Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

politisches im und aus dem Eichsfeld, Thüringen, Deutschland und EU

Moderatoren: FENRIS, niels, Politik und Gesellschaft

Forumsregeln
Politik im Eichsfeld Wiki:
Politik im Eichsfeld
Kategorie: Politik im Eichsfeld
Christel
Senior- Mitglied
Beiträge: 4463
Registriert: Montag 22. Mai 2006, 19:55
PLZ: 99734

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

Nein, die Schulen sind keine Erziehungsanstalt, weil bisher nicht in der Lage auf die Erziehung der Schüler einzugehen. Deshalb bekommen die Schüler, die zuhause kaum Erziehung genießen auch dort keine...
Das Ergebnis, sagt nicht immer etwas über den Aufwand aus.

Umerziehung ist sehr viel schwieriger als Erziehung. Manchmal eben nicht mehr zu leisten, gerade wenn die Vorstellungen von Erziehung auseinander gehen. Außerdem sind die Anforderungen an ein Kind, sich in eine Klasse zu integrieren ganz andere, als es das Leben in einer Familie mit sich bringt.

Ich denke schon, Erziehung findet in der Schule statt, zumindest soweit, dass Unterricht überhaupt möglich wird. Insbesondere Fächer wie Ethik und Religion haben die Persönlichkeitsbildung im Blick.

Ebenso ist umlernen schwieriger als lernen. Es geht mir bei Rechtschreibung nicht um Dressur. Ich denke, Kinder wollen nicht nur schreiben, sie wollen auch richtig schreiben. Warum soll ein Kind 2 Jahre lang „unt“ schreiben statt „und“? Eine falsche Schreibweise prägt sich ebenso ein, wie eine richtige. Irgendwann müssen sie es richtig schreiben können.

Wir verlangen sehr viel Flexibilität von unseren Kindern, oft unnötig viel.

Dennoch halte ich dabei eine weitere Differenzierung der Abschlüsse und Standards für allen dienlich. Es hilft keinem, wenn bald alle ein Abitur (immerhin "allgemeine Hochschulreife") haben, aber nur wenige an der Uni dann mehr als 2 Semester schaffen.
Daher bin ich unbedingt für das gegliederte Schulsystem, die Kinder sind nicht gleich. Aber auch innerhalb der einzelnen Schulen wünschte ich mehr individuelle Fördermöglichkeiten.

Während z.B. in Afrika oder Asien viele Eltern allein für den Schulbesuch ihrer Kinder hart arbeiten gehen, präferieren heute dagegen nicht wenige Deutsche doch den Kauf z.B. eines Flachbild-Fernsehers oder größeren Autos.
Was nichts kostet wird leider wenig geschätzt.

Das trifft nicht nur für die Schule zu. Es gibt Veranstaltungen, die waren einst kostenlos, heute wird Eintritt genommen. Warum? Irgendwie muss man das Publikum anlocken. Kostenlos wird nicht geschätzt, da bleibt das Publikum aus.

Ich denke, bei uns gibt es sehr viel Stagnation aufgrund mangelnder Wertschätzung.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Alexxxander
Senior- Mitglied
Beiträge: 239
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 00:42
PLZ: 37318
Wohnort: Arenshausen

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Vergleicht man den Schwierigkeitsgrad der Examensklausuren von Bachelor, Master und Diplom, dann kann man Diplom getrost doppelt bewerten.

Warum sollte man Abschlüsse von vor 20 Jahren nicht mit den heutigen vergleichen können? In den geisteswissenschaftlichen Fächern jederzeit, aber auch in den naturwissenschaftlichen Fächern, weil damals u.a. mehr Seminarscheine (keine Anwesenheitsscheine) für die Zulassung zum Examen erforderlich waren.

Sicher gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern, die hat es immer gegeben. Tatsache ist aber, dass Bayern niveaumäßig auch stark abgefallen ist.

Mehr bzw. regelmäßige Prüfungen fördern das Bildungsniveau nicht. Die Schüler lernen dann immer nur für die Prüfung, nach einer Woche darfst Du sie aber nicht fragen, was hängen geblieben ist. Das System fortlaufender Kontrollen hat sich längst als untauglich erwiesen. Es bleibt einfach zu wenig Wissen haften, weil nur auf einen bestimmten Zeitpunkt hin gepowert wird. Das hat nichts mit Lernen zu tun, das ist Auswendiglernen und endet nicht in Können.

Wenn in einem Schulsystem der Mensch im Mittelpunkt steht, stellt sich die Leistung fast automatisch ein, weil diese unmittelbar mit dem Reifegrad eines Schülers zusammenhängt.
Erziehungsanstalt kann die Schule wohl doch nicht sein, eher Verwahranstalt für unerzogene Kinder, die nicht für ihre Verhaltensdefizite verantwortlich sind, weil sie in unfähige Elternhäuser hinein geboren wurden.

In den nordischen Schulen sind die Eltern in den Schulbetrieb eingebunden, wie es bei unseren reformpädagogischen Schulen auch der Fall ist. Außerdem wird dort größter Wert auf die Entwicklung der Persönlichkeit gelegt.
Das beginnt schon damit, dass Kinder erst dann eingeschult werden, wenn sie die Milchzähne verloren haben, weil die körperliche Entwicklung mit der geistigen und seelischen eine Einheit bildet.
Es gibt diesbezüglich unzählige, bestätigende Forschungsergebnisse aus der Entwicklungspsychologie, allerdings finden sie bei uns so gut wie keine Berücksichtigung.

Außerdem ist neben dem Klassenlehrer mindestens immer ein weiterer Lehrer anwesend. Versteht ein Schüler einen Sachverhalt nicht, meldet er sich und der zweite Lehrer geht mit ihm in einen Nebenraum, um den Stoff zu erarbeiten.

Des weiteren sind die Lehrer verpflichtet, die Hälfte ihrer Sommerferien für kostenlose Nachhilfe einzuplanen.
Darüber hinaus werden praktische Fächer wie Schreinern, Schweißen, Konstruieren etc. angeboten, die das ganze Jahr über besucht werden müssen.
Solche Lehrpläne existieren bei uns leider nur in Privatschulen, die auf Grund des ziemlich hohen Schulgeldes für Kinder von Durchschnittsverdienern nicht zugänglich sind.

In Finnland ist Kindergärtner/in der angesehenste Beruf und absolut nicht vergleichbar mit der total unzureichenden Ausbildung unserer Erzieher/innen.
Dort ist ein schweres Studium aus Psychologie, Pädagogik, Didaktik erforderlich, bei uns rein gar nichts. Das Studium ist dermaßen schwer, dass 90% der Bewerber die Aufnahmeprüfung nicht bestehen.

Und so ließen sich weitere Punkte aufzählen, die für einen hohen Bildungsstand finnischer Schüler sorgen. Ethik und Religion mögen ja die Persönlichkeitsbildung im Blick haben, aber auf welchem Hintergrund? Eher verkorkst dieser Unterricht die Reifung eines Schülers, als dass er sie fördert.

Rechtschreibunterricht ist immer Dressur. Wer Kindern so früh wie möglich korrekte Rechtschreibung beibringen will, setzt sie mit Notengebung unter Druck, zerstört langsames Wachstum wie in der Natur.

Man kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass in reformpädagogischen Schulen den Schülern genügend Zeit gelassen wird, ihre Rechtschreibung zu entwickeln. Die müssen nichts umlernen, weil sie angeleitet werden, ihre Schrift, Sprache und Rechtschreibung ständig eigenständig weiterzuentwickeln.
Ich verstehe, dass solche Lehrpläne für Eltern nicht nachvollziehbar sind, die selbst staatliche Schulen durchlaufen haben.

Solange bei uns gutverdienende Ignoranten das Sagen haben, wird sich am schlechten Bildungsstand unserer Schüler nichts ändern.

Für die Kriegsspiele unserer Militärs steht ausreichend Geld zur Verfügung, ebenso dürfen sich kriminelle Banker nach Belieben am Fiskus bedienen, ist ja auch alles viel wichtiger als Bildung. Hinzu kommt die schon krankhaft materielle Einstellung vieler Eltern, die in Wahrheit für die Bildung ihrer Kinder kaum was übrig haben.

Den Karren zieht so leicht niemand aus dem Dreck.
Christel
Senior- Mitglied
Beiträge: 4463
Registriert: Montag 22. Mai 2006, 19:55
PLZ: 99734

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

Der erste Abschluss an der Uni der Bachelor. Danach beginnt das Masterstudium. Der Master entspricht dem Diplom, nicht der Bachelor.

Würde der Bachelor geschenkt gäbe es kaum hier in den ersten Semestern so viel Studenten, die aufgeben.

Seminarscheine sind auch heute keine Anwesenheitsscheine. Es müssen Übungsaufgaben gelöst werden ... nur wenn auf dieser Weise genügend Punkte erreicht werden erfolgt die Zulassung zur Prüfung.
Um die Prüfung zu bestehen reicht lernen oftmals nicht. Gerade in Fächern wie Mathematik ... können die Aufgaben nur gelöst werden, wenn sie verstanden wurden.

Soweit zum Studium.

Die Schule ist eine anderes Sache. Unser Thema war ja Schule insbesondere Abitur.

Auch in Deutschland gibt es Schüler, die in ganz normalen Gymnasien ein super Abitur hin bekommen, sogar in 12 Jahren.

In bin weit entfernt davon alles nur dunkel zu sehen oder in Reformpädagogik das helle Licht. Zumal sich unter dem Begriff Reformpädagogik ein Sammelsurium ganz unterschiedlicher Konzepte verbirgt.
Ich bezweifle, ob die alle besser sind. Auf eine Waldorfschule würde ich z.B. mein Kind nie schicken. Eine Montessori-Schule wäre mir deutlich sympathischer.

Letztlich kommt es auf die örtlichen Angebote und Möglichkeiten sowie nicht zuletzt auf das Kind an.
Es gibt weder das ideale Schulkonzept für alle Kinder, noch das ideale Erziehungskonzept.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Benutzeravatar
niels
Site Admin
Beiträge: 2319
Registriert: Freitag 22. März 2002, 16:15
PLZ: 37075
voller Name: Niels Dettenbach
Wohnort: Göttingen
Kontaktdaten:

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von niels »

Der erste Abschluss an der Uni der Bachelor. Danach beginnt das Masterstudium. Der Master entspricht dem Diplom, nicht der Bachelor.
So war zumindest mal der Plan - aus der Praxis (z.B. von Kollegen, die an der Uni dozieren) ist mir bekannt, das dies so nicht stimmt.
Würde der Bachelor geschenkt gäbe es kaum hier in den ersten Semestern so viel Studenten, die aufgeben.
das kommt wohl sehr auf das Studienfach (und nicht zuletzt auch auf die Uni an).

Die "Ausfäll"e gab es auch früher schon an besonders straffen Unis oder Studiengängen - heute aber doch häufiger wegen mangelndem "Allgemeinwissen" (was man von einem Abiturienten als "Allgemeinwissen" halt erwarten darf). Jemand der Chemie studieren will, aber nie Chemie im Abitur hatte (z.B. weil abgewählt oder an der Schule nicht angeboten), kann damit nur schwer erfolgreich werden...
In bin weit entfernt davon alles nur dunkel zu sehen oder in Reformpädagogik das helle Licht.
Nun - ich auch nicht. Aber monentan findet Eltern dort aktuell die besten Alternativen - auch wenn nicht alle Angebote wirklich besser sind ;)
Für die beste Investition unserer Steuern halte ich Bildung und Erziehung - deshalb schreibe ich hier. Dunkel wär es dann, wenn es keine Alternativen zu den aktuellen staatlichen Angeboten und Strukturen gäbe...

Ich bin überzeugt, das nur ein breites Angebot - über alle Altersstufen - Deutschland wirklich in Richtung eines "Bildungslands" bringen kann. Wenn die Regierung erzählen tut, dafür ist kein Geld da (z.B. weil man grad mal dringender "strukturwichtige Banken mit n00.000.000.000 €uros [!?!] unterstützen" muß), dann soll man dort bitte auch zugeben, das man auf Bildung keinen großen Wert legt - dann wissen die Eltern wenigstens klar, das sie sich auch darum selbst / allein kümmern dürfen...
Alexxxander
Senior- Mitglied
Beiträge: 239
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 00:42
PLZ: 37318
Wohnort: Arenshausen

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Der Master entspricht dem Diplom nur auf dem Papier.
Im Vergleich zu früher kann man wirklich von Geschenken an der Uni sprechen.

Den Professoren bleibt überhaupt gar nichts anderes übrig, als sanfte Notengebung, sonst hätte man Durchfallquoten von weit über 50%.

Ein Beispiel einer Didaktikklausur, bei deutlich herab gesetztem Schwierigkeitsgrad und einigermaßen vernünftiger Benotung (85% nicht bestanden) habe ich bereits angeführt.
Und das ist wahrlich kein Einzelfall.

Die hohe Zahl der Studienabbrecher hat ihren Grund darin, dass viele der heutigen Studenten kaum noch über Grundlagenwissen verfügen und auch nicht mehr in der Lage sind, Referate logisch konsistent anzufertigen. Bei den meisten sucht man vergeblich nach dem Roten Faden.

Mittlerweile werden Referendare in den Schuldienst übernommen, die vor 20 Jahren nicht die Spur einer Chance gehabt hätten.
Erst vor kurzem habe ich wieder erlebt, wie eine frisch verbeamtete Physiklehrerin in der
1.Klasse Gymnasium selbst den interessierten Schülern den Spaß an der Freude nimmt, indem sie vollkommen konzeptionslos unterrichtet.
Leider gibt es kaum Eltern, die etwas dagegen unternehmen, meistens aus Desinteresse.

Wer sagt, Seminarscheine seien auch heute keine Anwesenheitsscheine, der kennt weder den früheren noch den heutigen Unibetrieb von innen. Man muss sich nur mal den Studienplan von Gymnasiallehrern in den Fächern Pädagogik und Didaktik anschauen, eine reine Farce.

Was heißt denn Superabitur? Noten sagen doch schon lange nichts mehr über das wirkliche Können von Schülern aus!
Um eine Wertung vorzunehmen muss ich vergleichen. Wenn ich nur das Einser-Abitur als solches sehe, ohne einen Maßstab anzulegen, dann kann ich mir keine qualitatives Urteil erlauben.

Bevor jemand so locker von Sammelsurium der Reformpädagogik spricht, sollte er/sie sich doch mal gründlich mit dem Thema auseinandersetzen.
Einfach zu sagen, auf eine Waldorfschule würde ich z.B. mein Kind nie schicken, ohne dies zu begründen, beweist Unkenntnis. Wahrscheinlich beruht die Ablehnung im vorliegenden Fall darauf, dass Religion in Waldorfschulen nicht von Bedeutung ist.

Wie kann man nur behaupten, es gäbe weder das ideale Schul- noch Erziehungskonzept.
Woran orientieren sich Eltern bei ihrer Erziehung, wenn sie so etwas von sich geben? Wahrscheinlich an dem, was die ach so kompetente Religion verkündet!

Ich stimme voll zu, dass Bildung nicht mehr den Stellenwert besitzt, wie in früheren Zeiten, bei weitem nicht mehr. Das hängt wohl v.a. auch damit zusammen, dass sich Studium nicht mehr bezahlt macht. Wir erleben ja jetzt gerade wieder, dass viele tausend Maschinenbauingenieure arbeitslos sind, aber auch Psychologen und Lehrer, obwohl diese dringend gebraucht würden.

Der Staat verpulvert sein Geld für Kriegsspiele in Afghanistan, im Kosovo und indirekt im Irak, Israel, Türkei etc. etc. und vor allen anderen müssen ja die Boni der kriminellen Banker gesichert werden, deren Straftaten gesetzlich nicht einmal geahndet werden.
Für diese Kriminellen wird Geld in zig Milliardenhöhe im Handumdrehen locker gemacht, Bildung schaut in die Röhre. So garantiert man den Niedergang einer Industrienation.
Benutzeravatar
niels
Site Admin
Beiträge: 2319
Registriert: Freitag 22. März 2002, 16:15
PLZ: 37075
voller Name: Niels Dettenbach
Wohnort: Göttingen
Kontaktdaten:

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von niels »

Bevor jemand so locker von Sammelsurium der Reformpädagogik spricht, sollte er/sie sich doch mal gründlich mit dem Thema auseinandersetzen.
Einfach zu sagen, auf eine Waldorfschule würde ich z.B. mein Kind nie schicken, ohne dies zu begründen, beweist Unkenntnis.
Nun, als Eltern kann man sich heute die verschiedenen ("Sammelsurium") Schulen wie deren Schulbetrieb / Lehrinhalte anschauen, um sich so selbst ein Bild zu machen (wenn es denn die Eltern interessiert) um sich daraufhin für die "beste" Schule zu entscheiden.

Für meinen Geschmack käme für meine Kinder wahrscheinlich keine Waldorfschule in Frage (religiös bin ich übrigens nicht), so zumindest mein persönlicher Eindruck bei der Suche nach einer Schule für meine Neffen. Das mag aber jeder gern anders sehen.
Wie kann man nur behaupten, es gäbe weder das ideale Schul- noch Erziehungskonzept.
Hmm, ich halte kein Konzept für "vollkommen" bzw. "ideal" - erhebliche Unterschiede sehe ich aber schon. Je nachdem welche Werte und Lebensziele man verfolgt wird man sich für das ein - oder andere Konzept entscheiden (oder es gar für "ideal" halten). Allerdings scheinen schon einige Konzepte besonders gut (oder besonders schlecht) zu funktionieren, wenn man Wissen und Können als Maßstab anlegt.
Woran orientieren sich Eltern bei ihrer Erziehung, wenn sie so etwas von sich geben? Wahrscheinlich an dem, was die ach so kompetente Religion verkündet!
Ich stimme voll zu, dass Bildung nicht mehr den Stellenwert besitzt, wie in früheren Zeiten, bei weitem nicht mehr. Das hängt wohl v.a. auch damit zusammen, dass sich Studium nicht mehr bezahlt macht. Wir erleben ja jetzt gerade wieder, dass viele tausend Maschinenbauingenieure arbeitslos sind, aber auch Psychologen und Lehrer, obwohl diese dringend gebraucht würden.
Das sehe ich - zumindest für ingenieurwissenschaftliche Fächer - überhaupt nicht so. Mir sind eine Menge Unternehmen bekannt, die händeringend nach wirklich guten Ingenieuren / Fachleuten suchen und diese auch gern gut bezahlen möchten. Allerings liegen deren "Ansprüche" oft höher, als diese von vielen aktuell nicht beschäftigten Hochschulabsolventen bedient werden können (oder wollen?). Ein Arbeitgeber benötigt konkretes "Können" (denn nur das kann er verkaufen um so den Lohn zu refinanzieren) - das Wissen allein ist da meist zweitrangig. Er muß im Wettbewerb bestehen können - und die Wettbewerber haben oft auch gute Leute.

Gute "Fachleute" zeigen ein hohes Interesse, Engagement und möglichst auch umfassende Erfahrungen (oder stattdessen eine höhere Flexibilität) auf ihrem "Fachgebiet". Die Zeiten, das ein guter Studienabschluß automatisch einen sicheren, hochbezahlten Job bedeuteten, sind allerdings lange vorbei. Nur eigenständiges (also "eigen" und "ständig") Fortbilden auf dem Fachgebiet - auch mit Blick auf die Bedürfnisse der Märkte bzw. der (potentiellen) Arbeitgeber - sichert einen dauerhaften Erfolg. Verträge werden heute i.d.R. kürzer eingegangen - oft sogar nur noch projektbasiert. Erfolgreich sind die, die sich laufend auf neue Aufgaben und Projekte einlassen und flexibel einarbeiten können. Viele Absolventen nehmen heute ihren "Job" selbst in die Hand und agieren selbstständig / freiberuflich, wenn Ihnen niemand den "passenden" Job anbieten kann.

Als Unternehmer sehe ich selbst, das z.B. die Studieninhalte vieler (ich sage nicht aller) Informatik-Absolventen häufig nicht für ein effizientes, marktgerechtes Arbeiten taugen. Gute Leute findet man nur unter denen, die sich selbst (meist in Eigeninitiative) über Jahre um praxisrelevantes Wissen und Erfahrungen bemühten. Solche Leute haben - so meine Erfahrung - selten ein Jobproblem.

Bei Lehrern sieht das momentan anders aus, aber mit einer wachsenden privatfinanzierten Bildungslandschaft wird es auch hier einen echten Wettbewerb geben, den es bisher so quasi kaum gab. Sehr gute Lehrer / Pädagogen werden auch dann gute Jobs finden. Immer mehr Eltern sind bereit für eine gute Bildung der Kinder zu zahlen.

Zu Psychologen kann ich mir kaum ein Bild machen. Habe mal gehört, das es schlicht zu viele Absolventen gibt. Gute Psychologen finden aber auch heute einen Job - meist in der Selbstständigkeit.

Im Bemühen der Unis auf diese "neuen Anforderungen" einzugehen, hat man neue - "interdisziplinäre" Studiengänge geschaffen mit dem Resultat, das die Absovlenten zwar von vielem etwas wissen - aber i.d.R. nichts wirklich fundiert können (ein aktuelles Beispiel: "Studiengang Medientechnik").
Für diese Kriminellen wird Geld in zig Milliardenhöhe im Handumdrehen locker gemacht, Bildung schaut in die Röhre. So garantiert man den Niedergang einer Industrienation.
Al "Industrienation" hat Deutschland keine großen Aussichten - die Arbeitsplätze sind viel zu teuer - die Lohnansprüche auch viel zu hoch. Hohe Löhne aber lassen sich auf dem Weltmarkt nur mit hohem Fachwissen und -können erzielen - weshalb Frau Merkel ja (folglich zu recht) nun auch die "Bildungsrepublik" ausgerufen hat. Nur vom Ziel sind wir leider noch erheblich weit weg...

In der Breite der "Industrie" benötigen aber verhältnismäßig wenige Arbeitsplätze wirklich hohes Fachwissen. Aus meiner Sicht fehlt bei vielen Deutschen immer noch die Bereitschaft, auf diese neuen Anforderungen einzugehen, zu sehr wurden viele Deutsche wohl in den vergangenen Jahrzehnten "verwöhnt" und selbst einfache Facharbeiter bei z.B. einem Automobilkonzern konnten einen hohen, gesicherten Lebensstandard führen, wie kaum anderwo auf dem Planeten und selbst viele Studierte nicht. Eigeninitiative oder Flexibilität war selten bis gar nicht nötig - man mußte nur pünktlich zur Schicht erscheinen, brauchte lebenslang meist auch nicht mal den Wohnort wechseln - und laufende Fortbildung verstehen selbst heute noch viele Deutsche als eine "Arbeitgebermaßnahme", Flexibilität wird oft sogar mit "Ausbeutung" gleichgesetzt.

Wenn wir auf diesem Planeten auch in Zukunft meinen besser leben zu müssen als 90% der anderen Menschen, dann müssen wir auch besser SEIN als die anderen 90% und auch entprechend mehr Verantwortung übernehmen. Es wird nicht so "selbstverständlich" wie bisher bleiben, das wir - nur weil wir historisch bedingt Europäer (oder Deutsche) sind - auf einen vielfach höheren Lebenstandard und Ressourcenverbrauch Anspruch erheben können als die meisten anderen Völker der Erde.
Christel
Senior- Mitglied
Beiträge: 4463
Registriert: Montag 22. Mai 2006, 19:55
PLZ: 99734

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

Alexxxander hat geschrieben:Bevor jemand so locker von Sammelsurium der Reformpädagogik spricht, sollte er/sie sich doch mal gründlich mit dem Thema auseinandersetzen.
Einfach zu sagen, auf eine Waldorfschule würde ich z.B. mein Kind nie schicken, ohne dies zu begründen, beweist Unkenntnis. Wahrscheinlich beruht die Ablehnung im vorliegenden Fall darauf, dass Religion in Waldorfschulen nicht von Bedeutung ist.
Sammelsurium war nicht abwertend gemeint. – Ich betonte die Vielzahl ganz unterschiedlicher Konzepte, die sich hinter dem einen Begriff „Reformpädagogik“ verbergen.

Wird eine Aussage nur in den Raum gestellt, aber nicht begründet wird, beweist das gar nichts!
Es ist halt eine Aussage in den Raum gestellt, ohne Begründung, weiter nichts.

Religion ist in Waldorfschulen schon von Bedeutung, dass ist ein Grund weshalb ich mien Kind dort nicht hinschicken würde. Ein anderer die Unterrichtsinhalte ... Sind die wirklich zeitgemäß? Ein dritter Grund ist das Klassenleitersystem.
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Alexxxander
Senior- Mitglied
Beiträge: 239
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 00:42
PLZ: 37318
Wohnort: Arenshausen

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Auf der Grundlage von Entwicklungs-, Sozial-, Lern- und Motivationspsychologie gibt es natürlich Konzepte einer “idealen“ Erziehung, die man sich bei Kenntnis dieser Teilwissenschaften auch selbst erstellen kann.

Leider ist es utopisch zu erwarten, dass Eltern sich diesbezüglich ausgiebig kundig machen, bevor sie sich für Kinder entscheiden. In den allermeisten Fällen wird, ohne groß zu hinterfragen, die selbst erhaltene Erziehung auf die eigenen Kinder angewandt.

Ich hatte schon einmal erwähnt, dass die Kanzlerin, als sie noch Familienministerin war, einen Erziehungspass gefordert hatte. Obwohl für die breite Masse erforderlich, ist so etwas nicht realisierbar.
Die meisten Eltern müssten jedoch dringendst nacherzogen werden, um ihren Kindern z.B. Toleranz, Selbstvertrauen oder Eigenständigkeit mit auf den Weg geben zu können, ihnen ein kritisches und waches Bewusstsein einzupflanzen.
Mit welchen Idealen erziehen Eltern, die nicht erwachsen sind, ihre Kinder?
Fast alle Häuser werden doch ohne Architekten gebaut.

Laut wissenschaftlichen Untersuchungen erreichen mehr als 60% der Eltern ihre Kinder nicht mehr. Dabei reichten für eine gute Erziehung Vorbild und Liebe aus.
Von Nietzsche stammt der Ausspruch, Erziehung sei im Wesentlichen das Mittel, die Ausnahme zu Gunsten der Regel zu ruinieren. Das gilt heute noch genauso, man orientiert sich an der Mehrheit, welche die Norm bestimmt.

In den früheren Großfamilien hatten Kinder noch stabile Bezugspunkte. Heute haben Medien wie Fernsehen oder Videos diesen Part übernommen. Bildungsmäßig läuft da gar nichts, vielmehr werden Gewalt und gefühlsleerer Materialismus/Kapitalismus kultiviert.
Welche Saat dann aufgeht, erleben wir tagtäglich in Schulen oder vor Jugendgerichten.

Der Maschinenbausektor hat einen Einbruch von etwa 50% zu verzeichnen, daher wurden tausende Maschinenbauingenieure in Kurzarbeit geschickt oder stehen auf der Straße und Universitätsabsolventen können nach dem Examen schnurstracks auf’s Arbeitsamt gehen.

Dass immer mehr Eltern bereit sind, für gute Bildung ihrer Kinder zu zahlen, trifft bestimmt nicht zu. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall, zumal die enorm hohen Kosten für Privatschulen für die breite Masse nicht tragbar sind.

Wenn man die enorm langen Wartezeiten sieht, bis Eltern z.B. einen Termin bei Schulpsychologen bekommen oder wenn man weiß, wie viele Sozialarbeiter an Schulen dringend benötigt werden, dann könnte das Problem der hohen Zahl arbeitsloser Psychologen im Handumdrehen gelöst werden.
Allerdings werden Steuergelder für militärische Zwecke vernichtet oder für exorbitante Boni krimineller Banker verschleudert, ein Zeichen dafür, welchen Stellenwert Bildung in unserer Gesellschaft hat. So werden wir bestimmt keine Bildungsrepublik.

Die wirtschaftliche Misere ist bestimmt nicht durch zu hohe Lohnforderungen der Arbeitnehmer, zu wenig Flexibilität oder Fortbildung verursacht.
Einziger Grund ist das Krebsgeschwür ’Turbokapitalismus’, der ständig steigende Gewinne fordert, ohne Rücksicht auf menschliche Opfer. Der Turbokapitalismus ist auch hauptverantwortlich für den Niedergang der Bildung.

Wenn wir mit unseren Lohnkosten auf dem Weltmarkt nicht konkurrieren können, dann musst du auch sagen warum, weil nämlich in Ländern wie Indien, China oder anderen Entwicklungsländern Zustände wie im tiefsten Mittelalter herrschen, Kinderarbeit und Sklavenarbeit, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, keine Absicherung bei Krankheit, keine Vorsorge für das Alter, keine Arbeitnehmerrechte etc. etc.

Der Hinweis auf mangelnde Konkurrenzfähigkeit ist deshalb sehr zynisch und menschenverachtend.

„Es ist halt eine Aussage in den Raum gestellt, ohne Begründung, weiter nichts.“
Die Aussage ist, gelinde gesagt, sinnlos.

„Religion ist in Waldorfschulen schon von Bedeutung“
Da bist du wirklich nicht informiert. Nenne mir mal eine Waldorfschule, die Wert auf Religionsunterricht oder gar religiöse Erziehung legt, die wirst du nicht finden, dergleichen wäre mit der Steinerschen Pädagogik nicht vereinbar, weil sie das Gegenteil von Indoktrination zum Ziel hat, die Freiheit der Kinder.

Welche Unterrichtsinhalte sollen nicht zeitgemäß sein?

Was gibt es am Klassenleitersystem auszusetzen?
Benutzeravatar
niels
Site Admin
Beiträge: 2319
Registriert: Freitag 22. März 2002, 16:15
PLZ: 37075
voller Name: Niels Dettenbach
Wohnort: Göttingen
Kontaktdaten:

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von niels »

Die wirtschaftliche Misere ist bestimmt nicht durch zu hohe Lohnforderungen der Arbeitnehmer, zu wenig Flexibilität oder Fortbildung verursacht.
Das habe ich nicht geschrieben, behauptet und nicht gemeint.

Ich sehe auch keine echte wirtchaftliche Misere - die gibt es zu aller erst mal für die, die sie verzapft haben (Banken / Finanzsektor usw.). Meine aktuelle Erfahrung ist, das jeder gut Qualifzierte, der fachlich wirklich gut und gewillt ist auch einen Job findet. Heute zeigt sich, das die "Wirtschaft" doch nicht allein oder vorrangig aus Geld umherschieben besteht oder gar wachsen kann.
Einziger Grund ist das Krebsgeschwür ’Turbokapitalismus’, der ständig steigende Gewinne fordert, ohne Rücksicht auf menschliche Opfer. Der Turbokapitalismus ist auch hauptverantwortlich für den Niedergang der Bildung.
Nein, die Menschen sind es - DIE bestimmen, nach welchen Werten Sie leben und wie geil sie z.B. dem Geld hinterherlaufen...
Schon der Begriff "Turbokaptialismus" hört sich für mich ebenso krank an wie das Wort "neo-liberal" (wie aus dem Mund einer Schnecke ~ß).

Das heute viele Prozesse durch die schnellere Kommunikation schneller laufen, lässt sich wohl kaum vermeiden (und das ist auch nicht nötig - oder möchte man die "guten alten Zeiten" wieder einführen, nach der jede banküberweisung bitte bar oder auf Papier zu erfolgen hat?").

Das Problem ist nicht die Geschwindigkeit, sondern die fehlende Transparenz - hier geht z.B. die Open Source Szene in der Softwarewelt mit recht guten Beispiel voran. Natürlich bestimmen auch die Menschen selbst, nach welchen Werten und für welche Ziele sie leben wollen - die Transparenz erleichtert ihnen aber richtige Entscheidungen. Das aktuelle rote Gezeter - einige wollen sogar die DDR zurückrufen - bringt die Deutschen kaum weiter. (Kommunisten sind die, die immer etwas teilen wollen mit jemandem, der mehr hat als sie...).

Auch wenn die Banker in den letzten Jahren der "Meute" vornan gelaufen sind (und ich halte die Arbeit der meisten Banker nicht für Bruttosozialprodukt) - für die meisten spielt heute doch Geld zehn mal mehr als Bildung im Kopf (es sei denn, mann kann sie ohne große Umwege in Geld umsetzen, nicht wahr?).


cheers,

Niels.
Alexxxander
Senior- Mitglied
Beiträge: 239
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 00:42
PLZ: 37318
Wohnort: Arenshausen

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Ich für meinen Teil würde nicht sagen, dass sich Banken oder der Finanzsektor wirklich in einer wirtschaftlichen Misere befinden, weil alles, was sie eingebrockt haben, gegen den Willen des Steuerzahlers von diesem ausgelöffelt werden muss und ihnen soviel Geld zur Verfügung steht, dass sie nicht einmal auf einen Bruchteil ihrer exorbitanten Boni verzichten müssen.

Gute Fachkräfte dürften wohl immer gewillt sein zu arbeiten. Dass in Deutschland jeder gut Qualifizierte einen Job findet wird von der großen Zahl ins Ausland abgewanderten Spitzenkräfte widerlegt, wobei weniger das Einkommen, als fehlende Arbeitsplätze der Grund ist.

Dass Menschen bestimmen (darunter verstehe ich eigenständig abwägen und dann entscheiden) nach welchen Werten sie leben, halte ich nicht für zutreffend.
Die Mehrheit wird über Werbung und Medien im Interesse des Finanzkapitals ferngesteuert, ohne es zu wissen. Zu glauben, der Mensch sei frei in seinen Entscheidungen, ist die größte aller Illusionen.
Von Goethe stammt der Ausspruch “Die effektivste Fessel ist immer jene, die als Freiheit daherkommt“.

Wer gibt schon gern zu, ein Marionettendasein zu führen und nicht wirklich selbst zu entscheiden, “nach welchen Werten und für welche Ziele er leben will“!

Max Frisch in ’Don Juan oder die Liebe zur Geometrie’:
„Wenn wir wissen wollen wer wir sind,
ach, Roderigo, dann hört unser Sturz nicht mehr auf,
und es saust dir in den Ohren, dass du nicht mehr weißt, wo Gott wohnt.
Stürze dich nie in deine Seele, Roderigo,
sondern bleibe an der blauen Spiegelfläche
wie die tanzenden Mücken über dem Wasser.“

Ich ergänze: Dann darfst du stolz und selbstzufrieden bis zum Tod deine Illusion von Eigenständigkeit und Freiheit leben.

“Kommunisten sind Menschen die immer etwas teilen wollen mit jemandem, der mehr hat als sie“.
Ich denke diese Aussage ist unseriös und unqualifiziert, sie riecht mir zu sehr nach dem Todschlagargument ’Neid’.
Zunächst mal kenne ich keine wirklichen Kommunisten und ein kommunistisch regiertes Land hat es auch noch nie gegeben, wird es auch nie geben.
Man sollte sich auch fragen was wir unter Gerechtigkeit verstehen wenn es möglich ist, dass einige Leute Milliarden scheffeln, ohne je einen Finger krumm zu machen,
während andere ihr Leben lang arbeiten und mit jedem Pfennig rechnen müssen.
Wie hat Friedrich Schiller doch so schön zeitlos gesagt: “Der Schein regiert die Welt und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne.“

Susanne Klatten, ein Beispiel für Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft:
Die Frau ’verdient’ täglich(!) ca. 1.500.000 €.
Aber wie und womit kann man diesen Betrag verdienen?
Setzt verdienen nicht die Erbringung einer Leistung voraus?
Kann ein Mensch tatsächlich eine solche Leistung erbringen und das nicht nur einmal, sondern jeden Tag?
Während in Deutschland Millionen von Menschen an ein paar hundert € knappsen, kassiert Frau Klatten täglich an Zinsen und Dividenden die Summe,
für die sich ein Normalverdiener (3.000 € brutto) 500 Monate oder 42 Jahre lang abplagen muss.
Im klassischen Feudalismus sah das genauso aus.

Das Vermögen der Quandttochter hat sich seit 1990 um über 500% vermehrt(!) und beträgt inzwischen etwa 10 Milliarden €.
Denkt man angesichts solcher Zahlen an die Empfänger von Sozialhilfe, die sich monatlich mit einem ebenfalls leistungslosen Einkommen von etwa 750 Euro zufrieden geben müssen, dann entspricht das ebenfalls leistungslose Monatseinkommen von Susanne Klatten von 45 Millionen € dem von 60.000 Hartz-IV-Empfängern,
die man so gerne als Sozialschmarotzer tituliert.
In einem wirklich kommunistischen System wären solche himmelschreienden Ungerechtigkeiten nicht möglich.

Wen kann es da noch wundern, dass Bildung bei uns nur noch die Bedeutung von unter ’ferner liefen’ hat!

Übrigens: der größte Kommunist war Jesus und ein wirklicher Christ ist Kommunist von Kopf bis Fuß.
Bezeichned, dass man diesen mutigen Mann als Terrorist gekreuzigt hat und bezeichnend auch wer das tat.
Benutzeravatar
niels
Site Admin
Beiträge: 2319
Registriert: Freitag 22. März 2002, 16:15
PLZ: 37075
voller Name: Niels Dettenbach
Wohnort: Göttingen
Kontaktdaten:

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von niels »

erstmal nur:
Ich für meinen Teil würde nicht sagen, dass sich Banken oder der Finanzsektor wirklich in einer wirtschaftlichen Misere befinden, weil alles, was sie eingebrockt haben, gegen den Willen des Steuerzahlers von diesem ausgelöffelt werden muss und ihnen soviel Geld zur Verfügung steht, dass sie nicht einmal auf einen Bruchteil ihrer exorbitanten Boni verzichten müssen.
Doch, genau die haben eine Misere ausgelöst und haben Sie auch immer noch - allerdings ist die Reaktion der Politik fragwürdig, auch wenn die Probleme der beteiligten Banken ohne die Staatshilfe sicher noch größer wären (gegen eine "ordentlich" insolvente Bank habe ich nichts - gegen künstliche Lebenserhaltungsmaßnahmen schon)...
Gute Fachkräfte dürften wohl immer gewillt sein zu arbeiten.
Ja, auch nicht zuletzt deshalb sind sie gut. Es gibt aber m.E. zuviele, die sich in ihrer Qualifikation überschätzen oder zu bequeme Vorstellungen haben - ich sage aber auch nicht alle.
Dass in Deutschland jeder gut Qualifizierte einen Job findet wird von der großen Zahl ins Ausland abgewanderten Spitzenkräfte widerlegt, wobei weniger das Einkommen, als fehlende Arbeitsplätze der Grund ist.
Naja, auch wenn dazu monentan ne Menge TV-Serien über Auswanderer laufen - sooo viele Menschen sind das erstmal nicht und einige, die vor Jahren weg gegangen sind, sind jetzt wieder hier (oder weitergezogen), weil das Zuwandererland heute auch nicht mehr die optimalen Konditionen bietet. Da wird viel übertrieben. OK, bei mittelqualifizierten Fachkräften wie Bau, Krankenhaus usw. gab es wohl den größten Wanderungsboom - vor ein paar Jahren nach den UK, heute eher nach Skandinavien, nachdem die leute aus den UK wieder zurückkommen, weil die Löhne (wie bei uns ja schon länger) nicht mehr zu den Kosten passen.

Bei höherqualifizierten sieht die Lage hingegen erheblich differenzierter aus - je nach Fach und Niveau... Gute Leute können sich Ihr land und Arbeitsplatz aussuchen - egal ob Deutschland oder anderswo - so meine Erfahrung.

Nicht zuletzt tut es eigentlich jedem mal gut in verschiedenen Ländern zu arbeiten bzw. Erfahrungen zu sammeln - das ist ganz normal.


mehr später...
Christel
Senior- Mitglied
Beiträge: 4463
Registriert: Montag 22. Mai 2006, 19:55
PLZ: 99734

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Christel »

Alexxxander hat geschrieben:„Religion ist in Waldorfschulen schon von Bedeutung“
Da bist du wirklich nicht informiert. Nenne mir mal eine Waldorfschule, die Wert auf Religionsunterricht oder gar religiöse Erziehung legt, die wirst du nicht finden, dergleichen wäre mit der Steinerschen Pädagogik nicht vereinbar, weil sie das Gegenteil von Indoktrination zum Ziel hat, die Freiheit der Kinder.

Welche Unterrichtsinhalte sollen nicht zeitgemäß sein?

Was gibt es am Klassenleitersystem auszusetzen?
Nun, ich denke schon hinreichend informiert zu sein. Siehe:

Der Religiöse Hintergrund ist hier ganz gut dargestellt:
http://www.gemeindedienst.de/weltanscha ... anthro.htm
Anthroposophische Bewegung:
Anthroposophische Gesellschaft,
Waldorf-Pädagogik, Christengemeinschaft
Einige Auszuge:
Die Anthroposophie kann als eine Weiterentwicklung des Gedankenguts der Theosophie betrachtet werden und teilt deren esoterisches Welt- und Menschenbild. Auch Steiner geht von einer "objektiven" Erkenntnis übersinnlicher Welten aus. Wie die Theosophie beschreibt er die kosmische Entwicklung und die Menschheitsgeschichte als eine geistige Evolution, in der der Mensch, (der in verschiedene Körperhüllen gegliedert ist wie Ätherleib, Astralleib etc.) sich in verschiedenen Reinkarnationen durch das Gesetz des Karma weiterentwickelt, bis er als ein rein geistiges Wesen zum Göttlichen zurückkehrt. Die theosophische Gesellschaft war 1875 in New York von Helena P. Blavatsky und St. Okcott gegründet worden, Steiner wurde von 1901 bis 1912 Sekretär der deutschen Sektion. Im Gegensatz zu den Theosophen, die hinter allen Religionen eine einzige Urreligion annehmen und stark an der östlichen Religiosität orientiert sind, suchte Steiner einen westlichen Weg.
Waldorf-Pädagogik
In der Praxis spielt die Begegnung mit der anthroposophischen Pädagogik für die Gemeindearbeit eine besondere Rolle. Viele Eltern - auch bewusst evangelische Gemeindeglieder - schicken ihre Kinder auf eine Waldorfschule oder in einen Waldorf-Kindergarten, weil sie deren ästhetisch reichhaltige, entwicklungsorientierte Pädagogik schätzen. Eine Zustimmung zum esoterischen System Steiners ist damit häufig nicht verbunden. Allerdings darf nicht übersehen werden, dass die Entwicklungslehre Steiners, auch wenn sie nicht ausdrücklich gelehrt wird, hinter der Pädagogik steht, und dass sie weder mit dem christlichen Menschenbild noch mit einer wissenschaftlichen Entwicklungspsychologie ohne weiteres vereinbar ist.
Für nicht zeitgemäß halte ich esoterische Inhalte wie das Menschenbild:
http://de.wikipedia.org/wiki/Waldorfschule
Die Viergliederung des Menschen beschreibt neben dem physischen Körper drei weitere "Wesensglieder" des Menschen, die nur übersinnlich wahrnehmbar sind. Der Ätherleib sei Träger der Wachstumskräfte, der Astralleib Träger des Seelenlebens und das Ich ein unsterblicher, geistiger Kern im Menschen. Jedes dieser Glieder verlässt zu einem bestimmten Zeitpunkt des Lebens seine übersinnliche Hülle, werde also "geboren", wie der physische Leib geboren wird, indem er die leibliche Hülle der Gebärmutter verlässt. Diese übersinnlichen Geburten erfolgten in Abständen von sieben Jahren, weshalb die anthroposophische Anthropologie die Entwicklung des Kindes in Jahrsiebte einteilt.
Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Anthroposo ... roposophie

Da wir vom Abitur sprechen: Die Waldorfschule bietet die Möglichkeit des Abiturs, aber zielt nicht darauf hin.

http://de.wikipedia.org/wiki/Waldorfschule
Obwohl die Waldorfpädagogik nicht auf staatliche Schulabschlüsse ausgerichtet ist, bieten die meisten Waldorfschulen eine zusätzliche, dreizehnte Jahrgangsstufe an, um die Schüler auf das Abitur oder die Fachhochschulreife vorzubereiten. Statt des waldorftypischen, fachpraktischen Unterrichts erhalten sie einen vertiefenden Unterricht in den abiturrelevanten Fächern. In Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Niedersachsen und seit 2008 auch in Nordrhein-Westfalen wird das staatliche Zentralabitur geschrieben.
http://www.focus.de/schule/lernen/schul ... 95736.html
Korbflechten, Brotbacken, Schmieden war den zehn Waldorfschülern nicht genug. Die Hauptfächer kamen ihrer Ansicht nach zu kurz. Dafür sollten sie dann in der 13. Klasse pauken, was das Zeug hält, um auf das Niveau der staatlichen Gymnasien zu kommen. Diesen Stress wollten sich Milena Minuth und ihre Klassenkameraden ersparen.
Die teils sehr massive Kritik an der Waldorfpädagogik müßte Dir bekannt sein:
http://www.menschenkunde.com
http://www.bipomat.de/waldorf/Waldorfsc ... elicht.pdf
http://www.akdh.ch/ps/ps_report.html
Schlüsselfigur ist der Klassenlehrer, acht Jahre lang führt er allein die Kinder durch den Lehrstoff - ohne Schulbücher. Diese Pädagogik ist mit einem Mann verbunden, dessen Bild in fast jeder Waldorfschule hängt - Rudolf Steiner.
http://www.akdh.ch/ps/ps_report.html
»Eine Schule, die rassistisch geprägt und weltanschaulich sehr einseitig auf Steiner ausgerichtet ist. Es ist also eine Führerfigur, die ich eigentlich so nie für meine Kinder für meine Kinder hätte haben wollen. Im Geschichtsunterricht wurde von Rassen gesprochen. Die Völker wurden kategorisiert, und diese ganze Evolutionstheorie, mir ist das alles etwas eigenartig.«
VG
Christel
„Jesus Christus, der Auferstandene, das bedeutet, dass Gott aus Liebe und Allmacht dem Tod ein Ende macht und eine neue Schöpfung ins Leben ruft, neues Leben schenkt.“ Dietrich Bonhoeffer (Das Wunder der Osterbotschaft)
Alexxxander
Senior- Mitglied
Beiträge: 239
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 00:42
PLZ: 37318
Wohnort: Arenshausen

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

gelöscht
Zuletzt geändert von Alexxxander am Samstag 11. April 2009, 23:58, insgesamt 1-mal geändert.
Alexxxander
Senior- Mitglied
Beiträge: 239
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 00:42
PLZ: 37318
Wohnort: Arenshausen

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

gelöscht
Zuletzt geändert von Alexxxander am Samstag 11. April 2009, 23:57, insgesamt 1-mal geändert.
Alexxxander
Senior- Mitglied
Beiträge: 239
Registriert: Dienstag 6. Januar 2009, 00:42
PLZ: 37318
Wohnort: Arenshausen

Re: Proteste gegen "Turbo-Abitur"?!

Ungelesener Beitrag von Alexxxander »

Ich meine es wirklich nicht böse und will dich auch bestimmt nicht herabsetzen oder beleidigen, aber auf deinen Beitrag kann man nicht antworten.
Nirgendwo ist ein Satz zu finden der darauf schließen ließe, dass du auf Grund eigener Erfahrung argumentierst.

Dein ganzer Beitrag besteht aus Zitaten und Hinweisen aus 2.Hand, die du nicht überprüft hast, nicht überprüfen kannst. Und damit willst du etwas beweisen! Was soll das? Das ist nicht seriös, ohne Niveau und kann nicht als Diskussionsgrundlage dienen. Damit kannst du nicht überzeugen.

Was du uns hier vorgeführt hast ist selektive Wahrnehmung, basierend auf Voreingenommenheit.
Eine simple Zusammenstellung von Meinungen kontra Waldorfschule.
Kannst du dir vorstellen, dass es zu diesem Schulsystem soviel Zuspruch wie Ablehnung gibt, wie zu jedem anderen Schulsystem übrigens auch.

Du hast nicht zum ersten Mal blindlings aus wikipedia übernommen und behauptest somit ausreichend informiert zu sein. Wenn du das glaubst, ist das deine persönliche Sache. Nimm’s mir bitte nicht übel, aber es gibt doch noch Einiges, was über deinen Horizont geht, auch wenn du es nicht vermisst.

Auf eines will ich aber antworten, weil es einfach nicht akzeptiert werden darf:
»Eine Schule, die rassistisch geprägt und weltanschaulich sehr einseitig auf Steiner ausgerichtet ist. Es ist also eine Führerfigur, die ich eigentlich so nie für meine Kinder für meine Kinder hätte haben wollen. Im Geschichtsunterricht wurde von Rassen gesprochen. Die Völker wurden kategorisiert, und diese ganze Evolutionstheorie, mir ist das alles etwas eigenartig.«
Fehlt nur noch antisemitisch!

Bevor du so einen Unsinn übernimmst, solltest du dir mal überlegen, was der Schreiber dieses Artikels beabsichtigt, wenn er von Führerfigur und rassistisch spricht.
Gerade auf reformpädagogischen Schulen werden die Kinder zu Toleranz und friedfertigem Umgang miteinander erzogen, da ist so ein Vorwurf blanke Diffamierung.

Wenn jemand die Evolutionstheorie ablehnt, dann soll er halt glauben, die Welt sei in
7 Tagen erschaffen worden, aber er sollte doch die Toleranz aufbringen, andere Meinungen als solche zu akzeptieren.

Ein wirklich gut gemeinter Ratschlag: Du solltest in deinem ureigensten Interesse nicht einfach Meinungen anderer blindlings übernehmen.
Mach dir selbst ein Bild und transportiere nicht die Meinung anderer, die du auf ihren Wahrheitsgehalt hin nicht kontrollieren kannst.
Mit soviel naiver Glaubwürdigkeit wird man leicht Opfer von Bauernfängern.

Übrigens: Wenn das Waldorfsystem so schlecht ist, wie du uns vermitteln willst, warum hat dann Enja Riegel auf einer staatlichen Schule in Wiesbaden in Anlehnung an dieses System so durchschlagenden Erfolg gehabt, dass ihre Schüler in allen Pisastudien das finnische Niveau erreicht haben?
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 113 Gäste