Bevor jemand so locker von Sammelsurium der Reformpädagogik spricht, sollte er/sie sich doch mal gründlich mit dem Thema auseinandersetzen.
Einfach zu sagen, auf eine Waldorfschule würde ich z.B. mein Kind nie schicken, ohne dies zu begründen, beweist Unkenntnis.
Nun, als Eltern kann man sich heute die verschiedenen ("Sammelsurium") Schulen wie deren Schulbetrieb / Lehrinhalte anschauen, um sich so selbst ein Bild zu machen (wenn es denn die Eltern interessiert) um sich daraufhin für die "beste" Schule zu entscheiden.
Für meinen Geschmack käme für meine Kinder wahrscheinlich keine Waldorfschule in Frage (religiös bin ich übrigens nicht), so zumindest mein persönlicher Eindruck bei der Suche nach einer Schule für meine Neffen. Das mag aber jeder gern anders sehen.
Wie kann man nur behaupten, es gäbe weder das ideale Schul- noch Erziehungskonzept.
Hmm, ich halte kein Konzept für "vollkommen" bzw. "ideal" - erhebliche Unterschiede sehe ich aber schon. Je nachdem welche Werte und Lebensziele man verfolgt wird man sich für das ein - oder andere Konzept entscheiden (oder es gar für "ideal" halten). Allerdings scheinen schon einige Konzepte besonders gut (oder besonders schlecht) zu funktionieren, wenn man Wissen und Können als Maßstab anlegt.
Woran orientieren sich Eltern bei ihrer Erziehung, wenn sie so etwas von sich geben? Wahrscheinlich an dem, was die ach so kompetente Religion verkündet!
Ich stimme voll zu, dass Bildung nicht mehr den Stellenwert besitzt, wie in früheren Zeiten, bei weitem nicht mehr. Das hängt wohl v.a. auch damit zusammen, dass sich Studium nicht mehr bezahlt macht. Wir erleben ja jetzt gerade wieder, dass viele tausend Maschinenbauingenieure arbeitslos sind, aber auch Psychologen und Lehrer, obwohl diese dringend gebraucht würden.
Das sehe ich - zumindest für ingenieurwissenschaftliche Fächer - überhaupt nicht so. Mir sind eine Menge Unternehmen bekannt, die händeringend nach wirklich guten Ingenieuren / Fachleuten suchen und diese auch gern gut bezahlen möchten. Allerings liegen deren "Ansprüche" oft höher, als diese von vielen aktuell nicht beschäftigten Hochschulabsolventen bedient werden können (oder wollen?). Ein Arbeitgeber benötigt konkretes "Können" (denn nur das kann er verkaufen um so den Lohn zu refinanzieren) - das Wissen allein ist da meist zweitrangig. Er muß im Wettbewerb bestehen können - und die Wettbewerber haben oft auch gute Leute.
Gute "Fachleute" zeigen ein hohes Interesse, Engagement und möglichst auch umfassende Erfahrungen (oder stattdessen eine höhere Flexibilität) auf ihrem "Fachgebiet". Die Zeiten, das ein guter Studienabschluß automatisch einen sicheren, hochbezahlten Job bedeuteten, sind allerdings lange vorbei. Nur eigenständiges (also "eigen" und "ständig") Fortbilden auf dem Fachgebiet - auch mit Blick auf die Bedürfnisse der Märkte bzw. der (potentiellen) Arbeitgeber - sichert einen dauerhaften Erfolg. Verträge werden heute i.d.R. kürzer eingegangen - oft sogar nur noch projektbasiert. Erfolgreich sind die, die sich laufend auf neue Aufgaben und Projekte einlassen und flexibel einarbeiten können. Viele Absolventen nehmen heute ihren "Job" selbst in die Hand und agieren selbstständig / freiberuflich, wenn Ihnen niemand den "passenden" Job anbieten kann.
Als Unternehmer sehe ich selbst, das z.B. die Studieninhalte vieler (ich sage nicht aller) Informatik-Absolventen häufig nicht für ein effizientes, marktgerechtes Arbeiten taugen. Gute Leute findet man nur unter denen, die sich selbst (meist in Eigeninitiative) über Jahre um praxisrelevantes Wissen und Erfahrungen bemühten. Solche Leute haben - so meine Erfahrung - selten ein Jobproblem.
Bei Lehrern sieht das momentan anders aus, aber mit einer wachsenden privatfinanzierten Bildungslandschaft wird es auch hier einen echten Wettbewerb geben, den es bisher so quasi kaum gab. Sehr gute Lehrer / Pädagogen werden auch dann gute Jobs finden. Immer mehr Eltern sind bereit für eine gute Bildung der Kinder zu zahlen.
Zu Psychologen kann ich mir kaum ein Bild machen. Habe mal gehört, das es schlicht zu viele Absolventen gibt. Gute Psychologen finden aber auch heute einen Job - meist in der Selbstständigkeit.
Im Bemühen der Unis auf diese "neuen Anforderungen" einzugehen, hat man neue - "interdisziplinäre" Studiengänge geschaffen mit dem Resultat, das die Absovlenten zwar von vielem etwas wissen - aber i.d.R. nichts wirklich fundiert können (ein aktuelles Beispiel: "Studiengang Medientechnik").
Für diese Kriminellen wird Geld in zig Milliardenhöhe im Handumdrehen locker gemacht, Bildung schaut in die Röhre. So garantiert man den Niedergang einer Industrienation.
Al "Industrienation" hat Deutschland keine großen Aussichten - die Arbeitsplätze sind viel zu teuer - die Lohnansprüche auch viel zu hoch. Hohe Löhne aber lassen sich auf dem Weltmarkt nur mit hohem Fachwissen und -können erzielen - weshalb Frau Merkel ja (folglich zu recht) nun auch die "Bildungsrepublik" ausgerufen hat. Nur vom Ziel sind wir leider noch erheblich weit weg...
In der Breite der "Industrie" benötigen aber verhältnismäßig wenige Arbeitsplätze wirklich hohes Fachwissen. Aus meiner Sicht fehlt bei vielen Deutschen immer noch die Bereitschaft, auf diese neuen Anforderungen einzugehen, zu sehr wurden viele Deutsche wohl in den vergangenen Jahrzehnten "verwöhnt" und selbst einfache Facharbeiter bei z.B. einem Automobilkonzern konnten einen hohen, gesicherten Lebensstandard führen, wie kaum anderwo auf dem Planeten und selbst viele Studierte nicht. Eigeninitiative oder Flexibilität war selten bis gar nicht nötig - man mußte nur pünktlich zur Schicht erscheinen, brauchte lebenslang meist auch nicht mal den Wohnort wechseln - und laufende Fortbildung verstehen selbst heute noch viele Deutsche als eine "Arbeitgebermaßnahme", Flexibilität wird oft sogar mit "Ausbeutung" gleichgesetzt.
Wenn wir auf diesem Planeten auch in Zukunft meinen besser leben zu müssen als 90% der anderen Menschen, dann müssen wir auch besser SEIN als die anderen 90% und auch entprechend mehr Verantwortung übernehmen. Es wird nicht so "selbstverständlich" wie bisher bleiben, das wir - nur weil wir historisch bedingt Europäer (oder Deutsche) sind - auf einen vielfach höheren Lebenstandard und Ressourcenverbrauch Anspruch erheben können als die meisten anderen Völker der Erde.