Umwege gehen zu müssen, was eigentlich Grundrecht eines jeden sein sollte. ?

Dass er dabei speziell an Atheisten gedacht hat, ist mir nicht bekannt. Es geht doch wohl eher darum Suchende anzusprechen.
– Übrigens, die Wessis sind in der Regel alle neidisch, dass wir so einen tollen Bischof haben.
Bischof Dr. Joachim Wanke

Es gibt in der Tat kein Recht von Mission völlig verschont zu bleiben, denn dies bedeutet die Freiheit anderer für ihre Sache zu werben einzuschränken. Außerdem ist es unter dem Gesichtspunkt von Gleichbehandlung nicht durchführbar. Warum sollten Atheisten für ihre Weltanschauung öffentlich werben dürfen und Christen soll es verboten werden? Über den Tellerrand des Eichsfelds geschaut, ist Thüringen Diaspora und das Eichsfeld ist auch nicht mehr das, was es eventuell mal war. Mit sozialer Diskriminierung haben eher Christen zu rechnen.

Ich habe eine Literaturempfehlung zum eigentlichen Thema:
Bahners, Patrick
Die Panikmacher
Die deutsche Angst vor dem Islam
(Beck, C H) ISBN: 978-3-406-61645-7
Gebunden - 1. Aufl. 15.02.2011
320 S. - 21,7 x 13,9 cm
€ 19,95
In Deutschland geht eine Panik um: Menschen mit islamischer Glaubenszugehörigkeit und Migrationshintergrund bringen das Land in Gefahr! Aber geben wirklich sie berechtigten Grund für diese Panik, oder ist nicht vor allem eine populistische Islamkritik dafür verantwortlich, dass sich die Stimmung im Land verändert? Sie argumentiert mit einem geschlossenen System von Vorurteilen, das die Verachtung ganzer gesellschaftlicher Gruppen salonfähig macht und Lösungen souffliert, die in Wahrheit praxisfern und menschenrechtswidrig sind. Diese Panikmache ist das Thema der brillanten Streitschrift von Patrick Bahners.
Ayaan Hirsi Ali, Necla Kelek, Alice Schwarzer, Henryk M. Broder, Thilo Sarrazin, Ralph Giordano gehören zu den lautesten Beschwörern einer angeblichen Bedrohung, die von den in Deutschland lebenden Muslimen ausgeht. Doch sind ihre Argumente überhaupt empirisch belegt und schlüssig? Stehen ihre pauschalisierenden Angriffe auf eine andere Religion im Einklang mit dem Ideal einer liberalen und toleranten Gesellschaft, auf deren Verteidigung sich die gleichen Kritiker berufen? Und worauf genau wollen sie eigentlich hinaus? Patrick Bahners, Feuilletonchef der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, verharmlost nicht die Herausforderungen der Integration, aber er korrigiert die falschen Behauptungen der Islamkritik und zeigt, wie sich unter dem Deckmantel der Geistesfreiheit in Wahrheit zunehmend eine Kultur der Intoleranz ausbreitet. Sein Buch ist der dringend fällige Einspruch dagegen, dass in Deutschland fremdenfeindliche Stimmungsmache beim Thema Islam die Oberhand gewinnt.
buchhandel.de
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Sharia in Deutschland und Europa?

Ungelesener Beitrag von niels »

Ich!
Nun, und wie Du weißt, ich (und das nicht allein) sehe das nicht so (abgesehen davon, das "funktionieren" wohl eh ein hier ungeeigneter Begriff ist...).
...neidisch...tollen Bischof haben
Echt?
Das wär mir neu. Aber ich bin auch nicht aus der "Szene" - die "Wessis", mit denen ich quasi tagtäglich zu tun habe, im Beruf wie Familie, wissen i.d.R. nicht mal wer Herr Wanke ist und Neid ist dort auch kaum verbreitet.

Beim letzten Besuch Herrn Wankes in Uder schien er aus der Sicht einiger Anwesender doch eher etwas enttäuscht oder verwundert, das die Messbesucher nach seiner Messe im Wald wohl um eine ehemals im Dorf lebenden Nonne (die erstmalig wieder zu Besuch war) scharten - nur einzelne dagegen schienen sich noch für den Bischof Wanke zu interessieren...
kein Recht von Mission verschont zu bleiben
Das ist sicher richtig, allerdings geht es hier nicht um Werbung im üblichen (kommerziellen) Sinne, sondern um Ebenen und Kanäle die anderen werbetreibenden so verschlossen sind - nicht nur aus wettbewerbsrechtlichen Gründen.

Ich habe nichts dagegen, wenn z.B. eine Kirche ihr Religionskonzept ebenso anpreist und bewirbt wie z.B. coca Cola seine Getränke - bitte aber mit den selben Regeln!

Aus gutem Grund darf Coca Cola keine oder nur sehr eingeschränkt Werbung z.B. in Schulen, Behörden, öffentlich-rechtlichen Einrichtungen, in öffentlich rechtlichen Medien usw. betreiben und darüberhinaus ist Werbung in vielen Fällen als solche zu kennzeichnen.

Ebenso wie ein Wetbetreibender das Recht hat zu werben, habe ich das Recht der Werbung aus dem Weg zu gehen, wobei dies meine Rechte nicht einseitig einschränken darf. Erfolgt Mission über gemeine, öffentliche Einrichtungen wie Behörden, Schulen usw. (KödRs ausgeschlossen), dann kann ich dieser nicht aus dem Weg gehen, ohne Einschränkungen meiner Rechte hinnehmen zu müssen - z.B. das Recht des unbeschränkten Zuganges zu einer vom Staat zu erbringenden Dienstleistung. Das mag jemand, den das nicht betrifft, womöglich auch nicht verstehen, was an der Tatsache dennoch wenig ändert...

Wenn sich Coca Cola z.B. nach und nach Schule um Schule, Kindergarten um Kindergarten unter den Nagel reißen würde und an den Wänden wie auf den Fluren Coca Cola Werbung hinge oder Schüler gar Coca Cola Werbesprüche lernen müssten, dann wäre auch da für mich eine Grenze überschritten, die m.E. nicht überschritten werden darf. Daran ändert auch nichts, das man den Schülern nicht verbietet auch Pepsi mit die Schule bringen dürfen...


Achja - btw:
Neben mir hat u.a. auch die FDP eine säkulare (manche sogar laizistische) Trennung von Staat un Kirche seit Jahrzehnten immer wieder im Parteiprogramm. Meine Intention ist demnach sicher kein Einzelfall oder Idee einzelner Idealisten, wie das mancher wohl gern darstellt...

Die Panikmache um den Islam hat verschiedene Hintergründe und kommt nicht von ungefähr von dort am lautesten, wo es vergleichsweise wenige Muslime aber traditionell viele Christen gibt.

Ein Hintergrund ist auch, das ein signifikanter Teil derer, die sich als Christen verstehen den Muslimen nicht oder nur sehr ungern die selbe soziale Legitimation wie dem etablierten Christentum zugestehen wollen, vor allem nicht die Privilegien, die die etablierten in Deutschland genießen. Auch deshalb hört man häufig das Srgument, "wir" Deutschen bzw. unsere Kultur hätte ihre Wurzeln in christlichen Traditionen - quasi zur Legitimierung wie Manifestierung einer als "gerecht" empfundenen Ungleichbehandlung.

Vor dem Hintergrund müssen wir uns fragen, welchen Stellenwert - vor allem aber welche Privilegien wir jedweden Glaubenskonzepten - unabhängig von ihrer Herkunft oder Historie - einzuräumen bereit sind, denn nur eine Gleichbehandlung ist gelebte Religions- wie Glaubensfreiheit. Die gern betriebene Einteilung in "Religion", "Esotherik", "Sekte" usw. entbehrt jedweder sachlichen Basis und kein Mensch hat das Recht, eine oder seine Religion bzw. Glauben über die/den des anderen gestellt zu erwarten.

Interessanterweise sehen das auch manche Theologen nicht anders. So plädieren einige Theologen auch für die "Abschaffung" des Terms "Sekte" aus dem öffentlich-rechtlichen Sprachgebrauch, da der Begriff - weil "von vielen Menschen zu weit fehlverstanden" - von der Gesellschaft als "negativ" assoziiert würde (wohl ähnlich wie das Wört "Götze") und besser durch "Religionsgemeinschaft" zu ersetzen sei. Bezeichnend sei auch, das man sogar gesellschaftlich / juristisch versuche, "Sekten" als solche abgetrennt oder ausgestellt von Religion zu beschreiben oder zu definieren.

Wer sich intensiv mit den verschiedensten Glaubenskonzepten und -traditionen auseinandersetzt, wird irgendwann feststellen müssen, das jede Religionsgemeinschaft eine Sekte ist - ebenso wie jeder gelebte Glaube als Religion bezeichnet werden kann / muss.

Das mag manchem bis heute noch zu neu bis unvorstellbar sein - aber auch die Gleichstellung von Mann und Frau war (und ist) manchem immer noch unvorstellbar neu bzw. "neoliberal". Das Gleichstellung nicht gleich Gleichmacherei ist (was in dem Kontext gern behauptet wird), versteht sich (hoffentlich) von selbst. Natürlich sind Mann und Frau verschieden - aber es gibt keinen kausalen Grund den einen rechtlich über die andere zu stellen oder vice versa.
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