Abtreibungen

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Politik im Eichsfeld
Kategorie: Politik im Eichsfeld
Josef
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Abtreibungen

Ungelesener Beitrag von Josef »

Eines ist den regierenden Gutmenschen völlig gleichgültig. Von "Zivilcourage" weit und breit nichts zu sehen...
In der Bundesrepublik Deutschland sind allein im 3.Quartal dieses Jahres 26.700 Ungeborene getötet worden, so das auch in diesem Jahr wieder mehr als 100.000 Abtreibungen vorgenommen werden. Die Dunkelziffer -z.B. Fahrten ins Ausland - verschleiert die noch viel traugigere Realität.
>Würden auch selbstgelebte sittlich - moralische Vorbilder der Oberen (Bosse, Politiker, Sportler, Menschen des öffentlichen Lebens, Lebenszielumstellungen UND echte sozial -politische Maßnahmen (in Frankreich wird ECHT gefördert) dazu beitragen können, diese Zahl ratikal zu änden ?
Bekäme jede dt. Frau 1 (ein) Kind mehr, wär das Problem bereinigt.

Josef Vater von - Gott sei Dank gesunden - 2 Kindern
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niels
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Re: Abtreibungen

Ungelesener Beitrag von niels »

Ich denke, das die meisten Frauen in der Situation für sich recht bewusst für eine Abtreibung entscheiden. Kein Mensch hat das Recht, über der Körper wie die Gesundheit eines anderen zu entscheiden. Als Mann kann man da viel leichter pralle Reden schwingen...

Wenn jemand gegen Abtreibungen ist, kann er dies gern sein - niemand zwingt ihn dazu. Wenn Abtreibungen gegen jemandes "Moral" gehen, so sei ihm das gegönnt - ich gönne ihm aber nicht, das er aus seiner eigenen Moral Verhaltensregeln für Dritte ableiten will. Ein gaar "staatliches Zucht und Brutprogramm" hilte ich für anmaßend und frech.

Das in diesem Land momentan immer noch viele junge Frauen oder Paare in Beschäftigung sich gegen ein Kind entscheiden, ist nachvollziehbar, solange es keine breite Kinderbetreuung und Bildungsinfrastrukturen für die Bürger gibt. Schließlich wollen viele dieser ihren Kindern angemessene bis gute Möglichkeiten zur Entfaltung bieten können. Hier hatte selbst die DDR einiges voraus - dort war es unkritisch möglich, das beide Elternteile einem Beruf nachgehen konnten und eine (zudem kostenlose) Kinderbetreuung war sogar garantiert.

In einer vergleichweise "kinderfeindlichen" Umgebung werden sich das viele Paare überlegen, solange diese nicht allein auf Kindergeld & Co. spekulieren.

Cheers,

Niels.
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pOng
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Re: Abtreibungen

Ungelesener Beitrag von pOng »

Die DDR möchten - so hoffe ich - heute nur wenige wiederhaben.

Manchmal bedauere ich aber, wie so manche Einrichtung oder Regelung nach der Wende einfach unbeachtet und unbedacht weggeworfen wurde. Dabei spielt für mich keine so große Rolle, warum die damalige SED-Führung derartiges eingerichtet oder erlaubt hat.

Neben dem SERO-Rücknahmesystem für "Sekundärrohstoffe" (also aktives Recycling) erinnere ich mich da an eine durchgehende Kinderbetreuung für arbeitende Eltern, kostenlose Bildungsmöglichkeiten wie Studium, vielfältige Arbeitsgemeinschaften an Schulen usw., preiswerte Schulmilch und Schulessen. Öffentliche Verkehrsmittel waren preiswert und quasi flächendeckend verfügbar.

Viel wichtiger aber fand ich familienpolitische Neuerungen wie Familienkredite, ebesondere Vergünstigungen für kinderreiche Familien aber totzdem eine vergleichweise einfache, bezahlbare Scheidung oder auch die freie Entscheidung einer Frau für oder gegen eine Abtreibung.

Unterhaltsfragen bei Scheidungen fand ich fairer geregelt, Streit darum gab es selten.

So manche heutige "Neuerfindung" wie z.B. die Ganztagsschule - erinnern mich an in der DDR bereits "normale" Gegebenheiten.
Josef
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Re: Abtreibungen

Ungelesener Beitrag von Josef »

Ja - Pong , da geb ich Dir zu 100% recht.
Da hast Du alles auf den Punkt gebracht.
Wenn ich so in meinem Fall das Unterhaltsrecht betrachte, wo es seit diesem Jahr eine wahrhaft hochgejubelte neue, einheitliche Berechnungstabelle gibt, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Auch ein außenstehender neutraler kann diesen Sachverhalt nicht verstehen.
Es mußte aber auch schnellstens - ohne gründliche, neutrale Prüfung - alles über Bord geworfen werden, was an die DDR erinnert. Mit leider nur ganz wenig Ausnahmen.
Ich führe das schlichtweg auf die erheblich große Arroganz unserer liebgewordenen Landsleute westlich zurück. Wenn man dann noch bedenkt, das ca.60% dieser Mitbürger noch nie hier bei uns waren ("das haben wir nicht nötig, reicht doch wenn wir für Euch bezahlen") sagt das doch alles. Gott sei dank gibt es auch sehr gute Ausnahmen , und wir wollen hier bestimmt NICHT spalten. Das tuen andere, öffentliche - bewußt oder auch nicht bewußt - schon genug !
>Durch meine lange und sehr intensive (Kurzbaustellen, 2-3 Wochen ) Montagetätigkeit seit der "Konterrevolution"- von Emden, Ostholstein, Rostock über Dräsdn, München,Lindau am Bodensee ,Stuttgart,Aachen

UND ALLES WAS DAZWISCHEN LIEGT

kenn ich die ehrlichen Meinungen sehr vieler Leute. Bei so einem kleinen Schweeßer - der nächste Woche eh nicht mehr da ist - brauchte man nicht wie üblich zu heucheln.
Josef der Aufrichtige :roll:
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pOng
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Re: Abtreibungen

Ungelesener Beitrag von pOng »

Aus Erfahrung weiß ich, das lange nicht alle "Altbundis" so denken - auf der anderen Seite scheinen auch - manche sogar heute noch - viele "Neubundesbürger" nicht viel mehr über den sog. "Westen" gewusst zu7 haben oder zu wissen (sieht man mal vom in den Medien beworbenen Konsumprogramm ab, das nnun auch unseres ist).

Selbst in Göttingen gibt es aber immer noch eine Menge Leute, die nicht mal wissen wo das (Luftlinie immerhin nur ca. 20km entfernte) Heiligenstadt liegt und selbst in den ehemaligen Grenzorten finden sich einige, die bisher nie oder max. einmalig "hinterm Zaun" waren. Andere wiederum pflegen mehr oder weniger aktive Verbindungen und Freundschaften in die Region - oft schon seit der Wende oder gar länger.

Sicher kann man heute gern behaupten, "die Wessis hätten die Ossis überrollt" und "die Wessis hätten die Situation ignoriert" - so einfach sehe ich das nicht. Immerhin haben wir seit den ersten freien Wahlen bis heute eine Vielzahl Politiker und Abgeordnete aus dem Osten im Bundestag wie in den Regierungsgremien, von denen der übergroße Teil in der ehm. DDR gelebt hat. Selbst von denen hört man dazu nichts, dabei wäre es gerade deren Aufgabe solche Lösungen öffentl.ich vorzuschlagen. Selbst die Linke, die als ehem. PDS ehem. SED der DDR der ehem. DDR sonst doch "so viel Gutes" öffentlich abgewinnen kann, scheint sich vorrangig an das zu erinnern, was heute weniger bis gar nicht brauchbar wäre und wohl eher eigenen Interessen gelten dürfte.

Zur Zeit des Einigungsvertrages war noch vieles offen und der durch die Menschen selbst gesetzte Zeitdruck (verständl.icherweise) hoch. Vieles musste man (zumindest vorerst) zurückstecken, weil nicht klärbar war wie man die Finanzierung oder Gesetzgebung zur Fortführung regeln wollte. Danach aber hatte man bereits eine Menge Zeit derart liegengebliebenes mal aufzuarbeiten und zu sondieren. Getan hat es eigentlich niemand.

Gerade in der verschiedenen Gesetzgebung spiegeln sich teils signifikante Entwicklungsunterschiede. Während in der DDR versucht wurde konsequent mit damals für "überholt" befundenen konservativen Ansichten - wie z.B. durch die Kirche - zu brechen um so "moderneren Werten" wie Gleichberechtigung von Mann und Frau, Selbstbestimmung des Menschen über seinen Körper usw. den Vortrieb zu geben, gab es in der BRD zwar öffentliche Debatten zwischen modern und konservativ, allerdings weitaus weniger Veränderung. Gerade hier werden die Verschiedenenheiten der Erziehung sichtbar, die einer schlichten Übernahme solcher "Ostregeln" in den Westen entgegenstehen. Erziehung bedeutet lernen - und das geht nicht von heute auf morgen - jedenfalls nicht für eine ganze Gesellschaft.

Die DDR-Dokus über die politischen Ungerechtigkeiten und teils mehschenverachtenden Vorgängen sind gut und wichtig - für eine fortführende Bestandsaufnahme sollten aber auch ebenso über o.g. Dinge berichtet, dokumentiert und debattiert werden. Staddessen findet man mehr oder weniger blöde Verklärungen (häufiger sogar von "Ex-Ossis" produziert) und "Ost-Kult", der die DDR wie seine Bewohner und Wertemodell als "niedlich dümmlich" präsentieren.

In der DDR war für die Menschen selbstverständich, das Mann wie Frau arbeiten gehen, ebenso das auch alleinerziehende Frauen alle Möglichkeiten haben sollten - heute (2010) steigt die Zahl der jungen Paare, die das "klassische" Modell von Ehe anstreben - der Mann holt das Futter und die Frau steht in der Küche / bei den Kindern usf. Bei FKK rümpfen viele die Nase und wer geschieden ist, wird zuweilen wieder "schiefer" angeschaut. Abtreibende Ärzte - aber auch Frauen - werden wieder öfter bedroht - mehr oder weniger heimlich.
Kurt Brakelmann
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Re: Abtreibungen

Ungelesener Beitrag von Kurt Brakelmann »

Zitat POng
In der DDR war für die Menschen selbstverständich, das Mann wie Frau arbeiten gehen, ebenso das auch alleinerziehende Frauen alle Möglichkeiten haben sollten - heute (2010) steigt die Zahl der jungen Paare, die das "klassische" Modell von Ehe anstreben - der Mann holt das Futter und die Frau steht in der Küche / bei den Kindern usf. Bei FKK rümpfen viele die Nase und wer geschieden ist, wird zuweilen wieder "schiefer" angeschaut. Abtreibende Ärzte - aber auch Frauen - werden wieder öfter bedroht - mehr oder weniger heimlich.
Das stimmt. Es war selbstverständlich, dass Vater und Mutter, Mann und Frau, beide berufstätig sein sollten.
Man darf aber auch nicht verschweigen, dass die Einkommen der Werktätigen nicht gerade berauschend waren. Ein Familienvater konnte es sich einfach nicht leisten „Alleinunterhalter“ in der Familie zu sein. Die Frau musste mit ran. Hinzu kam die allgemeine niedrige Arbeitsproduktivität in der DDR, welche dann dazu führte, dass es faktisch keine Arbeitslosigkeit gab. Aus dieser Misere heraus organisierte der Staat dann auch eine breite kostenlose Kinderbetreuung schon vom Säuglingsalter ab, nur um die Frauen in die Produktion einbeziehen zu können.

Davon profitieren allerdings jetzt die Rentner im Osten. Denn beide (Mann und Frau) bekommen jetzt eine angemessene Rente, falls sie nicht gerade 1990 durch die Treuhandanstalt in die Dauerarbeitslosigkeit geschickt wurden.

Im Westen ist das so nicht normal, wo die meisten Ehefrauen (ohne eigenes Einkommen und deshalb auf den Unterhalt ihres Ehemannes angewiesen) nur Hausfrauen waren und nur der Ehemann in die Rentenkasse eingezahlt haben.

Aus der Gleichbehandlung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der DDR enstand bei den Frauen auch ein anderes Selbstverständnis wie bei den Frauen im Westen. Mit der überlieferten Frauenrolle wie vor 1945 oder wie danach in der BRD -West praktiziert, haben sie gebrochen. Vorrang hatten Gleichberechtigung von Mann und Frau, Selbstbestimmung der Frauen über ihren Körper (Sie betrachteten sich nicht mehr als Eigentum ihres Ehemannes) usw.

Gruß, Kurt
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niels
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Re: Abtreibungen

Ungelesener Beitrag von niels »

Hallo Kurt,

Danke, aber vele Dinge sind relativ - z.B. von welcher Summe man monatlich leben kann. Die Lebensumstände in der DDR waren nach heutigen Gesichtspunkten wahrscheinlich nicht pralle - es musste aber auch niemand hungern oder in der Kälte übernachten.

Wenn ich die Renter im Osten mit den Rentnern im Westen (damit meine ich allerdings nur die, die ich kenne) vergleiche, habe ich den Eindruck das die Rentner im Osten mit einem geringeren Lebensstandard auskommen müssen - das hatte ich bisher auf die Annahme einer niedrigeren Rente geschoben. Mag sein das ich mich da irre...

Das die DDR-Führung natürlich ihre eigenen (oft nicht gerade "nicht-menschenverachtenden") Ideen hinter den Maßnahmen hatte, bezweifele ich nicht.

Schön wäre halt gewesen, wenn man heute - bei aktuellen Problemen oder Bedürfnissen der Menschen - nicht auch auf möglicherweise modernere, mehr oder weniger bewährte Lösungen - wie sie auch in der DDR praktiziert worden sind - schauen würde. Stattdessen hnat man manchmal das Gefühl, das sich schleichend eine "DDR 2.0" bildet, die sich leider vorrangig an den negativen Seiten (Bürgerrechte, "soziale Gerechtigkeit" usw.) orientiert.
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