Homosexualität und Kirche
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Re: Homosexualität und Kirche
Hallo Alexander, die Kirche unterscheidet zwischen Homosexualität als Veranlagung, das ist keine Sünde und
der ausgelebten Homosexualität. Die Kirche geht von der Freiheit und damit von der Verantwortung des Menschen aus.
Wie weit die Freiheit jedes Einzelnen tatsächlich geht wird kontrovers diskutiert und wurde bisher nicht geklärt.
Ich denke, die Freiheit wächst mit der Selbstreflexion.
LG Christel
der ausgelebten Homosexualität. Die Kirche geht von der Freiheit und damit von der Verantwortung des Menschen aus.
Wie weit die Freiheit jedes Einzelnen tatsächlich geht wird kontrovers diskutiert und wurde bisher nicht geklärt.
Ich denke, die Freiheit wächst mit der Selbstreflexion.
LG Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Re: Homosexualität und Kirche
@ Alexxxander:
Die These, dass Söhne, welche ohne Vater aufwachsen, homosexuell werden, weil sie sich nur mit der Mutter identifizieren, kann man auch nicht verallgemeinern. Immer mehr Söhne wachsen heute in Single-Haushalten auf, haben also in der Regel nur die Mutter mit welcher sie sich identifizieren können. Trotzdem nimmt die Zahl der Homosexualität nicht mit der Zahl der Single-Haushalte zu. Wenn dem so wäre, würde es heute entsprechende Untersuchungen geben.
Freuds Theorie ist also auch nur eine von mehreren.
Wie die Calvinisten mit Homosexuellen umgehen ist mir noch nicht bekannt. Wenn es so ist wie Du schreibst, wäre das ja immerhin schon ein guter Denkansatz, an welchem sich andere Kirchen ein Beispiel nehmen könnten.
@ Christel:
Der christliche Homosexuelle hat also nur die Freiheit, sich selbst kastrieren zu lassen um damit seinen Geschlechtstrieb zu unterbinden? Selbst dann sündigt er in Gedanken weiter.
Gruß,
Heinrich5
Die These, dass Söhne, welche ohne Vater aufwachsen, homosexuell werden, weil sie sich nur mit der Mutter identifizieren, kann man auch nicht verallgemeinern. Immer mehr Söhne wachsen heute in Single-Haushalten auf, haben also in der Regel nur die Mutter mit welcher sie sich identifizieren können. Trotzdem nimmt die Zahl der Homosexualität nicht mit der Zahl der Single-Haushalte zu. Wenn dem so wäre, würde es heute entsprechende Untersuchungen geben.
Freuds Theorie ist also auch nur eine von mehreren.
Wie die Calvinisten mit Homosexuellen umgehen ist mir noch nicht bekannt. Wenn es so ist wie Du schreibst, wäre das ja immerhin schon ein guter Denkansatz, an welchem sich andere Kirchen ein Beispiel nehmen könnten.
@ Christel:
Der christliche Homosexuelle hat also nur die Freiheit, sich selbst kastrieren zu lassen um damit seinen Geschlechtstrieb zu unterbinden? Selbst dann sündigt er in Gedanken weiter.
Gruß,
Heinrich5
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Re: Homosexualität und Kirche
"Freuds Theorie ist also auch nur eine von mehreren." Genau. Ich habe geschrieben eine wissenschaftliche Theorie. Dass nicht alle Menschen homosexuell werden die ohne Vater oder Mutter aufwachsen ist ein Fakt, deswegen ist die Theorie auch nicht allgemeinverbindlich. Für einen Teil der Homosexuellen ist die Theorie zutreffend, für andere gibt es andere Erklärungen. Informiere dich mal über Calvinismus, das ist ein sehr interessantes Thema, weil dieser Religionszweig davon ausgeht, dass Gott, wenn er den Menschen erschafft, auf Grund seiner Allwissenheit weiß, was später aus ihm wird. Wenn er also einen Menschen erschafft, der zum Mörder wird und er hat ihn trotzdem erschaffen, dann liegt letztendlich die Verantwortung für den Mord bei Gott. Mir scheint das sehr einleuchtend.
Re: Homosexualität und Kirche
@ Alexxxander
Jeder Mensch soll bisexuelle Anteile besitzen, die manchmal mehr, manchmal weniger stark ausgeprägt sind.
Es ist eine heute unstrittige Tatsache, dass es verschiedene Grade zwischen Homo- und Heterosexualität gibt. Das hat man Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Begriff der Bisexualität zu fassen versucht.
Sigmund Freud hielt die Bisexualität des Menschen für angeboren. Er stellte die These auf, dass im Grunde jeder Mensch bisexuell sei. Gesellschaftliche Zwänge und Tabus führten aber häufig zur Unterdrückung des homosexuellen Anteils.
Die ausschließliche Fixierung auf ein Geschlecht hielt Sigmund Freud als eine spätere Folge einer Einschränkung der Objektwahl. Also dass, was Du oben mit der Fixierung auf den Vater oder die Mutter gemeint hast.
Nach Sigmund Freud habe die Psychoanalyse aufdecken können, dass alle sogenannten Normalen neben ihrer manifesten Heterosexualität ein sehr erhebliches Ausmaß von latenter oder unbewusster Homosexualität erkennen ließen.
Bisexualität ist auch relativ häufig im Tierreich beobachtbar. So gelten etwa die Bonobos als eine vollständig bisexuelle Tierart, die vor allem für ihren ausgeprägten Lesbianismus bekannt ist. Angenommen wird hier eine über die Vermehrung hinausgehende Multifunktionalität sexuellen Verhaltens.
Gruß,
Heinrich5
Jeder Mensch soll bisexuelle Anteile besitzen, die manchmal mehr, manchmal weniger stark ausgeprägt sind.
Es ist eine heute unstrittige Tatsache, dass es verschiedene Grade zwischen Homo- und Heterosexualität gibt. Das hat man Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem Begriff der Bisexualität zu fassen versucht.
Sigmund Freud hielt die Bisexualität des Menschen für angeboren. Er stellte die These auf, dass im Grunde jeder Mensch bisexuell sei. Gesellschaftliche Zwänge und Tabus führten aber häufig zur Unterdrückung des homosexuellen Anteils.
Die ausschließliche Fixierung auf ein Geschlecht hielt Sigmund Freud als eine spätere Folge einer Einschränkung der Objektwahl. Also dass, was Du oben mit der Fixierung auf den Vater oder die Mutter gemeint hast.
Nach Sigmund Freud habe die Psychoanalyse aufdecken können, dass alle sogenannten Normalen neben ihrer manifesten Heterosexualität ein sehr erhebliches Ausmaß von latenter oder unbewusster Homosexualität erkennen ließen.
Bisexualität ist auch relativ häufig im Tierreich beobachtbar. So gelten etwa die Bonobos als eine vollständig bisexuelle Tierart, die vor allem für ihren ausgeprägten Lesbianismus bekannt ist. Angenommen wird hier eine über die Vermehrung hinausgehende Multifunktionalität sexuellen Verhaltens.
Gruß,
Heinrich5
Re: Homosexualität und Kirche
Alexxxander schrieb:
,,,,,Calvinismus, das ist ein sehr interessantes Thema, weil dieser Religionszweig davon ausgeht, dass Gott, wenn er den Menschen erschafft, auf Grund seiner Allwissenheit weiß, was später aus ihm wird. Wenn er also einen Menschen erschafft, der zum Mörder wird und er hat ihn trotzdem erschaffen, dann liegt letztendlich die Verantwortung für den Mord bei Gott. Mir scheint das sehr einleuchtend.
Der Calvinismus wird ja hauptsächlich durch das Prinzip der Prädestination bzw. doppelten Prädestination gekennzeichnet.
Da sind nur Wenige, Bestimmte, zum Heil auserwählt.
Nach Calvin hat Gott die Menschen in eine Gruppe der Auserwählten und in eine der Nicht-Auserwählten geteilt. Für die Auserwählten hat Gott seine Erkenntnis bestimmt und die Auferstehung vorhergesehen.
Die Übrigen bleiben unwissend bezüglich Gottes und des Evangeliums. Laut Calvin sind sie von Gott verdammt auf dem Weg in die ewige Hölle. Diese Entscheidung sei noch vor der Schaffung des Universums getroffen worden und somit erst recht vor der Geburt des einzelnen Menschen sowie vor irgendwelchen Entscheidungen, die der Mensch in seinem Leben trifft. Die Gründe warum Gott einige erwählt hat, sind unbekannt.
Es ist aber offensichtlich, dass das nicht aufgrund irgendwelcher guten Werke von Seiten des Erwählten geschehen ist. Die Erwählung ist insofern nicht an irgendwelche in der Person des Erwählten liegenden Bedingungen geknüpft (Römer 9,15 Römer 9,21).Jedem Menschen ist somit vorherbestimmt ob er zur Seligkeit (ohne eigenes Verdienst) oder zur Verdammnis (ohne eigene Schuld) kommt.
Ich sehe im Calvinismus hier keine Verbesserung der Situation für Homosexuelle. Der Calvinismus ist, so wie ich das sehe, auch noch geprägt durch eine strenge Kirchenzucht. Anders als bei den Katholiken, welche Homosexuelle noch in ihren Reihen dulden, sieht das bei den Calvinisten schon wieder ganz anders aus.
Gruß,
Heinrich5
,,,,,Calvinismus, das ist ein sehr interessantes Thema, weil dieser Religionszweig davon ausgeht, dass Gott, wenn er den Menschen erschafft, auf Grund seiner Allwissenheit weiß, was später aus ihm wird. Wenn er also einen Menschen erschafft, der zum Mörder wird und er hat ihn trotzdem erschaffen, dann liegt letztendlich die Verantwortung für den Mord bei Gott. Mir scheint das sehr einleuchtend.
Der Calvinismus wird ja hauptsächlich durch das Prinzip der Prädestination bzw. doppelten Prädestination gekennzeichnet.
Da sind nur Wenige, Bestimmte, zum Heil auserwählt.
Nach Calvin hat Gott die Menschen in eine Gruppe der Auserwählten und in eine der Nicht-Auserwählten geteilt. Für die Auserwählten hat Gott seine Erkenntnis bestimmt und die Auferstehung vorhergesehen.
Die Übrigen bleiben unwissend bezüglich Gottes und des Evangeliums. Laut Calvin sind sie von Gott verdammt auf dem Weg in die ewige Hölle. Diese Entscheidung sei noch vor der Schaffung des Universums getroffen worden und somit erst recht vor der Geburt des einzelnen Menschen sowie vor irgendwelchen Entscheidungen, die der Mensch in seinem Leben trifft. Die Gründe warum Gott einige erwählt hat, sind unbekannt.
Es ist aber offensichtlich, dass das nicht aufgrund irgendwelcher guten Werke von Seiten des Erwählten geschehen ist. Die Erwählung ist insofern nicht an irgendwelche in der Person des Erwählten liegenden Bedingungen geknüpft (Römer 9,15 Römer 9,21).Jedem Menschen ist somit vorherbestimmt ob er zur Seligkeit (ohne eigenes Verdienst) oder zur Verdammnis (ohne eigene Schuld) kommt.
Ich sehe im Calvinismus hier keine Verbesserung der Situation für Homosexuelle. Der Calvinismus ist, so wie ich das sehe, auch noch geprägt durch eine strenge Kirchenzucht. Anders als bei den Katholiken, welche Homosexuelle noch in ihren Reihen dulden, sieht das bei den Calvinisten schon wieder ganz anders aus.
Gruß,
Heinrich5
Re: Homosexualität und Kirche
Alexxxander schrieb:
Mann verklagt Gott – und verliert Prozess
Ein verurteilter Straftäter hat in Rumänien Gott verklagt. Seine Argumentation: "Während meiner Taufe bin ich einen Vertrag mit dem Beschuldigten eingegangen, der mich vor dem Bösen bewahren sollte". Das Gericht wies die Klage ab – mit einer durchaus plausiblen Begründung.
Ein Gericht in Rumänien hat die Klage eines Mannes gegen Gott wegen „Betrugs, Vertrauensbruchs und Korruption“ abgewiesen. Die Staatsanwaltschaft in der westrumänischen Stadt Timisoara begründete ihre Entscheidung damit, dass Gott „keine juristische Person“ sei und „keine Adresse“ habe, wie die Zeitung „Evenimentul Zilei“ am Mittwoch berichtete. Der 40-jährige Mircea Pavel, der wegen Mordes eine 20-jährige Haftstrafe absitzt, hatte gegen „den Genannten Gott, wohnhaft im Himmel und in Rumänien vertreten durch die orthodoxe Kirche“ geklagt.
„Während meiner Taufe bin ich einen Vertrag mit dem Beschuldigten eingegangen, der mich vor dem Bösen bewahren sollte“, erklärte Pavel in seiner Klageschrift. Doch bislang habe Gott den Vertrag nicht eingehalten, obwohl er im Gegenzug von ihm „verschiedene Güter und zahlreiche Gebete“ bekommen habe.
Gruß,
Heinrich5
Dann wäre also nicht der Mörder sondern Gott verantwortlich. Der Mörder müsste straffrei ausgehen. Das errinnert mich an einen Gerichtsprozess in Rumänien:Wenn er (Gott) also einen Menschen erschafft, der zum Mörder wird und er hat ihn trotzdem erschaffen, dann liegt letztendlich die Verantwortung für den Mord bei Gott. Mir scheint das sehr einleuchtend.
Mann verklagt Gott – und verliert Prozess
Ein verurteilter Straftäter hat in Rumänien Gott verklagt. Seine Argumentation: "Während meiner Taufe bin ich einen Vertrag mit dem Beschuldigten eingegangen, der mich vor dem Bösen bewahren sollte". Das Gericht wies die Klage ab – mit einer durchaus plausiblen Begründung.
Ein Gericht in Rumänien hat die Klage eines Mannes gegen Gott wegen „Betrugs, Vertrauensbruchs und Korruption“ abgewiesen. Die Staatsanwaltschaft in der westrumänischen Stadt Timisoara begründete ihre Entscheidung damit, dass Gott „keine juristische Person“ sei und „keine Adresse“ habe, wie die Zeitung „Evenimentul Zilei“ am Mittwoch berichtete. Der 40-jährige Mircea Pavel, der wegen Mordes eine 20-jährige Haftstrafe absitzt, hatte gegen „den Genannten Gott, wohnhaft im Himmel und in Rumänien vertreten durch die orthodoxe Kirche“ geklagt.
„Während meiner Taufe bin ich einen Vertrag mit dem Beschuldigten eingegangen, der mich vor dem Bösen bewahren sollte“, erklärte Pavel in seiner Klageschrift. Doch bislang habe Gott den Vertrag nicht eingehalten, obwohl er im Gegenzug von ihm „verschiedene Güter und zahlreiche Gebete“ bekommen habe.
Gruß,
Heinrich5
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Re: Homosexualität und Kirche
“die Kirche unterscheidet zwischen Homosexualität als Veranlagung, das ist keine Sünde und
der ausgelebten Homosexualität“. Das möchte ich gern nachlesen. Wo ist die Quelle? Es wäre auch noch schöner, wenn man für eine Veranlagung, für die man in keinster Weise verantwortlich ist, auch noch als Sünder bezeichnet würde. Hingegen gilt das für ausgelebte Sexualität.
der ausgelebten Homosexualität“. Das möchte ich gern nachlesen. Wo ist die Quelle? Es wäre auch noch schöner, wenn man für eine Veranlagung, für die man in keinster Weise verantwortlich ist, auch noch als Sünder bezeichnet würde. Hingegen gilt das für ausgelebte Sexualität.
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Re: Homosexualität und Kirche
Papst Gregor der Große (590 – 604): “Geschlechtliches Begehren ist absolut unmöglich ohne Schuld.“
Die entscheidende Frage ist: warum mischt sich die Kirche überhaupt in das Sexualleben von Menschen ein? Woher nimmt sie das Recht dazu? Jeder Mensch kann mit seinem Körper machen was er will und wenn zwei Menschen außerhalb der Norm homosexuell leben, dabei niemanden beeinträchtigen, dann hat die Kirche kein Recht, sich in irgendeiner Weise einzumischen.
Die Kirche will aber ihren Einflussbereich erhalten d.h., auf ihre Machtposition in der Gesellschaft nicht verzichten. Wie kann sie das erreichen? Das wirksamste Instrument ist Angst vor Schuld (s. Papst Gregor).
Dabei stellen sich folgende Fragen: Welche Art von Schuldgefühlen machen am besten gefügig? Wie pflanzt man sie ein? Wie dosiert man sie? Mit welchen sozialen Strukturen kann man sie am leichtesten dauerhaft durchsetzen?
Die geniale Idee: Wenn man einem Trieb, dem jeder auf irgendeine Weise nachgehen muss, dem Satan zur Last legt, dann erzeugt man in allen Seelen eine permanente Schuldangst. Schon herrscht man über eine Welt von Sündern. So gelang und gelingt es, in ganzen Völkerschaften das Verbot des geschlechtlichen Begehrens/der sexuellen Lust einzupflanzen. Damit befinden sich die “Sünder“ lebenslang in der Hand der Beichtväter - und damit der Kirche -, denn nur sie können durch Geständnis, Sühne und Verzeihung auch Erleichterung verschaffen.
Im Mittelalter machte die Kirche dank Sünde ein großes Geschäft, indem sie den Sündern Ablassbriefe verkaufte, die von Schuld erlösten. Um die Angst richtig zu schüren, wurden Frauen wegen Buhlschaft mit dem Teufel verbrannt, ertränkt oder zu Tode gemartert. Zwar hat die Katholische Kirche den Teufel nicht erfunden, aber sie hat gelernt, ihn mit großer Kunstfertigkeit zu handhaben. Noch Paul VI. verkündete, wie alle seine Vorgänger, die Abwehr des Teufels sei die dringendste Aufgabe der Kirche überhaupt.
Trotz Aufklärung und Moderne zittern auch heute noch Abermillionen vor Sündenangst, wenn sie Sexualität nur zu Lebensfreude und ohne Absicht zum Kinderkriegen praktizieren. Oft führt die so erzeugte Schuldangst nicht nur zu kirchlichen sondern immer häufiger auch zu psychotherapeutischen Beichtvätern.
Die entscheidende Frage ist: warum mischt sich die Kirche überhaupt in das Sexualleben von Menschen ein? Woher nimmt sie das Recht dazu? Jeder Mensch kann mit seinem Körper machen was er will und wenn zwei Menschen außerhalb der Norm homosexuell leben, dabei niemanden beeinträchtigen, dann hat die Kirche kein Recht, sich in irgendeiner Weise einzumischen.
Die Kirche will aber ihren Einflussbereich erhalten d.h., auf ihre Machtposition in der Gesellschaft nicht verzichten. Wie kann sie das erreichen? Das wirksamste Instrument ist Angst vor Schuld (s. Papst Gregor).
Dabei stellen sich folgende Fragen: Welche Art von Schuldgefühlen machen am besten gefügig? Wie pflanzt man sie ein? Wie dosiert man sie? Mit welchen sozialen Strukturen kann man sie am leichtesten dauerhaft durchsetzen?
Die geniale Idee: Wenn man einem Trieb, dem jeder auf irgendeine Weise nachgehen muss, dem Satan zur Last legt, dann erzeugt man in allen Seelen eine permanente Schuldangst. Schon herrscht man über eine Welt von Sündern. So gelang und gelingt es, in ganzen Völkerschaften das Verbot des geschlechtlichen Begehrens/der sexuellen Lust einzupflanzen. Damit befinden sich die “Sünder“ lebenslang in der Hand der Beichtväter - und damit der Kirche -, denn nur sie können durch Geständnis, Sühne und Verzeihung auch Erleichterung verschaffen.
Im Mittelalter machte die Kirche dank Sünde ein großes Geschäft, indem sie den Sündern Ablassbriefe verkaufte, die von Schuld erlösten. Um die Angst richtig zu schüren, wurden Frauen wegen Buhlschaft mit dem Teufel verbrannt, ertränkt oder zu Tode gemartert. Zwar hat die Katholische Kirche den Teufel nicht erfunden, aber sie hat gelernt, ihn mit großer Kunstfertigkeit zu handhaben. Noch Paul VI. verkündete, wie alle seine Vorgänger, die Abwehr des Teufels sei die dringendste Aufgabe der Kirche überhaupt.
Trotz Aufklärung und Moderne zittern auch heute noch Abermillionen vor Sündenangst, wenn sie Sexualität nur zu Lebensfreude und ohne Absicht zum Kinderkriegen praktizieren. Oft führt die so erzeugte Schuldangst nicht nur zu kirchlichen sondern immer häufiger auch zu psychotherapeutischen Beichtvätern.
Re: Homosexualität und Kirche
Hallo Heinrich, ich sehe keinen so tiefen Graben zwischen der kath. und evangel. Kirche, zwischen der heutigen kath. Kirche und Martin Luther.
Ich werde Dir unter dem neuen Thema "Gerecht aus Gnade?" antworten, sonst kommen wir hier zu weit vom ursprünglichen Thema ab.
LG
Christel
Ich werde Dir unter dem neuen Thema "Gerecht aus Gnade?" antworten, sonst kommen wir hier zu weit vom ursprünglichen Thema ab.
LG
Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Re: Homosexualität und Kirche
Umgang mit Schwulen in der anglikanischen Kirche
Minderheiten wird es unter Barack Obama besser gehen
Ein schwuler Bischof soll das Gebet beim Auftakt der Feierlichkeiten für den Einzug von Barack Obama ins Weiße Haus sprechen. Der anglikanische Bischof Gene Robinson werde am Sonntag bei der reich mit Promis besetzten Auftaktveranstaltung am Lincoln-Denkmal in Washington sprechen, teilte das Organisationskomitee am Montag mit.
„Es ist wichtig für jede Minderheit, dass sie sich irgendwie repräsentiert sieht“, sagte Robinson der Tageszeitung „Concord Monitor“ aus New Hampshire. „Es ist egal, ob es eine rassische Minderheit ist, eine ethnische oder – wie in unserem Falle – eine sexuelle Minderheit. Nur, dass jemand wie man selbst vorn dabei ist, das zählt.“
Robinson ist der erste offen schwule Bischof in der anglikanischen Gemeinschaft in den USA. Seine Wahl wird auch als Gegengewicht verstanden zum konservativen Pastor Rick Warren, der am Tag der Vereidigung Obamas am Dienstag den religiösen Teil übernimmt. Die Wahl der bekennenden Gegners der Ehe von Homosexuellen und von Abtreibungen für diesen wichtigen Akt hatte Proteste der liberalen Anhänger Obamas ausgelöst.
Robinson sagte, er glaube nicht, dass die Einladung eine Reaktion auf die Kritik an der Entscheidung Obamas sei, auch Warren predigen zu lassen. Es gehe vielmehr um eine Geste an Schwule und Lesben, dass sie nicht ausgegrenzt würden.
Er selbst hatte Obamas Wahl für Warren als Schlag ins Gesicht bezeichnet. Auch Funktionäre der Demokratischen Partei hatten die Einladung an Warren scharf kritisiert. Der Geistliche aus Kalifornien hat sich jedoch nicht nur durch schwulenfeindliche Äußerungen, sondern auch durch Kampagnen gegen die Armut hervorgetan.
Nachtrag:
Der Bischof lebt mit einem "Lebensabschnittsgefährten" zusammen. Er hat nicht nur den Trieb, sondern lebt ihn auch aus.
Gruß,
Heinrich
Minderheiten wird es unter Barack Obama besser gehen
Ein schwuler Bischof soll das Gebet beim Auftakt der Feierlichkeiten für den Einzug von Barack Obama ins Weiße Haus sprechen. Der anglikanische Bischof Gene Robinson werde am Sonntag bei der reich mit Promis besetzten Auftaktveranstaltung am Lincoln-Denkmal in Washington sprechen, teilte das Organisationskomitee am Montag mit.
„Es ist wichtig für jede Minderheit, dass sie sich irgendwie repräsentiert sieht“, sagte Robinson der Tageszeitung „Concord Monitor“ aus New Hampshire. „Es ist egal, ob es eine rassische Minderheit ist, eine ethnische oder – wie in unserem Falle – eine sexuelle Minderheit. Nur, dass jemand wie man selbst vorn dabei ist, das zählt.“
Robinson ist der erste offen schwule Bischof in der anglikanischen Gemeinschaft in den USA. Seine Wahl wird auch als Gegengewicht verstanden zum konservativen Pastor Rick Warren, der am Tag der Vereidigung Obamas am Dienstag den religiösen Teil übernimmt. Die Wahl der bekennenden Gegners der Ehe von Homosexuellen und von Abtreibungen für diesen wichtigen Akt hatte Proteste der liberalen Anhänger Obamas ausgelöst.
Robinson sagte, er glaube nicht, dass die Einladung eine Reaktion auf die Kritik an der Entscheidung Obamas sei, auch Warren predigen zu lassen. Es gehe vielmehr um eine Geste an Schwule und Lesben, dass sie nicht ausgegrenzt würden.
Er selbst hatte Obamas Wahl für Warren als Schlag ins Gesicht bezeichnet. Auch Funktionäre der Demokratischen Partei hatten die Einladung an Warren scharf kritisiert. Der Geistliche aus Kalifornien hat sich jedoch nicht nur durch schwulenfeindliche Äußerungen, sondern auch durch Kampagnen gegen die Armut hervorgetan.
Nachtrag:
Der Bischof lebt mit einem "Lebensabschnittsgefährten" zusammen. Er hat nicht nur den Trieb, sondern lebt ihn auch aus.
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Heinrich
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Re: Homosexualität und Kirche
@Heinrich5
Was ich gestern um 12 Uhr 53 geschrieben habe, müsste dich eigentlich interessieren. Im Übrigen verstehe ich überhaupt nicht, warum sich Menschen, egal wie veranlagt sie sind, um die Meinung der Kirche(n) scheren. Als Homosexueller oder Lesbe würde mir komplett egal sein, was aus der sexualfeindlichen Ecke an Ratschlägen, Kommentaren oder Vorschriften kommt. Man sollte das alles einfach nicht mehr beachten, sonst stärkt man nur der Einfluss der Kirchen in der Gesellschaft.
Dass die Sexualfeindlichkeit der Kirchen nicht gottgewollt ist zeigt sich doch vor allem darin, dass Priester noch bis ins 16.Jh. verheiratet waren oder mit Konkubinen zusammen lebten. Als die Kirche im 11.Jh. die priesterliche Ehelosigkeit durchsetzen wollte, kam es zu regelrechten Revolten der Geistlichen. Der Hauptgrund für die betreffende Forderung war die Angst der Kirche, ihr Vermögen könnte durch Vererbung an die Kinder der Priester flöten gehen.
Bis ins 13.Jh. waren auch Päpste verheiratet, hatten nebenher etliche Mätressen, mit denen sie viele Kinder in die Welt setzten. Oft übernahmen die Papstsöhne das Amt ihres Vaters.
Die Mätressen hatten so einen großen Einfluss, dass sie sogar bestimmten, wer Papst werden sollte. Sehr bekannt sind Theodora und Marozia. Von einigen Päpsten ist bekannt, dass sie sich regelrecht hoch geschlafen haben. Einen, der als Liebhaber nicht mehr taugte, hat Marozia mit einem Kissen erstickt.
Die Päpste führten ein sehr ausschweifendes Leben. Sexorgien, Ehebruch, Inzest, vor nichts schreckten sie zurück. In der Literatur kennt man den Begriff Pornokratie für diese Zeit.
Als ab dem 16.Jh. die Macht des Papsttums zu bröckeln begann, wusste die Kirche ihre Macht mit Hilfe von Teufel, Sünde, Sexualfeindlichkeit und Zölibat zu sichern.
Im 9.Jh. gab es sogar eine Päpstin, Johannes Anglicus. Von einem Diener geschwängert brachte sie während einer Prozession ihr Kind zur Welt.
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Was ich gestern um 12 Uhr 53 geschrieben habe, müsste dich eigentlich interessieren. Im Übrigen verstehe ich überhaupt nicht, warum sich Menschen, egal wie veranlagt sie sind, um die Meinung der Kirche(n) scheren. Als Homosexueller oder Lesbe würde mir komplett egal sein, was aus der sexualfeindlichen Ecke an Ratschlägen, Kommentaren oder Vorschriften kommt. Man sollte das alles einfach nicht mehr beachten, sonst stärkt man nur der Einfluss der Kirchen in der Gesellschaft.
Dass die Sexualfeindlichkeit der Kirchen nicht gottgewollt ist zeigt sich doch vor allem darin, dass Priester noch bis ins 16.Jh. verheiratet waren oder mit Konkubinen zusammen lebten. Als die Kirche im 11.Jh. die priesterliche Ehelosigkeit durchsetzen wollte, kam es zu regelrechten Revolten der Geistlichen. Der Hauptgrund für die betreffende Forderung war die Angst der Kirche, ihr Vermögen könnte durch Vererbung an die Kinder der Priester flöten gehen.
Bis ins 13.Jh. waren auch Päpste verheiratet, hatten nebenher etliche Mätressen, mit denen sie viele Kinder in die Welt setzten. Oft übernahmen die Papstsöhne das Amt ihres Vaters.
Die Mätressen hatten so einen großen Einfluss, dass sie sogar bestimmten, wer Papst werden sollte. Sehr bekannt sind Theodora und Marozia. Von einigen Päpsten ist bekannt, dass sie sich regelrecht hoch geschlafen haben. Einen, der als Liebhaber nicht mehr taugte, hat Marozia mit einem Kissen erstickt.
Die Päpste führten ein sehr ausschweifendes Leben. Sexorgien, Ehebruch, Inzest, vor nichts schreckten sie zurück. In der Literatur kennt man den Begriff Pornokratie für diese Zeit.
Als ab dem 16.Jh. die Macht des Papsttums zu bröckeln begann, wusste die Kirche ihre Macht mit Hilfe von Teufel, Sünde, Sexualfeindlichkeit und Zölibat zu sichern.
Im 9.Jh. gab es sogar eine Päpstin, Johannes Anglicus. Von einem Diener geschwängert brachte sie während einer Prozession ihr Kind zur Welt.
____________________
Re: Homosexualität und Kirche
@ Alexxxander
Das wäre schon ein neues Thema: Beichte und Bußsakrament
Du schreibst u. a.:
Damit befinden sich die “Sünder“ lebenslang in der Hand der Beichtväter - und damit der Kirche -, denn nur sie können durch Geständnis, Sühne und Verzeihung auch Erleichterung verschaffen.
Der Jesuit Alighiero Tondi sagte einmal: "Wie der dogmatische Apparat ein Kerker für den Verstand ist, so ist die Beichte ein Kerker für den ganzen Menschen".
Unter allen Sakramenten gibt es keins, dass so die Aufmerksamkeit der Theologen fand wie die Beichte. Das Bußsakrament kettet mehr wie alle anderen die Gläubigen immer wieder an die Kirche.
Der Jesuit Adolf von Doß schrieb: "Gib Almosen, pflege Kranke, begrabe Tote, faste, wache, bete, quäle dich, kasteie dich, weine dir die Augen blind; nichts von alledem ersetzt die Beichte".
Gruß,
Heinrich
Du meintest sicher 19 Uhr 53. Natürlich interessiert mich das. In das Thema Homosexualität und Kirche passt das aber nicht so richtig rein.Was ich gestern um 12 Uhr 53 geschrieben habe, müsste dich eigentlich interessieren.
Das wäre schon ein neues Thema: Beichte und Bußsakrament
Du schreibst u. a.:
Damit befinden sich die “Sünder“ lebenslang in der Hand der Beichtväter - und damit der Kirche -, denn nur sie können durch Geständnis, Sühne und Verzeihung auch Erleichterung verschaffen.
Der Jesuit Alighiero Tondi sagte einmal: "Wie der dogmatische Apparat ein Kerker für den Verstand ist, so ist die Beichte ein Kerker für den ganzen Menschen".
Unter allen Sakramenten gibt es keins, dass so die Aufmerksamkeit der Theologen fand wie die Beichte. Das Bußsakrament kettet mehr wie alle anderen die Gläubigen immer wieder an die Kirche.
Der Jesuit Adolf von Doß schrieb: "Gib Almosen, pflege Kranke, begrabe Tote, faste, wache, bete, quäle dich, kasteie dich, weine dir die Augen blind; nichts von alledem ersetzt die Beichte".
Gruß,
Heinrich
Zuletzt geändert von Heinrich5 am Mittwoch 14. Januar 2009, 15:40, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Homosexualität und Kirche
Gastkommentar über Vatikan und Homosexuelle
Verklausulierte Diskriminierung
von Volker Beck
Der Autor ist Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen
Artikel erschienen am Di, 29. November 2005 in der Zeitung „Welt“
Der Vatikan dreht an einer Eskalationsspirale in seiner Haltung gegenüber Homosexuellen. Sollten die vorab veröffentlichten Informationen zutreffen, kommt die neue Direktive zu Priesteramt und Homosexualität - "Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihr Zulassung für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen" - einer theologischen Verteufelung der Homosexuellen gleich.
Es geht hier nicht um den Zölibat an sich. Wenn der Vatikan von homosexuellen wie heterosexuellen Priestern Keuschheit verlangt, mag man das für nicht zeitgemäß halten. Homosexuellendiskriminierung ist es aber nicht. Es ist letztlich einerlei, ob sich der Priester des Mannes oder der Frau enthalten muß.
Der Vatikan beläßt es aber nicht bei einem Verbot praktizierter Homosexualität. Zusätzlich zum Kriterium Keuschheit sollen keine Personen ins Priesterseminar oder zu den heiligen Weihen zugelassen werden, die "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen". Hier liegt das Problem: Wenn der Vatikan von homosexuellen Priesteranwärtern mehr verlangt als von heterosexuellen Anwärtern, ist dies diskriminierend und nicht zu begründen.
Anhand welcher Skala läßt sich messen, ob "homosexuelle Tendenzen" tief oder weniger tief sitzen? Was versteht der Vatikan wohl unter einer "homosexuellen Kultur", und was heißt es, eine solche zu unterstützen? Gilt das schon, wenn man im Bücherschrank des Priesteranwärters die gesammelten Werke von Oscar Wilde findet? Oder wird vom Seminaristen verlangt, den Kontakt zu seiner Cousine abzubrechen, wenn diese eine Eingetragene Lebenspartnerschaft mit einer Frau eingeht? Diese Weisung lädt zur Willkür ein. Ihr Haupteffekt wird sein, ein Klima der Angst zu erzeugen und in der Kirche eine Kultur der Bespitzelung und Denunziation zu fördern.
Anscheinend bewegt sich der Vatikan weiter im Gedankengebäude des Thomas von Aquin, auf dessen Naturrechtslehre die katholische Lehrmeinung bis heute fußt. Der Star-Theologe der mittelalterlichen Hochscholastik bewertete die Sünden wider die Natur, zu der für ihn die Homosexualität zählte, als schwerere Sünde denn Vergewaltigung oder Inzest.
Die katholische Kirche scheitert an der ethischen, moralischen und theologischen Bewertung der Homosexualität. Das katholische Lehramt erkennt zwar inzwischen an, daß Homosexualität wie Heterosexualität nicht selbst gewählte und auch nicht abwählbare Veranlagungen sind. Dennoch gilt Homosexualität als "objektiv ungeordnet". Für den homosexuellen Laien, der der Liebe nicht entsagen will, kennt die katholische Kirche keinen Weg einer akzeptierten Lebensführung. Für den zum Priestertum Berufenen gibt es auch bei Entsagung keine Gnade.
Hier liegt ein kapitaler Widerspruch, um den sich die vatikanische Theologie bislang nicht schert. Sie lehnt im homosexuellen Mitmenschen etwas ab, das der Schöpfer offensichtlich so geschaffen hat und für eine gewisse Anzahl von Menschen offensichtlich gewollt hat, nämlich die Homosexualität.
Wenn Homosexualität eine Veranlagung sein kann, wie der neue Katechismus sagt, kann diese Veranlagung nicht per se Disqualifikation für bestimmte Tätigkeiten bedeuten. Mit der neuen Weisung wird ein Unwerturteil gefällt, das leider auch weit über den Klerus hinaus Wirkung zeigt. Alle Homosexuellen-Hasser können sich bestätigt fühlen. Der Vatikan gibt ihren dumpfen Gefühlen in blumiger Sprache Ausdruck.
Da hilft es auch gar nichts, wenn der Vatikan gleichzeitig in rituellen Formeln versichert, man sei entschieden gegen "ungerechtfertigte Diskriminierung" von Homosexuellen. Was anderes als Diskriminierung ist es, wenn der homosexuelle Mensch nicht allein nach dem beurteilt wird, was er tut, sondern nach dem, was er ist? Wie kann man im Vatikan nur glauben, daß denkende Menschen solche Widersprüche nicht wahrnehmen? Man spürt die Unwahrhaftigkeit in jedem Absatz dieses Dokuments. Die neue Weisung verschärft die Glaubwürdigkeitsprobleme der katholischen Kirche in der modernen Welt. Auf dieser Weisung ruht kein Segen.
Verklausulierte Diskriminierung
von Volker Beck
Der Autor ist Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen
Artikel erschienen am Di, 29. November 2005 in der Zeitung „Welt“
Der Vatikan dreht an einer Eskalationsspirale in seiner Haltung gegenüber Homosexuellen. Sollten die vorab veröffentlichten Informationen zutreffen, kommt die neue Direktive zu Priesteramt und Homosexualität - "Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihr Zulassung für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen" - einer theologischen Verteufelung der Homosexuellen gleich.
Es geht hier nicht um den Zölibat an sich. Wenn der Vatikan von homosexuellen wie heterosexuellen Priestern Keuschheit verlangt, mag man das für nicht zeitgemäß halten. Homosexuellendiskriminierung ist es aber nicht. Es ist letztlich einerlei, ob sich der Priester des Mannes oder der Frau enthalten muß.
Der Vatikan beläßt es aber nicht bei einem Verbot praktizierter Homosexualität. Zusätzlich zum Kriterium Keuschheit sollen keine Personen ins Priesterseminar oder zu den heiligen Weihen zugelassen werden, die "tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen". Hier liegt das Problem: Wenn der Vatikan von homosexuellen Priesteranwärtern mehr verlangt als von heterosexuellen Anwärtern, ist dies diskriminierend und nicht zu begründen.
Anhand welcher Skala läßt sich messen, ob "homosexuelle Tendenzen" tief oder weniger tief sitzen? Was versteht der Vatikan wohl unter einer "homosexuellen Kultur", und was heißt es, eine solche zu unterstützen? Gilt das schon, wenn man im Bücherschrank des Priesteranwärters die gesammelten Werke von Oscar Wilde findet? Oder wird vom Seminaristen verlangt, den Kontakt zu seiner Cousine abzubrechen, wenn diese eine Eingetragene Lebenspartnerschaft mit einer Frau eingeht? Diese Weisung lädt zur Willkür ein. Ihr Haupteffekt wird sein, ein Klima der Angst zu erzeugen und in der Kirche eine Kultur der Bespitzelung und Denunziation zu fördern.
Anscheinend bewegt sich der Vatikan weiter im Gedankengebäude des Thomas von Aquin, auf dessen Naturrechtslehre die katholische Lehrmeinung bis heute fußt. Der Star-Theologe der mittelalterlichen Hochscholastik bewertete die Sünden wider die Natur, zu der für ihn die Homosexualität zählte, als schwerere Sünde denn Vergewaltigung oder Inzest.
Die katholische Kirche scheitert an der ethischen, moralischen und theologischen Bewertung der Homosexualität. Das katholische Lehramt erkennt zwar inzwischen an, daß Homosexualität wie Heterosexualität nicht selbst gewählte und auch nicht abwählbare Veranlagungen sind. Dennoch gilt Homosexualität als "objektiv ungeordnet". Für den homosexuellen Laien, der der Liebe nicht entsagen will, kennt die katholische Kirche keinen Weg einer akzeptierten Lebensführung. Für den zum Priestertum Berufenen gibt es auch bei Entsagung keine Gnade.
Hier liegt ein kapitaler Widerspruch, um den sich die vatikanische Theologie bislang nicht schert. Sie lehnt im homosexuellen Mitmenschen etwas ab, das der Schöpfer offensichtlich so geschaffen hat und für eine gewisse Anzahl von Menschen offensichtlich gewollt hat, nämlich die Homosexualität.
Wenn Homosexualität eine Veranlagung sein kann, wie der neue Katechismus sagt, kann diese Veranlagung nicht per se Disqualifikation für bestimmte Tätigkeiten bedeuten. Mit der neuen Weisung wird ein Unwerturteil gefällt, das leider auch weit über den Klerus hinaus Wirkung zeigt. Alle Homosexuellen-Hasser können sich bestätigt fühlen. Der Vatikan gibt ihren dumpfen Gefühlen in blumiger Sprache Ausdruck.
Da hilft es auch gar nichts, wenn der Vatikan gleichzeitig in rituellen Formeln versichert, man sei entschieden gegen "ungerechtfertigte Diskriminierung" von Homosexuellen. Was anderes als Diskriminierung ist es, wenn der homosexuelle Mensch nicht allein nach dem beurteilt wird, was er tut, sondern nach dem, was er ist? Wie kann man im Vatikan nur glauben, daß denkende Menschen solche Widersprüche nicht wahrnehmen? Man spürt die Unwahrhaftigkeit in jedem Absatz dieses Dokuments. Die neue Weisung verschärft die Glaubwürdigkeitsprobleme der katholischen Kirche in der modernen Welt. Auf dieser Weisung ruht kein Segen.
Re: Homosexualität und Kirche
Skandale ohne Ende
Heinrich, ich habe die "Quote" nachträglich gesetzt. Für mich war nicht auf Anhieb erkennbar, was Zitat und was eigener Beitrag von Dir ist. Christel - Moderator
http://www.welt.de/vermischtes/article3 ... ochen.htmlPriester nach Biss bei Männer-Sex freigesprochen
21. Januar 2009, 17:06 Uhr
Ein 47-jähriger katholischer Priester ist vom Landgericht Frankfurt vom Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung freigesprochen worden. Nach Auffassung des Berufungsgerichts steht nicht zweifelsfrei fest, ob der Angeklagte tatsächlich einem Strichjungen schuldhaft in den Penis gebissen und ihn dadurch erheblich verletzt hatte.
Der Geistliche hatte sich vor Gericht auf Notwehr berufen. Der Strichjunge, den er kurz zuvor in einer Gaststätte kennenlernte, habe ihm das Mobiltelefon weggenommen und sei fortgelaufen. Draußen habe er ihn gezwungen, sein Glied in den Mund zu nehmen. Vor lauter Ekel habe er schließlich zugebissen. Laut Urteil könne durchaus davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem sexuellen Übergriff um einen „gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff“ gehandelt habe, der einen solchen Biss rechtfertigen würde.
Im ersten Prozess war der Priester noch vom Amtsgericht Frankfurt zu sechs Monaten haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft, die ebenso wie der Angeklagte Berufung eingelegt hatte, zeigte sich noch in ihrem Schlussvortrag von seiner Schuld überzeugt und forderte 18 Monate Haft ohne Bewährung. „Das ist gewiss kein Freispruch erster Klasse“, sagte Vorsitzender Richter Ulrich Fidora, „es ist unfassbar, dass ein katholischer Priester so tief sinken kann wie Sie“.
Heinrich, ich habe die "Quote" nachträglich gesetzt. Für mich war nicht auf Anhieb erkennbar, was Zitat und was eigener Beitrag von Dir ist. Christel - Moderator
Re: Homosexualität und Kirche
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Außerdem, wenn die Kirche Menschen, die homosexuell veranlagt sind und das ausleben, nicht zum Priesteramt zulassen will, empörst Du Dich und nennst es Diskriminierung.
Wird ein Priester, der seine Homosexualität auslebt, erwischt, empörst Du Dich und rufst "Skandal".
Wie denn nun? Bist Du den Homosexuellen tolerant gegenüber oder nicht?
Warum empörst Du Dich dann jetzt?Heinrich5 hat geschrieben:Ich stehe auf dem Standpunkt, dass jeder nach seiner Fasson selig werden soll. Der Lebensstil "Homosexualalität" hat auf niemanden negative Folgen, es ist deshalb auch vollkommen überflüssig Homosexuelle "bekehren" zu wollen. Eine Bekehrung wäre auch nicht möglich.
Außerdem, wenn die Kirche Menschen, die homosexuell veranlagt sind und das ausleben, nicht zum Priesteramt zulassen will, empörst Du Dich und nennst es Diskriminierung.
Wird ein Priester, der seine Homosexualität auslebt, erwischt, empörst Du Dich und rufst "Skandal".
Wie denn nun? Bist Du den Homosexuellen tolerant gegenüber oder nicht?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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