Was wärd aus Thüringen ?

politisches im und aus dem Eichsfeld, Thüringen, Deutschland und EU

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Politik im Eichsfeld
Kategorie: Politik im Eichsfeld
Josef
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Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von Josef »

Bin genau wie Frau MPin Lieberknecht ausgeprägter Realist.
Was wärd dann wenn die Ohlen nich meh do sind ? Kinn Gald meh do ...
Mit wenigen Ausnahmen gibt es dann viel Elend und Niedergang. Wie sagte doch der dicke Schuster (Witschaftsminister) auf der Titelseite der TLZ :"Niedriglohn ist unsere Stärke!"
>In einigen Jahren werden manchen ob diesem Satz die Augen noch gewaltig aufgehen. Auch Leuten,die jetzt so selbstbewußt glauben Sie wären nicht betroffen. >Scheidung, Arbeitsplatzverlust, Krankheit .... schon sind viele Messen gesungen. "Optimisten hängen sich jetzt auf , um das große Elend garnicht mehr erleben zu müssen" ... nur ´n Spaß- "Neues aus der Anstalt".
Auch wenn das EIC einigermaßen gut dasteht, Häuser wird man in absehbarer Zeit für´n Appel bekommen. Wird kaum noch Nachfrage sein bei Hungerlohn und Arbeitsplatzmangel. Auch der tollste Traumkredit muß abbezahlt werden ...
Das Leben wird sich nachhaltig verändern.
> Jetzt
lacht man noch über mich, wegen den Tieren. Kein Huhn lohnt - richtig . >> NOCH nicht !
Als ich 2000 begann MASSIV Brennholz einzubunkern (zig Tonnen Dimension) lachten viele - nicht alle. Heute kommt bei ersteren teils Neid auf. Die Preise für Stammholz sind nach meinen Berechnungen um das 1,4fache angestiegen seit damals...
Liebe Mitmenschen - wie denkt Ihr darüber ?
Freundlich
Josef der Holzsammler :wink:
Heinrich5

Re: Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von Heinrich5 »

Hallo Josef,
was soll schon aus Thüringen werden? Wohl so etwas ähnliches wie Mecklenburg–Vorpommern.
Ossiland wird Rentnerland.
"Niedriglohn ist unsere Stärke!"
So ist es. Die Jugend wandert nach Bayern ab, weil deren Stärke ein ordentlicher Lohn ist. Damit wird Ossiland immer älter. Die Ost-Renten werden mit Niedriglohn auch für den Staat erträglicher denn die Renten werden nicht so hoch wie West-Renten werden. Ostrentner werden in Zukunft nicht mehr mit ihrer Rente auskommen können und Zuschüsse erhalten..
Häuser wird man in absehbarer Zeit für´n Appel bekommen.
Das gilt aber nicht für Ossis. Diese gute Gelegenheit nehmen West-Rentner immer mehr in Anspruch. Die ziehen um in den Osten wegen der relativ niedrigen Mieten bzw. wegen der relativ preiswerten Häuser.
> Naja, die Tochter is auf´n Gymnasium und Sie ist gut - mein ganzer Stolz !
Ist ja wenigstens noch ein Lichtblick- Vielleicht bleibt sie ja doch Thüringen erhalten..

Gruß.
Heinrich5
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niels
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Re: Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von niels »

Häuser wird man in absehbarer Zeit für´n Appel bekommen.
Das gilt aber nicht für Ossis. Diese gute Gelegenheit nehmen West-Rentner immer mehr in Anspruch. Die ziehen um in den Osten wegen der relativ niedrigen Mieten bzw. wegen der relativ preiswerten Häuser.
Seit wann gibt es zweierlei Preise für Immobilien in Thüringen? Vielleicht sollte ich mein Gewerbe in Göttingen anmelden um dann mit Immobilien zu schachern?
ne, mal ehrlich - die Preise für Immobilien bestimmt immer noch der Markt.
> Naja, die Tochter is auf´n Gymnasium und Sie ist gut - mein ganzer Stolz !
Warum?
Begleitest Du Sie zum Unterricht?
was soll schon aus Thüringen werden? Wohl so etwas ähnliches wie Mecklenburg–Vorpommern.
Ossiland wird Rentnerland.
achja:
Wir sind jetzt keine "Ostdeutschen" mehr...
...wir sind jetzt "Westpolen" ;)
Liborius
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Re: Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Josef hat geschrieben:Bin genau wie Frau MPin Lieberknecht ausgeprägter Realist.
Was wärd dann wenn die Ohlen nich meh do sind ? Kinn Gald meh do ...
Mit wenigen Ausnahmen gibt es dann viel Elend und Niedergang. Wie sagte doch der dicke Schuster (Witschaftsminister) auf der Titelseite der TLZ :"Niedriglohn ist unsere Stärke!"
>In einigen Jahren werden manchen ob diesem Satz die Augen noch gewaltig aufgehen. Auch Leuten,die jetzt so selbstbewußt glauben Sie wären nicht betroffen. >Scheidung, Arbeitsplatzverlust, Krankheit .... schon sind viele Messen gesungen. "Optimisten hängen sich jetzt auf , um das große Elend garnicht mehr erleben zu müssen" ... nur ´n Spaß- "Neues aus der Anstalt".
Auch wenn das EIC einigermaßen gut dasteht, Häuser wird man in absehbarer Zeit für´n Appel bekommen. Wird kaum noch Nachfrage sein bei Hungerlohn und Arbeitsplatzmangel. Auch der tollste Traumkredit muß abbezahlt werden ...
Das Leben wird sich nachhaltig verändern.
> Jetzt
lacht man noch über mich, wegen den Tieren. Kein Huhn lohnt - richtig . >> NOCH nicht !
Als ich 2000 begann MASSIV Brennholz einzubunkern (zig Tonnen Dimension) lachten viele - nicht alle. Heute kommt bei ersteren teils Neid auf. Die Preise für Stammholz sind nach meinen Berechnungen um das 1,4fache angestiegen seit damals...
Liebe Mitmenschen - wie denkt Ihr darüber ?
Freundlich
Josef der Holzsammler :wink:
Ossiland wird zu einem Rentnerparadies. Bereits jetzt sind Weimar und Görlitz bevorzugte Ruhesitze für betuchte Rentner und Pensionäre.
http://www.welt.de/politik/article10869 ... adies.html

Viele Rentner merken nämlich das die Provence-Alpes-Côte-d'Azur oder Andalusen doch nicht das gelbe vom Ei ist, besonders wenn die Wehwehchen beginnen. Die Thüringer haben neben Weimar noch andere schöne Ecken, hier könnte man mehr vom Kuchen reicher Rentner etwas abzwacken.
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niels
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Re: Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von niels »

...wenn die Wehwe3hchen beginnen.
Das ist absoluter Quark, denn auch in Spanien wie in Frankreich gibt es ausgezeichnete Krankenhäuser und medizinische Institute. Die Krankenhausversorgung (insbesondere in Spanien) selbst ist oft sogar noch komfortabler und intensiver als In Deutschland.

Allerdings sollte man schon etwas spanisch Bzw. französisch sprechen, dessen Erlernung ich - wenn man in ein anderes Land zieht - für selbstverständlich halte.

Immerhin halte nicht nur ich die Lebensqualität - gesunde, frische, abwechslunsgreiche Nahrung, gesundes Klima, wenig bis kein Stress, freundliche Mitmenschen usw. - für einen der wichtigsten Faktoren für ein langes Leben.

In Thüringen dagegen gibt es m.W. in weiten Teilen einen Ärztemangel. Zudem werden auch wir Deutsche imme mehr Gesundheitsleistungen aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.

Muß man eh nach Berlin ins Krankenhaus fahren, kann man für relativ ähnliche Kosten- und Aufwandsstrukturen auch mit nem Flieger nach Deutschland fliegen.

Ja,
Thüringen scheint fast nur noch auf alte und kranke Menschen zu setzen. Allein in Heiligenstadt gibt es gleich zig Altenheime wie die neuen Kuranlagen, Kultur beschränkt sich fast nur auf's "Kulturhaus" und abends um 10 werden die Gehsteige hochgeklappt. Für die Jugend wurde in der Vergangenheit kaum bis keine Politik gemacht - man hatte den Eindruck, man sähe Jugendliche - mit ihren Bedürfnissen - eher als "Störfaktor" in einer auf Rentner ausgerichtete Stadt. Jugendarbeit überließ man bisher hauptsächlich der Villa-Lampe (die im gesamten Eichsfeld ja wirklich recht aktiv ist) wie ev. noch Feuerwehr und Fußballverein - nicht nur m.E. schlicht zuwenig für eine "Stadt".

Es gibt ja nicht mal nen ordentliches Restaurant mehr, in das man einen Geschäftspartner einladen könnte. Für Jugendliche über 18 gibt es 1-2 "Kneipen", kein Kino, keine Disco und kaum Veranstaltungen - selbst an den Wochenenden. Früher noch mögliche Tanzveranstaltungen wurden gegen Null gefahren. Immer mehr Jugendliche oder junge Menschen zieht es nach Göttingen oder gar Kassel - oft auch beruflich und damit irgendwann auch den Wohnsitz. Viele kommen nur noch wegen ihrer Eltern hierher - wird es die irgendwann nicht mehr geben, werden noch mehr wegbleiben oder wegziehen.

Ärgerlich ist, das es oft die am besten oder jedenfalls gut ausgebildeten Jungen sind, die die Region - meistens dauerhaft - verlassen. Die mit hohem Engagement angekurbelten "Rückwerbeaktionen" haben daran bisher wenig geändert.

Aber auch viele Ältere, die noch mobil sind - fahren für größere Einkäufe und Anschaffungen nach Göttingen, da die Auswahl dort wesentlich breiter und der Preiswettbewerb transparenter ist. Geht man in Heiligenstadt "einkaufen" (oder neudeutsch "shoppen") bietet der "Wilhelm" ein eher übersichtliches Sortiment, oft schwierige Parkmöglichkeiten, ein schwer zu laufendes Kopfsteinpflaster und oft keine sachlichen oder nicht gerade freundliche Beratungen in einigen Läden. Preise liegen oft über denen in Göttingen. Einen regelmäßigen "Bio-"Wochenmarkt mit einer breiten Auswahl landwirtschaftlicher Produkte ist ebensowenig voirhanden wie ein regelmäßiger Flohmarkt - beides eher selbstverständlich in anderen Städten der (westlichen) Umgebung.

Aber auch die Anlagen ider umgebenden Natur sind oft vergleichsweise (be-)dürftig. Es gibt ebensowenig öffentliche Grillplätze, Abfalleimer oder gut laufbare Wanderwege und beim Wandern / Spazieren auf den Waldwegen muß man aufpassen nicht von Motorrad oder Autofahrern umgefahren zu werden.. Einen Veranstaltungsort in der Natur scheint es auch nicht zu geben.

Nicht viel besser sieht das öffentliche Verkehrsnetz aus (wie allerdings fast überall in Deutschland - verglichen mit z.B. Spanien) - es ist teuer, oft unkomfortabel und man erreicht viele Orte nur zeitlich unflexibel und aufwendig mit Umsteigen, langer Warterei im Kalten - wenig "anziehend" für Rentner und Pensionäre.

Während z.B. öffentliche Einrichtungen und Angebote für die Bürger selbstverständlich sind und eine wichtige Rolle spielen, scheint man hier derartige Einrichtungen sukzessive abzubauen - von Bibliotheken über Gemeinschaftsräume, "Polikliniken" und medizinische Dienste, öffentliche Verkehrsmittel, Museen, Theater und Musik, Märkte, öffentliche (Weiter-)Bildungseinrichtungen, von jedem Bürger frei "benutzbare" Parks und Grünflächen, Gärten, Grillplätze uvvm.

Für junge Menschen hat die Region Thüringen / Eichsfeld bis heute recht wenig zu bieten - abgesehen von einzelnen Städten gibt es ebensowenig kulturelle wie wirtschaftliche Vielfalt und auch große Teile der Wirtschaft halten sich hauptsächlich mit Fördermitteln- und Programmen - direkt oder indirekt - über Wasser. Das Thüringen noch nicht "Mac-Pom" ist, dürfte einzig an der Grenznähe der meisten Regionen Thüringens liegen. Auch Frau Lieberknecht wird - so denke ich - das "Ruder nicht rumreißen" bzw. fehlt ihr das Konzept für einen regionalen, nachhaltigen Aufschwung der wenigstens größere Teile der Thüringer "mitnimmt".

Dabei liegen die Preise für Baugrund oder Immobilien z.B. in HIG kaum unter denen in Göttingen oder ähnlichen Städten - ebenso in den Einzugsgebieten. Die Mietpreise ähneln denen im Zentrum Berlins oder manch anderer Großstadt. Wirklich "billig" ist es nur dort in Thüringen, wo sich Fuchs und Haase immer noch ne "Gute Nacht" wünschen.

Der (wenige) "Erfolg" stützt und beschränkt sich bisher auf einige wenige VGs oder Kommunen, die von flexibleren, moderner strukturierten wie aufgestellten Verwaltungen / Verwaltungsvertretern "organisiert" werden. Diesen aber macht man es nicht selten politisch schwierig ihre Ideen und Engagements wirklich effektiv wie effizient umzusetzen.

Das in einer Zeit der "Urbanisierung" einzig verbleibende "interessante" ist die Natur der Region, weshalb man auch große Hoffnung auf Tourismus legt. Aber auch dazu fehlt ein die Gäste nachhaltig ansprechendes eigenes Konzept - auch wenn man mehr oder weniger eifrig versucht die "Erfahrungen" anderer (erfolgreicherer) Regionen zu kopieren sucht - es gab und gibt eine Vielzahl anderer Regionen mit ähnlich interessanter oder gar interessanterer Natur. Immerhin wird auch Thüringen immer mehr zugebaut und die Wälder für alle möglichen Zwecke "umgepflügt", so das die "unberührte" Natur bereits heute kaum noch zu finden ist. Dennoch wird auch ein erfolgreiches Tourismuskonzept kaum den wirtschaftlichen Erfolg, den wir brauchen, nah- bis mittelfristig heben.

Spätestens wenn die Transferleistungen in den ehem. "Osten" gedrosselt oder gar eingestellt werden, dürfte das gesamte Ausmaß der Problematik sichtbar werden.

Offenbar hofft man tatsächlich, das die dann hier lebenden Alten genug Rente aufgebaut oder mitgebracht haben um damit wesentliche Teile der hiesigen Wirtschaft zu sützen. Ich denke nicht, das dies auch nur einen kleinen "Aufschwung" bringen kann. Aber auch Rentner, die sich für "Deutschland" als Alterssitz entscheiden und Geld haben erwarten eine gute Infrastruktur, interessante kulturelle Angebote und ein gutes Gesundheitsnetz - aber auch Faktoren der "Lebensqualität" darüberhinaus. Und da steht Thüringen selbst europaweit in hartem "Wettbewerb". Allein der Feldgiecker und grüner Wald werden die Leute jedenfalls kaum nachhaltig überzeugen. Der Weg zur nächsten Großstadt ist ebensoweit wie der zum nächsten Airport (Hannover, Frankfurt - sehr eingeschränkt vielleicht noch Kassel oder Erfurt). Und auch viele Menschen, die gern in der Natur leben, "reizt" erfahrungsgemäß die Nähe einer größeren Stadt.

Wenn ich die Stimmung in den hiesigen Altenheimen und in die unzufriedenen Gesichter der meisten Menschen sehe wie das Sch*** Wetter in den meisten Monaten des Jahres denke, weiß ich, das ich hier z.B. nur äUßerst ungern mein "Altenteil" verbringen möchte. Dafür habe ich bereits zuviele Alternativen gesehen, die mich (und wohl auch einige andere) mehr ansprechen würden.
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niels
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Re: Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von niels »

...wenn die Wehwe3hchen beginnen.
Das ist absoluter Quark, denn auch in Spanien wie in Frankreich gibt es ausgezeichnete Krankenhäuser und medizinische Institute. Die Krankenhausversorgung (insbesondere in Spanien) selbst ist oft sogar noch komfortabler und intensiver als In Deutschland.

Allerdings sollte man schon etwas spanisch Bzw. französisch sprechen, dessen Erlernung ich - wenn man in ein anderes Land zieht - für selbstverständlich halte.

Immerhin halte nicht nur ich die Lebensqualität - gesunde, frische, abwechslunsgreiche Nahrung, gesundes Klima, wenig bis kein Stress, freundliche Mitmenschen usw. - für einen der wichtigsten Faktoren für ein langes Leben.

In Thüringen dagegen gibt es m.W. in weiten Teilen einen Ärztemangel. Zudem werden auch wir Deutsche imme mehr Gesundheitsleistungen aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.

Muß man eh nach Berlin ins Krankenhaus fahren, kann man für relativ ähnliche Kosten- und Aufwandsstrukturen auch mit nem Flieger nach Deutschland fliegen.

Ja,
Thüringen scheint fast nur noch auf alte und kranke Menschen zu setzen. Allein in Heiligenstadt gibt es gleich zig Altenheime wie die neuen Kuranlagen, Kultur beschränkt sich fast nur auf's "Kulturhaus" und abends um 10 werden die Gehsteige hochgeklappt. Für die Jugend wurde in der Vergangenheit kaum bis keine Politik gemacht - man hatte den Eindruck, man sähe Jugendliche - mit ihren Bedürfnissen - eher als "Störfaktor" in einer auf Rentner ausgerichtete Stadt. Jugendarbeit überließ man bisher hauptsächlich der Villa-Lampe (die im gesamten Eichsfeld ja wirklich recht aktiv ist) wie ev. noch Feuerwehr und Fußballverein - nicht nur m.E. schlicht zuwenig für eine "Stadt".

Es gibt ja nicht mal nen ordentliches Restaurant mehr, in das man einen Geschäftspartner einladen könnte. Für Jugendliche über 18 gibt es 1-2 "Kneipen", kein Kino, keine Disco und kaum Veranstaltungen - selbst an den Wochenenden. Früher noch mögliche Tanzveranstaltungen wurden gegen Null gefahren. Immer mehr Jugendliche oder junge Menschen zieht es nach Göttingen oder gar Kassel - oft auch beruflich und damit irgendwann auch den Wohnsitz. Viele kommen nur noch wegen ihrer Eltern hierher - wird es die irgendwann nicht mehr geben, werden noch mehr wegbleiben oder wegziehen.

Ärgerlich ist, das es oft die am besten oder jedenfalls gut ausgebildeten Jungen sind, die die Region - meistens dauerhaft - verlassen. Die mit hohem Engagement angekurbelten "Rückwerbeaktionen" haben daran bisher wenig geändert.

Aber auch viele Ältere, die noch mobil sind - fahren für größere Einkäufe und Anschaffungen nach Göttingen, da die Auswahl dort wesentlich breiter und der Preiswettbewerb transparenter ist. Geht man in Heiligenstadt "einkaufen" (oder neudeutsch "shoppen") bietet der "Wilhelm" ein eher übersichtliches Sortiment, oft schwierige Parkmöglichkeiten, ein schwer zu laufendes Kopfsteinpflaster und oft keine sachlichen oder nicht gerade freundliche Beratungen in einigen Läden. Preise liegen oft über denen in Göttingen. Einen regelmäßigen "Bio-"Wochenmarkt mit einer breiten Auswahl landwirtschaftlicher Produkte ist ebensowenig voirhanden wie ein regelmäßiger Flohmarkt - beides eher selbstverständlich in anderen Städten der (westlichen) Umgebung.

Aber auch die Anlagen ider umgebenden Natur sind oft vergleichsweise (be-)dürftig. Es gibt ebensowenig öffentliche Grillplätze, Abfalleimer oder gut laufbare Wanderwege und beim Wandern / Spazieren auf den Waldwegen muß man aufpassen nicht von Motorrad oder Autofahrern umgefahren zu werden.. Einen Veranstaltungsort in der Natur scheint es auch nicht zu geben.

Nicht viel besser sieht das öffentliche Verkehrsnetz aus (wie allerdings fast überall in Deutschland - verglichen mit z.B. Spanien) - es ist teuer, oft unkomfortabel und man erreicht viele Orte nur zeitlich unflexibel und aufwendig mit Umsteigen, langer Warterei im Kalten - wenig "anziehend" für Rentner und Pensionäre.

Während z.B. öffentliche Einrichtungen und Angebote für die Bürger selbstverständlich sind und eine wichtige Rolle spielen, scheint man hier derartige Einrichtungen sukzessive abzubauen - von Bibliotheken über Gemeinschaftsräume, "Polikliniken" und medizinische Dienste, öffentliche Verkehrsmittel, Museen, Theater und Musik, Märkte, öffentliche (Weiter-)Bildungseinrichtungen, von jedem Bürger frei "benutzbare" Parks und Grünflächen, Gärten, Grillplätze uvvm.

Für junge Menschen hat die Region Thüringen / Eichsfeld bis heute recht wenig zu bieten - abgesehen von einzelnen Städten gibt es ebensowenig kulturelle wie wirtschaftliche Vielfalt und auch große Teile der Wirtschaft halten sich hauptsächlich mit Fördermitteln- und Programmen - direkt oder indirekt - über Wasser. Das Thüringen noch nicht "Mac-Pom" ist, dürfte einzig an der Grenznähe der meisten Regionen Thüringens liegen. Auch Frau Lieberknecht wird - so denke ich - das "Ruder nicht rumreißen" bzw. fehlt ihr das Konzept für einen regionalen, nachhaltigen Aufschwung der wenigstens größere Teile der Thüringer "mitnimmt".

Dabei liegen die Preise für Baugrund oder Immobilien z.B. in HIG kaum unter denen in Göttingen oder ähnlichen Städten - ebenso in den Einzugsgebieten. Die Mietpreise ähneln denen im Zentrum Berlins oder manch anderer Großstadt. Wirklich "billig" ist es nur dort in Thüringen, wo sich Fuchs und Haase immer noch ne "Gute Nacht" wünschen.

Der (wenige) "Erfolg" stützt und beschränkt sich bisher auf einige wenige VGs oder Kommunen, die von flexibleren, moderner strukturierten wie aufgestellten Verwaltungen / Verwaltungsvertretern "organisiert" werden. Diesen aber macht man es nicht selten politisch schwierig ihre Ideen und Engagements wirklich effektiv wie effizient umzusetzen.

Das in einer Zeit der "Urbanisierung" einzig verbleibende "interessante" ist die Natur der Region, weshalb man auch große Hoffnung auf Tourismus legt. Aber auch dazu fehlt ein die Gäste nachhaltig ansprechendes eigenes Konzept - auch wenn man mehr oder weniger eifrig versucht die "Erfahrungen" anderer (erfolgreicherer) Regionen zu kopieren sucht - es gab und gibt eine Vielzahl anderer Regionen mit ähnlich interessanter oder gar interessanterer Natur. Immerhin wird auch Thüringen immer mehr zugebaut und die Wälder für alle möglichen Zwecke "umgepflügt", so das die "unberührte" Natur bereits heute kaum noch zu finden ist. Dennoch wird auch ein erfolgreiches Tourismuskonzept kaum den wirtschaftlichen Erfolg, den wir brauchen, nah- bis mittelfristig heben.

Spätestens wenn die Transferleistungen in den ehem. "Osten" gedrosselt oder gar eingestellt werden, dürfte das gesamte Ausmaß der Problematik sichtbar werden.

Offenbar hofft man tatsächlich, das die dann hier lebenden Alten genug Rente aufgebaut oder mitgebracht haben um damit wesentliche Teile der hiesigen Wirtschaft zu sützen. Ich denke nicht, das dies auch nur einen kleinen "Aufschwung" bringen kann. Aber auch Rentner, die sich für "Deutschland" als Alterssitz entscheiden und Geld haben erwarten eine gute Infrastruktur, interessante kulturelle Angebote und ein gutes Gesundheitsnetz - aber auch Faktoren der "Lebensqualität" darüberhinaus. Und da steht Thüringen selbst europaweit in hartem "Wettbewerb". Allein der Feldgiecker und grüner Wald werden die Leute jedenfalls kaum nachhaltig überzeugen. Der Weg zur nächsten Großstadt ist ebensoweit wie der zum nächsten Airport (Hannover, Frankfurt - sehr eingeschränkt vielleicht noch Kassel oder Erfurt). Und auch viele Menschen, die gern in der Natur leben, "reizt" erfahrungsgemäß die Nähe einer größeren Stadt.

Wenn ich die Stimmung in den hiesigen Altenheimen und in die unzufriedenen Gesichter der meisten Menschen sehe wie das Sch*** Wetter in den meisten Monaten des Jahres denke, weiß ich, das ich hier z.B. nur äUßerst ungern mein "Altenteil" verbringen möchte. Dafür habe ich bereits zuviele Alternativen gesehen, die mich (und wohl auch einige andere) mehr ansprechen würden.
Liborius
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Re: Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von Liborius »

@niels
du scheinst dich mit dem Leben in Südfrankreich oder Spanien gut auszukennen.
Hier irrst du dich aber ein wenig, denn marginale Sprachkenntnisse, die gerade zu Einkaufen ausreichen genügen nicht, um dem Arzt das Problem zu erklären.
Es geht aber dabei eigentlich um etwas anderes. Weder in Frankreich oder in Spanien wird die deutsche Gesundheitskarte anerkannt. Man bekommt eine Rechnung, die sofort zahlbar und die nicht GOÄ konform ist. Damit sind die Erstattungsprobleme vorprogrammiert. Auch der Privatpatient ist im gleichen Dilemma, denn der Arzt dort schlüsselt seine Rechnung entsprechend den Anforderungen der PKV nicht auf.
Ich kenne einige Rentner, die nach ein paar Jahren in Spanien ihre Zelte genervt dort abgebrochen haben und die heute jeden Interessenten davon abraten.
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Re: Was wärd aus Thüringen ?

Ungelesener Beitrag von niels »

...nun,
für Südfrankreich kann und möchte ich mir wohl weniger "aus dem Fenster hängen", ich bin dort lange nicht gewesen und hab dort kaum Bekannte - in Spanien dagegen schon erheblich besser - Verwandte von uns leben dort bereits seit 30-40 Jahren (spanisch-deutsche Ehe sozusagen) mit Familie und Unternehmen. Allerdings habe ich dort vor allem am Meer auch eine Vielzahl "Deutscher" Übersiedler gesehen, die wohl hauptsächlich unter sich bleiben/blieben und von denen mittlerweile sicher auch einige mittlerweile wieder zurück gegangen sind.

Eine hochwertige Gesundheitsversorgung wird auch in Deutschland immer teurer und zudem schwieriger. Wer heute bei manch Facharzt nen Termin haben will, bekommt in immer häufiger nicht unter 2- 3 Monaten oder gar nicht mehr. Wartezimmer sitzen oft voll und nicht selten wartet man Stunden auf ein 5-Minuten-Gespräch. Verschreibungen gibt's oft nur, wenn der Arzt sein Monatslimit für seine Praxis noch ncht erreicht hat usw. Gerade in Thüringen werden die ländlichen Ärzte wohl immer weniger und die Verbleibenden schieben Überstunden um Überstunden - ebenso in den Krankenhäusern. Eine patientenorientierte Betreuung wird damit irgendwann immer utopischer.

Es ist in vielen Ländern üblich, das man seine Arztrechnungen vorschießt. Eine Krankenversicherung kostet nun mal Geld und immer mehr Deutsche müssen ihre KV selbst organisieren und finanzieren (z.B. die wachsende Zahl Selbstständige) - zumindest ab der Mittelschicht (also von denen wir hier m.E. sprechen). Im gesetzlichen deutschen KV-Recht kenne ich mich deshalb recht wenig aus.

Allerdings sind auch die Kostenstrukturen des dortigen Lebens speziell in Südspanien recht verschieden gelagert verglichen mit dem, was ein Deutscher gewohnt ist. Ich aber gebe gern zu, das aus derartigen Gründen - zusammen mit der Sprachbarriere - wohl ein nicht geringer Teil Deutscher mit falschen Vorstellungen oder gar blauäugig in andere Länder gezogen sind - ob nun für den "Altenteil" oder den Aufbau einer neuen Existenz, von denen viele irgendwann oder -wo wieder nach Deutschland zurück gingen und gehen.

Allerdings gibt es im deutschen (gesetzlichen) Versicherungssystem bekanntermaßen einigen Unsinn - z.B. darf ein Versicherter meist keine teurere Versorgungsform wählen, selbst wenn er bereit ist die Differenz aus eigener Tasche draufzuzahlen, selbst wenn deren Wirksamkeit auch für die Kasse außer Frage steht. Dennoch gibt es bereits erste Kassen die ihren Mitgliedern zumindest bestimmte Behandlunsformen wahlweise im Ausland finanzieren, wenn diese dort vergleichweise billiger sind und die selbe Qualität gewährleistet werden kann.

Noch bin ich jung und ich nehme an, das in einer EU, in der freies Reisen, freier Handel, freie Wahl des Wohnsitzes Realität ist bzw. wird, auch irgendwann gesetzliche Krankenversicherungen "europäisiert" werden - zumindest teilweise.

Dazu kommt, das das Reisen immer einfacher und günstiger wird, was selbst an Deutschland "gebundenen" Versicherungsnehmern "in den meisten finanziell kritischen" (z.B. chronologische Erkrankungen etc.) Fällen Behandlungen in Deutschland möglich macht.

M.E. wird es selbstverständlicher werden, das jede Form von "Freiheit" auch mit verschiedenen Formen von Verantwortung einhergeht. Man kann nicht alles absichern im Leben, ohne dabei nicht auch anderswo nennensswert aufgeben zu müssen. Persönlich gehöre ich zu denen, die ersteres bevorzugen. Für eine für meinen Geschmack hohe Lebensqualität / Freude am Leben bin ich gewohnt auf verschiedene Formen "maximierter Absicherung" zu verzichten. Zur Verantwortung gehört auch Rücklagen für gesundheitliche Versorgung zu bilden, was in Zukunft wohl für jedermann, der eine "höchstqualitative Gesundheitsversorgung" haben möchte, selbstverständlich werden dürfte. Umsonst ist nur der Tod - und selbst der kostet bekanntlich Geld...

Zwar ist auch ein "gesundes" Leben allein kein Garant für ein langes und gesundes Leben - dafür aber der gefühlten Lebensqualität ebenso zuträglich wie diese der Gesundheit.

M.W. ist die mittlere Lebenslänge in den meisten Mittelmeerregionen nicht gringer - oft wohl sogar merklich höher als in Mitteleuropa / Deutschland. Ich kann nur annehmen, das dies an der (im Mittel natürlich) meist gesunden Ernährung, einem vergleichweise "ausgeglichenerem" Lebenswandel und - nicht zuletzt -freundlicheren Lebenseinstellung der Bewohner liegt.

Zu Südfrankreich kann ich da weniger sagen, da ich persönlich nicht so nen Draht zu der Region wie den Menschen (gefunden) habe. Damals (vor 15 Jahren) fand ich Frankreich insgesamt recht teuer und ich habe viele "gestresste" wie weniger "glückliche" Menschen getroffen (natürlich nicht alle). Aber Mentalität ist immer auch Gemüts- und Geschmackssache.



Beste Grüße,

Niels.
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