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religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Donnerstag 30. Dezember 2010, 08:43
von niels
Erstaunt hörte ich heute von der Begründung der skandinavischen Terroristen, warum sie denn diese Bombenanschläge planten bzw. realisierten:

"...Man wolle sich (u.a.) für die veröffentlichten Mohammed-Karrikaturen rächen, die eine Beleidigung für die islamische Welt seien...".

Wer die Karrikaturen kennt, erinnert sich, das die Karrikatur eine Person mit einer angezündeten Bombe als "Turban" oder Kopfbedeckung zeigt - welche den Propheten Mohammed darstellen soll. Sie lässt wohl vornehmlich die Interpretation zu, das der Islam von den Terroristen zur Rechtfertigung ihrer Bombenanschläge herangezogen oder auch, das die Lehre des Propheten für Terrorideen mißbraucht wird.

Darin sahen angeblich viele Moslems eine "Verunglimpfung des Islam".

Welch absurde Idiotie:
Man rächt sich für eine angebliche "Verunglimpfung" des Islams als Ursache oder mißbrauchte Ideologie für Bombenterror - und wie?

MITTELS Bombenterror...

Ohne Worte...


Cheers,



Niels.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2010, 12:54
von Christel
Griechische Polizei hebt Terror-Waffenlager aus
http://www.dnews.de/nachrichten/politik ... lager.html

Was steckt dahinter?

Islamisten?

Religiöse Fanatiker?
Wohl kaum, jedenfalls nicht, wenn man Religion als Bindung an Gott versteht.
Ziel der Durchsuchungen am Samstag war die linksextreme Untergrundorganisation "Sekte der Revolutionäre", die für die Ermordung eines griechischen Journalisten und eines Polizisten verantwortlich sein soll.

Linksextreme Gruppen
Eine andere linksextreme Gruppe in Griechenland, die sich "Verschwörung der Feuerzellen" nennt, hatte im vergangenen Monat mit einer Serie von Briefbomben an Politiker in mehreren europäischen Ländern für Aufregung gesorgt. Eine dieser Sendungen landete im Berliner Kanzleramt. Das an Kanzlerin Angela Merkel adressierte Paket konnte aber rechtzeitig entschärft werden
http://www.dnews.de/nachrichten/politik ... lager.html

Ich schätze, es handelt sich einfach um Menschen, die sich im Recht fühlen, weil sie meinen sie kämpfen für eine bessere Welt… wie auch immer…

Mit Idiotie hat für mich Bombenterror schon zu tun, mit Religion nicht.
Religion kann zur Begründung missbraucht werden, wie eben jeder andere beliebige Wert auch.
Z.B. Freiheit, Gleichheit, ja sogar im Namen der Brüderlichkeit kann gemordet werden. Für Demokratie, für Menschenrechte… - wie gesagt für jeden beliebigen Wert.
Gerade die Menschen, die sich für besser halten, die tun es.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2010, 13:43
von niels
Was steckt dahinter?

Islamisten?

Religiöse Fanatiker?
Wohl kaum, jedenfalls nicht, wenn man Religion als Bindung an Gott versteht
Hmm, wie kommst Du gerade auf diesen Ast? Von den aus Richtung griechisch "induzierten" Anschlagsversuchen in Südeuropa war doch gar keine Rede hier?

Allerdings sehe ich schon manch "Parallele" zum Islamistischen Terrorismus - ob in der Gewaltlogik wie der Überzeugung, sowas tun zu müssen / zu dürfen, weil man es besser wüsste als andere - sich dabei auf Moralvorstellungen beruft, die man nicht ansatzweise selbst verstanden noch bewusst verinnerlicht hat...
Ich schätze, es handelt sich einfach um Menschen, die sich im Recht fühlen, weil sie meinen sie kämpfen für eine bessere Welt… wie auch immer…
das ist sicher richtig. Wenn die Betreffenden darin jedoch eine "religios-konforme" Gesellschaft oder gar Gottesstaat verstehen, dann sind Beweggründe wie Ziele auf jeden Fall religiöser Natur.
Mit Idiotie hat für mich Bombenterror schon zu tun, mit Religion nicht.
Nun könnte man kommen und sagen: "das sei ja kein Islam" (so wie die Kreuzzüge kein Christentum wären) um Religion so aus jedweder Verantwortung zu manövrieren. In der Praxis jedoch ist Religion eine höchst menschliche Sache - gemacht, kommuniziert und gelebt von Menschen. So wird die religiöse Führung ebenso von Menschen beansprucht wie von den Gläubigen akzeptiert. Diese Führer - auf welcher Ebene auch immer - sind (Mit-)verursacher solcher Ideen, damit der daraus entstehenden Taten. Die Menschen glauben an das, was man ihnen erzählt, weil sie an Gott glauben und diese Leute sich vor das imaginäre Alpha-Männchen stellen. Die heute gelebten, theistischen Religionen sehen ja alle explizit diese irdischen Vertreter vor. Deren Schweinereien von der Religion abkoppeln zu wollen ist ein schlechter Versuch, Religion aus der Verantwortung zu ziehen.

Ich verstehe auch nicht wie alles, was gerade mal "positiv" oder als "politisch korrekt" gilt Teil der Religion, der Rest dagegen nicht sein soll (mit einzelnen Ausnahmen).

Ich seh die Religion da wohl erheblich mehr in der Verantwortung, als manch Religiöser selbst (und dies sehn wohl auch nicht nur immer mehr Nichtreligiöse so). Wenn die Gewaltlogik nicht Teil der Religion ist, dann erwarte ich, das die - die die "richtige" Religion für sich bestimmen bzw. einen Führungsansruch daraus ableiten (gleich ob nun "geistlich" oder "weltlich"), dagegen erheben bzw. sich davon öffentlich - nach innen wie außen - und in aller Klarheit von diesen Tendenzen und Zielen distanzieren.

Aber genau das passiert entweder gar nicht oder wenn, dann höchst halbherzig - ob heute im Islam oder - z.B. etwas früher - im Christentum bei den Kreuzzügen.

Natürlich darf ich von Kirchen / Religionsinstitutionen / Gruppierungen nicht erwarten, sich m.E.n. "ordentlich" zu verhalten (denn was "ordentlich" ist bzw. nicht ist, bestimmt die Kirche ja auch wieder mal selbst) - aber diese dann auch nicht, das ich sie für voll nehme oder soweit toleriere, sich über meine Freiheit hinwegzusetzen (z.B. durch Einflußnahme auf für alle geltende Gesetze usw..

Wenn jemand gegen die Regeln / Grundsätze einer Religion wie z.B. dem Christentum verstößt, ist die Kirche erstaunlich schnell mit Exkommunikation bei der Hand - ähnlich läuft dies wohl auch im Islam oder im Judentum. Erfolgt eine Schweinerei irgend eines mehr oder weniger extremen Fanatikers aber im Namen oder zumindest indirekt unter dem Deckmantel der Religion, ist man mit dem Ausschluß erstaunlich zurückhaltend und fängt an, z.B. von "Buße" und "Vergebung" zu quasseln.

Lässt man sich z.B. als Ehepaar scheiden und/oder heiratet dann z.B. eine(n) Nichtgläubige(n), ist dies offiziell Grund zum Ausschluß aus der Religionsgemeinschaft. Bringt man dagegen zig Menschen im Namen der Religion um oder nascht jahrzehntelang an ihm anvertrauten Kindern, braucht Derjenige nur "ehrlich" zu bereuen und kann auf "Gnade" hoffen und Mitglied der Gruppe bleiben. Ein geschiedenes Ehepaar müsste die Scheidung rückgängig machen, um wieder "Gnade" erfahren zu dürfen. Eine Beichte wäre nicht (ehrlich) möglich, soweit der Mensch beim neuen Partner bliebe und zu seiner Liebe ehrlich stände...

Mag sein, das eine solche Moralwelt den Menschen im Mittelalter genügte - den heutigen globalen Zusammenhängen werden solche Vorstellungen nicht mehr gerecht. Da spielt es auch keine Rolle, ob und wenn sich Theologen mit der Kompatibilität rechtsstaatlicher Gesetze und Religions"regeln" beschäftigen und ständig neue "Kompatibilitätsbrücken" suchen.

Allerdings haben Religionen recht, wenn sie sich u.a. als Institutionen der "Liebe" betrachten. "Liebe" => "Anhaftung" an etwas - was - abstrahiert betrachtet - ebenso positiv wie negativ sein kann. "Liebe" kann bekanntlich Berge versetzen - aber die Vorstellung, durch "Liebe" würde alles gut, ist nun mal ziemlich exakt nur die Hälfte der Wahrheit - dabei ist es ziemlich gleich, gegen wen oder wohin sich diese Liebe richtet, gegen den Nächsten, den weltlichen wie den geistlichen Führer oder einen für den Menschen imaginären bzw. virtuellen Alpha. Liebe kann ebenso befreiend wie einschränkend sein - ebenso konstruktiv wie destruktiv. Es gibt keine "gute" oder "böse" Liebe - es sei denn man betrachtet aus nur einem Blickwinkel und ohne Toleranz für andere Blickwinkel.


cheers,


Niels.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2010, 15:46
von Christel
niels hat geschrieben:Hmm, wie kommst Du gerade auf diesen Ast? Von den aus Richtung griechisch "induzierten" Anschlagsversuchen in Südeuropa war doch gar keine Rede hier?
Für mich ist Bombe Bombe. Ich differenziere nicht zwischen einer bösen islamistischen Bombe und einer guten linken Bombe.
niels hat geschrieben: Wenn die Gewaltlogik nicht Teil der Religion ist, dann erwarte ich, das die - die die "richtige" Religion für sich bestimmen bzw. einen Führungsansruch daraus ableiten (gleich ob nun "geistlich" oder "weltlich"), dagegen erheben bzw. sich davon öffentlich - nach innen wie außen - und in aller Klarheit von diesen Tendenzen und Zielen distanzieren.
Hast Du schon mal gehört, wer sich verteidigt klagt sich an?
Auch wer Entschuldigungen, Distanzierungen fordert, klagt an!

Wenn ich mit etwas nichts zu tun hab, muss ich mich weder dazu äußern, noch distanzieren!
Wenn Religion nicht die Ursache von Terror ist, müssen sich auch nicht alle religiösen Führer davon laufend distanzieren. - Übrigens, wüsste ich nicht, wer mehr zum Frieden aufruft, als gerade religiöse Führer es tun.

Wer alles (Weltanschauung/Religionen) in einen Topf wirft muss auch von Linken, angefangen bei SPD, Grünen, den Linken sowieso… eine Distanzierung von den griechischen linken Terroristen fordern. Schließlich gab es die Oktoberrevolution, Stalinismus, Sibirern…, RAF…. Das ist alles nicht so lange her wie die Kreuzzüge.

Ich fordere das nicht, denn ich werfe nicht alles in einen Topf!

Ich rede auch nicht laufend von den Religionen oder anderen Weltanschauungen…, die angeblich Ursache für unser Unglück sind…
Gewaltbereitschaft sehe ich eher als psychisches Problem, d.h. es ist ein Problem eines jeden Menschen, gerade das der Entrüsteten, unabhängig von Religionszugehörigkeit und Weltanschauung.

Ich wünsch Dir was. LG Christel

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Freitag 31. Dezember 2010, 17:55
von niels
Psychisches Problem?
Dann hatten demnach auch ein Gutteil aller Deutschen zwischen 33 und 45 "ein psychisches Problem".

Das mag sein, wenn man jedwedes asoziales Verhalten von Menschen auf "psychische Probleme" - unabhängig von Verstand und Ideologie zurückführt - weiterbringen tut das aber leider nicht.

Auch für mich ist Totschlag Totschlag und für den Totgeschlagenen spielt es kaum eine Rolle, wer ihn warum und wie totgeschlagen hat.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Samstag 1. Januar 2011, 16:12
von Christel
So war das nicht gemeint!

Ich gehöre nicht zu den Menschen, die alles mit Krankreit… erklären und entschuldigen. Dabei denke ich nicht nur an Kriminalität und Terror sondern auch an den Alltag. - Ich spreche es selten klar aus, weil es nichts bringt. - Es stimmt schon, jeder braucht einmal Ruhe, niemand hat es immer leicht, kein Leben ist nur Zucker, es ist schon wichtig füreinander Verständnis zu haben. Dabei geht es jedoch nicht nur um mitfühlen, es findet eine Umverteilung von Lasten statt:
Der von dem Verständnis erwartet wird, muss Arbeiten mitübernehmen. Wer Verständnis hat muss auf freie Zeit verzichten. Wer auf Hilfe hoffte, muss Verständnis haben, dass die nicht kommen kann. Wer immer Verständnis hat bekommt viele Lasten aufgelegt.

Werden Gewalttätigkeit, Kriminalität… mit einer schlimmen Kindheit, traumatischen Erfahrungen…, einer Ideologie, Weltanschauung oder Religion begründet, findet eine Umschuldung statt:
Ohne zu leugnen, dass es die Macht der Situation gibt, die Umstände, den Zeitgeist…, so erklärt dies dennoch die Ausnahmen nicht. Wieso gelang es Menschen, die als Kinder den 2. Weltkrieg miterleben mussten, sich normal zu entwickeln, nicht kriminell zu werden und eine große Aufbauleistung zu vollbringen? Wenn der Islam schuld ist, wieso bastelt nicht jeder Moslem Bomben? Ich übergroße Mehrzahl tut es nicht!

Umso mehr sich Menschen durch die Umstände entschuldigen können, umso weniger sind sie bereit Verantwortung zu übernehmen! Wer meint, für eine gute und gerechte Sache zu kämpfen, kommt oft gar nicht auf die Idee, er könnte dabei schuldig werden. Im Gegenteil, er meint, die Opfer sind schuld oder müssen halt sein... für das große Ziel.

Die Lasten, die Arbeit und die Schuld, die bleiben. Sie werden anderen aufgebürdet. :(
niels hat geschrieben:Auch für mich ist Totschlag Totschlag und für den Totgeschlagenen spielt es kaum eine Rolle, wer ihn warum und wie totgeschlagen hat.
Daher bin ich dafür, Terroristen als Kriminelle zu betrachten und keine “edle Entschuldigung“ zu zulassen und keine Umschuldung vorzunehmen, also auch nicht zu Lasten des Islam, den Linken, den Religiösen, den Buddhisten, Gott... - Die faulen Ausreden müssen weg!

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Sonntag 2. Januar 2011, 11:00
von niels
Terroristen "sind" Kriminelle - da ist sich die moderne Rechtssprechung wohl einig.

Allerdings fangen wir Deutschen gerade mal wieder an, hier nach "political corretnes" zu unterscheiden. Gräbt z.B. ein Linker, weil er eine kommunistische Gesellschaft fordert, Steine aus dem Gleisbett eines Zuges, um diesen zum Halten oder gar Entgleisen zu bringen (samt der im Zug sitzenden Menschen) dann ist dies "Sabotage" bzw. der Ausführende aus der Sicht der meisten Deutschen ein "Terrorist" - seine Tat zumindest ein "terroristischer Akt".

Wird die selbe Tat von "Atomkraftgegnern" begangen, erfolgt bisher weder eine entsprechende strafrechtliche Verfolgung noch fallen in den Medien die Begriffe "Sabotage" oder "Terrorismus".

Blockiert eine Tierschutzgruppe die Einfahrt eines Massentierhalters, ist das Sabotage und die Räumung der Blockade durch Polizei wie die Bestrafung sind übliche Folge dieser Tat - blockiert eine Gruppe die Baustelle in Stuttgart und die Polizei kommt zum "üblichen" Räumen, geht eine Riesenempörung durch's Land und die Saboteure werden nicht mal zur Rechenschaft gezogen.

Mit unserer "political correctness" wie der damit auflebenden "Wutbürgerkultur" zerstören wir so - ganz nebenbei - unseren eigenen Rechtsstaat und wir haben schon lange begonnen, straftaten nach politischer wie religiöser Gesinnung zu unterteilen - im Positiven wie Negativen.

Vor dem Gesetz des Rechtsstaates aber ist (d.h. sollte!) jeder gleich sein.


Aber zurück zum "roten Faden":

Leider ist unbestreitbar, das es laufend neue Terrorakte aus religiös-induziertem Antrieb heraus oder unter Verzweckung von Religion erfolgen.

Würden die betr. Religionsgruppen offen und in aller Klarheit - idealerweise sogar gemeinsam - Distanz zu diesen Taten wie den Tätern aufnehmen, wäre womöglich auch glaubhaft, das ein zumindest direkter Kausalbezug zur Glaubensgruppe nicht besteht.

Tatsächlich aber sind diese Taten Verursacher wie zugleich Spitze eines wachsenden Hasses der Anhänger ganzer Glaubensgruppen aufeinander - oder zumindest Angst. Der Haß wie die Angst vieler Betreffender richtet sich dabei nicht gegen den Terroristen, sondern (auch oder insbesondere) gegen den / die Andersgläubigen.

In der Realität wirkt sich Religion in die Stärkung der Toleranz gegenüber Glaubensbrüdern(/-schwestern) aus - stärkt die Bindungen innerhalb der Gruppierungen - auf Kosten einer wachsenden Abgrenzung gegen andere. Genau DAS wollten und wollen diese "Religioten" an Terroristen (wie denen meist noch dahinterstehenden) erreichen und die Glaubensgruppen folgen diesem Ziel. Das da öffentlich "Gemeinschaft" und "Toleranz" gepredigt wird, mag gut gewolllt sein - das allein aber wird dann auch nicht mehr viel helfen.

Es gab viele Beispiele eines doch recht toleranten, funktionierenden Zusammenlebens an verschiedenen historischen wie modernen Orten der Erde - das Glaubensgruppen heute mehr und mehr voneinander weg driften, ist von vielen politischen Kräften - innerhalb wie außerhalb der Glaubensgruppen - gewollt.

Und der Großteil der Schäfchen trampelt brav dorthin, wo Lobbyisten sie haben wollen. Zwar gibt es auch zwischen den Schäfchen die, die dagegen kommunizieren bzw. darüber aufklären - die aber scheint kaum jemand hören zu wollen.

Erklärter Feind ist die moderne, liberale, rechtsstaatliche Gesamtgesellschaft mit dem Ideal einer individuellen Entfaltung und eines freien Weltbildes - bei den großen historischen theistischen Religionen eine bis heute nicht gerade willkommene Kulturform. Da kommen Angst vor "dem Anderen" oder gar Haß gar nicht so ungelegen...

So wie so in der Art passiert es derzeit an immer mehr Orten der Erde - nicht nur im mittleren Osten oder zwischen religiösem "West und Ost". Ägypten, Nigeria, Irak, aber auch Türkei, Israel, Indien wie vielen -stan Staaten erleben eine wachsende Teilung der Gesellschaft in religiöse Gruppen (die damit selbst stetig erstarken).

Man akzeptiert oder toleriert das Teilende für das Ideal des Verbindenden IN der Gruppe - Garant für fortführende Macht und Einfluß weniger auf große Gruppen der Menschheit - vorbei an demokratischen wie rechtsstaatlichen Prinzipien, die bisher unsere Freiheit recht weit sicherstellen konnten.

Der religiös-induzierte Terrorismus ist nur die Spitze des Eisbergs aber ebenso auch Mittel zum Zweck.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Dienstag 4. Januar 2011, 20:10
von Christel
niels hat geschrieben:Würden die betr. Religionsgruppen offen und in aller Klarheit - idealerweise sogar gemeinsam - Distanz zu diesen Taten wie den Tätern aufnehmen, wäre womöglich auch glaubhaft, das ein zumindest direkter Kausalbezug zur Glaubensgruppe nicht besteht.
Welche Religionsgruppen meinst Du? Wir haben hier nur von islamistischen Bombenterror und Selbstmordattentätern gesprochen. Wer macht das noch?
niels hat geschrieben:Tatsächlich aber sind diese Taten Verursacher wie zugleich Spitze eines wachsenden Hasses der Anhänger ganzer Glaubensgruppen aufeinander - oder zumindest Angst. Der Haß wie die Angst vieler Betreffender richtet sich dabei nicht gegen den Terroristen, sondern (auch oder insbesondere) gegen den / die Andersgläubigen.
Wenn es ein Kampf von Glaubensgruppen ist, dann war wohl das World Trade Center auch eine religiöse Einrichtung?

Es ist schon möglich, dass islamistische Kreise zuweilen nur von den Christen reden. Man sollte beachten, dass sie ungenau sind und verallgemeinern. Ich glaube, ihr Kampf richtet sich gegen die westliche Kultur. Atheisten u.a. sind genauso gemeint. Es ist kein Glaubenskrieg.

Zuletzt hat es die Kopten erwischt. Ist ihre Angst und Aufregung nicht verständlich?
niels hat geschrieben:Würden die betr. Religionsgruppen offen und in aller Klarheit - idealerweise sogar gemeinsam - Distanz zu diesen Taten wie den Tätern aufnehmen, wäre womöglich auch glaubhaft, das ein zumindest direkter Kausalbezug zur Glaubensgruppe nicht besteht.
Noch einmal meine Frage, welche Gruppen bekämpfen sich hier angeblich? Wer wirft noch Bomben und arbeitet mit Terror, außer Islamisten u.a. politisch radikale Gruppen?

Du willst Distanzerklärungen?

Es gibt ein „Interdisziplinären Zentrums für Islamische Religionslehre“ (IZIR) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen Nürnberg (FAU):
http://www.izir.de/index.php?option=com ... e&Itemid=1 Diese geben eine Zeitschrift heraus ZRLI:
Das aktuelle Heft der Zeitschrift für die Religionslehre ist erschienen und beinhaltet aufgrund aktueller Geschehnisse nur einen Beitrag
http://www.izir.de/index.php?option=com ... &Itemid=34
Aus dem aktuellen Heft:
Wir sind erschrocken, traurig und wütend. Dieser Anschlag trifft uns in besonderer Weise, denn das IZIR unterhält enge Verbindungen nach Ägypten. Seit einigen Jahren führen Mitarbeiter des IZIR in Kooperation mit der Deutschen Evangelischen Oberschule in Kairo Lehrerfortbildungen für die deutschen Auslandsschulen in Ländern des islamischen Kulturraums durch. Darin integriert sind auch unsere koptischen Kollegen.
Im Frühjahr 2010 nahmen 20 Studierende unserer Universität an einem Seminar zum Modell des Kooperativen Religionsunterrichts in Kairo teil, verbunden mit Besuchen in Synagogen, Kirchen, Moscheen und koptischen Klöstern.
Mehr: http://www.izir.de/images/stories/docs/ ... Heft_8.pdf

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Mittwoch 5. Januar 2011, 18:09
von niels
Welche Religionsgruppen meinst Du? Wir haben hier nur von islamistischen Bombenterror und Selbstmordattentätern gesprochen. Wer macht das noch?
Ich meine die jeweils Beteiligten (auf beiden Seiten wechselseitig) - ob z.B. auf Seiten der Moslems, der Christen wie auch z.B. im Hinduismus, wenn man allein die religiös induzierten Anschjöagsvorfälle der letzten Wochen, Monate und Jahre weltweit betrachtet.
Wenn es ein Kampf von Glaubensgruppen ist, dann war wohl das World Trade Center auch eine religiöse Einrichtung?
Aus Sicht der Islamisten besteht da ein Kausalzusammenhang. Das World Trade Center repräsentiert die westlich dominierte Weltwirtschaft (Okzident) - westlich und Christentum steht für Islamisten wie auch nicht wenige Muslime nicht nur historisch in engem Zusammenhang - wohl ähnlich wie Aszendent und Islam für viele Christen in untrennbarem Zusammenhang stehen.
Es ist schon möglich, dass islamistische Kreise zuweilen nur von den Christen reden. Man sollte beachten, dass sie ungenau sind und verallgemeinern. Ich glaube, ihr Kampf richtet sich gegen die westliche Kultur. Atheisten u.a. sind genauso gemeint.

Es ist kein Glaubenskrieg.
Eben doch.

Man glaubt, das das eigene (religiös initiierte) Gesellschaftskonzept "das bessere" sei bzw. über dem der anderen stehe. Ähnlich sehen das ja auch viele Christen im "Westen" - nur eben andersherum. Warum also stehen wir dort und wollen den Leuten ein Gesellschaftskonzept übermitteln, was aus der Sicht streng religiöser Moslems schlicht "imkopmpatibel" mit dem eigenen Wertemodell ist?

Die Christliche Kirche stellt sich ja auch in Deutschland und Europa gern hin und verschwitzt keine Möglichkeit immer wieder zu betonen, das unsere heutige europäische Gesellschaft "historisch tief im Christentum verwurzelt sei" - und so mancher fordert sogar einen (christlichen) Gottesbezug in der EU-Verfassung usw.

Da fordert man inzwischen in Deutschland, das man "Ländern, in denen Christen verfolgt werden, die Entwicklungshilfe streichen oder beschränken soll".

Das finde ich frech wie mittelalterlich.

Muß man Christ sein, um in Deutschland Unterstützung zu finden, Asyl oder was auch immer?

Würde man Moslems, die von extremen Christen verfolgt würden, ebenso behandeln? Oder was ist mit Moslems, die von Hindus verfolgt bzw. Hindus, die von Moslems unterdrückt werden? Aber noch viel wichtiger: Was spielt die Konfession eine Rolle, wenn es um Verfolgung, Unterdrückung oder gar Ermordung von Menschen geht - aber auch, wenn es um Entwicklungshilfe o.ä. geht?

Warum z.B. stellen wir ein Riesen-Denkmal für ermordete Juden mitten in der Hauptstadt auf - statt eines für alle vom Naziregime Ermordeten? Der "historische Fakt" der Ermordung von Juden ist sogar gesetzlich verbrieft und unantastbar - die Ermordung von Schwulen, Lesben, Linken, Zigeunern oder sonstigen - z.B. Atheisten oder Agnostikern, die sich gegen das Regime eingesetzt haben und wen noch alles genießt keinen solchen Schutz.

Wir lehren christliche Religion in allen Schulen - in einzelnen nun wohl auch islamische (vornehmlich für arabisch stämmige).

Nach außen stellen "wir uns" (bzw. stellt man uns) für die "Christen" hin. Die USA schreiben auf jede Dollarnote "in god we trust" und selbnst der Präsident Bush faselt in seinen offiziellen Reden von "Gottes Willen" und "Gottes Gnade für Amerika".

Weltreligion ist nicht nur Glaube - es ist auch (knallharte) Politik (in der der Glaube der Massen instrumentalisiert wird) - geführt von knallharten Religionsführern wie ihren Handlangern, Vorzeigepuppen und Speichelleckern im Background. Was andere bzw. Anders- oder sogar Nichtgläubige im selben Land interessiert bzw. vo diesen gewollt ist, spielt nicht wirklich Rolle - das ist "im Osten" wie "im Westen".

Der "Kampf der Kulturen" - wie ihn manche nennen (übrigens wohl auch ein Gutteil der Attentäter) ist ein Kampf um Glaube und die verblödete Idee, das ein Glaube auch nur ein Deut besser sei als der andere - das man Gott bzw. seinem Willen / seiner Gunst näher stehe als der andere... Darin erst erwächst die Gefahr, die Fanatiker zu religiösen Fanatikern und damit besonders gefährlich für die Gesellschaft macht.

Beispiel:
Würden sich z.B.- so viele "Globalisierungsgegner" frewillig und sogar gern mit Bomben in den Tod bringen?

Offensichtlich nicht. Erst die hirnkranke Idee, das man für eine gottgefällige Tat inkl. Selbstmord mit dem ewigen Leben im Paradies belohnt wird, bringt die meisten Selbstmordattentäter zum Freitod. Was dabei "gottgefällig" ist oder nicht, bestimmt ja eh der Mensch. Und wer wollte das besser wissen als andere? Erst der Glaube ermöglicht, den eigenen Verstand wie die eigenen Ur-Instinkte und allen anderen neuronalen "Sicherheitseinrichtungen" zu "überwinden" - zum Guten wie zum Bösen.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Freitag 7. Januar 2011, 21:16
von Christel
Wie gesagt ich sehe keinen weltweiten Glaubenskrieg.
Es gibt Bombenanschläge durch Islamisten, nicht durch den Islam oder von den Muslimen.
Von Bombenanschlägen durch Christen weiß ich nichts!
niels hat geschrieben:Nach außen stellen "wir uns" (bzw. stellt man uns) für die "Christen" hin. Die USA schreiben auf jede Dollarnote "in god we trust" und selbnst der Präsident Bush faselt in seinen offiziellen Reden von "Gottes Willen" und "Gottes Gnade für Amerika".
In Amerika ist der christliche Glaube selbstverständlicher als bei uns. Dennoch ist es so verallgemeinert falsch. Der Staat, Politik, Wirtschaft… führt Kriege… nicht die Gläubigen untereinander. Mit dem christlichen Glauben hat das nichts zu tun.
Würden alle Christen in der westlichen Welt ihrem Glauben abschören und einfach nur so weiter leben wollen wie bisher, halt ohne Glaube… Es würde an der Situation gar nichts ändern.
Es würde noch nichts mal was nützen, wenn wir uns zum Islam bekehren würden und Staaten nach türkischem Vorbild einrichtenden.
Es geht nicht um Glauben, sondern um Kultur und vor allem um Macht.
Unsere heutige Kultur ist zwar aus christlichen Wurzeln erwachsen, dennoch gibt es einen Unterschied zwischen Kultur und Glaube. Die Kultur kann weiterleben auch ohne den Glauben. Christlicher Glaube kann in jede beliebige Kultur existieren. Er ist nicht an eine bestimmte Kultur gebunden. Christen gibt es weltweit in allen Kulturen.
Warum z.B. stellen wir ein Riesen-Denkmal für ermordete Juden mitten in der Hauptstadt auf - statt eines für alle vom Naziregime Ermordeten? Der "historische Fakt" der Ermordung von Juden ist sogar gesetzlich verbrieft und unantastbar - die Ermordung von Schwulen, Lesben, Linken, Zigeunern oder sonstigen - z.B. Atheisten oder Agnostikern, die sich gegen das Regime eingesetzt haben und wen noch alles genießt keinen solchen Schutz. ?
Ja warum, wenn wir angeblich ein christliches Land sind und sich die Religionen doch angeblich bekämpfen?
Weil das so nicht stimmt!
Weil die Juden tatsächlich, die am schlimmsten verfolgte Gruppe waren, übrigens nicht aus religiösen sondern ethnischen / rassistischen Gründen.
Atheisten oder Agnostikern waren keine Gruppen, die verfolgt wurden, weil sie nicht glauben. (Da hätte sich Hitler selbst verfolgen müssen. Hitler glaubte an die Vorsehung, die Evolution, war Esoteriker… gläubiger Christ war er nicht.) Auch Atheisten oder Agnostiker wurden Opfer, aber nicht wegen ihres Glauben, sondern insofern sie sich gegen Hitler stellten. Allen Opfern wird auf vielfältiger Weise gedacht, auch den Zigeunern. Natürlich sind Sinti und Roma Opfer! - Es gibt zahlreiche Literatur, Gedenkstätten, Stolpersteine, im Unterricht, Medien, Gedenkveranstaltungen…

In der Hauptstadt gibt es selbstverständlich auch ein Denkmal für verfolgte Homosexuelle:
Eine Betonstele erinnert an die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich - mit einer Filmprojektion, auf der im Zwei-Jahres-Rhythmus geküsst wird.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/verfo ... 42700.html
Da fordert man inzwischen in Deutschland, das man "Ländern, in denen Christen verfolgt werden, die Entwicklungshilfe streichen oder beschränken soll".
Das finde ich frech wie mittelalterlich. ?
Ja nach dem Anschlag auf die Kopten in Ägypten.
Ich finde Minderheitenschutz wichtig! Die Kopten wurden Opfer. Es soll nicht noch mehr Opfer geben. Staaten stehen in der Pflicht ihre Bürger zu schützen, auch wenn es Christen sind. Wieso darf der Schutz von Christen nicht gefordert werden? Das versteh ich jetzt nicht!

Und was das mit Asylbewerbern zu tun haben soll auch nicht:
Muß man Christ sein, um in Deutschland Unterstützung zu finden, Asyl oder was auch immer?
Davon war nirgendwo die Rede!

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Samstag 8. Januar 2011, 09:39
von niels
davon war nirgendwo die Rede
Hast Du die genannte politische Debatte in den letzten Wochen überhaupt soweit verfolgt?

Offensichtlich nicht, hier nur ein paar wenige der Stimmen aus den vordersten Reihen der Parteien / Regierung wie auch dahinter (wobei ich einfach mal wahllos in den riesigen Blätterwald um das Thema gegriffen habe - fast jede Tageszeitung oder Radio hatte das zumindest zum Thema):

aus All-in.de - "Bosbach fordert mehr diplomatischen Druck...":
http://www.all-in.de/nachrichten/deutsc ... 808,918708

aus Junge-Freiheit:
http://www.jungefreiheit.de/Single-News ... 460.0.html

aus Der Spiegel: "Ägypten: Kauder auf christlicher Mission"
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 44,00.html

Das mancheiner davon - ganz nebenbei - eine "christlichere Ausprägung der deutschen Außenpolitik" fordert, unterstreicht die sukzessive Verschiebung der Gleichgewichte erneut und lässt auch letzte Zweifel ausgeräumt wie man "Religionsfreiheit" definiert.

Das die staatliche Entwicklungshilfe von allen Bürgern - nicht nur Christen - erarbeitet wurde, sollte ebenso zur Toleranz und Gleichbehandlung mahnen. Wenn die Kirchen ihre Hilfsprogramme derart ausrichten, dann ist das deren eigene Sache.

Und die, die sich der Religionen zu persönlichen Zwecken bedienen (also die, die hinter jedem Religionskonflikt stehen), dürfen sich einmal mehr freuen mehr Zwist als Eintracht erreicht zu haben. "teile und herrsche" - das wussten schon römische Imperatoren... Das wir da auch noch bereitwillig drauf einsteigen, zeigt wie schnell wieder mal Subjektivität die Objektivität besiegt, wenn Glaube ins Spiel kommt.

Aber selbst die von manch anderem Politiker oder "Kirchenoberst" immerhin etwas "allgemeiner" gehaltene Forderung nach "freier Religionsausübung" halte ich für zu kurz gegriffen und parteiisch. Konsequent richtig wäre dann schon, die freie Entfaltung bzw. Ausübung eines jeden Weltanschauung zu fordern bzw. ehrlich zu wollen - inkl. einer gleichberechtigten Festlegung darüber, wo diese für alle geltende einheitliche Grenzen findet - ohne Privilegien wie ohne Benachteiligung.

Und - wer wollte woran bestimmen, welche Weltanschauung Religion ist und was nicht - falls doch, worin liegen die Unterschiede, die eine Sonderbehandlung rechtfertigen (z.B. gegenüber der Weltanschauung, Riten und Werte kleinerer Gruppen oder gar Einzelner. Diese Menschen sind in den betr. Ländern doch häufig noch weitaus stärker gefährdet - z.B. auch weil sie sich nicht innerhalb einer großen Gruppe schützen können)?

Im südlicheren Irak z.B. werden lange nicht nur Christen verfolgt - auch anderen Glaubensgruppen (von denen es eine ansehnliche Vielfalt gab bzw. gibt, wenn auch kaum noch offiziell) - größer wie kleiner - geht es oft kaum besser, haben es nicht selten noch schwerer. Im Norden dagegen Richtung Türkei werden Kurden im großen Stil von Türken unterdrückt.

Dieses Parteiergreifen wird man womöglich an bayrischen Stammtischen oder unter manch Christen in Deutschland wohlwollend aufnehmen - für viele der anderen ist es ein Schlag ins Gesicht und es vermittelt den Eindruck, als sähe man das eigene Weltbild minderwertiger denn dessen anderer und/oder dieses nicht derartigen politischen Rückhalt erfährt...

Auf der anderen Seite beschweren sich die selben Politiker über die monetäre Einflußnahme z.B. Saudi-Arabiens auf einige östliche - inzwischen vom Islamismus geprägte -Länder. Dabei macht bzw. will man es hier nun kaum anders - zumindest scheint man dies zu wollen oder immerhin billigend in Kauf zu nehmen.

So steigen wir sukzessive in einen neuen, globalen Glaubens- und Kulturstreit ein, den so viele von uns - nach Jahrhunderten bzw. -tausenden an Zwietracht und Krieg - endlich hinter uns hofften und wo man glaubte, sowas gäbe es fast nur noch (und in seinen letzten Zuckungen) im Israel/Palästina-Konflikt..

In der Islamischen Welt wie auch anderswo auf dem Planeten wird man damit - vor allem unter Nicht-Christen - sicher auch keine Zuwächse in punkto Glaubwürdigkeit erringen, denn es bestätigt anderen Unterdrückten wie gar Gegnern einmal mehr den Eindruck, das der bis heute Westen religiös-ideologisch operiert - nicht aber das proklamierte Ziel des Friedens wie der Freiheit aller (!) Menschen - unabhängig von Weltanschauung und Religion - verfolgt..

Gerade dieses Gut sollte uns eines der höchsten sein und nicht wenige haben dafür ihr Blut vergossen.

Bindet man gar Entwicklungshilfe explizit an den Schutz bzw. die lokale "Sonderbehandlung" einer oder einzelner Religionsgruppen, ist das eine Einflußnahme auf die Freiheit der Weltanschauung der Beteiligten in eine bestimmte Richtung - auch "Mission" genannt.

Das aber sollte und darf nicht Aufgabe einer rechtsstaatlichen, gleichbehandelnden, freiheitlichen Regierung sein.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Samstag 8. Januar 2011, 10:20
von niels
apropos "Minderheitenschutz".

Da gebe ich Dir absolut Recht und hinzu zu bedenken, das die kleinste denkbare Minderheit der einzelne Mensch ist und bleibt.

Je kleiner eine Minderheit, desto schutzloser ist diese einer womöglich feindlichen Umgebung ausgeliefert. Wer wollt3e das bestreiten?

Natürlich gab es den Anschlag / Übergriff auf K;opten in Ägypten - so wie es fast täglich auf der Erde Übergriffe gegen Minderheiten oder Einzelne gibt, von denen wir nur selten etwas sehen oder höhren - noch viel seltener ähnliche Reaktionen aus Regierung und Regierungspolitik.

Der Eindruck verschärft sich schon, das die Aufmerksamkeit nicht zuletzt deshalb so erstaunlich hoch war und immer noch ist, WEIL es sich um Christen und eben nicht "irgendeine" Glaubensgruppe oder gar Weltanschauung handelte, vor allem in der Opferposition.

Amerika - Einwohner wie Regierungsvertreter und Kriegsmacher - sind davon überzeugt in "göttlichem Auftrag" zu handeln, die offiziellen / staatlich-gestützten Medien zur Zeit Bushs waren voll von religiösen Glaubensbekundungen beim Zug wie der Rechtfertigung des Krieges. Ebenso gab es eine Vielzahl Messen mit m.E. zweifelhafter Ausrichtung und bis heute gibt es eine Vielzahl offizieller Priester (nicht nur evangelikale Christen) die die Errichtung einer Art christlichen Gottesstaates auf der Erde predigen.

Klar kann man sagen - das sind Menschen und das ist nicht (Teil der) Religion. Selbstbetrug bleibt es allemal, denn ich sehe zwar viele - gegenseitig bedingende - Kausalzusammenhänge zwischen beidem, aber erstaunlich wenig, was beides voneinander trennt und bisher hat mir auch niemand erklären können, wo entlang die Trennlinie verlaufen sollte..

Wenn Menschen - und das gilt so für jede Religion bzw. Ideologie - im großen Stil diese gefährlichen Ideologien und Weltanschauungen (gepaart mit ihrer mittelalterlichen Bigotterie in Sexualität und Freiheitsverständnis) unter Christentum verstehen und es zudem derart praktizieren, dann ist entweder DAS das Christentum bzw. christliche Religion oder das "angeblich echte" Christentum bzw. Religion ist bisher - jedenfalls in den USA - weithin gescheitert - weitere Möglichkeiten erkenne ich da jedenfalls nicht.

Wenn nicht wenige amerikanische Wähler einen Präsidenten Bush wählen, weil man ihn für einen "aufrechten Christen" hielt und hält, ein Präsident Obama signifikant Stimmen verliert, weil Leute glauben, er sei "mit dem Teufel im Bunde" oder jedenfalls "ein Kommunist und schlechter Christ", dann stehen Religion und Politik in einem - wenn sicher auch noch vielschichtigeren - signifikanten Zusammenhang.

Die USA ist ein traditionell vornehmlich christlich geprägter Staat und das trägt man auch gern vielfältig zur Schau und nimmt es immer wieder gern als "Totschlagargument" (in vieldeutigster Weise) zur Hand gegenüber jedem, der da kritisieren könnte oder anders denkt bzw. ist solange man sich nur als Christ bekennt, kann man sich - demokratisch akzeptiert - quasi jede Schweinerei herausnehmen..

Bisher gab/gibt es - vor allem den christlichen Hochburgen des Landes - nur wenige Priester, die sich offen gegen diese Politisierung stellen. Religiös-ideologisch ist die USA den angeblich "islamischen Schurkensstaaten" doch ähnlicher, als man es auf beiden Seiten gern zugeben würde. Die sog. "Religionsfreiheit" in den USA ist soweit Makulatur, als das sie stillschweigend erwartet, das politische Fragen der (angeblich) christlichen Ideologie vorbehalten blieben und andere Religionen sich aus jedweder Politik heraushalten. Wie schnell diese Toleranz ihr Ende findet, erinnern die Verfolgungen von Kommunisten bzw. Systemkritikern, Juden oder zuweilen auch Moslems.

Im mittleren Osten wie Westen (USA) träumen nicht wenige von der Expansion ihrer Weltanschauung über den ganzen Planeten - mit der Überzeugung, sie hätten diese Aufgabe "im Namen Gottes" zu erfüllen.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Samstag 8. Januar 2011, 17:10
von Christel
niels hat geschrieben: Das die staatliche Entwicklungshilfe von allen Bürgern - nicht nur Christen - erarbeitet wurde, sollte ebenso zur Toleranz und Gleichbehandlung mahnen. Wenn die Kirchen ihre Hilfsprogramme derart ausrichten, dann ist das deren eigene Sache.
Wenn staatliche Stellen gegen den Anschlag auf koptische Christen protestieren und deren Schutz fordern, dann wollen sie einen Völkermord verhindern und für diese Menschen mehr Toleranz und Gleichbehandlung erreichen. – Nicht deren Protest ist zu verurteilen sondern der Anschlag.
Wenn es den Kopten in Ägypten nicht gut geht, sie fliehen und in Deutschland Asyl beantragen, werden die Kosten hierfür auch von allen Bürgern getragen und das wird wesentlich teuer. Oder sollen sie kein Asyl erhalten, weil sie Christen sind?

Ich habe mich im vergangenen Jahr dem Themenkreis „Globales Lernen“ http://de.wikipedia.org/wiki/Globales_Lernen beschäftigt und dazu Literatur zusammen getragen.

Dabei stieß ich u.a. auf dieses Buch:
Wockenfuß, Christof:
Demokratie durch Entwicklungskonkurrenz / Christof Wockenfuß. - Halle : Martin-
Luther-Universität Halle-Wittenberg, Lehrstuhl für Wi, 2009.
ISBN 978-3-86829-204-6

Das kann auch im Internet nachgelesen werden „Demokratie durch Entwicklungskonkurrenz / Christof Wockenfuß
http://wcms.uzi.uni-halle.de/download.p ... lem=225196
Ein Kurzes Zitat daraus:
Um nun ein solches Gleichgewicht sukzessive in Richtung Demokratie zu verschieben, schlägt
(nicht nur) Wintrobe vor, Entwicklungshilfetransfers aller Art vertraglich an von den
Regierungen der Zielländer selbst auszugestaltende und umzusetzende politisch institutionelle Reformen in Richtung Demokratie zu knüpfen: ‚Entwicklungshilfe gegen
Demokratisierung‘, so lautet das Rezept. Und solche Entwicklungsverträge könnten
tatsächlich anreizkompatibel und konsensfähig sein.
http://wcms.uzi.uni-halle.de/download.p ... em=2251964
Es ist also überhaupt nichts Neues Entwicklungshilfe an Bedingungen zu knüpfen. Christof Wockenfuß nennt als Bedingung „Demokratisierung“, „ die Förderung von Demokratie,
Rechtstaatlichkeit und Menschenrechten.“ Es wird Entwicklungshilfe also durchaus nicht einfach blind gestreut, sondern gezielt dort begonnen, wo der größte Effekt zu erwarten ist.

niels hat geschrieben:apropos "Minderheitenschutz".

Da gebe ich Dir absolut Recht und hinzu zu bedenken, das die kleinste denkbare Minderheit der einzelne Mensch ist und bleibt.

Je kleiner eine Minderheit, desto schutzloser ist diese einer womöglich feindlichen Umgebung ausgeliefert. Wer wollt3e das bestreiten?

Natürlich gab es den Anschlag / Übergriff auf K;opten in Ägypten - so wie es fast täglich auf der Erde Übergriffe gegen Minderheiten oder Einzelne gibt, von denen wir nur selten etwas sehen oder höhren - noch viel seltener ähnliche Reaktionen aus Regierung und Regierungspolitik.
Das ist alles richtig!
Aber absolut kein Grund sich nicht für die Kopten einzusetzen!

Außerdem, ich denke nicht, dass wir davon hörten, weil es Christen getroffen hat. Weltweit ist die Christenverfolgung groß, eine wirklich freie christliche Glaubensausübung ist nicht überall möglich. Wir hören so gut wie nichts davon. Weder Deutschland, noch die USA setzen sich besonders für verfolgte Christen ein. Ich erwarte auch nicht, dass sich das ändert. - Oder glaubst Du, es legt sich jemand mit China an? - Es gibt noch andere Interessen z.B. wirtschaftliche.

Ich denke, die Reaktion war groß, weil es uns Nahe war und weil man sich hierum Gedanken macht:
Endres, Florian: Deutschland als Ziel des Terrorismus? : Eine Analyse der Bedrohungslage und Abwehrmaßnahmen gegen islamistischen Terrorismus, - München, 2010.- ISBN 978-3-89975-415-5

Letztlich geht es bei diesen staatlichen Protesten um den Schutz Deutschlands, auch um den Schutz der nichtchristlichen Bürger in Deutschland. Der islamistische Terror lässt sich nur mit Hilfe der Muslime und der muslimischen Staaten eindämmen. Dass diese in Zukunft etwas mehr tun müssen, wurde anlässlich des Anschlags deutlich den Ägyptern gesagt.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Sonntag 9. Januar 2011, 10:28
von niels
nun,
ich sagte einesfalls, das Deutschland im Fall der Ägyptischen Kopten nicht eingreifen bzw. unterstützen soll. Das steht für mich außer Frage. Aber es steht für mich ebenso außer Frage, wenn es (auch zeitgleich) andere Menschen trifft.

Hilfe darf und sollte keine Frage der Religion sein. Jedwede Differenzierung führt zwangsweise zu mehr Ungerechtigkeit, weniger Toleranz und weg von einem weltanschaulich toleranten, gleichbehandelnden Staatswesen.

Das - geht es nach einigen dieser Politiker - recht eindeutig zujgunsten von Christen differenzieren will - haben diese (sehe ich jedenfalls so) in aller Klarheit ausgesprochen

Mich erinnert das an "Farm der Tiere" von George Orwell: Alle Tiere sind gleich - aber manche Tiere sind gleicher als gleich.

Zudem ist es auch ein gutes Stück Blödheit unserer Politiker, sich in eine solche religiös-kulturelle Debatte überhaupt hereinziehen zu lassen, womit die Terroristen bzw. Lobbyisten dahinter genau das erreichen, was man bezwecken wollte - Uneinigkeit, Intoleranz und nicht zuletzt zeigen, das der Westen doch religiöse Unterschiede zugunsten abendländischer Religionen macht.

Sollte man es tatsächlich "nicht SO gemeint haben" (was ich nicht vermute), bleibt es den betr. Politikern offen, sich klarstellend zu äußern. Das aber ist bis dato nicht passiert und ich nehme stark an, es wird auch nicht passieren - schon gar nicht aus Richtung der CSU.

Was innenpolitisch an mancheinem Stammtisch punkten mag, führt uns außenpolitisch stetig weiter weg von friedlichen Lösungen wie Zusammenleben.

So steht auch außer Frage, Entwicklungshilfe an Bedingungen zu knüpfen.

Allerdings sollten die Bedingungen ausschließlich rechtsstaatlichen, demokratischen Vorstellungen entsprechen.

Nicht umsonst spricht unser Grundgesetz von der Würde des Menschen wie der Freiheit der Weltanschauung - nicht aber der bestimmter Religionen oder Glaubensformen (auch wenn dies heute selbst in Deutschland nicht wirklich gleichbehandelnd praktiziert wird). Ebenso sollte es gute Sitte seit der "Aufklärung" in Europa sein, das Politik sich nicht wertend in Religionsangelegenheiten einzumischen hat - und vice versa.

Wo und wie sich der heutige "Westen" bereits in vielen Teilen der Erde einsetzte - dabei ganze Erdteile mit nicht unwesentlichem Druck zum Christentum missionierte (heute versuchen es manche Arabs in manch bisher nicht wirklich "muslimischen" Land, u.a. indem man sie zu "muslimischen Ländern" deklariert) - ist nicht nur uns bis heute bekannt. Wir beschweren uns laustark darüber, wie diese Arabs in der Muslimisierung dieser armen Länder vorgehen - mit Entwicklungshilfezahlungen wie politischer Unterstützung der Regierung - dabei fordern Politiker aus unseren Reihen quasi das selbe Vorgehen. Die Argumente zeigen erstaunliche Parallelen - da geht es "um den Schutz" einer "untedrückten" Religionsgruppe (die ja oft noch Minderheiten waren/sind) und um "gegenseitige Toleranz". Die Praxis bzw. das Leben in den betr. Ländern zeichnet dagegen ein anderes Bild. Da sind es recht schnell nicht einfach mehr "die Christen", sondern "die, die vom Westen unterstützt werden". Die Entscheidung gerade ärmerer, ländlicherer Familien, sich einer neuen Religionsgemeinschaft zu bekennen hat, für diese oft sehr pragmatische Gründe - damit aber auch eine politische Dimension. Es scheint, als breche in immer mehr Ländern ein "Wettbewerb der Religionen" aus, der vielmehr in einen Kampf der Kulturen mündet - im Großen wie im Kleinen.

China interessiert da nicht wirklich, da sich die neue chinesische Regierung aus Religionsfragen weithin heraushält - im stillschweigenden Pakt das die Religion sich nicht politisch einzumischen habe aber auch nicht zur Einmischung von außen bedient wird. Was denen passiert, die sich nicht dran halten, zeigt der Fall Tibet eindrucksvoll.

Ähnlich kritisch sehe ich z.B. die Bestrebungen der türkischen Regierung, über Gelder und Religionseinrichtungen in Deutschland (wie z.B. das Netz der DITIP) politischen Einfluß auf Deutschland zu erlangen und bin erstaunt darüber, das das die wenigsten deutschen Politiker überhaupt kritisch sehen. Das in jeder der DITIP-Moscheen (allein) die türkische Flagge hängt und man Muslime anderer Nationalität darin wohl nicht gern sieht, sollte doch spätestens nachdenklich stimmen...

So genießt (sollte jedenfalls) auch in Deutschland per Grundgesetz keine Religion Bevorzugung oder Benachteiligung (auch wenn die Praxis - insbesondere auf Ebene von div. Bundesländern - immer mal wieder davon differiert). Alles andere wäre/ist aktive / progressive Mission bzw. Intoleranz.

---

...noch kurz zur USA und religiös induzierte Kriege: Der ersten Wasserstoffbombe, die die Amis entwickelten, gab man den Namen "Trinity" - zu deutsch "Dreifaltigkeit" (was mich ein Stück weit auch an die Kreuzzüge erinnert). Wie die US-Wahlergebnisse der Zeit belegen, taten die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki dem Ansehen der Regierung wie des Präsidenten kaum Abbruch. Der Großteil der Amerikaner stand hinter dieser (politisch wie humanistisch fragwürdigen) Aktion - nicht zuletzt im Glauben, in Namen Gottes zu handeln.

Re: religiöse Idiotie des Bombenterrors

Verfasst: Samstag 22. Januar 2011, 22:01
von Christel
niels hat geschrieben:nun,
ich sagte einesfalls, das Deutschland im Fall der Ägyptischen Kopten nicht eingreifen bzw. unterstützen soll. Das steht für mich außer Frage. Aber es steht für mich ebenso außer Frage, wenn es (auch zeitgleich) andere Menschen trifft.

Hilfe darf und sollte keine Frage der Religion sein. Jedwede Differenzierung führt zwangsweise zu mehr Ungerechtigkeit, weniger Toleranz und weg von einem weltanschaulich toleranten, gleichbehandelnden Staatswesen.
Ein Bombenanschlag: Über 20 Tote und was weiß ich wie viel Verletzte. Warum?
Alle Opfer besuchten einen christlichen Gottesdienst. Dies war ihr einziges „Verbrechen“. Du meinst Deutschland sollte sich deshalb nicht beschweren.

In der Regel setzt sich Deutschland nicht für Christen ein, jedenfalls berichten die Medien nichts davon. Oder wusstest Du:
Ihr Glaube an Jesus Christus kann sie das Leben kosten: Nur heimlich im Untergrund leben Christen in Nordkorea ihren Glauben. Wer entdeckt wird – etwa beim Beten oder Bibel lesen – kommt mit seiner gesamten Familie in ein Arbeitslager oder wird sofort hingerichtet. Seit acht Jahren in Folge führt Nordkorea den Open Doors-Weltverfolgungsindex an.
http://www.opendoors-de.org/verfolgung/ ... nordkorea/
Für die Zeichner und Veröffentlichter der „Mohammed-Karikaturen“ setzte sich Deutschland massiv ein! Das findest Du richtig.
Wenn Hilfe keine Frage der Religion sein soll, wieso bist du dann dafür, dass man sich für die Zeichner einsetzt, aber dagegen, dass man es für Christen tut?
niels hat geschrieben:Darin sahen angeblich viele Moslems eine "Verunglimpfung des Islam".

Welch absurde Idiotie:
Man rächt sich für eine angebliche "Verunglimpfung" des Islams als Ursache oder mißbrauchte Ideologie für Bombenterror - und wie?

MITTELS Bombenterror...

Ohne Worte...


Cheers


Niels.