PID (Präimplantations-Diagnostik) und die CDU
Verfasst: Dienstag 16. November 2010, 09:14
Die CDU, die sich momentan im absoluten Stimmungstief bei den Bürgern befindet während Frau Merkel sich vorwerfen lassen muß, nicht mehr "konservativ" genug zu agieren, möchte man nun wieder "christlichere" Akzente setzen und die PID generell verbieten.
Erst vor wenigen Tagen erklärten die deutschen Kirchen, man wolle sich nun wieder mehr und aktiver "in der Politik einbringen".
Der Eindruck entsteht, es ginge der CDU momentan nicht um die Lösung des eigentlichen Problems, sondern vornehmlich um Profilpflege gegenüber dem "harten Kern" konservativer Stammwähler - z.B. in Bayern - ebenso auch um einen neuen Friedensschluß mit den Kirchen.
"Einen Embryo zu töten, widerspricht dem christlichen Menschenbild". Das mag richtig sein, doch erlaubt dies auch, allen Bürgern des Landes die PID per Gesetz zu verbieten?
Was man da in der Realität beschließen will, hat merwürdige Auswirkungen in der Realität. Ein befruchteter Embryo darf nicht untersucht werden, BEVOR man ihn in die Frau eingesetzt hat. Dann wiederum sind alle Untersuchungen - also auch genetische erlaubt. So darf ein Embryo abgetrieben werden - unter Auflagen sogar nach der 12. Schwangerschaftswoche.
In der Folge bestimmt also ein Gesetz über den Körper der Frau und diese muß sich demnach großen gesundheitlichen Risiken bei möglicherweise lebenslangen Folgen aussetzen. Schon bei der damaligen Abtreibungsdebatte hatte sich die Kirche wehement gegen eine Zulassung eingesetzt.
Ich persönlich habe Respekt vor christlichen Werten - dennoch kann ich nicht nachvollziehen, warum man das eigene Welt- und Menschenbild allen Mitmenschen auferlegen will, insbesondere die freie Entscheidung über das eigene Leben wie den eigenen Körper entziehen. Immerhin haben wir die Zeit des Leibeigentums doch (hofffentlich) hinter uns gelassen - hat man das womöglich übersehen?
Es mag schon sein, das eine freie PID den Menschen ganz neue Wege wie auch Irrwege eröffnet und ein bedachtsamer Umgang mit diesen neuen Möglichkeiten ist sicher anzuraten. Einem Menschen aber generell Befugnis zu entziehen und damit die Kompetenz abzusprechen, für sich selbst wie seine Fortpflanzung Entscheidungen zu treffen, ist Bevormundung und m.E. nicht verfassungskonform (nur leider hat Deutschland ja keine Verfassung...).
Während sich die CDU in den letzten Monaten mehrere Schritte in Richtung "Volkspartei" bewegt hat, fällt man nun ein weites Stück zurück auf besonders konservative Werte - womöglich in der Hofffnung sich so die Treue der treuesten CDU-Wähler zu sichern, für die die Wahl der CDU schon deshalb alternativlos bleibt, weil sie sich "die christliche" Partei nennt.
Ob und wie weit die CDU die Wähler erreicht, die ein moderneres (womöglich auch moderneres christliches) "Menschenbild" haben, bleibt mal dahingestellt.
In 50-100 Jahren wird man womöglich nur noch schmunzeln - so wie wir heute schmunzeln bei früheren Diskussionen wie bei der Verteufelung der Pille, dem Abtreibungsverbot wie den "christlichen" Stimmen gegen den Kaiser-Schnitt. Der von den Kirchen vorhergesagte "soziale wie moralische Verfall" der Frauen mit Einführung der Pille IST - wie wir wissen - ausgeblieben (es sei denn man sieht in der Emanzipation, der Selbstbestimmung der Frau, einen "sozialen Verfall"...).
Jeder Mensch soll sein Menschenbild ausleben können - soweit er niemanden anderes in seiner Selbstbestimmung beeinträchtigt oder gar entrechtet. Es steht jedem frei nach diesem Menschenbild zu handeln und zu leben - oder auch nicht. Niemand zwingt jemanden dazu eine PID durchzuführen, die Pille zu nehmen usw.
So sehen nicht wenige Menschen einen befruchteten Embryo - vor allem in einem sehr jungen Stadium - als Teil des eigenen Körpers der betr. Frau, die damit allein darüber zu entscheiden hat, was in ihren Körper hineinkommt, was heraus und was mit ihren Körperteilen gemacht wird (oder halt nicht). Ebenso soll ein Mann darüber entscheiden können, was mit seinen Samenzellen passiert bzw. nicht passiert (bis der Embryo befruchtet ist bzw. eingesetzt wurde).
Bereits heute entsteht bei künstlichen Befruchtungen Embryonenüberschuß, da die im Körper sonst stattfindende Selektion durch die Sperma-Fortbewegung nicht gegeben ist - demnach ggf. auch das Risiko für einen kranken Embryo erheblich höher ist..
Apropos PID, seit der Emanzipation - Abschaffung der Entrechtung der Frau - betreibt nahezu jede Frau selbst PID, indem sie ihre Sexual- und Fortpflanzungspartner anhand genetischer Indikatoren und Parameter, bewusst oder unbewusst, auswählt. Die PID IST also bereits Teil - ja sogar Grundprinzip - der Natur.
Die Einmischung durch kirchliche Institutionen, deren Vertreter i.d.R. keine Erfahrungen mit Fortpflanzung haben / genießen, überschätzen sich hier in ihren Kompetenzen.
Ginge es nach der Kirche, hätten wir heute weder Kondome, noch Pille - ja womöglich noch nicht mal eine Erde, die sich um die Sonne dreht...
Wir haben uns bis heute daran gewohnt, das der Staat über unsere Köpfe hinweg über unseren Körper wie unser Leben bestimmt - ebenso aber auch, das unser Staat von religiösen Gruppen immer noch wesentlich mitgesteuert wird, die sich anmaßen derart ethisch kompetent zu sein, das sie für alle Menschen - also auch Nicht-Mitglieder und Andersgläubige / -denkende mitentscheiden dürfen. Das halte ich für eine bedenkliche Entwicklung...
Wird die CDU weiter auf ihre "konservativen Werte" zurückfallen, wird sie für kommende Regierungen eine immer geringere Rolle spielen. Zwar sind - auf dem Papier jedenfalls - immer noch ein Gutteil der Deutschen registrierte "Christen" - im Wertebild aber sind immer mehr Menschen, also auch Christen, der Kirche voraus, die damit immer weniger geeignete Antworten zu aktuellen wie kommenden Aufgaben und Fragen der Menschheit hilfreiche Antwort geben kann.
Es wird irgendwann selbstverständlich sein, das der Mensch in seine eigene Evolution auch auf genetischer Ebene eingreift - er tut es ja bereits seit Beginn des Lebens wie seiner Existenz. Ob er dies mit genetischer PID "optimierend" tut oder einen Irrweg läuft, bleibt weiterhin ihm selbst überlassen und die propagierte Angst vor der Konkurrenz durch "leistungsoptimierte Nachkommen" halte ich für weitaus übertrieben, da der Mensch schnell die Erfahrung machen wird, das seine Vorstellung von "optimal" und/oder "leistungsfähig" - oder auch nur "schön" schnell irrelevant wird und damit uninteressant - ebenso aber auch viele falsche Erwartungen unerfüllt. Ein "überoptimierter Mensch" ist ungefähr so uninteressant wie eine überzüchtete Tomate oder Hunderasse...
Die evoltionären Grundprinzipien der Fortentwicklung des Menschen wie die Selektion wird dafür sorgen, das Irrwege auch Irrwege bleiben - dazu brauchen wir weder Staat noch Kirche o.a. Moralapostel.
Genau so ist die Vorstellung falsch, der Mensch setze mittels PID die Evolutionsprinzipien gar außer Kraft (was die Kirche auch bei Pille und Kondom sieht) - nein, gerade das Gegenteil ist der Fall. Aus einer falschen Annahme kann man nur falsch folgern. Wir täten gut daran, uns den Verstand nicht durch Angst verstellen zu lassen - schon gar nicht durch unbegründete.
Just my 2 cents...
Bevormundung jedenfalls - das hoffe ich - wird in einer modernen Gesellschaft außer Mode kommen.
Erst vor wenigen Tagen erklärten die deutschen Kirchen, man wolle sich nun wieder mehr und aktiver "in der Politik einbringen".
Der Eindruck entsteht, es ginge der CDU momentan nicht um die Lösung des eigentlichen Problems, sondern vornehmlich um Profilpflege gegenüber dem "harten Kern" konservativer Stammwähler - z.B. in Bayern - ebenso auch um einen neuen Friedensschluß mit den Kirchen.
"Einen Embryo zu töten, widerspricht dem christlichen Menschenbild". Das mag richtig sein, doch erlaubt dies auch, allen Bürgern des Landes die PID per Gesetz zu verbieten?
Was man da in der Realität beschließen will, hat merwürdige Auswirkungen in der Realität. Ein befruchteter Embryo darf nicht untersucht werden, BEVOR man ihn in die Frau eingesetzt hat. Dann wiederum sind alle Untersuchungen - also auch genetische erlaubt. So darf ein Embryo abgetrieben werden - unter Auflagen sogar nach der 12. Schwangerschaftswoche.
In der Folge bestimmt also ein Gesetz über den Körper der Frau und diese muß sich demnach großen gesundheitlichen Risiken bei möglicherweise lebenslangen Folgen aussetzen. Schon bei der damaligen Abtreibungsdebatte hatte sich die Kirche wehement gegen eine Zulassung eingesetzt.
Ich persönlich habe Respekt vor christlichen Werten - dennoch kann ich nicht nachvollziehen, warum man das eigene Welt- und Menschenbild allen Mitmenschen auferlegen will, insbesondere die freie Entscheidung über das eigene Leben wie den eigenen Körper entziehen. Immerhin haben wir die Zeit des Leibeigentums doch (hofffentlich) hinter uns gelassen - hat man das womöglich übersehen?
Es mag schon sein, das eine freie PID den Menschen ganz neue Wege wie auch Irrwege eröffnet und ein bedachtsamer Umgang mit diesen neuen Möglichkeiten ist sicher anzuraten. Einem Menschen aber generell Befugnis zu entziehen und damit die Kompetenz abzusprechen, für sich selbst wie seine Fortpflanzung Entscheidungen zu treffen, ist Bevormundung und m.E. nicht verfassungskonform (nur leider hat Deutschland ja keine Verfassung...).
Während sich die CDU in den letzten Monaten mehrere Schritte in Richtung "Volkspartei" bewegt hat, fällt man nun ein weites Stück zurück auf besonders konservative Werte - womöglich in der Hofffnung sich so die Treue der treuesten CDU-Wähler zu sichern, für die die Wahl der CDU schon deshalb alternativlos bleibt, weil sie sich "die christliche" Partei nennt.
Ob und wie weit die CDU die Wähler erreicht, die ein moderneres (womöglich auch moderneres christliches) "Menschenbild" haben, bleibt mal dahingestellt.
In 50-100 Jahren wird man womöglich nur noch schmunzeln - so wie wir heute schmunzeln bei früheren Diskussionen wie bei der Verteufelung der Pille, dem Abtreibungsverbot wie den "christlichen" Stimmen gegen den Kaiser-Schnitt. Der von den Kirchen vorhergesagte "soziale wie moralische Verfall" der Frauen mit Einführung der Pille IST - wie wir wissen - ausgeblieben (es sei denn man sieht in der Emanzipation, der Selbstbestimmung der Frau, einen "sozialen Verfall"...).
Jeder Mensch soll sein Menschenbild ausleben können - soweit er niemanden anderes in seiner Selbstbestimmung beeinträchtigt oder gar entrechtet. Es steht jedem frei nach diesem Menschenbild zu handeln und zu leben - oder auch nicht. Niemand zwingt jemanden dazu eine PID durchzuführen, die Pille zu nehmen usw.
So sehen nicht wenige Menschen einen befruchteten Embryo - vor allem in einem sehr jungen Stadium - als Teil des eigenen Körpers der betr. Frau, die damit allein darüber zu entscheiden hat, was in ihren Körper hineinkommt, was heraus und was mit ihren Körperteilen gemacht wird (oder halt nicht). Ebenso soll ein Mann darüber entscheiden können, was mit seinen Samenzellen passiert bzw. nicht passiert (bis der Embryo befruchtet ist bzw. eingesetzt wurde).
Bereits heute entsteht bei künstlichen Befruchtungen Embryonenüberschuß, da die im Körper sonst stattfindende Selektion durch die Sperma-Fortbewegung nicht gegeben ist - demnach ggf. auch das Risiko für einen kranken Embryo erheblich höher ist..
Apropos PID, seit der Emanzipation - Abschaffung der Entrechtung der Frau - betreibt nahezu jede Frau selbst PID, indem sie ihre Sexual- und Fortpflanzungspartner anhand genetischer Indikatoren und Parameter, bewusst oder unbewusst, auswählt. Die PID IST also bereits Teil - ja sogar Grundprinzip - der Natur.
Die Einmischung durch kirchliche Institutionen, deren Vertreter i.d.R. keine Erfahrungen mit Fortpflanzung haben / genießen, überschätzen sich hier in ihren Kompetenzen.
Ginge es nach der Kirche, hätten wir heute weder Kondome, noch Pille - ja womöglich noch nicht mal eine Erde, die sich um die Sonne dreht...
Wir haben uns bis heute daran gewohnt, das der Staat über unsere Köpfe hinweg über unseren Körper wie unser Leben bestimmt - ebenso aber auch, das unser Staat von religiösen Gruppen immer noch wesentlich mitgesteuert wird, die sich anmaßen derart ethisch kompetent zu sein, das sie für alle Menschen - also auch Nicht-Mitglieder und Andersgläubige / -denkende mitentscheiden dürfen. Das halte ich für eine bedenkliche Entwicklung...
Wird die CDU weiter auf ihre "konservativen Werte" zurückfallen, wird sie für kommende Regierungen eine immer geringere Rolle spielen. Zwar sind - auf dem Papier jedenfalls - immer noch ein Gutteil der Deutschen registrierte "Christen" - im Wertebild aber sind immer mehr Menschen, also auch Christen, der Kirche voraus, die damit immer weniger geeignete Antworten zu aktuellen wie kommenden Aufgaben und Fragen der Menschheit hilfreiche Antwort geben kann.
Es wird irgendwann selbstverständlich sein, das der Mensch in seine eigene Evolution auch auf genetischer Ebene eingreift - er tut es ja bereits seit Beginn des Lebens wie seiner Existenz. Ob er dies mit genetischer PID "optimierend" tut oder einen Irrweg läuft, bleibt weiterhin ihm selbst überlassen und die propagierte Angst vor der Konkurrenz durch "leistungsoptimierte Nachkommen" halte ich für weitaus übertrieben, da der Mensch schnell die Erfahrung machen wird, das seine Vorstellung von "optimal" und/oder "leistungsfähig" - oder auch nur "schön" schnell irrelevant wird und damit uninteressant - ebenso aber auch viele falsche Erwartungen unerfüllt. Ein "überoptimierter Mensch" ist ungefähr so uninteressant wie eine überzüchtete Tomate oder Hunderasse...
Die evoltionären Grundprinzipien der Fortentwicklung des Menschen wie die Selektion wird dafür sorgen, das Irrwege auch Irrwege bleiben - dazu brauchen wir weder Staat noch Kirche o.a. Moralapostel.
Genau so ist die Vorstellung falsch, der Mensch setze mittels PID die Evolutionsprinzipien gar außer Kraft (was die Kirche auch bei Pille und Kondom sieht) - nein, gerade das Gegenteil ist der Fall. Aus einer falschen Annahme kann man nur falsch folgern. Wir täten gut daran, uns den Verstand nicht durch Angst verstellen zu lassen - schon gar nicht durch unbegründete.
Just my 2 cents...
Bevormundung jedenfalls - das hoffe ich - wird in einer modernen Gesellschaft außer Mode kommen.