Böller Verbot für Hartz IV Empfänger? (FDP-Kritik)

[niels]

Gestern gab's wieder Geld auf den Konten vieler Hartz IV Empfänger. Wie eine Reihe Einzelhändler berichten, gaben bereits gestern erstaunlich viele Hartz IV Empfänger erstaunliche Summen für Böllerwerk aus - die Summen variierten wohl zwischen 10 und immerhin 150 EUR und nicht selten haben Hartzer bereits gestern knapp die Hälfte ihres Monatsbudgets für Januar 2011 in Knallerei "investiert".

Ein FDP-Politiker bemerkte dazu gestern in Berlin: "sollte das Geld nicht besser für wichtigere Dinge (z.B. gesunde Ernährung u.ä.) ausgegeben werden?".

Tageszeitungen wie Boulevardmedien stürzten sich sofort auf diese Äußerung und titelten en masse: " (FDP will)Verbot von Böllern für Hartz IV Empfänger?!" und ähnlich. In den Sat1 u.a. TV- Nachrichten heißt es heute: "FDP Politiker fordert Verbot von Böllern für Hartz IV Empfänger".

Interessanterweise war genau davon - also einem Verbot - überhaupt keine Rede. Mittlerweile gehört es in Deutschland offensichtlich zur "political correctnes" der Journallie, tagtäglich neue Falschbehauptungen und verdrehte Äußerungen über die FDP in Umlauf zu bringen - koste es, was es wolle, und sei es auch die Wahrheit oder journalistische Qualität.

Die FDP wurde von Gabriel & Grünen bereits bei den anlaufenden Koalitionsverhandlungen zum "Buhmann der Nation erklärt" und man gibt ihr seit dem alle Schuld an bisher immer noch liegengebliebenen Aufgaben (die bereits bei rot-schwarz wie rot-grün liegengeblieben waren, die die FDP aber aufräumen wollte). Das die FDP den mit Abstand kleineren Teil der Koalition stellt und damit auch den geringeren Einfluß hat (wie auch bei Koalitionsverhandlungen in einer eher defensiven Position steht), scheint allen entgangen - hätten die kritisierenden Menschen FDP-Politik gewollt, hätten sie diese Partei auch wählen müssen...

Stattdessen kritisiert man die FDP für ihre bisher nicht eingehaltenen Ziele - nicht eingehalten, weil in den Verhandlungen von der CDU blockiert worden sind und werden. Welch eine Farce... Das dies von der Journallie wie Wählern wider besseren Wissens noch gestützt und weiterverbreitet wird, setzt dem Sinnesschwund noch die Krone auf.

Die Kritiken an der CDU dagegen sind erstaunlich zurückhaltend - will man doch ev. - ob rot oder grün - womöglich selbst (wieder) mit der CDU koalieren (auch wenn grün das heute noch nicht sehen will bzw. zugibt).

Aber zurück zum Thema:
Was ist daran falsch, wenn ein Politiker eine solche Debatte anregt bzw. Empfehlung äußert? Sicher steht es jedem frei - auch jedem Hatz IV Empfänger - ob und wofür er sein Geld ausgibt.

Ob und wie weit die nicht gerade umweltfreundliche Knallerei allerdings ein "kulturell-traditionell" basiertes Grundrecht bedeutet, für welches man Geld in den Grundbedarf eines Hartz IV Empfängers einzukalkulieren hat, sei mal dahingestellt. Fraglich ist dann aber auch, ob und wie weit der Satz zur Grundischerung angeblich immer noch "viel zu niedrig" sei, wie viele Empfänger, linke Parteien oder Sozialverbände kritisieren.

Mich erstaunt es jährlich immer wieder, welche Mengen Böllerei - die ja selbst auch immer teurer wird - gerade in den Wohngebieten der Stadt in die Luft geballert wird, in denen uberdurchschnittlich viele Hartz IV Empfänger wohnen. Dagegen gehen in den gehobeneren Wohnarealen z.B. der Stadt vergleichsweise wenig Raketen und Böller in die Luft und nicht wenige der sog. "reicheren" wie auch gehobenen Mittelstand (die sich die Böllerei wohl leichter leisten könnten) "leisten" sich diesen "Luxus" bzw. halten die Böllerei nicht selten schlicht für Geldverschwendung.

Ich persönlich kann auf diese Böllerei gut verzichten - ich habe weder Geister zu vertreiben noch Nachbarn zu erschrecken. Mit einem echten, professionellen Feuerwerk kann das Durcheinander auch nicht mithalten. 5 Euro für fünf mal knallen o.ä. halte ich für keinen guten Deal und da wär mir auch das Geld zu schade...

Allerdings stimmt es mich melancholisch, wenn ich selbst mit meinen Steuern diese Böllerei (wie auch die Aufräumarbeiten am nächsten Tag) quasi direkt mitfinanziere, die ich mir selbst nicht leisten wollte. Mein Eindruck ist zuweilen, wenn man für sein Geld arbeiten muß, überlegt man sich zweimal, ob und wieviel man davon "einfach mal anzündet" bzw. "in die Luft jagt oder ob man z.B. der eigenen Familie ein nettes gemeinsames Essen oder auch Ausflug finanziert oder einen anderen Wunsch realisiert".

Wem es das aber wirklich wert ist, der soll es tun. Auch und gerade das ist übrigens liberal / Freiheit.


Cheers und ein erfolgreiches Jahr 2011,


Niels.