Nachtrag zur Papstrede im Bundestag...
Verfasst: Sonntag 25. September 2011, 12:06
Nachtrag zur Rede des römischen Pontifex im Bundestag:
Wer die gestrige Rede Papst Ratzingers im Bundestag eingehender verfolgt (und nicht bereits in den ersten Minuten eingeschlafen) ist, für den hielt Ratzinger doch erstaunliche (Selbst-)erkenntnisse bereit:
Zitat: "...in der Geschichte sind Rechtsordnungen fast durchgehend religiös begründet worden: Vom Blick auf die Gottheit her wird entschieden, was unter Menschen rechtens ist. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarun gsrecht, eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben. Es hat stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen - auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt. ..."
Offenbar steht Herr Ratzinger hier im gröbsten Widerspruch mit seiner "eigenen" römisch-katholischen Kirche. Hat das niemand gehört? Hat der gesamte Katechismus nie stattgefunden? Haben sich Herr Ratzinger wie seine Vorgänger das ganze katechistische Rechts- und "Werte-"system dann "selbst ausgedacht", statt es aus den Schriften (den "Offenbarungen") abzuleiten?
"Natur und Venunft"? Welche Natur? Und vor allem welche Vernunft, wenn der menschlichen Vernuft die moralische Kapazität aus ihren natürlichen Anlagen heraus humane Vernuft zu bilden abgesprochen wurde - und wird?
Zur "subjektiven Vernunft" (mit der "objektiven ist wohl das Natuwissen gemeint, welches wir Wissenschaft nennen) lässt er wissen, das diese aus der Verantwortung eines jeden Menschen selbst heraus erwachsen müsste. Da steht ein Mann quasi ein Leben lang einer ideologisch-religiösen Machtinstitution vor, die sich (allein) als legitime Werteinsta nz versteht und vermittelt, um dann einzusehen das Vernunft über das Wissen hinaus nur aus der persönlichen Verantwortung, aus der bewussten Selbstreflektion eines jeden heraus entstehen kann (und damit, konsequent zuende gedacht, eben nicht einer diese Aufgabe teilweise oder ganz übernehmende, sich anmaßende menschliche Machtinstanz a la Vatikan)? Oder erkennt er die daraus erwachsenden Widersprüche nicht?
Hat er auch übersehen, das der Aspekt der objektiven Vernunft nicht nur bis heute Geringschätzung in seiner Kirche - wie seiner eigenen bisherigen "Philosophie" fand, sondern quasi - wenn es um die "großen, wichtigen Wahrheiten geht..." als "Irrweg", auf jeden Fall aber viel zu überbewertet, gesehen und kommuniziert wird?
Oder hat er übersehen, das selbst "subjektive" Erkenntnisse letztlich objektiv nachvollziehbare Ursachen haben, das selbst "Vernuft" ein natürlicher Prozess ist?
Wenn die Natur unser "Rechtsgeb er" ist, dann entspricht dies der Auffassung des Humanismus, denn wir sind Teil der Natur und von uns entwickelte Werte sind allesamt Produkte dieser.
Zitat: "... Für die Entwicklung des Rechts und für die Entwicklung der Humanität war es entscheidend, dass sich die christlichen Theologen gegen das vom Götterglauben geforderte religiöse Recht auf die Seite der Philosophie gestellt, Vernunft und Natur in ihrem Zueinander als die für alle gültige Rechtsquelle anerkannt haben. ..."
Und ich bleibe dabei: "Philosophie ist Wissenschaft ohne Arme, Religion ist Philosophie ohne Beine".
Die "Natur" als "Rechtsquelle"? Klingt nachvollziehbar, setzt doch die Natur die Spielregeln für das Sein bzw das Leben, wie aber will er aus der Natur Rechtsaspekte herausziehen, ohne dies nach erkenntnispraktischen Prinzipien zu tun?
Wie will ER, als selbsterklärte wie selbstinszenierte Instanz der "Qualitätssicherung der Werte", für die er, Politiker und Anhänger die Kirche deklarieren, über objektive Erkenntnisse hinaus verbindlich ins Subjektive greifen, um dort auch nur eine Erkenntnis zu gewinnen, die gegenüber jeder anderen willkürlichen Behauptung auch nur ein Minimum an höherer Legitimität genießt? Oder gehört die Natur -oder auch jede "subjektive" Einsicht in diese - der Kirche? Warum?
Oder beginnt er zu verstehen, das das, was er und seine Vorfahren als "Gott" verstanden und in Bildern wie Legenden anbeteten, letztlich gleich dem ist, was wir unter "Natur" entdecken?
Wenn ich überhaupt etwas "glaube", dann das mindestens 99,9% seiner Schäfchen nicht annähernd verstanden haben, was Ratzinger da von sich gab - was auch erklärt, warum man ihn unter seinesglei chen für einen "großen Denker" und "genialen Redner" hält. Denn unter den Blinden ist bekanntlich schon der Einäugige ein König...
Wer die gestrige Rede Papst Ratzingers im Bundestag eingehender verfolgt (und nicht bereits in den ersten Minuten eingeschlafen) ist, für den hielt Ratzinger doch erstaunliche (Selbst-)erkenntnisse bereit:
Zitat: "...in der Geschichte sind Rechtsordnungen fast durchgehend religiös begründet worden: Vom Blick auf die Gottheit her wird entschieden, was unter Menschen rechtens ist. Im Gegensatz zu anderen großen Religionen hat das Christentum dem Staat und der Gesellschaft nie ein Offenbarun gsrecht, eine Rechtsordnung aus Offenbarung vorgegeben. Es hat stattdessen auf Natur und Vernunft als die wahren Rechtsquellen verwiesen - auf den Zusammenklang von objektiver und subjektiver Vernunft, der freilich das Gegründetsein beider Sphären in der schöpferischen Vernunft Gottes voraussetzt. ..."
Offenbar steht Herr Ratzinger hier im gröbsten Widerspruch mit seiner "eigenen" römisch-katholischen Kirche. Hat das niemand gehört? Hat der gesamte Katechismus nie stattgefunden? Haben sich Herr Ratzinger wie seine Vorgänger das ganze katechistische Rechts- und "Werte-"system dann "selbst ausgedacht", statt es aus den Schriften (den "Offenbarungen") abzuleiten?
"Natur und Venunft"? Welche Natur? Und vor allem welche Vernunft, wenn der menschlichen Vernuft die moralische Kapazität aus ihren natürlichen Anlagen heraus humane Vernuft zu bilden abgesprochen wurde - und wird?
Zur "subjektiven Vernunft" (mit der "objektiven ist wohl das Natuwissen gemeint, welches wir Wissenschaft nennen) lässt er wissen, das diese aus der Verantwortung eines jeden Menschen selbst heraus erwachsen müsste. Da steht ein Mann quasi ein Leben lang einer ideologisch-religiösen Machtinstitution vor, die sich (allein) als legitime Werteinsta nz versteht und vermittelt, um dann einzusehen das Vernunft über das Wissen hinaus nur aus der persönlichen Verantwortung, aus der bewussten Selbstreflektion eines jeden heraus entstehen kann (und damit, konsequent zuende gedacht, eben nicht einer diese Aufgabe teilweise oder ganz übernehmende, sich anmaßende menschliche Machtinstanz a la Vatikan)? Oder erkennt er die daraus erwachsenden Widersprüche nicht?
Hat er auch übersehen, das der Aspekt der objektiven Vernunft nicht nur bis heute Geringschätzung in seiner Kirche - wie seiner eigenen bisherigen "Philosophie" fand, sondern quasi - wenn es um die "großen, wichtigen Wahrheiten geht..." als "Irrweg", auf jeden Fall aber viel zu überbewertet, gesehen und kommuniziert wird?
Oder hat er übersehen, das selbst "subjektive" Erkenntnisse letztlich objektiv nachvollziehbare Ursachen haben, das selbst "Vernuft" ein natürlicher Prozess ist?
Wenn die Natur unser "Rechtsgeb er" ist, dann entspricht dies der Auffassung des Humanismus, denn wir sind Teil der Natur und von uns entwickelte Werte sind allesamt Produkte dieser.
Zitat: "... Für die Entwicklung des Rechts und für die Entwicklung der Humanität war es entscheidend, dass sich die christlichen Theologen gegen das vom Götterglauben geforderte religiöse Recht auf die Seite der Philosophie gestellt, Vernunft und Natur in ihrem Zueinander als die für alle gültige Rechtsquelle anerkannt haben. ..."
Und ich bleibe dabei: "Philosophie ist Wissenschaft ohne Arme, Religion ist Philosophie ohne Beine".
Die "Natur" als "Rechtsquelle"? Klingt nachvollziehbar, setzt doch die Natur die Spielregeln für das Sein bzw das Leben, wie aber will er aus der Natur Rechtsaspekte herausziehen, ohne dies nach erkenntnispraktischen Prinzipien zu tun?
Wie will ER, als selbsterklärte wie selbstinszenierte Instanz der "Qualitätssicherung der Werte", für die er, Politiker und Anhänger die Kirche deklarieren, über objektive Erkenntnisse hinaus verbindlich ins Subjektive greifen, um dort auch nur eine Erkenntnis zu gewinnen, die gegenüber jeder anderen willkürlichen Behauptung auch nur ein Minimum an höherer Legitimität genießt? Oder gehört die Natur -oder auch jede "subjektive" Einsicht in diese - der Kirche? Warum?
Oder beginnt er zu verstehen, das das, was er und seine Vorfahren als "Gott" verstanden und in Bildern wie Legenden anbeteten, letztlich gleich dem ist, was wir unter "Natur" entdecken?
Wenn ich überhaupt etwas "glaube", dann das mindestens 99,9% seiner Schäfchen nicht annähernd verstanden haben, was Ratzinger da von sich gab - was auch erklärt, warum man ihn unter seinesglei chen für einen "großen Denker" und "genialen Redner" hält. Denn unter den Blinden ist bekanntlich schon der Einäugige ein König...