Atomkraft - nein Danke?

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niels
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Atomkraft - nein Danke?

Ungelesener Beitrag von niels »

Die "Anti-Atomkraft" Lobby kündigte heute an, man wolle eine mögliche Verlängerung der von der Vorgängerregierung beschlossenen Abschaltung deutscher Kernkraftwerke "nicht hinnehmen" und kündigte lautstarke Proteste an.

Hmmm,
ich frage mich allerdings bis heute, woher man dann den Strom - den die Menschen ja verbrauchen und offensichtlich benötigen - nehmen möchte. Die "Anti-Atomkraft" Lobby hat bisher ebensowenig wie die Grünen ein auch nur annähernd schlüssiges Energiekonzept vorlegen können.

Mit "alternativen Energien" werden wir binnen der nächsten 10 Jahre kaum mehr als 10%-20% des Energiebedarfs decken können - daran ändern auch die vielen teils extremen Übersubventionen an die großen Energiekonzerne wenig. Das viel argumentierte "Energie sparen" ist zwar löblich, wird aber in der Praxis nicht mal von den Atomkraftgegnern selbst im Haushalt usw. durchgesetzt. Immerhin wird unser Energiebedarf weiter steigen, Einsparungen können diesen Effekt maximal dämpfen - kaum aber übertreffen.

Das CO2 Problem des Weltlimas scheint den Atomkraftgegnern nicht präsent oder die wenigsten kennen überhaupt die Funktionsweise eines Kernkraftmeilers - denn CO2-freier geht es bisher leider nicht - Fusionskraftwerke stehen leider noch in den Sternen.

Auch bei der vielzitierten "Endlagerung" wird übersehen, das in den Endlagern lange nicht nur Kraftwerksabfälle, sondern auch Krankenhäuser, Forschungseinrichtungen, Industrie usw. Abfälle endlagern müssen. Natürlich will in Deutschland niemand so ein Lager vor der Haustür - die Abfälle in andere Länder zu exportieren aber scheint ebenso unfair wie die "glorreiche" Idee des Energiesparens unsinnig klingt. Energiesparen ist wichtig, aber lange nicht die Lösung des Problems.

Ich könnte mir z.B. vorstellen, das ein internationaler Verbund von Ländern in einem weithin unbesiedelten Gebiet (Sibirien, ) den Bau einer möglichst hochsicheren Endlageranlage konzipiert und ggf. auch baut / betreibt. Besonders wichtig dabei wäre die Sicherung der Abfälle z.B. in Kunstharze / Kunsttoffe oder Keramiken "vergossen" um mechanische Abriebe, Stäube oder Wasserkontamination zu verhindern, selbst wenn die Anlage mal nicht mehr "sicher genug" sein sollte..

Stattdessen erklärte man eine "zeitnahe Abschaltung" und plante "umweltfreundliche Kohlekraftwerke" von denen gleich über 20 Stück gebaut werden sollen. Dennoch werden die die Enegiedifferenz nicht annähernd ausgleichen und wie man wohin mit dem bei jeder Kohlenstoff-Verbrennung entstehendem CO2 hin will, konnte auch noch niemand sagen. Ideen wie diese in alte Bergwerksstollen oder unter die Erde zu pumpen erinnern mich stark an die Anfänge der Atomkraft-Endlagerung - Hauptsache unter die Erde, wo man es nicht mehr sieht.

Würde man z.B. ganz Deutschland mit den effizientesten Windkraftanlagen vollstellen, hätten wir nicht mal 5% unseres heutigen Energiebedarfs gedeckt. Dabei bleibt rechnerisch sogar unbeachtet, das die Anlagen sich ja gegenseitig die Windenergie "wegnehmen" oder auch die Einflüsse auf unser Klima, den ein solcher klima-energetischer Eingriff bringen könnte / würde. Wasserkraft speilt in Deutschland kaum eine Rolle - abgesehen von ein paar Pumpspeicheranlagen, die aber keine Energie "gewinnen".

Selbst wenn die KFZs mittelfristig auf "CO2-freie" Elektroenergie umstellen wollte - woher wollte man die Energie nehmen - ohne CO2". Die Idee des Strom-Sparens wird damit natürlich noch "unsinniger".

Mich würde daher brennend interessieren, wie die "Anti-Atomkraft" Lobby oder auch die Grünen sich das Energiekonzept für 2020 vorstellen? Bisher hat mir das niemand aus den Reihen schlüssig erklären können - selbst Leute die schin schon seit Jahrzehnten als Lobbyisten oder "Kämpfer der Idee" betätigen.

Sicher, Atomkraftwerke sind nicht das Non-Plus-Ultra der Energiegewinnung - bei der Bewältigung unserer aktuellen Energie- und Klima-Probleme sehe ich aber keinen Weg drumherum. Wie wollen die Grünen das Klimaproblem ohne Atomkraft lösen?

"Und der letzte macht das Licht aus!...
Kurt Brakelmann
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Re: Atomkraft - nein Danke?

Ungelesener Beitrag von Kurt Brakelmann »

Atomkraftgegner überwintern bei Kerzenlicht und kalten Hintern
So hieß es bei den Lobbyisten der Atomenergie in den 70er Jahren. Seitdem hat sich einiges geändert und seitdem steigen die Stompreise Jahr um Jahr, auch, nachdem der teure Ökostrom auch noch dazu gekommen ist. Unter Trittin / Grüne wurde der Atomausstieg beschlossen. Jetzt haben wir Röttgen / CDU als Umweltminister und nun will die Koalition die Atomkraftwerke länger laufen lassen.
Es fragt sich macht das Strom wirklich billiger?
Minister Röttgen sagte dazu: Es wäre unredlich, Billig-Energie zu versprechen. Wenn wir die Laufzeiten verlängern, dann auch, um einen wesentlichen Teil der Sondergewinne in erneuerbare Energiequellen zu investieren. Außerdem werden wir das Thema Energieeffizienz weiter vorantreiben. Der beste Weg, kurzfristig die Stromrechnung zu reduzieren, ist, zu einem billigeren Anbieter zu wechseln und im Alltag sparsam zu sein.

Wer sind denn die billigsten Anbieter? Wohl die, die reinen Atomstrom anbieten

Unser Umweltminister setzt dagegen auf Wind – Wasser und Sonne !

Röttgen erklärt weiter: Den Atomausstieg kann man nicht zurücknehmen. Kernenergie kann man auf Dauer nur nutzen, wenn eine Mehrheit der Menschen sie akzeptiert. Das ist seit Jahrzehnten nicht der Fall, und daran wird sich nach meiner Einschätzung auch nichts mehr ändern. Noch ist Strom aus Wind, Wasser und Sonne teurer. Aber die Preise werden rasch sinken. Und wenn wir weiter nur auf Erdgas, Kohle und Erdöl setzen würden, wäre die Energieversorgung bald unbezahlbar, denn diese fossilen Energiequellen werden immer knapper. Vor allem sind die erneuerbaren Energien aber umweltschonender.

Ich denke, die nächsten Jahre muss wohl noch alles parallel laufen ehe die Kernenergie als erstes abgeschafft werden kann.
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Re: Atomkraft - nein Danke?

Ungelesener Beitrag von niels »

hmmmm,
ich gebe gern zu, das ich Ökostrom bevorzuge und dafür auch etwas mehr Geld ausgeben würde. Atomstrom wird eh schon mittelfristig nicht viel billiger sein, dafür wird sich die Politik schon einsetzen - wie auch die Atomkraftgegener dafür sorgen werden.

Es wäre - aus der heutigen Sicht - absolutes "Schlaraffenland", wenn wir nur annähernd unseren Energiebedarf aus Ökostrom decken könnten. Doch bisher hat keiner der lauten Schlaumeier auch nur die geringste realistische Idee, wie das bis 2020 funktionieren soll. Selbst die Rot-Grünen haben - trotz riesiger Subventionen an EON & Co. für Investitionen in Ökostrom - keine andere Lösung als dreckige Kohlekraftwerke, wovon ja gleich 20 neue gebaut werden sollen. Da die den Energiebedarf auch nicht decken können, bauen die Versorger im In- und Ausland neue Atomkraftwerke im "Umland" - meist sogar in Grenznähe - um Deutschland mit Stroom versorgen zu können. Schick ? Das angeblich saubere Deutschland holt seinen Strom von noch dreckigeren, unsichereren Kraftwerken anderer Länder.

Schröder hat zwar auch noch Russlands Erdgasreserven in das "neue Energiekonzept" eingeflanscht (heute sitz er dort im Vorstand - welch Zufall) - das die Verbrennung von Erdgas aber auch CO2 freisetzt (und das nicht weniger als Kohle) scheinen alle vergessen zu haben.

Sollten wirklich der Großteil der Deutschen an den aktuellen / bisherigen Plan zum Atomausstieg "glauben", so ist es reiner "Glaube", jedenfalls kein Wissen - denn bisher hat ihnen niemand eine bessere (weil sauberere) Altermative darlegen können, die keine technische wie sachliche Träumerei war (weil schon wegen der Energiebilanz nicht realisierbar).

Warum eigentlich weichen alle politischen Befürworter des Ausstiegs der grundlegenen Frage aus, woher der Alternativstrom binnen so kurzer Zeit kommen soll? Wollen wir einfach das Licht ausknipsen und warten, bis wieder enug Strom fließt (wie z.B. heute im Irak)?

Es geht überhauot nicht um "billigen Strom", sondern lediglich um "genug" Strom. Sicher kann man Strom theoretisch so teuer machen, das sich ihn niemand mehr leisten kann (und damit zum Sparen gezwungen wird) - ich würde mich aber wundern, wenn sich die heutigen Befürworter des unmittelbaren Atomausstiegs dann immer noch freuen...

Immerhin waren schon die Pläne für 5 Euro je Liter Benzin nicht mehr mehrheitsfähig in der Gesellschaft - so "krass" hatte man sich das dann doch nicht vorgestellt.

Ein Atomausstieg wäre (zumindest mit der heutigen Technologie) eine schöne Lösung, aber angesichts fehlender Alternativen vorerst kaum realisierbar. Wär wäre heute bereit ca. 2/3 seines Einkommens oder mehr für Energie (Mobilität, Kochen, warmes Wasser, Heizung, Waschmaschine usw.) aufzuwenden (oder stattdessen starke Einschränkungen hinzunehmen)? Die Bevölkerung möchte ich sehen, die das toll findet...

Wer hat eine realisierbare, bessere Idee? Ich bin extrem gespannt...
Liborius
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Re: Atomkraft - nein Danke?

Ungelesener Beitrag von Liborius »

Der Strompreis wird auf der EEX in Leipzig gemacht. Dort entscheiden Angebot und Nachfrage den Preis, der zur Zeit bei ca. 60 Eur/MWh liegt.
Wenn der Verbraucher durchschnittlich 20 bis 25 Ct/KWh = 200 bis 250 Eur/MWh zahlt, so sind nicht Kraftwerke daran schuld, sondern die Abgaben durch den Staat, die Übertragungs- und Verteilungskosten und der Gewinn der Stromanbieter.
Durch das EEG ist jeder Stromanbieter zu festgesetzten Preisen Oekostro, abzunehmen. Nur durch eine Mischkalkulation kann er diese Mehrpreise über Leipzig an die Verbraucher weitergeben. Dann kommen die USt, die Oekosteuer, die Konzessionsabgabe, die Übertragung und Umspannkosten. Auch wollen die Kommunen, meistens die Besitzer der städt. Energieversorger, mächtig am Kuchen verdienen und andere Haushaltslöcher stopfen.
Wen es interessiert, ich zahle in Frankreich nur 7,5 Ct/KWh
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Re: Atomkraft - nein Danke?

Ungelesener Beitrag von niels »

...Frankreich?
Ja, daher - wie auch aus England - möglicherweise noch Polen u.a. - wird unser Strom zukünftig kommen, wenn die Abschaltung der Atomkraftwerke wie beschlossen erfolgen sollte. Natürlich wird es hauptsächlich Atomstrom sein und natürlich werden damit auch zusätzliche Kraftwerkskapazitäten im Umland realisiert werden müssen.

Die Kernkraft einfach ins Nachbarland zu schieben um dann behaupten zu können, wir würden "atomkraftfrei" leben ist ebenso irrwitzig wie verlogen. Bei der Grenznähe vieler Anlagen würde es wohl auch keine Rolle spielen, wenn so nen Ding tatsächlich nochmal hochgehen sollte. Dabei könnten wir mir klaren Sicherheits- und Umweltauflagen selbst für eine maximierte Sicherheit der Anlagen im eigenen Land sorgen, solange sie halt noch gebraucht werden.

Mit der Börse ist es wie bei allen Börsen - ein freier Markt ist nur mit einem freien Zugang möglich. Da Strom aber über Durchleitungsverträge zum Kunden gebracht werden müssen, gibt es nur eingeschränkte "Offenheit" - der Staat mit Riesensubventionen und Riesenabgaben auf Strom tötet noch jede verbleibene "Markttransparenz" - vor allem gegen die Interessen der Endkunden.

Fair wäre Ökostrom mit geringerer Abgabenlast zu belegen statt sie mit Subventionen im Form von Investitionszuschüssen zu "fördern" - das würde auch dem Markt eher gerecht werden.
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