heute kommt Urteil zur preimplantiven Dissektion von Föten

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heute kommt Urteil zur preimplantiven Dissektion von Föten

Ungelesener Beitrag von niels »

Heute entscheidet wohl ein leipziger Gericht in einem Fall eines Arztes zur preimplantiven Diagnostik bei künstlichen Befruchtungen.

Konkret geht es wohl um drei PatientInnen, in deren Familie z.T. erhebliche Erbkrankheiten verbreitet sind, die Eltern nun den Weg einer künstlichen Schwangerschaft gewählt haben und nach Möglichkeit aus der Auswahl befruchteter Eizellen durch gendiagnostische Maßnahmen möglicherweise Nachkommen, in deren Gene die Anlagen zu Erbkrankheiten zu finden sind auszuselektieren.

Während dies in vielen anderen Ländern erlaubt und gängige Praxis ist, fehlt in Deutschland die nötige Rechtssicherheit für Ärzte wie Eltern. Befruchtete Eizellen dürfen bisher quasi nicht auf potentielle Erbkrankheiten untersucht - schon gar nicht "aussortiert" - werden. Der Deutsche "Ethikrat" hat "grobe Bedenken, wohin eine solche Entwicklung führen könne". Deutsche Kirchenverbände laufen schon lange Sturm gegen derartige Entwicklungen. Deutsche Ärzte hingegen erklären, das sie unbedingt Rechtssicherheit auch für moderne / neue Entwicklungen der Medizin wie der Wissenschaft haben wollen - aus deren Sicht führt langfristig eh kein Weg vorbei an den modernen Möglichkeiten der Gendiagnose.

Zwar verstehe ich die Bedenken des "Ethik-rates" - imemrhin erhält der Mensch nun erstmalig die Option selbst (in beschränkten Maße) über die "Ausstattung" seiner Nachkommen bereits im Zeugungsprozess mitzubestimmen, was gänzlich neue ethische wie soziale Fragen aufwirft - auf der anderen Seite ist die Eizelle einer Mutter Teil Ihres Körpers - wie das Sperma Teil des Mannes ist. Schon im Grundgesetz ist festgelegt - "die Würde des Menschen ist unantastbar". Wie also kann eine Gesellschaft per Gesetz oder "Ethik-Rat" über den Körper eines Menschen (mit-)bestimmen?

Sicher - auch Kinder sind eigenständige Menschen / Wesen. Aber ich denke die "Eigenständigkeit" ist das besondere Merkmal des Individuums. D.h. Im Umkerhschulß auch, das ein Fötus, welcher nicht selbst / eigenständig überlebensfähig ist, auch keine "Individualität im Sinne des Grundgesetzes abbildet. Juristisch hat man sich zum letzten mal mit der Thematik im Rahmen der Abtreibungsdebatte beschäftigt, wo man (aus "wissenschaftlicher Sicht") das "Eintreten" der Individualität irgendwo im 3. Schwangerschaftsmonat platzierte. Die Erläuterungen dazu klingen dennoch fadenscheinig.

Klar gehen wir das Risiko ein, das einige Menschen ihre Nachkommen quasi "medizinisch optimieren" lassen - ob nun per gesunder Lebensweise oder preimplantiver Diagnostik. Mir scheint aber zuweilen, wir vergessen, das es alleinige Entscheidung des Menschens ist, der sich für solche Maßnahmen entscheidet. In einer Welt in der sich ein jeder sein "Idealkind" quasi aus dem Katalog bestellen kann, wird es auch schnell wieder aus der Mode kommen "optimierte Einheitskinder" haben zu wollen / bekommen zu wollen. Klar hat der Mensch bisher den Umgang mit diesen Möglichkeiten nicht annäherdn gelernt - aber er wird es eh müssen. Wenn nicht heute, dann umso schwieriger morgen...

"Ethik" hilft uns da nur scheinbar und temporär weiter - nicht dauerhaft und nachhaltig.


cheers,



Niels.
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