Erziehung und christliche Werte
Verfasst: Mittwoch 11. Februar 2009, 11:04
Im April 2006 rief Bundesfamilienministerin Ursula van der Leyen zu einem "Bündnis für Erziehung" auf. Zum ersten Treffen lud sie beide christliche Kirchen ein - sonst niemanden. Bereits im Vorfeld war für sie klar: "So selbstverständlich, wie wir den Kindern die Muttersprache mitgeben, müssen wir ihnen Religion mitgeben." In einer Welt, die "unsicherer und unbeherrschbarer" wird, will sie unseren Kindern mit christlichen Werten und Ritualen den Weg weisen.
In einer pluralistischen Gesellschaft, die vielfältige Lebensstile unter einem demokratischen Dach vereint, ist die Orientierung für Eltern, welche Lebensweise und welche Werte sie ihren Kindern mitgeben wollen, schwieriger geworden.
Eine Gesellschaft, die sich zusätzlich schwer damit tut, das gemeinsame Fundament ihrer pluralen Werteansichten zu definieren, macht es Eltern nicht gerade leichter. Frau van der Leyen hat versucht, auf diese komplizierten Fragen eine simple Antwort zu geben: "Die ersten 19 Artikel unseres Grundgesetzes fassen doch im Prinzip die Zehn Gebote zusammen."
Hier irrt Frau van der Layen. Das Wertefundament unserer Verfassung ist viel stärker ein Produkt der Aufklärung als ein Produkt der der Zehn Gebote. Natürlich wurden und werden Menschenwürde, Toleranz, Freiheit, Frieden und soziale Verantwortung durch Christen mitgeprägt. Doch weder waren noch sind die Kirchen die alleinigen Träger dieser Wertvorstellungen. Teilweise mussten diese erst gegen die Kirchen durchgesetzt werden,
Die Familienministerin verkennt mit dieser Form von Wertedebatte die Anforderungen unserer modernen, pluralistischen Gesellschaft. Sie mißachtet die Werte der Millionen von Nichtchristen in unserem Land. Und sie übersieht die jüdischen, muslimischen, humanistischen, atheistischen, liberalen und sozialistischen Wurzeln unserer Kultur. Die Kirchen können nicht alleiniger oder dominierender Akteur des gesellschaftlichen Wertediskurses sein.
Frau van der Leyen irrt in einem weiteren Punkt: Die Verständigung über gemeinsame Werte ist Aufgabe der Gesellschaft, nicht der Verfassungsorgane. Als CDU-Politikerin hat sie alles Recht der Welt, ihre Wertvorstellungen mit ihrer Glaubenshaltung zu begründen.
Die Verfassung liefert mit ihren zentralen Begriffen von Freiheit, Menschenwürde und Gleichheit, dem demokratischen und sozialen Staat, ein Wertefundament, auf dem Menschen der unterschiedlichsten Glaubensauffassungen, Konfessionen und Weltanschauungen leben können.
Ein Bündnis für Erziehung kann bei der Wertevermittlung unterstützen, beraten, begleiten; aber nur, wenn es den Pluralismus unserer Gesellschaft ernst nimmt und selbst abbildet und alle Akteure der Wertevermittlung einbezieht: christliche und nichtchristliche Glaubensgemeinschaften, Lehrer- und Elternvertreter, Kinderschutzbund, Wissenschaftler, Sportler und Künstler - und Kinder. Andernfalls bleibt es ein reaktionäres Signal der Ausgrenzung.
In einer pluralistischen Gesellschaft, die vielfältige Lebensstile unter einem demokratischen Dach vereint, ist die Orientierung für Eltern, welche Lebensweise und welche Werte sie ihren Kindern mitgeben wollen, schwieriger geworden.
Eine Gesellschaft, die sich zusätzlich schwer damit tut, das gemeinsame Fundament ihrer pluralen Werteansichten zu definieren, macht es Eltern nicht gerade leichter. Frau van der Leyen hat versucht, auf diese komplizierten Fragen eine simple Antwort zu geben: "Die ersten 19 Artikel unseres Grundgesetzes fassen doch im Prinzip die Zehn Gebote zusammen."
Hier irrt Frau van der Layen. Das Wertefundament unserer Verfassung ist viel stärker ein Produkt der Aufklärung als ein Produkt der der Zehn Gebote. Natürlich wurden und werden Menschenwürde, Toleranz, Freiheit, Frieden und soziale Verantwortung durch Christen mitgeprägt. Doch weder waren noch sind die Kirchen die alleinigen Träger dieser Wertvorstellungen. Teilweise mussten diese erst gegen die Kirchen durchgesetzt werden,
Die Familienministerin verkennt mit dieser Form von Wertedebatte die Anforderungen unserer modernen, pluralistischen Gesellschaft. Sie mißachtet die Werte der Millionen von Nichtchristen in unserem Land. Und sie übersieht die jüdischen, muslimischen, humanistischen, atheistischen, liberalen und sozialistischen Wurzeln unserer Kultur. Die Kirchen können nicht alleiniger oder dominierender Akteur des gesellschaftlichen Wertediskurses sein.
Frau van der Leyen irrt in einem weiteren Punkt: Die Verständigung über gemeinsame Werte ist Aufgabe der Gesellschaft, nicht der Verfassungsorgane. Als CDU-Politikerin hat sie alles Recht der Welt, ihre Wertvorstellungen mit ihrer Glaubenshaltung zu begründen.
Die Verfassung liefert mit ihren zentralen Begriffen von Freiheit, Menschenwürde und Gleichheit, dem demokratischen und sozialen Staat, ein Wertefundament, auf dem Menschen der unterschiedlichsten Glaubensauffassungen, Konfessionen und Weltanschauungen leben können.
Ein Bündnis für Erziehung kann bei der Wertevermittlung unterstützen, beraten, begleiten; aber nur, wenn es den Pluralismus unserer Gesellschaft ernst nimmt und selbst abbildet und alle Akteure der Wertevermittlung einbezieht: christliche und nichtchristliche Glaubensgemeinschaften, Lehrer- und Elternvertreter, Kinderschutzbund, Wissenschaftler, Sportler und Künstler - und Kinder. Andernfalls bleibt es ein reaktionäres Signal der Ausgrenzung.