Christel schrieb:
Die Reformation in Deutschland war zum großen Teil eine Sache der Politik.
Sie war ja erst mal eine Sache Martin Luthers, welcher sich gegen die Mißstände in der katholischen Kirche und im Vatikan auflehnte. Dabei wurde er später auch durch den Adel unterstützt. Vorwiegend durch den kleinen Landadel.
Die Ursache für die Reformation hat aber die Kirche und der Papst gesetzt.
Wie kam es denn, dass das Eichsfeld erst protestantisch wurde?
Einige mögliche Antworten sind sicher darin zu finden:
• Dass die Geistlichkeit, der Klerus, unter protestantischem Glauben vom Zölibat befreit war und wieder heiraten konnte.
• Der kleine Landadel sich ebenfalls von den Lasten gegenüber dem Landesherren befreien konnte
• Der Frondienst der Bauern in den Klöstern abgeschafft wurde.
• Der „Zehnte“ an die Kirche nicht mehr abgeliefert werden musste
• Auch die Eichsfelder und auch Geistlichkeit haben gesehen, dass die Kirche zu diesem Zeitpunkt moralisch verkommen war und reformiert werden musste.
Die Regel "wessen Land dessen Religion" galt überall. Das Volk wurde nirgends gefragt.
Das galt aber nicht zum Zeitpunkt der Reformation, sondern erst nach 1555, nach dem Augsburger Frieden. Das Eichsfeld war zu diesem Zeitpunkt schon protestantisch.
Das Eichsfeld war eine Enklave des Kurfürstentums Mainz. Der Kurfürst hat sich nicht um „sein“ Eichsfeld gekümmert. Der kam erst 1574 auf das Eichsfeld zur Visitation, Kurfürst war er aber schon seit 1555 (bis 1582).
Da stellte er dann fest, dass in Heiligenstadt nur noch 12 Familien katholisch und alle anderen protestantisch geworden waren. Ebenso war das mit den umliegenden Dörfern. Die waren protestantisch und dort wo der Pfarrer noch katholisch geblieben war, hatte dieser geheiratet oder lebte mit einer Frau zusammen. (2 Dörfer machten eine Ausnahme) Schon allein daraus ist zu erkennen, dass die Reformation keine Sache der Politik war.
Warum wurde es wieder katholisch?
Weil der Landesherr Fürstbischof Daniel von seinem 1555 im Augsburger Frieden erhaltenen Recht gebrauch machte: „Wessen Gebiet - dessen Glaube" und die Jesuiten auf das Eichsfeld holte, um die alten Verhältnisse wieder herzustellen.
Der Landesherr holte die Jesuiten. Was geschah dann?
In Europa hatten Jesuiten bedeutsamen Anteil an derGegenreformation, der katholischen Reaktion auf die als Häresie betrachtete protestantischeReformation. Der Orden gründete dazu in für den katholischen Glauben gefährdeten Ländern Ordenshäuser.
Die Jesuiten ließen sich in Heiligenstadt nieder und errichteten einen Kollegiumbau. Gleichzeitig fingen sie an zu missionieren
Unterstützt wurden die Jesuiten dabei, dass um 1580 bis 1600 vom Fürstbischof und seinen Vertretern auf dem Eichsfeld ortsfremde Personen als dörfliche Schultheißen eingesetzt wurden, was für Thüringen eine Besonderheit darstellt. Diese eingesetzten Schultheiße waren tatkräftige Gehilfen des Oberamtmannes von Stralendorf im Zuge der Gegenreformation. Nachgewiesen ist, dass es sich um "recht anrüchige Personen" gehandelt hat, die auch mit bewaffneten Helfern an der Vertreibung evangelischer und Einsetzung katholischer Priester, an der Plünderung der Besitzungen derer von Hagen (evangelisch) Störung von gehegten Gerichtssitzungen evangelischer Adliger und weiterer derartiger Maßnahmen aktiv teilnahmen..
Landesherrliche Gewalt und kirchliche Gewalt haben zusammengearbeitet
1590 hielten viele protestantische Eichsfelder dem Druck der Jesuiten nicht mehr stand und wanderten aus, um in anderen Stätten ihre neue Religion, den Protestantismus, offen ausüben zu können.
1606 traten 200 Heiligenstädter wieder zur Katholischen Kirche über, nachdem der Kurfürstbischof das Eichsfeld 1603 wieder visitiert hatte.
1610 konnte Heiligenstadt wieder als katholisch bezeichnet werden. Wer vom protestantischen Glauben nicht lassen wollte, musste auswandern.
Was entschied der Landesherr allein, was unter dem Einfluß der Jesuiten?
Die Landesherr entschied von Mainz aus allein, nämlich die alten Verhältnisse vor der Reformation im Eichsfeld wieder herzustellen. Die neu eingesetzten Schultheißen und die hergeholten Jesuiten hatten dabei freie Hand. Wichtig war nur das Ergebnis dieser „segensreichen“ Tätigkeit.
Gruß
Heinrich