Das unterscheidend Christliche

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Holuwir
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Christel hat geschrieben: Montag 26. August 2024, 23:30
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 18. August 2024, 12:24 [Eine unterscheidende christliche Lehre ist u. a.:]
  • Jesus wurde zwar von einer menschlichen Mutter geboren, aber nicht von einem menschlichen Vater gezeugt. Er ist der Sohn Gottes des Allmächtigten, der dessen Erbgut, was auch immer das Erbgut eines geistigen Wesens sein mag, auf geheimnisvolle, unerklärliche Weise auf die Erde transferiert hat.
Hast Du Jesu Stammbaum nicht gelesen? Er geht von seinem irdischen Vater Josef aus.
Willst du damit sagen, dass gut informierte Christen gar nicht glauben, Jesus sei vom Heiligen Geist und nicht von einem Mann gezeugt? Oder was ist der Sinn deines merkwürdigen Einwandes?
Christel
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Christel »

Holuwir hat geschrieben: Samstag 31. August 2024, 10:21 Willst du damit sagen, dass gut informierte Christen gar nicht glauben, Jesus sei vom Heiligen Geist und nicht von einem Mann gezeugt?
Bestand darin, in Deinem früheren religiösen Leben die einzige Erkenntnis, die Du aus diesem Text gezogen hattest?

Ich denke, dass es bei diesen Aussagen über Maria darum geht zu sagen, wer Jesus ist. So wie es dieses alte Gebet formuliert:
Allmächtiger Gott, gieße deine Gnade in unsere Herzen ein. Durch die Botschaft des Engels haben wir die Menschwerdung Christi, deines Sohnes, erkannt.
https://www.vaticannews.va/de/gebete/de ... herrn.html
Die Vorstellung, die sich meiner Meinung nach, hinter der Empfängnis durch den Heiligen Geist und die Geburt durch die Jungfrau Maria, die außerdem selbst dabei noch, gemäß dem Protoevangelium des Jakobus (verfasst um 150), Jungrau bleibt, verbirgt, ist, dass das, was geboren wird, ganz Gott ist.

Doch wie ist das mit dem Menschsein von Jesus, das ja ebenfalls bezeugt wird?
"Wahrer Mensch" wird über Jesu ausgesagt!

Paulus schreibt in Römer 1 dazu:
"3 das Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids"
Da sind wir bei dem Stammbäumen und die gehen beide auf Josef zurück.

Nun kann man die Stammbäume natürlich ignorieren. Zum Teil werden sie auch umgedeutet als Stammbaum von Maria. - Dazu muss man sich jedoch einige komplizierte Erklärungen einfallen lassen.
Ob man sich damit jedoch wirklich einen Gefallen tut?
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Holuwir
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Holuwir »

Wie es scheint, sind wir uns in dieser Frage erstaunlich einig: Jesus war ein ganz normales Kind, aus einer durch männliche Spermien befruchteten Eizelle enstanden. Alles andere haben die Menschen dazugedichtet, für das es dann natürlicherweise keine Belege geben kann. Der Unterschied ist nur, dass du diese Erzählungen für bare Münze hältst und dein ganzes Leben danach ausrichtest, ich aber nicht. Das ist glücklicherweise in unserer Gesellschaft jedem freigestellt und das ist gut so.
Christel
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Christel »

Wenn Du Dir das Neue Testament anschaust, dann findest Du die Erzählungen über den Heiligen Geist, der Maria überschattet, so dass die ein Kind empfängt, welcher der Sohn Gottes, ja Gott selbst ist, nur bei Lukas und Matthäus.

Bei Markus und Johannes, auch bei Paulus ist keine Rede davon.
Dennoch erzählen auch sie dasselbe. Ich nenne ein paar Beispiele.

Markus:
1,1 Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.
1,11 Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen
gefunden. 

Johannes (gekürzt):
1 Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. [...]
Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. 10 Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden [...] 
12 Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, 13 die [...] aus Gott geboren sind. 
14 Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. [...] Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. [...] die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. 18 Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht. 

Paulus in Philipper 2:
5 Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:[1] 6 Er war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,[2] 7 sondern er entäußerte sich / und wurde wie ein Sklave / und den Menschen gleich. / Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich / und war gehorsam bis zum Tod, / bis zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat ihn Gott über alle erhöht / und ihm den Namen verliehen, / der größer ist als alle Namen, 10 damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen / vor dem Namen Jesu 11 und jeder Mund bekennt: / Jesus Christus ist der Herr / zur Ehre Gottes, des Vaters. 

Hebräer 1:
1 Vielfältig und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; 2 am Ende dieser Tage hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben von allem eingesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat; 3 er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens; er trägt das All durch sein machtvolles Wort, hat die Reinigung von den Sünden bewirkt und sich dann zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt; 4 er ist um so viel erhabener geworden als die Engel, wie der Name, den er geerbt hat, ihren Namen überragt. 
5 Denn zu welchem Engel hat er jemals gesagt: Mein Sohn bist du, / ich habe dich heute gezeugt, und weiter: Ich will für ihn Vater sein / und er wird für mich Sohn sein? 6 Wenn er aber den Erstgeborenen wieder in die Welt einführt, sagt er: Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen. 7 Und von den Engeln sagt er: Er macht seine Engel zu Winden / und seine Diener zu Feuerflammen; 8 zum Sohn aber: Dein Thron, o Gott, steht für immer und ewig, und: Das Zepter deiner Herrschaft ist ein gerechtes Zepter. 

------------------
Soviel zur Illustration. Die Beispiele ließen sich fortsetzen.
Es wird auf unterschiedlicher Weise erzählt und doch ist es immer dasselbe Zeugnis!
Holuwir hat geschrieben: Sonntag 1. September 2024, 11:51 Wie es scheint, sind wir uns in dieser Frage erstaunlich einig: Jesus war ein ganz normales Kind, aus einer durch männliche Spermien befruchteten Eizelle enstanden. Alles andere haben die Menschen dazugedichtet, für das es dann natürlicherweise keine Belege geben kann.
Nein, nicht hinzugedichtet, es ist reines Zeugnis. Es sind Zeugen für Jesus Christus!

Gerade, die Briefe des Paulus, sieben gelten in der Forschung unbestritten als echt und wurden innerhalb der ersten 30 Jahre nach Jesu Hinrichtung geschrieben, bezeugen dies als urchristliches Zeugnis, denn da lebten die Jünger Jesu noch. In dieser Zeit konnte man sich nichts ausdenken.

Und für etwas, was man sich selbst ausgedacht, "dazugedichtet" hat, wird man kaum leiden und sterben. Doch genau das taten die Jünger Jesu, einschließlich Paulus.
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Atheisius
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Der Prozess der Vergottung Jesu - oder die entscheidende Wandlung der Vorstellungen von Jesus im Verlauf der ersten 300 Jahre nach seinem Tod.

Erich Fromm (1900-1980) hat den Prozess der Vergottung Jesu in seinem Essay "Das Christusdogma aus sozialpsychologischer Sicht" ausführlich erörtert.

Dieser Essay trägt den Untertitel "Eine psychoanalytische Studie zur sozialpsychologischen Funktion der Religion".

Bei ihm finden sich Gedanken, die in diesem Zusammenhang sehr hilfreich sind. Insbesondere arbeitet Fromm eine wichtige Wandlung der frühchristlichen Vorstellung von Jesus im Laufe des Vergottungsprozesses heraus.
Vordergründig betrachtet vollzieht sich diese Wandlung auf dem Weg von der Glaubensmeinung des Paulus (der Jesus nie kennengelernt hat), über Zwischenstufen bei den Verfassern der synoptischen Evangelien, zu der ganz anderen Vorstellung der Verfasser des Johannesevangeliums.

Letztere war dann die Ausgangsbasis für das "Christusdogma" der Folgezeit, das schließlich auf den Konzilien des 4. und 5. Jahrhunderts in seine endgültige, für alle Zukunft gültige, Form "gegossen" wurde.

Schon um die Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert n. Chr. setzte eine Entwicklung ein, die zu einer entscheidenden Wandlung der Vorstellungen von Jesus führte.

Diesen Prozess beschreibt Erich Fromm so:
"So wie sich das Christentum in jeder Hinsicht in den ersten drei Jahrhunderten seines Bestehens gewandelt und eine neue, der ursprünglichen entgegengesetzte Religion geworden war, so auch in Hinsicht auf den Glauben und die Vorstellung von Jesus.

Im frühen Christentum herrschte die adoptianische Lehre, d. h. der Glaube, dass der Mensch Jesus zu Gott erhoben worden sei.

Die Auffassung vom Wesen Jesu geht mit der fortschreitenden Entwicklung der Kirche immer mehr zum pneumatischen Standpunkt über. Nicht ein Mensch wird zu Gott erhoben, sondern ein Gott lässt sich zu den Menschen herab.

Das ist die Grundlage der neuen Christusvorstellung, bis sie dann in der vom Nizänischen Konzil angenommenen Lehre des Athanasius ihren Höhepunkt findet: Jesus, der Sohn Gottes, aus dem Vater vor allen Weltzeiten geboren, eines Wesens mit dem Vater."

Im jüdischen Glauben spielte die Vorstellung von dem eines Tages erscheinenden »Messias«, dem »Erlöser« des Volkes Israel, eine wichtige Rolle. Dabei wurde der »Messias« mit dem »Gottessohn« gleichgesetzt. Für die allerersten Christen, die ausnahmslos jüdischer Herkunft waren, galt Jesus als der von den Propheten verheißene »Messias«. Im Zuge der Ausbreitung des Christentums über Palästina hinaus, wurde im griechischen Sprachraum aus dem »Messias« der neue Eigenname »Jesus Christus« bzw. »Christus«. Parallel dazu wurde der »Sohn Gottes« selber zum »Gott«. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ursprünglich dem jüdischen Stammesgott bzw. dem christlichen (Vater-)Gott zugeschriebene Titel oder Eigenschaften auf »Jesus Christus« übertragen wurden. Einer dieser schon in der jüdischen Bibel gebrauchten Titel war »Heiland«.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, anstatt zitierend die Meinung anderer Leute zu übernehmen, denke doch mal selbst nach.

Schau Dir die Texte an, die ich zitierte, alle bekennen die Göttlichkeit Jesus. Alle Texte stammen aus dem 1. Jahrhundert. Den Brief an die Philipper mit seinem Christushymnus wurde nicht 300 Jahre, sondern 30 Jahre nach Jesu Hinrichtung geschrieben. Das ist alles urchristliches Zeugnis.

Bis die Kirche philosophisch exakt ihre Dogmen formuliert hatte, brauchte sie Jahrhunderte, aber da hat man nichts Neues Erfunden.
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Christel schrieb
Atheisius, anstatt zitierend die Meinung anderer Leute zu übernehmen, denke doch mal selbst nach.
Die Meinung anderer Leute?
  • Erich Fromm
  • Immanuel Kant
  • Peter de Rosa
  • Gerd Lüdemann
  • Michael Schmid-Salomon
  • Karl-Heinz Deschner
  • Paul Schulz
  • Christopher Hitchens
  • Richard Dawkins
und viele andere mehr, ich kann hier nicht alle aufführen, sind für mich nicht „andere Leute“, sondern studierte Thelogen, Philosophen, Geschichtsschreiber und Wissenschaftler; die sich ausführlich mit der Entstehung von Religionen aller Art aber auch mit den sogenannten „Heiligen Schriften“ der drei Weltreligionen gründlich auseinandergesetzt haben.

Was machst du?
Zitierst du hier nicht laufend Texte und Geschichten aus der vorsintflutlichen Bibel, Briefe von wem auch immer, Wunder, welche angeblich Jesus und seine Apostel erwirkt haben usw.
Bedienst du dich dabei deines eigenen Verstandes?

Als bedeutendster Philosoph der Aufklärung wird der deutsche Denker Immanuel Kant angesehen, von dem auch der Leitsatz der Aufklärung, "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!", stammt. Nach Kant ist Aufklärung "der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit"

Holuwir schrieb ganz richtig:


"An sich selbst arbeiten" kann nur bedeuten, seine eigenen Vorstellungen mit allem abzugleichen, was einem an Wissen zugänglich ist und bereit zu sein, sie zu revidieren, sobald eindeutige Widersprüche auftauchen. (Man nennt dieses Verfahren Falsifikation.) Das ist das, was der Religion völlig abgeht. Statt Vorstellungen aufgrund besserer Erkenntnisse zu revidieren, werden sie in rabulistischer Manier verteidigt. Man erfindet unzählige Argumente, die sich bei näherem Hinsehen allesamt als Scheinargumente entpuppen, nur zu dem Zweck erdacht, unter allen Umständen recht zu behalten. Das ist alles andere als verantwortungsvoll.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Nachtrag:

Ich habe oben noch einen für mich wichtigen Autor nicht aufgeführt, dessen Bücher auch in meinem Bücherschrank stehen:

Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza


Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza wurde 1961 in Hermeskeil bei Trier geboren. Er studierte in Frankfurt, Tübingen, Bonn und Marburg evangelische Theologie und Philosophie und promovierte 1991 mit einem kirchengeschichtlichen Thema. Seit seiner Jugend war Kubitza in verschiedenen Kirchengemeinden und im CVJM aktiv und kennt von daher die christliche Religion aus persönlichem Glauben wie auch der wissenschaftlichen Hinterfragung desselben.

Im Jahre 1992 gründete Kubitza in Marburg den Tectum Wissenschaftsverlag, den er bis Ende 2016 auch leitete. Mit ca. 10 Mitarbeitern wurden in 25 Jahren fast 4000 wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.

Seit 2011 veröffentlichte Kubitza kritische Bücher aus und zu seinem theologischen Fachgebiet. Erschienen sind von ihm die Bücher "Der Jesuswahn. Wie die Christen sich ihren Gott erschufen. Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung" sowie "Verführte Jugend. Eine Kritik am Jugendkatechismus YOUCAT. Vernünftige Antworten auf katholische Fragen". Seit Januar 2015 ist Kubitzas neues Buch "Der Dogmenwahn. Scheinprobleme der Theologie" lieferbar.

Das Buch "Der Jesuswahn" ist auf großes Interesse gestoßen, hat sich inzwischen mehr als 13.000x verkauft und viele Reaktionen hervorgerufen.
Kubitza ist Mitglied im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung, die sich für Aufklärung und eine humanistische Ethik einsetzt.

Auszug aus Rezensionen zum Buch "Der Jesuswahn":
"Beim Lesen habe ich Seite für Seite so viele Textstellen zustimmend angestrichen, wie in kaum einem anderen Buch in meinen Bücherregalen. Kubitzas Buch ist für mich eine Fundgrube...Bei allem inhaltlichen Reichtum und theoretischen Niveau ist der Text gut verständlich und oft erfrischend direkt. Kubitza erlaubt sich, in einfacher und oft bildhaft-anschaulicher Sprache zu schreiben. Sein Text ist von der ersten bis zur letzten Seite frei von geheimnisträchtigem Geraune und von sinnarmen Schwafeleien, und er ermuntert auch an sachlich schwierigen Stellen zum Weiterlesen. ...Kubitza lässt in seinem Buch nicht Bedenkenswertes aus und sein theologisches und vor allem religionsgeschichtliches Wissen ist von lexikalischem Umfang." (Aufklärung und Kritik, 3/2011)
"...durchdachte und nicht so einfach beiseitezuschiebende Argumente..."; "Kubitza [ist] theologisch up to date"; "Dabei muss man durchaus positiv anmerken, dass sich Kubitza nicht dazu hinreißen lässt, Jesus irgendeine Phantasielehre unterzuschieben. Er unterscheidet sich an diesem Punkt wohltuend von reißerischen Enthüllungsbüchern...im Wesentlichen orientiert er sich an dem, was neutestamentliche Wissenschaft als ipsissima vox Jesu festgehalten hat." (Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen EZW 2/2012)
"Mit "Der Jesuswahn" legt der promovierte Theologe und Leiter des Wissenschaftsverlags Tectum eine in jeder Hinsicht brillante Grundlagenkritik des Christentums vor. ... Kaum je zuvor wurde dies so prägnant auf den Punkt gebracht wie in diesem Buch: Unbedingte Kaufempfehlung." (Newsletter der gbs vom 17.1.2011)
https://www.amazon.de/Glaubenswahn-Anf% ... 3828838499


https://www.amazon.de/Dogmenwahn-Schein ... 5007&psc=1


https://www.amazon.de/Jesuswahn-erschuf ... 358&psc=1
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius, nach jahrelangen Diskussionen mit Dir, weiß ich, wem Du folgst.

Es scheint wohl alles daran zu hängen, wem man glaubt.
Folgt man dem, was Zeitzeugen über Jesus ausgesagt haben oder
dem, was Menschen, die zweitausend Jahre später leben, erzählen.

Es erscheint mir einsichtig, dass die Jünger Jesu, die sich von der Hinrichtung geschockt versteckt hatten, nach Jesu Auferstehung über manches neu nachgedacht haben.
Dass sie ihn dann aber erst „vergottet“ haben, halte ich für ausgeschlossen.

Ich halte den Selbstanspruch Jesu, Sohn Gottes zu sein, der von jüdischer Seite zum Vorwurf „Gotteslästerung“ führte, für authentisch.
Ebenso halte ich das Abendmahl, welches Jesus als Bundesmahl in seinem Blut gefeiert hat, für authentisch. Ein Mahl, welches er nur mit diesem Anspruch halten konnte.

Das alles finden wir bereits bei Paulus. Paulus war ein Zeitgenosse Jesu und der Jünger. Er war kein Einzelkämpfer, sondern stand mit den Jüngern in Verbindung.

Ich denke, auch Paulus, der bereits 2-3 Jahre nach Jesu Kreuzigung Christ wurde, hat das bereits vorgefunden.

Laut Forschung ist wohl auch der Christus-Hymnus, den ich bereits erwähnte, älter als der Philipperbrief, welcher höchstes 30 Jahre nach Jesu Kreuzigung verfasst wurde:
Christel hat geschrieben: Sonntag 1. September 2024, 13:42 Paulus in Philipper 2:
5 Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:[1] 6 Er war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein,[2] 7 sondern er entäußerte sich / und wurde wie ein Sklave / und den Menschen gleich. / Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich / und war gehorsam bis zum Tod, / bis zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat ihn Gott über alle erhöht / und ihm den Namen verliehen, / der größer ist als alle Namen, 10 damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen / vor dem Namen Jesu 11 und jeder Mund bekennt: / Jesus Christus ist der Herr / zur Ehre Gottes, des Vaters.
Bei Philipper 2,5–11 handelt es sich vermutlich um einen vorpaulinischen liturgischen Text, den Paulus zitiert […]
Die Tatsache eines vom üblichen, paulinischen Wortschatz abweichenden Vokabulars, das Fehlen einer konkreten Erwähnung der Auferstehung sowie die runde, poetische Form deuten darauf hin, dass Paulus diesen Text nicht selbst verfasst, sondern übernommen hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Philipperhymnus
Zum Christus-Hymnus „Er war Gott gleich“ anders übersetzt „er war in Gottes Gestalt“ fand ich diesen Kommentar:
Und abermals - freuet Euch! Der Philipperbrief - Ausgelegt für das Glaubensgespräch von Hans Jürgen Twisselmann
Dort steht auf Seite 56f. unter der Überschrift: Jesu "morphé Gottes"
Die ganze Größe des Opfers Jesu aber wird uns erst klar, wenn wir an die Herrlichkeit denken, die Er preisgab. Darum zeigt uns Paulus den Herrn Jesus zuerst in Seinem Sein vor Seiner Menschwerdung. Menge übersetzt: "obwohl er Gottes Gestalt besaß". Wörtlich lautet die Stelle: "welcher in Gestalt Gottes seiend" (V. 6). Dabei drückt das griechische Wort "morphé" mehr aus als unser deutsches Wort "Gestalt". Man könnte es mit "Wesensart" wiedergeben. Jesus hatte G o t t e s W e s e n s a r t. Davon legt das Neue Testament in leuchtenden Farben Zeugnis ab. "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort", so beginnt Johannes seinen Evangeliumsbericht (1,1). "Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes", schreibt Paulus an die Kolosser (1,15). "Dieser ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und die Ausprägung seines Wesens und trägt das Weltall durch sein Allmachtswort", sagt der Hebräerbrief (1,3). Darum konnte der Herr Jesus von sich selbst sagen: "Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen" (Joh. 14,9). Da Er der Sohn Gottes ist, hat Er die Wesensart Seines Vaters. Ist der Vater Gott, so ist auch der Sohn Gott. Deshalb kann Johannes von Jesus sagen: "Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben" (1.Joh. 5,20).
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Atheisius, nach jahrelangen Diskussionen mit Dir, weiß ich, wem Du folgst.
Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht. Ich folge den Ergebnissen der historisch-kritischen Jesusforschung der Theologen.

Zum Beispiel formuliert der Theologe Bultmann, dass der historische Jesus einfach theologisch unbedeutend ist. Für ihn gilt: der Glaube darf sich nicht von historischen Sachverhalten abhängig machen. Es ist der Glaube gefordert, der glaubt ohne sich versichern zu wollen. Er glaubt nicht an den historischen Jesus sondern an den Christus der Kirche. Der wirkliche Jesus sei der „gepredigte Christus“ und eben nicht der historische Jesus formuliert der Theologe Martin Kähler.

Das ist die Hauptstrategie, mit den für Kirchen und Glauben durchaus negativen Ergebnissen der Jesusforschung klarzukommen. Der Jesus der Forschung wird für bedeutungslos erklärt, denn jeder Gläubige muss sich ja selbst vom Glauben ergreifen lassen. Der Glaube kann nicht (und muss nicht) bewiesen werden. Der Glaube darf sich nicht abhängig machen von historischen Erkenntnissen.


Der historische Jesus ist der Jesus, welcher am Kreuz starb und erst danach erfand die frühe Kirche (die so genannten Judenchristen unter Paulus) den Jesus Christus, der in den Himmel aufstieg. Jesus selbst hat sich nicht als Messias, als den Sohn Gottes gesehen. Das wurde ihm erst nach seinem Tod angedichtet.

Christliche Theologie interessiert sich nicht für den historischen Jesus


Bei keinem der Verfasser der im Neuen Testament gesammelten Schriften lässt sich ein Interesse an historisch korrekten Informationen über den Menschen Jesus erkennen. Berücksichtigt man entsprechende Tendenzen in der damaligen Gesellschaft, so erscheint es als nicht sonderlich ungewöhnlich, dass sich die unterschiedlichen Schreiber stattdessen einem Mythos, dem Mythos vom Gottmenschen Christus, verschrieben.

Die Transformation des Menschen Jesus zur Kunstfigur Christus beginnt bei Paulus. Sie setzt sich fort über die drei synoptischen Evangelien und erreicht ihren Höhepunkt im Johannesevangelium, in dem Christus schließlich vergottet wird. Dieser Prozess der Vergottung des Menschen Jesu war eine Folge der Konkurrenz zwischen den diversen antik-hellenistischen Religionen bzw. Mysterienkulten, in denen die Auffassung vorherrschte, dass nur «Götter» den Menschen die »Erlösung« bzw. das »Heil« bringen konnten. Das frühe Christentum war also nichts anderes als ein Mysterienkult unter anderen.

Aus dem zum Gott gewordenen Menschen wurde später der Mensch gewordene Gott.

Der Theologe Fromm stellt am Beispiel des Christentums fest, dass es für die jeweiligen Gläubigen einer Religion gleichgültig ist, ob der Gegenstand ihres Glaubens eine reale Persönlichkeit oder ein entsprechendes, nur in ihrer Fantasie existierendes, Bild ist. Die Wirkung auf die "psychische Situation" der Gläubigen ist dieselbe.

Von den Überlieferern, den Schreibern, Abschreibern, Nacherzählern oder Dichtern der frühchristlichen Evangelien wurden Jesus Worte über das baldige Weltende, über das Kommen des Reiches Gottes bzw. über die bevorstehende eigene Wiederkunft in den Mund gelegt. Dieser Jesus weissagte zudem, dass die angekündigten "letzten Dinge" noch zu Lebzeiten mancher seiner Zuhörer geschehen würden.
Darauf warten die Christen noch heute.

Nachtrag:

Woran erkennt man religiösen Wahn?

Einen Wahn erkennt man daran, dass die betroffenen Meinungen zur absoluten Wahrheit erklären und jede andere mögliche Sichtweise ablehnen – Wahnhafte schaffen sich also einen hermetisch abgeriegelten Gedankenraum.
Religiös Wahnhafte leiden daran, sich überheblich selbst einzuschätzen und sich nicht einmal in Details von ihren fixen Ideen distanzieren zu können.
Der Wahn schafft eine falsche Sicherheit. An die Stelle der Erkenntnis, etwas nicht zu wissen, tritt die Illusion, es zu wissen.

Religiosität und mit ihr verbundener Wahn lässt sich auch durch die Unkorrigierbarkeit der Wahnideen unterscheiden, dabei sind die Übergänge indessen schwer zu bestimmen. Religiöse Dogmen vertreten Gläubige mit der gleichen Inbrunst wie Wahnhafte ihre Fantasien, und in beiden Fällen sind die Überzeugungen mit Alltagserfahrung und Wissenschaft nicht vereinbar.

Egal, ob es sich um Mohammed handelt, der mit einem geflügelten Pferd in den Himmel reitet oder um die unbefleckte Empfängnis der Maria.
Zuletzt geändert von Atheisius am Dienstag 10. September 2024, 14:47, insgesamt 2-mal geändert.
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
Claire Goll (1891 – 1977)
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Christel »

Atheisius hat geschrieben: Dienstag 10. September 2024, 13:13
Atheisius, nach jahrelangen Diskussionen mit Dir, weiß ich, wem Du folgst.
Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht. Ich folge den Ergebnissen der historisch-kritischen Jesusforschung der Theologen.
Ja, auch auch dort suchst Du Dir heraus, was Deine bereits bestehende Meinung zu bestätigen scheint.
An den Ergebnissen (Stand 2024) orientierst Du Dich nicht.

Atheisius hat geschrieben: Dienstag 10. September 2024, 13:13 Nachtrag:

Woran erkennt man religiösen Wahn?

Einen Wahn erkennt man daran, dass die betroffenen Meinungen zur absoluten Wahrheit erklären und jede andere mögliche Sichtweise ablehnen – Wahnhafte schaffen sich also einen hermetisch abgeriegelten Gedankenraum.
Atheisius hat geschrieben: Dienstag 10. September 2024, 13:13 Der Wahn schafft eine falsche Sicherheit. An die Stelle der Erkenntnis, etwas nicht zu wissen, tritt die Illusion, es zu wissen.
Na Atheisius, dann ist ja alles klar.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
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Re: Das unterscheidend Christliche

Ungelesener Beitrag von Atheisius »

Ja - Alles klar :lol:
„Gott ist die aufs Lächerlichste vermenschlichte Erfindung der ganzen Menschheit. In den Jahrmilliarden, die unsere Erde alt ist, sollte sich Gott erst vor 4.000 Jahren den Juden und vor rund 2.000 Jahren den Christen offenbart haben, mit deutlicher Bevorzugung der weißen Rasse unter Vernachlässigung der Schwarzen, der Gelben und der Rothäute?
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