In der „Thüringer Allgemeinen“ war heute zu lesen:
"Gott", so hat Albert Einstein einmal geschrieben, "würfelt nicht.", da ging es um Genauigkeiten in der Physik. Doch was Charles Darwin entdeckte das ist gleichsam der Würfel Gottes. Er nannte ihn Evolution.
ERFURT. "Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott", so beginnt der biblische Schöpfungsbericht, die Genesis. Am Anfang, so sagt Charles Darwin, war der Zufall, und der Zufall verband sich mit keinem großen Plan, nur mit praktischer Zweckmäßigkeit. Es hat, sagt Charles Darwin, sich niemand darum gekümmert, ob die Erde bewohnbar ist, ob der Mensch laufen und denken kann. Es ist eben so passiert und jetzt sind wir eben da. Einfach so. Wir sind was wir sind nicht durch einen großen Plan, nicht durch eine höhere Fügung. Wir haben uns entwickelt als ein Teil der sich entwickelnden Natur und wenn wir Ahnenforschung treiben, dann treffen wir uns retrospektiv mit den Affen. Dass wir anders wurden, stärker, das verdanken wir der Zweckmäßigkeit unseres Gehirns. Das ist eine der folgenreichsten Revolutionen des Denkens über Gott und den Menschen.
Papst Johannes Paul II.:
Der Papst und die katholische Kirche erkennt eine der wichtigsten Annahmen der modernen Wissenschaft für die Entwicklung der Welt und des Menschen, die so genannte Evolutionstheorie seit nun schon mehr als 15 Jahren (!!) als seriös an.
Papst Johannes Paul II. erklärte 1992, diese Theorie, wonach die heute existierenden Lebewesen sich in einem komplizierten Prozess aus einfachsten Formen des Lebens entwickelt haben, sei nicht mehr nur als reine Hypothese zu betrachten.
Der Papst äußerte sich 1992 in einer von der offiziellen Zeitung des Vatikans, dem Osservatore Romano, veröffentlichten Botschaft an die Päpstlichen Akademie der Wissenschaft. Diese befasste sich 1992 auf einer Tagung im Vatikan mit dem Ursprung des Lebens und der Evolution. Der Papst berühre damals mit seinen Ausführungen die oftmals diskutierte Frage, wie sich der biblische Schöpfungsmythos von Adam und Eva vereinbaren läßt mit der vor über 100 Jahren vom britischen Naturforscher Charles Darwin und anderen Wissenschaftlern aufgebrachten Vermutung, der Mensch stamme gewissermaßen vom Affen ab.
Johannes Paul II. wies in seiner Botschaft ausdrücklich darauf hin, dass sich das Lehramt der katholischen Kirche mit diesen Fragen bereits befasst habe, so 1950 sein Vorgänger Pius XII. in der Enzyklika Humanae generis. Im Licht des damaligen Forschungsstandes habe dieser die Doktrin des Evolutionismus als »ernstzunehmende Hypothese bewertet, die einer Erforschung und vertiefenden Reflexion würdig sei«. Heute, etwa ein halbes Jahrhundert nach der Veröffentlichung der Enzyklika, bringen neue Erkenntnisse uns dazu, die Theorie der Evolution nicht mehr nur als eine »reine Hypothese zu erachten«, merkt Johannes Paul II. dazu an. Diese Theorie habe sich bei den Forschern schrittweise durchgesetzt. »Die weder gesuchte noch provozierte Übereinstimmung der Ergebnisse von unabhängig voneinander ausgeführten Arbeiten stellt für sich ein bedeutsames Argument zugunsten dieser Theorie dar«, schreibt Johannes Paul II.
Zugleich betont der Papst jedoch, der Mensch sei gemäß der Offenbarung nach dem Bild Gottes geschaffen worden, und dies sei »eine der Achsen des christlichen Denkens«. Das Zweite Vatikanische Konzil habe daran erinnert, dass der Mensch das einzige Wesen sei, das Gott um seiner selbst willen gewollt habe.
»Wenn der menschliche Körper seinen Ursprung in der lebenden Materie hat, die vor ihm existierte, dann ist doch seine Seele unmittelbar von Gott geschaffen«, schreibt der Papst, indem er die Enzyklika von Pius XII. zitierte. Mit anderen Worten: Der Mensch stammt zwar vom Affen ab, doch seine Seele hat Gott geschaffen.
17 Jahre nach dieser Botschaft von Johannes Paul II., gibt es aber immer noch Millionen Christen, in der katholischen Kirche aber viel mehr noch in evangelikalen Kirchen und Glaubensgemeinschaften, welche die Evolutionstheorie nicht anerkennen und an eine Schöpfung vor 6000 Jahren glauben. Ein Beispiel geben die aktuellen Ereignisse um die Pius-Bruderschaft.
Von Papst Benedikt habe ich auch den Eindruck, dass er von den Aussagen Johannes Paul II. hinsichtlich der Evolution gern wieder etwas zurücknehmen würde. Einige Schritte rückwärts hat er ja bereits getan, siehe Karfreitagsgebet, lateinischer Messritus, Versöhnungsversuche mit der fundamentalistischen Pius-Bruderschaft u.a.
Darwin hat hier keinen Platz:
Dass Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der vier Bischöfe aus der Bruderschaft zurückgenommen habe, sei nur folgerichtig. „Es ist dringend notwendig, denn der Glaube ist sehr, sehr verwässert und wir leben in einer neuheidnischen Gesellschaft“, sagte Schmidberger den SWR-Angaben zufolge.
Wie der von Papst Pius X. (1903-1914) zu Anfang des 20. Jahrhunderts bekämpfte Modernismus stelle auch das Konzil eine "Cloaca maxima" von Irrlehren dar, sagte der Traditionalisten-Priester Floriano Abrahamowicz laut italienischen Presseberichten.
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.
Bertolt Brecht